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Freitag, 29. Mai 2015

Wir sind anders, Gott sei Dank!


Wieder einmal sind sich alle am Tisch einig. Eine spricht aus, was alle denken: Das geht ja gar nicht! Am Tisch entsteht Einvernehmen und Solidarität. Das geht ja gar nicht!
Ich saß zwar in der Nähe und bekam den Inhalt und Anlass der Aufregung leider gar nicht mit. Ich weiß nicht, was da "gar nicht ging". Irgendjemand hat irgendetwas gesagt oder getan, was unmöglich war. Abscheu und Verachtung hing wie eine Wolke über diesem Tisch. "Das geht ja gar nicht!" ist auch so eines dieser Modeworte. Mir gefällt dieser Satz. Du rufst ihn aus der Tiefe deines Bauches heraus im Brustton der völligen Überzeugung. Es gibt da keinen Kompromiss und kein Hauch eines Verständnisses. Auch das muss mal sein! Ewig wird erwartet, dass du Verständnis hast für andere Menschen oder bestimmte Situationen, aber wer hat Verständnis für dich? Mit einem solchen Satz wie "Das geht ja gar nicht!" kannst du auch gleich allen anderen Ärger, den du in dir gesammelt hast, mit nach oben spülen und herauslassen. Die schreckliche Tat dieses unmöglichen Menschen war nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.
Ich hole mir die Situation am Tisch wieder ins Bewusstsein. Das furchtbare Wort, die unmögliche Tat hatte ihre gute Seite. Solidarität und Freundschaft am Nachbartisch. Jawohl! Wir sind anders! Uns passiert so etwas nicht! Wir halten zusammen! Wir pflegen unsere Freundschaft! Wir sind tolerant und verantwortungsbewusst! Wir wissen noch, was Moral und Anstand ist!
Diese fremde Person, von der ich nichts weiß bis heute, hat ohne es zu wissen eine gute Tat vollbracht. Sie hat dafür gesorgt, dass sich mein Bewusstsein erweitert hat. Manchmal ist es gut, seinem Herzen Luft zu machen und den Ärger förmlich auszuspucken. Danach kann der Atem wieder frei fließen und du bekommst die Energie zum weitergehen.

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Donnerstag, 28. Mai 2015

Die Kunst, aus der Schüchternheit eine Tugend zu machen!


Ein Freund sagte vor Kurzem zu mir: Ich traue mich gar nicht, dich zu fragen, ob du einmal Zeit für mich hast. Für einen Augenblick stutzte ich. Moment mal! Wie raffiniert ist das denn? Er traut sich nicht zu fragen und fragt dann doch! Sehr geschickt, auf diese Weise seine Schüchternheit zu überwinden und das zu erhalten, was man sich wünscht. Du fragst einfach, indem du nicht fragst. Das ist eine wunderbare Art, die Hindernisse und Hürden zu überwinden oder geschickt zu umgehen.
Probier es doch einmal aus!
"Ich traue mich nicht, dir zu sagen, dass ich dich liebe, weil ich nicht weiß, wie du darauf reagieren wirst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du einfach Nein zu mir sagst!" statt: "Ich liebe dich."
"Ich traue mich nicht, Ihrer geschickten Verkaufsstrategie jetzt am Telefon zu widerstehen. Sie könnten mir böse sein und mich beim nächsten Anruf über den Tisch ziehen." statt. "Ich möchte nichts!"
"Ich traue mich nicht, von Ihnen eine kostenloses Angebot für eine Heizung machen zu lassen, weil ich mein schlechtes Gewissen fürchte, wenn ich das Angebot nicht annehme und Sie umsonst gekommen sind." "Machen Sie mir ein kostenloses Angebot!"
Manche Dinge lassen sich nicht einfach direkt sagen, aber indirekt geht es leichter. Es ist wie mit den dicken Pillen. Schluckst du sie pur hinunter, könnten sie dir im Hals steckenbleiben. Legst du sie auf einen Löffel mit Joghurt rutscht es wie von selbst.
Überlege einmal, wie oft du am Tag indirekte Fragen stellst oder Wünsche äußerst und hoffst, der andere versteht dich. Direkte Fragen und Wünsche vermeidest du, damit du dir keine Abfuhr holst. Du sagst: "Kommt morgen nicht die Müllabfuhr" statt: "Stell doch bitte den Müll raus!" "Ist noch Tee im Schrank?" statt: "Kochst du mir einen Tee?" "Bis zum Fußballplatz ist es ziemlich weit!" statt: "Könntest du mich dahinfahren?"
Niemand mag so gerne eine Zurückweisung im Nein. Oftmals hören wir im "Nein" zu einer ganz bestimmten einzelnen Frage gleich eine grundsätzliche Ablehnung. Indirektes Fragen verkompliziert leider das Leben ein wenig es sei denn, du machst das so geschickt wie mein Freund.

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Mittwoch, 27. Mai 2015

Die Kunst, Besucher in seiner eigenen Wohnung zu sein


In meiner Wohnung bin ich zu Hause. Ich habe dort meinen festen Platz. Dort steht mein Bett und dort steht mein Stuhl. Im Kühlschrank befinden sich meine Nahrungsmittel und ich brauche niemanden zu fragen. Im Schrank hängen und liegen meine Anziehsachen. Die passen mir haargenau und sie riechen nach mir. Meine Wohnung fühlt sich an wie eine Haut um meine Haut herum.
Alle Gegenstände sind mir vertraut. Sie gehören zu mir und ich gehöre zu ihnen. Manchmal bin ich überrascht, wenn ich etwas finde in der Ecke meines Schreibtisches, an das ich mich nicht mehr erinnere. Aber dennoch weiß ich: Auch das gehört zu mir. Ich habe es lediglich vergessen.

In einer fremden Wohnung bin ich nicht zu Hause. Im Kühlschrank dort gibt es Dinge, die ich mir nie kaufen würde. In den Kleiderschränken hängen Dinge, die mir nicht passen in Farben, die mir nicht stehen. Sie gehören mir auch nicht. In den Schränken dort gehört mir kein einziges Teil. Alles ist mir fremd. Die Möbel sind mir fremd und auch der Blick aus dem Fenster. Ich bin ein Besucher. Ich darf mich dort aufhalten, weil ich eine Erlaubnis bekommen habe. Ich sehe den Stuhl an und frage: "Darf ich?" Ich blicke auf die Wasserflasche und frage wieder: "Darf ich!" Überall steht dran: "Du musst mich schon fragen!" Ich bin ein Besucher und ich frage mich, wie lange ich bleiben darf. Einen Nachmittag? Oder mit Übernachtung und Frühstück? Ich bin ein Besucher in einer mir fremden Wohnung.

Jetzt stell dir doch mal einen Augenblick vor, dass du diese Gefühle der Fremdheit in einer fremden Wohnung überträgst auf dein "zu Hause". Du betrittst deine Wohnung und bist ein "Besucher". Dort gehört dir nichts. Es gehört einem Fremden. Zufällig mag im Kühlschrank etwas stehen, was du auch magst. Im Schrank mag es Kleidung geben, dir dir auch passt. Aber all diese Dinge gehören dir nicht. Du bist ein Besucher in deiner eigenen Wohnung. Kennst du dieses Gefühl? Mir geht es oft so nach einer Urlaubsreise. Ich komme nach Hause und es hat seine Vertrautheit verloren. Während deiner Abwesenheit haben sich fremde Gerüche verbreitet und du befindest dich in einem Zustand des "Fremdelns". Du musst dich neu anfreunden in und mit deiner eigenen Wohnung.

Jetzt könntest dir weiterhin vorstellen, dass du ein Experiment machst. Geh doch einfach mal in eine Besucheridentität hinein. Du kommst von einem anderen Planeten und darfst dir deine eigene Wohnung anschauen. Lass alle Dinge einmal ganz neu auf dich wirken. Beobachte, was in deinem Kühlschrank ist. Wie bist du eingerichtet? Was erzählt dir der Bewohner über sein Wesen, seine Gewohnheiten, Vorlieben? Wie aufgeräumt oder chaotisch wohnt dieser Mensch. Du gehst herum und staunst über diesen Menschen, der so lebt, wie er da lebt. Du wirst vielleicht vieles mögen. Vielleicht wirst du als Besucher deiner eigenen Wohnung aber auch an der einen oder anderen Stelle anhalten und dich fragen: "Macht das Sinn, so zu leben? Ginge es nicht auch anders?" Als Besucher wirst du nichts verändern können, denn du hast dort ja keine Rechte. Du musst also die Wohnung wieder verlassen und noch einmal hineingehen. Jetzt gehst du durch die Tür wie ein Bewohner. Aber du nimmst die Impulse deines Besuchers mit und hast wertvolle Anregungen für eine verbesserungswürdige Veränderung. Und so ganz nebenbei wirst du die Kunst lernen, Besucher in deiner eigenen Wohnung zu sein.
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Dienstag, 26. Mai 2015

Auf den Ton kommt es an!


