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Freitag, 30. November 2018

Advent auf der Bettkante


Jeden Abend, bevor ich ins Bett gehe, sitze ich für einen Moment auf der Bettkante. Ich halte nur für einen Moment inne. Ich wechsle gleich den Modus. Von aktiv auf passiv. Gleich überlasse ich meinen Körper und meinen Geist dem Nichtstun und der Dunkelheit.
Und jeden Morgen, bevor ich aufstehe, sitze ich wieder für einen Moment auf der Bettkante. Wieder halte ich nur für einen Moment inne. Ich schalte von passiv auf aktiv und gehe bewusst und geplant in den Tag.
Ich möchte dich einladen, in den Tagen des Adventes auf der Bettkante zu verweilen. Nur für ein paar wenige Atemzüge. Du schließt die Augen. Atmest ein und aus und nimmst dabei einen Impuls in dich auf. Werde dir dieses kostbaren Momentes bewusst. Genieße dieses außergewöhnliche Geschenk. Dein Leben im Übergang. Die Weichenstellungen und Wechselphasen. Wir Menschen mögen nicht so gerne die Veränderungen. Wir lieben die Sicherheit und die gleichen Abläufe. Auf der Bettkante kann dir deutlich werden, dass du dich permanent veränderst. Regelmäßiger Wandel am Morgen und am Abend.
Schon, wenn du auf der Bettkante sitzt, je nach Bettenmodell, spürst du die Unterschiede. Die weiche Matratze, die harte Holzkante und der freie Raum, in dem du deine Füße abgestellt hast. Drei verschiedene Zonen, zwischen denen du dich bewegst. Und immer nur für einen winzigen Augenblick. Im Hauch des Vergänglichen. Auf diesen Bereich möchte ich deine Aufmerksamkeit lenken.
Du liest diesen Impuls jetzt und nimmst ihn gedanklich mit zur Bettkante. Du sitzt und lässt das jetzt Gelesene wieder in dir wach werden. Nach der Nachtruhe wachst du auf und nimmst auf der Bettkante wahr, was in der Nacht geschehen ist. Du wirst Unterschiede wahrnehmen am Morgen und am Abend.
Ich werde dir 24 kleine Gedankenimpulse mit auf den Weg geben für deinen ganz persönlichen Advent. Du liest meinen Gedanken jetzt und überlässt dich dann deinem Unterbewusstsein und bittest es, dass es in der Nacht für dich wirkt. Wie ein Medikament. Du musst nur sehr wenig machen. Diesen kleinen Impuls lesen und dich auf der Bettkante daran erinnern und hineinspüren in deinen Körper.
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Montag, 26. November 2018

Über Männer und Frauen

Ich sitze im Kreis meiner Kolleginnen.
Als einziger Mann.
Dann fangen sie an und reden über ihre Männer.

Da gibt es ja die Männer, die nicht zuhören.
Die keine Zeit haben.
Die nicht über Gefühle reden.
Die nicht auf ihre Ehefrauen eingehen können.
Die so eigenbrötlerisch sind.
So eigensinnig.
So unbelehrbar und uneinsichtig.
Wo Hopfen und Malz verloren ist.

Ich sitze und höre zu.
Ich bin ein Mann.
Hoffentlich bin ich nicht so!
Hoffentlich spricht meine Frau mit ihren Freundinnen nicht so über mich.
Das wäre mir doch sehr unangenehm.

Ich sitze und höre zu.
Dann hört das Jammern auf und alle schauen sich an.
Es fällt das erlösende Wort: "Eigentlich lieben wir Männer."

Ich sitze im Kreis von Männern.
Wir reden über unseren Beruf.
Über tolle Computerprogramme.
Über schöne Urlaubsorte.
Über die amerikanische Politik und über Geld.
Wir reden über die Leistungsfähgkeit von Kaminen
und über die Kosten eines neuen Parkettbodens.

