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Dienstag, 22. Juni 2021

Das einzig lebenswerte Abenteuer kann für den modernen Menschen nur noch innen zu finden sein. (Carl Gustav Jung)

Wir erobern uns die Welt nach außen hin. Wir reisen und fliegen, wohin wir wollen. Persönlich oder virtuell. Dort, wo wir nicht hinkommen können wir uns Berichte anschauen. Per Video dabei sein. Mit google maps kann ich in das Restaurant Aziya nach Astana in Kasachstan reisen und weiß, dass das das Essen dort lecker ist, aber die Klimaanlage nicht gut funktioniert. Bis zu diesem Augenblick wusste ich nicht einmal den Namen des Restaurants. Ich bin mal eben virtuell da hingeflogen. Die Portionen sind groß und deftig und die Menschen an den Tischen sehen glücklich aus. Ich könnte jetzt auch nach Peking oder Hameln reisen und hätte ähnlich Erlebnisse.
C.G. Jung empfahl schon damals, dass es für den modernen Menschen im Außen kein Abenteuer mehr zu erleben gäbe. Aber innen können wir sie finden. Schließ deine Augen und atme tief ein und aus. Beobachte deinen Atem dabei. Wenn du die Augen schließt wendet sich dein Blick automatisch nach innen. Du nimmst das Außen nicht mehr wahr. Und wenn du deine Gedanken beobachtest, den Atem wahrnimmst und mit deiner Aufmerksamkeit in den eigenen Körper gehst wirst du merken, dass sich dort auch eine Welt befindet. Du wirst etwas fühlen und du wirst Gedanken und Bilder bekommen. Und wenn du stiller wirst und länger und länger bei dir bleibst und immer mehr zur Ruhe kommst, werden sich die Bilder verändern, das Körpergefühl wird sich auch verändern. Du wirst dich fragen, ob du immer noch derselbe oder dieselbe bist. Wo du jetzt ganz anders und anderes siehst, fühlst und denkst. Du wirst vielleicht auf die Frag stoßen: Wer ist das "Ich", das da gerade denkt, fühlt und wahrnimmt. Wenn du zu diesem Teil einen Zugang bekommst wird deine Reise eine völlig neue Wendung bekommen. Ein unglaubliches Abenteuer. Im Innen ist die Welt so unendlich wie im Außen. Dafür musst du nicht verreisen. Sich bewegen ist sogar schädlich. Ganz still sitzen und immer stiller werden. Es kann nicht still genug sein. Und nur noch atmen und wahrnehmen. In dem Bereich deines Körpers, wo sich dein Herz befindet kannst du den Raum entdecken, wo deine gesamte Innenwelt Platz findet und von dem du aus überall hin reisen kannst. Du kannst sogar süchtig danach werden. Nach dem Abenteuer der Reise nach innen. Die meisten Menschen haben Angst davor. Sie steigen ins Auto oder in den Flieger aber nur nicht nach innen.
Die Welt der geöffneten Augen bietet ja auch so viel an. Du wirst ständig abgelenkt und umgeleitet und alles fordert von dir Antwort und Herausforderung. Alles will dich verführen und verlocken. Das meiste davon kennst du schon. Noch eine Hose, noch ein technisches Gerät, noch ein Haus. Kennst du schon! Aber kennst du das, was in dir wohnt?

Dienstag, 8. Juni 2021

Surfen für die Seele

 

Den inneren Reichtum entdecken

Ähnlich wie in dem Buch „Zähneputzen für die Seele“ und "Himbeeren für die Seele" gibt es erneut eine Fülle von einladenden Gedanken und Anregungen, freundlicher und wohlwollender mit sich selbst umzugehen. Genug Material für eine gesunde Psychohygiene.

Der Link zur Buchbestellung 

Viel-leichtes


Das Wort "vielleicht" verwenden wir wir ja in der Regel im Sinne von "möglicherweise". "Also, ich weiß noch nicht, ob ich morgen Zeit habe. Vielleicht komme ich, vielleicht aber auch nicht."
Wenn wir genauer auf das Wort schauen, dann steckt etwas ganz anderes dahinter. Ich höre das Wort "viel" und "leicht". Wir könnten es also auch verstehen als "Viel Leichtes".
Es fällt uns ja manchmal schwer, Entscheidungen zu treffen. Ich muss mich festlegen. Ich habe doch so viele Alternativen. Weiß ich, ob ich morgen noch das will, was ich heute möchte? "Vielleicht" ist ja morgen meine Stimmung eine ganz andere. "Vielleicht" habe ich noch nicht alles bedacht. "Vielleicht" entscheide ich mich ja falsch und hinterher bereue ich es. In diesem Sinne steckt da viel Schwanken in dem "Vielleicht". Es macht das Wort eher schwer und könnte auch heißen "Vielschwer". Entscheidungen können also "Vielschwer" fallen oder "Vielleicht". Die Alternative hieße also. Die Entscheidung zu fällen ist mir ganz "viel leicht"! Es fühlt sich gut und richtig an! Morgen werde ich mich "vielleicht" mit dir dir treffen! Es ist ganz leicht, sich mit dir zu treffen, da liegt ganz viel Leichtigkeit drin.
Merkwürdig, dass die vielen Entscheidungen, die uns so schwer fallen, sich mit "Viel-leicht-igkeit" tarnen, nicht wahr? Ich wünsche dir auf jeden Fall bei allen Entscheidungen eine gute Portion Leichtigkeit!
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Montag, 7. Juni 2021

