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Mittwoch, 25. November 2020

Ich versuchte, ihn zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort. Ich ging zu den Tempeln der Hindus und zu den alten Pagoden, aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden. Ich suchte ihn in den Bergen und Tälern, aber weder in der Höhe noch in der Tiefe sah ich mich imstande, ihn zu finden. Ich ging zur Kaaba in Mekka, aber dort war er auch nicht. Ich befragte die Gelehrten und Philosophen, aber er war jenseits ihres Verstehens. Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden. (Rumi)


Wenn ich Gott suche, wo kann ich ihn finden?

Es gibt immer noch Menschen, die Gott suchen. Ganz bewusst oder auch unbewusst. Rumi beschreibt seinen persönlichen Weg, wie er ihn gefunden hat. "Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden."
Es berührt mich sehr, dass die Lösung heute noch genau so aussieht. Wenn Menschen mich fragen, wie sie Gott finden können, dann lade ich sie ein, den Weg in das eigene Herz zu gehen. Ich muss also diesen inneren Ort aufsuchen. Vielleicht sehe oder spüre ich ihn dort nicht sofort. Aber das ist der Ort, wo ich ihn finden kann.
Wer lehrt uns Menschen, den Weg ins eigene Herz zu gehen. In der Theologie geht es oft um Gott selbst. Was finde ich über ihn in der Bibel und in anderen Schriften. Aber wie stelle ich meine eigene Suche an? Gehe ich in den Kopf? Lese ich in Büchern? Frage ich die Priester? Wer aber lehrt uns, den Weg ins Herz zu gehen. Der erste wichtige Schritt, Gott zu suchen, heißt also nicht, sich zu fragen, wie ich ihn mir vorstellen kann. Welche Eigenschaften er hat oder ähnlich. Der erste Schritt muss sich mit der Frage beschäftigen: "Wie finde ich den Weg nach innen in mein Herz. Mache ich das mit dem Kopf? Fühle ich mich ein? Visualisiere ich? Kann eine bestimmte Art zu atmen helfen?" Für den Weg in meinen eigenen Herzraum bin ich selbst verantwortlich. Und ich glaube, dass jeder Mensch seine eigene Art und Weise entwickeln kann, den Weg ins eigene Herz zu finden.
Stell dir jetzt also vor, dass du dein eigenes Herz besuchen möchtest. Wie wirst du reisen? Wo in deinem Herzen möchtest du hin. Wirst du dort einen stillen Platz suchen oder umhergehen? Wie wirst du wissen, dass das, was du dort wahrnimmst, mit Gott zu tun hat? Ich wünsche dir eine gesegnete Reise!

Montag, 23. November 2020

Nahrung für das innere Kind: Spiele, die deine Seele mag!




Wann fühlte sich dein Leben einmal völlig unbeschwert an? Für einen Augenblick abtauchen in dem, was du gerade machst? Als Kinder konnten wir noch spielen. "Warte, bis der Ernst des Lebens beginnt!" warnten uns die Erwachsenen. Dann tauchten wir vielleicht verstört aus unserem Spiel auf und rätselten, was unsere Eltern damit meinten. Dann wurden wir erwachsen und vergaßen die Spiele und das Glück von damals. Es wird Zeit, das Verlorene wieder zu aktivieren! Dein inneres Kind braucht Nahrung! Wie wäre es mit einem kleinen Energieschub?  

Balancieren auf der Bordsteinkante
Erinnerst du dich an das Balancieren auf der Bordsteinkante? Du breitest die Arme aus und setzt einen Fuß vor den anderen. Auf der einen Seite der breite und sichere Weg und auf der anderen Seite der Abgrund. Schaffst du noch den nächsten Schritt? Der Abgrund ist nicht tief. Du kann ein wenig stolpern, aber nicht wirklich fallen. Dieses lustvolle Gefühl, das durch den ganzen Körper geht! Schwanken und sich dennoch halten. Flexibel und beweglich sein! Spaß haben beim Fallen. Sich ein wenig ärgern und wieder auf die Bordsteinkante. Sich lustvoll bewegen. Zu den Eltern schauen. "Schau mal was ich alles kann!" Balancieren als einen Vorgang purer Freude!

