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Samstag, 31. Dezember 2022

Der Silvestergedanke

 

Folgenden passenden irischen Segen fand ich zum Abschluss des alten Jahres:

Ich wünsche dir,
dass das alte Jahr in Ruhe zu Ende geht.
Dass du alles, was nicht nach deinen Wünschen war,
ins tiefe Meer des Vergessens wirfst.
Dass du nur behältst, was dir Gutes gelang
und was dir geschenkt wurde.
So wirst du getrost dem neuen Jahr entgegensehn.
Es soll dir bescheren ein Päckchen Glück
und etwas Trübes.
Das eine, damit du dich drüber freust,
das andre, damit du`s vom Guten unterscheidest.


Drei Schritte am Silvestertag

1. Loslassen
Was möchtest du loslassen? Welche Gedanken haben im neuen Jahr keinen Platz mehr? Von welchen Ereignissen und Begegnungen möchtest du dich verabschieden? Mancher Ärger mag dir vorkommen wie ein alter Teebeutel, den du immer wieder ins Wasser hältst. Alle Kraft ist ausgesaugt, aber du tauchst immer noch! Schreibe auf, was du loslassen möchtest und verbrenne es um Mitternacht! Vielleicht eine stille Alternative zu Böller und Rakten.

2. Behalten
Welchen Ereignissen möchtest du einen festen Platz im Herzen geben. Gibt es neue Einsichten und wertvolle Erkenntnisse? Welche glücklichen Momente erzeugen das Glück noch einmal und auf eine andere Weise? Was war deine Quelle, aus der du schöpfen durftest? Welche Menschen wurden dir zum Segen? Gab es da auch überraschende Augenblicke? Behalte ohne zu konservieren! Nimm das mit ins neue Jahr, was dich nährt und stärkt.

3. Sich öffnen
Vor dir liegen die vielen Möglichkeiten. Magst du dich öffnen? Bist du neugierig? Hast du Lust auf das Neue? Wie stark ist dein Vertrauen? Wie sehnsuchtsvoll dein Herz? Wie stark sind deine Ängste, Sorgen und Befürchtungen? Dürfen sie auch sein oder lieber doch nicht? Kannst du dich hineinfallen lassen in den Augenblick, der gerade vor dir liegt und jetzt zur Gegenwart wird? Wie schön für dich!

Ich wünsche dir einen Moment der Ruhe und der Begegnung mit dir selbst in Zufriedenheit mit einem ganz großen Ja! 
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Glück findest du nicht wenn du es suchst, sondern wenn du zulässt das es dich findet...

Ich sitze hier und erwarte das Glück. Warum sollte ich es suchen? Ich weiß nicht einmal, wo ich suchen müsste. Ich wäre die ganze Zeit unterwegs und würde es sowieso nicht finden. Ich sitze hier und erwarte das Glück ohne es zu erwarten. Wenn ich es wirklich erwarten täte wäre es wieder wie suchen. Ich würde ja innerlich Ausschau halten. "Na, Glück, willst du nicht vorbeikommen?" Dann wäre suchen sogar noch besser als erwarten.
Aber ich sitze trotzdem und sage dem Glück, dass ich da bin. Ich muss ja ein Signal senden, dass ich bereit bin und dass ich Zeit habe. Sonst denkt das Glück, dass ich so viel zu tun habe und es gar nicht beachten würde. Ich gebe dem Glück auch keine Zeitfenster vor. Ich sage nicht, dass ich am Tag eine Stunde oder fünf Minuten Zeit hätte. Dann würde das Glück sich ja sehr beschränken müssen. Wenn das Glück nur Ewigkeit kann, dann wären fünf Minuten zu wenig. Dann würde das Glück ja sagen, dass es sich nicht lohnt, mich zu besuchen.
Wenn ich aber dem Glück meinen ganzen Tag zur Verfügung stelle, dann könnte ich ja nichts anderes mehr machen. Ich sitze dann Stunde für Stunde und lasse mich vom Glück finden und währenddessen wartet meine Wohnung darauf, dass ich sie putze. Was mache ich denn jetzt, dass das Glück mich finden kann. Dass es weiß, dass ich bereit bin...
Das Glück ist zu mir gekommen. Es hat sich in mein Herz gesetzt und sich kaputt gelacht über meine seltsamen Gedanken. Es hat gesagt: "Was bist du doch für ein komischer Kerl. Ich bin schon so lange da und du bemerkst mich nicht. Du machst dir Gedanken darüber ob ich komme und dabei bin ich schon lange da. Ich sitze hier in deinem Herzen und winke dir unaufhörlich zu." Ach, so einfach ist das. Ich nehme kurz Kontakt zu meinem Herzen auf und schon ist es da. Ohne äußeren Grund und ohne, dass etwas passiert. Ich sitze hier und bin vergnügt und beobachte, wie mein Verstand einen Grund sucht, warum ich glücklich bin. Er findet einen. Ich habe es warm. Ich habe keine Eile mit irgendetwas, ich sitze bequem. Der Verstand sucht immer einen Grund. Jetzt hat er einen. Und Ich? Ich sitze hier und amüsiere mich über meinen Verstand. Er kann es nicht lassen für mich zu arbeiten und sogar im Glücklichsein denkt er nach. Er weiß ja nicht, dass er damit das Glück vertreibt. Das Glück braucht nämlich gar nichts. Einfach nichts. Es ist so da. Ich teile dieses Geheimnis mit meinem Lächeln.
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Freitag, 30. Dezember 2022

Der Weg nach Bethlehem


Na? Bist du schon angekommen? Was meine ich mit ankommen, könntest du jetzt fragen. Du hast ein Dach über dem Kopf und im weitesten Sinne eine Familie. Also bist du irgendwo im Leben angekommen. Dabei ist die Frage gar nicht abwegig. Wenn du in deinem Leben schon einmal umgezogen bist weißt du, wovon ich spreche. Du ziehst an einen dir fremden Ort und sensible Menschen fragen dich, ob du schon angekommen bist. Der Körper mag zwar vor Ort sein, aber das Herz und die Seele sind noch am alten Standort oder unterwegs. Du musstest einmal im Berufsleben ankommen, im Rentnerdasein, im Urlaub, in deiner „Seele“.
Über das Ankommen möchte ich heute ein wenig mit dir nachdenken. Immerhin feiern wir an Weihnachten die „Ankunft“ des Kindes in der Krippe. Mir kommt in den Sinn, dass es da einen Dreischritt gib, der im Leben immer wieder auftaucht und sich im Advent auch abzeichnet. Die drei Schritte heißen für mich aufbrechen, unterwegs sein und ankommen. Viele Menschen die ich kenne, haben mindestens mit einem der Schritte so ihre Schwierigkeiten. Manchen fällt der Aufbruch schwer aufgrund vieler Hindernisse, andere finden das heimatlose Umherirren schwierig oder finden keinen passenden neuen Platz.
Wenn du aufbrichst, musst du dich von Vertrautem verabschieden und loslassen. Da gibt es die Sätze wie: „Eigentlich müsste ich … aber“ und dann tauchen die vielen Hindernisse im Kopf auf, warum das nicht geht. Außerdem macht es nur Sinn aufzubrechen, wenn du ein lohnenswertes Ziel vor Augen hast. Du suchst z.B. eine andere Wohnung, weil die Jetzige nicht mehr passt oder weil du eine andere Arbeitsstelle bekommen hast. Manche halten auch lieber am Alten fest obwohl sie richtig leiden, weil das Neue zu ungewiss und beängstigend ist. Lieber bekanntes und vertrautes Leiden als das unkalkulierbare Neue. Dennoch ist es wichtig für die persönliche Weiterentwicklung, immer wieder aufzubrechen und nicht mehr Stimmiges und Abgestorbenes hinter sich zu lassen. Wie mag der Entstehungsgedanke und der Prozess in Gott gewesen sein bevor es zum Kind in der Krippe kam? Welche Notwendigkeiten sah er und was war sein Ziel? War es leicht für ihn, aufzubrechen in die menschliche Gestalt?
Der zweite Schritt nach dem Aufbruch liegt im „unterwegs sein“. Für eine Zeit bewohnst du keinen festen inneren oder äußeren Ort. Du musst ausprobieren, Erfahrungen sammeln, finden und wieder loslassen. Du schaust dir verschiedene Wohnungen an, du denkst dir neue Berufsleben aus, du erfindest neue Rituale und Sprechweisen in deiner Ehe oder deiner Familie oder du hangelst dich von Gottesbild zu Gottesbild. Dabei spürst du vielleicht auch die tausend Möglichkeiten und Freiheiten, die dir damit gegeben sind. Diese zeigen sich erst im Gehen des Weges. „Ah, da gibt es eine Abzweigung und da noch eine. Welche nehme ich denn jetzt?“ Wenn du nie aufbrichst, bleibt dir das Auswählen der vielen Wege erspart.
Irgendwann möchtest du oder wirst du irgendwo ankommen. Es sei denn, du gehörst zu denen, die dauerhaft irgendwie unterwegs sind. Kennst du solche Menschen, die bei dir den Eindruck vermitteln, dass sie wie getrieben sind? Wie die Hummeln verweilen sie nur kurz und sind mental schon wieder weg, bevor der Körper sich auch auf den Weg macht. Vom Leben Jesu kennen wir eigentlich nur die Zeit der „Unterwegs-sein-Phase“. Die Geschichten aus den Evangelien wirken auf mich aber immer wie eine Kombination aus „Ankommen im Unterwegs sein.“ Aufbrechen, unterwegs sein und ankommen wirken bei ihm verbunden.
Ich hoffe, du bist wenigstens einmal im Leben wirklich angekommen. Wirklich mit Körper, Geist und Seele, fast ohne jede Einschränkung mit einem völlig klaren „Ja“. Vielleicht fällt es dir aber auch schwer, dich hinzusetzen, wo immer du bist, die Hände in den Schoß zu legen und dir zu sagen: „Jetzt bin ich angekommen, jetzt bin ich da!“ Ich glaube, dass es im Leben immer nur so ungefähre Momente dieser Art gibt. Wirklich angekommen sind wir, wenn wir es ohne jede Einschränkung fühlen und sagen können. Wahrscheinlich in aller Endgültigkeit nicht in diesem irdischen Leben.
Weihnachten lädt dazu ein, die Sehnsucht nach dem Ankommen stärker in den Blick zu nehmen. Am Unsere Aufmerksamkeit geht auf den Stall zu Bethlehem, den Ankunftsort Jesu. Die Menschen an der Krippe kommen dort an, kommen an diesem Ort zu Ruhe, machen in der Gottesbegegnung die Erfahrung der „Erleuchtung durch den Stern von Bethlehem“ und den Frieden in der Seele mit dem göttlichen Kind.
Bis dahin machst du die merkwürdige Erfahrung einer oft angespannten Gleichzeitigkeit. Gleichzeitig brichst du mit bestimmten Lebensthemen auf, bist mit anderen Themen schon länger unterwegs und bist schon irgendwie angekommen. Du bist vielleicht angekommen an deinem Arbeitsplatz, brichst aber auf in eine neue Beziehung und bist unterwegs auf der Suche nach dem tieferen Sinn in deinem Leben. Manchmal scheint es dich zu zerreißen und manchmal erlebst du das Geschenk, dass alles synchron schwingt und innere Ruhe einkehrt. Gelassenheit breitet sich in deinem Inneren aus. So lädt Weihnachten dich ein, dass du einfach vor der Krippe sitzt und einmal nichts machst und stattdessen geschehen lässt was immer auch mit dir geschieht.

