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Mittwoch, 31. August 2022

Zehn Aspekte der Achtsamkeit von Papst Johannes XXIII: "Nur heute!"



Papst Johannes XXIII richtet seinen achtsamen Blick auf das Heute. Auf 10 Punkte möchte er sich und uns hinweisen. Beginnen wir mit dem ersten Punkt und sehen die wertvollen Hinweise für unseren eigenen Alltag.

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

Bist du ein Morgen- oder eher ein Abendgrübler? Kannst du nicht einschlafen, weil die vielen unerledigten Dinge in deinem Kopf schwirren? Oder wachst du am Morgen auf und überlegst, was du alles in den kommenden Tagen erledigen musst. Dabei fallen dir besonders die Hürden und Hindernisse ein. Es kommen Druckgefühle und das schlechte Gewissen.
Oder es kommt ein Familienangehöriger zu dir und beginn: "Das war ganz schrecklich mit meinem Arbeitskollegen. Der müllt mich immer zu mit seinen Themen, dass ich mich gar nicht konzentrieren kann. Ach ja, die Auffahrt zur Garage müssen wir unbedingt reinigen, weil sich der Nachbar schon beschwert hat. Der macht mir auch echt Sorgen. Ständig nörgelt er an uns herum. Wir müssen unbedingt mal mit dem reden. Jetzt gehe ich eben in den Keller und wechsle eine Dichtung aus. Oder müssen wir noch einkaufen? Da habe ich gar keine Antenne für. Aber wenn ich sehe, wie du mich anschaust, dann denke ich, das müssen wir sofort tun."
Alles auf einmal! Das wäre die Lösung, nicht wahr? Dann hättest du es hinter dir! Aber wir Menschen leben in Raum und Zeit. Wir können nicht tausend Dinge gleichzeitig machen. Das "auf einmal" überfordert uns. Es kann schnell geschehen, dass du eine völlige Blockade bekommst. Da steigt so ein fetter Nebel in deinem Inneren auf. Der bewirkt Druck und Abwehr. Du verlierst den Zugang zu deinen Fähigkeiten. Du verlierst die innere Freiheit. Das Hamsterrad fängt an sich zu drehen und du weißt, es wird nicht aufhören.
Papst Johannes empfiehlt, den Tag zu erleben, ohne das Problem seines Lebens auf einmal lösen zu wollen. Man achte auf die Details.
Der Papst spricht von sich! "Ich werde..." Er beschränkt sich auf das "Heute!" Er spricht vom Bemühen und nicht von dem Anspruch, dass es perfekt gelingen müsste. Er erkennt, dass die vielen kleinen Probleme etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun haben. Er entscheidet sich für Geduld, Beschränkung, Freiraum.
Was ist dein Zuviel? Was kannst du für heute streichen? Was müsstest du selber gar nicht tun, weil jemand anders die Verantwortung trägt? Wie geht es dir mit deiner Perfektion? Kinder wollen oft alles sofort. Geduld ist nicht leicht. Es kann aber sein, dass es Freude macht, die Aufgaben zu reduzieren und mehr Sorgfalt und Wohlwollen hineinzulegen.


2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemanden kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur mich selbst.

Nur heute - vielleicht auch nur in diesem Augenblick! Wenn ich im Spiegel auf meine Stirn schauen könnte, dann würde da stehen: "Das finde ich nicht gut!" - "Das finde ich nicht richtig!" Hast du einmal beobachtet, wie oft am Tag du etwas an deinem Gegenüber auszusetzen hast? Ob es deine Kinder sind, deine Arbeitskollegen, die Nachbarn, die weite Verwandtschaft, die Politiker... Du könntest den ganzen Tag und den Rest deines Lebens Menschen für ihr Verhalten kritisieren. Wie leicht ist es, den anderen zu verbessern. "Mach doch mal so!" "Hast du das probiert?" "Das kannst du doch so nicht machen!" Wie geht es dir, wenn du selber kritisiert wirst?"
Wirst du dann kleinlaut und verkriechst dich in dein Schneckenhaus? Oder ruft das deinen Ärger hervor und du gehst in den Widerstand? In der Regel bekommst du irgendein scheußliches Gefühl. Es sei denn, du bist schon so erleuchtet, dass du gelassen mit jeder Form von Kritik umgehen kannst. Wenn du ein negatives Gefühl bekommst bei Kritik, wie wird deine Kritik ankommen beim Gegenüber? "Ich habe es ja nur gut gemeint!" "Ich wollte nur helfen!" Ich glaube, dass diese Form von Hilfe überflüssig ist. Bist du beauftragt worden? Hat dich jemand danach gefragt?
Papst Johannes schlägt vor, dass er große Sorgfalt in seinem Auftreten legt und vornehm sein wird in seinem Verhalten - wohlgemerkt nur heute! Mir gefällt es, dass ich zunächst einmal in eine Grundhaltung hineingehe. Ich bin sorgfältig und vornehm! Das klingt ein wenig altertümlich, hat aber einen ganz schönen Kern. Du entdeckst in dir einen aristokratischen Zug. Du gehst in deine Göttlichkeit und in deine Würde. Wenn du in dir selbst ruhst und dich wertschätzt, dann gibt es meistens gar keinen Grund zur Kritik. So großzügig, wie du dir selber gegenüber bist, wirst du auch deinem Gegenüber sein, vom Kind bis zum Greis, vom Bettler bist zum Millionär.
Ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren, nur mich selbst. Der Gedanke gefällt mir. Ich arbeite an mir selbst. Ich entwickle mich - heute. Ich bin sorgfältig in dem was ich sage und auch was ich denke.
Auch deine kritischen Gedanken erreichen dein Gegenüber. Auch deine negativen Gedanken haben ihre Auswirkungen. An sich selbst zu arbeiten ist ein Mammutunternehmen und eine Lebensaufgabe. Eigentlich hätte ich damit schon genug zu tun - heute! Wenn die anderen nur nicht immer so unmöglich wären...;-)

3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die anderen, sondern auch für diese Welt.

Es gibt Tage, die echte Unglückstage sind. Warum? Warum habe ich diese unheilbare Krankheit? Warum bin ich ein Mauerblümchen? Warum werde ich immer übersehen? Du könntest dich vor den Spiegel stellen und den Hut des Leides aufsetzen. Du bist der unglücklichste Mensch der Welt. Womit hast du das verdient? Das ist auch ungerecht! Ohne Abstriche! Du hast das Unglück nicht verdient!
Angesichts all deiner leidvollen Augenblicke wäre es ermessen zu denken, du könntest immer und überall glücklich sein, oder? Papst Johannes spricht wieder vom "Heute". Nur heute werde ich... Dann kommt ein interessanter Gedanke. Er spricht von der "Gewissheit". Er wartet nicht auf einen glücklichen Augenblick und hofft, dass er kommt. Er ruft die Gewissheit in sich wach. Gewissheit meint so etwas wie ein inneres Wissen. Das innere Wissen ist unerschütterlich in der Zuversicht, eigentlich für das Glück bestimmt zu sein. Es kann sein, dass in diesem Augenblick ich mich in einer Situation befinde, dich mich nicht glücklich macht. Zugleich trage ich die Gewissheit in mir, dass ich dennoch für das Glück bestimmt bin. Die Gewissheit macht dich stark und nicht so sehr das erlebte Glück!
Du könntest schnell zu einem "Glücksjunkie" werden. Du hechelst immer und ständig danach, dass du um jeden Preis glücklich sein musst. Allein das Hecheln danach verhindert dein Glück. Gehe einmal der inneren Gewissheit nach. Die Gewissheit, dass ich für das Glück bestimmt bin, macht mich glücklich.
Zugleich gibt es da auch noch den Punkt, dass ich nicht für die anderen erschaffen bin. Ich muss nicht die anderen glücklich machen. Wenn ich heute in der Lebensbejahung bin sorge ich dafür, dass der Freudepegel in der Welt steigt. Ich bin ein Teil des Großen und Ganzen.

4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.

In meinen Beratungen mache ich manchmal folgende Erfahrung. Ein Mitarbeiter hat Probleme mit seinem Vorgesetzten. Er findet auch, dass das Unternehmen keine so gute Firmenphilosophie hat. Es gibt Intrigen und Verfilzungen. Probleme werden auf die lange Bank geschoben und manche arbeiten nicht für ihr Geld oder nutzen andere aus. Das gibt es: Nicht so tolle Umstände!
Der Weg ist zu weit. Die Arbeit ist zu langweilig. Der Kollege ist zu umständlich! Wenn das alles nicht wäre, dann könnte ich ja so richtig loslegen. Wenn die Umstände anders wären, dann...
Leider sind die Umstände so wie sie sind. Manche Menschen versuchen als ständig, die Umstände zu verändern. Die Umstände sind leider so groß und mächtig, dass da oft nichts zu machen ist. Wenn der Chef netter wäre könnte ich eine viel bessere Arbeitsleistung bringen.
Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen. Den Gedanken mag ich. Eigentlich wünschte ich mir eine bessere Welt. Für heute entscheide ich mich dafür, mit dieser Welt zu leben, so wie ich sie vorfinde. Morgen könnte ich mich auch anders entscheiden. Heute entscheide ich mich dafür, mich mit dem schrecklichen Chef zu arrangieren. Morgen könnte ich ihn vergiften! Aber heute nicht! Heute passe ich mich den Umständen an.
Wenn du erst loslegen kannst mit deinem Leben wenn die Umstände passen, befindest du dich in Abhängigkeit. Du bist der Sklave der Umstände. Du hast deine Freiheit verloren. Du wartest ab, was die Umstände machen und du bist ihnen ohnmächtig und hilflos ausgeliefert. Wenn du dich "anpasst", bist du handlungsfähig. Du musst nicht mit den Umständen einverstanden sein. Du musst nicht kuschen, das ist damit nicht gemeint. Die Umstände sind oft einfach wie sie sind. Verschwende daran nicht deine Energie. Nur heute machst du einfach das Beste daraus. Dann hast du für heute schon einmal etwas geschafft und deine Freiheit bewiesen.

