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Mittwoch, 28. Juni 2017

Feierabendrezepte

Feierabend-Rezepte für 3,99 Euro. Nicht schlecht! Meine Beratungen kosten mehr. Das Bild deutet darauf hin, dass ich dort Rezepte zum Kochen finde.
Ich bin aber auf der Suche nach Rezepten, meinen Abend zu feiern. Wie mache das nur? Wenn ich von der Arbeit komme, dann arbeite ich zu hause weiter. Ich räume auf, kaufe ein, bereite das Essen vor und erledige den Haushalt. Dann ist es irgendwann so richtig Abend und ich könnte feiern. Dann sitze ich ratlos auf meinem Sofa und weiß nicht weiter. Wie soll ich jetzt den Abend feiern? Wo finde ich dafür Rezepte! Soll ich stricken oder lesen? Oder doch fernsehen? Das hört sich nicht wie feiern an! Wer hat für mich ein gutes Feierabendrezept?
Da fällt mir ein, dass ich ganz gerne ohne Rezepte koche. Ich habe genug Erfahrung gesammelt im Laufe der Jahre. Ich bekomme immer etwas hin, was schmeckt. Ich brauche keine Rezepte! Vielleicht hilft das ja auch für den Feierabend. Ich sitze da ohne Rezept. Ich mache keinen Plan. Ich muss sowieso ständig planen. Darin liegt vielleicht der Sinn vom Feierabend. Ich feiere den Abend, dass ich völlig ohne Plan dasein darf. Vielleicht lese ich oder vielleicht sitze ich auch nur herum. In spanischen Dörfern sah ich oft alte Leute vor ihrem Haus sitzen. Nachbarn sitzen nebeneinander und reden und schweigen. Vielleicht noch ein Gläschen Wein. Muss aber nicht! Sie sitzen dort bis sie wieder aufstehen.
Könntest du dir vorstellen, einfach vor deinem Haus eine Bank aufzustellen und dich dort hinzusetzen? Du schaust jemanden freundlich an und lädst ein. Neben dir ist noch ein Platz frei. Oder du sitzt allein und schaust. Döst vor dich hin! Machst wirklich Feierabend!
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Dienstag, 27. Juni 2017

Schlüsselsätze

Mein Blick fällt auf ein Brett an dem ich Schlüssel hängen kann. Ein Schlüsselbrett mit der Aufschrift "Keys". Ich hänge an mein Schlüsselbrett heute virtuelle Schlüssel. Schlüssel, die mir Erkenntnis schenken. Schlüssel, die mein Herz aufschließen oder meinen Weisheitsraum weiten.
Ein "Schlüsselsatz", der mich immer wieder begleitet lautet: "Es gibt nichts zu tun!"

Wenn ich am Morgen erwache denke ich oft an die vielen Aufgaben, die vor mir liegen. Und schon kreisen die Gedanken. Die Gedankenketten werden immer länger und länger. Etwa so: Ich muss heute diesen Menschen anrufen und eine wichtige Frage klären. Werde ich ihn erreichen? Wenn nicht, was mache ich dann! Wird er mir zuhören und auf mich eingehen? Wenn ja gut, wenn nein, was mache ich dann! Ich erinnere mich, dass ich schon nie mit diesem Menschen gut sprechen konnte. Der versteht mich immer falsch. Heute mag ich gar nicht mit ihm sprechen. Ich könnte es auf morgen verschieben. Aber morgen habe ich schon so viele Dinge zu tun. Also doch anrufen! Wie sage ich es ihm? Was sage ich, wenn er sich nicht auf mich einlässt!

Die Gedanken sind austauschbar. Du wirst ähnliche Situationen am Morgen kennen. Eine andere Geschichte mit den gleichen Gedankenketten. Du willst es ja richtig machen! Du möchtest beliebt sein! Du möchtest im Leben bestehen und niemanden enttäuschen! Jetzt stell dir vor, dass du am Morgen aufwachst mit tausenden von Gedanken. Was du alles heute noch erledigen musst! Und welchen Stress das auslöst! Und jetzt stell dir den Satz vor: "Es gibt nichts zu tun!" Du hast Tausend Dinge zu erledigen und sagst dir diesen Satz: "Es gibt nichts zu tun!" Spürst du eine Sperre? Bemerkst du einen inneren Protest? Gut so!

Stell dir vor, dass du auf dem Sterbebett liegst. Es warten immer noch tausend Aufgaben auf dich, die erledigt werden müssen. Aber dir ist klar, dass es jetzt ans Sterben geht. Sterben geht vor. Da liegst du da und wartest aktiv oder passiv darauf, dass du stirbst. Entweder mit Angst und du verdrängst, oder mit Vorfreude auf den Zeitpunkt, nachdem du deinen letzten Atemzug gemacht hast. Werden deine tausend Aufgaben  noch wichtig sein? Sie bleiben unerledigt oder werden von anderen Menschen ausgeführt. Aber nicht mehr von dir.

Du kannst also am frühen Morgen aufwachen und bereit sein, diese Welt zu verlassen. Du musst keine einzige Aufgabe erledigen! Warum? Du kannst es auch sein lassen! Musst du sowieso irgendwann. Warum willst du dich nicht jetzt schon ein wenig einüben ins Sterben! Wenn du jetzt übst ist am Ende viel leichter. Du liegst auf deinem Sterbebett und hörst auf, Aufgaben zu erledigen. Schön, nicht wahr? Du gibst auf! Aufgaben aufgeben! Das sagt schon das Wort. Ich habe eine Aufgabe! Ich habe etwas, das ich aufgeben kann! "Es gibt nichts zu tun!" Wenn du ganz tief schaust, dann offenbart sich dir diese Wahrheit. Es gibt nichts zu tun! Nicht wirklich!

Du wachst also am Morgen auf und atmest tief ein und aus. "Es gibt nichts zu tun!" Dein Körper und dein Geist entspannen sich. Wenn es nichts zu tun gibt, dann hat dein Verstand auch nichts zu tun. Du kannst auf deine Gedankenketten verzichten. Du gehst entspannt in den Tag! Während du nichts zu tun hast kannst du ja so ganz nebenbei irgendetwas machen. Aus Spaß oder ohne Grund. Einfach so nebenbei. Du hast ja nichts zu tun! Du bist zum Geburtstag eingeladen und du gehst ohne Geschenk dahin. Du musst ja nichts tun! Solltest du zufällig etwas sehen, was deinen Gastgeber erfreuen könnte, dann könntest du das ja besorgen. Du musst es aber nicht! Denn es gibt ja nichts zu tun. Wenn es nichts mehr zu tun geht, entfällt das müssen!
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Montag, 26. Juni 2017

Wenn alle Diamanten essbar wären...

In einem Geschäft kann ich essbare Diamanten kaufen. Lustig! Diamanten sind nicht essbar. Wenn sie essbar sind, sind sie keine Diamanten. Diamanten sind äußerst hart und nicht geeignet für den Prozess der Verdauung. Es wird unten wieder herauskommen wie oben eingeführt.

Ich könnte es mir doch trotzdem einmal vorstellen. Essbare Diamanten. Wäre das vergleichbar mit Kaviar? Nur noch teurer? Ein Genussmittel für die Superreichen? Da, wo ganz oben noch einmal sich die Reichen trennen? Kaviar für die Reichen und essbare Diamanten für die Superreichen. Eine Handvoll Diamanten essen und ein Vermögen ist dahin. Eine Mahlzeit im Wert von einer Villa!