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Donnerstag, 29. Dezember 2022

Verdichtete Zeiten!



Wie erlebst du die Zeit im Advent? Ich verbinde diese Wochen mit einem ganz anderen Lebensgefühl als zum Beispiel einen Sommerurlaub oder einer Arbeitswoche.
Im Urlaub habe ich den Eindruck, dass die Stunden des Tages einfach dahinplätschern. Es gibt keine Pläne. Es muss nichts passieren. Du sitzt und schaust. Du sitzt und liest. Oder du gehst wandern aber du musst es auch nicht. Du genießt die Freiräume und es gibt wenig müssen und viel dürfen.
Die Arbeitswochenzeit gibt dagegen eine Art festes Zeitgerüst vor, dem du genügen möchtest. Du erledigst Aufgaben, hältst Termine ein und strukturierst deinen Alltag. Du denkst dabei wochenweise von Montag bis Freitag und gehst dann mehr oder weniger in eine „Wochenenderholungsidentität“. Kennzeichen dieser Lebensphase: Kontinuität, Alltag, Gewohnheit, Anstrengung, bisweilen auch Stress.
Und die Zeit des Adventes? Wie fühlt sich die an im Unterschied zu einer Arbeitswoche oder eines Urlaubes? Immerhin dauert sie vierundzwanzig Tage, diese Zeit im letzten Monat des Jahres. Dazu kommen noch die Weihnachtstage und die „Verlängerung“ bis zum Neujahrstag.
Dem Charakter dieser speziellen Zeit versuche ich mal ein wenig auf die Spur zu kommen und beginne mit dem Anfang eines „gefühlten Zeitbogens“.
Im Januar schaue ich in den Kalender und denke: „Ach, wie schön! Du hast ein ganzes Jahr vor dir! Du kannst so viel damit anfangen. Freiheit! Pläne! Anpacken!“
Dann fängst du an mit der Umsetzung und freust dich nach getaner Arbeit im Sommer auf die Zeit des Ausruhens: „Ich habe es mir verdient. Ich darf eine Pause machen.“ Du bist aber noch nicht an dein Ziel angekommen. Es liegt ja noch ein halbes Jahr vor dir. Du kannst verschnaufen auf deiner Bank und Kräfte sammeln für den nächsten Abschnitt.
Dann erntest du im Herbst und dir wird bewusst, dass alles Leben sich bewegt im Kreislauf von Werden und Vergehen. Im November machst du den Sack zu. Du ziehst deine ersten Bilanzen und kannst noch ein wenig das Jahr korrigieren. Dann gehst du bildlich in die „Grabesruhe“.
Doch was geschieht im Dezember? Und was geschieht im Advent auch jenseits der christlichen und messianischen Erwartungshaltung?
Für mich bekommt der Monat noch einmal eine besondere Qualität. Er ist so „bedeutungsschwanger!“ Damit meine ich, dass ich mich im Laufe des Jahres einfach den Ereignissen hingebe. Ich tue, was dran ist. Im Dezember gibt es auf einmal nichts so Notwendiges und Unaufschiebbares mehr zu tun. Aber, es gibt viel zum Nachdenken!
Da tauchen dann Fragen auf wie: Was macht das eigentlich für einen Sinn, was ich da so treibe. Will ich das wirklich so? Soll es so bleiben oder möchte ich es im nächsten Jahr verändern.
Da bekommst du Hinweise aus deinem Lebensumfeld, doch einmal „besinnlich“ zu sein und „still“ zu werden. Du sollst über die Sinnhaftigkeit deiner Wege nachdenken und deine familiären Beziehungen neu sortieren damit an Weihnachten auch alles gut geht. Du hast vielleicht den Anspruch, in deiner Arbeit das Eine oder Andere zu korrigieren damit die Bilanz am Ende positiv ausfällt. Du wirst verstärkt eingeladen zu Feiern und Begegnungen mit oder ohne besinnliche Texte. Die Selbstansprüche werden vielleicht in dir wach, gegen den Strom des Einkaufswahns zu schwimmen und sich extra Auszeiten zu nehmen. Nur du und der Kamin! Der Trubel um dich herum möge verschwinden und der Trubel innen gleich mit.
Vielleicht gibt es keine Zeit im Jahr, die so „verdichtet“ ist wie der Advent. Während sonst schon die Zeit knapp wird für die Erfüllung all deiner Wünsche, potenziert sich diese Frage geradezu im Advent und wird zu einer lebensentscheidenden Frage: Bist du richtig, so wie du bist? Müsstest du nicht eigentlich alles anders machen?
Auch der Apostel Paulus kann noch eine Schüppe drauflegen wenn er im Epheserbrief sagt: „Kauft die Zeit aus!“ in dem Sinne, dass du ja ein sinnvolles Leben führen mögest. Die adventlichen Lesungen verstärken das Thema, indem es dort häufig um die Vergänglichkeit der Zeit und den drohenden Untergang der Welt geht. Die ersten Worte von Jesus im Markusevangelium handeln auch von der Bedeutungstiefe und Kostbarkeit der Zeit: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen.“
Auf einmal entsteht da so ein Druck! Und nicht nur einer! Druck vom Arbeitsplatz, der Familie und von den christlichen Adventvorstellungen her. Jetzt komme endlich aus dem Quark! Dir bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten. Die Zeit verdichtet sich! Du musst nicht nur die Fülle deiner Termine unterbringen, es muss auch noch supersinnvolle sein!
Vielleicht treten besonders im Dezember die vielen Sehnsuchtserwartungen zu Tage. Das Thema ist vom Advent her ja vorgegeben: Schließlich erwarten wir den Messias! Wir müssen uns doch dazu verhalten! Annehmen oder ablehnen! Dabei gerät man schnell in einen angestrengten Vorbereitungsautomatismus.
Ich glaube, wir überziehen da einfach! Wir machen zu viel! Wir erwarten zu viel! Wir ersehnen zu viel! Wir wünschen zu viel!
Wenn du viele „Erwartungen“ hast von dem, was da geschehen soll, dann macht das deinen Mangel deutlich. Erst, wenn „dies“ und „das“ geschieht, bin ich zufrieden. Erst  wenn ich meine Familienverhältnisse vor Weihnachten geklärt habe, kann das Fest kommen. Erst, wenn meine Bilanz positiv genug ausfällt kann ich das Jahr gut abschließen. Erst, wenn ich eine „besinnliche“ Feier miterleben durfte bin ich auf das Fest eingestimmt. Erst wenn...
Erst wenn du damit aufhörst mit diesen Gedanken, wirst du offen für das, was auch noch geschehen könnte abseits deiner vorgedachten Erwartungen von Besinnlichkeit, Bilanzen und Familienansprüchen.
Wenn du genau hinschaust stellst du fest: Der Messias ist ja schon lange da! Das Reich Gottes auch! Auch deine Familie ist schon da und deine Arbeit ist auch da und wahrscheinlich auch noch im Januar. Es ist alles schon da! Und es ist da auch unabhängig von dir.
Lehn dich mal für einen Moment zurück und lass das „Nichts“ geschehen. Angesichts der Ewigkeit, die auf dich wartet und in der du schon lebst frage dich: Was ist jetzt wichtig! Wenn sich dann ein innerer Friede bemerkbar macht, eine kleine Stille und ein Moment des Einverständnisses könnte so etwas entstehen wie eine angenehme „verdichtete Zeit“.

