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Freitag, 24. März 2023

Erst die Arbeit und dann das Vergnügen!


Den Spruch kenne ich schon aus Kindertagen. Ich wollte draußen spielen und meine Mutter hinderte mich daran. Erst die Hausaufgaben machen! Erst die Arbeit und dann das Vergnügen!
Damit schaffen wir einen Unterschied und bilden eine Polarität, die nicht hilfreich und lebensfördernd ist. Wir arbeiten also im Schweiße unseres Angesichtes, damit wir uns anschließend vergnügen können. Wir vergnügen uns, weil wir es uns redlich verdient haben. Du gehst also nach der Arbeit in die Eisdiele und sagst dir: "Das habe ich mir redlich verdient!" Das Vergnügen ist positiv, die Arbeit negativ!
Wenn du dir vorstellst, wie viele Stunden am Tag du arbeitest, dann kann dein Leben nur eine einzige Qual sein. Das gefällt mir nicht und ich möchte diese Polarität ein wenig aufweichen.
Ich habe eine vergnügliche Arbeit. Meine Arbeit macht mir Freude, sie "genügt", sie "vergnügt" mich. In meinem Vergnügen arbeite ich auch sehr gerne. Ich liebe arbeitsame Vergnügen wie kochen und bügeln. Mönche müssen sich stundenlang hinsetzen um meditieren zu können. Mir reicht dazu ein Bügeleisen und schon reise ich in die bunte Innenwelt. Es gibt ja auch Menschen, die betreiben vergnüglichen Sport. Dabei setzen sie sich körperlich so intensiv ein wie ein Straßenbauer oder ein Schmied. Der Schweiß läuft am Körper herunter und - es kann total vergnüglich und befriedigend sein.
Wenn ich aufhöre, solche Unterschiede zu machen, dann ist es auch egal, wie viele Stunden ich arbeite. Ich lebe ja! Ich verabschiede mich von diesem alten Glaubenssatz: "Erst die Arbeit und dann das Vergnügen!" Ich sage: "Werde dir eines vergnügten Zustandes bewusst und dann tue was du willst!"
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Donnerstag, 23. März 2023

Im Leben kommt es darauf an, dass Herz und Verstand zusammenarbeiten, wobei sie bei mir noch nicht mal freundschaftlich miteinander verkehren. (nach Woddy Allen)


Zusammenarbeit von Herz und Verstand? Wenigstens freundschaftlich miteinander verkehren? Erinnerst du dich daran, in welcher Situation Herz und Verstand zusammengearbeitet haben? Wie war das Erlebnis? Wie hast du das gemacht? Ging es wie von selbst oder hast es irgendwie geplant?

Ein Teil von mir sagt, dass in meiner frühesten Kindheit Herz und Verstand das gleiche Zimmer teilten. Sie waren in einer wunderbaren Symbiose. Das Herz war voller Fülle und der Verstand reich an erkenntnisvermehrenden Gedanken. Vielleicht gab es diesen Zustand auch nur für einen Augenblick im Bauch meiner Mutter. Aber es gab ihn, diesen paradiesischen Zustand.

Irgendwann wurde diese Symbiose gestört. Durch die Eltern, die Umwelt, ein Lehrer, irgendjemand oder irgendetwas. Es gehört zum Dasein auf dieser Erde einfach dazu. Wir werden gestört. Herz und Verstand dividieren sich auseinander. Früher oder später. Vielleicht gibt es das eine oder andere Naturvolk, wo dieser Prozess nicht stattfindet. Oder kennst du einen Menschen, bei dem Herz und Verstand nie getrennt waren? Immer in Übereinstimmung?

Mir kommt es so vor, dass wir als Menschen in dieser Symbiose die Welt betreten und gestört werden. Den Rest des Lebens verbringen wir damit, Herz und Verstand wieder zusammenzuführen. Und ich hege den Verdacht, dass es so sein soll! Wir wollen das so und nicht anders! Ein Teil von uns lehnt es ab, weil wir diese Symbiose so mögen und brauchen. Aber ein Teil von uns möchte diese Erfahrung machen, wie Herz und Verstand wieder zusammenkommen. Wir nehmen uns auseinander und fügen uns wieder zusammen. Wir sind halt Schöpfende!
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Mittwoch, 22. März 2023

Ich. Du. Passt.

