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Montag, 31. März 2014

Jammern auf hohem Niveau

Ich weiß, ich jammer auf hohem Niveau. Schon mal gehört? Schon mal öfters gehört? Ich stutze manchmal, wenn ich diese oder eine andere Redewendung höre. Was zeigen solche Sätze und was verbergen sie? Zerpflücken wir mal diesen Satz: Jammern auf hohem Niveau.
Niemand liebt ewige Jammerer. Sie sorgen für schlechte Laune und ihre Lamentieren wirkt bisweilen ansteckend. Man geht ihnen nach gewisser Zeit lieber aus dem Weg. Jammern bedeutet laut Duden ein lautes Klagen oder unter Seufzen und Stöhnen seinen Kummer zeigen. Wer jammert, möchte gesehen und gehört werden und dabei vielleicht eine Portion Mitleid abholen. Jammern ist auf jeden Fall nicht an jedem Ort und zu jeder Zeit erwünscht.
Auf hohem Niveau begeben wir uns jedoch gerne. Ein Kinofilm mit hohem Niveau! Ein niveauvoller Mensch, ein niveauvolles Essen oder eine ebensolche Party zu erleben erfüllt uns mit Freude und lässt uns innerlich wachsen und größer werden. Ein Leben mit Niveau stärkt das Selbstwertgefühl.
"Jammern auf hohem Niveau" ist eine seltsame und ambivalente Kombination. Da paart sich ein eher negativer Selbstausdruck (Ich jammer) mit einer positiven Qualität (auf hohem Niveau). Und was ist beabsichtigt damit?
Meine Vermutung geht dahin, dass es darum geht, das Jammern hoffähig zu machen. Jemand der ständig jammert, weiß um seine Wirkung auf andere Menschen. Doch das Jammern auf hohem Niveau sorgt für eine Entschärfung und eine Abmilderung. Für mich ist jammern gleich jammern, egal welches Niveau man dabei anstrebt!

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Samstag, 29. März 2014

Stell dich in deinen Sonnenraum



Hast du schon einmal bemerkt, dass du die gleiche Tätigkeit mal mit Energie und Kraft locker bewältigst und ein andermal nur mit großer Mühe und Anstrengung?
Also, du stehst in der Küche und bereitest das Essen zu. Voller Freude liest du dein Rezept. Du schaust in den Kühlschrank, ob alle Zutaten da sind. In deiner Phantasie entsteht das Bild eines wunderbaren Gerichtes auf einem schön gedeckten Tisch. Deine Familie oder die Gäste schauen erwartungsvoll auf das Wunder, das du gewirkt hast. Nach den ersten Gabeln vernimmst du ein Ah! und Oh! Mit diesem inneren Bild und dem beglückenden Gefühl stellst du dich an den Herd und zauberst fast ohne jede Anstrengung dein Essen.
Ein paar Tage später stehst du wieder in der Küche. Du liest dein Rezept, du schaust in den Kühlschrank ... und du merkst: Etwas fehlt! Du freust dich nicht. Du bekommst kein Bild vom Ergebnis. Die Familie erscheint dir als undankbar. Die Zutaten erfüllen nicht deine Erwartungen. Du kochst und hoffst, du bekommst alles noch irgendwie fertig. Mühselig und angestrengt vollziehst du jeden Arbeitsschritt. Das Essen kommt auf den Tisch und du bist nur froh, wenn du anschließend deine Ruhe hast.
Der Zuschauer deines Filmes sieht zwei fast identische Szenen. Aber wenn der Zuschauer in dein Inneres hineinblicken könnte, würde er einen großen Unterschied wahrnehmen. Die erste Szene wäre gefüllt von Leben und Freude und die zweite Szene trist und grau.
Mich erinnert das an die erste Geschichte in der Bibel. Die Menschen leben im Paradies und arbeiten in diesem Garten voller Liebe und in Verbundenheit mit dem Schöpfer. Nach dem Essen von der verbotenen Frucht verwandelt sich das Paradies in einen Ackerboden, der kaum zu bewältigen ist. Die hilfreichen Engel verschwinden und sie fühlen sich ausgestoßen und verloren in einer kalten Welt.
Manchmal sagst du vielleicht selber: „Ich bin nicht im Vollbesitz meiner Kräfte.“ Wenn dir die Kraft fehlt, wird das Leben zu einer Anstrengung. Wenn du in der Freude bist, wird jede Arbeit zum Spiel und du erlebst dich wie im Flow. Wenn die Anforderungen jedoch anwachsen kann es sein, dass du mehr und mehr den Bezug zu deiner Mitte verlierst.
Wenn dir das Kartoffelschälen keine Freude mehr bereitet und du lustlos mit dem Löffel in der Sauce rührst, wird es Zeit, dass du eine Pause einlegst. Tank erst mal wieder auf! Stell dich in deinen Sonnenraum! Suche einen Wohlfühlort auf und tu erst einmal – nichts! Dein Sonnenraum kann ein äußerer Ort sein wie die Bank vor der Tür, ein Sessel im Wohnzimmer oder ein Platz  unter einem Baum. Dein Sonnenraum braucht jedoch zugleich eine innere Entsprechung. Im Sessel deines Wohnzimmers schließt du die Augen und wendest dich nach innen. Du visualisierst Licht und Wärme. Die angestrengte und überforderte Person in dir bittest du, für einen Moment zur Seite zu treten. Du könntest sie in die Küche schicken und von deinem Sessel aus betrachten. Von deinem Sessel aus schaust du wohlwollend auf die Person in der Küche, die sich gerade abmüht und keine Kraft hat. Dieser Person in der Küche schickst du Aufmerksamkeit und Anerkennung. Du selbst in deinem Sessel weißt, dass alles sich zum Guten wenden wird, denn du bist ja weise. Wenn du die Mitte wieder gefunden hast in deinem Sonnenraum kannst du diesen Menschen in der Küche ja ein wenig unterstützen. 
Wie oft höre ich: „Das muss ich erst noch fertig machen, dann gönne ich mir eine Pause!“ Im Hintergrund klingt bei mir: „Ich muss mich erst noch fertigmachen, dann kann ich eh nicht mehr!“ Arbeiten bis zum Anschlag. Die Pause musst du dir verdienen. Dann kann ich nur sagen: Umgekehrt! Umgekehrt! Nur mit der Pausenstimmung kommst du gut in deine Arbeit. Ohne innere Anbindung an deinen Sonnenraum wird das Leben zum Krampf. Dann höre ich: „Aber ich muss doch ...“ Überprüf einmal deine Glaubenssätze. Von wem stammen diese Aussagen? Spricht da deine Mutter oder dein Vater?
In der Mitte deines Sonnraumes bist du unangreifbar für das schlechte Gewissen und die ständige Pflichterfüllung. Da ist Platz für dich. Da tankst du auf. Da bist du einfach da!