5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

Zehn Minuten für eine gute Lektüre! Das ist nicht viel Zeit! Wenn ein Mensch einen guten Gedanken hat und ich darf ihn lesen empfinde ich das als ein sehr kostbares Geschenk. Die Menschen im Mittelalter waren darauf angewiesen, dass ein kluger Mensch in ihrer Umgebung wohnte. Sie konnten keine tollen Bücher lesen. Als Kind hatte ich kein Geld dafür, mir Bücher zu kaufen. Aber es gab die Leihbücherei. Ich habe sie geliebt und im Laufe der Jahre Regal um Regal verschlungen.
Ich bin immer noch auf der Suche nach Büchern, die meinen Horizont erweitern. Und es gibt so viele Menschen, die so tolle Dinge geschrieben haben. Romane für das Herz, Sachbücher für die Weiterbildung, psychologische Bücher für die innere Weiterentwicklung.
Papst Johannes gibt einen wertvollen Impuls, warum die Lektüre so wichtig ist. Es geht um das Leben der Seele. Deine Seele benötigt also Nahrung. Wir denken an unseren Körper und geben ihm drei Mal am Tag, was er braucht. Doch die Seele? Was gibst du deiner Seele als Nahrung? Manchmal liest du Sätze und in dir schwingt etwas mit. Die Seele ruft laut: "Juhu!" Das liebe ich! Wenn die Seele keine Nahrung bekommt zieht sie sich zurück. Sie fühlt sich überflüssig und wird nicht gebraucht. Aber sie kommt sofort, wenn du sie ansprichst. Hast du Lust zu einem Experiment?
Geh einmal in einen Buchladen und überlasse der Intuition die Entscheidung, wo sie hinmöchte. Zu den Romanen oder Ratgebern? Einfach nach dem Bauch entscheiden. Dann stehst du vor einem Regal und greifst nach dem Buch, wo du spontan hingreifen möchtest. Das ist dann dein Seelenbuch! Der Kopf sucht das Bekannte und Vertraute. Die Seele sucht das Neue!

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich werde es niemandem erzählen.
Ein Papst und nur eine gute Tat? Und nicht mal drüber sprechen. Tu Gutes und rede darüber heißt es doch in der Geschäftswelt.

Mir gefällt die Idee trotzdem. Nicht jeden Tag eine gute Tat, sondern wiederum nur heute! Es ist wichtig, diesen Gedanken immer zu wiederholen. Nur heute... Viele Menschen haben in sich den Gedanken: "Wenn ich dir einen Finger hinstrecke nimmst du die ganze Hand." Heute darfst du deinen Finger anbieten. Du bietest deinen Finger an und nicht deine Hand. Was morgen ist, wird erst morgen entschieden und nicht heute. Heute den Finger und eher heimlich und verborgen.
Wenn du über deine Taten sprichst, ist das bestimmt gut für deine Selbstbestätigung. Du bekommst Zuwendung und Anerkennung von deiner Umwelt. Wenn du es niemandem erzählst, wird es keiner so leicht bemerken und du verzichtest auf Lob und Wertschätzung. Was ist gut daran, es niemandem zu erzählen?
Zunächst einmal gibt es so etwas wie eine stille, heimliche und kindliche Freude. Das Kind, das heimlich der Mutter ein Bild auf den Tisch legt und sich darüber freut, wie sie reagieren wird. Wann erlebst du als Erwachsener die kindliche Freude des "Nikolauseffektes". Still, leise, heimlich, verborgen, tief...
Wenn du es niemandem erzählst bekommt dein Ego keinen Stoff. Du kannst dich beobachten ob es dir um die gute Tat geht oder doch eher um die gute Anerkennung für deine Tat? Eine gute Tat heute macht dir deutlich, dass du ein Tel des großen Ganzen bist. Du darfst mitgestalten, mitschöpfen und in der Freude sein. Welche gute Tat würde dich heute reizen?

7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es niemand merkt.

Kennst du das? Du stehst am Morgen auf und schaust auf die Arbeit, die vor dir liegt. Sie kommt dir eintönig vor. Jeden Tag kochen? Jeden Tag aufräumen? Jeden Tag spülen? Du hast keine Lust. Du findest das Leben in diesem Augenblick weder lustig noch lustvoll. Ja, du kannst dir einreden, dass du ja mal etwas anders machen kannst. Du probierst ein neues Rezept aus. Du verlängerst heimlich deine Pause am Arbeitsplatz um ein paar Minuten und schwätzt mit einem netten Kollegen.
Das wird aber wenig daran ändern, dass es immer wieder solche Augenblicke und Tage der Lustlosigkeit gibt. Wenn du wenigstens eine ordentliche Depression hättest! Du würdest eine Diagnose vom Arzt erhalten, das Mitgefühl deiner Familie, eine tolle Therapie und hilfreiche Tabletten. Aber Lustlosigkeit?
Ich erinnere mich an Ferienzeiten als Kind. Da gingen wir zu unserer Mutter und fragten sie: "Was sollen wir machen?" - "Spielt doch verstecken!" - "Nö, keine Lust!"  Gestehe es dir einfach ein: Es gibt Tage ohne Lust. Keine Depression. Einfach keine Lust. Ich habe manchmal auch keine Lust, etwas zu schreiben. Leider gibt es in mir eine Stimme die sagt: "Mache es trotzdem! Du kannst auch ohne Lust schreiben, ist nicht so schwer. Fang einfach an und es wird." Diese Stimme ist ziemlich mächtig.
Papst Johannes macht uns auf eine interessante Beobachtung aufmerksam. Du entscheidest dich also, trotz deiner Unlust etwas zu tun. Das beleidigt deine Gedanken! "Ich habe doch gesagt, dass ich keine Lust habe. Warum machst du trotzdem diese Aufgabe. Willst du, dass ich streike! Soll ich dir sagen, was ich jetzt mache! Ich zeige ein beleidigtes Gesicht. Ich werde so griesgrämig ausschauen, dass jeder Mensch zu dir auf Abstand geht. Hör also lieber auf zu arbeiten, sonst ziehe ich ein Gesicht." So ähnlich kommen die Gedanken, wenn du ohne Lust etwas tust. Der Papst macht daraus einfach einen Sport. Du darfst dich ruhig beleidigt fühlen. Das ist in Ordnung. Aber muss das jemand merken? Kannst du es nicht einfach erwachsen, stolz und selbstbewusst ganz für dich fühlen? Probiere doch einmal aus - nur heute - in einer Situation beleidigt zu sein und es niemanden merken lassen. Das Gefühl gehört dir. Du fühlst es und fertig!

8.  Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: der Hetze und der Unentschlossenheit.

Nur für heute ein genaues Programm. Ich kenne Menschen, die vor lauter Arbeit nicht anfangen können. Ihnen fehlt ein Plan. Sie besitzen keine Struktur. Sie fangen etwas an und wenden sich ganz schnell dem nächsten zu. Oder sie fangen gar nicht erst an, nehmen aber alles in die Hand. Sie sind erfüllt von Gedanken wie: "Ich müsste...", "ich sollte...", "ich könnte..." ergänzt durch unbedingt, dringend und auf jeden Fall.

Nur heute machst du ein genaues Programm.
1. Du setzt dich hin und schreibst auf, was du erledigen möchtest.
2. Dann gibst du jeder Aufgabe Punkte. Drei Punkte bedeutet "total wichtig". Zwei Punkte ist wünschenswert und ein Punkt ist kann muss aber nicht.
3. Dann schreibst du die "Dreipunkteaufgaben" untereinander in der Reihenfolge der Dringlichkeit. Vergiss nicht die "Freudefaktoren" wie lustvolle Aufgaben oder Pausen oder kreative kleine Unterbrechungen. Dann folgen die Zweipunkter und dann die Einpunkter.
4. Dann schreibst du hinter jeder Aufgabe wie viel Zeit du dafür verwenden möchtest.
5. Du wirfst einen Blick darauf, ob deine Liste realistisch ist. Du kannst ja jetzt die Zeiten zusammenrechnen. Wenn dein Arbeitszeitpensum ausgeschöpft ist streichst du alles von deiner Liste, was darüber hinausgeht.

Der Papst gibt den Hinweis auf zwei Fallen. Achte darauf, dass du dich nicht abhetzt. Ein Programm bewirkt oft dies. Du fühlst dich wie ein Sklave und arbeitest das Programm ab. Du vergisst, dass das Programm lediglich eine Strukturhilfe ist und nicht dein Sklaventreiber. Wenn dein Zeitplan nicht gut berechnet ist oder Unvorhergesehenes geschieht, dann streiche wieder etwas vom Ende deiner Liste.
Der zweite Hinweis dreht sich um die Unentschlossenheit. Manchmal gehen deine Projekte deswegen nicht voran, weil du dich nicht entscheiden kannst. Mache ich A oder B oder lieber C oder rufe ich an und frage den oder die. Rechne einmal die Zeiten zusammen, in denen du unentschlossen bist. Deine Lebenszeit ist kostbar. Manchmal ist es besser, sich für das Falsche oder Zweitbeste zu entscheiden. Das ist besser als in der Unentschlossenheit zu verharren. Die Unentschlossenheit an sich ist ein unglaublicher Energieräuber. Sie führt dich in die Passivität und du bekommst nichts mehr von deiner Liste gebacken. Du gibst einfach auf!
Also, ein Programm. Nur für heute! In der Freude bleiben und es als Experiment sehen. Entscheide dich - ruhig auch einmal falsch - und vertraue, dass aus deiner falschen Entscheidung auch etwas Gutes wachsen kann. Aber die Gefahr wird geringer, wenn du dein Werk nicht in Hetze abarbeitest. Vergiss nicht, regelmäßig und tief dabei zu atmen.

9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte glauben.