Manchmal ist es so einfach! Ich bin da. Du bist da. Es passt! Die Chemie stimmt. Es gibt gute Gefühle füreinander. Sich verstehen ohne Komplikationen. Ein Blick! Verständnis füreinander ohne viele Worte. Keine überflüssigen Erklärungen. Passt!  Du spürst es schon in der ersten Sekunde der ersten Begegnung.
Wenn das doch mit allen Menschen so einfach wäre. Ist es leider nicht. Da gibt es Menschen, die sind so anders. So fremd! So kompliziert und umständlich! Du musst dir Erklärungen anhören und wirst immer unruhiger. Oder du hast ständig das Gefühl, dass du dich erklären musst. Du spürst Widerstände. Ständig. Bei jedem Gedanken und jedem Gefühl. Du vermeidest solche Begegnungen. Schon im Vorfeld stellst du dir ein Treffen vor gespickt mit Fehldeutungen und Missverständnissen. Mit verqueren Gefühlen. Mit der riesigen Anstrengung. Du bist voller Fluchtgedanken ab der ersten Sekunde. Dein Gegenüber ist zu laut. Zu leise. So umständlich. So verständnislos. So restriktiv. So langatmig. So wenig empathisch. Und du kommst nicht drum herum. Du musst die Begegnung aushalten. Dieser Mensch gehört schließlich zu deiner Familie. Ist ein Arbeitskollege. Ein Nachbar.

Und jetzt? Meine Idee dazu heißt: Ich. Du. Passt! Wenn der Gedanke kommt und das Wohlfühlen dazu, dann begegnest du deiner Sonnenseite. Das ist der Teil in dir, den du absolut bejahst. Den du magst und mit dem du in völliger Übereinstimmung bist. Wenn die Worte zunehmen und das Gefühl dissonant wird, dann begegnet dir dein eigener Schatten. Du wirst konfrontiert mit Eigenschaften und Gefühlen, die du an dir selber nicht magst. Die du vermeidest, die aber in dir schlummern. Die manchmal unkontrolliert ausbrechen.

Schließe die Augen und stelle dir eine Begegnung vor mit deiner Schattenseite. Da ist dieser Mensch, der dich furchtbar aufregt und nervt. Stell dir vor, dass du wie in einen Spiegel schaust. Dein Gegenüber ist nicht der Fremde, sondern dein Schattenbild. Schau dir das Bild an und sage dir: "Das bin ja ich! Jetzt habe ich mal die Gelegenheit, genauer hinzuschauen. Was lehne ich da eigentlich ab? Welche Bedürfnisse stecken da hinter und dürfen nicht gelebt werden? Kann ich ein wenig Verständnis entwickeln? Ein wenig Wärme im Herzen spüren? Mein Schatten bietet sich mir an, damit ich mich weiterentwickeln kann. Danke für die Lektion!"

Und dann bleibt zugleich dieses grenzenlose Gefühl der Dankbarkeit für die Sonnenseite. Jenseits aller Anstrengungen ein sattes "Ja!" Ich. Du. Passt.
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Dienstag, 21. März 2023

Wähle den Weg mit Herz!