Wir reden aber nicht über die Frauen.
Wenn wir ausnahmsweise mal drüber reden...
... sind wir froh, dass sie da sind.
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Donnerstag, 22. November 2018

Die Kunst, den Atem zu überlisten


Im Rahmen meiner Klangtranceausbildung habe ich gelernt, das Didgeridoo zu spielen. Einen Ton zu erzeugen auf dem Instrument der australischen Ureinwohner ist nicht so schwer. Wenn es aber darum geht, einen Dauerton zu erzeugen, der quasi nie mehr aufhört, dann muss das Gehirn überlistet werden.
Dein Geist und dein Körper sagen dir: du kannst nur entweder einatmen oder ausatmen. Beides zusammen geht nicht! Du kannst nicht zugleich einatmen und ausatmen. Immer schön im Wechsel! Und du kannst nur so viel Luft ausatmen, wie du eingeatmet hast. Von der ersten Stunde deines Lebens an befolgst du diese Regel. Niemand hat dir dieses Gesetz beigebracht. Du bist auf die Welt gekommen und hast ein- und wieder ausgeatmet.
Wenn du dir jetzt wieder das Didgeridoo vorstellst. Du holst Atem und bläst in das Rohr hinein. Dann hast du ausgeatmet und atmest wieder ein. Während du einatmest muss dein Instrument ja logischerweise stoppen. Es braucht deinen Ausatem zum Ton erzeugen. Dein Gehirn weiß das ja von Geburt an. Dein ganzer Körper ist darauf eingerichtet. Und dennoch ist es möglich, einen Dauerton zu erzeugen, der nicht mehr aufhört. Du atmest ein und spielst in das Didgeridoo. Du behältst dir aber ein kleines Reservoir im Mund. Während du dieses Reservoir hinausbläst, eben nicht aus der Lunge, sondern aus der Reserve, kannst du einen tiefen Atemzug nehmen und die eingeatmete Luft dem Reservoir zufügen. Im Prinzip spielst du ständig auf Reserve. Immer auf kontinuierlichen Nachschub.
Wenn du dein System einmal überlistet hast, dann geht es wie von selbst. Aber der Weg dahin ist von besonderer Qualität. Es gibt Übungen dafür mit Strohalm und Luftballon, wie du deine Glaubenssätze überwinden kannst. Dein Gehirn muss es zulassen können und dein Atemsystem muss sich darauf einlassen. Die Trainingsmethoden haben mir persönlich leider wenig geholfen.
Ich habe mir vorgestellt, dass ich in der australischen Wüste im Kreis der Ureinwohner sitze und mit allen dort gemeinsam das Didgeridoo spiele. Irgendwann war ich ganz aus dem Kopf. Ich hörte auf zu denken und zu konstruieren. Ich wurde zum Didgeridoo und die Ureinwohner nahmen mich mit. Dieses Erlebnis war äußerst eindrucksvoll.
Zugleich ergibt sich für mich daraus eine Art Lebensweisheit. Im Leben folgen wir häufig den Gesetzen der Logik und der Erfahrung. Ein Apfel fällt immer vom Baum. Es folgt den Gesetzen der Schwerkraft. Wenn die Sonne scheint ist es hell und wenn sie verschwindet ist es dunkel. Eins und eins ist zwei. Jeder Mensch hat einen biologischen Vater und eine biologische Mutter.
Manche Vorstellungen und "Logiken" sind so in unsere Zellen eingebrannt, dass wir nichts anderes für vorstellbar halten. Schade! Mein Didge sagt mir: Du kannst im Geist nach Australien reisen und dort lernen, wie du mich spielen kannst. Mit meinem Bewusstsein kann ich dich jetzt in diesem Augenblick besuchen und dir Frieden für deine Seele wünschen. Wer die Kunst lernt, den Atem zu überlisten, erfährt einen "Aha"-Effekt. Das Leben ist überraschend! Es folgt allen Gesetzen und setzt sie zugleich außer Kraft.
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Montag, 19. November 2018

Du bist der Farbklex in meinem Leben

Da sind sie wieder, die grauen Tage. Der Himmel ist bewölkt. Die Temperaturen sinken. Immer weniger Licht und immer mehr von dem Grau.
Wei im Außen, so im Innen. Auch manche Arbeitstage erlebst du vielleicht farbarm. Weder schwarz deprimierend noch weiß und hell. Irgendwo dazwischen. Du weißt nicht so richtig, was du kochen sollst und die Gespräche am Frühstückstisch werden zäh. Du möchtest es nicht wahrhaben und dennoch kannst du es nicht leugnen. Grau breitet sich aus. Es kriecht in alle Ecken deiner Wohnung und dir selbst unter die Haut und in alle Körperzellen.
Du überlegst, ob du jetzt eine Depression hast oder nur einen Herbstblues erlebst. In der Gefühlspalette des Lebens gehören solche Tage einfach dazu. Stell dir vor: Mitten im Grau des Alltags und der Gleichförmigkeit der Menschenmassen fällt dir ein Mensch ein, der herausragt. Ein Mensch, der auffällt. Ein Mensch, der anders ist. Einer, der dir Farbe ins Leben bringt. Zu diesem Menschen sagst du: "Du bist der Farbklex in meinem Leben." Wie schön, nicht wahr?
Und jetzt stell dir noch einmal das graue Leben vor. Du nimmst einen Farbeimer und machst hier und da einen Klex. Du bist mein Farbklex und du, und du und du... Jedes Grau wartet darauf, dass du deinen Farbklex hinzufügst. Viel Vergnügen!
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Freitag, 2. November 2018