Nur für heute werde ich keine Angst haben? Wenn ich darüber mal Einfluss hätte! Bei mir kommt die Angst einfach. Ich rufe sie nicht herbei. Ich will sie nicht einmal haben. In bestimmten Situationen kommt sie. Es kann sein, dass heute nichts geschieht, was die Angst auf den Plan ruft. Aber in der Hand habe ich das nicht. Ich kann leider einfach nicht beschließen, heute keine Angst zu haben. Ich kann Papst Johannes auch nicht fragen, ob er das in seinem Leben konnte. Nach meiner Erfahrung gibt es keinen Menschen ohne Angst. Jeden Menschen treibt irgendeine Angst im Leben an. Es gibt einigermaßen angstfreie Tage oder Zeiten. Vielleicht kannst du die Angst ausblenden, kleinreden, verdrängen... Da gibt es viele erfolgreiche Wege.
Vielleicht geht es dem Papst auch nicht um die Angst an sich sondern um die Kehrseite. Ich kann das Positive sehen und bejahen und mich darüber freuen. Es gibt ja Menschen, die sich konsequent weigern, in die Güte zu gehen. Wer weiß, was danach kommt. Wenn ich mich jetzt freue, falle ich hinterher um so tiefer. Wenn ich jetzt Angst vor der Freude habe und sie verhindere, kann ich auch nicht mehr fallen. Ich bin ja schon am Boden. Eine fatale Logik.
Ich möchte nicht enttäuscht werden, darum verhindere ich die Freude. Du kannst dich auf die Angst fixieren oder die Entscheidung treffen dich zu freuen über alles, was schön ist. Wenn dich auch viele Ängste plagen kannst du dich zugleich über die Blumen auf deinem Tisch freuen, das Lächeln eines Menschen, ein süßer Vogel im Baum. Stoff zum Freuen findest du genug!

10. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten  - ,dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.

Erst in dem zehnten und letzten Gedanken spricht der Papst über Gott. Alle anderen "nur heute" Gedanken beinhalten das Wort Gott nicht. Nur für heute werde ich "glauben".
Die Idee ist, dass Gott sich so um mich kümmert als gäbe es sonst niemanden auf der Welt. Wenn ich mir all die Menschen anschaue, die das Gegenteil zeigen... Die Menschen auf der Flucht. Die arbeitslos sind. Die unglücklich Verheirateten. Diejenigen, die Gewalt erfahren sei es physisch oder psychisch. Ich könnte eine ganze Litanei aufzählen von Menschen die das Gegenteil erleben von der gütigen Vorsehung Gottes. Ein großer Teil der Menschheit lebt ein Leben, das so nicht sein müsste, wenn wir alle gerechter und liebender wären. Aber der Kern dieses Papstgedankens ist wohl ein anderer.
Es geht ja um mich und um meine Grundhaltung. Nur für heute! Ich!
Ich werde also nicht über die Ungerechtigkeit der Welt nachdenken sondern darüber, wie es mir geht, wenn ich unglückliche Situationen erlebe. Verliere ich dauerhaft den Boden unter den Füßen, wenn ich in meinem Leben Leid erfahre? Kratzt das mein Gottesbild an? Erwarte ich tatsächlich, dass Gott mir jeden Tag paradiesische Umstände schenkt? Dann wäre er ja mein Sklave oder Diener. Zugleich finde ich den Gedanken und die Idee hilfreich. Wenn ich mein ganzes Leben anschaue weiß ich, dass ich einem Lebens- oder Seelenplan folge. Ich entwickle mich. In Zeiten von Entwicklung geht es rauf und runter. In meiner Entwicklung gibt es die Erlaubnis und das Einverständnis, dass kommen kann was kommen will.
Ich bin nicht wie ein Kind, das ständig etwas von Gott einfordert und erwartet. Gott, tu dies und bewahre mich vor jenem! Gott ist in mir und ich bin in ihm! Wir kümmern uns gemeinsam. Vielleicht müssen wir uns bis an das Ende des Lebens kümmern und über den Tod hinaus, dass alles vollendet und gut wird. Der Satz des Papstes für mich in Kurzform: "Es ist wie es ist und ich sage Ja dazu!"
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Dienstag, 30. August 2022

Deine königlichen Gaben!




Die Gaben der Weisen aus dem Morgenland für das Jesuskind bestanden aus Gold, Weihrauch und Myrrhe. So erzählt es uns das Matthäusevangelium. Dazu gibt es natürlich die entsprechenden spirituellen Deutungen. Gold steht für die Königswürde von Jesus, Weihrauch für sein Priestertum und Myrrhe für seine Heilfähigkeiten.  
Die Geschichte der Magier, Weisen oder Könige mit ihren wunderbaren Geschenken inspiriert mich zum Nachdenken. Diese Gaben unterscheiden sich von den üblichen Geschenken. Ich möchte mit dir mal einen Vergleich anstellen. Wenn du selber einem Freund oder einem Familienmitglied zum Geburtstag etwas schenkst suchst du ein Präsent aus? Aber nach welchen Kriterien? Schaust du in erster Linie, worüber sich jemand freuen würde? Oder fragst du dich, ob ihm etwas fehlt oder nützlich wäre. Überlegst du, was zu diesem Menschen passen könnte? Vielleicht verschenkst du auch etwas, was diese Person so noch nicht besitzt. Ein Buch, Blumen, ein Bild oder irgendeinen anderen Gegenstand. Oder eine Einladung zu einem Ereignis oder einen Gutschein. Durch dein Geschenk machst du das Leben des Beschenkten reicher. Du fügst also in der Regel etwas hinzu.
Wie war das bei den Königen aus dem Morgenland? Haben sie auch etwas zum Kind hinzugefügt? Etwas, was das Kind reicher machte? Wenn ich die Armut im Stall betrachte könnte es so sein.
Mich beschäftigt aber ein anderer Gedanke. Sie haben kein Geschenk im traditionellen Sinne mitgebracht. Sie wollten nicht das Leben von Jesus bereichern sondern eher etwas verdeutlichen. Sie haben etwas sichtbar gemacht, was bislang unsichtbar oder verborgen war. Sie haben durch ihre Gabe deutlich gemacht, wie sie dieses Kind wahrnehmen oder sehen. Sie sehen nicht mit ihren leiblichen Augen das arme Kind in der Krippe sondern mit dem Herzen und ihrer Weisheit den König, den Priester und den Heiler. Sie sagen also nicht: „Wie niedlich dieser Kleine! Ach welch ein süßes Kind!“ Sie sehen vorweg, was in diesem Kind steckt und wohin es sich entwickeln wird.  
Und diesen Gedanken finde ich interessant. Es kommt nicht auf die materielle Qualität der Gaben an. Nicht einmal der symbolische Wert ist wichtig. Es kommt darauf an, was die Weisen in diesem Kind Jesus sehen.
Spannend wird jetzt die Übersetzung auf dein und mein Leben. Stell dich doch einmal vor einen Spiegel und betrachte dich darin. Was oder wen siehst du? Welche Qualitäten nimmst du bei dir wahr. Kannst du so weit gehen, dass du in dir eine Königin, eine Priesterin oder einen Heiler siehst?
Oder siehst du einfach nur einen Mann oder eine Frau in einem bestimmten Alter mit mehr oder weniger Falten und grauen oder sonstigen Haaren. Siehst du die Spuren deiner Lebensgeschichte oder deine derzeitige psychische Verfassung?
Oder kannst du in den Spiegel schauen und entdeckst dort deine ganz ureigene Qualität. „Ich bin ein Zuhörer, eine Zuhörerin.“ „Ich bin ein Tröster, eine Trösterin.“ „Ich spiele mein Leben mit Leidenschaft und genieße alles was ist.“
Worin liegt also deine Qualität jenseits von Bewertung von richtig und falsch oder gut und schlecht. Was gehört so richtig zu dir. Ordnest du die Welt? Erfindest du? Machst du Beziehungen? Gestaltest du etwas mit Materialien oder besitzt du eine grüne Hand? Oder bist du vielleicht sogar ähnlich „gestrickt“ wie Jesus? Du blickst in den Spiegel und siehst erneut und jetzt noch aufmerksamer hin. Königin? Heilerin? Zuhörer? Tröster? Göttin? Findest du es vermessen, so über dich zu denken?
Was hat Jesus wohl bei sich wahrgenommen, wenn er sich gespürt hat. Sah er in sich auch den König, den Priester und den Heiler? Oder war er angewiesen auf das, was andere in ihm sahen oder über ihn sagten?
Ich vermute, dass es eher ein Wechselspiel ist. Wir brauchen ein Gegenüber, dass uns etwas widerspiegelt. Deine Freundin oder dein Freund sagt dir: „Du bist ein guter Zuhörer. Das schätze ich.“ Dann nimmst du den Gedanken auf und prüfst ihn. „Ja, wo du das sagst, kann ich dem zustimmen. Das könnte gut sein.“ Danach achtest du darauf und stellst mehr und mehr fest, dass du wirklich gut zuhören kannst. Und so baust du diese Qualität aus allein durch deine Aufmerksamkeit.
Wie viele Qualitäten und Fähigkeiten mögen in uns schlummern, die noch nicht zum Leben erweckt wurden. Du selber bist blind für dich, weil du nur die Runzeln und Macken siehst. Und die anderen haben es bei dir noch nicht gesehen oder dir nie gesagt. Oder du warst nie in einer Lebenssituation, wo diese Qualität gefragt war.
Haben deine Eltern früher deine Qualitäten gesehen und diese gefördert? Wunderbar, wenn ja! Oder wurde nur nach den Notwendigkeiten gefragt wie: „Mach ordentlich deine Schule! Sei aufmerksam. Sei höflich! Fall nicht auf!“ Wer hat dich im Leben außerhalb des Elternhauses sonst auf deine Gaben aufmerksam gemacht? Wer waren deine Förderer und Entwicklungshelfer?
Vielleicht möchtest du die Chance in diesem Jahr nutzen und dich weiterentwickeln. Du könntest ja mal vertraute oder auch fremde Menschen fragen: „Welche Qualitäten siehst du in mir? Was nimmst du bei mir wahr?“ Es braucht allerdings ein wenig Mut, solche ungewöhnlichen Fragen zu stellen.
Vielleicht könnte umgekehrt dein nächstes Geschenk für einen Menschen auch eine königliche Gabe wie bei den Weisen des Morgenlandes sein. Du gibst also kein „materielles“ Geschenk sondern eher ein Symbol. Verschenke z.B. eine Schachtel Streichhölzer mit dem Satz: „Wenn ich mit dir zusammen bin, dann gibt es immer sehr zündende Ideen, weil du so lebendig bist. Danke für diese Gabe, an der ich Anteil haben darf.“ Oder du schenkst eine Kerze mit den Worten: „Wenn ich bei dir bin, dann strahlst du immer eine so willkommene Wärme aus, die mir gut tut.“
Du überlegst also, welche Qualitäten sehe ich bei meinem Gegenüber. Wie kann ich das, was ich sehe ausdrücken mit einem Symbol und mit entsprechenden Worten.
Je mehr du deine eigenen Gaben kennst, desto bewusster kannst du sie einsetzen und damit arbeiten. Es wäre doch schade, wenn du am Ende des Lebens für immer deine Augen schließt und in der Anderswelt aufwachst. Von dort aus siehst du auf einmal das Potential, dass in dir zu Lebzeiten schlummerte und nie geweckt wurde. Du würdest denken: „Wenn ich das gewusst hätte, wäre mein Leben anders verlaufen.“
Ich möchte dich zu Beginn des neuen Jahres einladen zu einer Entdeckungsreise. Finde deine eigenen königlichen oder göttlichen Gaben. Da werden die kritischen Stimmen auftauchen wie: „Sei nicht überheblich! Das ist aber ganz schön nazistisch! Eigenlob stinkt!“ Du wirst deine eigenen Hindernisgedanken und Sätze bestimmt kennen. Lass dich davon nicht beeindrucken. Diese Sätze stehen wie Wächter vor einer Schatzhöhle und verhindern, dass du deine Gaben entdeckst.
Sei gewiss: Sie sind auf jeden Fall da. Ohne jeden Zweifel! Du bist voller königlicher Qualitäten! Du kannst dir beim Entdecken nur selbst im Wege sein. Stell dich vor den Spiegel und bitte darum, dass du deine inneren Qualitäten wahrnehmen darfst. Bitte deine selbstzerstörerischen „Dämonen“ darum, für einen Moment mal Pause zu machen und zur Seite zu treten. Sieh die Schönheit deiner Augen und die Würde deiner Lebensgeschichte. Blicke in deine Fähigkeiten, grenzenlos zu lieben. Schau dich an oder spüre in dich hinein und wisse, dass du mit der göttlichen Quelle verbunden bist.
Stelle dir vor, dass jede Träne, die du vor Freude oder auch vor Trauer weinst ihren Ursprung in Gott hat. Mit diesen Tränen spülst du deine Qualitäten frei, so dass sie wie ein Diamant sichtbar werden. Du strahlst dich im Spiegel an und verstärkst damit die Idee, dass diese Erde in Wirklichkeit ein Paradies ist.
Die alten irischen Segen haben oft zum Inhalt, dass du die Welt und dich selbst wohlwollend wahrnimmst. Sei selbst wie ein alter irischer Segen voller Geschichte und Kraft. So brauchst du kein Segenswort von außen. Du bist selbst ein fleischgewordener Segen. Für dich, für deine Umgebung und für die Welt.  