Heute erarbeite ich mit Kunden einen mühevollen Weg, wieder in die Balance zu kommen. Zu viel Arbeit und zu wenig Erholung? Wovon mehr und was weniger? Die Balance wiederfinden in einem mühevollen Veränderungsprozess. Darin besteht der erwachsene Alltag. Wie geht denn das noch mal mit dem Balancieren auf leichte Art? Du warst als Kind darin einmal ein Profi. Du hast es einfach gemacht. Hast dich auf die Bordseinkante gestellt und die Arme ausgebreitet. Ein Glucksen im Bauch und einen Freudeflash durch den Körper jagen und dann los! Schritt für Schritt! Vielleicht könntest du in dieses Lebensgefühl zurückfinden wenn du dich einfach mal wieder auf die Bordsteinkante stellst und es machst. Das Gefühl wird schon wiederkommen! Und wenn du es machst und das Gefühl dafür wieder bekommst - was wird sich bei dir dadurch verändern? Wirst du dich selbst anders empfinden? Kannst du das Kind in dir wieder zum Leben erwecken? Und danach? Wie verändert sich dein Alltag dadurch? Möge mehr Freude in deiner Seele einziehen!

"Ich möchte fliegen! Spielst du mit uns Flugzeug?" Mein Vater oder mein Onkel packten mich als kleines Kind dann an Hand und Fuß und schleuderten und drehten uns im Kreis. Die erste Achterbahnfahrt! Welch ein Lebensgefühl und welches Vertrauen hatte ich in diesen Erwachsenen. Der wird mich nicht loslassen. Aber ich lasse los! Ich mache mich ganz locker und breite den freien Arm und das freie Bein aus und lasse mich herumwirbeln. Ich schreie mir die Seele aus dem Leib und fühle mich lebendig wie nie. Noch einmal! Noch eine Runde! Es braucht keine Pause.
Erinnerst du dich an dieses Spiel zwischen Kind und Erwachsenen? Als wir größer und schwerer wurden ging das leider nicht mehr. Wir mussten andere Möglichkeiten suchen, diesen besonderen Kick zu erfahren.

Oder gehörst du zu den Kindern, die sich nie getraut haben. Du warst viel zu vorsichtig, viel zu ängstlich, dich auf solch ein Wagnis einzulassen. Bis heute geht es dir so, dass du dem Leben und den Herausforderungen skeptisch gegenüberstehst. Überall lauert die Gefahr. Der Tod ist allgegenwärtig. Vielleicht nicht in deinen Gedanken, aber im Körpersystem.

Fliegen
Vielleicht gehörst du aber auch wie ich zu den Menschen, die als Kinder gerne geflogen sind. Die es einfach geliebt haben. Aber irgendwann gab es einen Einbruch. Ein erstes Stolpern. Ein Schock, an den du dich nicht einmal erinnern kannst. Irgendetwas ist passiert. Und dann gibt es in dir zwei Bestrebungen. Du möchtest eigentlich das Abenteuer, aber das Trauma hält dich davon ab.
Mir hat mal ein Freund gesagt, dass er nur dieses eine Leben jetzt hat. Und das Leben ist viel zu schade, es in Watte zu verpacken und vor Angst zu vergehen. Jetzt habe ich die Chance. Tot sein werde ich noch früh genug. Ich muss mich nicht so verhalten, als sei ich schon tot. Das Leben ist dafür da, das Abenteuer zu wagen.