Mittwoch, 28. Dezember 2022

Abenteuer Weihnachten - Die Freiräume besurfen


Musst du um jeden Millimeter Freiraum kämpfen? Wie voll ist dein Tag und dein Leben? Bist du gut durchgeplant oder fragst du dich Abend, wo der Tag nur geblieben ist. Du blickst zurück und stellst fest, was du alles noch hättest tun wollen und was du nicht geschafft hast.
Mit dem Blick auf das neue Jahr wären ein paar Freiräume nicht schlecht! Freiräume entstehen für mich zunächst im Herzen. Wir sind ja schließlich selbst unsere besten Kritiker. Wir machen uns regelmäßig fertig für alle Versäumnisse und Ansprüche, denen wir nicht genügt haben. Wenn du dir Freiraum im Herzen schaffst, dann hörst du auf, dich zu verurteilen. Du gehst liebevoll mit dir um und nimmst den Tag als Geschenk entgegen. Du wirst entdecken, dass du ständig Freiräume hast. Während des Spülens denkst du an nette Freunde. Während des Autofahrens summst du eine Melodie, die dir gefällt. Während des Lesens im Buch streckst du behaglich die Füße unter die Decke. Auch, wenn dein Tag voller Termine ist, kannst du die Zwischenräume nutzen. Du nutzt sie so intensiv mit wohlwollenden Gefühlen und freien Sekunden, dass du die Lasten gar nicht mehr wahrnimmst.
An Weihnachten erinnern wir uns an das göttliche Kind in der Krippe. Es hat nichts zu tun und darf einfach nur sein. Auch du kannst etwas tun ohne das Gefühl zu haben, dass du etwas tust. Wenn du in diesem Bewusstsein lebst hörst du auf, um jede Minute zu feilschen. Dann fängst du an, die Freiräume zu besurfen. Du schlängelst dich nicht mühsam durch die wenigen freien Minuten des Tages. Du entdeckst große Freiräume in dir und um dich herum. Du kannst aus jedem "Zwangskontext" dein eigenes Ding machen! Von außen könnte es aussehen als ob du schwer arbeitest. Aber innen in dir drin kann es völlig heiter und gelassen sein. Werde zum Surfer in deinen Freiräumen!
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Dienstag, 27. Dezember 2022

Frohe Weihnachten!

Im Geiste stehe ich mit dir vor der Krippe und nehme wahr, was geschieht. Wenn wir aufbrechen und losgehen sind wir selber aktiv. Wir bewegen unseren Körper und kommen Schritt für Schritt voran. Auch in unseren Gedanken und in unserem Herzen waren wir unterwegs. Da gab es die Einladungen, mal sein Denken und Handeln zu überprüfen. Der Krippenweg hat etwas vom Pilgern. Immer wieder sammelst du Erfahrungen, die sich setzen. Du ruhst aus und brichst wieder auf. Du bist zwischendurch erschöpft und müde und bekommst von irgendwo her wieder Energie zum Weiterlaufen.
Jetzt schaust du auf die Krippe und bist am Ziel angekommen. Jetzt gibt es nichts mehr zu tun. Du kannst von dir aus nichts mehr selber machen. Deine Hände sind noch unruhig und wollen arbeiten. Dein Herz ist aufgeregt und wartet auf das Spannende, das jetzt geschieht.
Und dann? Es geschieht nichts! Du stehst und schaust und lässt geschehen. Das Kind schaut dich an und erwärmt dein Herz. Es sagt zu dir ohne Worte: "Komm zur Ruhe. Sei einfach da!" So wünsche ich dir, dass das Geheimnis des Lebens sich dir mitteilt und zeigt und dass du gestärkt deinen Weg weitergehen kannst.

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Montag, 26. Dezember 2022

Die fünf Wahrheiten über Weihnachten


Wolfgang Steinberg: Dein Herz hat tauschend Fenster

Was bleibt am Ende von Weihnachten? Gehen die Gedanken schon nach Silvester? Es wäre schade, wenn die Weihnachtsgeheimnisse so schnell untergehen würden. Weihnachtsgeheimnisse? Hast du noch nie etwas von denen gehört? Wer den Weg zur Krippe geht, dort verweilt und sich öffnet, dem zeigen sich die sogenannten Weihnachtsgeheimnisse.
Diese brauchen Zeit zum Entfalten und zur Weiterentwicklung. Du empfängst sie als Geschenke, die in dir wirken werden.

1. Weihnachtsgeheimnis: Du gehörst zur göttlichen Familie

Es mag sein, dass du alleine wohnst, keine tolle leibliche Familie hast oder der Gedanke an deine Herkunftsfamilie dich zurückschrecken lässt. Vielleicht hast du Angst, Mitglieder deiner jetzigen dich glücklich machenden Familie zu verlieren. Du erfährst Entlastung in dem Wissen, du gehörst zur Familie Gottes. Du gehörst dazu ohne dafür zu arbeiten und ohne Gegenleistung. Egal, was du im Leben sonst noch machst positiv oder negativ. Du gehörst dazu!

2. Weihnachtsgeheimnis: Das Licht erreicht auch deine dunkelste Nacht

Es mag sein, dass du viele Lebensnächte in innerer Dunkelheit und Einsamkeit verbracht hast. Es mag sein, dass dich immer wieder Zweifel überfallen, richtig auf dieser Welt und im Leben zu sein. Du magst den Eindruck haben, dass niemand dein einsames Leben wirklich verstehen und in der letzten Tiefe mit dir teilen kann. Das zweite Weihnachtsgeheimnis sagt dir, dass Gott unbedingt in dieser Situation bei dir ist und deinen dunklen Raum erleuchtet.

3. Weihnachtsgeheimnis: Du musst nicht mehr suchen, du bist gefunden

Du magst denken, dass du Gott suchen musst und dass du ihn nur schwer finden kannst. Gott ist so groß und so anders und so jenseits deiner Vorstellungen und Bilder. Du glaubst, dass du mindestens so klug wie dein Religionslehrer sein musst um eine Ahnung von Gott zu haben. Du magst denken, dass Gott sich vor allem vor dir versteckt hat, weil du ihn so wenig spürst. Das dritte Weihnachtsgeheimnis sagt dir, dass du nicht länger suchen musst. Du wirst von Gott gefunden. Du bist entlastet und musst dich nicht länger mehr anstrengen. Egal wo du bist, Gott findet dich schon.

4. Weihnachtsgeheimnis: Gott begegnet dir im Kinde und befriedet dein Herz

Du magst viele Sorgen und Probleme haben. Du suchst nach Lösungen und strengst deinen Verstand an. Du glaubst, weil dein Leben so kompliziert ist müssen auch die Lösungen langwierig sein. Das vierte Weihnachtsgeheimnis erzählt dir von einer anderen Art, mit den Sorgen und Problemen umzugehen. Du schaust das Kind an und dein Herz wird leicht. Du freust dich und du liebst! Du spürst eine Energie in dir, die grenzenlos erscheint. Mit dieser Energie des liebenden Herzens wirst ganz anders an die Dinge des Alltags herangehen. Du hast die Quelle der Kreativität entdeckt.