Freitag, 28. März 2014

Für jeden ein eigenes Paradies


Am letzten Freitag war ich mit S im Schuhparadies. Das kam so: S  hat Schuhgröße 36. Größe 36 bedeutet in der Regel eine äußerst eingeschränkte Auswahl in den Schuhgeschäften. Da heißt es oft:da hat nichts gepasst und nichts war attraktiv genug. Doch plötzlich öffnete sich am Freitag in Essen der Himmel. Ein Schuhgeschäft mit ausschließlich reduzierten Markenschuhen. Da musste S rein. Der Himmel zeigte sich in 27 Regalreihen  mit je 12 Paar Sandalen und Schuhen in Größe 36. Ein 36iger Schuhparadies in weiß, pink, grün, gold und mehr...
So ein Paradies kommt einfach überraschend und nicht geplant. Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft und dennoch ist nicht für jeden von allem genug da. Ich finde häufig nicht die Bücher in den Buchläden, die ich mir wünsche. Manche von denen sind noch gar nicht geschrieben. Ich wünsche mir ein wirkliches Buchparadies mit den Büchern, die ich gerne lese. Und ich freue mich auf das Gemüseparadies, das bald wieder im Sommer geöffnet wird. 
Es ist schön, wenn jeder und jede so sein kleines Paradies findet in welchem Bereich des Lebens auch immer. Oft entwickeln wir erst ein Bewusstsein für unsere Paradiese, wenn wir im Mangel sind. Das ist egal, ob es ein Mangel an Schuhen, Büchern oder Kleidung ist. Wenn du jedoch die Augen offen hältst, liegt dein Paradies auf einmal da zu deinen Füßen. Es gibt im Leben immer mal wieder eine Überraschung. Halte also Herz und Augen offen!

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Donnerstag, 27. März 2014

Mit Würde Stellvertreter sein


Man kennt das vom Fußball: auf der Ersatzbank sitzen die Spieler, die ausgetauscht werden bei Bedarf. Sie sind Ersatzmänner. Sie sind nicht die erst Wahl. Die erste Wahl steht auf dem Platz. Die Wahl, die der Trainer getroffen hat, ist hoffentlich gut abgewogen im Hinblick auf die gegnerische Mannschaft. 
Der Papst hingegen nennt sich nicht Ersatzmann sondern Stellvertreter. Er ist der Stellvertreter Christi auf Erden. In einer Firma gibt es auch öfter einen Stellvertreter, wenn der Chef nicht erreichbar ist. Ein Stellvertreter erhält gewisse Vollmachten. Diese Vollmachten geben ihm eine eigene Würde. Er bekommt Kompetenzen und Erlaubnisse zugesprochen und hat Anteil an der Macht.
Ein Ersatzmann wird immer das Gefühl haben, nur ein Ersatz zu sein für jemand, der besser ist als er. Der Ersatzmann steht in einem Vergleich, nämlich im Vergleich besser-schlechter. Für das Selbstbewusstsein ist das nicht gerade förderlich. Der Stellvertreter weiß sich zwar im Auftrag von jemand anderem, behält aber seine Würde, wird nicht verglichen, zählt als eigenständige Persönlichkeit. 
Wie ist das so in unseren Betrieben und in der Familie? Wenn da jemand ausfällt, gibt es da Ersatz oder Stellvertreter? Bist du ein Ersatzvater oder ein Stellvertreter? Wenn du keine feste Stelle hast: Bist du in der Firma die Ersatzfrau oder eine Stellvertreterin?
Bewusstsein schafft Veränderung!

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Mittwoch, 26. März 2014

Der Weg zur inneren Quelle


Trinkst du noch aus einem Becher oder schon du aus der Quelle? Wir lesen viele Bücher von vielen weisen und auch nicht weisen Menschen. Kluge Bücher gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Viele Weisheiten sind darin versammelt und du könntest ein ganzes Leben damit verbringen, diese Weisheiten zu lesen und zu verinnerlichen. Und dennoch... Es ist wie aus einem Becher trinken. Du trinkst das "Weisheitswasser" eines anderen Menschen aus einem fremden Becher und weißt nicht, was mit dem Wasser geschehen ist. Es ist vermitteltes Wasser, oft kostbar und nährend, aber nur vermittelt. Du denkst als Mensch leider manchmal sehr klein von dir und schaust bewundernd auf all die weisen Menschen, die so kluge Worte zu sagen haben. Viele von ihnen waren an der Quelle und haben dort geschöpft. Dann zeigen sie dir ihren Becher und laden dich ein: Komm und trink aus diesem Becher! Du trinkst und staunst. Ja, das ist köstlich!
Die meisten Menschen bleiben bei dieser Erfahrung stehen. Sie fragen nicht nach dem Ursprung des "weisen" Wassers Bechers. Sie kommen gar nicht auf die Idee, nach der Quelle zu suchen. Sie suchen lieber den nächsten Weisen mit einem Becher klugen Wassers. Dabei wäre es viel einfacher, zur Quelle zu gehen, dort zu schöpfen und zu trinken. Es wird einen großen Unterschied machen wenn du das tust. Die Weisen der Welt wollen und können dich nur auf den Geschmack bringen. Sie machen dich vertraut mit dem, was deine Seele nährt. Aber es ist nur ein Hinweis und ein Spur. Du kannst selber die Quelle finden und von dem Wasser trinken. Diese Quelle ist nicht weit, sie ist sogar sehr nahe. Sie befindet sich in deinem Herzensraum. Geh und trink!