Ich schließe die Augen und hole mir das Bild aus Kindertagen zurück. Wie sich das Fliegen angefühlt hat! Großartig! Ich denke an die Worte meines Freundes, dass das Leben ein Abenteuer ist. Dann kommt die nächste Aufforderung an mein Erwachsenenleben: "Machst du mit?" Ich spüre ein Ja und ein Zögern! Ich gebe der aufkommenden Angst nur einen kleinen Moment der Aufmerksamkeit und sage Ja zum Abenteuer. Sterben muss ich sowieso!

Matschen
Ich liebe es, den Hefeteig zu kneten! Voll mit den Händen hinein in Mehl und Wasser und ordentlich matschen! Die Finger verklebt, Mehlstaub auf dem Pullover und ein Glücksgefühl, das durch den ganzen Körper geht. Alle Aggressionen kann ich in den Teig hineinhauen. Ich kann diesen Teig förmlich verprügeln und er ist auch noch dankbar dafür.

Durftest du als Kind im Dreck matschen und Erde essen? Durftest du dir deine Kleidung versauen und man hat dich einfach in Ruhe gelassen? Dann bist du reich beschenkt worden. Auf alternativen Bauernhöfen sehe ich manchmal Schweine sich im Dreck suhlen. Ein Teil von mir möchte einfach mitmachen. Die Bibel erzählt davon, dass wir Menschen aus Lehm gemacht sind.
Du und ich, wir sind "Lehmlinge", "Erdgeschöpfe", "Wühler", "Schöpfer". Wir dürfen mit den Händen matschen und dabei Dinge erschaffen. Evolutionär, aus Zufall oder tief liegender Intuition. Einfach machen und im Machen entstehen lassen. Ohne zu werten! Nur aus Freude am Tun. Matschen ist so herrlich überflüssig!

Gehörst du zu den Menschen, die schon als Kinder lieber im sauberen Wohnzimmer spielten. Die sich nicht auf die Straße trauten? Am Rand vom Sandkasten saßen und hilflos mit der Schaufel herumfuchtelten in der Hoffnung auf Mama, die dich von diesem schrecklichen Platz wieder wegholen möge?

Vielleicht bist du ja ein verborgener Engel, der mit der Körperlichkeit doch so seine Schwierigkeit hat - damals als Kind und heute auch noch. Magst du mit den Händen essen oder doch lieber mit einem Werkzeug, so dass du dir die Finger nicht schmutzig machst. Hast du Angst vor Bakterien, Viren und Bazillen? Bist du ständig auf Alarm? Im roten Bereich?

Oder reibst du dir die Hände jetzt wo du schon lange erwachsen bist und hältst jetzt gerade die Augen auf, wo du mal wieder so richtig matschen kannst! Du kannst im Blumenkasten wühlen, in deinem Garten oder dir einen Kneteteig erstellen. Einfach mal wieder matschen und die Erfahrung machen, wie du dich als "Lehmling" anfühlst. Es setzt einfach Energien frei! Schon beim lesen und es sich vorstellen.

Hütten bauen
"Räum dein Zimmer auf! Zieh die Schuhe aus! Wasch dir die Hände! Schrei nicht so herum! Mach die Türen zu!" Solche und ähnlich Sätze geistern bis heute durch meinen Kopf. Worte meiner Mutter. Sie machte sich solche Sorgen um das Haus. Es sollte unbedingt sauber sein! Strom sparen! Keinen Dreck machen!