Bei Carlos Castaneda finde ich diese wichtige Frage. "Ist es ein Weg mit Herz?" Wenn du dich an einer Weggabelung befindest dann musst du dich entscheiden für den einen oder den anderen Weg. Geh in dich hinein und lasse dein Herz sprechen. Wie fühlt es sich an wenn du den einen Weg wählst und wie fühlt es sich an, wenn du den anderen Weg nimmst?
Die Orientierung bekommst du, wenn du dich fragst: Ist es ein Weg mit Herz? Es kann sein, dass der Kopf sehr vernünftige Gründe weiß, warum du einen bestimmten Weg gehen sollst. Wenn du aber dabei dein Herz übergehst wird sich dein Weg einfach falsch anfühlen. Du gehst und weißt innerlich: Da stimmt etwas nicht! Das fühlt sich nicht stimmig an! Das Herz weiß manche Dinge, die der Verstand noch nicht kennt. Das Herz ist schneller. Es kann sich in die Zukunft hineinfühlen. Der Verstand kann nur die bekannten Dinge denken. Er orientiert sich an vertraute Abläufe. Er liebt die Routine, die Sicherheit und die klaren und wiederkehrenden Abfolgen. Das unbekannte Land verunsichert ihn. Da kommen dann die "Gedanken": Ist es sicher? Bin ich dem gewachsen? Ist es gesund für den Körper? Macht es Probleme?
Manchmal will das Herz etwas anderes als der Verstand. Du kennst sicher auch Menschen, die manchmal eine Entscheidung treffen, die völlig unvernünftig ist. Sie geben ihren sicheren Beruf auf. Sie verlassen ihre Familie. Sie gründen eine Firma, die erst mal keine Einkünfte verspricht.
Von außen betrachtet schlägst du vielleicht die Hände über den Kopf zusammen. (Ist auch ein schönes Bild. Mit den Händen auf dem Kopf drückst du aus: Prügelst du deinen Verstand? Hast du ihn verloren?)
Gehen wir doch mal einen Schritt weiter im Bemühen um ein tieferes Verständnis. Wenn du dein Herz nicht befragst und mitnimmst wird der Weg nicht segensreich sein. Es wird dich beständig das Gefühl beschleichen, dich nicht richtig entschieden zu haben. Wenn du dich der Kraft deines Herzens überlässt wird der Verstand schon mitkommen und auch im Nachhinein gute Gründe finden, die Entscheidung zu akzeptieren. Da ist er Meister drin.
Im idealen Fall jedoch gehen Herz und Kopf gemeinsam. Manchmal braucht es dafür einen Prozess damit das gut gelingt. Wenn du an einer Kreuzung stehst und dich entscheiden musst, dann bringe Herz und Kopf in einen Dialog. Bildlich gesprochen kommt dann quasi jemand "Drittes" hinzu. Das ist dein innerer Moderator oder Beobachter. Der hat die Aufgabe, zwischen Herz und Kopf zu vermitteln.
Der oder die Moderatorin in dir fragt also das Herz: "Was fühlst du? Was ist dein Bedürfnis? Was fühlt sich für dich lebendig an? Was ist stimmig? Wo gibt es so etwas wie ein Hüpfen, eine Freude?
Dann befragst du den Verstand: Wenn du das mitbekommst, was das Herz sich wünscht, was kommt dir da in den Sinn? Was sind deine Befürchtungen und Sorgen? Zu welchen Teilen kannst du "Ja" sagen? Wo gibt es Sperren?"
Dann befragst du wieder das Herz: "Was hast du vom Verstand mitbekommen? Was kannst du deinem Verstand anbieten, dass er mitgehen kann? Wie kannst du ihn unterstützen? Gibt es eine Erlaubnis, einen ersten Schritt zu probieren und auch wieder einen Rückzug zu machen, wenn es nicht funktioniert? Kannst du den Verstand bitten etwas tun auch wenn es unvernünftig ist? Es könnte ja für ihn "vernünftig" sein, dem Herzen etwas gutes zu tun."
Dann befragst du wieder den Verstand: "Hast du etwas von deinem Herzen erfahren, was dir neu ist? Magst du dich mit den Ideen ein wenig vertraut machen?"
Du gehst also ständig hin und her zwischen Herz und Verstand. Du als Moderator und Beobachter bist "neutral". Du bist beiden Anteilen gegenüber verständnisvoll und zugewandt. Beide "Kinder" gehören zu dir und sind ein Teil von dir. Du kannst dafür sorgen, dass beide Teile etwas gewinnen und keiner verliert. Wenn der Verstand große Bedenken hat für den "Herzensweg" dann kannst du dich trotzdem für den Weg entscheiden und dabei die "Bedenken" mitnehmen. Die "Bedenken" bekommen die Erlaubnis, bei jedem Schritt sich neu melden zu dürfen. Die "Bedenken" darfst du aber auch um Unterstützung bitten, nicht allzu kritisch zu sein und einen kleinen Freiraumpuffer zuzulassen. Wenn du ein paar Schritte auf deinem Herzensweg gegangen bist mit den Bedenken im Gepäck, dann danke deinen Bedenken von Zeit zu Zeit für ihr "Mitdenken". Würdige diesen Anteil in dir und stoß ihn nicht weg.
Auch nach der Entscheidung bleibst du als Moderator die Begleitung von Herz und Verstand. Du kannst mit deiner Aufmerksamkeit wechseln. Mal bist du ganz im Herzen, mal ganz im Verstand, mal ganz in der Beobachtung und machmal in allem gleichzeitig.
Und dann? Dann lässt du alles ruhen und lässt geschehen, was immer auch geschieht.
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Montag, 20. März 2023