Hallo Wetter, ich komme!


Hallo Wetter, du schaffst es nicht, dass ich mich dir unterwerfe. Ich werde jetzt zu dir rauskommen, egal wie viel Regen du mir schickst! Egal wie kalt der Wind um meine Ohren pfeifen wird! Ich werde jetzt aufstehen von meiner bequemen Couch. Ich werde dieses warme Zimmer verlassen und meinen Kaffee austrinken. Ich werde mir keine neue Tasse einschütten und das Buch, das ich lese, werde ich nicht fortsetzen. Ich lese nur noch diesen Abschnitt zu Ende und dann stehe ich auf.
Du Wetter, wirst es nicht schaffen, dass ich sitzen bleibe. Du musst dir keine Mühe geben und mir einen Sonnenstrahl schicken, damit ich nach draußen komme. Das ist nicht nötig. Du musst es mir nicht leicht machen. Ich schaffe es auch ohne dich. Ich habe Regenkleidung und feste Schuhe. Du kannst mir nichts anhaben. Du wirst es nicht einmal schaffen, mit aller Regenintensität bis zu meiner Haut durchzudringen. Ehe schafft es mein Schweiß. Und es wird dir auch nicht gelingen, dass ich sitzen bleibe, weil ich an meinen Schweiß denke. Wenn ich jetzt aufstehe und mich dick einpacke und zu dir nach draußen komme und ein paar Schritte laufe. Und so schnell laufe, dass ich gleich schwitzen werde. Was mir dann unangenehm ist. Ich werde trotzdem kommen.
Ich bin gleich mit diesem Abschnitt in meinem Buch fertig. Ich werde gleich den letzten Schluck aus meiner Tasse trinken. Ich werde nur noch einen kurzen Blick auf meine App werfen, wie du dich in den nächsten Stunden verhalten wirst. Aber das wird meine Entscheidung nicht beeinflussen. Ich habe nämlich schon heute früh beschlossen, dass ich zu dir kommen werde. Egal, wie sich der Tag entwickelt. Ich habe mit mir sogar schon heimlich eine Uhrzeit ausgemacht. Weil ich mich kenne. Weil ich weiß, dass das Buch spannend sein wird. Dass der Kaffee köstlich ist. Dass mir die warme Stube gefällt. Dass ich die Bequemlichkeit über alles liebe.
Weil ich das alles weiß, werde ich mich selbst überlisten. Ich gebe dir, Wetter, nicht die Möglichkeit, über mein Leben zu entscheiden. Wenn ich nicht zu dir komme, dann wegen meiner eigenen Bequemlichkeit. Nicht, weil du so regnerisch drauf bist. Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben.
Siehst du, jetzt stehe ich auf. Ich klappe das Buch zu und stelle die Tasse in die Spüle. Ich drehe die Heizung herunter und ziehe mir Jacke, Schal und Schuhe an. Du schaffst es nicht, dass ich mich dir unterwerfe. Ich öffne die Tür. Ich stecke meine Nase heraus! Ja, du bist kalt! Ja, du bist regnerisch! Ja, das gefällt mir gar nicht! Und? Ich komme trotzdem. Ich stehe zu meinem Wort. Da kannst du machen, was du willst. Ich stehe so sehr dazu, dass ich bereit bin zu sterben! Aber das wäre übertrieben. Das musste ich nur denken, damit ich jetzt wirklich zu dir komme.
Und wo ich jetzt schon mal bei dir bin: So schlecht ist es gar nicht bei dir! Ein wenig unbequem und kalt und regnerisch... aber für die nächsten Minuten bleibe ich. Das steht jetzt mal fest.
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