Als Kinder gingen wir in den Wald und bauten Hütten. Behausungen für ein paar Tage. Ein paar dicke morsche Äste zusammenschieben und mit Laub verkleiden. Fertig! Sich reinsetzen und Vater, Mutter, Kind spielen. In dieser Hütte durften wir schreien. Wir durften auf dem Boden sitzen und mussten uns keine Hände waschen. Aufräumen war völlig überflüssig und Türen gab es eh nicht.
Meine Hütte! Hier war ich König! Eigene vier Wände! Keine Kosten! Es gab keinen Erwachsenen, der etwas vorschrieb. Auch nicht erklärte. Wie schiebe ich Äste zusammen, so dass sie halten? Sie sind halt mehrmals zusammengebrochen bis wir es heraushatten. Wir durften experimentieren ohne dass die Erwachsenen sich einschalten konnten. Der Wald gehörte uns! Und wir waren Hüttenbauer!
Wie viele Verbotsschilder stecken heute in unserem Erwachsenenkopf! Was wir alles nicht dürfen! Als Staatsbürger, als Arbeitnehmer, als Kirchenmitglieder, als Vereinsangehörige! Manchmal schließe ich die Augen und gehe in Gedanken in den Wald meiner Kindheit. Ich schiebe ein paar Äste zusammen und lege Laub auf das Dach. Dann setze ich mich hinein in die Hütte und sage mir: "Hier bin ich König! Hier bestimme ich! Und so, wie ich es gemacht habe, so ist es genau richtig!"
Davon wünsche ich mir mehr für dich und mich: Dass der Blick nicht zuerst auf die Vorschriften und Verbote geht, sondern auf die Möglichkeiten und die Einladungen. Einfach wieder Hütten bauen!

Sandkastenspiele
Erinnerst du dich noch an deine ersten Sozialaktionen? Im Sandkasten! Deine Mutter hat dich ausgerüstet mit Sieb, Eimer und Schaufel. Sie hat dich in den Sankasten gesetzt und dann durftest du mit den Nachbarskindern spielen. Alle mit ähnlichen Ausrüstungsgegenständen. Du hattest deinen Platz, deine Schüppe und deinen Radius. Manchmal ging es gut mit der Nachbarin und manchmal musstest du einfach deine Schüppe einsetzen um deinen Sandhügel zu verteidigen. Du hast Kuchen gebacken und jeder durfte mal probieren. Und wehe, es schmeckte nicht!

Jetzt bist du erwachsen, oder? Von wegen! Du sitzt an deinem Arbeitsplatz und um dich herum die Kollegen und Kolleginnen. Alle sind ausgerüstet mit Computer oder anderen Arbeitsgeräten. Jeder beansprucht einen Platz für sich und interagiert mit den Nachbarn. Du sorgst dafür, dass alle mit Kaffee versorgt sind und andere fragen dich, ob du gut geschlafen hast. Wie im damals im Sandkasten. Andere Spiele vielleicht, aber mit ähnlichen Gefühlen. Verbundenheit und Harmonie, wenn alle einträchtig beisammen sind. Ärger und Frust, wenn es Kränkungen gibt.

Die ganze Welt, so könnte man sagen, ist doch ein einziger großer Sandkasten. Dort wird gespielt. Manche geben gerne ihre Schüppe und ihren Eimer ab und andere achten darauf, dass niemand sich an Sieb und Förmchen vergreift. Meins!

Wenn ich heute als Erwachsener "spiele" in der Erwachsenenwelt und es emotional hoch hergeht, dann schließe ich für einen Augenblick die Augen und versetze mich zurück in den Sandkasten. Alles nur ein Spiel! Nimm es nicht so wichtig! Du kannst auch aufstehen und dir einen neuen Platz suchen. Die Spielwiese ist groß genug! Und zugleich ist es schön auf dem "Marktplatz" Sandkasten. Einfach schön, mit anderen zusammen.

In Pfützen springen
Gummistiefel an, Regenjacke und ab auf die Straße. Wo ist die nächste Pfütze? Hineinspringen und herumspritzen. Dreckig lachen und jede Hemmung verlieren. Am Anfang klang noch die Stimme der Mutter im Ohr. "Mach dich nicht dreckig. Pass auf! Die Hose ist gerade frisch gewaschen!" Dann waren da die Pfützen entlang des Weges. Unwiderstehlich! Springen von Pfütze zu Pfütze. Wie weit kommst du? Schnell ist die saubere Hose vergessen. Spritzen und andere Leute nass machen. Wie war das noch mal mit der guten Erziehung?