Ein Mensch braucht weder Kaviar noch essbare Diamanten. Brot macht alle satt. Brot mit Beigabe wie Butter und Käse wäre für das Vergnügen. Wenn Menschen auf Kaviar verzichten könnten gäbe es Butter und Käse für jeden. Jeder hätte Vergnügen. Die Reichen und die Superreichen müssten sich vorstellen können, mit Brot und Käse auskommen zu können. Mit Brot und Käse auch noch Vergnügen zu haben. Wer genug hat kann ver"gnueg"t sein!

Ich brauche weder Kaviar noch Diamanten. Die wesentliche Dinge kann ich mir sowieso nicht kaufen. Dir mir wesentlichen Dinge! Ob mir jemand Achtung entgegenbringt ist ein Geschenk. Wenn ich geliebt und geschätzt werde, dann weil jemand das freiwillig macht. Ich werde beschenkt! Jeden Tag! Hallo Sonne, schön dass du da bist! Hallo Blume, wunderbar, dass dein Anblick mich erfreut! Hallo Leserin und Leser, danke dass du mir deine Aufmerksamkeit schenkst. Hallo Mensch an meiner Seite: Wie schön, dass ich nicht allein gehen muss!

Welchen Wert haben essbare Diamanten? Das braucht kein Mensch! Aber einen Menschen an meiner Seite, das hat einen wirklichen Mehrwert!
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Donnerstag, 22. Juni 2017

Toller Ausblick

Ich schaue auf eine Postkarte. Ich sehe, wie eine Frau mit einem Kind am Rand des Pools sitzen auf das Meer schauen. Toller Ausblick. Ich sehe das Meer nicht. Aber ich beobachte, wie die beiden in den Horizont schauen. Mutter mit Tochter? Ähnliche Badeanzüge, weiße Hüte und gleiche Handhaltung. Die eine stützt sich links ab, die andere rechts. Beide sitzen dort Hand in Hand. Geborgenheit und Weite zugleich. Wunderbarer Ausblick! Toller Eindruck!

Da wird ein Wunsch in mir wach. Ich möche im Meer des Lebens nicht untergehen. Nicht ertrinken im Angesicht der tausend Möglichkeiten. Die Freiheit lockt und verwirrt zugleich. Wohin soll ich mich wenden? Der Pool ist nicht tief und begrenzt. Da kann ich mich einüben in die Freiheit. Der Pool für die Kleinen und das Meer für die Großen. Um die Freiheit zu leben muss ich mich in den kleinen Freiräumen ausprbieren. Zur Not steht Mama am Rand und fischt mich heraus!

Am Rand des Pools kann ich in Sicherheit sitzen und das weite Meer bestaunen. Es ist großartig! Und im Moment gehe ich nicht unter und ich vergehe nicht vor Angst. Jetzt stelle ich mir vor, dass ich im großen Ozean schwimme. Es gibt keinen Haltepunkt am Horizont. Nur Wasser um mich herum. Nichts, woran ich mich festmachen kann. Meine Kraft reicht noch für eine kurze Zeit und dann werde ich ertrinken.

Ich gehe wieder mit meiner Aufmerksamkeit zurück zum Pool. Ich sitze dort und werde nicht ertrinken. Ich halte mich fest am Stein und an der Hand meiner Mutter. Ich werde dort nicht ertrinken. Ich darf wieder im Pool üben und eines Tages werde ich mich an den Strand stellen und Schritt für Schritt das Meer erobern. Ich werde dort schwimmen und an das Ufer zurückkehren mit festem Boden unter den Füßen. Jetzt sitze ich am Rand und genieße den tollen Ausblick.

Wenn ich erwachsen bin, werde ich schwimmen! Und ich stehe als Betrachter vor dem Foto: Mutter mit Kind und ich beobachte. Ich bin die Mutter und ich bin das Kind. Ich schwimme und ich werde gehalten und ich genieße die Freiheit und ich spüre die Angst. Alles gleichzeitig. Ich habe Halt und verliere den Halt. Und jetzt stehe ich hier im Laden und beobachte Mutter und Kind. ich stehe hier und bin in der städtischen Sicherheit einer Fußgängerzone. Ich lebe in der Illusion, hier sicher zu sein.

Ich beobachte Mutter und Tochter und stehe sicher hier an meinem Platz. Kein endloses Wasser um mich herum und fester Boden unter meinen Füßen. Ich werde hier und jetzt nicht ertrinken! Ich sehe aber am Horizont etwas, was Mutter und Kind nicht sehen. Ihre Bildidylle ist eingefroren für die Ewigkeit. Ich sehe jemanden am Horizont, der mir zuwinkt. "Komm und schwimm!" Ich werde gehen und schwimmen. Und schwimmen... und eines Tages untergehen. Ob ich will oder nicht. Ich stehe hier und betrachte das Foto und ich weiß, dass ich untergehen werden. Ich werde ertrinken. Das weiß ich gewiss. Jeder Mensch "ertrinkt" irgendwann am Ende des Lebens. Ich könnte mich einüben! Wenn es eh kommt? Einüben ins Loslassen, nicht vertrauen, wenn sich die Idylle zeigt. Der tolle Ausblick! Sondern vertrauen im Angsicht des sicheren Ertrinkens. Was wartet auf mich am anderen Ende des Ertrinkens? Gebe ich mich der Angst hin oder der Neugier?
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Mittwoch, 21. Juni 2017

Sei auf deine eigene Weise schön!

Wenn ich mir die Models und Stars von heute betrachte dann fehlt sie mir, die Individualität. Die ganz eigene Persönlichkeit. Die heutigen Models und Stars scheinen alle aus dem gleichen Stall zu kommen oder sind miteinander verwandt.
Im Alltag sehe ich die bunte Vielfalt von Frauen und Männern. Herrlich! Jede und jeder anders! Und jede und jeder wunderschön! Wenn Menschen nur nicht ständig versucht wären, irgendjemanden zu imitieren.
Sei auf deine eigene Weise schön! Dafür musst du gar nichts machen. Weder schminken noch schick anziehen! Du bist Kind Gottes, Teil der Schöpfung! So, wie eine Margerite einfach schön ist, bist es auch du. So, wie du gewachsen bist. Einmalig und unverwechselbar und einmalig und unverwechselbar schön! Schön nicht?
Wie kannst du deine Schönheit leuchten lassen? Indem du dir dessen bewusst wirst, dass du schön bist! Du musst niemanden imitieren! Dann bist du nicht mehr du, oder immer mehr von dir verschwindet. Es wäre so, als würdest du eine Schere nehmen und die eine oder andere Blüte von dir zurechtschneiden, damit du mehr einer Rose ähnelst.
Stell dich vor den Spiegel und schau dir in die Augen. Sei sehr freundlich zu dir selbst und lächle dir zu. Bemerkst du die augenblickliche Veränderung? Stell dich vor den Spiegel und werfe dir vor, wo du dich überall hässlich findest! Beobachte, wie sie dein Gesicht mehr und mehr verändert. Deine eigene Schönheit verschwindet hinter einen Schleier. Dann fängst du wieder an, dich sehr wohlwollend zu betrachten. Vielleicht findest du ja deine Augen schön oder deine Nasenspitze! Oder das augenblickliche Gefühl, glücklich zu sein oder Frieden zu spüren. Wenn du Frieden in dir spürst wirst du im Spiegel deine Schönheit wahrnehmen. Deinen Frieden und deine eigene Schönheit. Irgendwo habe ich mal einen Satz gelesen oder es ist Bestandteil eines Liebesgedichtes. Dort heißt es: "Ich lade dich ein, in meiner Schönheit zu wohnen!" Wenn du jemanden einlädst, in deiner Schönheit zu wohnen, dann gibt es dort Fülle und Liebe. Und du darfst in deiner eigenen Schönheit wohnen.
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Dienstag, 20. Juni 2017

Wenn du bei dir selbst ankommst...