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Samstag, 22. März 2014

Geh deinen Weg - der Irischer Segen und seine Deutung




Geh deinen Weg
Irischer Segen aus dem Jahre 1692, auch für das neue Jahr
Geh deinen Weg ruhig - mitten in Lärm und Hast,
und wisse, welchen Frieden die Stille schenken mag.
Steh mit allen auf gutem Fuße, wenn es geht,
aber gib dich selber nicht auf dabei.
Sage deine Wahrheit immer ruhig und klar
und hör die anderen auch an,
selbst die Unwissenden, Dummen - sie haben auch ihre Geschichte.
Laute und zänkische Menschen meide.
Sie sind eine Plage für dein Gemüt.
Wenn du dich selbst mit anderen vergleichen willst,
wisse, dass Eitelkeit und Bitterkeit dich erwarten.
Denn es wird immer größere und geringere Menschen geben als dich.
Freu dich an deinen Erfolgen und Plänen.
Strebe wohl danach weiterzukommen, doch bleibe bescheiden.
Das ist ein guter Besitz im wechselnden Glück des Lebens.
Übe dich in Vorsicht bei deinen Geschäften.
Die Welt ist voll Tricks und Betrug.
Aber werde nicht blind für das, was dir an Tugend begegnet.
Sei du selber - vor allem:
heuchle keine Zuneigung, wo du sie nicht spürst.
Doch denke nicht verächtlich von der Liebe, wo sie sich wieder regt.
Sie erfährt so viel Entzauberung, erträgt so viel Dürre
und wächst doch voller Ausdauer, immer neu, wie das Gras.
Nimm den Ratschluss deiner Jahre mit Freundlichkeit an.
Und gib deine Jugend mit Anmut zurück, wenn sie endet.
Pflege die Kräfte deines Gemüts,
damit es dich schützen kann, wenn Unglück dich trifft,
aber überfordere dich nicht durch Wunschträume.
Viele Ängste entstehen durch Enttäuschung und Verlorenheit.
Erwarte eine heilsame Selbstbeherrschung von dir.
Im Übrigen aber sei freundlich und sanft zu dir selbst.
Du bist ein Kind der Schöpfung,
nicht weniger wie die Bäume und Sterne es sind.
Du hast ein Recht darauf, hier zu sein.
Und ob du es merkst oder nicht -
ohne Zweifel entfaltet sich die Schöpfung so, wie sie es soll.
Lebe in Frieden mit Gott, wie du ihn jetzt für dich begreifst.
Und was auch immer deine Mühen und Träume sind
in der lärmenden Verwirrung des Lebens -
halte Frieden mit deiner eigenen Seele.
Mit all ihrem Trug, ihrer Plackerei und ihren zerronnenen Träumen -
die Welt ist immer noch schön!

gefunden bei Hermann Multhaupt

Dieser irische Segen ist voller Weisheit und Poesie. Er regt an, sein ganzes Leben noch einmal gedanklich zu entfalten. Vers für Vers wird ein Licht geworfen auf menschliche Gewohnheiten, Stärken, Abgründe und Hinweise zur spirituellen Weiterentwicklung. So lohnt es sich, Vers für Vers gleichsam durchzukauen und nach der je eigenen Bedeutung zu befragen. Letztlich geht es darum, sein Leben besser zu verstehen, es gelassener annehmen zu können und wieder an sich zu glauben. Dazu mögen die folgenden Erläuterungen dienen.

"Geh deinen Weg ruhig - mitten in Lärm und Hast, und wisse, welchen Frieden die Stille schenken mag."
Schon 1692 empfanden die Menschen Lärm und Hast. Aus unserer Sicht war das Leben damals doch langsam und beschaulich. Der Eindruck von Hektik hängt nicht von Terminen, Computern und Autoverkehr ab, sondern von der inneren Einstellung. Wir entwickeln ein Gefühl für das, was uns antreibt.
Es gibt die Empfehlung, immer wieder einmal am Tag Zeiten und Orte der Ruhe und des Auftankens zu suchen. Das Sofa im Wohnzimmer, der Platz im Garten, die Ecke in einer Kirche, eine Parkbank oder ein Waldweg laden dich ein, zur Ruhe zu kommen und deine Mitte zu finden. Die Gefahr besteht, sich im Außen zu verlieren. Was muss ich noch tun und erledigen? Was möchte dieser und jener von mir? So lande ich schnell beim anderen und verlasse meine Mitte. An einem ruhigen und stillen Ort in deiner erreichbaren Umgebung kannst du dich einüben, den inneren ruhigen Ort zu finden. Manche finden diesen Raum in der Herzgegend, manche auch im Bauch. Dein Herz trägst du immer mit dir herum. Wenn du die Ruhe im Herzen findest, kannst du an einer belebten Straße stehen und bist dennoch gelassen und ruhst in dir. Wenn du in deiner Mitte ruhst, ist das Frieden. Es gibt nichts zu kämpfen und keine Anforderungen. Geh deinen Weg ruhig - mitten in Lärm und Hast, und wisse, welchen Frieden die Stille schenken mag.

Freitag, 21. März 2014

Kraft, die aus der Stille kommt


Das wünschen sich viele Menschen vor allem am Wochenende nach einer anstrengenden und nervenaufreibenden Woche.  Zeit und Ruhe, in sich gehen, mal ein gutes Buch lesen, gemütlich beim Kerzenlicht sitzen, ein gutes Gespräch mit einem lieben Freund, ein besinnliches Konzert besuchen und die Seele baumeln lassen.
Das ist jedoch die Realität am Wochenende: Nachholen, was liegen geblieben ist; den Großeinkauf machen; Verwandte besuchen; den Garten bearbeiten und vieles mehr. Eigentlich wie immer: ein voller Terminkalender.

Ein ägyptisches Wort sagt: Wer sich abhetzt, wird nie Vollkommenheit erlangen. Dazu gehören Ruhe und Stille.