5. Weihnachtsgeheimnis: In der Einfachheit liegt die Erlösung

Vielleicht stehen dir die vielen Aufgaben vor Augen, die du erledigen musst. In Gedanken bist du schon bei morgen und übermorgen. Du spürst nicht mehr deinen Körper, deinen Atem und deinen Herzschlag. Du bist nicht mehr bei den Menschen, mit denen du gerade beisammen bist. Das fünfte Weihnachtsgeheimnis sagt dir, dass du an der Krippe einfach nur sitzen und dasein darfst. Es gibt nichts zu tun und viel zu Sein. Sei da mit deiner Freude, sei da mit dem, was dich ausmacht. Sei da mit deiner Angst und sei da mit deinen Überlastungen. Sei da mit deiner Energie und sei da mit deiner Kraftlosigkeit. Sei einfach!

Es gibt sicherlich noch viel mehr Weihnachtsgeheimnisse, die für dein Leben gelten. Entdecke sie, behüte sie und entwickel sie weiter.

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Sonntag, 25. Dezember 2022

Wenn Bethlehem in dir stattfindet

Wir meinen ja oft, dass wir irgendwo hin müssten. Ein Ort, an dem etwas los ist. Wo das Leben stattfindet. Von Außen bekommen wir etwas. Beim Bäcker meine Brötchen. An der Tankstelle mein Benzin. Im Supermarkt meine Lebensmittel. Von der Geliebten die Zuwendung. Von der Mutter die Milch. Wir besuchen den Stall und sehen vor uns die göttliche Familie im Stall und hoffen auf etwas Licht für uns. Und um dieses Licht für uns zu bekommen machen wir uns auf den Weg. Das Licht kommt vom Stall. Und du glaubst, dass du diesen Stall besuchen musst, damit du das Licht bekommst. Du schaffst einen kausalen Zusammenhang. Du bekommst Weihnachten auch nur vom 24. bis 25. Dezember, oder?

Du kannst aber auch deine Augen schließen und mit deiner Aufmerksamkeit deinen Herzensraum besuchen. In dir findet Bethlehem statt. In jeder Sekunde deines Lebens. Es wird etwas geboren und es leuchtet etwas auf. Es pulsiert das Leben im Körper, im Geist und in der Seele. In dir gibt es einen riesigen Kosmos und den armen-reichen Stall von Bethlehem. In deinem inneren Bethlehem des Herzensraumes geschieht Verwandlung. Dort nimmst du auf und gibst weiter. Eine Quelle, die nie versiegt. Die mit deinem Atem pulsiert. Du kannst es in dir beobachten und zugleich sein. In dir leben Mutter, Vater und Kind. Du bist in Beziehung mit allem, was ist.  Du bist mütterlich, väterlich und kindlich zugleich. Du fühlst dich verbunden. Du wirst getragen und du trägst. In dir musst du kein Bethlehem besuchen. Du bist es selbst. Du bist Haus des Brotes. Du wirst genährt und du nährst. Bethlehem findet in dir statt – jetzt – und mit jedem neuen Atemzug.

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Wie du auch nachten kannst!


Einnachten, Zweinachten.
Deinnachten, Meinnnachten.
Nur nicht Alleinnnachten!
Bald schon Vorbeinachten.
Fröhliche Weihnachten!

Frantz Wittkamp



Oder so:

Auf dich nachten.
Auf mich nachten.
Auf uns nachten.
Die ganze Erde nachten.
Nicht nur an Weihnachten.


Mittwoch, 21. Dezember 2022

Nachtgedanken


Wir sprechen von Weihnachten in dem Sinne, dass diese "Nacht" geweiht und gesegnet ist. Das Fest beginnt mit dem Heiligen Abend als dem Beginn der Nacht. Vielleicht hast du schon einmal ganz allein und für dich einen Nachtspaziergang gemacht jenseits der Lichter der Stadt. Auf einmal bist du mit dir selbst da und deine Ängste kriechen hoch. Möglicherweise fühlt es sich auch ganz friedlich an. Die außergewöhnliche Zeit, der Ort und das fehlende Licht kann die Sehnsucht in dir wecken nach Verwandlung von Dunkel in Licht, und von Angst in den Frieden. Immerhin geht Gott auch in die Nacht und "weiht" sie. Ich wünsche dir den Frieden und das Licht für deine inneren Dunkelheiten und Nächte.

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Dienstag, 20. Dezember 2022

Die fünf Freiheiten nach Virginia Satir



Virginia Satir war eine wichtige systemische Familientherapeutin und lebte von 1916 - 1988. Sie hat wertvolle Impulse gesetzt für familäre Strukturen und sehr wertschätzend und ressourcenorientiert gedacht und gehandelt. Sehr bekannt geworden sind ihre "fünf Freiheiten", die ich gerne nach und nach erschließen möchte.

Die erste Freiheit: Die Freiheit zu sehen und zu hören was im Moment wirklich da ist, anstatt was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird. 

Mein Mann sollte mir besser zuhören können. Dann wäre das Leben viel schöner. Mein Kind sollte mehr aufräumen, dann wäre ich viel entspannter. Mein Arbeitgeber sollte sehen, was ich alles leiste, dann würde ich viel lieber arbeiten.
Oder: Früher war doch alles besser. Die Bahn war pünktlicher. Die Brötchen schmeckten frischer und waren günstiger. Die Milch kam noch von der Kuh. Ich war körperlich fit. Die Welt war einfach schöner. Die Leute hatten alle mehr Zeit.
Oder: Wenn ich in Rente gehe, dann werde ich mehr Zeit haben. Wenn meine Kinder groß sind, dann werde ich endlich tun können was ich immer schon tun wollte.
Du denkst oft mit den Worten: "sollte" du gehst in die "gute Vergangenheit" oder phantasierst dich in eine "bessere" Zukunft. Du machst das schon automatisch, ständig oder mehrmals am Tag. Du verlässt die Gegenwart und den Augenblick und merkst nicht, wie unfrei du dadurch wirst. Du wirst wie ein Sklave, der sich die Freiheit wünscht: Wenn ich erst einmal diese Fesseln los werde, dann wird alles anders! Pustekuchen!
Virginia Satir lädt dich ein zu einem ganz bestimmten Aspekt der Freiheit. Du entscheidest dich für das "sollte" "die tolle Vergangenheit", die "bessere Zukunft". Du trägst die Verantwortung dafür, wohin deine Phantasie, Sichtweise, dein Ohr und deine Gedanken gehen.
Und du hast die Freiheit, dich jetzt neu zu entscheiden! Du kannst dich dafür entscheiden und hast die Freiheit das zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist. Du musst dir nichts vormachen. Du brauchst nichts beschönigen. Du musst dir die Zukunft nicht toll vordenken. Bekommt das, was ist, jetzt von dir die Erlaubnis da zu sein?
Mein Mann kann nicht zuhören. Das ist so. Aber ich kann ihn immer wieder darauf hinweisen, dass er das jetzt in diesem Augenblick tun kann. Mein Kind ist kein Aufräumer. Das ist einfach so. Und mein Kind ist trotzdem in Ordnung. Die Welt wird nicht untergehen, wenn es nicht aufräumt und es bleibt mein Kind. Mein Arbeitgeber ist blind für die Leistungen der Angestellten. Das ist einfach so! Aber ich kann für mich würdigen, was ich leiste. Und ich leiste was! Und das fühlt sich stark an! Egal, ob es der Chef sieht oder nicht.
Ich warte nicht bis zur Rente, damit ich mehr Zeit habe. Jetzt in diesem Augenblick nehme ich mir die Zeit. Es ist meine Zeit, meine Lebenszeit. Heute schmecken mir die Brötchen und außerdem bin ich ein toller Bäcker. Und heute noch werde ich tun, was ich immer schon gerne tun wollte.
Spürst du wie es ist, wenn du ein Gespür für deine Freiheit wieder findest und entwickelst? Wenn du unerfüllten Sehnsüchten hinterherträumst kann es dich viel Kraft und Energie kosten und irgendwann bist du weg! Du bist nicht mehr da. Gedankenverloren schlürfst du deinen Kaffee und weißt gar nicht, was du getrunken hast. Was kannst du jetzt in diesem Moment hören und sehen?