Die Wende, die alles wendet!


Damals kämpften die Israeliten gegen die übermächtigen Philister. Ein Zweikampf gegen Goliath sollte alles entscheiden. Jeder kennt die Geschichte, wie David den Goliath besiegte mit seiner Steinschleuder. Der Stein brachte die Wende. Wie wäre die Geschichte der Israeliten verlaufen ohne David und seine Steinschleuder? Der Stein wurde zum Zeichen und Symbol, der den Wandel brachte von Resignation zu Zuversicht und Hoffnung.
Ich habe festgestellt, dass viele Menschen im übertragenen Sinne auch "ihren" Wendestein im Leben erfuhren. Da kam der Brief mit der Zusage für eine lebenslange Berufsanstellung. Da gab es ein Erschrecken bei einem Beinahe- Unfall, das Wachwerden und die Dankbarkeit dafür, dass das Leben noch eine neue Chance gab. Da gibt es die Frau, die bei einer Party, zu der sie gar nicht gehen wollte, den Mann ihres Lebens fand. Da bekommt das Kind nach einer Kette von Misserfolgen in der Schule endlich einen Lehrer, der genau der richtige Begleiter ist.
Kannst du den "Wendestein" deines Lebens benennen? Gibt es vielleicht sogar mehrere davon?  Oder wartest du noch darauf? Wie kann ein solcher Stein in dein Leben kommen?
Ich glaube, dass diese Steine, die die Wende bringen, ständig in unserem Leben auftauchen. Wir erkennen sie nur oft nicht, weil wir nicht aufmerksam genug sind für die uns zugedachten Zeichen am Weg. So wünsche ich dir offene Augen und ein wachsames Herz für das Kleine und Unscheinbare, dass deinem Leben die positive Wendung gibt.

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Samstag, 5. Juni 2021

Wir wohnen Herz an Herz


In einem Gedicht von Rose Ausländer heißt es:

Wir wohnen
Wort an Wort

Sag mir
dein liebstes
Freund

meines heißt
DU

Es schafft Heimat, Wort an Wort zu wohnen. Da ist jemand da. In meiner Nähe. Dieser Mensch ist mir vertraut. Als Dichterin spricht Rose Ausländer natürlich mit Worten über "Worte".  Worte sind ihre Quelle und ihre Nahrung. Das Wort "DU" schafft Nähe. Im Wort "DU" leuchtet die Freundschaft auf. Wird der Freund als Freund bewusst.

Ich wandle dieses wunderbare Gedicht heute um für dich.

Wir wohnen
Herz an Herz

Sag, was fühlst du
lieber Freund

ich spüre Wärme.

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Freitag, 4. Juni 2021

Die Tragik meines Lebens besteht darin, dass ich theoretisch weiss, wann ich besser nichts sagen sollte. Und dann höre ich mich reden.

Ich kann manchmal einfach nicht den Mund halten. Ich weiß genau, dass ich es nicht sagen sollte. Aber es sagt irgendwie in mir. Dann fange ich an und weiß, dass ich besser sofort stoppe. Ich führe mich selber in eine unglückliche oder peinliche Situation hinein. Schon der erste Satz wird schief. Den will ich korrigieren und verschlimmbessere mich Satz für Satz. Es wird immer schräger und ich finde keinen Stoppknopf.
Hinterher und auch vorher weiß ich genau, was ich wann sagen kann. Und wann ich auf jeden Fall schweige und mich nicht einmische. Ein großer Teil von mir hält sich auch daran. Ich halte den Mund! Ich mische mich nicht ein! Wie gesagt - ein großer Teil von mir! Aber ein winzig kleiner Teil von mir in der enfernten Herzecke gibt ein Signal an das Gehirn. Das wiederum an meinen Mund und schon lege ich los. Dieser große Teil von mir schaut erstaunt und erschrocken zu! Was macht der da! Ist der verrückt?
Und wie geht das los? Mit dem Wort "Eigentlich" zum Beispiel. "Eigentlich wollte ich mich heute zurückhalten. Man muss ja nicht immer und überall seinen Senf dazugeben. Aber jetzt, gerade in diesem Augenblick muss ich mich doch mal eben kurz melden und was sagen." Das sind dann die zwei nächsten Worte: "mal eben" und "kurz". Alle diese Worte suggerieren, dass ich eigentlich schweige. Ist ja nur mal eben! Ich werde diese Worte "eigentlich", "mal eben" und "kurz" aus meinem Wortschatz streichen. Dann werde ich da sitzen und nicht mehr tragisch sein. Ich werde schweigen können...bis in mir das "Ja, aber" auftaucht!
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Donnerstag, 3. Juni 2021

Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt. (Mark Twain)


Ich musste einen Vortrag halten und bekam viel Zustimmung. Ein Mann meldete sich aber und sagte, er sei nicht mit allen meinen Äußerungen einverstanden. Er zweifelte außerdem meine Glaubwürdigkeit an. Mein erster Gedanke war: "Du A.." Habe ich natürlich nicht gesagt. Ich habe eine wunderbare intellektuelle Erklärung abgegeben. Ich war freundlich zu dem Mann und habe ihm gedankt für seinen Mut und seine Ehrlichkeit.
Auf dem Rückweg spukten die Sätze dieses Mannes ständig in meinem Hirn herum. Was hat er eigentlich gewollt? Warum war er so aggressiv? Was habe ich bei ihm ausgelöst? Hätte er das nicht etwas freundlicher sagen können? War das nicht zu einseitig? Ich kam gedanklich nicht von ihm los. Aber ich wurde plötzlich immer schlagfertiger. Auf einmal hatte ich alle Sätze im Kopf, die ich ihm eigentlich und viel lieber hätte sagen wollen. Schade! Warum sind mir diese wunderbaren Sätze nicht vorher eingefallen. Ich hätte den Mann fertig gemacht? Mit unglaublicher Eleganz! So, dass er es nicht einmal gemerkt hätte! Ich werde mir meine Sätze merken und der nächste, der so ähnlich redet, wird sie dann abbekommen. Mit voller Wucht!
Hat das schon mal funktioniert? Noch nie! Meine Schlagfertigkeit kommt immer zu spät. Nie dann, wenn ich sie brauche. Wenn ich heiter und gelöst bin ist das kein Problem. Beim lockeren Spaziergang mit Freunden geht das mit der Schlagfertigkeit ganz leicht. Aber nicht dann, wenn mich jemand ansticht. Aber wenn mir dann im Nachhinein die klugen Sätze kommen fühlt sich das an, als würde ich Eiterpickel ausdrücken. Raus mit dem emotionalen Dreck. Ich mache eine ordentliche Selbstreinigung, bis es nichts mehr zu denken gibt. Oder hätte ich doch bei meinem ersten Gedanken bleiben sollen, bei dem ich am Ende wieder ankomme: "Du A..."! Besser nicht. Jetzt habe ich die Voraussetzung, dass ich diesem Menschen noch einmal begegnen kann. Ich habe mir es mit ihm nicht verdorben. Ich kann die Brücke noch wieder bauen. Das ist auch nicht verkehrt.
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Dienstag, 1. Juni 2021

Verlier nicht den Kontakt!

Ich fahre diesem LKW hinterher und sehe das Plakat: "Don't lose touch!" Ein Mann hängt an der Tür und hat die Beine angezogen. Den Kontakt zum Boden verloren.
Manchmal verlierst du den Bodenkontakt. Den Blick für die Realität. Der Boden trägt nicht mehr. Er wird dir unter den Füßen weggezogen. Arbeitsplatz gekündigt, Ehe zerbrochen, Freundschaft beendet, Krankheit. Verlier nicht den Kontakt! Mit beiden Füßen auf dem Boden stehen gibt Halt und Sicherheit. Schön, wenn uns das geschenkt wird.
Doch manchmal musst du loslassen. Dich irgendwo dranhängen. Der Boden fließt weg. Alles entpuppt sich nur als vorläufige Sicherheit. Wenn du dich irgendwo dranhängst, dann kannst du dich auch fortbewegen. Vom Boden, der nicht mehr tragfähig ist. Immerhin besitzt du neben den Füßen auch noch Arme und Hände. Die sind flexibel. Die können spontan reagieren.
Die Füße sagen: "Hier stehe ich! Ich habe Halt. Das gibt Sicherheit!" Die Hände sagen: "Hier bewege ich mich. Da greife ich hin. Das Leben sortiert sich ständig neu!" Wie gut, dass wir Hände und Füßen haben, die gemeinsam oder auch abwechselnd dafür sorgen, dass wir im Kontakt bleiben.
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