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Samstag, 30. Oktober 2021

Ansichten eines Sinnverleihers


Darf ich dir meinen Sinn verleihen?
Ich meine nicht meine Sinne. Auch nicht die Mehrzahl.
Deine Sinne gehören dir und meine zu mir.
Ich brauche sie jede Stunde meines Lebens.
Sehen, hören, riechen, schmecken, tasten.
Mit dem sechsten und/oder siebten Sinn finde ich manchmal sogar Sinn.

Darf ich dir meinen Sinn verleihen?
Den richtigen Sinn.
Den Sinn meines Daseins auf dieser Welt.
Darf ich dir meinen Sinn verleihen oder hast du schon einen eigenen?
Herzlichen Glückwunsch!
Vielleicht besitzt du sogar viel Sinn.
Einen richtig fetten.
Vielleicht bist du Lebensretter oder Architekt.
Oder du bist Mutter und das lebenslang.

Oder lebst du den Sinn eines anderen?
Den Sinn deiner Mutter, deines Vaters.
Den Sinn deiner Ahnen.
Den Sinn eines Politikers oder Heiligen.

Hast du dir schon mal Sinn ausgeliehen?
Wenn du mal keinen Sinn im Leben siehst?
Du gehst zum Papst und fragst ihn:
"Leih mir doch mal deinen Sinn!"
Und wenn er das täte, wie würde es dir dann gehen?
Wärest du dann erleuchtet?
Du hättest ja den Sinn des Papstes!

Wenn du den Sinn des Papstes hättest, dann wäre sein Sinn immer noch nur eine Leihgabe.
Es könnte sein, dass sein Sinn bei dir gar nicht funktioniert.
Es ist halt der Sinn des Papstes!
Vielleicht gibt es aber auch eine Explosion.
Die katapultiert dich direkt in den Himmel.
Hör mal! Mit dem Sinn des Papstes?!

Möchtest du mal meinen Sinn ausprobieren?
Du fragst, was mein Sinn ist?
Ob sich das für dich lohnt?
Einer meiner Sinne heißt: Weiterentwicklung.
Ein anderer heißt: Einüben in Selbstfreundlichkeit.

Selbstfreundlichkeit macht total viel Sinn und ist ein lebenslanges Geschäft.
Möchtest du mal für einen Moment meine Selbstfreundlichkeit ausleihen?
Oder lieber doch deine eigene finden!
Vielleicht besitzt du sie schon. Aber hast sie noch nicht bewusst in den Blick genommen.
Dann mal los!
Der Sinn meines Lebens besteht zur Zeit darin, mich in Selbstfreundlichkeit einzuüben.

Die Vögel brauchen das nicht zu üben. Die können das einfach so.
Viele indigenen Völker auch.
Und du? Worin besteht dein augenblicklicher Sinn?
Vielleicht bist du einfach da - und glücklich!
Dann brauchst du keinen Sinn ausleihen.
Das wäre überflüssig wie Fußpilz!
Aber wenn du nicht weiterkommst, dann helfe ich dir gerne!
Melde dich dann mal!

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Freitag, 29. Oktober 2021

Wow, du bist ein Einzelstück!


Immer wieder finde ich sie: Die Einzelstücke! Dieser Pullover ist ein Einzelstück. Er wurde nur einmal hergestellt. Diese Skulptur ist auch ein Einzelstück!
Auf Weihnachts- oder Handwerksmärkten finde ich Stände mit lauter Einzelstücken. Jeder Kuchen, den ich backe, ist ein Einzelstück. Einzelstücke heben sich aus der Masse des Gewöhnlichen hervor. Da steckt ein unglaublicher Reichtum drin! Eine kreative Idee. Sorgfalt. Zeit. Geduld. Kompetenz. Inspiration. Handwerkliches Geschick. Gedanken. Ideen. Schweiß. Ärger. Widrigkeiten. Freude. Liebe. Ganz viel von der Persönlichkeit des Schöpfenden.
Im Einzelstück offenbart sich der Schöpfer, die Schöpferin! Jedes Einzelstück ist ein Hinweis darauf, dass die Massenwaren uns noch nicht völlig überflutet haben. Jedes Einzelstück gibt ein Zeugnis von Einmaligkeit, Unverwechselbarkeit und Originalität.
Mehr noch als jeder Schrank, jede Skulptur, jeder Kuchen und jedes Bastelstück. Mehr noch als jedes Haus und jedes Kleidungsstück oder sonst von Menschen geschaffenes Objekt bist du ein Einzelstück. Du bist ein Einzelstück in hoher Potenz. In einer anderen Dimension. Nicht von Menschenhand gestrickt, aber dennoch mit Idee und unglaublicher Präzision. Du bist ein unglaubliches Einzelstück.
Wenn nicht schon Eines an meiner Seite wäre, das mein Leben ausfüllt, würde ich dich wählen. Weil auch du ein so kostbares Einzelstück bist. Für dich ließe ich alle meine "materiellen Einzelstücke" liegen und stehen. Sie kommen mir bedeutungslos vor, wenn ich dich anschaue. Du Einzelstück! Du geheimnisvolles Etwas! Du Unbegreifliches! Du Wunder! Du Wundervolles!
Und? empfindest du dich aus so? Oder liebst du deinen "einmaligen Strickpullover" mehr als dich selbst! Du und ich, wir sind beide unglaubliche Einzelstücke! Happy day!
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Donnerstag, 28. Oktober 2021

