Translate

Montag, 29. Juli 2013

Konfrontation mit dem Nickneger

Bis vor Kurzem besaß ich eine Figur, die in früheren Zeiten an der Krippe stand. Diese Figur hatte auch einen Namen: Nickneger. Ich schreibe dieses Wort nicht in Anführungsstrichen, auch wenn es mir total gegen den Strich geht. Das Wort ist diskriminierend, die Figur ist diskriminierend, der Spruch dazu ist diskriminierend und die Absicht, die diese Figur verkörperte ist auch diskriminierend. An der Krippe warf man dem Nickneger ein Geldstück in den Hut. Das Geld war gedacht für die Aufgaben der Mission Zum Dank nickte er stellvertretend für alle Heidenkinder dieser Welt. Für das Nicken sorgt ein verborgener Mechanismus im Inneren der Figur. Der fromme Geldeinwerfer las den Spruch dazu: "Ich war ein armer Heidensohn, jetzt kenn ich meinen Heiland schon. Und bitte darum jedermannn: Nehmt euch der armen Heiden an."
Mein Nickneger verbringt sein Leben jetzt in einer Kiste. Ich packe sie nur zu Demonstrationszwecken aus. Diese oder eine ähnliche Figur stand in der Vergangenheit völlig legal und ohne Skrupel an den großen Kirchenkrippen. Gott sei Dank sind wir vorsichtiger und respektvoller geworden mit dem Glauben anderer Menschen. Es ist gut, dass unser Bewusstsein dafür wächst, mit Wörtern wie Neger, Heiden und Mission anders umzugehen.
Dennoch ist der Nickneger Zeitzeuge einer überholten Vorstellung einer alten Welt, einer christlichen Welt, einer Welt, die unterteilte in Gläubige und Heiden, in Entwickelte und Unterentwickelte. Beim Betrachten dieser Figur kommt bei mir Scham hoch. Ich würde sie nie in eine Vitrine stellen. Zugleich frage ich mich, wie wir heute mit Menschen umgehen, die anders sind als wir. Gibt es das heute auch noch, dass wir Menschen zu unseren Nicknegern machen? Ich tue dir gutes und sei bitteschön auch dankbar dafür.
"Ich war ein armer Heidensohn". Niemals warst du arm! Du warst reich gesegnet mit Kultur, mit Lebensfreude mit Liebe und allem, was der Mensch benötigt.  Niemand braucht sich deiner anzunehmen. Du besitzt deine eigene Würde wie jeder andere Mensch auch!

www.matthias-koenning.de