Montag, 29. August 2022

Die Frau mit dem Schirm!


Kennst du die Frau mit dem Schirm? Ihr Hauptberuf heißt Fremdenführerin. Als Jugendlicher war ich in Berlin und sah das erste Mal eine solche Frau mit einem Schirm. Sie hielt ihn hoch und somit war sie für die ganze Gruppe erkennbar. Es gab auch andere Gruppen mit anderen Männern oder Frauen, jeweils mit Schirm. Die "Fremdenführer" können durch das Hochhalten des Schirmes sich kenntlich machen. Niemand geht so verloren. Alle Schäflein folgen dem Schirm!
Die Frau mit dem Schirm zeigt dir wo du hingehörst. Sie gibt dir Orientierung und erleichtert dein Gruppendasein. Am Flugafen hält dir der Reiseleiter ein Pappschild entgegen und auf deiner Kinokarte findest du deine Platznummer. Das gibt ein gutes Gefühl. Für mich ist gesorgt. Ich muss nicht kämpfen. Ich muss mich nicht anstrengen. Hier ein Schirm, da ein Pappschild und hier wieder eine Nummer.
Dabei beschleicht mich so ein Gefühl, das ich nicht so gerne habe. Ich könnte verloren gehen. Ich verliere schon nicht gerne meine Schlüssel oder mein Geld. Ich achte darauf und halte meine Sachen gut zusammen. Ich fühle nach und zähle durch. Hier mein Geld, da mein Schlüssel und hier meine Papiere. Alles da! Ich bin sicher!
Aber was ist, wenn ich etwas verliere? Was ist, wenn ich mich verliere? Dann kommen die Träume ohne Ausweg! Du möchtest anhalten und kannst nicht aussteigen. Du gehörst hier nicht hin. Aber wie findest du deinen Platz wieder?
Da ist doch die Fremdenführerin mit ihrem Schirm. Sie führt Fremde! Das ist ihre Aufgabe. Sie begleitet Menschen, die fremd sind. Die sich nicht auskennen. Manchmal, wenn wir uns verlieren geschieht es, weil wir uns nicht auskennen. Weil wir fremd sind. Die Entfremdung ist jedoch Teil eines Erweiterungsprogrammes. Zunächst bist du fremd und verloren und so nach und nach wird dir etwas vertraut. Mach dir bewusst, dass das Gefühl von Verlorenheit dazu gehört in einem Prozess, wo du etwas Neues lernst. Du verlässt deinen sicheren Raum und gehst durch die Verlorenheit in das Neue. Und für einen kurzen Moment darfst du dich am Schirm festhalten.
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Samstag, 27. August 2022

Wer Sahne will muss Kühe schütteln

Das Leben ist ein Geschenk! Ich habe es mir nicht verdient. ich lebe und gut ist! Das ist wunderbar! Das ist die Klammer und die Vorgabe. Ich atme, also bin ich!
Dennoch fällt mein tägliches Brot nicht vom Baum. Sogar ein Bettler muss etwas für seine Einkünfte tun. Er muss die Hand aufhalten und warten, bis ihm jemand etwas gibt. Betteln kann harte Arbeit sein. Wenn ich etwas möchte, dann muss ich auch etwas dafür tun. Wenn ich Sahne möchte, dann muss ich Kühe schütteln. Wenn ich Brot essen will, dann muss ich backen. Das Leben selbst ist geschenkt. Für den Erhalt des Lebens muss ich etwas tun. Wenn ich aufhöre zu atmen, hört mein Leben auf!
Es kann sein, dass mir die Arbeit zum Lebensunterhalt manchmal etwas schwer vorkommt. Du hast den Eindruck, als ob du Kühe schütteln müsstest. Alles fällt dir verdammt schwer! Kann es nicht leichter sein? Muss ich denn wirklich Kühe schütteln um Sahne zu erhalten? Nein, das musst du nicht!
Du kannst die Kuh melken, den Rahm abschöpfen und dann die Sahne schütteln. Du musst keine Kühe schütteln! Das ist nicht nötig! Manche Menschen machen sich das Leben echt kompliziert. Sie schütteln die Kühe weil sie nicht ahnen, dass es auch leichter gehen könnte. Überdenke mal deinen Tag und beobachte, wo du sehr umständlich bist. In deinen Gedanken oder in deinem Tun! Wie viele Wege gehst du doppelt, weil du nicht achtsam warst! Bei manchen Maschinen musst du nur einen Knopf drücken und es läuft. Du musst nicht die ganze Gebrauchsanweisung lesen und von vorne bis hinten verstehen! Wenn es also einen leichteren Weg zum Ziel gibt, warum nicht?
Wenn du aber nicht melken kannst, dann musst du wohl weiter Kühe schütteln! Du kannst aber auch auf Sahne verzichten. Vielleicht merkst du an dieser Stelle, dass das Leben farbenfroh ist und dass du mehr als nur eine Lösung finden wirst um an Sahne zu kommen. Ziegen schütteln könnte übrigens gefühlt leichter sein.
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Freitag, 26. August 2022

Glück ist wenn die Katastrophe eine Pause macht!

Glück ist, wenn die Katastrophe eine Pause macht. Ich kenne Menschen, die geraten von die eine in die nächste Katastrophe. Immer ist etwas los. Der erste Sohn verliert seinen Job. Der andere Sohn verliert seinen Führerschein durch zu schnelles Fahren. Der Mann geht fremd und die Tochter macht, was sie will. Die "Klangende" selbst leidet unter unerträglichen Rückenschmerzen. Alle Ereignisse verteilen sich nicht auf mehrere Monate sondern sind das Ergebnis von einer Woche.
Nach einer solchen Katastrophenwoche gibt es keine Pause. Es folgen die nächsten Hiobsbotschaften in dichter Folge. Ich frage mich dann, wie Menschen es schaffen, ständig Katastrophen an sich zu ziehen. Wie machen die das nur? Die Postkarte gibt mir eine mögliche Antwort. Wenn die Katastrophen mal kurz eine Pause machen, dann fühlt sich das Leben gleich wie ein unbeschreibliches Glücksgefühl an. Glück nicht als ein an sich positiver Wert sondern als Abwesenheit von Pech. Als Ruhephase in den Schicksalsschlägen. Ich habe eine Frau vor Augen, die mir häufiger von diesen Katastrophen erzählt. Merkwürdigerweise wirkt sie darin sehr lebendig und zugleich "lustvoll". Katastrophen als Droge? Bei uns ist wenigstens was los! Da schleicht sich bei mir ein Verdacht ein, dass manche Familienmitglieder solche Situationen geradezu gestalten, damit Mutti keine Langeweile bekommt.
Zugleich beruhigt es mich, dass selbst Katastrophen hin und wieder eine Pause brauchen, bevor sie wieder in Erscheinung treten. Es wäre doch schön, wenn auch die Medien "katastrophenfreie" Tage einrichten würden. Am Sonntag möchte ich einmal nur schöne Nachrichten hören. Da gibt es doch bestimmt genug von, die man erzählen könnte.
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Donnerstag, 25. August 2022

Online mit mir!