Schuhe sind Rudeltiere!

Ein Schuh allein macht keinen Sinn. Ich habe zwei Füße und brauche darum auch zwei Schuhe. Einen für den linken Fuß und einen für den rechten. Klar, ist die Werbung durchschaubar. Mit einem Augenzwinkern wird die Solidarität unter den Frauen hergestellt. Das Bild von einem Schrank voller Schuhe. Ein ganzes Rudel. Nicht nur zwei oder drei überschaubare Paare. Eine ganze Herde. Je mehr, desto lebendiger. Ein lebendiges und quirliges Rudel. Eben auch sehr unterschiedliche Paare.
Vor allem hat die kaufende Besitzerin ja nichts damit zu tun. Es geht nicht um ihre mögliche "Sucht", sondern um das Bedürfnis der Schuhe. Die Schuhe selbst tragen die Schuld Schuhe sind in ihrem Wesen Rudeltiere. Ich trage die Verantwortung dafür, dass das Rudel auch ein Rudel bleibt.
Dann muss frau auch kein schlechtes Gewissen mehr haben. Für viele Männer gilt das bestimmt auch. Ich rede von "frau" wegen der Schuhe auf dem Plakat.
Aber eigentlich geht es mir gar nicht um Schuhe in diesem Beitrag. Es geht mir um die Rudelwesen. Wir Menschen sind zutiefst Rudelwesen! Ich komme ohne andere Menschen nicht aus. Wie schrecklich, wenn ich der einzige Mensch auf dieser Erde wäre. Die anderen Menschenwesen in meinem Rudel finde ich nicht immer nett. Manche davon sind nur schwer auszuhalten. Und ich mag es sehr, auch mal ganz für mich alleine zu sein. Ich weiß ja, dass ich im Hintergrund ein Rudel habe. Ich gehöre dazu! Ich reihe mich gerne ein im Rudel der Facebookfreunde, der Autofahrer, der Supermarkt-Einkaufswagenschieber, der Arbeitnehmer, der Urlauber, der Männer und Frauen, der Menschen überhaupt! Also gut: Schuhe sind Rudeltiere - Menschen noch viel mehr!
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Montag, 25. Oktober 2021

Willkommen!


Wenn ich ein Seminar besuche freue ich mich immer auf den Beginn. Ich schaue auf ein Flipchart Papier mit der Überschrift: Herzlich willkommen! Noch mehr freue ich mich, wenn das "w" groß geschrieben wird.
Übersetzt heißt es ja: Es ist mein Wille, dass du kommen darfst! Ich fühle mich eingeladen! Ich muss nicht fragen ob ich darf. Für mich gibt es einen Platz. Um diesen Platz muss ich nicht kämpfen. Er wird mir eingeräumt. Da sagt jemand zunächst einmal "Ja" zu mir.
Du bist willkommen! In deiner Familie, an deiner Arbeitsstelle, bei deinen Freunden, im Supermarkt, auf der Straße, am Bahnhof, im Kino und an vielen anderen tausenden Orten in dieser Welt. Kennst du Menschen, die den Raum betreten mit der nonverbalen Botschaft: "Entschuldigung, dass ich da bin!" Sie senken den Kopf und schauen dich nicht an. Sie entschuldigen sich ständig und stoßen dann tatsächlich irgendwo an, weil sie mit Scheuklappen herumlaufen.
Wie empfindest du dein eigenes Dasein in dieser Welt. Fühlst du innerlich dieses große und riesengroße "Willkommen"! Spürst du diese Einladung, die dich zehn Zentimeter größer macht? Die deine Körperzellen in die Ausdehnung bringt? Die dich tief durchatmen lässt? Die zu 100% gilt?
Übrigens gibt es da eine Einladung auf Gegenseitigkeit. Wenn du dich nicht willkommen fühlst dann kann es daran liegen, dass du selber das Leben nicht eingeladen hast. Schlag doch einfach mal morgen früh deine Bettdecke zurück und rufe laut: "Willkommen, schöner Tag!" Begrüße die einzelnen Teile deines Körpers, deine Dusche und deine Kleidung. Lade deine Kaffeemaschine ein zum fröhlichen Kaffeeproduzieren und rufe der Welt ein "Willkommen!" entgegen. Es ist dein Wille, dass etwas und jemand zu dir kommen darf. Du lässt jemanden oder etwas an deiner Seite sitzen. Sag willkommen zu deinen Gefühlen, seien sie angenehm oder unangenehm. Das Wort des Willkommens weitet deinen Raum!
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Absolut!