Folgenden Vers habe ich gefunden bei Angelus Silesius im „cherubinischen Wandersmann.“
„Mensch, werde wesentlich; denn wenn die Welt vergeht,
so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.“

Es gibt das „Wesen“ und das,  was „dazu fällt“.  Es gibt einen unzerstörbaren Kern, und es gibt die vergängliche Geschichte. Es geht etwas und es bleibt etwas. Jeden Tag fällt uns etwas zu. Ein Mensch kreuzt unseren Weg. Wir sitzen am Frühstückstisch. Wir erledigen die Alltagsgeschäfte. Wir regen uns auf, wir werden erschüttert. Wir geben den „vorübergehenden“ Erlebnissen unendliche Bedeutung. Nicht zuletzt besetzen uns manche Ereignisse so stark, dass wir über Jahre traumatisiert werden.
„Mensch, werde wesentlich!“ Das, was wir erleben soll uns dazu dienen, dass wir daran wachsen und reifen. Häufig bleiben wir jedoch bei den Dingen stehen und nicht beim Wesentlichen.
Als Kind kommst du z.B. zu deiner Mutter und beschwerst dich: „Mama, der Bernd hat mich gehauen!“ Dann hörst du deine Mutter sagen: „Ach du Armer, das hat er bestimmt nicht mit Absicht gemacht.“ „Doch, hat er...!“ Ihr beide setzt diese Szene noch eine Weile miteinander fort. Sogar als Erwachsener rufst du dir das Ereignis in Erinnerung und lässt es wieder lebendig werden bis es sich irgendwann friedlich oder sonst wie auflöst.
Sinnvoll ist es, wenn du dich irgendwann als Erwachsener mit den dahinter verborgenen Themen auseinandersetzt. Wie erlebst du den Umgang mit Macht und mit Gewalt? Wie gehst du um mit Schmerzen, Kränkungen und Ablehnungen? Wer ist dieses „Du“, dass das da gerade erlebt? Wenn du das machst, trägst du etwas dazu bei, wesentlich zu werden.
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Montag, 19. Juni 2017

Das fehlende Puzzleteilchen oder "Vom Umgang mit dem Haar in der Suppe"

Stell dir ein Puzzle vor mit tausend Teilen. Du gestaltest ein Bild mit einer Szene im sonnigen Süden. Es handelt sich um ein andalusisches weißes Dorf an einem blauen und weiten Meer. Im Hintergrund siehst du einen wunderbaren Sonnenuntergang. Du hast Mühe, die weißen Häuser auseinanderzuhalten. Es ist knifflig. Die Wasserelemente sehen alle gleich aus. Du fängst mit dem Rand an, denn du arbeitest ja mit System. Du hast die Teile farblich sortiert, damit du du deine Arbeit überschaubar machst. Deine lange Aufmerksamkeit  und Konzentration kommt langsam dem Ende entgegen. Du stellst dir in Gedanken vor, wie du mit Stolz und Freude auf das Gesamtbild schauen wirst. Es entsteht in deinem Inneren eine Atmosphäre von Urlaub, Frieden und Wohlbehagen. Du siehst dich schon selbst im Sommer an einen ähnlichen Ort. Es sind nur noch wenige Teile übrig. Dann kannst du die übrigen Teile schon zählen. Es sind nur noch fünf Puzzleteile übrig. Den Ort dafür zu finden ist ganz leicht, es geht wie von allein. Während der letzten drei Teile siehst du es deutlich vor dir. Da wird eine Lücke bleiben. Es fehlt ein Teil. Das Bild wird unvollständig. Du schaust in den Kasten. Der ist leer. Du schaust unter dem Tisch nach. Da befinden sich nur ein paar Brotkrümel vom Morgen. Du schaust unter dem Sofa. Vielleicht ist ja beim Auspacken vor einigen Tagen das fehlende Teil dorthin gefallen. Du schaust im Keller nach und die Ahnung in dir steigert sich zur Gewissheit. Das fehlende Teil ist für immer verloren. Es lässt sich nicht finden. Das Hochgefühl von vor einer Stunde sinkt auf einmal in den Keller. Nichts ist mehr von der Freude da. Du wirst nie wieder puzzlen. Du siehst den Abgrund. Die ganze Arbeit war umsonst. 
Und jezt lade ich dich ein, von diesem Traum aufzuwachen. Es war ein Traum, mehr nicht. Es ist nur ein Stückchen Pappe, mehr nicht. Du hast eine tolle Arbeit geleistet. Du kannst im Geiste das Puzzle ergänzen. Du kannst auch angemessen damit umgehen. Ein kleiner Seufer. Ach, wie schade! Aber was solls. 
Im Leben ist es auch manchmal so. Das fehlende Puzzleteilchen hat manchmal so viel Macht. Es kann stärker werden als alles, was wir als gelungen ansehen. Es wird zum Haar in der Suppe, zum fehlenden Sahnehäubchen und zum nicht vorhandene Tüpfelchen auf dem I. 
Geh doch mit dem fehlenden Puzzleteilchen im Leben mal kreativer um! Schlüpfe in deiner Phantasie durch die Lückie im Bild und schau, was sich dahinter verbirgt. Schließe deine Augen und stell dir vor, du bist mitten in deiner Traumlandschaft und das fehlende Puzzleteilchen ist der Schlüssel oder der Türöffner. 
Und wenn du immer noch traurig um das fehlende Teilchen bist, hast du die Möglichkeit, dich in deiner Trauer einzuüben. Das ist auch ganz wichtig. Trauer spüren, hineinatmen und annehmen.