Eigentlich würde ich hier lieber eine Audiodatei veröffentlichen, denn bei der Betonung geht es ja um den Ton und um das Hören. Auf den Ton kommt es an!
"Was du gesagt hast, stört mich nicht! Aber wie du es sagst! Da hast du dich wohl im Ton vergriffen!" Im Schwingen der Stimme hören wir mehr als nur Worte wie von einem neutralen Sprachcomputer. Da möchte jemand etwas von dir. Mit welchem Wort fängt er an? "Anna,... könntest du mal..." "Martin,... das finde ich jetzt...." Du wirst also mit deinem Namen angesprochen. Und oft vermutest du schon beim Aussprechen deines Namens, dass da jemand von dir etwas möchte. Kennst du auch solche Sätze wie: "Du meldest dich auch nur, wenn du etwas willst!" Jemand möchte "etwas" von uns, aber wir als Personen sind selbst oft gar nicht gemeint. Dein Auto ist interessant, dein Wissen, dein Rasenmäher oder dein Grill. Aber du?
Ja klar, du wirst mit deinem Namen angesprochen, aber du bist nicht gemeint. Jetzt stell dir einmal einen Menschen vor, der dich mag! Er spricht dich an und sagt deinen Namen. Er will nichts von dir. Er ruft nur deinen Namen! In seiner Stimme schwingt Wohlwollen, Aufmerksamkeit, Neugier und Freude. Da gibt es auf einmal einen völlig anderen "Ton". Die Vokale in deinem Namen fangen an zu schwingen. Die M's und S's, F's und W'S beginnen zu surren und zu vibrieren. Im "Tönen" deines Namens spürst du ein großes Willkommen. "Schön, dass du da bist!"
Auf den Ton kommt es wirklich an! Nicht, wenn jemand etwas von dir will. Einen höflichen und freundlichen Ton finde ich eher selbstverständlich. Mir geht es um den Ton, der da drunter und da drüber liegt. Die Ober- und Untertöne! Das ganze Spektrum deines Daseins! Ob du deinen Namen liest oder aussprichst - ein Riesenunterschied! Geh doch mal in den Wald und rufe deinen eigenen Namen. Summe ihn! Singe ihn! Dehne die Vokale und lasse es klingen! Verlocke dich selbst, lade dich ein und lege ein schelmisches Glucksen mit hinein. Dann geh in eine Kirche, stelle dich mitten in den Raum und wiederhole das Ganze noch einmal. Bemerkst du einen Unterschied? Du im Wald oder du in der Kirche?
Dann gehst du mit einem lieben Menschen in den Wald oder in die Kirche und "betönst" diesen. Du wirst merken, wie du da in Schwung kommst. Alle deine Körperzellen werden aktiv werden. Dein Gegenüber wird vor Freude und vielleicht auch vor Scham erröten. Aber es wird zu einem unvergesslichen Ereignis und Fest werden.
Nach der Bibel erschuf Gott die Welt durch das Wort. Er tönte auch! Durch die Schwingungen aus seinem Herzen, ausgedrückt in Töne und Worte wurde die Schöpfung! Für ihn kam es auch darauf an, dass er den Ton fand, der das Leben hervorbrachte. Auf den Ton kommt es an, weil er eine ganze Welt erschafft!
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Montag, 25. Mai 2015

Rede wie Silber und schweige wie Gold!


So geht ja das Sprichwort eigentlich: "Reden ist Silber. Schweigen ist Gold!" Ein feierliches Abschlusswort eines Menschen, der nicht zum Kreis der Schwätzer, Denunzianten und Intriganten gehört. Ein Mensch, der auf die Kraft des Schweigens vertraut! Reden ist ganz in Ordnung, aber Schweigen ist auf jeden Fall besser. Silber ist wertvoll, aber Gold ist noch wertvoller.
Dadurch, dass "reden" und "schweigen" in einem Zusammenhang gesetzt werden geschieht zugleich eine Wertung.
Silber hat doch eine ganz eigene und besondere Qualität. Silber ist sehr kostbar. Manche Menschen können sehr gut Silberschmuck tragen. Sie sehen damit wunderbar und würdig aus! Eine Augenweide! Alte Menschen mit "silbernem" Haar wirken erfahren und weise!
Gold hat auch eine ganz eigene und besondere Qualität. Gold ist sehr kostbar. Manche Menschen können sehr gut Goldschmuck tragen. Sie sehen damit wunderbar und außergewöhnlich aus! Eine Augenweide! Menschen mit Gold in der Stimme erfreuen das Herz der Zuhörer!
Reden hat eine wunderbare Qualität! Darin besteht die Hälfte der Kommunikation! Reden auf der einen Seite und zuhören auf der anderen Seite. Toll, wenn jemand über seine Gefühle sprechen kann! Einladend, wenn jemand wohltuende Worte findet! Was täten wir ohne die Geschichtenfinder- und erzählerInnen! Durch das Reden werden ganze Welten erfunden. "Am Anfang war das Wort!" steht schon in der Bibel. Du kannst natürlich auch einfach drauflos quatschen! Darum wäre das schon wichtig, "Reden" mit "Silber" in einen Zusammenhang zu bringen. Etwa so: "Rede wie Silber!" Geh sorgfältig mit deinen Worten um! Achte darauf, was dein Reden beim Zuhörer auslösen kann! Finde ein gutes Maß! Zu wenig ist manchmal eben zu wenig. Und zu viel ist zu viel!
Schweigen hat eine wunderbare Qualität! Verteilt auf die vielen Stunden des Tages schweigst du lange Zeiten. Wenn du nachts im Bett deine Augen schließt trittst du ein in das große Schweigen! Im Schweigen kommt eine ganz neue Welt zu dir! Im Schweigen findest du Ruhe und Kraft! Es ist möglich, im Schweigen sich jenseits aller Worte zu verstehen. Du kannst aber auch schweigen, weil du gekränkt bist. Du verweigerst dich der Kommunikation bzw. des Redens. Du hältst den Mund, damit du nichts falsches sagen willst! Du schweigst halt lieber in Streitsituationen. Darum macht es Sinn, auf die Qualität des Schweigens zu achten! "Schweige wie Gold!" Werde dir dessen bewusst, dass es Art des Schweigens gibt, die wir Meditation oder Kontemplation nennen. Im Schweigen nimmst du das "Ganze" wahr. In der Bibel wird erzählt wie Gott am siebten Tag der Schöpfung ins Schweigen ging. Er ruhte aus! Auch Jesus ging für 40 Tage in die Wüste um eine "goldene" Schweigezeit mit Gott zu erleben.
Doch in der Kombination von "Reden wie Silber" und "Schweigen wie Gold" wird der Wert der einzelnen Qualitäten zerstört. Hilfreicher wäre es, ein Gespür dafür zu entwickeln, was zu welcher Zeit dran ist. Und dass du zugleich darauf achtest, dass deine Art zu reden und zu schweigen sich gut weiterentwickelt zu einer silbernen und goldenen Qualität.
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Sonntag, 24. Mai 2015

Die ganze Welt ein Friedhof!


Zugegeben! Auf den ersten Blick kein schönes Thema! Mitten im Frühjahr von Friedhöfen zu sprechen. Aber wenn du bereit bist, mit mir einmal dahin zu schauen dann musst du mit mir übereinstimmen, dass die ganze Welt ein einziger Friedhof ist. Jede Blume, jeder Baum, jedes Tier in freier Wildbahn oder gezähmt und jeder Mensch stirbt irgendwann und geht den Weg der Verwesung.
Wenn wir an einen Friedhof denken, dann kommen uns natürlich zuerst die von uns Menschen angelegten Orte in den Sinn. Da wird der Tod hin verbannt. Der Friedhof ist eingezäunt und abgegrenzt. So wird der Tod kontrolliert und es wird ihm ein Ort zugewiesen, an dem er sein darf. Aber der Tod lacht uns aus! Er sagt dir: "Du lebst in einer Illusion! Die ganze Welt ist ein Friedhof und du findest keinen Ort, wo es mich nicht gibt."
Im Bad hinterlassen wir unsere Ausscheidungen, die Haare und die Hautschuppen.
Auf den Sitzpolstern reiben wir im Laufe der Jahre die Kleidung ab, die wir tragen.
In der Küche beendest du das Leben von Obst und Gemüse. Dort steht dein Behälter für Müll, der dann weitertransportiert wird auf unterschiedliche Friedhöfe für Bio, Rest oder "gelber Sack" mit der Chance, noch einmal in den Kreislauf zu dürfen.
In deinem Schlafzimmer findest du in der Schmutzwäsche die Sammlung deiner Körperdüfte und Ausscheidungen in etwas feinerer Konsistenz.
Im Waschkeller hast du dir einen besonderen Friedhof eingerichtet und leitest das Schmutzwasser geschickt aus deinem Haus.
Kein Raum in deinem Haus, der nicht Friedhof ist. Schau einmal genau hin!
Im Supermarkt beerdigst du dein Geld und auf der Arbeit begräbst du dein Zeitkontingent. Nicht jeder deiner Friedhöfe zeigt seine schreckliche Seite. Sehr dezent lassen wir den Tod agieren! Aber du wirst nicht drum herum kommen. Du lebst in deinem Friedhof Körper, in deinem Friedhof Haus und in einer Welt, die ein einziger Friedhof ist!
Erschrickt dich diese Sichtweise? Wir bauen ja oft einen Gegensatz auf. Hier das Leben und da der Tod! Das Leben suchen wir, den Tod vermeiden wir! Doch Martin Luther sagte schon: "Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen!" Wahrscheinlich meinte er damit das biologische, menschliche Ende.
Die ganze Welt ein Friedehof! Immerhin verbirgt sich in dem Wort ein Geheimnis. Da steckt das Wort "Frieden" drin! Die Ganze Welt ist also ein Hof, an dem es Frieden gibt. Mir geht es darum, dass es immer zwei oder mehr Wahrheiten gibt, die zur gleichen Zeit existieren. Die andere Wahrheit stimmt ebenso: Die ganze Welt ist ein Paradies!
Dein Schlafzimmer schenkt dir Ruhe und Erholung! Deine Küche gibt dir wunderbare Nahrung! Dein Bad lässt dich frisch werden! Dein Waschkeller sorgt für saubere Kleidung! Du verbindest dich mit der lebendigen Natur und dankst dem Schöpfer für dein Leben. Die ganze Welt ist ein Friedhof! Das bleibt! Die ganze Welt ist ein Paradies! Das bleibt auch!
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Freitag, 22. Mai 2015

Die Kunst, zufrieden mit der Unzufriedenheit zu sein


Wir haben unsere inneren Abläufe und Mechanismen, die oft schon automatisch funktionieren. Du wachst zum Beispiel morgens mit einem "Unzufriedenheitsgefühl" auf. Dieses Gefühl ist einfach da. Kann ja auch gar nicht anders sein, bei dem Wetter draußen! Oder: "So, wie mich die Kinder schon anschauen kann der Tag nur schrecklich werden!" Oder: "So, wie mir das Essen heute schmeckt! Wenn das nicht ein schlechtes Zeichen ist.!" Oder: "Was meine Waage schon wieder anzeigt! Heute gibt es einen erzwungenen Fastentag!"
Ich finde immer einen Grund, warum meine Unzufriedenheit berechtigt ist. So schaffe ich es mit Leichtigkeit, diesen Gefühlszustand den ganzen Tag durchzutragen und den Abend mit Unzufriedenheit zu erreichen! Vielleicht aber geht dir ein solches Leben irgendwann auf die Nerven. Deine Familie sieht in dir einen Dauernörgler! Du verbreitest ständig schlechte Laune! Du leidest auch noch selber darunter! Du kannst alles so lassen oder es auch ändern. Aber wie?