Die meisten Menschen werden es nicht verhindern können, den einen oder anderen auch schönen Termin zusätzlich zu haben. Aber du kannst alle Dinge etwas gelassener angehen und entgegennehmen. Du lässt dich in deiner Arbeit nicht antreiben vom inneren Unruhestifter. Du nimmst dir vor, vollkommener zu werden in einer ganz speziellen Weise. Vollkommener zu sein in deiner Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst. Vollkommener zu werden, barmherzig mit deiner Unfähigkeit umzugehen, deine Termine gut zu koordinieren. Vollkommener zu werden, all deine Unzulänglichkeiten zu akzeptieren und dabei der glücklichste Mensch der Welt zu sein. Ich wünsche dir einen gesegneten Tag.

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Donnerstag, 20. März 2014

Das Leben ist eine Spielwiese

Ich bin so überlastet! Es wird so viel von mir verlangt! Ich kann kaum noch Luft holen! Ich nehme meine Arbeit schon mit nach Haus! Ich kann gar nicht abschalten und nachts träume ich von meiner Arbeit!
Sind dir diese Sprüche und die dazugehörigen Gefühle vertraut? Vielleicht stehst du schon kurz vor dem Burnout. Spätestens jetzt wird es Zeit, dass du die Notbremse ziehst. Stopp! Wo will ich eigentlich hin!
Du hast den Eindruck, dass dir keine Wahl bleibt. Du musst deine Norm erfüllen, sonst... Es droht die Entlassung, die Arbeitslosigkeit, das soziale Abseits, die Armut...
Wiederum Stopp! Steig aus diese Gedanken aus. Die machen dich fertig. Die machen dich mürbe. Werde dir bewusst, dass es auch die andere Seite der Wirklichkeit gibt.

Du bist austauschbar. Eines Tages gehst du wirklich in Rente. Du stirbst. Du wirst krank. Du bist austauschbar. Ein Anderer wird deinen Part übernehmen. Mach dir klar: Du bist kein Sklave. Du bist nicht der Sklave deines Arbeitgebers, auch nicht der Sklave irgendeines Systems. Du kannst wählen. Du bist frei in deiner Wahl.

Stell dir vor, deine Arbeit ist eine Spielwiese. Auf dieser Spielwiese darfst du mitspielen. Du darfst, du musst nicht! In jedem Augenblick kannst du dich entscheiden, ob du den Ball liegen lässt oder im Spiel bleibst. Manchmal ist es gut, einfach an den Rand zu gehen, sich hinzusetzen und nur zuzuschauen. Da beobachtest du, wie unterschiedlich die Menschen spielen. Bei manchen denkst du, deren Leben hängt davon ab, zu gewinnen oder zu verlieren. Bloß nicht auf der Seite der Verlierer sein! Andere wiederum haben einfach Freude am Spiel! Die werden nicht müde und sie wirken auch noch innerlich frisch, wenn der Körper eine Pause benötigt.

Wenn du in die Spielpause gehst wird dir bewusst: Du spielst! Und du entscheidest dich, wann du wieder mitmachst! Du entscheidest auch, ob du dich anstrengst, ob du dich verlierst oder gut bei dir bleibst. Wenn dich die Arbeit in den nächsten Tagen überrollt wie eine Lawine, dann tritt für einen Moment zur Seite und lass sie rollen. Dann entscheide, wann du eingreifst und wie viel du davon machen möchtest. Du bist Schöpferin und Schöpfer und kein Sklave!

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Dienstag, 18. März 2014

Im Herzen zu Hause sein, den Kopf integrieren



Wir denken viel über vieles. Dann rotiert es da oben im Kopf. Die Gedanken kreisen und kreisen... Manchmal gilt es schlicht zu fühlen anstatt zu denken. Versuche, mit deinem Bewusstsein vom Kopf in das Herz zu rutschen und die Welt von da aus wahrzunehmen. Du wirst sehen - du wirst weniger denken und mehr fühlen. Es kann sein, dass sich für dich dadurch die ganze Welt verändert. Vor manchen Gefühlen haben wir jedoch Angst und wandern lieber zurück in den Kopf. Dort scheint es sicherer zu sein. Ich wünsche dir eine gute Verbundenheit heute mit deinem Herzen.


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Montag, 17. März 2014

Ich liebe Familie!

Jetzt habe ich es schwarz auf weiß. Ich gehöre zu einer Autofamilie. Gestern habe ich mit meiner Werkstatt telefoniert, um einen Termin für den Reifenwechsel auszumachen. Der Termin steht und ist fest eingetragen in meinem Terminkalender. Heute bekam ich eine SMS mit der Nachricht: "Sehr geehrter Kunde. Ihr Termin ist am 15.11. um 8.40 Uhr. Wir freuen uns auf Sie. Ihre Autofamilie..." Meine Familie freut sich auf mich, ist das nicht wunderbar?!
Ich bin reich, reich an Familie! Da gibt es meine Herkunftsfamilie, meine Pfarreifamilie, mein "Weiterbildungsclan" und jetzt auch noch meine Autofamilie. Merkwürdig daran ist, ich kenne dort niemanden, nicht einmal die freundliche Frau vom Empfang. Sie gehört wohl auch zu meiner Familie. Morgen werde ich mich vorstellen und nachfragen, wie denn unsere verwandtschaftliche Beziehung so ist. Ich komme mir vor wie der Besuch aus Amerika, der lange verschollen war. Zum Glück besitzt diese Autofamilie ein Zentrum, eine Werkstatt. Morgen werde ich also meine neue und große Familie kennenlernen, meine Autofamilie.
Dabei kommt das Wort "auto" aus dem Griechischen und heißt soviel wie "selbst, persönlich, allein, für sich selbst". Ein Auto fährt also wie von selbst oder allein. Gehöre ich jetzt etwa zu einer Alleinfamilie, und entpuppt sich die Autofamilie als ein großer Schwindel?
Ich habe da so einen Verdacht! Es geht um Service und Kundenbindung. So fürsorglich wie in einer Familie soll es bei meiner Autowerkstatt zugehen. Na denn...
Ich sollte einmal, ob ich noch mehr Verwandtschaft besitze, von der ich bislang nichts ahnte. Da gibt es doch auch noch meine Facebookfamilie, meine Youtubefamilie und weiter Familien warten auf meinen Kontakt. Aus spiritueller Sicht ist sowieso alles miteinander verbunden. Wir sind eine große Menschheitsfamilie. Wir sind alle Geschwister. Der Gedanke gefällt mir, auch ohne Fahrzeug!