Keine Zeitung heute

Kein Facebook heute

Kein Internet heute

Kein smartphone heute

Kein Anruf heute

Keine Zeitschrift heute

Alles offline

Online mit mir!
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Mittwoch, 24. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 21: Wenn du wieder in der echten Wirklichkeit ankommst

Ich finde mich ein bei einer Tagung in einem Seminarhaus. Alle Räume sind unterschiedlich gestaltet und versprechen Inspiration. Meine Kleingruppe trifft sich in der Bibliothek. Bücher inspirieren! Wenn mir eine Idee fehlt, lese ich mich schlau. Ein Raum, angefüllt mit Wissen und Weisheit. Mit meiner Gruppe sitze ich in der Bibliothek, im Raum der Weisheit!
Leider entpuppt sich der Raum als Illusion. Die Bücher entpuppen sich als Tapetenmuster. Das realistische Regal verstärkt den Eindruck einer Bücherwand. Ein paar wenige ausrangierte Alibibücher machen mir deutlich: Hier ist alles fake! Kein Wissen im Raum vorhanden. Jetzt sitze ich in meinem Büro und schaue auf eine echte Bücherwand mit ganz echten Büchern und ich weiß, dass ich dort zu verschiedenen Themen etwas nachlesen kann. Meine Bücherwand hält, was sie verspricht. "Hier kannst du lesen und dein Wissen erweitern!"
Echte Bücher vermitteln echtes Wissen, wenn ich darin lese. Die virtuelle Bibliothek vermittelt mir ein virtuelles Gefühl einer virtuellen Weisheitsmöglichkeit. Mir läuft ein Schauder über den Rücken, dass wir uns immer mehr entfremden von ursprünglichen Dingen. Du kaufst Brot in einem Laden, wo viruelle Backdüfte verbreitet werden. Du sitzt in einem Raum mit Waldtapete und hast keine Ahnung mehr davon, wie es in einem echten Wald aussieht. Die Welt durchzieht sich mehr und mehr von Andeutung und Virtualität. Dein System kann irgendwann nicht mehr unterscheiden zwischen Schein und Wirklichkeit.
Aber ich kann eine Entscheidung treffen. Ich kann mich entscheiden für echte Bücher aus Papier und für Brot aus einem traditionellen Backofen. Ich kann in der Natur spazieren gehen und Körper, Geist und Seele auftanken. Zwischen Virtualität und Wirklichkeit liegt oft nur eine Tür, die ich öffnen muss.
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Dienstag, 23. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 20: Wenn das Leben dich verlockt

In einem Bekleidungsgeschäft in Wien gab es einen riesigen Andrang. Ich schaute hinein und wunderte mich über all die vielen Menschen auf engem Raum. Das machte mich neugierig und ich betrat den Laden. Die Kleidung fand ich weder außergewöhnlich noch günstig.
Aber mir fiel der Spruch an der Wand auf: "Wenn Sie mögen was Sie hier sehen, werden Sie lieben was Sie oben erwartet." Vielleicht sollte ich motiviert werden, auch in das obere Stockwerk zu gehen. Ich soll auf keinen Fall das Geschäft verlassen ohne alles gesehen zu haben. Außerdem wird es eine Steigerung geben. Wie bei einer Fernseh-Show. Das Leben läuft auf einen Höhepunkt zu. Die Karten werden erst nach und nach offengelegt. Ich zeige nicht sofort alles, was ich habe. Im ersten Stock werde ich mögen was ich sehe. Aber im zweiten Stock wird das Mögen zum Lieben. Das ist ein Versprechen. Da gibt es eine Verheißung! Ich werde verlockt!
Ich bin natürlich nach oben gegangen. Ich wollte wissen, was sich dort befand. Leider wurde ich ernüchtert. Gleiches Konzept, ähnliche Kleidung! Für bestimmte Kundinnen aber bestimmt das Paradies.
Eigentlich ging es mir nur um das Muster. Das kommt mir so vertraut vor. Ich komme als Mensch auf diese Welt und staune. Ich mag, was ich sehe! Die Sonne, die Berge, das Meer, die Tiere und die Menschen! Ich mag wirklich ganz viel von dem, was ich sehe! Ich bin ganz oft sogar begeistert! Jetzt stelle ich mir ein Spruchband vor das am Himmel erscheint. Drauf steht: "Wenn Sie mögen, was Sie hier sehen, werden Sie lieben was Sie oben erwartet!" Das könnte mir doch große Lust auf den Himmel machen oder auf das Leben nach diesem Leben. Ich mag das Leben auf dieser Welt. Wenn ich das Leben hier und jetzt mag, dann werde ich das Leben nach dem Leben auch mögen. Das Leben jetzt scheint nur ein Vorgeschmack zu sein auf die Zukunft!
Der Koch bringt mir eine kleine Kostprobe seiner Kunst. "Nur mal zum probieren!" Ich weiß schon! Wenn mir diese kleine Probe schmeckt, wie wird mir dann das ganze Menü schmecken? Paradiesisch!
Der Spruch an der Wand sagt mir: Das Leben ist eine einzige Verlockung. Immer gibt es etwas, das dich einlädt! Es gibt immer etwas Interessantes zu sehen, zu hören, zu fühlen und zu spüren. Was wird mich noch heute erwarten?!
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Montag, 22. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 19 Wenn es nur noch himmlische Schwestern und Brüder gibt



In einer Buchhandlung sehe ich ein paar "Engel" stehen. Eine "Schwester" sitzt entspannt auf ihrem Stuhl und schaut sich freundlich um. Eine andere andere "Schwester" zeigt in den Himmel nach dem Motto: "Von da komme ich her!" oder "Schau, da geht es hin!" oder "Schau mal da hoch!"
Ich schaue die "himmlischen Schwestern" an und ich freue mich. Herrlich! Wie sie so einfach nur da sind. Freu dich einfach! Die Flügel weisen darauf hin, dass da an der Tradition der Engel angeknüpft wird. Immerhin sind die Flügel aus Gold. Der Rest jedoch ist bunt und die Wangen leuchten rot.
Vielleicht sind diese Figuren die "himmlischen Schwestern" der Engel und der Menschen zugleich.
Ich wünsche dir eine "himmlische Schwester" an deiner Seite, die strahlt, die mit den Füßen wippt und die Leichtigkeit in dein Leben bringt. Eine himmlisch-irdische Schwester mit dem Herzen am richtigen Platz, mit hoher Sternenqualität im Sinne von Anbindung an die "obere Welt".
So eine Pippi Langstrumpf a la widde widde wit! Ein wenig Nonsens! Ein wenig Ausbrechen und Querdenken! Ein wenig so, dass nichts zusammenpasst, aber total stimmig ist. In dir selber steckt ein kleines Kind, ein Junge oder/und ein Mädchen, das diese Qualitäten besitzt.
Dieses Kind wurde dir im Laufe der Entwicklung zum Erwachsenen abtrainiert.  Oder springst du heute noch in Pfützen, isst Eis bis du Bauchweh bekommst. Grinst fremde Menschen auf der Straße an und bohrst in der Nase, wenn dir danach ist... Welche dieser Qualitäten schlummern noch in dir.
Ich stelle mich vor diesen "himmlischen Schwestern" hin und spüre den Schalk im Nacken. Diese Engel stehen in einer Buchhandlung und flüstern mir ins Ohr: "Nimm ein Buch aus dem Regal und mach einfach ein Eselsohr dran! Nimm ein Notitzblatt und schreibe darauf: Du bist ein Schatz. Dann legst du diesen Zettel in irgendein Buch und freust dich einen Ast ab, wenn er von einem Leser entdeckt wird." Diese himmlischen Schwestern! Wenn ich jetzt nicht gehe, dann mache ich das doch tatsächlich! Es soll übrigens auch himmlische Brüder geben!
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Samstag, 20. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 18: Wenn im Gefühl der Dankbarkeit Worte überflüssig werden

Nicht dafür!
War doch selbstverständlich!
War doch nur eine Kleinigkeit!

Eine Hand wäscht die andere!
Wofür?
Lass gut sein!

Hätte ich auch für dich gemacht!
Du musst mir nicht danken!
Ist schon in Ordnung!
Mach keine große Sache daraus!

Gerne!

Diese Sätze sind dir bestimmt geläufig, oder? Wie reagierst du in der Regel, wenn sich jemand bei dir bedankt? Welchen Satz bevorzugst du?
Oder gehörst du vielleicht zu denen, die geschickt Situationen vermeiden, in denen man sich bedanken  müsste? Darum tust du im Vorfeld alles für deine Unabhängigkeit. Du kannst alles, kaufst dir alles vom eigenen Geld und kannst dir inzwischen alles leisten und brauchst niemanden mehr zu fragen! Beim Wort „Danken“ schwingt eine Fülle von nicht immer angenehmen Ge-„danken“ mit.
Zugleich ist der Oktober mit den Erntefesten dem Danken gewidmet. Mit dem Danken verbindet jeder so seine eigene manchmal auch traumatische Kindheitsgeschichte. Ich erinnere mich ungern an frühere Besuche der Verwandtschaft. Die Tante brachte uns fünf Kindern eine Tafel Schokolade mit. Meine Gedanken fingen sofort an zu kreisen. Diese Schokolade mag keiner von uns! Und außerdem - wie soll man 24 Stücke auf fünf Kinder verteilen? Wer verzichtet heute? Während ich mit diesen Überlegungen beschäftigt war, kam garantiert von den Eltern der Erziehungs- und Killerspruch: „Und?! Was sagt man, wenn man etwas geschenkt bekommt?!“ Ohne weiteres Nachdenken kam der Dank dann pro forma und anerzogen.
Doch der Dank ist kein Wort und entsteht nicht im Kopf. Der Dank kommt aus dem Herzen. Zum Danke sagen gehört unbedingt das dazugehörige Empfinden. Sonst wirkt der Dank schal und gezwungen.
Ich möchte mit dir noch einen Schritt weitergehen. Wenn du etwas von jemandem bekommst, entsteht schnell der Eindruck, dass du damit etwas schuldest, etwas wieder gutmachen und etwas zurückgeben musst. Nicht umsonst entstehen so die Kreisläufe von Besuchen und Gegenbesuchen, von Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken im Modus: Da komm ich nie wieder raus! Auch die Wirtschaft arbeitet mit diesen Gesetzen. Am Käsestand darfst du ein Stück Käse probieren (geschenkt!). Dafür kaufst du dann zum Ausgleich irgendetwas ein. Die Eltern schenken dir das Leben und du musst im Laufe der Zeit für den Ausgleich sorgen, indem du im Alter für sie sorgst.
Wenn du „Danke“ sagst, dann nimmst du von jemandem etwas als unverdientes Geschenk an, das dir bislang nicht gehörte. Quasi automatisch entsteht in dir das Gefühl: Ich muss es wieder gut machen. Ich muss für den Ausgleich sorgen. Ich bringe mich in eine Schuld. Dieses Gefühl möchte ich auf jeden Fall verhindern. Ich reduziere es auf ein Minimum, dass mir jemand etwas schenkt. Lieber schenke ich selber und sorge dafür, dass andere mir etwas schuldig sind.
Vielleicht findest du meine Gedanken geschraubt und du gehörst eher zu den Menschen, die sich ganz einfach nur freuen. Du gehörst zu denen, die gerne etwas annehmen und verschenken. Du machst das alles ohne Hintergedanken oder Befürchtungen. Herzlichen Glückwunsch! Du bist schon an der Schwelle des Paradieses angekommen!
Ich glaube, dass wir Menschen uns immer im Kreislauf befinden von „Geben“ und „Nehmen“. Wir können es gar nicht verhindern. Niemand ist eine Insel und kann für sich allein existieren. Es wäre gut, wenn wir das „Geben und Nehmen“ herauskatapultieren aus dem Schuldgedankenkreislauf. Stattdessen möchte ich dich einladen, es auf die Beziehungsebene zu heben. Du beschenkst mich und ich beschenke dich als Ausdruck unserer Verbindung und als Bekräftigung unserer Freundschaft.
Zugleich ist es hilfreich, sich vorzustellen, dass wir als Menschen alle  ausnahmslos abhängig sind. Wir brauchten Eltern, um auf diese Welt zu gelangen. Wir benötigen Nahrungsmittel, Wärme und Zuwendung. Wir sind durch und durch bedürftig, mal mehr, mal weniger. Erkenne es und stehe dazu! Gott sei Dank sind wir in unserer Bedürftigkeit an eine unerschöpfliche und geschenkte Quelle angebunden, die wir Gott nennen. Sein Geschenk des Lebens ist der Ausdruck seiner Liebe. Im Psalm 100 wird dies deutlich.

Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! / Dient dem Herrn mit Freude! Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!
Erkennt: Der Herr allein ist Gott. / Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide.
Tretet mit Dank durch seine Tore ein! / Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! Dankt ihm, preist seinen Namen!
Denn der Herr ist gütig, / ewig währt seine Huld, von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.
 
Nicht zuletzt geht es darum, in das Mitschwingen mit der gesamten Schöpfung zu gelangen. Wenn dein Herz schwingt im Glücksgefühl, wenn dein Körper tanzt, wenn deine Seele „Ja!“ jubiliert, dann ist das die „gelebte Dankbarkeit“ jenseits von jedem moralischen Druck des Danke sagen müssen. 
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Freitag, 19. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 17: Wenn du einfach loslassen kannst

Gehörst du auch zu den Sammlern? Du kannst materielle Gegenstände sammeln wie DVD's, Porzellan oder Briefmarken. Du hast Freude daran und die Dinge sind für dich wertvoll, meistens jedenfalls. Du kannst aber auch im innere Werte sammeln wie Gedanken, Erkenntnisse, Vorwürfe oder unzufrieden stimmende Erinnerungen. Manches bereichert dich und manches wird dich belasten. Hast du einmal daran gedacht, dass du auch etwas loslassen könntest? Nicht jede belastende Erinnerung musst du festhalten. Nicht jede Kränkung muss ständig dein Bewusstsein besetzen. Manchmal merkst du gar nicht, wie das Festhalten dich verkrampfen lässt. Dann sagt dir auf einmal deine Familie: "Hey, was ist mit dir los? Du bist so komisch! Du meckerst den ganzen Tag nur herum und nichts kann man dir richtig machen."  Spätestens dann könnte dir klar werden, dass du da eine Last mit dir herumschleppst. Spür einmal nach, wo du gerade jetzt in diesem Augenblick verkrampfst und festhältst. Ich wünsche dir, dass du heute mit einem großen Gefühl der Erleichterung etwas von deinen inneren und äußeren Sammlungen los lassen kannst und Platz findest für das Neue!
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Donnerstag, 18. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 16: Wenn du von innen leuchtest

Am Abend zünden wir gerne mal Kerzen an und machen es uns gemütlich mit dem flackernden Licht. Das Licht erleuchtet die dunkle Nacht. Oft achten wir nur auf das Licht im Außen. Wir nehmen die Sonne, den Mond, die Sterne wahr. Wir verlassen uns auf das von Menschen geschaffene Licht für die Stunden der Nacht.
Du selbst kannst aber auch von innen her leuchten. Wenn du dich über etwas freust, dann strahlt es durch dich hindurch nach außen. Dieses innere Licht wirkt heilsam für dich und für die Menschen in deinem Umfeld. Schau nach innen und nimm wahr, was da leuchtet oder ins Licht kommen möchte. Ich wünsche dir einen Tag voller Licht und Wärme!
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Mittwoch, 17. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 15: Wenn du in das Betriebssystem Lebensfreude wechselst


Wie tiefenentspannt und vertrauensvoll erfährst du deinen Alltag? Stehst du am Morgen auf und begrüßt den Tag mit unbändiger kindlicher Vorfreude und Neugier? Wie viele Stunden hält dann dieses Lebensgefühl an? Befindest du dich dauerhaft im Betriebssystem Lebensfreude? Wenn du aus vollem Herzen ja sagen würdest käme dieses einem Wunder gleich. Wahrscheinlich bist du wie ich geprägt von einem älteren Betriebssystem.
Meine Eltern und Großeltern erlebten ein oder zwei Weltkriege. Sie waren tief traumatisiert und hatten nie die Möglichkeit, ihre Erlebnisse therapeutisch aufzuarbeiten. Aufräumen, aufbauen, Arbeit suchen, Familie gründen. Keine Zeit zum trauern und verarbeiten von alten Geschichten.
Um weiterleben zu können mussten sie ihre Erlebnisse irgendwie verdrängen. Ich erinnere mich noch daran, dass meine Mutter zusammenzuckte, wenn die Tiefflieger ihre Manöver probten oder wenn Fremde an der Tür klingelten. Sofort wie auf Knopfdruck aktivierten sich ihre Kriegsbilder. Das mit dem Verdrängen funktionierte nur dann, wenn es keinen Stress gab.   
In der Atmosphäre der Nachkriegsangst wurden wir gezeugt und ins Leben „geworfen“. Die Botschaft hieß: „Das Leben ist immer gefährdet. Der Feind lauert vor der Tür. Schon morgen kannst du tot sein. Der Mensch ist dem Menschen ein Feind!“ Nach außen war alles in Ordnung! Es gab genug zu essen, ein Dach über dem Kopf. Weit und breit kein Feind in Sicht. Das ganze Land im Aufbau. Zwischen meiner Geburt und dem Krieg lagen immerhin schon 16 Aufbaujahre.
Aber was sind 16 Jahre für eine ganze traumatisierte Gesellschaft? Trotz äußerer Sicherheit lief im Inneren meistens unbewusst das Betriebssystem Angst. Unsere Generation hat die Angst der Eltern mit der Muttermilch aufgenommen ohne dass wir es bewusst erkennen konnten.
Unsere Elterngeneration stirbt jetzt aus. So nach und nach ist keiner mehr von den Traumatisierten da. Richtig? Unsere Elterngeneration stirbt und hinterlässt uns das Betriebssystem Angst. Und wir haben es unbewusst übernommen. Unser Körpersystem ist auf Angriff und Gefahr ausgerichtet.
Wir lesen die Zeitung und schauen die Nachrichten in der Hoffnung, dass die Welt auch morgen noch steht. Gibt es Anzeichen für Terror? Wirtschaftskrise? Untergang? Verschwörung? Können wir es aushalten, dass es jetzt mal eben keine Regierung gibt?
Wenn ich die Nachrichten höre, läuft im Hintergrund das Betriebssystem Angst. Ein Terrorangriff wurde geplant, aber die Polizei konnte es verhindern! Die Welt rast der Klimakatastrophe entgegen! Wie gebannt schauen wir hypnotisiert auf den Präsidenten der USA, welchen Dominostein er jetzt wieder umstößt und ob irgendjemand ihn noch bremsen kann.
Wenn wir in einem Angstszenario jeden Tag leben, dann macht das was mit uns. Mit unserem Körper, mit unserem Geist, mit unserer Seele. Wir sind vollgepumpt mit Adrenalin und Kortisol und verlernen mehr und mehr, uns zu entspannen. Wir versuchen es, ab und zu mal runter zu kommen. Aber das ändert nicht unser Betriebssystem. Ständig wittere ich eine nächste Gefahr.
Natürlich ist die Erde kein Paradies! Es gibt Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, Krankheiten und Gewalt. Es gehört zum Dasein dazu. Auch die Unsicherheit, ob ich morgen noch leben werde. Darum ist es gut, dass uns für diese Zwecke das Betriebssystem Angst zur Verfügung steht.
Mir geht es eher darum, dass wir automatisiert reagieren und dafür keine Bewusstheit haben. Es ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Es ist unser bevorzugtes und fast ausschließliches Betriebssystem. Es pulsiert wie selbstverständlich in unseren Adern und wird täglich geschürt durch die Medien.
Ich möchte dich einladen, dass du dich im Advent einmal besuchst. Überprüfe mal dein Betriebssystem. Lebst du mit einer latent vorhandenen ganz diffusen und tief sitzenden Angst? Du stehst am Morgen vor deinem Auto und hoffst, dass es noch anspringt? Du schlägst die Zeitung auf und überfliegst die Seiten, ob eine Bedrohung in der Luft liegt? Du kommst am Arbeitsplatz an und wartest auf irgendeine Hiobsbotschaft? Dich begleitet ein immer wiederkehrender Gedanke wie: „Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert!“?
Vielleicht gibt es in deinem Verstand nicht einmal Gründe, die du benennen kannst, sondern eher ein Gefühl, eine Art „zelluläres Unwohlsein“. Eine schleichende chronische Ahnung.
Herzlichen Glückwunsch, wenn dir dieses Gefühl völlig fremd ist. Wenn du beim Lesen meiner Zeilen den Kopf schüttelst und dich nicht angesprochen fühlst. Dann lebst du vielleicht schon in der neuen Wirklichkeit oder in dem Betriebssystem, das ich dir empfehlen möchte. Das Betriebssystem der Lebensfreude.
Stell dir mal im Geist eine Skala vor von 1 bis 10. Die Zahl 10 wäre die pure Lebensfreude, kurz vor der Explosion und 1 wäre kurz vor dem Abrutschen in die Angst. Wo schätzt du dich selbst ein? Wie viele Stunden am Tag oder Wochen im Jahr lebst du in welchem Modus?
Wenn ich mein Leben der letzten fünfzig Jahre betrachte dann stelle ich fest: Ich hatte jeden Tag mehr als genug zu essen. Ich hatte immer ein Dach über dem Kopf. Es gab immer Menschen an meiner Seite, die mich mochten und denen ich vertraute. Es war nie wirklich knapp. Es gab immer genug! Eigentlich müsste mein Köpersystem voller lebensbejahender Hormone sein. Ein Überfluss an Serotonin, Oxytocin und Dopamin. Infolgedessen müsste ich kerngesund sein.
Mein Verstand sagt mir, dass alles in Ordnung ist. Mein Gefühl sagt mir: „Trau dem Braten nicht!“ Wenn ich tief in mir hineinschaue, dann nehme ich wahr, dass ich in beiden Betriebssystemen lebe. Das Angstsystem wirkt aber stärker und automatisierter. Das Grundgefühl von Lebensfreude und Vertrauen ist das Ergebnis von Bewusstwerdung, Entwicklung und Arbeit.
Wie mag es sich wohl anfühlen, wenn das Verhältnis umgekehrt wäre? Ich schaue mir Berichte von Völkern an, die noch im Einklang mit der Natur leben und sehe den Unterschied zu mir. Ich schaue in deren Gesichtern und entdecke unbändige kindliche Freude. Wie machen die das bloß? Was machen die anders als ich? Unverdientes Geschenk? Gnade? Wurden sie hineingeboren in eine heilere Welt ohne zerstörerische Medien und krank machender Zivilisation?
Es ist müßig, darüber zu spekulieren. Ich plädiere einfach für eine Intensivierung des Betriebssystems Lebensfreude. Ich gehe mit meiner Aufmerksamkeit weg vom Mangel und hin zu dem, was mich stärkt. Und dazu lade ich dich ein in den Wochen des Adventes. Und darüber hinaus. Ich finde, es ist ein Lebensprogramm.
Ich denke jetzt gerade an dich und fühle mich verbunden mit dir, wenn ich diese Zeilen schreibe. Ich sitze hier und neben mir steht eine Tasse mit duftendem Kaffee. Es ist hell genug, dass ich alles sehen kann. Meine Finger bewegen sich über die Tastatur und betanzen die Buchstaben. Auf der Straße pulsiert der Verkehr und meine Gedanken gehen hin zu einem Rezept von selbstgebackenem Elisenlebkuchen. Mein Herz hüpft voller Freude und ruft: „Ja!“ „Mehr davon!“ „Nicht damit aufhören!“ In meiner Phantasie sehe ich mich als kleinen Jungen mit meinem Vater, der mit mir Flugzeug spielt und mich durch die Gegend schleudert. Seine starken Hände halten mich fest.
Mehr von diesen Gedanken. Mehr von diesem Lebensgefühl. Was kann ich gut? Wen und was liebe ich? Wofür danke ich? Welche Menschen mögen mich? Und welche mag ich? Und wenn meine Phantasien zu den dunklen Ereignissen des Tages gehen dann merke ich, wie ich wieder das Betriebssystem wechsle. Zurück zur vertrauten Angst. Aber ich treffe eine Entscheidung. Ich kann wechseln von dem einen hin zum anderen Betriebssystem. Der Automatismus hört auf!
Die Worte von Jesus klingen in meinem Ohr: „Hab keine Angst! Vertraue auf Gott und vertraue mir!“ Ich wünsche dir reiche Erfahrungen mit dem Betriebssystem Lebensfreude!
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Dienstag, 16. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 14: Wenn du einfach nur bist