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Mittwoch, 14. Juni 2017

Mein innerer Polizist


Als Kind schaute ich mir immer die Karrikatur in der Tageszeitung an von Oskar, dem freundlichen Polizisten. Er verfolgte keine Verbrecher sondern half alten Frauen über die Straße. Er war wohl eher ein Pfadfinder als ein "Gesetzeshüter". Ich mochte Oskar.
In mir wohnt auch ein Polizist. Der ähnelt aber leider nicht dem Oskar. Er mahnt mich, schon bei hellgrün langsam an die Ampel heranzufahren. Er ahnt immer, dass es gleich gelb wird, während ich noch grün sehe. Mein innerer Politzist hebt den Zeigefinger und sagt: "Fahr vorausschauend!" Meiner fährt so vorausschauend, dass ich nie ans Ziel kommen würde, wenn es nach ihm ginge. Mein innerer Polizist macht das nicht aus Spaß sondern mit dem Hintergrund, dass ich nicht ins Gefängnis komme. Wenn ich kein Gesetz breche, dann darf ich in Freiheit leben. Aber wehe, wenn!
Mein innerer Polizist sorgt machmal dafür, dass dadurch die Freude am Leben zu kurz kommt. "Pass auf!" lautet sein Motto. Ich passe schon auf. Aber nicht immer und auch nicht so intensiv. Beim Aufpassen lauert nämlich die Angst im Hintergrund. "Sei lieb!" Da höre ich die Stimme meiner Eltern. "Sei lieb!" "Sonst holt dich die Polizei!" Erst im Schreiben erinnere ich mich an diese Sätze. Dass mich die Polizei holt, wenn ich nicht artig bin. Ich wuchs auf mit dem Bild, dass ich ins Gefängnis kommen könnte. Jetzt kommt mir der Verdacht, dass mein innerer Polizist von meinen Eltern in mich reingesteckt wurde. Meine Eltern hatten auch Angst. Angst, dass ich auf die schiefe Bahn geraten könnte.
Dabei wusste ich innerlich aber immer schon, dass dieser Polizist nicht zu mir gehört. Ich schicke ihn zu meinen Eltern zurück. "Hier habt ihr ihn zurück! Ich brauche ihn nicht mehr!" Ich entscheide mich für Oskar! Den mag ich! Das ist meiner! Der ist lustig und hilft alten Damen über die Straße. Er hat ein Kilo zu viel um den Bauch - so wie ich auch. Ich stelle mir vor, dass mein innerer Oskar-Polizist in meinem Bauch sitzt, dort wo das Kilo zu viel ist. Er hält meinen Bauch, wenn ich lachen muss über irgendeinen blöden Fehler. Ich fahre dann bei rot über die Ampel und verurteile mich nicht dafür. Es war kein Verbrechen, nur eine Ordnungswidrigkeit. Eine Widrigkeit gegen die Ordnung. Vielleicht sollten wir ab und zu einfach mal unsere eigene Ordnung machen solange ich den anderen dabei im Blick haben. Also über die rote Ampel fahren und vorsichtig schauen, dass ich niemanden gefährde. So haben das übrigens meine spanischen Freunde 1982 gemacht, als ich dort studierte. Die kannten bestimmt alle Oskar.
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Dienstag, 13. Juni 2017

Mein innerer Dirigent


Manchmal renne ich hin und her. Soll ich jetzt das Geschirr spülen oder lieber erst den Müll wegtragen, damit ich nicht vergesse, die Mülltonne vor die Tür zu schieben. Oder packe ich doch lieber die Tasche für den nächsten Tag. Mache ich alles hintereinander oder doch lieber eher gleichzeitig?
Ich lasse schon einmal das Spülwasser laufen während ich den Müll in die Tonne werfe. Gehe zurück zum Waschbecken und drehe den Hahn zu. Das erste schmutzige Geschirr ins heiße Wasser. Dann schnell an den Schreibtisch und schon mal die Sachen zusammenlegen, die ich morgen nicht vergessen darf. Und weil das Arbeitszimmer näher an der Mülltonne ist als die Küche - schnell die Mülltonne auf die Straße schieben und dann wieder in die Küche um mit dem Spülen zu beginnen bevor das Wasser kalt wird. Am Ende habe ich alle Aufgaben erledigt - und bin erledigt, wenn ich so den Tag verbringe.
Ich mache es aber nicht so! Ich höre auf meinen inneren Dirigenten. Ein Dirigent könnte mit Leichtigkeit das "Arbeitsorchester" aufeinander einstimmen. Er würde mich schnell hin- und herdirigieren und schon hätte ich alle Aufgaben erledigt. Ein Dirigent wäre ein wunderbarer Arbeitsoptimierer.
Meinem inneren Dirigenten sind solche Ideen fremd. Er hat mir erläutert, dass ich eine Symphonie bin. Er möchte mein Inneres zum Klingen bringen. Das geht nur über die Freude, da zu sein. Ich trage eine wunderbare innere Melodie in mir, die er wahrnehmen und spüren kann. Sein Bestreben ist es, mich diese Melodie spielen zu lassen. Ich kann meine Fähigkeiten auch so verwenden, dass ich schnell hin und her hetze. Aber dann spiele ich nicht mehr meine Lebensmelodie. Dann spiele ich "Überleben". Mein innerer Dirigent ruft mich immer wieder in Erinnerung, warum ich auf dieser Welt bin. Es kann nämlich passieren, dass ich meine eigene Komposition verlasse. Das spüre ich Grad des "Unglückfühlens". Mein innerer Dirigent möchte, dass ich mich glücklich fühle. Denn davon lebt er. Wenn er es schafft, dass ich meine eigene Melodie spiele, strahlt er voller Freude. Meine innere Melodie hat übrigens den Anspruch, nur für mich selbst schön zu sein. Es mag dir auch gefallen. Ist aber kein Gegenstand eines Wettbewerbes! Und? Welche Chancen räumst du deinem Dirigenten ein? Steht er am Pult oder schläft er in der Garderobe?
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Montag, 12. Juni 2017

Mein innerer Schweinehund


Ich habe dir schon erzählt von meinem inneren Pastor, der Hebamme und dem inneren Arzt. Viele Anteile, die mir dabei helfen, kraftvoll und aufrecht durchs Leben zu gehen. Ich finde es wichtig, diese Anteile ab und zu im Blick zu haben und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. So kommt es zu einem wunderbaren Zusammenspiel zwischen ihnen und meiner Seele.
Ich habe gehört, dass es Menschen geben soll, die diese lebensförderndenden Anteile nicht kennen. Aber sie kennen den inneren Schweinehund. Immer, wenn sie eine Aufgabe erledigen wollen, müssen sie diesen inneren Schweinehund überwinden. Was macht der da eigentlich, der Schweinehund. Liegt er auf der Lauer und wartet auf eine Aufgabe? Und wenn sie kommt, dann muss er sie unbedingt vertreiben? Will dieser Schweinehund seinen Menschen davor bewahren, den gemütlichen Sessel zu verlassen? Oder geht es ihm darum, aufzupassen, dass sein Mensch nicht unter die Räder kommt und sich beim Ausführen einer Aufgabe verausgabt?
Der innere Schweinehund ist mir fremd. Ich habe intensiv in mir selbst nachgeschaut und nachgespürt. Ich besitze keinen inneren Schweinehund. Wenn er mal kommen sollte werde ich ihn bitten, einen anderen Wirt zu wählen. Der Kampf mit dem inneren Schweinehund kostet zu viel Zeit. Während meines Kampfes könnte ich gleich aufstehen und diese Arbeit erledigen. Ich glaube schon, dass viele Menschen viel Zeit damit verschwenden, gegen diesen Schweinehund zu kämpfen. Das ist nicht sehr selbstfreundlich und ziemlich selbstzerstörerisch.
Solltest du "besessen" sein von ihm, dann möchte ich dir empfehlen, den Schweinehund zu beschäftigen. Er könnte dich z. B. von körperlichen Giften befreien, die du täglich mit der Nahrung zu dir nimmst. Stell dir vor, dass dein innerer Schweinhund im Magen hockt und dort sortiert. Was du brauchst, in deine System rein, und was dir schadet aus deinem System raus.
Zugleich möchte ich dich bekannt machen mit deiner inneren Fleißbiene. Hast du schon bemerkt, wie sie ganz selbstverständlich dich unterstüzt, alle Aufgaben ohne Widerstand zu erfüllen? Einfach machen? Die Fleißbiene summt in deinem Innenohr und lädt dich ein, deine Lebensaufgaben voller Freude wahrzunehmen. Sie flüstert dir jeden Tag zu: Du bist ein Schöpfer!
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Samstag, 10. Juni 2017

Sortier mal wieder und gewinne den Überblick! ;-)


Folgenden Satz las ich in Celle an einer Häuserwand. Mir geht es gar nicht um den Inhalt sondern um die Wahrnehmung, dass die Buchstaben so aneinandergereiht waren, dass es zwischen den Wörtern keinen Abstand gab. Und so lautete der unverständliche Satz:

ACHGOTWIEGEHTESIMMERZUDASDIEMICHHASSEN
DENICHNICHTSHVENNOCHGEBENMVSSENGLEICHWOLLEIDENDASICHLEBE

Und so lautet er, nachdem ich ihn sortiert habe:

Ach Gott wie geht es immer zu,
dass die mich hassen, denen ich nichts tu,
dennoch geben müssen,
gleichwohl leiden dass ich lebe.