Jetzt kommt der "Trick" 
Wenn du dir morgens beim Aufwachen noch im Bett die folg1ende Frage stellst: "Wie werde ich es schaffen, dass ich  den heutigen Tag unzufrieden beende!" denkst du über deine typischen Unzufriedenheitsgründe nach. Sie werden dir bewusst und es wird nicht mehr so leicht sein, den Abend mit völliger Unzufriedenheit anzusteuern. Es könnte ja zur Abwechslung auch mal der Wunsch nach Zufriedenheit auftauchen, gleich zu Beginn des Tages! Du kommst zu der Erkenntnis: Du willst ein zufriedener Mensch sein und richtest deine Aufmerksamkeit auf alles, was schön ist und was dir gelingt. Dann hat dir die Unzufriedenheit geholfen, ein zufriedenerer Mensch zu werden.
In diesem Sinne! Ein waches Bewusstsein!

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Donnerstag, 21. Mai 2015

Die Kunst, Herz und Verstand in Einklang zu bringen


Wie weit ist eigentlich die gefühlte Strecke zwischen Verstand und Herz? Manchmal unendlich? Die körperliche Strecke lässt sich leicht messen. Bei mir sind das ca. 35 Zentimeter. Dieses kurze Distanz ließe sich doch leicht überwinden, oder? Andersherum. Es müsste doch ein Leichtes sein, den Verstand und das Herz miteinander zu verbinden und in Einklang zu bringen. Leider ist es oft so, dass Verstand und Herz nicht gut miteinander kooperieren. Die Folge ist: wir fühlen uns nicht in Übereinstimmung mit uns selbst. Was will das Herz und was will der Verstand? Manchmal wohnen da zwei Personen in unserem Inneren und kennen sich nicht einmal gegenseitig. Geschweige denn, sie vertrauten sich!
Stell dir doch einmal Folgendes vor: du gehst in den Supermarkt und stehst vor dem Regal mit den Chips. (Wenn du solche nicht magst, kannst du dich auch woanders hinstellen.) Diese Chips lachen dich jetzt an. Dein Herz hüpft vor Freude und in dir entsteht ein Bild. Es ist Abend, die Arbeit ist erledigt. Im Fernsehen kommt ein Film, den du schon immer sehen wolltest. Im Keller wartet ein leckerer Rotwein auf dich und du siehst dich entspannt auf der Couch mit der Tüte Chips und einem Glas Rotwein vor dem Fernseher. Dein Herz sagt voller Freude: JA! EINE WUNDERBARE IDEE!
Es geht wohlgemerkt nur um das Prinzip. Das Herz jauchzt also vor Freude auf. Du stehst vor dem Regal. Wenn du jetzt noch eine Sekunde zögerst, dann ist auf einmal alles aus und vorbei. Wohlgemerkt, es reicht eine Sekunde! Es kommt schleichend, aber mit großer Macht. Es ist ein winzig kleiner Gedanke, der sich bemerkbar macht. Etwa so: Ob die Chips gut sind für deine Gesundheit? Was sagt der Rest der Familie, wenn sie dich so sehen, vor dem Fernseher? Füße hoch, hingefläzt mit dem Rotwein? „Hast du nichts Besseres zu tun? Der Spielfilm ist doch nichts! Eine Schnulze! Nichts für die Weiterbildung!“ Dann schaust du auf das Preisschild der Chips Tüte und auf die Mengenangabe. Aha, viel zu teuer und viel zu wenig drin. Es lohnt sich nicht, diese Tüte zu kaufen. Wenn der Rest der Familie davon auch noch etwas will, dann bleibt kaum noch was für dich übrig. Zwei Tüten kaufen? Das geht überhaupt nicht! Die Kommentare zu Hause: „Planst du ein Frustessen? Denk an dein Gewicht! Willst du uns auch noch mästen?“
Und stell dir vor: du stehst immer noch vor dem Regal und weißt: es sind nur deine Gedanken, nur deine Vorstellungen, nur deine Bilder. Es sind nicht die Bilder und Vorstellungen deiner Familie! Es sind deine Bilder, die sich da im Kopf ausbreiten, was deine Liebsten so über dich denken könnten. Und? Merkst du, was da gerade geschehen ist und was jetzt geschehen wird?
Geschehen ist folgendes: dein Verstand hat dir einen üblen Streich gespielt. Er hat dein Herz einfach plattgemacht. Und dein Herz? Es zieht sich bekümmert zurück, die Stimme wird immer leiser und zaghafter: ich wollte doch nur… Ich wollte doch nur… Und ich hier der Schreiber bin mir relativ sicher: die Chips Tüte bleibt im Regal, der Wein im Keller und der Spielfilm ungesehen. Das ist ja auch vernünftig so. Im wortwörtlichen Sinne: es entspricht der Vernunft. Aber entspricht es auch dem Herzen?
Jetzt stell dir einmal vor, du handelst nicht nur so bei der Chips Tüte. Dahinter offenbart sich ein verborgenes und zugleich unbewusstes Prinzip in deinem Leben. Handel vernünftig! Kindern sagt man es auch: sei doch vernünftig! Du bist doch schon groß!
So wird das Herz kleingemacht, die Gefühle kleingeredet und in die Bedeutungslosigkeit geschickt. Dabei wollte das Herz doch nur ein wenig beachtet werden. Bei der Tüte Chips kann man ja noch schmunzeln, aber wenn es um wichtigere Lebensthemen geht oder gar um die eigene große Lebensgeschichte, sieht das schon anders aus.
Stell dir vor, du begegnest der Liebe deines Lebens! Dein Herz sagt: JA! Wie wunderbar! Und wenige Augenblicke später meldet sich dein Verstand nur mit einer kleinen Anmerkung, so ganz nebenbei und eigentlich gar nicht wichtig: jetzt ist es doch noch zu früh! Du kennst diese Person ja gar nicht. Sei vorsichtig! Du warst noch nicht beim Friseur. Du hast doch eigentlich gar keine Zeit… Merkst du, wie der Verstand, die Vernunft arbeitet?
Oder du bist unglücklich an deiner Arbeitsstelle und ergehst dich in Tagträumereien: irgendwo gibt es eine Stelle, an der du glücklicher sein könntest. Dann auf einmal kommt die Stelle, an der du glücklich sein kannst. Dein Herz sagt wieder: JA! Und wenige Augenblicke später meldet sich die bekannte Instanz am oberen Ende des Kopfes. „Du kommst vom Regen in die Traufe! Pass ja auf! Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“
Wenn du dieses Spiel zwischen Verstand und Herz zu oft spielst, und auf diese Weise spielst, wird sich dein Herz zurückziehen. Es bekommt ja nicht den Raum, den es braucht. Das Praktische siegt. Der Verstand behält die Kontrolle. Doch was tun?
Wenn es dir gut damit geht, brauchst du nichts zu tun! Es ist ja gut so, wie es ist. Aber wenn es dir nicht damit gutgeht und du etwas anders machen möchtest – wegen deines Herzens und der damit verbundenen Herzensenergie, dann begib dich in das folgende Bild: Die Uhr geht zu auf Mitternacht und gleich schlägt die Uhr zwölf Mal. Du gibst deinem Herzen die Erlaubnis, zuerst durch die Tür in den neuen Tag zu gehen. Ein wenig vor Mitternacht. Den Verstand bittest du, noch ein wenig zu warten und vielleicht über den vergangenen Tag zu reflektieren. Das macht er gerne für dich. Dem Herzen gibst du dadurch einen kleinen Vorsprung. Es darf einfach mal so fühlen und Dasein. Staunen über den Anfang des neuen Tages! Freude wachsen lassen! Für einen Moment innehalten und nur Dasein – das ist wie das Staunen über den Sternenhimmel und dabei die Zeit vergessen. Dieses Gefühl, was sich dann einstellt, dehnst du zeitlich aus, so oft es geht. Schwierig? Eigenartig? Es geht dabei nur darum, dem Herzen ein wenig mehr Raum zur Entfaltung zu geben, damit der Verstand nicht sofort deckelt. Das heißt für mich: Folge deinen Impulsen! Gib der Herzensenergie Raum, lass es sich entfalten. Gehe in Übereinstimmung von Herz und Verstand. Bitte deinen Verstand, deinem Herzen zu dienen und nicht zu widersprechen, zu kontrollieren oder Vorschriften zu machen. „Den Impulsen zu folgen“ – wofür lohnt sich ein solcher Weg? Es könnte sein, dass du einfach glücklicher und zufriedener bist mit dir. Probier es mal aus! Das wünsche ich dir: in Balance zu sein zwischen Himmel und Erde, in Übereinstimmung sich zu befinden von Verstand und Herz und ein großes JA! zum eigenen Leben auszusprechen.  
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Montag, 18. Mai 2015

