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Mittwoch, 30. November 2022

Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling. (Laotse)

Eine Einladung im Angesicht von bedrohlichen Ereignissen! In der Wahrnehmung der Raupe erleben wir das Ende der Welt. Die Raupe lebt in dem Bewusstsein, dass sie ihr Leben beendet mit dem Einpuppen. Sie kann in der Raupenexistenz nicht wahrnehmen, dass sie eigentlich ein Schmetterling ist.
Ich kann jede Krise sehen als den Zeitpunkt der Verpuppung. Ich verpuppe mich heute und wache morgen als Schmetterling auf. Ich bin also eigentlich ein verborgener Schmetterling. Worin besteht der Unterschied, wenn ich mich als Raupe wahrnehme oder als Schmetterling? Wie werde ich mich fühlen und wie nehme ich die Welt wahr in dem Einen oder in dem Anderen? Als Schmetterling werde ich ich mich leicht fühlen und in die Zukunft fliegen und schweben. Ich werde Blumen erobern und Welten erkunden. Ich werde mich satt trinken an Farben und Düften. Ich werde meine enge Welt verlassen und mich auf das Abenteuer Leben einlassen. Und heute am Tag der Krise entscheide ich mich dafür. Ich entscheide mich dafür, auf jeden Fall ein Schmetterling zu sein. Nur noch einmal schlafen und ich breche die Verpuppung auf. Zugleich warte ich nicht bis morgen. Auch wenn ich noch eine Puppe bin, lebe ich im Bewusstsein eines Schmetterlings.Mögest du mit Leichtigkeit in den Tag und in die Nacht gehen. Dich verpuppen und wieder aufwachen. Du bist ein göttlicher Schmetterling in einmaligen Farben und Formen.
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Dienstag, 29. November 2022

Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende. (persische Weisheit)

Ist doch logisch oder? Das weiß jedes Kind, dass jede dunkle Nacht ein helles Ende hat. Nach jeder Nacht kommt ein neuer Morgen. Diese Erfahrung macht jeder Mensch seit Beginn des Lebens. Diese Erfahrung teilt die ganze Menschheit. Vielleicht bildet eine Sonnenfinsternis und ein Vulkanausbruch eine Ausnahme. Aber generell gilt dieser Satz.
Eigentlich geht es bei dieser persischen Weisheit um die Erfahrung, dass auch in einer ausweglosen Situation immer noch etwas möglich ist. Oder in einer Lebenskrise immer noch ein Fünkchen Hoffnung sein kann. Der Mensch in der Dunkelheit und mitten in der Krise kann leider das Licht nicht mehr wahrnehmen. Für ihn ist es ewige Nacht. Es gibt keinen neuen Morgen.
Für diesen Menschen hilft dann die Erinnerung. "Erinnerst du dich daran? Es war mal besser und es wird auch wieder besser werden." Aber Vorsicht mit einer solchen Ermutigung. Das kann schnell nach rückwärts gehen. Die dunkle Nacht muss man schon auch mal aushalten. Zugleich möchte ich noch die Perspektive erweitern. Dass es hell wird steht außer Frage, es ist nur die Frage wann. Wenn du in der Krise bist kannst du sagen: "Das ist das Ende!" Du kannst aber auch sagen: "Diese Dunkelheit ist der Anfang von etwas, das ins Helle führt!" Du entscheidest, welche Perspektive du einnimmst. Machst du dich fest in der Dunkelheit oder schaust du auf das, was neu kommt.
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Montag, 28. November 2022

Seit ich mich auf das Nichts eingestellt habe fehlt mir nichts. (Johannes vom Kreuz)