Manchmal gleicht unser Leben wie ein Haufen von Zeug. Alles ist wichtig und schafft ein Durcheinander im Kopf. Tausend Dinge wollen zugleich erledigt werden. Der Tag bräuchte dafür 36 Stunden statt 24. Irgendwann verlierst du den Überblick. Du kannst dein eigenes Leben nicht mehr lesen, wie der Spruch an der Häuserwand.
Du musst dir einen Coach suchen oder dein eigener Coach werden, der dir dabei hilft, dein Leben zu sortieren. Der Satz bekommt im Sortieren überschaubare Wörter. Die überschaubaren Wörter ergeben im Zusammenhang einen sinnvollen Satz. Dann kannst du dir den Satz anschauen und prüfen, ob du ihn verstehst und ob du ihn beherzigen willst.
Kannst du deinen eigenen Lebenssatz im Augenblick gut lesen? Hast du den Überblick? Oder musst du neue Prioritäten setzen? Dann wünsche ich dir viel Erfolg beim Sortieren deiner Buchstaben zu sinnvollen Wörtern und Sätzen.
Und so nebenbei zu dem frommen Spruch: So ganz versteh ich ihn nicht! Es geht wohl um eine Person, die von der Umgebung abgelehnt wird obwohl sie nichts getan hat. Ein echter Opferspruch! Bitte nicht beherzigen!

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Freitag, 9. Juni 2017

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. (Albert Einstein)


Probleme können durch eine bestimmte Denkweise entstehen. Der Verstand denkt im Rahmen von ihm bekannten Mustern. Er greift zurück auf schon gemachte Erfahrungen. Er kann sozusagen keine Wunder aus dem "Nichts" bewirken.
Stell dir einmal vor, du bist ein perfekter Mensch. Du bist verheiratet, hast Kinder und eine Arbeit. Du pflegst ein paar Hobbys und gehörst noch zwei Vereinen an. Alle diese Dinge machst du mit großer Leidenschaft. So nach und nach fordern alle diese Felder immer mehr Zeit und Aufmerksamkeit von dir. Und du gibst dich dem hin, weil du es ja gut machen möchtest. Deine Arbeit wird verantwortungsvoller, du bekommst einen Posten im Verein, du besuchst eine Weiterbildung für das eine oder andere Hobby. Dein Zeitrahmen wird enger und enger.
Irgendwann hockst du in der Falle und bedienst alle Felder zwar noch, aber irgendwie im Funktionsmodus. Du stellst fest: Die Freude wird geringer, die Müdigkeit wird größer. Von außen betrachtet bekommst du die Diagnose "Burnout"!
Wenn du darunter leidest, hast du ein Problem. Du möchtest heraus aus dieser Falle? Du möchtest etwas ändern? Wie denn! Du bist perfekt. Du möchtest allen Ansprüchen genügen. Alle Felder wollen bedient werden. Du hast ja schließlich dafür Verantwortung übernommen. Wie löst du dein Problem?
Du verzichtest auf alle eigenen Bedürfnisse?
Du verkürzt deine Nachtruhe?
Du verzichtest auf das Wochenende und den Urlaub?
Das hört sich alles nicht sehr attraktiv an, oder? Albert Einstein meint nun, dass du erst auf eine andere und erfolgreichere Spur kommst, wenn du deine Denkweise änderst. Wortwörtlich! Die Art und Weise, wie du denkst! Die Art und Weise, wie du bislang gedacht hast, ist verantwortlich für die Misere in die du geraten bist. Wenn du mit dieser Denkweise in deine Misere geraten bist, hast du also grundsätzlich irgendetwas nicht so optimal gedacht.
Du könntest zum Beispiel den Glaubenssatz in Frage stellen: "Sei perfekt!" Das ist nur ein Gedankenkonstrukt. Gehört er deinem Vater oder deiner Mutter oder beiden Eltern? Wer sagt, dass man bei allen Vereinen, Hobbys und sonstigen Dingen bis zum Ende des Lebens durchhalten muss?
Also verändern wir einmal die Denkweise!
Stell dir vor, dein Leben ist ein Sandkasten. Du bist ein kleines Kind und du darfst in diesem Sandkasten spielen mit deiner Schaufel und deiner Schüppe. Dann baust du dir eine Burg und musst deine Burg verteidigen gegen die anderen Kinder, die deinen Sand möchten für ihre Burg. Und schon bist du im Stress, wie im richtigen Leben. Halt stopp!
Es ist ein Sandkasten! Es handelt sich um ein Spiel! Du kannst den Sandkasten verlassen! Nebenan ist eine Wiese, ein Wald oder ein anderes Spielgerät. Du musst das Spiel nicht weiterspielen. Du kannst aussteigen und etwas anderes machen. Übertragen auf dein erwachsenes Leben mit der "Problemdenkweise" kannst du auch aussteigen. Es ist "nur" ein "Erwachsenenspiel" Du hast den Sandkasten vertauscht gegen etwas anderes. Du darfst natürlich gerne weiterspielen, denn du hast ja Verantwortung übernommen.
Aber im Sinne von Albert Einstein wäre es gut, wenn du für einen deutlichen Moment ein Stopp einrichtest. Geh einen Schritt zurück. Geh raus aus deinen Gedanken. Sei ganz da im Hier und Jetzt. Lass dich überraschen von woher da eine Lösung kommt. Sie wird nicht aus dem Denken kommen sondern wie aus einem anderen Raum. Manche nennen es Intuition oder Schöpfen aus dem Feld des Unbewussten. Ich wünsche dir diesen Zugang aus dem Raum der grenzenlosen Möglichkeiten!
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Donnerstag, 8. Juni 2017