Die Kunst, seinen Schatten zu küssen

Es gibt Eingschaften und Fähigkeiten, die du an dir magst.  Die Seite in uns, die wir nicht anschauen mögen, die wir verleugnen, verdrängen oder bekämpfen nennen wir Schatten.
Wir schauen auf unseren dicken Bauch und mögen uns so unförmig nicht leiden. Wir wären gerne schlanker. Damit wir den dicken Bauch nicht ansehen müssen tun wir so, als sei er gar nicht vorhanden.
Du ärgerst dich über deine Unpünktlichkeit und deine Unfähigkeit, deinen Tag ordentlich zu strukturieren und zu planen. Diese Seite an deiner Persönlichkeit magst du überhaupt nicht und wenn dich jemand auf deine Unpünktlichkeit hinweist, dann gehst du hoch wie eine Rakete.
Welche deiner Schattenseiten sind dir vertraut? Wenn du Vorsätze für das neue Jahr gefasst hast, dann beschäftigst du dich gerade mit einem Teil deiner Schattenseiten. In diesem Augenblick sind sie dir schon bewusst geworden und aus dem Schatten in das Licht getreten. Sie sind dir zwar bewusst, aber du magst sie nicht. Du magst nicht deinen dicken Bauch und und magst nicht deine Unpünktlichkeit.
Aber, diese Seiten sind dir jetzt bewusst. Sie sind im Licht und nicht mehr im Schatten. Wenn du deine Vorsätze nicht erfüllst dann kann das ein Zeichen sein, dass du deinen Schatten wieder aktiviert hast. Darum meine Idee für den Umgang mit dem Schatten: Küsse ihn!
Den Schatten magst du nicht, aber er gehört zu dir. Es ist ein Teil deiner Persönlichkeit. Du wünschst dir ja auch sonst von allen deinen Freunden und Freundinnen und deiner Familie, dass sie dich so annehmen, wie du bist. "Liebe mich doch so, wie ich bin!" Die Schattenseiten gehören zu dir wie alle anderen Seiten, die du magst.
Wie wird mit den "schwarzen Schafen" in deiner Familie umgegangen? Werden sie ignoriert, ausgegrenzt oder beschimpft? So, wie du mit den "schwarzen Schafen" im Außen umgehst, wirst du vermutlich auch mit den "inneren schwarzen Schafen" umgehen. Die "inneren schwarzen Schafe" gehören zu dir, sie sind ein Teil von dir. Wenn du sie gut behandelst, behandelst du dich insgesamt gut.
Den Schatten zu küssen ist mehr, als ihn nur anzunehmen. Im "Annehmen" kommt eher zum Ausdruck, dass du mit Anstrengung und ein wenig Widerwillen dich dazu durchringst, endlich nach einem langen abwehrenden Weg anzufangen, mit dem Schatten einverstanden zu sein. Den Schatten zu küssen heißt, den Sprung ins kalte Wasser wagen, etwas völlig Ungewöhnliches zu tun, eine wirklich neue Erfahrung zu machen, den Kopf umzukrempeln und die Wirklichkeit neu zu erfinden.
Also, viel Freude beim Küssen des Schattens und der Erfindung einer neuen Wirklichkeit!

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Sonntag, 17. Mai 2015

Die Kunst, barfuß auf Steinen zu laufen


Unser Laufen ist doch sehr bequem geworden. Die Schuhe verhindern den unmittelbaren Kontakt zur Erde. Du läufst also immer weich, wenn du den geeigneten Schuh trägst. Der Weg kann kalt oder heiß sein, glatt und eben oder huckelig. Die Schuhe federn ab, gleichen aus, sorgen für Beständigkeit. Deine Füße bekommen die Botschaft: Das Leben gleitet immer gleichförmig dahin ohne große Tiefen und ohne besondere Hürden.
Gestaltet sich unser Geist und unser Bewusstsein möglicherweise auch danach nach dem Motto: Wie die Füße so der Rest vom Menschen? Bequem in den Schuhen, bequem durch das Leben? Mit 18 Jahren hatte ich mal ein Anwandlung von Nostalgie und bin wie meine Vorfahren mit Holzschuhen durch den Alltag gelaufen. Das Holz fühlte sich sperrig und klobig an. Die Schritte waren auf einmal nicht mehr geschmeidig sondern grob und laut klappernd. Zugleich gab es aber eine viel größere Aufmerksamkeit auf den Vorgang des Laufens selbst. Eine größere Achtsamkeit. Es ist wie noch einmal laufen lernen. Du wirst zum Anfänger einer Fertigkeit, die du schon lange glaubtest zu beherrschen.
Inzwischen gibt es ja zahlreiche Barfußparcours. Da kannst du mit deinen Füßen experimentieren. Laufen auf Holzspäne, Sand oder Steinen. Den Sand konnte ich noch ertragen, aber die Steine?! Bei jedem Schritt stieg der Schmerz bis in die Kopfspitze. Der ganze Körper wurde durchgeschüttelt und alle Muskeln schrieen laut um Hilfe. Es war pure Folter! Ich bin ein Schuhläufer. Zu hundert Prozent! Schuhe geben mir Sicherheit und Wohlbefinden.
Jetzt beame ich mich ein paar Jahrhunderte zurück zu meinen Vorfahren! Die liefen barfuß. Jeden Tag und bei jedem Wetter und auf jeden Untergrund! Viele indigene Völker laufen bis heute barfuß. Was für die selbstverständlich und ohne Bedeutung ist, wirkt auf mich wie eine hohe Kunst.
Wir haben viele natürliche Fähigkeiten verloren. Als "zivilisierte" Menschen wähnen wir uns unglaublich fortschrittlich. Vielfach haben wir aber das Gespür und die Intuition verloren.
Wer barfuß auf Steinen laufen kann behält den Kontakt zur Erde. Lebt die menschliche Geschöpflichkeit. Weiß um Härte und Kälte. Muss im Hier und Jetzt das Gleichgewicht finden. Vielleicht würden wir in der Barfußidentität wieder viel lebendiger werden, ursprünglicher, einfacher und näher dran.
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Freitag, 15. Mai 2015

Die Kunst, Eigelb und Eiweiß zu trennen


Ich habe vor einiger Zeit jemanden gesehen, der sehr geschickt Eigelb und Eiweiß getrennt hat. Das ganze Ei kam in die Schüssel, eine Plastikflasche zusammendrücken und den Flaschenhals über das Eigelb halten. Durch den Unterdruck wird dann das Eigelb in die Flasche gesaugt und ... fertig.
Ich mache es weiterhin klassisch. Ei in der Mitte anklopfen mit Hilfe der Kante von einer Porzellantasse, vorsichtig in zwei Hälften zerbrechen, dabei das Eiweiß in eine Schüssel laufen lassen und das Eigelb vorsichtig von der einen Hälfte wieder in die andere Hälfte der Eierschale gleiten lassen bis Eigelb und Eiweiß getrennt sind.
Halt Stopp! Da stimmt etwas nicht! Es stimmt schon nicht in der Überschrift! Im Ei selbst sind Eigelb und Eiweiß doch schon getrennt. Beide Elemente sind nicht vermischt! Das Eigelb ist umhüllt und vermengt sich nicht mit dem Eiklar. Das Wesen des Eis besteht in einer eindeutigen Trennung von Gelb und Weiß. Ich muss da nichts mehr wirklich trennen. Das Ei hat also für meinen Trennungswunsch schon die wichtige Vorarbeit geleistet. Ich muss nur dafür sorgen, dass ich diese Arbeit nicht kaputt mache. Ich vollende vielleicht die Trennung oder ich mache sie noch deutlicher oder noch sichtbarer. Aber die Trennung ist eindeutig vorhanden.
Diese Beobachtung bringt mich auf einen wichtigen Gedanken. Trennung und Verbindung ist nicht immer so eindeutig klar. Nicht so klar wie das "Eiklar". Wir sagen zum Beispiel: Das ist eine Familie! Sie besteht aus Vater, Mutter und Kinder! Wenn jetzt Vater und Mutter sich in einer Ehekrise befinden und die Kinder sich im Haus nicht mehr wohlfühlen. Gibt es dann noch eine Familie? Sind die dann zusammen oder nicht doch eher getrennt?
Wenn zwei Kinder sich streiten und die Mütter ziehen die zwei auseinander - sind die Kinder dann getrennt? Körperlich vielleicht, aber im Herzen sind die Kinder im Streit verbunden. Ist Wasser Wasser oder eine Zusammensetzung aus Sauerstoff und Wasserstoff? Was geschieht eigentlich, wenn man Eiweiß und Eigelb auseinanderbringt? Zunächst einmal hat man die Eierschale zerstört, sonst würde das gar nicht gehen. Bist du dir sicher, dass Gelb und Weiß wirklich getrennt sind? Vielleicht gibt es zwischen den Beiden eine für dich unsichtbare Verbindung. Vielleicht existiert eine Verbindung noch in deinem Kopf. Obwohl du die Schale zerbrochen hast, kannst du das ganze Ei heil denken, nicht wahr?
Wenn du jetzt aber ein Ei aufschlägst und das Eigelb und das Eiweiß miteinander verquirlst, kannst du die beiden Teile dann noch voneinander trennen? Kannst du das? Wenn du das kannst, bist du echt ein Künstler und verdienst meine volle Bewunderung und Anerkennung.
Vielleicht denkst du jetzt: "Was schreibt der da für ein wirres Zeug! Ich verstehe nicht wirklich, was sein Anliegen ist!" Was ist mein Anliegen? Wir konstruieren unsere Gedanken und wir erschaffen Wirklichkeit. Ich habe jetzt einfach einmal versucht, etwas durcheinander zu bringen. Ich möchte dich verunsichern mit der Frage, ob es immer so eindeutig ist, wenn etwas getrennt oder verbunden ist. Verbindung und Trennung entsteht im Kopf, oder?
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Donnerstag, 14. Mai 2015

Die Kunst, Lamettafäden zu schneiden


Schmückst du deinen Weihnachstbaum auch mit Lametta? Der besteht doch aus lauter langen und dünnen Silberfäden. Natürlich kaufst du dein Lametta fix und fertig geschnitten. Alle Fäden in der Packung sind schön gleichmäßig, oder?
Wenn du den nicht kaufen könntest, dann müsstest du aber tatsächlich Lametta schneiden. Streifen für Streifen würdest du sorgfältig von deiner Alurolle abschneiden. Deine Phantasie ginge hin zu einer Vereinfachungsmaschine. Oder zu einer Person, die das für dich macht. Oder dahin, diese Streifen auf jeden Fall aufzubewahren, weil sie dir so viel Mühe und Zeit gekostet haben.
Dabei kommen im Leben doch so häufig Situationen vor, wo du im übertragenen Sinne "Lametta schneidest". Gemüse putzen und kleinschneiden, Unkraut jäten, Staub wischen, in einem Stau weiterkriechen, eine Perlenkette auffädeln, einen Text Buchstaben für Buchstaben weiterschreiben, die Wartezeit beim Arzt ertragen im Blick auf die Uhr...
Eigentlich möchtest du direkt zu dem Ergebnis springen. Du bist mental schon beim Ende. Das Lametta hängt schon am Baum, der Eintopf ist gekocht und dein Garten sieht super aus. Leider musst du durch diesen Prozess hindurch. Du musst Faden für Faden schneiden. Jedes Krautpflänzchen wartet auf deine rupfenden Finger.
Durch den Prozess musst du hindurch. Aber wie? Das ist die große Frage! Und das ist das, was den Unterschied macht. Du hast Einfluss auf die Gestaltung des Prozesses. Wenn du beim Lamettaschneiden auf das Ende fixiert bist, dann hältst du damit dein Leben an. Du setzt mit dem Leben aus und fängst wieder an, wenn dein Lametta geschnitten ist. Wenn du während des Lametta schneidens achtsam bist und dich am Schneiden erfreust, an dem Glitzer, an der Fertigkeit deiner Hände und an der Qualität deiner Schere wird der Prozess selbst zu einem Fest.
Du schneidest dich nicht irgendwie durch, sondern du entwickelst dich zum Lamettaschneidekünstler. Du kannst Staubwischkünstlerin werden oder auch Staukriecherkünstler. Vielleicht wird das sogar zu deinem Alleinstellungsmerkmal. Du bekommst vielleicht keine öffentliche Anerkennung, aber du bist ganz im Sein. Wer weiß, ob du dein nächstes Lametta fertig kaufst oder es mal probierst, in diesem Bereich zu einem Künstler, zu einer Künstlerin zu werden.
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Mittwoch, 13. Mai 2015