Kindisch ist nicht nur, wer zu lange Kind bleibt, sondern auch wer sich von der Kindheit trennt und meint, dass das, was er nicht sieht, nicht mehr existiere. (Carl Gustav Jung)

Wir denken ja, dass wir eigentlich erwachsen sind. Wir beginnen als Baby, werden Kind, dann Jugendlicher und schließlich sind wir dann Erwachsene. Ich glaube, das sind wir auch. Als Erwachsene sind wir reflektiert, selbstbewusst und sind voll für alles selbst verantwortlich.
Davon gehen wir stillschweigend aus. Da sitzt eine Runde von 10 erwachsenen Menschen zusammen und verhalten sich sehr erwachsen. Bei einer Party und einem Gläschen Wein schleicht sich dann doch so nach und nach mal "kindisches" Verhalten ein. Bei einer Arbeitssitzung aber: Da sitzt jetzt auch eine erwachsene Runde zusammen und verhält sich immer erwachsen. Fast immer! Oder?

Wenn ich beachte, was C.G. Jung sagt, dann wäre ein solche Denken sehr kindisch. Stell dir vor, dass in einer Runde von Erwachsenen immer zugleich auch die gleich Runde von Kindern sitzt. Du schaust dir im Fernsehen eine Bundestagsdebatte an. Das sitzen viele Männer und Frauen - und mindestens genausoviele Kinder. Da sitzen Kinder in der vorsprachlichen Phase. Grundschulkinder und pubertierende Jugendliche. Alle sitzen dort und denken, sie seien Erwachsene. Die Kinder verstecken sich in den Erwachsenen. Sie sind dort unsichtbar, aber hoch aktiv. Manchmal schlafen sie, wenn alles sicher ist und sie sich wohlfühlen. Oder wenn sie gut versorgt sind. Aber wehe, da taucht plötzlich eine Gefahr auf oder eine Bedrohung. Da kann der Plenarsaal schnell zum Kindergarten oder zur Grundschule werden. Oder noch wilder.

Diesen Kindanteil tragen wir immer in uns und mit uns. Er ist uns eingeschrieben in jede Körperzelle. Wir können es nie ausziehen wie ein Kleidungsstück. Eltern sagen machmal: "Jetzt werde endlich mal Erwachsen!" Geht schon, aber immer nur mit Kindanteil. Diesen Teil nimmst du überall mit. Im Auto auf der Straße, bei der Arbeit, bei deiner Familie, im Supermarkt. Und immer kann sich dieser Teil bemerkbar machen und schwelt ständig im Untergrund. Viele Therapeuten finden es hilfreich und wichtig, mit diesem Teil in einer guten Verbindung zu sein. Diesen Teil zu fühlen, mit diesem Teil zu sprechen, dafür gut zu sorgen, sich dessen bewusst zu werden. Bist du vertraut mit diesen Teilen in dir? Wieviele Kinder in dir warten auf Kontakt? Schließe dafür einfach mal die Augen und werde still. Verbinde dich mit deinem Herzen und bitte alle deine inneren Kinder, sich in deinem Herzensraum zu versammeln. Sag ihnen dort, wer du bist und dass du dich als Erwachsene kümmern wirst. Und dann spüre die unendliche Erleichterung. Endlich ist jemand da!
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