Mein innerer Politiker


Mein innerer Politiker sitzt in meinem Kopf. Der liebt Debatten! Er diskutiert mit mir den ganzen Tag. Sage ich zu diesem Auftrag ja oder nein? Welche Folgen hat das dann? Wie kollidiert das mit meiner Weltanschauung? Ich stelle ein harmlose Frage und mache damit unbewusst ein Fass auf. Mein innerer Politiker nimmt jede Frage gerne auf und spinnt daraus in riesiges Netz. Er hört nicht auf. Er kann nicht aufhören. Weil jede Antwort eine neue Frage auslöst. Weil alles mit allem zu tun hat und verknüpft ist.
Mein innerer Politiker hilft mir sehr dabei, mir eine Meinung zu bilden. Mich zu orientieren im Dschungel der Möglichkeiten. Er kann mühelos den Stuhl wechseln. Er setzt sich auf "Einerseits" und rattert alle Argumente herunter. Dann setzt er sich auf den Stuhl "Andererseits" und erzählt mir das genaue Gegenteil. Was interessieren ihn die Worte von gestern. Er produziert Gedanken und Argumente. Das ist sein Job! Dafür ist er da! Mir viel Gedankenstoff zu liefern. Das ist total hilfreich, denn ohne ihn wäre ich orientierungslos. Ich würde etwas machen und hätte keine Argumente dafür.
Zugleich ist mir bewusst geworden, dass ich meinen inneren Politiker lenken muss. Sonst plappert er drauf los. Immer und ständig. Ich habe ihm beigebracht wann er reden darf und wann es besser ist, zu schweigen und die Klappe zu halten. Ich dirigiere und er ist mein Orchester.
Ich kenne so manche Menschen um mich herum, da ist die Regierungsform umgekehrt. Der innere Politiker dirigiert diesen Menschen. Du darfst ihn aber nicht verwechseln mit dem inneren Kritiker. Der haut nur drauf! Die Anwesenheit des inneren Politikers kannst du eher daran erkennen, dass du dich nicht entscheiden kannst. Du bist voller "Für" und "Wider" - wie im Bundestag. Nur dass dein innerer Politiker allen Parteien und keiner Partei angehört. Er wechselt halt ständig die Stühle. Er ist ein Fähnlein im Wind. Per Aufgabe und Selbstdefinition. Du brauchst eine Instanz, die ihn stoppt. Von sich aus kann er das nicht. Jetzt weißt du auch, warum die Politiker im Bundestag oft Nachtsitzungen haben. Sie können sich nicht stoppen. Es fehlt der Dirigent.
Also, dein innerer Politiker ist sehr wertvoll. Er liefert dir den Stoff, das Material für deine Entscheidungen. Du brauchst aber zugleich den inneren Dirigenten, der lenkt. Der innere Dirigent ist übrigens auch wichtig. Von dem erzähle ich im nächsten Post.
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Mittwoch, 7. Juni 2017

Begegnung mit der inneren Hebamme




(Den ersten Teil des Textes findest du auf meiner Seite, den zweiten Teil auf der Homepage von meiner Kollegin Dagmar Cassiers!)

In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gab es zu meiner Kinderzeit ein paar wenige Menschen, über die nicht mit ihrem Nachnamen sprachen sondern mit ihrer Berufsbezeichnung. Zu diesen Personen gehörten der Doktor, der Pastor, der Polizist und der Apotheker.
Die Hebamme gehörte auch dazu. In meiner Erinnerung gab es für viele Jahre nur eine davon im Dorf. Darum hieß sie „die“ Hebamme. Sie war bei meiner Geburt dabei und bei den Geburten meiner Geschwister. Meine Mutter sprach mit Respekt von ihr und zugleich spürte ich im Reden auch ein Tabu. „Frag nicht näher! Darüber spricht man nicht! Das ist mir unangenehm.“ Warum, das kann ich nur vermuten. Immerhin wurden wir von unseren Eltern sexuell nicht aufgeklärt. Überhaupt nicht. Sexualität war ein Thema, das einfach in der verbalen Kommunikation nicht vorkam.
Aber mir geht es hier und heute um die Hebamme. Ich finde, dass es sich lohnt ihr mehr Aufmerksamkeit zu widmen und ich lade dich zum virtuellen Spaziergang ein.
Ich stelle mir vor, wie ich im Bauch meiner Mutter aufwuchs in den ersten Monaten meines Lebens. Im Bauch meiner Mutter erlebte ich meine erste geschlossene Welt. Dort gab es nur mich und meine Mutter. Dann gab es noch Geräusche, Licht und Traumzustände. Und es gab Veränderungen. Am Ende der Schwangerschaft die erste richtig große. So wie du und jeder andere Mensch musste ich raus in die Welt. Raus aus der dunklen Höhle und hinein in das grelle Licht der großen und weiten Außenwelt.
Ich wusste nicht, dass da draußen in der Nähe des Bauches meiner Mutter eine andere Frau stand. Eben die Hebamme. Eine, die spürte. Die hörte. Die beruhigte. Die ermunterte. Die ermahnte. Eine Frau, die eine Fülle von Möglichkeiten kannte, Mütter zu begleiten und Kinder zu unterstützen, auf die Welt zu kommen. Zum Zeitpunkt meiner Geburt konnte ich meinen Verstand noch nicht voll und ganz nutzen. Sonst hätte ich diese Hebamme als ersten fremden Menschen bewusst wahrgenommen. Eine fremde Frau hat mich „gehoben“ und stellvertretend „bemuttert“. Die Übersetzung des Wortes „Hebamme“ bedeutet so viel wie „Hebemutter“.
Meine „Hebemutter“ hat schon Wochen vor meiner Geburt angefangen mich zu beobachten und wahrzunehmen. Wie geht es meiner Mutter und wie weit bin ich in meinem Reifungsprozess. Erst, als alle Parameter stimmten, ging es los mit der Geburt. Alles an mir war fertig und ich war bereit zum Aufbruch durch den Geburtskanal. Es fehlte nur noch der letzte Impuls.
Hier geht der Text weiter auf der Seite von Dagmar Cassiers

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Dienstag, 6. Juni 2017

Mein innerer Pastor


Mein innerer Pastor ist der Hirte, der auf mich aufpasst. Er kennt alle meine inneren Schafe. Da gibt es die Angstgefühlschafe, die Trauergefühllämmer, das hochwichtige schwarze Schaf und viele mehr.
Seit meiner frühesten Kindheit suchte ich jemanden, der mich dabei unterstützen könnte, den Laden im Herzen zusammenzuhalten. Als ich das erste mal den Pastor in der Kirche sah dachte ich: "Der ist es! Der kann das!" Er hütete nämlich die Geschichten, die meine Seele berührten. Er kannte Weisheiten, die er uns Kindern ins Ohr flüsterte. Wenn ich aufgebracht und aufgedreht war, dann kam ich in "seinem" Haus zur Ruhe.
Doch dann starb er. Mein erster wichtiger Hirte stand mir nicht mehr zur Verfügung. Der danach kam war ein Verwalter. Ein hilfloser Verwalter. Er erweckte in mir immer das Gefühl, dass ich sein Hirte sein müsste und nicht umgekehrt. Ein Kind als Hüter eines Pastors? Welch eine verdrehte Welt. Als Erwachsener spürte ich so eine Abhängigkeit. Ich brauchte einen Hirten im Außen, der meine inneren Schafe hütete.
Als ich diese Abhängigkeit entdeckte suchte ich nach einer Alternativen. Ich kannte inzwischen verschiedene innere Anteile und wusste, dass es auch einen inneren Pastor geben müsste.
Ich fand ihn sehr schnell. Als ich ihn traf in der Nähe meines Herzens sagte er mir: "Ich war schon bei dir ab dem Zeitpunkt, als deine Seele in deinen Körper eintrat. Ich wusste schon immer, was und wen du brauchst. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich bin für dich da. Ich liebe deine Lämmer und Schafe und ich möchte, dass keines von denen dir abhanden kommt. Sie gehören alle zu dir." Mein innerer Pastor, mein innerer Hirte macht seinen Job einfach mit großer Selbstverständlichkeit. Ohne den Wunsch nach Anerkennung. Ohne den Anspruch, gesehen zu werden. Darum habe ich ihn auch erst spät entdeckt.
Wenn meine inneren Schafe mal durcheinander sind, dann muss ich nichts tun. Ich schaue meinen Hirten an und er weiß schon, wie er wieder die Herde beruhigen kann. Er kennt die richtigen Worte, die richtigen Zeichen und vor allem seine herzliche körperliche Präsenz sorgt für einen wunderbaren Ausgleich.
Seit ich Kontakt zum inneren Hirten habe bin ich nicht mehr so anfällig für die Gurus in dieser Welt. Ich höre ihnen gerne zu und nehme auch gerne den einen oder anderen Hinweis an. Ich höre aber mit dem Filter des inneren Hirten. Manchmal kommentiert er gerne und sagt: "Hör gut zu! Das ist wichtig für dich!" Oder auch: "Gut für andere aber nichts für dich!" Meine Erfahrung lehrt mich: Mein innere Hirte meint es gut mit mir. Auf seine Stimme kann ich mich verlassen. Bei "fremden" Hirten bin ich lieber etwas zurückhaltend. Mich würde allerdings interessieren woher mein innerer Hirte oder Pastor all seine Weisheit hat. Ich habe da eine Vermutung! Du auch?
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Montag, 5. Juni 2017