Die Kunst, auf das letzte Wort zu verzichten


Du bist in einer Diskussion mit einem Arbeitskollegen. Du hast ein Streitgespräch mit einem Familienmitglied. Dein Gegenüber fängt mit einem Satz an und du erwiderst etwas. Immer denkst du: "Das kann ich nicht so stehen lassen. Da muss ich jetzt aber noch etwas zu sagen!"
Du willst etwas korrigieren, richtig stellen. Du möchtest deine Meinung dazu äußern. Du fühlst dich gekränkt, missverstanden, nicht beachtet. In dir entsteht ein tiefes Bedürfnis und fast so etwas wie ein Zwang der Erwiderung.
Ich kenne Paare, die bei Diskussionen und Streitgesprächen nicht aufhören können. Sie merken nicht, wie erschöpft sie inzwischen sind. Wenn du erregt bist, kannst du vielleicht gar nicht mehr wahrnehmen, dass du gar keine Kräfte mehr hast. Es gibt halt immer noch etwas zu sagen. Irgendwann bist du doch müde. Oder du hast einen anderen Termin. Oder du bekommst die Kurve und hörst einach auf.
Eigentlich geht es dir ja gar nicht darum, das letzte Wort zu haben. Du möchtest verstanden werden. Du möchtest auch Recht bekommen. Aber dein letztes Wort führt wieder zu einem letzten Wort beim Anderen. Es gibt eine Fülle von letzten Worten. Erst das wirklich "letzte Wort" beendet ja die Diskussion. Wenn du dich streitest und im Streit gehst, gibt es ein letztes Wort. Es ist das Wort, das zuletzt gesprochen wurde. Derjenige, der das letzte Wort gesprochen hat, macht die Geschichte quasi rund. Der hat dann das bessere Gefühl nach dem Motto: "Ich habe das letzte Wort gesprochen und ich habe damit gewonnen!"
Wenn du auf das letzte Wort verzichtest bist du aus dem Zwang heraus, weiterdiskutieren zu müssen. Du musst nicht noch eins nachlegen, nachkarren oder hinzufügen. Du gewinnst die Freiheit, dann aufzuhören, wenn du aus dem Spiel aussteigen möchtest. Da es ja keinen Schlusspfiff gibt in einem Streit kannst du nur selber pfeifen. Du entscheidest, wann für dich Schluss ist.
Wenn du dir das vorher klar machst dann folgst du nicht mehr dem Gesetz von Rede und Widerrede oder dem Gesetz von Kränkung und Gegenkränkung. Du legst schon vorher eine Pause ein und machst einen STOP! Du bleibst der Regisseur des Stückes. Der Regisseur bestimmt, wann das Stück endet.
Es gibt allerdings etwas, was du bestimmt gut machen könntest. Du sprichst das vorletzte Wort! Das heißt dann so oder so ähnlich: "Ich werde jetzt dieses Gespräch beenden und bin gerne bereit zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit dir zu sprechen. Jetzt werde ich gehen."
Dann wartest du noch auf das letzte Wort, das nicht von dir kommt, und... du gehst. Die Kunst besteht darin, das vorletzte Wort so zu gestalten, dass du gut gehen kannst und dass es zugleich das erste Wort für ein nächstes, hoffentlich friedlicheres Gespräch wird.
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Dienstag, 12. Mai 2015

Die Kunst des negativen Denkens


So lautet der Titel eines norwegischen Filmes. Alle Menschen in diesem Film versuchen, einen Rollstuhlfahrer wieder auf den Weg in die Hoffnung zu führen. Aber das gelingt nicht. Der Rollstuhlfahrer lässt sich nicht zur Hoffnung verführen.
Das ist doch verständlich, oder? Wenn es jemandem wirklich schlecht geht, dann versucht das ganze familäre und soziale Umfeld, ihn zu unterstützen. Geht es jedoch dann immer darum, wirklich dem anderen zu beizustehen? Oder geht es auch darum, dass die "Helfer" das Elend nicht sehen mögen. Sie tun also eher etwas für die Beruhigung des eigenen schlechten Gefühles.
"Negatives Denken" ist nicht in! "Positiv denken" ist schon lange in! Die Menschen suchen ja nach dem Zustand des Glückes. Wenn positives Denken dabei hilft, dann mache ich das doch! Viele Ratgeber unterstützen dich dabei. Eine ganze Flut von Büchern wartet auf die erlösungsbedürftige Menschheit. Früher gab es die Bibel, heute die "Kraft des positiven Denkens".
Ich habe immer in meinem Bewusstsein ein Pendel vor Augen. Der eine Pol des Pendels heißt: "Denke positiv". Das ist gut für dich! Der andere Pol des Pendels heißt: "Denke negativ!" Das ist...?
Jetzt würdest du vielleicht denken, dass ich schreibe: Das ist schlecht für dich! Aber das schreibe ich nicht und das denke ich nicht.
Meine Hypothese lautet: "Negatives Denken" ist auch positiv! Es dient deiner Weiterentwicklung. Es entlastet dich! Es darf da sein, weil es eh da ist!
Hier die Erläuterungen. Wenn dir ein Unglück widerfahren ist, oder wenn du etwas verbockt hast, dann hast du klar negative Gedanken. Wenn jetzt ein "Positivdenker" dir sein Repertoire anbietet bekommst du noch zusätzlichen Stress. Du musst ein Problem lösen! Du musst einen Fehler gerade biegen! Und... du kommst in die zusätzliche Anstrengung, das auch noch positiv zu bedenken. Du strengst dich also an, dein negatives Denken in positives umzuwandeln. Wenn du das nicht schaffst, dann kommst du dir wie einen noch größeren Versager vor. Das Gesetzt der Mathematik lautet: positiv und negativ ergibt negativ. Positivdenker verstärken also das Negativdenken.
Was ist, wenn du den negativen Gedanken einfach Raum gibst. So viel und so lange sie wollen. Du verstärkst sie vielleicht sogar. Du gibst dich mit großer Leidenschaft allen deinen negativen Gedanken hin. Es kann sein, dass du irgendwann einfach die Nase davon voll hast. Genug der negativen Gedanken! Du bist fertig damit! Und du entscheidest, wann es so weit ist! Du ersparst dir die ganzen Ratgeber und schreibst selber einen: "Über die Kunst des negativen Denkens!" Auch hier gilt das Gesetz der Mathematik: minus und minus ergibt ? Klar doch! Das ergibt Plus! Die Verstärkung des negativen Denkens führt dich automatisch irgendwann zum inneren Frieden. Gesetz der Mathematik!
Was ist gut und hilfreich am negativen Denken? Du zeigst deine Bereitschaft, auch Dinge wahrzunehmen, die nicht so angenehm sind. Du bist nicht mit vorschnellen Lösungen zufrieden, die doch nicht halten, was sie versprechen. Du gehst durch das Tal der Tränen durch bis ans Ende und nimmst das an, was da ist.
Es gibt eine Gefahr! Du kannst im Sumpf von negativen Gedanken versinken! Darum ist es wichtig, dass es "jemanden" gibt in deinem Inneren, der diese Gedanken gestaltet, koordiniert, lenkt, eröffnet, beendet und entscheidet. Du hast die Freiheit! Du kannst positiv denken. Du kannst und darfst negativ denken. Da gibt es ein "Ich", der das macht. Wenn du im guten Kontakt zu diesem "Ich" bist, der das macht, dann gibt es die Freiheit zu wählen!
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Montag, 11. Mai 2015

Die 15 Schwächen der römischen Kurie oder der eigene Blick in den Spiegel!



Die Impulse des Papstes für seine Kurie im Advent 2014 möchte ich zum Anlass nehmen, mit ihm innerlich ein wenig in den Dialog zu treten. 15 Schwächen, Krankheiten und Fehler hat er ausgemacht und offen benannt. Es geht dabei nicht in erster Linie um diese kirchliche Behörde und darum dem Klatsch und Tratsch zu folgen. Überall wo Menschen sind gibt es Konflikte und die Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung. Die Fastenzeit lädt ja ein in sich zu gehen und Lebenserforschung zu betreiben. Was prägt mich? Was sind meine Stärken und Schwächen und wie gehe ich damit um. 15 Aspekte sind schon eine ganze Menge Stoff zum Bedenken.