Wenn du etwas haben möchtest bist du abhängig von dieser Habe. Diese Habe existiert ja außerhalb deiner selbst. Du siehst einen Pullover und möchtest ihn haben. Im Moment gehört er dir noch nicht. Du kaufst ihn und dann besitzt und ihn und du verbindest mit diesem Moment das Entstehen von Glück. Dann stellst du nach wenigen Tagen fest, dass dieser Glückszustand kleiner wird. Du brauchst wieder ein neues Teil um Freude zu erleben.
Wenn du aber etwas findest, was zu dir gehört und was in dir ist, bist du nicht mehr abhängig. Du bist kein Bettler mehr. Du suchst nicht mehr im Außen. Wenn dein Herz voller Liebe ist muss es keine „Liebe“ mehr von außen zuführen. Wenn du im Sein bist, dann kannst du die „Außendinge“ genießen ohne sie haben zu müssen. Wenn du dir „herzensreich“ vorkommst und erlebst, wirst du unabhängig.
Darin besteht die Kunst, immer „herzensreicher“ zu werden. Und wie wird ein Mensch herzensreich? Indem er lernt, dass er eingebunden ist im Meer der Liebe. Wie ein Fisch im Wasser das Wasser nicht als Wasser wahrnimmt und dennoch darin zu Hause ist. So ist es für den Menschen wichtig, das Bewusstsein zu entwickeln, im Meer der Liebe zu schwimmen, die immer und unendlich Nachschub bekommt. Das Haben versiegt irgendwann, die Liebe dagegen wächst. Du kaufst nicht Liebe, du bist Liebe. Lieben ist deine natürliche Wesensbestimmung.
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Montag, 15. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 13: Wenn du die Stille hören kannst

Wenn du laut sprichst, dann hörst du nur deine eigenen Laute im Ohr und die Umgebungsgeräusche treten zurück. Wenn du schreist, kannst du alle anderen übertönen. Wenn du dich auf einen Wettkampf einlassen würdest, wärest du wahrscheinlich dennoch häufig der Verlierer. Der Presslufthammer, das Flugzeug, Sirenengeheul...
Was geschieht jedoch, wenn du nicht sprichst, wenn du schweigst. Dann nimmst du die Geräusche um dich herum viel deutlicher wahr. Und jetzt kannst du eine interessante Beobachtung machen. Wenn du in Gedanken versunken bist, also „laut“ denkst, kannst du auch nicht viel vom Außen her mitbekommen. Es gibt zwar Geräusche, aber die rauschen an dir vorbei. Jemand spricht dich an und erlebt dich abwesend wie in Trance. Dann gibt es noch einen weiteren qualitativen Schritt. Auch die Gedanken können aufhören. Und erst, wenn die Gedanken still werden, hörst du plötzlich etwas ganz unerwartet und ungewohnt Neues.
Es gibt die äußere Stille und das Erleben der inneren Stille. Die innere Stille hat eine besondere Qualität. Diese innere Stille ist die Quelle der Intuition. Da werden die neuen und unverbrauchten Ideen geboren. Im „Nichts“ ist das „Alles“ enthalten. Um in diese Erfahrung zu kommen musst du einen wichtigen Schritt machen: Halt an! Geh von der Aufmerksamkeit des Außen in die Aufmerksamkeit nach Innen. Geh heraus aus all deinen Gedanken und erlerne die Kunst des „Nichtdenkens“, „der Achtsamkeit“ und des „nichts Erwarten.“ Und - je stiller du innerlich wirst, desto mehr wirst du hören.  
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Samstag, 13. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 12: Wenn du ein Kind Gottes bist

Hast du das auch einmal gedacht: Ich bin ein Findelkind? Ich bin gar nicht der Sohn oder die Tochter meiner Eltern! Ich bin so anders als die! Ich bin bestimmt adoptiert. Das kann gar nicht anders sein. Solche Gedanken tauchen vor allem dann auf, wenn du dich so unverstanden fühlst. Du hast einen Wunsch oder ein Bedürfnis. Du möchtest länger aufbleiben, später nach Hause kommen, ein zusätzliches Eis oder irgendeinen anderen Wunsch. Deine Eltern wehren deine Wünsche unfreundlich ab: "Das geht so nicht!" "Was stellst du dir vor?" "Wer soll das alles bezahlen!" "Werde erst einmal groß!" Sie sagen lauter Dinge, die du als Kind überhaupt nicht verstehst.
Vielleicht lachen deine Eltern dich sogar aus. "Du bist doch schon groß!" "Du bist noch so klein!" Und wieder verstehst du nicht, was deine Eltern damit meinen. Du fühlst nur die Ablehnung und es kommen Ärger, Wut und Trauer hoch. Du möchtest weinen aber es lohnt sich nicht, weil es keine Schulter gibt an der du dich ausweinen kannst. Was machst du? Du kriechst unter deine Bettdecke und weinst still deine einsamen Tränen. Die Folgen? Du denkst, du seist ein Findelkind.
Echte Eltern würden nicht solche Sachen sagen und so schreckliche Dinge von dir erwarten. Das machen Fremde. Echte Eltern lieben dich ohne wenn und aber! In dir wächst die Überzeugung: Deine echten Eltern sind ganz andere Menschen. Du flüchtest dich in einen Traum von ganz lieben Eltern, die ganz viel Verständnis für dich haben. Das ist dann dein Trost!
Aber du wachst auf und das Leben geht weiter. Du siehst deine Eltern und sie sind wieder gut zu dir. Die Geschichte von gestern ist vergessen. Vergessen? Mitnichten! Bei deinen Eltern bestimmt! Aber bei dir nicht. Diese Erfahrung von Zurückweisung und Ablehnung brennt sich in deine Seele ein. Und du fasst einen Entschluss: "Wenn ich einmal erwachsen bin, dann werde ich meine Kinder lieben so wie sie sind." Oh je! Aus Erfahrung weiß ich, dass das auch nicht gut geht. Was kann da entlasten?
Giovanni Papini meint, dass wir Menschen keine Findelkinder sind, sondern einen Vater haben, der sich Gott nennt. Wir könnten genausogut oder besser auch Mutter sagen. Es existiert also eine "göttliche Elternschaft". Und das ist gut so!
Deine leiblichen Eltern werden dadurch entlastet. Sie können und wollen nicht alles für dich sein. Sie sind Menschen mit Fehlern und Schwächen. Und sie können sehr mittelmäßige Eltern sein. Zum Glück gibt es so etwas wie eine göttliche Rückversicherung. Deine Quelle und dein Ursprung liegt in Gott. Und das ist etwas völlig Heiles und Ganzes. Wenn du dich an diesen Ursprung zurückerinnerst kannst du deine leiblichen Eltern loslassen und deinen eigenen Weg gehen.
Der Impuls für den Tag: Erinnerst du dich an solche "Findelkinderphasen" in deinem Leben? Wie sind sie noch in dir wirksam und was hast du schon überwunden und verarbeitet?
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Freitag, 12. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 11: Wenn du bei Schlagermusik und Straßenverkehr meditieren kannst