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P.s. In ein paar Tagen wird mich meine Autofamilie anrufen und mich fragen, ob ich zufrieden mit ihr bin. Ich stelle mir dabei meine Mutter vor, die mich anruft und mich fragt, ob ich mit ihr zufrieden bin. Diese Frage hat sie mir noch nie gestellt. Ich übrigens auch nicht. Vielleicht kann ich da ja noch von meiner Autofamilie lernen. Wie zufrieden bist du mit deinen "Familien?"

Samstag, 15. März 2014

Bist du glücklich?



Mein erster Impuls

Was sagst du, wenn du jemanden siehst im Anschluss an deine Begrüßung?

Etwa so: Na, wie geht's?

Frage mal: Na, bist du glücklich?

Vor vielen Jahren stellte mir ein befreundeter Arzt diese Frage. Einfach so. Unvermittelt. Mitten auf der Straße. "Matthias, bist du glücklich?!"
Diese Frage hat mich völlig durcheinandergebracht. Zufrieden? Ja! In Ordnung? Auch ja! Aber glücklich? Glücklich sein ist schon eine Hausnummer! Dabei geht das wirklich. Wenn du ganz im Hier und Jetzt bist, ganz den Augenblick lebst, bist du glücklich. Und, du kannst dich für das Hier und Jetzt entscheiden und glücklich sein.

Mein zweiter Impuls

Wie wirst du es schaffen, dass du den heutigen Tag unzufrieden beendest?

Na, was löst diese Frage in dir aus? Heute werde ich nichts näheres dazu erläutern. Ich möchte den Satz ja wirken lassen. Im Kommentar darfst du gerne etwas dazu sagen!

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Freitag, 14. März 2014

Wunder Leben

Als im vergangenen Winter viel Schnee lag, hing ich in einem Strauch einen Meisenknödel auf. Es brauchte ein paar Tage, bis die Meisen daran gingen. Auch eine Taube und eine Amsel hatten Interesse an diesn Körnern. Sie waren aber zu groß und zu schwer und konnten sich nicht an dem Netz festhalten. "Die Trauben hingen zu hoch." Als jedoch die Meisen kamen und kraftvoll in dem Knödel herumpickten, fiel immer ein Bröckchen auf den Boden. Da waren Taube und Amsel gleich zur Stelle und pickten sich ihren Teil. So erreichten sie doch noch ihr Ziel, etwas vom großen Kuchen abzubekommen. Ich glaube, das gilt auch für uns Menschen. Wenn du aufmerksam bist, fällt immer etwas ab, auch für dich. Schau nur genau hin! Dabei geht es um die Aufmerksamkeit und das Gewahrsein.
Jetzt im Frühjahr wärmt die Sonne die Natur und bringt sie zum aufwachen. Ein paar Sonnenstrahlen fallen auch für dich ab. Du brauchst nichts dafür tun. Stell dich einfach in die Sonne und es geschieht. Du erwachst, wie die Natur!
Du kannst dir auch die Weisheit von Taube und Amsel aneignen und dir zu Herzen nehmen. Immer fällt irgendwo etwas für dich ab. Im Karneval die Kamelle, im Winter die Wärme in einem Kaufhaus, hier und da ein paar Rabatte und Peisnachlässe, ein Probierstand im Supermarkt, eine kleine Gabe auf dem Wochenmarkt, ein Hustenbonbon und ein Paket Taschentücher in der Apotheke, eine Scheibe Wurst beim Metzger und ein freundlicher Hinweis einer Verkäuferin im Modegeschäft. Vielleicht lässt du selber mal hier und da etwas liegen für einen anderen Menschen. Ein kleines Bildchen, einen Aufkleber, eine Dose Futter für das Tierheim. So funktioniert der Kreislauf. Du empfängst und du gibst, du bist ein Teil vom Ganzen. Du kannst es bewusst mitgestalten und erlebst Wunder über Wunder! Faszinieren, nicht?

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Donnerstag, 13. März 2014

Reformstau


Das Wort "Reformstau" wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres 1997 gekürt. Damals ging es um nötige Reformen in der Politik. Der Reformstau hält bis heute an. Oder gibt es inzwischen einen neuen Stau? Ich könnte jetzt einfach auf das Jahr 2018 vorgreifen. Auch dort wird es einen Reformstau geben. Je größer die Masse an Menschen, desto schwieriger werden Reformen. So viele Interessen muss man da unter einen Hut bringen.
Die Kirche befindet sich schon seit Jahren im Reformstau. Sie ist gleichsam eine Lehrmeisterin darin. Alle blicken immer wieder nach Rom und fragen sich, wann die Kirche den Sprung in die neue Zeit schafft. Große Firmen werden unrentabel, entwickeln dann neue Ideen, die verworfen werden und enden im Reformstau. Da entwickeln sich dann aktive Stillstandsabläufe, die tauglich sich für den Film: "Und täglich grüßt das Murmeltier!"
Der Ablauf erfolgt in jedem System ungefähr so: Irgendetwas funktioniert nicht mehr wie bislang. Es entsteht Ärger und daraus mindestens zwei Parteien. Komplizierter und "reformstauiger" wird es ab Drei.  Die A Partei sagt: So schlimm ist es noch nicht. Die B Partei sagt: Doch schlimmer gehts nimmer. Leider befindet sich B in einer ungünstigen Position. B muss für eine veränderte Regel kämpfen. A hat kein Interesse daran. So verlangt B wenigstens eine Konferenz. A stimmt dem zu um des lieben Friedens willen. Die Konferenz wird höchstens ein Ergebnis haben, und zwar die augenblickliche Steigerung der Zufriedenheit. Sobald die jedoch sinkt braucht es eine nächste Konferenz, dann eine Konferenz auf höherer Ebene und dann wieder eine Konferenz auf allerhöchster Ebene. Die dort auch nicht erfolgten Ergebnisse werden wortreich nach unten durchgereicht und konferiert. Inzwischen kommt es bei B zu Auflösungserscheinungen und A wundert sich, dass in ihrer Gruppe  die gleichen Phänomene auftreten. A braucht halt B. Dieser ganze Prozess kann Jahrzehnte andauern. Das was wächst, werden nicht die Reformen sein, sondern die Papiere. Was also tun?
Der erste Schritt: Vermeide Konferenzen! Dort besteht akute Gefahr zum "Reformstau"!
Der zweite Schritt: Reformiere immer und ständig dein Inneres in kleinen Schritten, jeden Tag neu. Das kannst du auf jeden Fall tun unabhängig von allen widrigen Umständen.
Der dritte Schritt: Gründe deine eigene "Firma" und stelle den Kontakt her mit Gleichgesinnten. So bleibst du flexibel und unabhängig.
Der vierte Schritt: Erwarte keine Reformen von außen. So ersparst du dir die kraftraubenden Enttäuschungen und kannst deine Energie sinnvoller einsetzen.
Der fünfte Schritt: In jedem Stau egal welcher Art gibt es immer noch einen Spielraum und sei er noch so klein. Nutze diesen Freiraum und dehne ihn langsam aus. 