Ich habe an einer Weiterbildung teilgenommen. Der Referent hatte ein Lieblingswort: "Absolut!"
"Ist es in Ordnung, dass ich einem Klienten etwas so sagen kann?" - "Absolut!"
Jegliches "Ja" wurde zu einem "Absolut". Schade! Ich mag die Unterschiede. Auch bei einer Zustimmung.
Da gibt es doch die vielen "Ja" - Möglichkeiten wie vielleicht, ein wenig, richtig, genau, ich stimme zu, ganz gut, ja mit einer kleinen Einschränkung, jein, nein mit einer Ausnahme...
Wenn es nur ein "Absolut" gibt, gibt es auch keine Steigerung mehr. Alles und jedes ist "Absolut!"
"Liebst du mich?" - "Absolut!"
"Gefällt dir mein neuer Pullover?" - "Absolut!"
Das Absolute in der Philosophie meint die Loslösung von allen Einschränkungen. Ein völliges Ja ohne jeden Funken von Nein. Manche sehen darin eine göttliche Qualität. Nur Gott ist der "Absolute!" Alles Menschliche hat immer eine Einschränkung, wenigstens eine kleine!
Meine Freundin sitzt gerade neben mir und findet das "absolut" von dem Referenten ganz toll! Sie sieht es als wunderbare Wertschätzung und setzt ein breites Strahlen auf. Sie mag schon jetzt den Referenten - ohne dass sie ihn kennt. Er muss "absolut" nett sein. Die Westwestfalen und übrigens auch die Ostwestfalen sind eher sparsam mit "absoluten" Wertschätzungen. "War nicht schlecht!" ist die westfälische Art von "absolut toll."
Ich finde es übrigens absolut in Ordnung, wenn du meinen Gedanken nicht teilst! ;-)

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Freitag, 1. Oktober 2021

Ebend!

Ich höre im Radio den Vortrag von einem Professor. Ich muss genau hinhören. Er redet sehr wissenschaftlich. Seine Sätze sind lang. Und verschraubt. Manche Wörter kann ich nicht verstehen. Sie kommen aus dem Lateinischen. Das Zuhören fällt mir schwer.
Plötzlich höre ich aus dem Mund des Professors das Wort ebend. Hat er statt "eben" gerade "ebend" gesagt? In einem wissenschaftlichen Vortrag? Es lag bestimmt am Mikrophon und an der Akustik. Doch nach ein paar Sätzen kommt es wieder: "Ebend." Der kopflastige verschraubte Professor sagt tatsächlich "ebend". Die nachfolgenden Sätze rauschen an mir vorbei. Ich weiß nicht einmal, worüber er spricht. Ich wache auf denn da war es wieder - "ebend".
Es fühlt sich an wie ein Fleck auf einem weißen Hemd. Dann ist das ebend so! Auch ein kluger Professor hat das Recht auf Dialektwörter. Ich lese beim googlen, dass die Menschen in Berlin und Brandenburg so sprechen: "Ebend". Der Professor kommt also aus dieser Gegend. Mit dem "ebend" hat er sich seine Herkunft bewahrt. Also kein aalglatter Wissenschaftler ohne Geschichte. Einer, der sich "ebend" was traut.
Ich habe vom Vortrag nichts behalten. Nicht einmal die Überschrift. So ist das jetzt mal "ebend". Ebend macht Spass. Ich könnte das Wort adoptieren. Ich mag Berlin und die Berliner. So ist das ebend. Ich könnte so nebendbei mal einfach Dinge akzeptieren. Professoren sprechen Dialekt. Zebrastreifen dürfen krumm sein. Türen dürfen knarzen. Bäcker dürfen altes Brot verkaufen. So ist das ebend. Ich bin auch nur ein Mensch!
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