Die zweite Freiheit: Die Freiheit das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke, und nicht das, was von mir erwartet wird.

Was wird von dir erwartet? Von einer Mutter wird erwartet dass sie empört ist, wenn das eigene Kind ungerecht behandelt wird. Von einem Kind wird erwartet, dass es auf  seine Eltern hört.
Was wird von dir in einer Beziehung erwartet? "Wenn du mich wirklich liebst, dann wüsstest du jetzt wie es mir geht!" "Wenn ich wirklich wichtig für dich wäre, dann würdest du dich heute nicht mit deinen Freunden treffen sondern bei mir bleiben!"
Ich kenne solche Merkwürdigkeiten zur Genüge aus meiner Kindheit. Häufig hatte ich so Fragen und

Montag, 19. Dezember 2022

Im Advent der Sehnsucht Nahrung geben!



Haben sich alle deine Lebenswünsche erfüllt? Möchtest du noch irgendetwas unbedingt erleben? Fühlst du dich satt und zufrieden oder gibt es da manchmal so einen unbestimmten Hunger, den du gar nicht so genau benennen kannst? Was wohnt unter deinem Ärger, unter deiner Trauer, unter deiner Angst und unter deinen Schmerzen und dann noch eine Etage tiefer? Hast du jemals dorthin gespürt? Der Advent lädt dich und mich ein, genau dort einmal hinzugehen.
Für mich ist der Advent so etwas wie eine Sehnsuchtszeit. Gott sehnt sich so sehr nach dem Menschen, dass er ihm näher kommen möchte. Der „körperlose“ entfernte Gott möchte aus Liebe in die körperliche Erfahrung kommen. Geistig und spirituell verbinden konnte er sich schon immer. Aber das Abenteuer Mensch ist doch eine andere Hausnummer. Was trieb Gott an? Die Sehnsucht nach uns?
Manchmal erlebe ich den Alltag als sehr alltäglich. Ich stehe auf und frühstücke. Ich fahre zur Arbeit und erledige meine Aufgaben. Ich komme zurück und kaufe ein. Ich koche und esse und erhole mich. Ich pflege meine sozialen Kontakte in der Familie und im Freundeskreis und blicke im November auf den Kalendertag und denke: „Bald schon ist wieder ein Jahr vorüber. Wo ist die Zeit nur geblieben.“ Wenn ich dann auf das vergangene Jahr zurückblicke und auf das Jahr davon, dann stelle ich fest, dass es keine großen Unterschiede gab. Einen anderen Urlaubsort, neue Menschen kennengelernt, die eine oder andere Aufgabe angepackt und erledigt. Aber ich bin immer noch in meiner Lebensgeschichte drin und nicht ausgestiegen.
Dann stelle ich mir vor, dass ich irgendwann einmal vor diesem Leben in der körperlosen Welt einen Entschluss gefasst habe. Ich wollte Mensch werden und in das Leben hinein, für das ich mich dann entschieden habe. Aber was war davor? Was war vor meinem Leben? Gab es da eine Sehnsucht? Etwas, was mich angetrieben hat? Warum sollte ich denn in einen so zerbrechlichen Körper hinein als wehrloses Baby bei kriegsgebeutelten Eltern. Ich gehe nicht davon aus, dass ich einfach so zufällig da bin. Ei und Samen von Vater und Mutter verbinden sich und dann entstehe ich irgendwie? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich schaue in mich hinein und nehme einen komplexen Körper wahr. Eine Geist und eine Seele. Das alles nur zufällig? Kann ich mir nicht vorstellen. Vor diesem Leben war ich in einem Bewusstseinszustand und habe eine Entscheidung getroffen. Und ich hatte eine Idee. Einen Plan. Einen Wunsch. Eine Absicht. Ein Ziel und eine Aufgabe. Und es gab eine Kraft, die mich antrieb. Die Sehnsucht!
Die Bibel spricht ja davon, dass wir Gottes Ebenbilder sind. Das Phänomen Sehnsucht verbindet und mit ihm. Das Wort kommt aus dem Mittelhochdeutschen und meint übersetzt „Krankheit des schmerzlichen Verlangens.“
Da gibt es ein Verlangen, das mich so mit Schmerzen erfüllt, dass ich mich wie krank fühle. Wenn der Herbst lange dauert, die Tage dunkel und trübe werden, dann gibt es plötzlich das unbändige Verlangen nach Sonne und Wärme. Wenn ich dann meinen Urlaub plane, schaue ich nicht mehr auf die Kosten, dann ist mir alles egal. Fast. Ich will unbedingt weg, dahin, wo die Sonne und die Wärme sind.
Als mich als Kind die vielen asthmatischen Anfälle plagten hatte ich eine unglaubliche Sehnsucht nach Atem. Ich schaute auf die Sportler und darauf, wie sie ihren gesamten Körper beatmen konnten und wollte das auch. Immer und dauerhaft viel Atemluft.
Das, was wir haben, können wir nicht ersehnen. Es ist ja schon da. Wir können nur ersehnen, was noch nicht da ist. Eine Frau sehnt sich nach ihrem Mann oder umgekehrt, wenn beide getrennt sind. Manche Menschen sind sogar so süchtig nach dem Sehnen, dass sie das besser finden als die Erfüllung. Der klassische Seemann sehnt sich in der Ferne nach seiner Braut, und wenn er bei ihr ist, wieder nach der Ferne. Er liebt den Zustand von Sehnsucht an sich.
Andere Menschen mögen diesen Zustand überhaupt nicht, weil es mit Schmerzen verbunden ist. Was, wenn du es einfach nicht aushalten kannst? Die Flucht in ein pragmatisches und handfestes Leben ist dann die Lösung.
Aber wenigsten vier Wochen im Jahr bekommt die Sehnsucht einen eigenen Patz, einen eigenen Zeitraum. Stell dir vor, dass du alkoholkrank bist und müsstest ein paar Wochen in einem Spirituosenladen verbringen. Ein Rückfall wäre doch vorprogrammiert.
Was geschieht da eigentlich mir dir und mir in diesen „sehnsuchtsvollen Adventswochen“? Du kannst die Zeit betäuben mit Weihnachtsmärkten und geschäftigem Treiben. Bloß nicht die tiefen Schichten der Seele fühlen. Lieber ein paar emotionale Impulse mit Kerzenlicht, betrieblichen Weihnachtsfeiern und Geschenkesuche. Das ist kalkulierbar und nach vier Wochen ist der Spuk vorbei.
Der Ort im Körper, wo die Sehnsucht entsteht und wohnt, ist dein Herz. Du kannst also die vier Wochen auch für dich nutzen, dich mit deinem Bewusstsein in diesen Raum zu versenken und deiner eigenen Sehnsucht Aufmerksamkeit zu schenken.
Was wirst du spüren? Was denken? Welche Bilder werden hochkommen? Woran wirst du dich erinnern? Die Sehnsucht ist so etwas wie ein Energiefeld das dich beatmen wird. Vielleicht bekommst du plötzlich einen Zugang zu deinem Bewusstsein vor deiner jetzigen körperlichen Existenz. Auf einmal erinnerst du dich daran, warum du auf die Welt gekommen bist und was du hier erleben und erfahren möchtest. In deinen Alltagsabläufen bleibt gar nicht die Zeit dafür.
Das Mönchtum und die Meditierenden haben schon immer gewusst, dass es einen Wechsel braucht von Arbeit und Gebet. Wenn die Kontemplation fehlt, dann werden wir Menschen zu bewusstlosen Akteuren. Erst, wenn wir gewollt und entschieden nichts tun und in die Stille gehen, entsteht ein Raum, wo wir uns unserer selbst bewusst werden.
Nichts gegen Weihnachtsmarkt, Geschenke, Feiern und Trubel. Für Abenteuer und Vergnügen sind wir ja auch auf die Welt gekommen. Es geht nur um diese andere Seite, die auch ihre Berechtigung hat.
Es gab ja mal eine Zeit vor Elektrizität, Digitalisierung und Mobilität. Es gab eine Zeit, wo die Dunkelheit des Abends uns einlud in die Stille. Die Sehnsucht kommt gerne, wenn es dunkel wird. Und auch, wenn die Angst eine Chance hat, uns zu erreichen. Ich habe Angst vor dem Sterben und sehne mich nach dem erfüllten Leben. Wenn es aber immer hell ist und wenn unsere Gedanken pausenlos mit dem Kontrollieren und Planen beschäftigt sind, kommt unser System nicht mehr zur Ruhe.
In der Dunkelheit der Nacht, in der Fülle und Tiefe deines Herzensraumes, inmitten von Angst und Leere kann etwas geschehen, was jenseits des Planens liegt. In diesem Zustand ereignet sich Schöpfung. Und so etwas muss es gewesen sein, dass Jesus Christus entstehen ließ. Ein Mensch, der uns daran erinnert, dass wir aus dem Göttlichen kommen und dahin zurückkehren.
Ab und zu braucht es eine Zeit und einen Raum, wo wir uns erinnern können und wo wir neu den Entschluss fassen dürfen, wofür wir leben möchten. Deine Sehnsucht liebt die Stille, die Dunkelheit, das Fühlen und die Leere. Möge deine Adventszeit segensreich sein!