Wir brauchen jeden Tag eine Zeit, in der wir herunterfahren können wie bei einem Computer. Du hältst für einen Moment an, sagst Stopp und unterbrichst deinen Alltag.  Meditieren mag vielleicht nicht für jeden die richtige Methode sein. Für manche klingt es vielleicht zu fremd, antiquiert oder religiös. Wie mache ich das denn? Muss ich da möglicherweise beten?
Ich möchte die Meditation heute einfach mal austauschen mit "Zeit des Nicht-Tun". Du sitzt einfach bei einer Tasse Kaffee da, bist ohne jede Absicht, legst die Hände in den Schoß, schließt vielleicht zwischendurch die Augen und versuchst, einfach nicht zu denken. Wenn Gedanken kommen dann sagst du zu ihnen freundlich "Hallo" oder "Ah ja, ihr seid auch da" mit einer gewissen Gleichgültigkeit und Gelassenheit.
Wenn du das jeden Tag eine halbe Stunde machst wird sich dein Leben von Grund auf verändern. Du kommst in einen inneren Zustand von Stille und Frieden. Dieser Zustand fühlt sich an wie eine Basis und ein Grund, auf dem du ruhst. Zu dieser Basis kehrst du immer wieder zurück. Du hast ein z.B aufregendes Telefonat, danach hältst du inne und kehrst zu dem Basisgefühl der Gelassenheit zurück. Diese Übung machst du neben der halben Stunde Stille immer wieder am Tag. Du richtest den Blick nach innen statt nach außen. Du siehst nicht die Bäume und den Küchenschrank sondern nimmst wahr, was gerade in deinem Inneren auftaucht. Vielleicht ein Körpersymptom wie Drücken oder Ziehen oder Leichtigkeit im Brustraum. Du nimmst wahr, welche Emotionen auftauchen und welche Gedanken kommen. Du nimmst wahr und tust nichts weiter damit.
Wenn du den Weg nach innen gehst kann da ein Radio laufen oder der Straßenverkehr. Sie werden zu Hintergrundgeräuschen, die dich dabei unterstützen, noch mehr zu dir selbst zu finden.
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Donnerstag, 11. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 10: Wenn du durch ein Nadelöhr reiten kannst

Jesus meinte einmal, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr kommt, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Das Kamel ist viel zu groß für das winzig kleine Loch in der Nadel. Das ist unmöglich.
So gibt es im Leben Probleme, für die es keine Lösung gibt. Manchmal kommen Menschen zu mir in die Beratung nach dem Motto: "Ich habe schon alles ausprobiert. Es gibt für mich keine Lösung. Jetzt lasse ich mir dieses noch durch einen Experten bestätigen damit ich endlich aufhören kann mit meiner aussichtslosen Suche." Wenn ich dann frage ob sie schon dieses oder jenes probiert haben dann sehe ich manchmal den Triumph in den Augen. "Habe ich auch schon probiert. Hat nicht funktioniert."
Wenn etwas nicht funktioniert dann würde es auf jeden Fall Sinn machen, es nicht ständig neu zu probieren. Ich kann ein Nadelöhr nehmen und ein Kamel einladen, durch das Loch zu kriechen. Das Kamel wird es nicht schaffen. Auf keinen Fall! Oder?
Wenn etwas nicht geht, dann macht es Sinn, die Augen und das Herz zu öffnen für Lösungen jenseits aller üblichen Lösungen. Suchen wir doch mal nach ungewöhnlichen Lösungen und verstören das Kamelsystem.

- Das Kamel wendet sich von der Nadel ab und entscheidet sich für sinnvollere Wege.

- Das Kamel zupft sich ein Haar aus und führt es vorsichtig durch das Öhr. Das eine Haar steht symbolisch für das ganze Kamel. Wenn es das eine Haar schafft, wird es irgendwann auch das ganze Kamel schaffen. Es ist nur eine Frage der Zeit.

- Gedanklich ist es ganz leicht. Ich schrumpfe das Kamel oder dehne das Loch und schon passt es.

- Das Kamel verschenkt die Nadel an jemanden, der diese Aufgabe leichter bewältigen kann.

- Das Kamel beschäftigt sich mit Quantenphysik und kommt zur Erkenntnis, dass zwischen den festen Materieteilchen so viel Platz ist, dass man locker hindurchspazieren kann.

- Das Kamel fragt: Wer will eigentlich, dass ich durch das Nadelöhr gehen soll. Wollen das andere oder will ich das selbst.

- Das Kamel fragt: Wozu ist es gut, durch das Nadelöhr zu gehen? Erreiche ich mein Ziel auch auf einem anderen Weg?

- Das Kamel beschäftigt sich beim Anblick des Nadelöhrs mit der grundsätzlichen Frage von Türen und Öffnungen und freut sich an der Erkenntnis von neuen Einsichten.

- Das Kamel könnte den Entschluss fassen, abzunehmen und zu hoffen, dass es durchpasst, bevor es stirbt.

- Das Kamel könnte sich entschließen einfach um das Nadelöhr herumzugehen.

- Das Kamel könnte auch so tun als ob. Es könnte einfach die Geschichte erzählen, wie es Anlauf genommen hat und voller Freude da durchgeritten ist.

Du siehst, jenseits der Unmöglichkeit durch ein Nadelöhr zu kommen gibt es noch andere unmögliche Möglichkeiten. Und? In welchen Situationen bist du selbst manchmal das Kamel und was ist dein Nadelöhr?
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Mittwoch, 10. August 2022

Abenteuer Leben Nr. 9: Wenn kleine Schritte sich wunderbar anfühlen


In einem Gebt von Antoine de Saint-Exuperéry heißt es:

Die Kunst der kleinen Schritte
Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr,
sondern um die Kraft für den Alltag.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.
Mach mich sicher in der rechten Zeiteinteilung.
Schenk’ mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden,
was erstrangig und was zweitrangig ist.
Schenk’ mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.
Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt.
Schick’ mir im rechten Augenblick jemanden, der den Mut hat,
die Wahrheit in Liebe zu sagen.
Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen.
Gib dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten
und zartesten Geschenk des Lebens gewachsen bin.
Verleihe mir die nötige Phantasie,
im rechten Augenblick ein Päckchen Güte
mit oder ohne Worte an der richtigen Stelle abzugeben.
Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.
Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern das, was ich brauche.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.

Ich kenne Menschen, die stecken sich große Ziele. Vor einiger Zeit erzählte mir eine Frau, dass sie jetzt ernsthaft abnehmen will. Fünfzehn Kilo sind ihr Ziel. Sie hatte es schon so oft versucht und stets war sie gescheitert. So hat sie im Laufe der Jahre sich gut kennengelernt mit ihren Hürden und Hindernissen. "Das Ziel war zu schwer!" "Der Weg war so lang!" "Ich habe mich überfordert!" "Ich konnte nicht durchhalten!" "Ich wusste nicht, was da wirklich auf mich zu kam!" 
Wenn du ein großes Ziel hast, dann siehst du auch die möglichen Hindernisse auf diesem Weg. Das könnte dazu führen, dass du gar nicht erst los läufst. Du schaffst es ja eh nicht. Warum erst anfangen! Du siehst, dass du wirklich einen langen Atem brauchst und viel Geduld. Du musst mit Rückschlägen klar kommen. Es kann sein, dass der Weg gar nicht richtig für dich ist. Dein Ziel ist gepflastert mit Wenns und Abers. 
Was bewirkt da die Kunst der kleinen Schritte? Wenn du dich auf den jetzigen Schritt konzentrierst und diesem Schritt deine volle Aufmerksamkeit schenkst, kannst du diesen Schritt gehen. Nur diesen Schritt, nicht mehr! Du schaust nicht auf das Ziel und hast auch nicht mehr die Hürden und Hindernisse im Blick. Jedes Abnehmen beginnt mit dem ersten Gramm. Es kommt also jetzt und in diesem Augenblick auf das eine Gramm an. Auf nicht mehr und nicht weniger. Du beschäftigst dich nur mit diesem einen Gramm. 
Erst dann und wirklich erst dann, wenn du das erste Gramm geschafft hast, beschäftigst du dich mit dem zweiten Gramm. Nicht früher! Am zweiten Gramm könnte nämlich eine unüberwindliche Hürde kleben. 
Die Kunst der kleinen Schritte ist wirklich eine Kunst. Die Kunst heißt: Im Hier und Jetzt sein! Das Kleine wertschätzen! Im Augenblick leben! Das Leben auskosten! 
Bislang hatte die Frau, die abnehmen wollte, immer von den großen Zielen gelebt. Die konnte sie leider nie erreichen. Dann fiel ihr ein, dass das mit dem Abnehmen für ihr ganzes Leben stand. Sie konnte sich nicht von ihrer schrecklichen Freundin trennen. Sie konnte ihren verstorbenen Vater nicht loslassen. Dann stellte sie fest, dass sie ihrer schrecklichen Freundin heute eine Absage geben konnte. Sie war gerade jetzt frei von Trauer um ihren Vater. Sie merkte, das ging eigentlich ganz leicht. Der kleine Schritt geht leicht, wenn man sich darauf einlässt und sich vom Großen und Ganzen verabschieden mag. 
Der kleine Schritt geht schwer, wenn man alle Wenns und Abers und Abers und Konsequenzen daran festklebt. Wie gut und beruhigend, dass ein Schritt so klein ist, dass du locker wieder zurückgehen kannst, wenn es nicht passt.
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