Schwäche Nr. 1 – sich unsterblich fühlen

Die erste Schwäche benennt er folgendermaßen: Sich unsterblich, immun oder unersetzbar zu fühlen: "Eine Kurie, die sich nicht selbst kritisiert, die sich nicht selbst erneuert, die nicht versucht, sich selbst zu verbessern, ist ein kranker Körper".
Es gibt eine Ebene, da kann ich dem Papst nur beipflichten. An seinem Stuhl und Posten festkleben, Verantwortung nicht abgeben können, immer alles wissen wollen, veränderungsresistent sein, dem Glaubenssatz zu folgen, dass das noch nie oder immer schon so war. Eine solche Mentalität findet sich bestimmt nicht nur bei kirchlichen Beamten sondern überall auf der Welt in jedem Unternehmen. Dennoch möchte ich gerne einen Schritt weitergehen und einmal spielerisch das Gegenteil des Papstgedankens in den Raum stellen.
Meine Gegenaussage: "Es ist eine Stärke, sich unsterblich, immun und unersetzbar zu fühlen." Ich finde, dieser gegenteilige Satz stimmt auch. Wir sind als Menschen unsterblich, das sagt uns unser christlicher Glaube. Wir sind unendlich geliebt. Wir leben hier in der Welt und nach diesem irdischen Leben weiter in der ewigen Liebe Gottes. Wir sind einmalig und niemand wird unser Dasein so erfüllen, wie wir es machen. Andere Menschen mögen eine Aufgabe auch gut erfüllen, sie werden es aber anders machen. Auch eine gewisse Form von Immunität ist sehr förderlich für die eigene Persönlichkeit. Kennst du Menschen, die bei der leisesten Kritik umfallen? Sie sind wie Fähnchen im Wind! Also, das Bewusstsein für die eigene Unsterblichkeit, Immunität und Unersetzbarkeit im Sinne der Einmaligkeit zeugt zunächst einmal nur von einem gesunden Selbstvertrauen, das jedes "Kind Gottes" auf dieser Welt haben oder entwickeln sollte.
Papst Franziskus erwartet ja von seiner Kurie, dass sie sich selbst kritisiert. Da verlangt er doch eine ganze Menge. Kritisierst du dich selbst? Kannst du das in einer heilsamen und nicht selbstzerstörerischen Weise? Selbstkritik zu üben setzt ja voraus, dass ich genügend Selbststand habe. Wenn ich mich aber klein und minderwertig vorkomme, dann werde ich es zu verhindern wissen, mich selbst zu kritisieren. Sich selbst verbessern, was der Papst sich wünscht, geht davon aus, das etwas "gut" ist. Das Gute kann ich noch besser machen. Oder anders ausgedrückt: Wo Güte ist, kann ich noch mehr Güte hinzufügen. Wo nichts ist, ist auch nichts zu verbessern!
Ich formuliere mal den Satz des Papstes für mich ein wenig um als Impuls für meine eigene Fastenzeit: "Ein Mensch mit einem guten Selbstwertgefühl voller Wärme und Anteilnahme wird wie selbstverständlich Sorge tragen, dass Körper, Geist und Seele bei sich und im ganzen Umfeld Gesundheit und Freude ausstrahlen. Er wird ein kritisches Wort mit Dankbarkeit entgegen nehmen, weil er dahinter nur wohlwollende Weiterentwicklung sieht."
Ob es denkbar ist, dass die Kurie sich auf eine solche Fährte begeben könnte wie die, die ich gerade beschrieben habe? Vielleicht leiden die Menschen in der Kurie ja an einem guten Selbstwertgefühl?! Im Zusammenleben machen wir häufig dem anderen Vorwürfe, wenn wir unzufrieden sind. Das kann ich verstehen. Aber leider sind diese oft nicht hilfreich. Auch ein Vorwurf ist ein "Wurf", bei dem der andere nur in Deckung oder Abwehr geht.
Drücke einmal deine Vorwürfe aus in Wünsche oder Bitten. Und vertraue zugleich auf deine eigene Veränderungsbereitschaft und die der anderen. 

Schwäche Nr. 2 – zu hart arbeiten

Die zweite Schwäche in der Kurie, die Papst Franziskus bei der Kurie diagnostiziert hat lautet folgendermaßen: Zu hart arbeiten. "Eine Rast ist für diejenigen, die ihre Arbeit getan haben, notwendig, gut und sollte ernst genommen werden".
Das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass in der Kurie hart gearbeitet wird. Da muss ich meine Vorurteile gründlich revidieren. Ich stelle mir in meiner Phantasie den kirchlichen Beamten in Rom vor mit einem kleinen Gehalt auf einer sonnigen Piazza. Er sucht Erholung bei einem Espresso und freut sich, dass er sich ein so kleines Tässchen einmal in der Woche leisten kann. Angesichts des geringen Gehaltes und der wenig attraktiven Arbeit in einem muffigen Büro wird er eher Akten schieben als bearbeiten. Danke Franziskus, dass du mich von diesem Bild befreist. In Rom wird also hart gearbeitet, zu hart gearbeitet.
Der Papst empfiehlt bei harter Arbeit eine Rast. Und diese Rast sollte man ernst nehmen. Franziskus spricht damit ein urchristliches Thema an. Es geht um „ora et labora“, um „Kampf und Kontemplation“, um „Arbeit und Freizeit“. Es geht um den Ausgleich und ein Leben in Balance. Angesichts von zunehmendem Burnout in unserer Gesellschaft haben wir Christen durchaus etwas anzubieten. Wenn du in einem guten Wechsel von Arbeit und Freizeit dich befindest, schaffst du dir eine ausgewogene Lebensgrundlage. Die Vorstellung gefällt mir und sie gefällt mir zugleich nicht.
Ich habe da eine Alternative im Sinn, die ich dir jetzt gerne vorstellen möchte. Es hängt von der Qualität der Arbeit und der Qualität der Freizeit ab, ob das System funktioniert. Stell dir doch einmal einen hart arbeitenden Menschen vor. Er quält sich ins Büro oder in die Fabrik und schaut schon nach zehn Minuten auf die Uhr. „Wie lange muss ich noch? Hilfe? So viel zu tun! Wie kann ich das nur schaffen! Ich brauche eine Pause! Wie kann ich meine Pause dehnen, ohne dass es jemand merkt!“ Die Arbeit wird zu Qual und die freie Zeit wird benötigt, sich von dieser Qual einigermaßen körperlich und geistig zu erholen. Ein Leben nach Zuckerbrot und Peitsche. Zuckerbrot die Freizeit, wenn sie denn erholsam ist und Peitsche die Arbeit, es sei denn man ist gut darin, sich unsichtbar zu machen. In diesem Denkmodell benötigt der hart Arbeitende wirklich Erholung, sonst würde er das Rentenalter gar nicht erst erreichen.
Jetzt stell dir noch einmal einen wirklich hart arbeitenden Menschen vor. Er kommt händereibend ins Büro oder in die Fabrik mit dem Bewusstsein: „Heute gestalte ich die Welt mit! Ich bin eine Schöpfer, eine Schöpferin!“ Er gibt sich der Arbeit hin voller Leidenschaft und Aufmerksamkeit. Er versinkt darin förmlich und blickt erstaunt auf, wenn die Glocke zum Feierabend bimmelt. Er geht nach Hause und fühlt sich vielleicht ein wenig körperlich erschöpft, aber geistig frisch. Er kann seine Freizeit einfach genießen aber ohne den Anspruch, dass diese Zeit sein muss. Sie darf mal kürzer oder auch länger dauern. Ein solcher Mensch befindet sich im „Sein“. Die Bibel bezeichnet diesen Zustand als Paradies. Wer sich in einem paradiesischen Seins-Zustand befindet, kann beginnen, die Kategorien von Arbeit und Freizeit aufzulösen. Er spielt damit, so wie die ersten Menschen im Paradies spielend gearbeitet und arbeitend gespielt haben.
Es wäre doch schön, wenn die Kurie mit einer solchen spirituellen Grundhaltung zum Vorbild für die Welt werden könnte! Eine heilige Allianz von Arbeit und Freizeit!
Wenn ich den heutigen Satz von Papst Franziskus an die Kurie und an uns alle umformulieren möchte, würde er so heißen. „Gestalte dein Leben so, dass du im Bewusstsein der Einheit und Verbindung mit Gott lebst. Arbeite nicht „hart“ und mache auch keine „Zwangspausen“. Arbeite mit der Kraft der göttlichen Quelle und genieße deine freie Zeit mit der Zusage Gottes, du bist geliebt, du darfst Sein und musst nichts tun.“

Die Kunst, Probleme zu finden


Du wünschst dir eine Leben ohne Probleme? Na klar, ich glaube, das wünschen sich die meisten Menschen! Du möchtest glücklich sein? Deine Arbeit soll dich erfüllen? Du möchtest leben wie im Paradies? Das ist verständlich!
Probleme höchstens ab und zu. Ausnahmsweise! Immer glücklich sein ist vielleicht auch gar nicht so schön! Ein kleines Problemchen hier und da zur Abwechslung wäre hilfreich für den Unterschied. Wenn du dein Problem gelöst hast, bist du wieder glücklich. Und zugleich bist du glücklich, dass du wieder glücklich sein darfst.
Wenn du viele Probleme hast, dann wird es dir mit der Zeit immer besser gelingen, diese zu lösen. Du kannst zu einem Meister in Lösen von Problemen werden. Psychotherapeuten sind wie geschaffen dafür. Polizisten und Rechtsanwälte auch. Es gibt ganze Gruppen von "Problemlösungshelfern".
So weit so gut! Mich interessiert jetzt in diesem Augenblick allerdings eine ganz andere Seite dieses Themas. Alle "professionellen Problemlöser" wären arbeitslos, wenn es nicht die Problemfinder gäbe.
Stell dir einen Menschen vor, der zu dir kommt und dir sagt: "Kannst du mir helfen? Ich habe ein Problem!" Du hilfst natürlich gerne weiter, in dem Maße, wie du kannst. Wenn nicht, schaltest du einen Profi ein je nach Thema. Das Problem wird also gelöst. Wunderbar! Du hast einen Menschen glücklich gemacht.
Nach kurzer Zeit kommt dieser gleiche Mensch wieder zu dir und sagt: "Du, ich hab da noch ein Problem. Kannst du mir noch einmal helfen? Das hat ja beim letzten Mal so gut geklappt!" Also hilfst du freundlicherweise noch einmal, mit oder ohne Profi.
Jetzt kommt dieser Mensch zum dritten Mal zu dir. Nun gehen deine ersten Alarmzeichen an. "Der hat doch bestimmt wieder ein Problem!" Deine Alarmzeichen geben dir Recht.  Ein neues Problem ist aufgetaucht. Du bekommst einen Verdacht. Du bist einem Menschen begegnet, der ständig Probleme hat. Kaum hat er eine Schwierigkeit überwunden, tut sich die nächste Baustelle auf. Oft muss dieser Mensch mehrere Probleme gleichtzeitig lösen. Wahrscheinlich bist du nur einer von vielen Problemlösungshelfern in seinem Bekanntenkreis.
Ich kenne Familien, die mit Arbeitslosigkeit, Suchtproblemen und Erziehungsfragen eine ganze Batterie von "Helfern" am Laufen halten. Angefangen von Familie, Nachbarn und Freunden über Sozialamt, Jugendamt, Therapeuten und Caritasstationen beschäftigen sie so viele Menschen, dass man sie als Unternehmer bezeichnen könnte.
Ein solches Unternehmen muss laufen! Aber wie? Denn, wenn alle Probleme gelöst wären, würde sich das "Helferunternehmen" auflösen und arbeitslos werden. Was ist also die beste Lösung im Umgang mit Problemen? Klar! Man findet neue Probleme!
Und das ist die Kunst! Darauf will ich hinaus! Ich selber gehöre eher zu den Genügsamen, die sich schwer tun, etwas als Problem anzusehen. Aber ich bewundere Menschen, die es schaffen, ein Problem nach dem anderen zu finden. Sie sind Weltmeister im Anziehen von Problemen! Sie werden überfallen. Sie stürzen da hinein! Sie finden einfach Probleme wie Pilze im Wald. Sie haben halt einen Blick dafür. Es gibt Menschen, denen wird es unheimlich, wenn sie einfach glücklich sind. Das kann nicht einfach nicht sein!
Ein Leben mit Problemen kann einfach auch vertraut sein. Wenn du immer Probleme hast, hast du auch immer etwas zu tun. Das gibt ein vertrautes Gefühl. Von außen betrachtet mag das zwar unangenehm sein, aber für "Problemkünstler" ganz selbstverständlich.
Wenn du die meiste Zeit glücklich bist kennst du gar nicht mehr den Unterschied von "Problem" und "problemfreiem" Leben. Ein Problemkünstler empfindet vielleicht wie ein Junkie. Er genießt den Zeitpunkt und den Augenblick, wenn das Problem gerade gelöst wird. Dieses "Lösungsgefühl" möchte er immer wieder erleben. Erleichterung! Entlastung! Entspannung! Ein starkes Gefühl!
Vielleicht machen uns "Promlemfindekünstler" auf etwas Wichtiges aufmerksam: Hierfür sind wir Menschen auf dieser Welt! Wir sammeln Erfahrungen. Wir erleben etwas. Das geht schief! Es gibt ein Problem! Wir lösen es! Na denn...
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Sonntag, 10. Mai 2015