Freitag, 9. Dezember 2022

Anfang und Ende!


Im Flur meiner Eltern hängt seit meiner Kindheit der Teil eines Gedichtes zum neuen Jahr von Eduard Mörike. Dort heißt es im Schlussvers: 

Herr, dir in die Hände
sei Anfang und Ende,
sei alles gelegt!

Jedes Leben hat einen Anfang und ein Ende. Alles Irdische ist dadurch gekennzeichnet, dass es begrenzt ist. Auch sehr stabile Häuser fallen irgendwann zusammen. Zwar stehen die Pyramiden in Ägypten schon seit einigen Tausend Jahren, aber irgendwann standen sie noch nicht und der Zahn der Zeit nagt unaufhörlich daran. Es mag noch viele viele Jahrtausende dauern, bis sie wieder zerfallen. Aber sie werden zerfallen. Mir fällt nichts ein auf dieser Welt, das keinen Anfang und kein Ende hat.
Eudard Mörike schafft in seinem Gedicht jedoch eine Erweiterung: Anfang und Ende legt er in die Hände Gottes. Damit deutet er an, dass es noch etwas gibt, das über den Anfang und das Ende hinausgeht.
Anfang und Ende gehören zu den begrenzenden Zeiterfahrungen der irdischen Existenz. Leben geschieht immer in einem Zeitraum von Anfang bis Ende. Das sind die Grenzmarkierungen. Aber es gibt eine Dimension, die nicht dieser Beschränkung unterliegt. Unser Bewusstsein kann "Zeitempfindungen" überwinden. Ich kann mich jenseits von Zeit und Raum denken. Menschen mit einer Nahtoderfahrung erzählen davon, wie im Bruchteil einer Sekunde das ganze Leben wie ein Film noch einmal abläuft.
Wir Menschen sind in unserem zeitlichen Empfinden von Begrenzungen, Tod und Ende noch einmal aufgehoben in etwas jenseits von Zeit. Darin liegt eine sehr befreiende Botschaft. Auch und jenseits von Tod und Ende bekommst du noch neue Möglichkeiten. Du bist bildlich gesprochen ein begrenzter Teil in Gottes unbegrenzter Hand.
Wir denken uns "anfänglich" und "endlich" und zugleich können wir uns "ewig" denken. Wie verändert sich dein Leben wenn du das praktisch umsetzt? Wie verändert sich dadurch dein Denken und deine Haltung?
Wenn du dich zeitlich begrenzt erlebst dann bist du im ständigen Mangel alles hier und jetzt noch erleben zu müssen. Die Zeit ist knapp und du hast noch viel zu tun. Wenn du im "Ewigkeitsbewusstsein" bist, dann hört die Hektik auf! Du kannst, aber du musst nicht mehr! Eduard Mörike noch einmal zur Erinnerung: "Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt." Es geht also neben dem Bedenken von Zeit und Ewigkeit noch darum etwas zu tun. Das "Ablegen"! Es geht darum loszulassen, nicht festzuhalten! Wenn ich dem Ewigen das gebe, was ihm eh gehört, dann hört der Kampf auf, unbedingt etwas festzuhalten, was du sowieso nicht festhalten kannst. Kannst du deinen Mann festhalten? Deine Kinder? Deine Gesundheit? Dein Geld? Halte mal mit deinen Händen über einen Zeitraum viele Dinge fest. Du wirst verkrampfen, die Kraft wird dich verlassen und vor allem - du wirst die Dinge nicht mehr genießen können. Wenn du den Geliebten festhältst und nicht loslässt verwandelt er sich in ein Monstrum oder eine Schaufensterpuppe. Im Loslassen der Dinge gewinnst du die Freiheit, damit Erfahrungen zu machen und danach "Danke" zu sagen.
Ob wir "Ja" sagen können zu unserem Leben hängt genau davon ab, ob wir loslassen können. Ohne Angst zu verlieren; nur im Vertrauen, dass schon gut für mich gesorgt ist. In der Übereinstimmung von Atem holen und Atem lassen. In diesem Sinne wünsche ich dir einen ausgewogenen Rhythmus!
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Donnerstag, 8. Dezember 2022

Manches Ende wird ein neuer Anfang.

Manchmal gestalte ich eine Abschiedsfeier für einen Verstorbenen und sehe mit den Angehörigen auf das Ende dieses Lebens. Da geht etwas zu Ende. Für manches gibt es keine Fortsetzung in gleicher Weise. Eine Fernsehserie geht zu Ende. Ein altes Gleis. Ein Arbeitstag und ein Arbeitsleben.
Eigentlich wäre das ja völlig neutral. Ich könnte sagen: Na und? So ist das halt. Logisch! Alles hat ein Ende. Grundlage dieser Welt.
Ich denke an das Ende und mir wird bewusst, dass ich dann etwas oder jemanden nicht mehr habe! Ich verliere etwas. Und das macht mich traurig, wütend oder ängstlich. Und erfüllt mich mit Schmerz. Diese Gefühle möchte ich nicht. Und wenn ich kann, vermeide ich sie. Ich zögere das Ende hinaus. Ich verlängere noch einmal. Ein weiterer Arbeitstag. Noch eine Schleife mit den medizinischen Geräten. Vor dem Abschied noch einmal umarmen und sich dann noch einmal umdrehen und zum Schluss noch einmal winken und in der Ferne noch einmal hupen.
Während ich mich noch im Abschiedsschmerz befinde bahnt sich jedoch schon ein neuer Anfang. Es gibt kein Vakuum! Am Ende des Bahngleises beginnt irgend etwas neues. Eine Straße oder ein Feld oder eine Weide! An meinem letzten Arbeitstag bahnt sich schon der Weg für den ersten Tag "ohne Arbeit". Aber es ist kein Tag "ohne". Es wird etwas alternativ geschehen. Und sei es, dass ich "nur" herumsitze. Es gibt kein Vakuum - also ein "Nichts".
Ich kann mich am Ende von etwas also in den Schmerz hineinbegeben oder mir ins Bewusstsein rufen, dass da jetzt etwas neues anfängt. Der Anfang von etwas kann Angst machen. Aber vielleicht auch Freude oder Spannung, oder...
Es gibt das Ende von etwas, das zugleich der Anfang von etwas ist. Wenn ich damit einverstanden bin, kann ich mich da hinein entspannen. Ich sperre mich nicht gegen das Grundgesetz des irdischen Lebens. Es ist wie bei einem Ballspiel. Du nimmst den Ball auf und gibst in weiter. Bei dir ist nur eine Durchgangsstation. Wenn du den Ball festhältst ist das Spiel vorbei. Du empfängst und gibst weiter. Wie die Liebe. Du empfängst und schenkst. Du folgst einem Rhythmus. Anfang und Ende und wieder ein Anfang. Nichts als ein Rhythmus. Du atmest ein und du atmest aus und gibst dein Einverständnis.
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Mittwoch, 7. Dezember 2022

Pflücke den Tag!


"Carpe diem!" Diesen Satz habe ich bislang so verstanden:

Nutze den Tag! 

Die Zeit ist kostbar!
Handle nicht unüberlegt!
Mach keine überflüssigen Dinge!
Wer weiß, ob du morgen noch lebst!
Was du heute kannst besorgen...
Morgenstund hat Gold im Mund...

Immer geht es darum, möglichst viel hineinzupacken. Jeden Zeitraum auszunutzen. Die Vorstellung ist mir nicht sehr sympathisch.
Jetzt habe ich eine andere Übersetzung gehört.

Pflücke den Tag!

Der Tag ist wie eine Blume!
Lebendig!
Farbig!
Duftend!
Freude auslösend!
Bejahend!
Zustimmend!
Ein Geschenk!
Du darfst!

"Nutzt" du noch oder "pflückst" du schon? Stell dir vor, dass du diese Welt und diesen Körper verlässt. Wirst du dann auch noch "nutzen" in der Dimension der Zeitlosigkeit? Pflücken wirst du ganz bestimmt - das Leben, die Liebe, die Freude...