Alles, was im Verborgenen liegt!

Unsere Aufmerksamkeit im Leben richtet sich leider allzu oft auf die Aspekte, die im Vordergrund stehen und sich im Licht der Öffentlichkeit befinden. Wir kennen die Stars und Promis.
Eine Sendung lebt von der Ausstrahlung und Fähigkeit des Moderators. Aber wer sorgt dafür, dass er im strahlenden Glanz erscheint? Die Maskenbildner, der Redenschreiber, der Regisseur, der Kameramann, das Publikum, die Bühne, der Modeberater, die ganze Modebranche. Immer arbeiten zahlreiche unsichtbare Menschen im Hintergrund.
Denkt jemand an die katholische Kirche sind alle Augen auf den Papst in Rom gerichtet. Er steht symbolisch für das Ganze. In seinem weißen Gewand sorgt er für den Glanz und die Wirkung in der Öffentlichkeit. Doch wie viele Menschen arbeiten im Verborgenen, im Hintergrund? Beamte, Putzfrauen, Wäscherei und ganze Heerscharen von Bediensteten im Hintergrund sorgen für einen reibungslosen Ablauf der öffentlichen Inszenierungen. Ohne sie würde nichts laufen. Wenn niemand die Schriften des Papstes veröffentlichte, wenn sich niemand um ihn kümmerte, wäre er völlig unbedeutend. Wir würden nicht einmal wissen ob er noch lebt oder schon tot ist. Die Stars leben von den Fans und Fan wird man erst durch die Anerkennung eines Stars.
Für die im Verborgenen interessiert sich niemand. Aber die machen oft die eigentliche Arbeit. Und dort liegt auch eine versteckte Macht. Ich habe im Laufe meines Lebens oft erfahren, dass die Sekretärin wichtiger ist als der Chef. Gewinnst du sie gewinnst du auch den Chef.
Gehen wir einmal noch einen Schritt weiter. Überall wo ich hinkomme sehe ich etwas. Ich sehe die wunderbaren neuen Autos hinter der Glasscheibe des Autohauses. Ich sehe die imposanten Fassaden von Banken und Versicherungen. Ich sehe die auffällige Kleidung der Promis dieser Welt. Ich sehe und sehe... Aber ehrlich gesagt beschäftigt mich immer zugleich die Frage: Was sehe ich nicht? Was soll ich nicht sehen? Was wird um jeden Preis versteckt, dass ich es ja nicht bemerke? Was geschieht da im Verborgenen?
Ich habe damit begonnen, diese Frage an die Politik, die Kirche und sonstige gesellschaftliche Gruppen zu richten. Was wird verborgen vor meinen Augen? Bei Politikern frage ich mich eher: Was haben sie nicht gesagt anstatt zu suchen, was sie denn nun gesagt haben. Das Gesagte macht etwas sichtbar damit das Ungesagte unsichtbar bleiben kann. Auch du könntest dich jetzt fragen, was ich denn sage und was ich geschickt verbergen möchte.
Eigentlich verbirgt sich dahinter ein uraltes Spiel. Dieses kennen wir schon von Kindheit an. Wir haben alle gerne "verstecken" gespielt. Der Reiz liegt darin, das Verborgene verborgen zu halten. Es bleibt mein Geheimnis. Es will aber auch zugleich entdeckt werden, freilich erst nach einer gewissen Zeit des spannenden Wartens. Auch als Erwachsene führen wir diese Spiele noch fort. Nur professioneller und "verborgener". Dieses Spiel wird nur nicht mehr "Spiel" genannt, weil wir aus dem Kindesalter heraus sind. Verschwörungstheoretiker leben von diesem Spiel und die Medien auch. Die Dunkelheit, das Verborgene und die vermuteten Geheimnisse machen dieses Spiel so interessant.
Dabei möchte ich gerne würdigen, dass im Verborgenen viel Gutes geschieht. Man denke da an Krankenschwestern und Altenpflegern, an die Köche in den Kantinen und die Putzfrauen in den Tausenden von verschmutzten Räumen. Selbst Jesus empfiehlt in Bezug auf das Beten: "Zieh dich in deine Kammer zurück. Geh in das Verborgene und stell dich nicht in die Öffentlichkeit mit deinen Gebeten."
Solange sich das Verborgene verbirgt bleibt es für uns Menschen interessant. Wir sind halt neugierig! So sind wir erschaffen! Welche Räume mögen da noch auf uns warten? Im All, in unserem eigenen Innenleben, auf dem Meeresgrund und in den tiefen Schichten der Erde?
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Freitag, 2. Juni 2017