Das Leben als Weg vom Ganzen zum Detail und zurück zum Ganzen



1. Der Ausgangspunkt: Erkenntnisse aus einer Bilderausstellung

Während meiner Zeit als Pfarrer in einer katholischen Kirchengemeinde sprach mich ein Künstler an. Ihn faszinierte unsere alte gotische Pfarrkirche und er wollte dort eine Ausstellung mit neuen Bildern veranstalten. Zwischen Kreuzwegstationen und Steinfiguren erschuf er einen Fries, der sich wie ein durchgängiges Band an der Wand in der Kirche entlang zog.
Der Besucher, der die Kirche betrat, sah also zuerst dieses langgezogene Band, das aus der Entfernung wie ein einziges großes Gemälde wirkte verteilt auf vier Wände. Wenn er dann näher herantrat an eine Wand entdeckte er, dass sich das lange und schmale und scheinbar einzige Bild aufteilte in lauter kleine selbständige Abschnitte. Und wenn er dann noch näher herantrat konnte er auf diesem kleinen Abschnitt auch die winzigen Details erkennen. Da gab es eher abstrakte Strukturen und Streifen oder Segel und andere wiedererkennbare Gegenstände.
Wenn der Besucher quasi mit der Nase an einem kleinen Bildausschnitt klebte verlor er aber den Blick auf den ganzen Fries. Das Auge sah nur den kleinen Ausschnitt und war nicht in der Lage das zu sehen, was sich weit entfernt an der Seite oder im Rücken des Betrachters befand.
Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass der Besucher am Eingang einen Wanderstab erhielt. Die Ausstellung war so konzipiert, dass man mit dem Stab in der Hand zuerst das Große und Ganze sah und dann von Bild zu Bild schlenderte, sich die Details ansah und dann das Ganze wieder von einem anderen Standort in der Kirche her betrachtete.
Diese Ausstellung brachte mich ins Nachdenken und animierte mich, als Seelsorger und Coach diese Erfahrung auf das Beratungsabläufe zu übertragen.

2. Die Übertragung in die Beratungspraxis: Der Weg vom Ganzen ins Detail und wieder zurück zum Ganzen

Wenn ein Mensch zu mir in die Beratung kommt gibt es zunächst eine Auftragsklärung. Was möchten Sie? Wobei soll ich Sie unterstützen? Was sind Ihre Ziele? Dann kommt vielleicht die Antwort: „Ich habe Probleme in meiner Ehe.“ Das nenne ich den Blick auf das Ganze. Es geht um das Thema „Ehe“ und  das „Gelingen von Beziehung“. Das gibt mir die Möglichkeit, dass ich mich auf ein Thema fokussieren kann. Ich muss nicht nachdenken über Arbeitskonflikte oder gesundheitliche Schwierigkeiten. Zuerst blicken wir also auf das Thema und klären den Auftrag. „Was ist das Ziel, das Sie erreichen möchten? Was wünschen Sie sich für die Beratung?“ Wenn das ausgesprochen und geklärt ist geht es ins Detail. In welchen Bereichen gibt es Schwierigkeiten? Wo genau? Wer sagt was in welcher Situation? Wer fühlt sich wann gekränkt und was macht er oder sie dann? Ist es immer so oder gibt es Ausnahmen? Die vielen Details ergeben dann ein Gesamtbild der Beziehung und auch der Probleme und möglicher Lösungsansätze.

Dann gibt es eine merkwürdige Erfahrung. Im Gespräch werde ich nie alle Details erfahren. Die Zeit reicht nie dafür aus. Es werden immer nur einzelne Aspekte sichtbar. Viele Erlebnisse wurden vergessen. Und die meisten Kränkungsgefühle reichen bis weit in die Kindheit zurück und bleiben für die aktuelle Situation unbewusst. Außerdem verlocken die Details dazu voreilig Schlüsse zu ziehen, die am Ende doch nicht stimmen. Auf der einen Seite ist es wichtig, einige Details zu kennen um sich ein genaueres Bild zu machen. Auf der anderen Seite ist es wichtig, zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzutreten und wieder den Blick auf das Ganze zu werfen. Das Ganze ist mehr und manchmal auch völlig anders als die Summe der Details. Um auf unser Eheproblem zurückzukommen könnte das folgendermaßen aussehen.
Die Details würden  vielleicht heißen: „Wir streiten uns ständig. Dabei geht es um Kleinigkeiten. Wir schaukeln uns gegenseitig hoch. Wenn er das sagt, dann mache ich das usw.“ Wenn dann der Schritt innerlich zurückgehen soll stelle ich vielleicht folgende Frage: „Wenn Sie das jetzt alles so erzählen und insgesamt auf sich einwirken lassen was geschieht da mit oder in Ihnen?“  Der Blick geht auf das Ganze und dann kommt vielleicht ein alles zusammenfassender Satz: „Ich bin unglücklich!“ oder „Ich bin frustriert und enttäuscht!“ Die ganze Wucht und Schwere kommt auf einmal mit Macht zum Vorschein.
Was geschieht, wenn die Bewegung weg vom Detail hin zum Ganzen nicht geschieht? Dann gibt es vielleicht praktische Lösungen für eine bessere Streitkultur oder andere Tipps für eine gute Kommunikation. Dann mag der eine oder andere Hinweis für diese einzelne Frage hilfreich sein, aber es fehlt etwas. Das „große und ganze Beziehungsunglück“ benötigt noch eine „tiefere“ eigene Antwort. 

Dazu gehe ich noch einmal zurück zu der Ausstellung. Der Besucher bekommt einen ersten Eindruck vom Gesamtwerk und sagt: „Wie schön!“ oder „Wie eindrucksvoll!“ Es ist ein Gefühl, das sich im ganzen Körper und im Herzen ausbreitet mit dem Wunsch: „Das will ich näher betrachten!  Das macht mich neugierig!“ Der Antrieb besteht in einem inneren starken und eher emotionalen Impuls.
Übertragen auf die Eheberatung braucht es  etwas Ähnliches. Nach der Feststellung: „An diesem und jenem Punkt muss ich an meiner Beziehung arbeiten,“ braucht es einen ganzheitlichen Impuls. Ich könnte ihn Hoffnung, Vertrauen, Bereitschaft oder Zuversicht nennen.

Dieser Prozess vom Ganzen zum Detail und zurück geschieht nicht nur einmal. Er geschieht immer wieder. In der Ausstellung tritt der Besucher zurück mit den Erfahrungen der Details und spürt dem nach: Wie ist jetzt der Gesamteindruck? Hat sich etwas verändert? Vielleicht hat er mehr verstanden und bekommt die Bestätigung: „Diese Bilder sind wirklich toll!“ Dann entdeckt er neue Details und tritt wieder zurück. Irgendwann kommt dann der Punkt, wo alles zur Ruhe kommt. „Jetzt ist es genug!“
In einer Beratung ist es ähnlich. Es ist ein Prozess, ein Weg, ein Pendel, eine Bewegung. Auch hier bis zum Punkt: „Jetzt ist es genug!“