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Mittwoch, 12. März 2014

Die wahre Armut

Der Papst nimmt die Armut neu in den Blick. Die gelebte Armut war immer ein wichtiger Aspekt in der Kirche. "Selig die Armen, denn Ihnen gehört das Himmelreich", sagt Jesus in der Bergpredigt. Wir sollen mit den Armen solidarisch sein.
Auf zwei Dinge möchte ich gerne hinweisen. Die Armut an sich ist eigentlich kein Ziel. Wir sind von Gott reich beschenkt. Wir dürfen im Reichtum seiner Schöpfung leben. Das Ziel heißt also eher, dass alle Menschen in Solidarität und Geschwisterlichkeit den Weg zum Reichtum und Teilen der Schöpfung finden. Der "Schöpfer" hat die Schöpfung überquellend angelegt und nicht sparsam oder arm!
Der zweite Hinweis verbirgt sich im Wort "Armut". Wortwörtlich steckt darin "Der Mut in den Armen." Die Arme sind die körperliche Verlängerung und Umsetzung des Herzens und des Herzraumes. Im Herzen entsteht der Mut. Dieser Mut wird von den Armen aufgenommen und in die Tat umgesetzt. Wahre "Armut" besteht also darin, beherzt und mutig den inneren Impulsen zu folgen und seine "Berufung" in die Tat umzusetzen. Die "Armen" haben den "Mut" und die Kraft verloren und brauchen vorübergehend Energie, Kraft und Liebe von außen durch unsere menschliche Solidarität. Das Ziel heißt jedoch  Hilfe zur Selbsthilfe.
Es wäre fatal, das "Arm sein" an sich zu glorifizieren. Auf bestimmter Ebene war Jesus auch nicht arm. Er hatte Freunde, er war in starker Liebe mit Gott verbunden, er lebte seine Berufung und hatte "Mut in den Armen", indem er mit seinen Händen und der Energie des Herzens heilen konnte. In diesem Sinne wünsche ich dir diese "Armut, die aus dem Herzen kommt."

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Dienstag, 11. März 2014

Bewusstsein für den blinden Fleck


Auf meinem Weg zum Supermarkt gibt es einen Taxistand am Bahnhof mit einer kleine Ausfahrt. Seit einem Jahr fahre ich mit meinem Rad an dieser Stelle vorbei und habe bislang nie die Ampel dieser Ausfahrt bemerkt. Ich habe sogar schon einmal einem Taxifahrer die Vorfahrt dadurch genommen. Ich fuhr bei rot über die Ampel und habe es nicht gemerkt. Ich wunderte mich nur über den Ärger des Taxifahrers und war der festen Meinung, er käme aus einer Ausfahrt und ich hatte Vorfahrt.
Erst jetzt habe ich diese Ampel gesehen. Sie passte nicht in mein Wirklichkeitskonzept. Die Ampel gehörte da einfach nicht hin. Darum habe ich sie übersehen. Jetzt ist dieser blinde Fleck in mein Bewusstsein getreten. Von nun an werde ich diese Ampel immer im Blick haben. Sie wird zu einer besonderen Ampel werden - meine heilige Ampel! Halt Stopp! Hier ist Vorsicht geboten!
Eine leuchtende Ampel wird für mich so zum Symbol für blinde Flecken im Leben. Jetzt frage ich mich ernsthaft, wo gibt es noch die blinden Flecken. Sie sind blind, weil ich sie nicht in meinem Bewusstsein habe. Eine rote Ampel zu überfahren ist allein schon peinlich genug!
Was würden die Menschen, die mit mir zusammenleben über mich sagen? Welche blinden Flecken sehen sie wohl bei mir? Wären mir diese peinlich? Würde ich mich dafür schämen? Eines lässt sich auf jeden Fall nicht leugnen: Ich habe mehr als nur einen blinden Fleck! Ich wünsche mir, dass andere da behutsam und nachsichtig mit mir umgehen. Und umgekehrt gilt das Gleiche. Wenn ich mich über meine Mitmenschen ärgere - vielleicht sind sie auch nur befallen von ihrem blinden Fleck?!
Wenn du ein Bewusstsein davon entwickelst, dass du auf jeden Fall wenigstens einen blinden Fleck hast, kannst du ja mal deine Aufmerksamkeit dahin lenken. "Liebes Inneres, lass mich meiner blinden Flecken bewusst werden zum meinem Wohl und zum Wohl des Ganzen!"