Als Erwachsener springe ich nicht mehr einfach so in Pfützen. Ich überlege und plane den Tag und meine Aktionen. Ich halte meine Kleidung sauber weil ich einen guten Eindruck hinterlassen möchte. Was sollen die Leute von mir denken. Ja genau! Was denken die Leute über mich! Finden sie mich albern oder kindisch? Meine Grenzen sind eng gesteckt. Nicht den Hauch von schlechtem Benehmen. Niemandem die Zunge herausstrecken! Die Kleidung sorgfältig ausgewählt, farblich abgestimmt und gebürstet. Im Berufsalltag immer!

Lebt die Pfützenspringeridentität noch in dir? Traust du dich ab und zu etwas zu machen, was du als Erwachsener einfach nicht tun dürftest? Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie ich in die nächste Pfütze springe und einfach dreckig lache. Die Welt um mich herum ist mir völlig egal. Die Leute sollen denken was sie wollen. Wofür hat der liebe Gott denn die Pfützen erschaffen? Damit ich hineinspringe. Ich werde nicht untergehen! Es ist ganz leicht. Es kostet kein Geld und bringt einfach so Spaß! Wer als Erwachsener wieder in Pfützen springen kann hat die Leichtigkeit wiedergefunden. Ob ein Psychiater bei Depressionen Pfützenspringen verordnen darf? Stell dir das doch mal vor. Du bist depressiv und gehst zum Arzt. Der schaut dich an und sagt. "Da ist die Pfütze und jetzt spring!" Hat das jemand schon mal probiert? In den Pfützen sammeln sich die Tränen der Welt. Sie können nicht in den Boden einsinken und die Erde bewässern. Tränen, die sich stauen. Wie bei einer Depression, oder? Wenn du in die Pfütze springst verteilt sich das Wasser und kann in den Boden eindringen. Ist fast wie weinen, wie der Trauer einen Raum geben, dass sie sich ausbreiten kann. Und dann? Dann ist es gut. Es gibt ja auch die Freudentränen in den Pfützen. Und Freudenpfützentränen verbreiten wäre einfach ein himmlisches Geschenk!

Und hier der Text als Geschenk zum downloaden

www.matthias-koenning.de 




Samstag, 21. November 2020

Nahrung für das innere Kind: In Pfützen springen!

Gummistiefel an, Regenjacke und ab auf die Straße. Wo ist die nächste Pfütze? Hineinspringen und herumspritzen. Dreckig lachen und jede Hemmung verlieren. Am Anfang klang noch die Stimme der Mutter im Ohr. "Mach dich nicht dreckig. Pass auf! Die Hose ist gerade frisch gewaschen!" Dann waren da die Pfützen entlang des Weges. Unwiderstehlich! Springen von Pfütze zu Pfütze. Wie weit kommst du? Schnell ist die saubere Hose vergessen. Spritzen und andere Leute nass machen. Wie war das noch mal mit der guten Erziehung?
Als Erwachsener springe ich nicht mehr einfach so in Pfützen. Ich überlege und plane den Tag und meine Aktionen. Ich halte meine Kleidung sauber weil ich einen guten Eindruck hinterlassen möchte. Was sollen die Leute von mir denken. Ja genau! Was denken die Leute über mich! Finden sie mich albern oder kindisch? Meine Grenzen sind eng gesteckt. Nicht den Hauch von schlechtem Benehmen. Niemandem die Zunge herausstrecken! Die Kleidung sorgfältig ausgewählt, farblich abgestimmt und gebürstet. Im Berufsalltag immer!
Lebt die Pfützenspringeridentität noch in dir? Traust du dich ab und zu etwas zu machen, was du als Erwachsener einfach nicht tun dürftest? Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie ich in die nächste Pfütze springe und einfach dreckig lache. Die Welt um mich herum ist mir völlig egal. Die Leute sollen denken was sie wollen. Wofür hat der liebe Gott denn die Pfützen erschaffen? Damit ich hineinspringe. Ich werde nicht untergehen! Es ist ganz leicht. Es kostet kein Geld und bringt einfach so Spaß! Wer als Erwachsener wieder in Pfützen springen kann hat die Leichtigkeit wiedergefunden. Ob ein Psychiater bei Depressionen Pfützenspringen verordnen darf? Stell dir das doch mal vor. Du bist depressiv und gehst zum Arzt. Der schaut dich an und sagt. "Da ist die Pfütze und jetzt spring!" Hat das jemand schon mal probiert? In den Pfützen sammeln sich die Tränen der Welt. Sie können nicht in den Boden einsinken und die Erde bewässern. Tränen, die sich stauen. Wie bei einer Depression, oder? Wenn du in die Pfütze springst verteilt sich das Wasser und kann in den Boden eindringen. Ist fast wie weinen, wie der Trauer einen Raum geben, dass sie sich ausbreiten kann. Und dann? Dann ist es gut. Es gibt ja auch die Freudentränen in den Pfützen. Und Freudenpfützentränen verbreiten wäre einfach ein himmlisches Geschenk!
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Freitag, 13. November 2020