3. Dein persönliches Ganzes, Deine Details und dein Weg zurück zum Ganzen

Jetzt lade ich dich ein, einmal dein eigenes Leben auf diese Weise zu betrachten. Schau dir doch einmal dein ganzes bisheriges Leben an und beschreibe dein Grundgefühl. Welche Überschriften findest du? Zu welchem Gesamteindruck kommst du? Gibt es ein großes „Ja!“ oder eher ein „Naja!“ oder ein „Ich bin zufrieden!“
Dann gehe mit deiner Aufmerksamkeit in die verschiedenen Altersphasen deines Lebens. Du kannst das  z. B. in Siebenjahresschritten machen. Du beginnst mit der Lebensspanne von deiner Geburt bis zu dem Zeitpunkt, wo du sieben Jahre alt warst. Welche Erinnerungen steigen auf? Welche Gefühle kommen da hoch? Dann gehst du wieder in deine jetzige Gegenwart und blickst erneut auf das Ganze deines Lebens. Vielleicht stellst du fest: „Damals mit fünf Jahren durfte ich auf der Straße nicht mitspielen. Ich war frustriert. Heute erlebe ich das auch manchmal. Ich darf nicht dabei sein. Da kommt dann das alte Gefühl wieder hoch. Aber ich habe dazu gelernt. Heute mache ich das anders.“
Du bleibst aber nicht bei diesem Eindruck stehen sondern du gehst dann zur nächsten Lebensphase von sieben bis vierzehn - deine Jugendzeit. Dann trittst du wieder ein in das Hier und Jetzt. Du gehst nun in die Phase des Erwachsenwerdens, dann in die Berufsverdichtungszeit, die Familiengründung. Du schaust dir die Details an und nach jedem Besuch wirfst du einen Blick auf dein ganzes Leben. Was verändert sich? Was verändert sich, wenn du das Detail anschaust und was geschieht, wenn du wieder das Ganze auf dich wirken lässt?
Vielleicht musst du dich noch mit bestimmten Phasen aussöhnen. Vielleicht entsteht auch ein Gefühl von Dankbarkeit für all das Gelungene. Möglicherweise gibt es auch einen Schmerz oder es  braucht noch ein paar Tränen für unglückliche Zeiten.
Dann wirst du irgendwann einen Schlusspunkt setzen und dir sagen: „Jetzt ist es genug!“ Du machst eine Pause und wirst still.
Ich kann mir vorstellen, dass dein Weg vom Ganzen zum Detail und wieder zurück zum Ganzen zu einer heilsamen spirituellen Übung werden kann. Vielleicht erschreckt dich jetzt mein letzter Satz, wenn ich dich auffordere, an deine Todesstunde zu denken. Was denkst du, wirst du da machen? Vielleicht genau dies! Deinen Lebensweg in Gedanken noch einmal gehen. Und? Was soll dir passieren? Du hast ja schon geübt! Du weißt, wie es geht! Du siehst dein Ganzes und sagst „Ja“! Du siehst deine Details mit einem Lächeln und mit Liebe und sagst „Ja“! Du siehst wieder das Ganze und sagst am Ende: „Jetzt ist es genug. Ich kann gehen.“ 

Samstag, 9. Mai 2015

Die vierzehn österlichen Ermutigungen




Die vierzehn österlichen Ermutigungen

1. Lebe!
Es kann vorkommen, dass du des Lebens müde wirst. Manchmal ist es einfach zu viel! Du rackerst dich ab. Du tust und machst! Du übernimmst eine Aufgabe und dann noch eine Aufgabe. Du läufst und läufst und irgendjemand sagt dir: "Du bist gar nicht mehr da! Du bist nur noch im Funktionsmodus!"
Irgendwann merkst du, dass du nicht mehr stoppen kannst. Dein Körper kommt nicht mehr zur Ruhe. Deine Gedanken kreisen. Du befindest dich im Hamsterrad. Während der Hamster sich dort scheinbar wohlfühlt geht es dir schlechter und schlechter in deinem Rad. Dein Energiepegel sinkt und sinkt und du hoffst, dass du diesen Tag irgendwie bewältigst.
Du begegnest letztlich deinem eigenen inneren Tod. Oft merkst du es leider viel zu spät. Letztlich schreit dann dein Körper auf und signalisiert: "Ich kann nicht mehr." Ständige Grippen, Rückenschmerzen, Migräne, Erschöpfungszustände und Schlaflosigkeit bestimmen deinen Alltag.
Wie kommst du aus dem Hamsterrad heraus? Dein Kopf sagt: „Immer weiter! Nicht nachdenken! Immer weiter! Ich finde schon einen Weg!" Unterbrich deine Kopfgedanken und sage:"Stopp!" Aus dem Hamsterrad kommst du erst, wenn du "STOPP" machst. Innerlich gehst du aus dich heraus und beobachtest dich von außen: Was ist aus dir geworden? Willst du das alles so? Was wäre, wenn du jetzt sterben müsstest? Dann müsstest du dich von deinem Hamsterrad radikal verabschieden. Es gibt keine einzige Umdrehung mehr. Nicht eine! Du müsstest also für einen Moment sterben, alle Aktivitäten sterben lassen. Du müsstest dich von deiner Identität verabschieden. Vielleicht sogar von allen Identitäten!
Und dann? Dann braucht dein Körper, dein Geist und deine Seele Zeit! Es geht sozusagen in die Erde, in die Dunkelheit, in den Tod. Dir wird bewusst, was alles in dir eigentlich schon tot ist. Du hast nur noch funktioniert. Aber der Sinn ist dir abhanden gekommen, die Freude - und - vor allem "DAS LEBEN".
Ostern würde an dieser Stelle dir sagen: "Lebe!" Höre auf zu funktionieren! Verabschiede dich von überflüssigen und falschen Identifikationen! Überprüfe deine Beziehungen und deine Aufgaben! Schau den Menschen in die Augen und vergewissere dich, dass sie da sind. Und dass du da bist. Spüre die Freude in deinem Herzen, dass dein Herz pocht und schlägt und hüpft! Streife den Tod ab wie eine verbrauchte Haut und lebe!

2. Vertraue!
Du bist enttäuscht! Dein Kind hat gelogen. Dein Mann verschweigt, dass er beim Arzt war. Deine Arbeitskollegin spricht schlecht über dich wenn du nicht da bist. Die Politiker halten nicht ihr Versprechen. Deine Eltern besuchen dich nicht zum Geburtstag. Dein Arbeitgeber entlässt dich obwohl du gut arbeitest. Du nimmst Medikamente gegen deine Krankheit und sie helfen nicht. Du bist enttäuscht! Du hast dich getäuscht! Du hast dich täuschen lassen!
Ständig verspricht uns jemand etwas und wir glauben es. Wir freuen uns wenn sich das Versprechen erfüllt. Die Freunde von Jesus glaubten auch, dass sich mit diesem Menschen alles ändern wird. Jeder hatte da seine eigenen Wünsche, Ideen und Projektionen. Der eine Jünger hoffte, dass Jesus die Römer aus dem Land jagt. Der andere Jünger hoffte, dass die Armen endlich an die Macht kommen. Andere hofften auf Heilung von körperlichen Gebrechlichkeiten oder Befreiung von Sünden.
Du hast deine Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen. Es sind deine Wünsche und Erwartungen. Du wünschst dir, dass dein Kind nicht lügt. Du erwartest, dass dein Mann erzählt, dass er beim Arzt war. Du denkst, dass deine Arbeitskollegin im Beisein von anderen nicht schlecht über dich sprechen darf. Es sind DEINE Wünsche und Erwartungen. Manchmal verspricht dein Gegenüber ja sogar etwas. "Ja, ich lüge nicht!" "Ja, ich war beim Arzt!" Dann bist du noch enttäuschter wenn du die Lüge entdeckst.
Immer geht es jedoch um eine Täuschung! Es geht um deine Täuschung! Du trägst insofern die Verantwortung, dass du diese Täuschung zugelassen hast. Weil du dir manchmal etwas so sehr wünschst, lässt du dich gerne täuschen und hältst diese Täuschung lange aufrecht.
Wenn dann die Enttäuschung kommt könntest du eigentlich froh sein. Du bist von einer Täuschung befreit worden. Du kannst jetzt die Wahrheit erkennen. Die Wahrheit, dass du dich getäuscht hast oder dich hast täuschen lassen.
Manche Menschen sagen: „Ich bin so oft enttäuscht worden. Ich kann nicht mehr vertrauen.“ Wenn du so denkst, dann schiebst du die Verantwortung von dir fort. Dreh doch einmal diesen Gedanken um und sage: "Ich passe auf, dass ich mich nicht mehr so oft täuschen lasse. Oder, Täuschungen gehören zum menschlichen Leben dazu. Es ist in Ordnung! Ich gehe einfach in die Enttäuschung hinein und bin anschließend wieder klar!" Du kannst dankbar sein für jede Enttäuschung, weil sie dein Inneres klärt. Dein Vertrauen kannst du bewahren und weiterentwickeln jenseits von Enttäuschungen. Vertrau deinem Kind und deinem Mann und deinen Arbeitskollegen, den Politikern und vertrau jedem Menschen. Tue es einfach! Du wirst überrascht sein, was geschieht. Wenn du vertraust wird sich der Blickwinkel deiner Wirklichkeit verändern. Du wirst freundlicher, gelassener und wohlwollender. Du gibst deinem Mann und deinem Kind die Erlaubnis dich enttäuschen zu dürfen. Sie dürfen dich enttäuschen, dich von der "Täuschung" befreien.
Das bedeutet einen völlig anderen Umgang mit Enttäuschungen als bislang. Bislang hast du eine Enttäuschung negativ gedeutet. Enttäuschungen sind heilsam. Sie sind durchaus schmerzhaft, ärgerlich und unangenehm. Wenn du jedoch bereit bist, die Schmerzen anzunehmen dann bleibt dein Vertrauen von dieser Erfahrung unberührt. Du erlebst eher das Gegenteil. Eine "willkommene" Enttäuschung stärkt dein Vertrauen. Aber überprüfe das einmal! Glaube mir nicht! Es ist zunächst einmal nur meine Idee.
Vertraue! Vertrauen ist völlig unabhängig von deinen Vorerfahrungen und Enttäuschungen. Vertrauen ist eine Grundsatzentscheidung, die du einmal triffst und in jeder Situation deines Lebens wieder erneuerst. Eine wahrhaft österliche Erfahrung. Enttäuschungen "töten" deinen irrigen Blick und Vertrauen stellt den Anfang wieder her. Tod und Auferstehung!

3. Du kannst!
Entweder haben unsere Eltern es uns eingetrichtert oder wir haben es von uns selber gedacht: "Du kannst das nicht! Du bist noch zu klein! Komm, lass mich mal machen!"
Ob du ein kleines Kind bist oder schon lange erwachsen. Wenn du etwas machen musst, was du noch nie zuvor getan hast, kannst du das möglicherweise noch nicht. Du bist ja schließlich unerfahren. Vielleicht musst du es erst noch lernen. Als Kind kannst du nicht laufen und lernst es im Laufe der Zeit. Du musst viele Dinge koordinieren. Auf deinen zwei Füßen stehen, das Gleichgewicht halten, gleichzeitig einen Fuß bewegen und mit dem anderen den Stand wahren. Das braucht seine Zeit. Zu Beginn kannst du fast nichts und am Ende läufst du ausgezeichnet. Wenn du verstanden hast, wie das Lernen geht dann überträgst du diese positive Erfahrung auf andere Situationen. Du siehst einen PC und hast keine Ahnung. Dann wagst du dich daran mit deinen Vorkenntnissen, mit Begleitung von außen, mit schriftlichen Anweisungen und du startest bis du es kannst. Es ist also ganz normal, etwas Neues nicht zu können, und nach einer gewissen Zeit seine Kenntnisse zu erweitern.