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Dienstag, 6. Dezember 2022

Wenn das Leben eine Tür schließt, dann öffne sie wieder. Es ist eine Tür. Türen kann man öffnen.

Stell dir vor, dass du dich beworben hast. Du bist eingeladen zu einem Vorstellungsgespräch und bekommst hinterher eine Absage. Dann schließt sich in diesem Augenblick eine Tür für dich. Diese Stelle hat jetzt jemand anders bekommen und du nicht. Mein Postkartenspruch sagt jetzt: "Wenn das Leben eine Tür schließt, dann öffne sie wieder. Es ist eine Tür. Türen kann man öffnen."
Kann ich jetzt einfach die Stelle antreten, obwohl ich abgelehnt wurde? Ich kann die Tür ja einfach öffnen. Ist ja nur eine Tür! Ich denke, so ist das nicht gemeint. Wenn ich eine Möglichkeit verpasst habe, dann kann sich schnell Resignation in mir ausbreiten. Ich kann so hoffnungslos werden, dass ich nicht einmal mehr eine Türklinke drücke nach dem Motto: Ist eh verschlossen! Für mich! Keine Chance!
Wie könnte der Umgang mit einer Absage anders ausgehen? Wie kann ich die Chance für mich nutzen und die Türklinke drücken, so dass sich etwas für mich öffnet? Ich kann aus der Absage lernen. Ich kann schauen, was war denn der genaue Grund. Wo kann ich mich verbessern. Die Absage kann meine Widerstandskraft stärken nach dem Motto: Jetzt erst recht! Ich kann trotzdem mit dem Arbeitgeber in Verbindung bleiben und mich für das nette Vorstellungsgespräch bedanken.
Es geht also darum, dass ich die Türen nicht als etwas Absolutes betrachte. Türen sind nur relativ verschlossen. Wenn sie sich absolut verschließen, dann muss man sie zumauern.
Solange eine Tür eine Tür ist, kann ich sie öffnen. Wenn ich in Möglichkeiten denke, öffnet sich ein Weg. Sonst gibt es eine Sackgasse. Der Spruch möchte dir helfen, aus einem Sackgassendenken auszusteigen.
Und das erlebe ich in meinem Umfeld häufig: So eine Art Sackgassenbewusstsein. "Da ist nichts mehr zu machen!" "Da geht nichts mehr!" Ja, das stimmt, manche Türen kann ich nicht mehr öffnen, wenn sie sich schließen, aber ich finde trotzdem noch eine Möglichkeit, so lange ich lebe. Es geht schließlich auch nicht um die Tür, sondern um den Raum hinter der Tür und meine Absicht, irgendwo hin zu gelangen. Der nächste kleine Schritt, der mir einfällt, ist die nächste Tür, die ich öffne.
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Montag, 5. Dezember 2022

Gestern war hier noch aufgeräumt. Schade, dass du es verpasst hast.

Das Leben besteht darin, ständig das Chaos zu bändigen und zu sortieren. Ich putze und räume auf und beschaue mir die wunderbare Ordnung. Nur einen winzigen Augenblick später brauche ich ein Küchenmesser und lege es mal eben ab. Später werde ich es wieder einräumen. Dann kommt noch eine Tasse dazu und ein Schneidebrett. Nur noch ein paar kleine Krümel von dem Brot und schon sehe ich den Anfang vom neuen Chaos.
Der Zustand völliger Aufräumung hält nur kurz an. Ich könnte ja mal so ein Zimmer total aufräumen und dann abschließen. Nichts wieder anrühren. Nur ab und zu aufschließen und die Aufräumung genießen. Es würde sich zwar der Staub sammeln. Aber Staub macht keine Unordnung. Es senkt sich Schicht um Schicht auf die Ruhe. Ich könnte wegen der wunderbaren Ordnung noch ein zweites Zimmer so aufräumen und ein drittes und das ganze Haus. Ich würde das Haus nicht mehr benutzen. Ich könnte in ein Zelt ziehen. Da gibt es wenig Platz und weniger Möglichkeiten für Chaos. Ich würde dann ab und zu in mein Haus gehen, dort vorsichtig herumschleichen und nichts anrühren. Ich hätte auf ewig und überall alles aufgeräumt. Niemand, der mich besucht, würde es verpassen. Gestern war ich schon aufgeräumt und heute ist es noch immer so. Leider ist mein Zelt zu klein und darum kann ich dich hier ins Haus nicht einladen. Es würde doch schnell wieder unaufgeräumt sein.
Ich kann auch sagen: Das Haus wäre tot. Das Leben verschwunden. Wer lebt, macht Unordnung. Grundsätzlich. Geht gar nicht anders.
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Samstag, 3. Dezember 2022

Man bringe mir eine Tür. Ich möchte gehen.


Manchmal sitze ich fest. Eine Konferenz oder Besprechung wird einfach nicht fertig. Noch ein Gedanke. Noch ein Tagesordnungspunkt. Noch jemand will etwas sagen.
Oder ich bin Gast bei einer Veranstaltung: Es ist langweilig. Es gibt nichts zu essen, was mich verlockt. Ich habe keine Lust oder bin sonst wie schräg drauf.
Oder ich sitze und habe keine Kraft mehr. Der Akku ist leer. Oder ich bin satt und zufrieden. Ich könnte mich jetzt zurücklegen und einschlafen. Ich bin so müde, dass ich eigentlich nicht mehr aufstehen möchte.
Also, manchmal nehme ich einfach ein Ende wahr und ich bekomme nicht die Kurve. Aus welchen Gründen auch immer. Dann wünsche ich mir einfach eine Tür, die für mich das Aufstehen und Gehen erleichtert. Dann muss ich einfach nichts mehr tun. Leider funktioniert das Leben so nicht. Dir Türen öffnen sich. Aber ich muss da durchlaufen. Ich muss aufstehen und ich muss eine Entscheidung treffen. Ich kann warten bis die Tür kommt, aber sie wird nicht kommen.
Ich kann warten, bis die langweilige Veranstaltung vorbei ist. Ich kann aushalten, mich in Geduld üben und voll passiv sein. Ich kann aber auch einfach aufstehen und gehen. Genug ist genug!
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Freitag, 2. Dezember 2022

Bist du depressiv oder umgeben von Menschen, die dir nicht gut tun?

Wenn du dir selbst Depressionen oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist.

Zu mir kam eine Frau mit der ärztlichen Diagnose einer Depression.
Sie war ratlos. Sie kam sich so ohnmächtig und hilflos vor.
Dann haben wir uns unterhalten über das Leben und die Arbeit und die Familie.
Sie erzählte von ihrem Mann.
Der war auch nicht zufrieden mit ihr. Sie würde nichts für sich tun. Sich nicht mehr schick machen. Die Figur vernachlässigen. So schlecht gelaunt sein.
Ihr Mann würde ständig Vorschläge machen und Veränderungen einfordern. Und es sei so schwer, ihn zufriedenzustellen.
Aber jetzt hatte sie ja eine Diagnose: Depression! Ich kam wirklich auf eine völlig andere Idee. Wenn ich einen Mann an meiner Seite hätte, der mich ständig kritisieren würde und das über Jahre. Wie würde es mir dann gehen?
Ich habe nicht gefragt, aber ich hätte fragen sollen: "Leben Sie mit einem Arschloch zusammen?" Gedacht hatte ich es.
Allein die Vorstellung, dass ich von lauter Arschlöchern umgeben bin befreit mich schlagartig von jeder Depression. Bei einer Depression bestrafe ich mich letztlich selbst und hocke da in meinem Abgrund. Wenn ich sauer bin auf die Welt um mich herum, dann komme ich in die Tat.
Wenn du also so einen Anflug von Depression hast, dann schau doch mal, ob da nicht gerade ein kleines Arschloch in der Nähe ist. ;-)
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Donnerstag, 1. Dezember 2022

Sich selbst neu erleben!