Ich stelle mich auf das Mittagessen ein, das vor mir liegt und erwarte etwas, das mir schmeckt: einen köstlichen Salat, frisches Gemüse und einen cremigen Quark.
Ich stelle mich auf eine Geburtstagsfeier ein mit einer fröhlichen Gastgeberin, einem leckeren Essen, einer angenehmen Hintergrundmusik und lockeren Plaudereien mit netten Menschen.
Ich stelle mich ein auf einen entspannten Arbeitstag mit einem guten Maß an sinnvollen Aufgaben, einer kleinen Kaffeepause und gut gelaunten Arbeitskollegen.
Ich habe Erwartungen an das Leben. Ich wünsche mir vieles. Dafür bin ich ja auf diese Welt gekommen. Ich liebe die Fülle und die tollen Möglichkeiten. Ein wenig Paradies könnte es schon sein und lieber sogar noch ein wenig mehr vom Paradies als der Durchschnitt.
Doch wie gehe ich dann um mit den Enttäuschungen? Der Salat war nicht mehr frisch, das Gemüse verkocht, die Geburtstagsfeier langweilig, der Arbeitstag anstrengend! Wenig Paradies und mehr Hölle!
Jetzt teilt der mittlealterliche Mystiker und Theologe Johannes vom Kreuz mit mir seine Erfahrung: "Seit ich mich auf das Nichts eingestellt habe, fehlt mir nichts." Betörend logisch und herausfordernd zugleich. Ich kenne die kastilische Landschaft in der der Mystiker lebte. Karg und öde! Wer als Ordensmensch eh nichts besitzt in einer armseligen Landschaft mag sich gut arrangieren mit dem "Nichts".
Es bleibt der Stachel der unerfüllten Erwartungen und Wünsche. Ich formuliere den Vers des Johannes für mich stimmiger um dann heißt er: "Seit ich alles willkommen heiße, was Ist und mir entgegenkommt, sind die Wünsche verschwunden." Mit dieser Haltung fehlt mir auch nichts mehr.
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Samstag, 26. November 2022

Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert!


Manchmal geht mir das Meckern und Nörgeln auf die Nerven. Die Welt ist wie sie ist. Mein Meckern entlastet vielleicht meine Seele, aber sie verändert im Außen nichts. Der Welt ist es egal wie ich sie denke. Ich kann mich entlasten indem ich meckere oder ich kann mich entlasten indem ich etwas mache oder etwas anders denke.
Ich kann denken, dass es nicht so schlimm ist wie es sich anfühlt. Ich kann denken, dass es auch die guten Seiten des Schlechten gibt. Ich kann denken, dass die Welt voller Ausnahmen ist. Ich kann denken, dass es bald auch wieder etwas Schönes gibt. Ich kann die Macht der Gedanken für mich nutzen damit ich nicht in eine negative Meckerenergie abrutsche.
Ich kann auch etwas machen. Wenn ich über etwas meckere was mir nicht gefällt gibt es bestimmt einen kleinen Teil, den ich verändern kann. Ich kann jemandem einen Brief schreiben. Ich kann einen Veränderungsplan entwerfen und einen ersten Schritt für die Umsetzung machen. Ich kann andere einladen etwas Gutes in diesem Fall mit mir zu machen. Ich kann tief ein und ausatmen. Ich kann um den Block laufen.
Ich kann meckern und nörgeln. Das kann ich immer. Wenn ich damit aber die Vorstellung verbinde, dass die Welt dadurch besser wird, befinde ich mich im Irrtum. Die Meckerenergie wirkt sich eher schädlich aus. Sie macht das Schlimme manchmal noch schlimmer und vertärkt die bemeckerten Zustände. Manche brauchen aber erst genug Meckerenergie um in die Veränderung zu bekommen. Wie ist das bei dir? Meckerst du noch oder veränderst du schon?
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Freitag, 25. November 2022

Vom Umgang mit Verstörungen

Du bist mit deinem Auto unterwegs zu einem Ziel. Weil du den Weg nicht kennst hast du dein Navi eingeschaltet. Plötzlich kommst du an eine Stelle, wo der Weg versperrt ist wegen Bauarbeiten. Da gibt es einen Moment der Verstörung. Du hast das doch gar nicht geplant. Alles sollte glatt gehen. Du kommst ganz einfach von A nach B.
Du machst Urlaub und beschließt, am Abend ins Kino zu gehen. Laut Internet läuft in einem bestimmten Kino ein toller Film. Du kommst an und die Kinotür ist verschlossen. Die Lichter sind aus! Kein Hinweis warum und weshalb.
Ein Freund benimmt sich anders als gewohnt. Etwas steht nicht mehr an seinem gewohnten Platz. Immer wieder kannst du die Erfahrung machen, dass dich etwas irritiert oder gar verstört. Dein System gerät durcheinander. Ich glaube, wir Menschen haben das nicht gerne. Wir lieben unsere gewohnten Abläufe. Kaffee mit einem Löffel Zucker und nicht zwei. Eine bestimmte Sorte Brot zum Frühstück. Zu einer festen Uhrzeit irgendwo sein. Zuverlässige Öffnungszeiten bei Behörden, in Geschäften und bei Ärzten.
Auch wenn wir Verstörungen nicht mögen. Sie haben auch ihre hilfreiche Seite. Du wachst auf! Du kommst ins Hier und Jetzt. Zwar nicht sanft, aber immerhin wirst du wach und aufmerksam. Wenn du aufwachst hältst du inne. Du wirst dir deiner selbst inne. Was ist passiert? Wo bin ich? Muss ich etwas tun? Du wirst präsent, gegenwärtig.
Verstörungen und Irritationen wecken die unangenehmen Gefühle und Dämonen in dir auf. Wenn du dich mit ihnen ein wenig anfreundest geht es leichter. Jede Verstörung ist wie ein Hund, der dich anstupst, um auf sich aufmerksam zu machen. Da ist etwas, das deine Aufmerksamkeit braucht. Und du brauchst etwas, das dich aufweckt und wieder ins Leben zurückholt.