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Montag, 10. März 2014

Hinweis für die Fastenzeit: Öfter mal nein sagen

Vor einiger Zeit war ich in Köln und saß in der Fußgängerzone auf einer Bank. Neben mir versuchte ein Sanitäter vom Arbeiter-Samariter-Bund, Mitglieder zu werben für seinen Verein. Das machte er so, dass er jeden auf Kölsch ansprach mit dem Satz: „Hamse mal 2 Minütschen?“ Ich saß dort eine halbe Stunde und nicht einer hatte diese zwei Minuten übrig.
Im Supermarkt gibt es hin und wieder einen Stand, wo man ein Produkt ausprobieren kann. Ein wenig Creme für die Haut heute im Sonderangebot; eine Fertignudelpackung heute im Rahmen einer Sonderaktion; oder im Foyer eine Werbecrew für einen bekannten Pannendienst. Ich selbst habe nie Zeit und halte an einem solchen Stand nie an. Dabei könnte ich doch mal ein wenige Creme abstauben oder ein Stück Mettwurst probieren. Aber ich mache es nicht. Es nervt mich, weil ich meinen Einkauf erledigen will.
Dennoch habe ich Respekt und Achtung vor diesen Menschen, die mir etwas „andrehen“ wollen. Sie müssen eine hohe Frustrationstoleranz, Idealismus oder einen angemessenen Stundenlohn haben. Wie erleben sie wohl uns „Vorbeiläufer“? Aus ihrer Perspektive gesehen gehen viele Menschen vorbei, die sie oft nicht einmal ansehen, die bestenfalls „Nein danke!“ sagen, die mit dem Kopf schütteln, die sich demonstrativ wegdrehen oder genervt dreinschauen. Diese Erlebnisse geben mir Anlass zum Nachdenken.
Kennst du diese Erfahrung? Da sagt jemand Nein zu dir. Nein, das will ich nicht. Nein danke, nicht mit mir! Du, ich möchte nicht! Kannst du so ein Nein akzeptieren? Was geschieht mit deinen Gefühlen, wenn du ein Nein kassieren musst. Manchmal kann es geschehen, dass uns so ein Nein durch und durch geht. Es mag sein, dass es vielleicht nur um eine Terminabsage geht. Aber du verstehst es als Absage an deine Person. „Der mag mich nicht!“ „Die lehnt mich ab!“ „Meine Freundschaft ist gefährdet!“
Mir fällt bis heute das „Nein sagen“ total schwer. Und umgekehrt kann ich ein Nein nur schwer akzeptieren. Darum könnte ich nie ein Werbemensch im Supermarkt oder in der Fußgängerzone sein. Dennoch! „Hut ab!“ vor diesen Menschen. Sie stehen dort und erledigen einfach ihre Aufgabe.
Inzwischen habe ich jedoch dazugelernt. Für den Lions-Club verkaufe ich zurzeit Lose für das Entenrennen.  Da stand ich an einem Samstag auf dem Wochenmarkt und rief den Leuten zu: „Na, haben Sie schon Lose für das Entenrennen?“ „Jeder Euro für Kinder- und Jugendarbeit in Ahlen!“ „Unterstützen Sie uns!“ Ich stellte mich den Leuten in den Weg. Meine Angst habe ich einfach abgeschüttelt wie lästige Schmeißfliegen. Schließlich war alles ja für einen guten Zweck. Ja, es sind viele Leute vorbeigegangen und ich musste so manches Nein schlucken. Aber ganz viele haben auch „Ja“ gesagt. Und dann ist mir etwas aufgefallen!
Wenn ich ein deutliches und klares „Ja!“ zu mir und in mir trage, kann ich gut mit dem Nein umgehen. Ein Nein darf ruhig ein Nein sein ohne Rechtfertigung, ohne Erklärung ohne einen überflüssigen Kitt. Es ist Ausdruck meiner Freiheit. Jeder darf, niemand muss. Ich auch nicht! Interessanterweise habe ich am Ende ordentlich Lose verkauft und es gab mehr „Ja!“ als „Nein!“
Wie ist eigentlich Jesus mit dem Nein umgegangen. Haben einige potentielle JüngerInnen wohl auch abgelehnt? War Jesus dann gekränkt? Immerhin hat Jesus einmal Nein zu seiner eigenen Familie gesagt nach dem Motto: Wer seid ihr? Seid ihr meine Familie oder sind es die, die Gottes Willen erfüllen? Oder er sagte mehr als deutlich Nein zu den Händlern im Tempel von Jerusalem. Nein und Ja gehören zum Leben einfach dazu. 
„Soziale“- und „Kirchenleute“ tun sich mit dem Nein manchmal schwerer als der Rest der Welt. Nimm das „Nein!“ nicht so schwer, wo immer es auch herkommt und wie oft es auch ertönt. Das Wagnis des „Nein“ eröffnet manchmal einen neuen Freiraum. Es kann sein, dass du vielleicht einen Freund verprellst. Es kann sein, dass nicht mehr alle denken, wie nett du sonst doch bist.
Wenn dein Nein zu dir gehört, gehört es zu dir. Wenn ein Ja zu dir gehört, gehört es auch zu dir. Es kommt aus deinem Inneren und entspricht dir, hier und jetzt. Morgen kann es auch wieder anders sein. Ich wünsche dir ein frohes experimentieren mit der „Wiedergeburt“ deines Nein. 