Geht es dir auch so eigenartig in diesen Tagen? Über den Corona Virus möchte ich mir keine Gedanken machen, aber über die Begleitumstände und was das so mit mir macht. Dabei kommt mir das alles noch so unwirklich vor. Plötzlich haben sich die gewohnten Strukturen aufgelöst. Nichts mehr läuft wie bisher. Ein ganzes Land in der Krise.
Ich kenne solche Phasen aus dem eigenen engen ganz persönlichen Leben. Da gibt es diese Ungleichzeitigkeit. Die Welt um mich herum dreht sich mit großer Normalität weiter. Sie unterstützen mich in meiner Krise, befinden sich selber aber nicht darin. Mein eigenes Leben stockt und ich muss schauen, wie es für mich weitergeht. Und jetzt befinden sich fast über Nacht alle Menschen weltweit in der Krise. Alles verändert sich vorübergehend für alle. Eigentlich sind die meisten von uns noch in Sicherheit. Wir haben ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Aber es fühlt sich trotzdem ungemütlich und ungesichert an. Niemand weiß, was noch kommt und ob sich alles verschlimmern wird.
Ich bin noch dabei, mich innerlich und äußerlich zu sortieren. Dass ich nicht mehr jeden Tag mit dem Zug oder Auto zur Arbeit fahre. Dass es jeden Tag neue Regeln beim Einkaufen gibt. Dass ich bestimmte Produkte nicht mehr bekomme und dass wir uns alle auf Abstand begegnen und nicht mehr umarmen. Ich berate am Telefon oder per Skype und sitze viele Stunden vor dem Rechner und erlebe, wie die Technik mal funktioniert und mal auch nicht. Alle wollen auf einmal in diese Onlinetools hinein und verlangsamen den Datenverkehr.
Und dann dieser Abstand. Nur noch die wenigen ganz engen Familienmitglieder bleiben nahe. Der Körperkontakt reduziert sich auf ganz wenige Menschen. Das gab es noch nie. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Erwachsene Großmütter winken ihren erwachsenen Kindern und Enkelkindern zu und fallen sich nicht vor Freude in die Arme.
Wir sind andere Zustände gewohnt. Es gibt ja diese Grippetage, dann fühlt es sich ähnlich an. Jetzt sind wir wie in einer Grippe aber ohne Symptome. Mit der Perspektive von ein paar Wochen oder auf unbestimmte Zeit.
Können wir das überhaupt gut verkraften? Wo wir Menschen doch soziale Wesen sind? Uns gegenseitig brauchen? Wir sind doch eine weltweite Familie und können ohne einander gar nicht überleben. Allein auf uns gestellt würden wir vor Einsamkeit und Kummer sterben.
Klar, wir sehen uns auf der Straße und beim Einkaufen und winken uns zu. Halten einen Abstand von zwei Metern und machen so möglich, was noch möglich ist. Während es aber bis vor zwei Wochen noch eine wichtige Lebenserkenntnis von mir war, dass wir einander brauchen, wird es jetzt auf einmal hautnah spürbar. Es wandert vom Kopf in den Körper.
Ich nehme auch die Menschen wahr, die als Single alleine leben. Bislang konnten sie sich regulieren über viele Außenkontakte. Die sich jetzt anstrengen müssen über Telefon im Kontakt zu bleiben. Noch sind wir alle damit beschäftigt, uns zu organisieren. Wie mache ich die Einkäufe. Gehe ich zur Arbeit und wenn ja, wie erledige ich meinen Job. Das kostet Zeit und Energie. Dann aber ist irgendwann alles erledigt und es gibt eine Art Krisenalltag. Ich gehe einkaufen und weiß, dass es länger dauert. Dass ich Menschen mit Mundschutz begegne und mir selber anschließend die Hände wasche, weil ich den Einkaufswagen geschoben habe. Das wird nach und nach selbstverständlich und manches werde ich vielleicht auch nach der Corona Virus Krise beibehalten, weil es so besser ist.
Was jedoch, wenn ich mich organsiert habe und wieder so eine Art Sicherheitsgefühl bekomme. Ich behalte mein Dach über dem Kopf. Ich kann noch genug Nahrungsmittel einkaufen und werde somit nicht verhungern. Alles ist provisorisch organsiert und es gibt halbwegs akzeptable Alltagslösungen. Was dann?
Was dann, wenn ich am Abend auf meinem Sofa sitze und mir dieses neue Leben mit Corona vor Augen halte und vergleiche mit dem Leben davor. Ich glaube, dass ich da ans Nachdenken komme und dass sich plötzlich ohne große Anstrengung die Wichtigkeiten verschieben. Das Hamsterrad kommt einfach zum Erliegen. Alles, was vorher so viel Bedeutung hatte, versinkt in die Bedeutungslosigkeit. Vielleicht bin ich Mitglied in einem Verein und habe Verantwortung übernommen. Plötzlich fallen alle Treffen weg und ich habe sehr viel Zeit. Und ich komme auf den Gedanken, dass dieser Freiraum auch seine guten Seiten hat. Viele Aufgaben im Verein waren nur zeitraubend und wurden im Laufe der Jahre immer weniger sinnvoll.
Bei der Arbeit bin ich davon ausgegangen, dass ich unbedingt zu meiner Arbeitsstelle fahren muss. Dort befindet sich doch mein Arbeitsplatz und ich gehöre zu einem Kreis von Kolleginnen und Kollegen. Plötzlich höre ich sie nur noch per Telefon und merke, wie viel Zeit ich mit kleinen Schwätzchen am Tag verbracht habe. Und wie ich diese Gespräche auch vermisse. Ich komme vielleicht zu der Erkenntnis, dass ich die Arbeit eigentlich langweilig finde, aber den Kontakt mit den Kollegen besonders mag. Dass ich nur deshalb arbeite, um mit netten Menschen zusammen zu sein.
Auf einmal verbringe ich viel mehr Zeit mit meiner Familie. Manche finden das wunderbar. Mit den liebsten Menschen mehr Zeit zu verbringen. Nach wenigen Tagen fangen die Beziehungen an zu kriseln. Zu viel Nähe ist auch nicht gut. Es fehlen die autonomen Freiräume.
Und Rollen verändern sich. Ich kenne einige Mütter, die inzwischen zur Lehrerin geworden sind. Mutter und Lehrerin in einer Person. Für die Kinder ist das manchmal eine echte Katastrophe. Für die Mütter auch. Alle könnten sich entspannen und mal ein paar Wochen alles schleifen lassen. Wenn da nicht der Druck wäre. Die Schulpläne müssen eingehalten werden. Wenn da nicht die Angst vor der Zeit nach der Krise wäre. „Mein Kind verliert den Anschluss.“  Dabei könnten unsere Kinder etwas anderes lernen. Etwas, was die Schule nicht bietet. Sie können lernen, Krisen zu meistern. Den Wert von Geborgenheit und Sicherheit spüren. Kreativität entdecken, wenn die Räume im Außen sich reduzieren.
Es gibt neue Möglichkeiten als Familie zusammen zu sein. Heute leben wir ja so getrennt voneinander. Schon die Kinder lernen, dass jeder in seinem eigenen Raum lebt. Die Eltern am Arbeitsplatz, die Kinder in Kita und Schule. Wie war das wohl früher, als alle alles gemeinsam machten. Oder jeder machte etwas anderes aber alle in räumlicher Nähe. Wenn jeder Tag wie Samstag oder Sonntag wird. Der Alltag und der Sonntag verschwimmen ineinander. Arbeit und Freizeit verlieren auch ihre klaren Konturen. In der letzten Woche wusste ich nicht mehr, wie viele Stunden ich genau für meine Firma gearbeitet habe. Wie schreibe ich das eigentlich auf?
Jeder von uns macht im Augenblick neue Erfahrungen. Das führt zu neuen Gedanken und vielleicht auch Veränderungen für die Zeit nach der Corona Krise. Das ist mal eine echte Fastenzeit. Keine, die wir künstlich herbeiführen müssen. Die äußerlichen Veränderungen bieten genug Stoff, das eigene Leben zu bedenken und zu überprüfen, wie ich es gestalten möchte. Plötzlich gehen Dinge ganz leicht, die vorher unmöglich waren.
Eigentlich wollten wir über Ostern auf die Kanaren verreisen. Alles haben wir storniert oder wurde gestrichen. Unter „normalen“ Umständen hätte ich das nicht akzeptiert. Ich wäre ärgerlich und würde darauf bestehen, verreisen zu wollen. Ich brauche doch die Erholung, die Sonne und die Wärme. Jetzt werden wie uns zwei Wochen anders erholen. Das wird auch gehen. Ganz leicht. Ich spüre keinen Ärger. Ich bin dankbar, dass ich leben darf und dass ich nicht allein auf dieser Welt bin. Ich bin mir bewusst, dass wir als Menschen alle zusammengehören. Und dass wir die Krise viel leichter hinbekommen, wenn wir zusammenhalten und uns verbinden. Das gibt auch ein besseres Lebensgefühl. Du bist da und ich auch und wir können teilen. Gedanken, Gefühle, Erlebnisse und Dinge des täglichen Bedarfes. Ich wünsche dir, dass du diese Zeit gut für dich nutzen kannst und dich in allem reich gesegnet fühlst.