Hallo Leben, ich komme!

Du stehst am Morgen auf und wagst einen Blick in den Tag. Du siehst deine Termine im Kalender. Du stellst dir vor, wie du deine Aufgaben anpackst und bewältigen wirst. Du bist voller Zuversicht und Kraft.
Dann tauchen Bilder auf von Einschränkungen und Widerständen. Da ist doch dieser Kollege, der immer meckert. Da gibt es doch das Hindernis, das du gestern schon nicht überwunden hast. So nach und nach entwickelst du eine Kampfhaltung und bevor du die erste Aktion anpackst fühlst du dich schon im Stress. Du bist vollgepumpt mit Adrenalin und Cortisol. Vielleicht notwendig, damit du deine Dinge auch schaffst.
Mir gefällt die Vorstellung, dass ich nach dem Aufstehen, nach dem Blick in den Kalender, nach den Vorstellungen von allen möglichen und unmöglichen Hindernissen und nach der adrenalingestärkten Kämpferhaltung ich mir das Geschenk gönne, mich noch einmal zu sammeln. Ich setze mich hin und trinke in Ruhe meinen Kaffee. Während die Schlacht gedanklich schon um mich herum begonnen hat, mache ich noch nicht mit. Ich sammle mich und stehe auf, wenn ich wirklich so weit bin. Aber dann: "Good morning. Let the stress beginn!"
In der Sammlung wird es mir nichts ausmachen. Ich bin zentriert und ganz bei mir. Hallo Leben, ich komme!
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Mittwoch, 4. November 2020

Ich kann. Ich will. Ich werde.

Manchmal habe ich ein Projekt vor der Nase oder ich bekomme eine Aufgabe gestellt. Dazu gibt es ein erstes Gefühl. Das kann positiv sein und es gibt ein klares Ja. Es kann aber auch so eine Mischung entstehen. So ein "eigentlich". Eigentlich bekomme ich es hin.
Dann stellt sich mir das erste Hindernis in den Weg. Die Zeit reicht nicht aus. Ich brauche länger. Ich habe zu viele andere Aufgaben. Na gut. Ich sortiere und schiebe und finde die Zeit. Dann taucht das nächste Hindernis auf. Ich kann das gar nicht. Nicht wirklich. Mir fehlen die Bausteine, es richtig gut zu machen. Na gut. Dann mache ich mich schlau und schiebe am Zeithindernis noch mal herum.
Dann taucht das dritte Hindernis auf. Ein Familienmitglied wird krank. Na gut. Das Projekt wird verschoben und die Zeit wird noch mal eingeteilt. Es tauchen noch mehr Hindernisse auf mit den Überschriften: "Ich kann nicht mehr - mir fehlt die Kraft!" "Ich will nicht mehr - das sind zu viele Hindernisse" "Ich werde es nicht machen - wie viele Hindernisse kommen da noch?"
Dann merke ich, dass ich in einem "Unmöglichkeitskarussell" feststecke. Da kann es helfen, sich einfach mal zu schütteln und einen "Jetzt erst recht!" oder ein "Nichts hält mich auf!" - Satz zu finden. Jetzt spüre ich meine Aufgaben und lese den Spruch: "Ich kann. Ich will. Ich werde." Ich schaue auf die Punkte am Ende der kurzen Sätze. Kein Fragezeichen. Auch kein übertriebenes Ausrufezeichen. Aber eine Klarheit. Und in einem Team, in einer Gruppe freue ich mich immer, wenn bei einer Lethargie sich ein Mitglied aufrichtet. Alle anschaut und klar sagt: "Ich mache!"
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Dienstag, 3. November 2020