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Mittwoch, 5. März 2014

Der Impuls zum Aschermittwoch




Perfektion oder Vollkommenheit! Gibt es denn da einen Unterschied? Ist Perfektion nicht das Gleiche wie Vollkommenheit? Im Alltag gebrauchen wir beide Worte oft wie Synonyme. Für mich gibt es dennoch einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen und es könnte hilfreich sein, da einmal genauer hinzuschauen.
Der Duden spricht bei „Perfektion“ von der höchsten Vollendung oder der Meisterschaft bei der Verrichtung einer Tätigkeit. Das ist durchaus verständlich. Wir wünschen uns ja ein Waschmaschine, die wirklich funktioniert und nicht nur so ungefähr. Auch beim Hausbau macht es Sinn, dass die Mauern gerade und die Fugen dicht sind. Eine perfekte Handwerksarbeit ist schon erstrebenswert. Zugleich bedeutet „perfekt“ jedoch auch, dass etwas „abgeschlossen“ ist und damit zur Vergangenheit gehört. Was abgeschlossen ist, kann man dann auch getrost loslassen.  
Was für eine Waschmaschine noch verständlich ist, kann für andere Lebensbereiche jedoch eine Überforderung sein. Viele Menschen möchten in allem nach Perfektion streben.  Neben den exakten Anforderungen an den Beruf, haben wir vielleicht auch noch den Anspruch an uns als perfekte Mutter, als perfekter Vater und meinen damit eine möglichst fehlerfreie Erziehung der Kinder. Oft geht es dabei um Vermeidung von Fehlern und um die Scham, die aufkommt, etwas nicht gut genug gemacht zu haben. Da klingeln alte Sprüche von früher in unseren Ohren: „Kind, das musst du noch einmal machen, das ist nicht gut genug. Das ist noch nicht perfekt!“
Ich habe noch das Schreiben mit dem Griffel auf einer Schiefertafel gelernt. Jeden Schultag mussten wir eine ganze Tafel mit runden Bögen gestalten exakt von Linie zu Linie – nicht drüber und auch nicht drunter. Es sollten perfekte Bögen sein. Meine Bögen waren nur selten perfekt. Mutter nahm dann oft den Lappen und wischte alles wieder weg. Ich musste von vorne beginnen und durfte so lange weiterschreiben, bis sie einigermaßen zufrieden mit meiner Arbeit war. 
Jede und jeder von uns kann eine ähnliche Geschichte erzählen von mehr oder weniger gelungenen Entwicklungsschritten. Am Ende entwickelt sich manchmal ein Perfektionszwang, der das Leben erschwert und förmlich vermiesen kann. Da reichen dann nicht die achtzig Prozent gelungene Arbeit, es sollten wenigstens hundert und ein Prozent sein, besser noch mehr. Für die letzten Prozentpunkte strengen wir uns dann auch noch übermäßig an. Die Folge ist irgendwann der innere Zusammenbruch und die Kapitulation.
Mein Vorschlag: verzichte auf die Perfektion und sei einfach vollkommen! Wie meine ich das? Ich muss dazu eine kleine Geschichte erzählen. Vor einiger Zeit war ich zu einem Empfang eingeladen und  eine Gruppe von Grundschulkindern sorgte für das musikalische Rahmenprogramm. Ungefähr zehn Jungen und eine Lehrerin betraten mit ihren Käppis auf dem Kopf die Bühne, stellten sich auf, zogen das Käppi von der Stirn und legten es mehr oder weniger elegant auf den Bühnenboden. Dabei standen sie breitbeinig da wie eine Eins in völliger Selbstsicherheit. Das war schon professionell. Die „Käppi-absetzen-Aktion“ sorgte für ausgesprochenes Vergnügen bei den Zuschauern. Dann sangen sie ihr erstes Lied. Meine musikalisch feinfühligen Ohren horchten auf: da singt doch ein Junge schief! Er singt zwar eine Melodie, aber eine, die mit dem ursprünglichen Lied nichts mehr zu tun hat. Ich konnte ihn sofort identifizieren. Alle anderen Kinder sangen super genau die Töne des Liedes. Aber der eine Junge sang schief. Ohne jeden Zweifel! Durch ihn wurde der Auftritt alles andere als perfekt. Zu meiner Kinderzeit wurden Kinder, die „nicht singen“ konnten, vom Singen ausgeschlossen. Doch dieser Junge war dabei. Er sang jenseits aller Perfektion. Und wie lautete mein innerer Kommentar? Es war vollkommen! Da war pure Freude und Vergnügen beim Singen. Da gab es einen Zusammenhalt in der Gruppe und das Selbstverständnis, ein Teil eines großen Ganzen zu sein. Der Auftritt dieser Kinder sorgte bei allen Zuhörern für Freude und Wohlwollen. Es war vollkommen! 
Was macht Vollkommenheit aus? Fehler in der Umsetzung von Aufgaben kann es durchaus geben, Qualitätsstandards werden vielleicht nicht erreicht. Aber dafür gibt es keinen Druck von Überforderung. Keiner bewertet dich, schimpft mit dir oder macht dich klein. In der Vollkommenheit bist du in deinem Tun völlig im Sein. Du bist die pure Lebensfreude.
In der Bibel sagt Jesus einmal: Seid also vollkommen, wie es auch euer himmlischer Vater ist. (Mt 5,48) In der Regel hören wir oft den Anspruch von Perfektion, hier an dieser Stelle eine moralische Perfektion. „Sei die beste Mutter, der ideale Vater, der tollste Ehemann und die perfekte Ehefrau!“ Gemeint ist biblisch etwas völlig anderes als eine moralische Höchstleistung. Im Hebräischen lautet es ursprünglich: sei „tamim“, wie es auch Gott ist. „Tamim“ heißt übersetzt „ganz“, „vollständig“, „ungeteilt.“ Damit ist also die Einladung ausgesprochen, mit seinem Herzen ungeteilt bei dem zu sein, was man gerade fühlt, denkt oder macht. Auf das Singen übertragen würde das heißen: singe nicht perfekt, aber singe mit ganzem und ungeteiltem Herzen. Mache es vergnügt und spüre dabei die Leichtigkeit und die Freude.
So ist Gott! Gott ist tamim! Gott ist mit seiner ungeteilten Aufmerksamkeit ganz bei uns. Er erfreut sich an seiner Schöpfung, er freut sich über uns. Er sieht unsere Entwicklungen und ist einfach nur da für uns. Es geht Gott nicht um Perfektion, sondern um das „Tamim – Vollkommensein“. Es gilt, sein Leben zu bejahen mit Haut und Haaren, mit der Vergangenheit, mit allen Gefühlen und mit allen erlebten Geschichten. Klammer nichts aus und heiße alles willkommen, was zu dir gehört.  Neben dem Verzicht auf den inneren Kritiker kann es in der Fastenzeit eine wunderbare Ergänzung geben: sei da mit deinem ungeteilten Herzen und mit ganzer Aufmerksamkeit!

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