Mein innerer Soldat


Neben dem inneren Lehrer und dem Arzt gibt es auch noch den inneren Soldaten. Von dem erzähle ich dir nicht so gerne. Ich sehe mich doch eher als Pazifisten und bevorzuge den Weg der Gewaltlosigkeit. Ich sehe im Außen die Soldaten in Uniform und sehe die Mächtigen dieser Welt. Für wen oder was kämpfen die Soldaten? Ist es nicht möglich, das Leben so zu gestalten, dass sich niemand bedroht fühlt? Dass alle das teilen, was es auf der Erde im Überfluss gibt? Wer bedroht das Leben denn mehr, der "Russe" oder die Reichen im eignen Land? Welchen Feind sollen die Soldaten also bekämpfen - und können sie mitentscheiden?
Ich war kein Soldat sondern ich habe damals Zivildienst geleistet. Ein Teil von mir wollte aber lieber aussteigen aus diesem Denksystem. Nicht entweder Soldat oder Zivildienst, sondern aktiv für den Frieden eintreten.
Darum hatte ich mich doch irgendwie über diesen inneren Soldaten erschrocken. Er ist da und verteidigt mein Leben. Da will mich zum Beispiel jemand auf einen Fehler hinweisen. Sofort steht der innere Soldat da und sagt: "Wer erlaubt dir, so mit mir zu reden." "Das war kein Fehler. Ich hatte nicht die richtigen Informationen." Mein Soldat kennt eine Fülle von Kampfhaltungen, Feinde abzuwehren. Er denkt, dass verbale oder emotionale Angriffe von außen meine Existenz gefährden. Er passt also wie ein Wachhund auf mich auf, damit mir ja nichts passiert. Manchmal "schießt" er dabei auch echt über das Ziel hinaus. Er kann andere fertig machen mit seinen Waffen.
Je mehr ich meinen inneren Soldaten ausblende, desto unbewusster und heftiger sind seine Reaktionen. Zuerst wollte ich ihn nicht sehen, den inneren Soldaten. Dann gefiel mir nicht, was er tat. Und dann wollte ich ihn rausschmeißen. Er ist immer noch da. Er macht seinen Job. Er kann nicht anders. Seine Aufgabe ist es, auf mich aufzupassen. Und ich kann da auch nicht mit ihm verhandeln.
Jetzt habe ich mich entschlossen, meine Beziehung zu ihm zu überdenken und auf neue Füße zu stellen. Was gefällt mir also an ihn? Er ist mutig und stark. Er riskiert etwas. Er traut sich. Er steht für einen Wert ein. Er lässt sich nicht so leicht verjagen. Er steht da in der Gefahr und in der Bedrohung. Er gibt mir Sicherheit. Wenn ich diese Teile wahrnehme dann entsteht in mir etwas Kraftvolles. Ich fühle meinen Körper gestärkter und zuversichtlicher. Mein innerer Soldat nickt mir zu und sagt mir: "Das schaffen wir schon!" Und manchmal ist es auch gut, auf ihn zu hören. Er bleibt ambivalent, aber die Ambivalenz kann ich besser händeln.
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Donnerstag, 1. Juni 2017

Mein innerer Lehrer


In mir wohnt auch der innere Lehrer. Auch ihn habe ich erst spät entdeckt. Ich hatte im Außen wie wohl jeder von euch gute und weniger gute Lehrerinnen und Lehrer. Sie haben aber insgesamt mein Bild von einem Lehrer geprägt. Da gab es solche Aspekte wie: Ich bin dumm und er ist schlau! Wenn er mir etwas beibringt, werde ich schlauer. Wenn ich also etwas lernen möchte um nicht mehr dumm zu sein, dann höre auf deinen Lehrer. Denn er ist schließlich nicht dumm, sondern weiß viel. Er war an einer Universität und hat viele kluge Bücher gelesen. Sonst wäre er kein Lehrer. Nur der, der viel weiß, kann andere unterrichten.
Irgendwann hatte ich durchschaut, dass viele Lehrer über viele Dinge nichts oder nur sehr wenig wissen. Und dass sie manchmal nur etwa mehr wissen als ihre Schüler. Und dass sich oft nur besserwisserisch sind. Recht haben wollen - und das mit Nachdruck. Vor allem aber haben mich die äußeren Lehrer daran gehindert auf die innere Entdeckungsreise zu gehen. Daran tragen sie aber keine Schuld. Sie haben mit meiner Situation nichts zu tun. Ich kam einfach nie auf die Idee, mal nach innen zu schauen und meinen eigenen inneren Lehrer wahrzunehmen.
Mein innerer Lehrer ist ständig daran interessiert, mein Wissen zu erweitern. Er gibt mir tolle Bücher in die Hand. Er führt mich mit Menschen zusammen, die mir wichtige Sachen sagen, die ich in keinem Buch finde. Mein innerer Lehrer weiß sofort, ob etwas wichtig oder unwichtig ist. Meiner sagt mir zum Beispiel: "Diese Gebrauchsanweisung musst du gar nicht lesen. Sie ist für dich unverständlich. Suche jemanden, der das für dich übersetzt." Das spart mir Zeit und ich muss mich nicht sinnlos in einen Text vertiefen, der nicht für mein Aufnahmesystem entwickelt wurde. Ich gehe mit meinem inneren Lehrer in eine Buchhandlung und er führt mich zielsicher zu einem Regal mit für mich interessanten Büchern.
Stell dir vor, dass du dich weiterentwickeln möchtest in einem bestimmten Bereich. Nehmen wir einmal an es ist Quantenphysik. Du bist aber physikalisch ziemlich unbegabt oder unwissend. Dennoch bist du interessiert an dem Thema, weil viele darüber sprechen. Wie kommst du nun an die Informationen entsprechend deines Wissensstandes? Frage deinen inneren Lehrer! Er hat den direkten Zugang zu deinen Kanälen. Er weiß, welche Sprache du brauchst. Ob und welche Bilder dir helfen. Ob du eher Geschichten brauchst oder abstrakte Gedanken. Dein innerer Lehrer kennt deine innere Bibliothek und weiß, welche Regale du noch füllen könntest, damit du dich mit deiner Persönlichkeit weiterentwickeln kannst.
Mein innerer Lehrer hat mir einmal einen interessanten Vorschlag gemacht. Er meinte ich würde zu sehr auf die Objekte achten und nicht auf die Vorgänge. Ich habe lange gebraucht, diesen eigenartigen Gedanken nachzuvollziehen. Er meinte damit Folgendes. Ich sehe einen Baum und fixiere mich auf diesen Baum. Auf die Äste und Blätter. Auf die Umgebung. Ich nehme das Ganze und jedes Detail wahr. Ich fühle mich auch hinein. Ich gehe mit meiner ganzen Aufmerksamkeit hin zu diesem Baum.  Ich bin bezogen auf das Objekt. Jetzt meinte mein innerer Lehrer aber, ich solle mich auf die Vorgänge konzentrieren. So nehme ich jetzt wahr, dass ich ein Sehender bin. Dass ich ein Höhrender bin, ein Fühlender oder ein Wahrnehmender bin. Ich nehme das Sehen das Baumes wahr. Wenn ich das Sehen selbst wahrnehme verschwindet der Baum in den Hintergrund. Ich sehe ihn immer noch, aber ich lege den Fokus meiner Aufmerksamkeit auf den Vorgang des Sehens. Ich beobachte, wie ich sehe.
Du denkst vielleicht, dass das egal ist. Ist es aber nicht. Wenn du dich von den Objekten abwendest hin zu den Vorgängen deiner Handlungen, verändert sich etwas in dir, das ich nur schwer beschreiben kann. Es entsteht ein sich vertiefendes Verständnis und eine höherer Qualität der Verbindung. Ich komme in einen veränderten Bewusstseinszustand und nehme anders wahr.
Mein innerer Lehrer wollte mir damit beibringen, wie er selbst dem Geheimnis der Dinge auf den Grund geht. Wenn ich auf die Vorgänge wie "das Sehen" oder "das Hören" achte, kann ich keine Inhalte mehr erzählen. Du befindest dich dann in einem Raum der Sprachlosigkeit. Ein Lehrer ist aber angewiesen auf Inhalte. Die will er ja vermitteln. Aber eigentlich sollte ein Lehrer dir beibringen, wie du zu Wissen kommst und nicht, was du wissen sollst. Wenn du weißt, wie du zu Wissen kommst, kannst du viel tiefer kommen und erlebst dich wie ein Surfer auf dem Meer des Wissens.
Was ich jetzt geschrieben habe kommt übrigens von meinem inneren Lehrer. Kannst du es nachvollziehen? Kennst du es vielleicht sogar ähnlich von dir?
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