Nicht suchen, sondern finden!

Das Geheimnis der Kunst liegt darin, dass man nicht sucht, sondern findet. So sagt es Pablo Picasso. Ein wunderbarer Satz. Nicht nur für die Kunst, sondern für das Leben überhaupt.
Wenn ich etwas suche, dann bin ich im Mangel. Ich benötige Zeit. Ich mache mich auf den Weg. Ich schaue hier und schaue dort. Ich bin genau fokussiert auf etwas. Ich suche vielleicht für mein Bild ein Motiv und schaue so lange, bis ich es gefunden habe. Der Schwerpunkt liegt beim Suchen. Ich suche Unterlagen, Rezepte, Ideen... Das ist sehr zeitaufwendig. Das ist meine Lebenszeit. Wenn ich suche, dann kann schon mal ein ganzer Tag dabei draufgehen. Ich kann an nichts anderes mehr denken, als ein bestimmtes Objekt zu suchen.
Es geht dabei um den Prozess des Suchens und den Gedanken und den Gefühlen, die sich dabei einstellen. Ich denke, dass ich es nicht finde. Ich mache mir Sorgen, ich bekomme Angst, ich verzweifle. Ich entferne mich immer mehr von meinem inneren kraftvollen und lebensbejahenden Kern.
Worin liegt der Unterschied, wenn ich finde und nicht mehr suche? Wenn ich finde, dann freue ich mich. Es geht eine Welt auf! Ich staune! Wenn ich finde, dann lehne ich mich entspannt zurück und denke, die Welt kommt zu mir. Ich werde dem begegnen, was ich brauche. Einfach so! Ohne diesen inneren Druck von Anstrengung und Verzweiflung. Ohne diesen Aspekt von "Hoffentlich!" Wer beim Suchen hofft, es zu finden ist eben bei der Hoffnung. Hoffnung kann sich erfüllen oder auch nicht. Beim Finden bin ich auf einer ganz anderen Straße. Ich habe die "Hoffnung" als Konzept hinter mich gelassen. Ich werde aufmerksam für das, was ist.
Als Künster "suche" ich vielleicht ein Motiv, dass ich malen kann. Ich suche einen Baum und finde keinen, der meinen Vorstellungen entspricht. Ich kann als Künstler aber auch den Blick auf das Ganze richten und dann sehe ich am Boden einen Stein, der meine ganze Aufmkersamkeit bekommt. Da ist etwas, das mich völlig anspricht - und wird zu meinem nächsten Motiv. Dieser Stein zeigt sich mir dann als das eigetliche Motiv, dass genau dem entspricht, was ich durch "Suchen" nicht gefunden hätte.
Wie erlebst du dein Leben? Suchst du oder findest du? Suchst du zum Beispiel Kleidung beim Einkaufen oder findest du einfach? Wie geht bei dir der Vorgang des Findens? Wie machst du das? Hast du die Liebe deines Lebens gesucht oder war das eher ein Finden? Wie fühlt sich für dich der Unterschied an?
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