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Donnerstag, 24. November 2022

Schau der Furcht in die Augen und sie wird zwinkern. (aus Russland)

Wovor fürchtest du dich? Vor Spinnen, vor Enge, vor Menschen, vor Kritik, vor Arbeitslosigkeit, vor Armut? Die meisten Menschen haben vor irgendetwas Furcht. Wobei für mich da im Moment kein großer Unterschied besteht zwischen Furcht und Angst. Die Angst ist das Grundgefühl und die Furcht bezieht sich auf etwas Reales.
Hinzu kommt in der Regel oft die Angst davor, dass die Angst auftaucht, sozusagen eine Potenzierung dieses Gefühles. Die Furcht erscheint uns wie ein Gespenst, dem wir aus dem Weg gehen. Es wirkt bedrohlich und unsere Angst kann ins Unermessliche wachsen. Sie kann sogar lebensbedrohlich werden. Hinter den meisten Ängsten steckt die Frage nach dem Tod. Die Spinne kann beißen und ich werde vergiftet. In der Enge schnürt es mir die Luft ab und ich werde sterben. Ich werde arbeitslos, habe kein Geld mehr und muss verhungern. Menschen können mir Gewalt antun und mich töten.
Das Entscheidende dabei ist: Alles findet in meiner Phantasie statt. Ich entwickle Bilder davon. Nur selten ist die Bedrohung real. Wenn meine Furcht "nur" ein Gespenst ist, dann kann ich es mir doch einmal anschauen. Wenn du deiner Angst in die Augen schaust, was geschieht dann? Das russische Weisheitswort meint: Sie wird zwinkern! Als Kinder haben wir uns im Umgang mit dem Schrecken eingeübt. Wir haben uns versteckt und die Erwachsenen haben uns gesucht. Wenn sie uns gefunden haben, dann haben sie "Buh" gemacht, wie ein Gespenst. Als Kinder haben wir das Erschrecken gespielt und vor Furcht gejuchzt. "Schau der Furcht in die Augen und sie wird zwinkern." In der Beratung lade ich oft ein, in die Angst hineinzugehen, sie anzuschauen, sich mit ihr vertraut zu machen. Das "Zwinkern" siehst du erst, wenn du dich vertraut gemacht hast, wenn du dich traust, genau hinzuschauen.
Mir erzählte eine Freundin von der Erfahrung im Hochseilgarten. Da gab es einen Abschnitt, da musste man springen. Sie musste die Angst vor dem Abgrund überwinden. Ihr half die Einstellung: "Ich springe und wenn ich sterbe dann wars das eben. Mein Leben war schön!"
Leider gibt es keine dauerhafte Befriedung der Angst. Sie kommt auf einem anderen Weg wieder zu dir. Sie bleibt ein Teil von dir solange du lebst, eben so lange du lebst.
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Dienstag, 22. November 2022

Die inneren Werte!

In der Fußgängerzone fand ich dieses Plakat mit einer Kosmetikwerbung und dem Hinweis auf die inneren Werte. Ich kenne diese Firma bislang nicht. Sie wirbt mit Nachhaltigkeit, Fairness, Natürlichkeit. Wenn es einen Trend von billig, Chemie und wegwerfen gibt, entsteht auch ein Gegentrend.
Es kommt auf die inneren Werte an. Damit wirbt diese Firma. Ein alter Slogan. Wer spricht heute denn schon noch über innere Werte! Dabei ist doch das Äußere heute überall wichtig! Trendy sein! Spaß haben! Das Leben genießen!
Kann es sein, dass diese lockere Lebenseinstellung dem Ende entgegengeht? Wer sich ständig in den Äußerlichkeiten aufhält wird irgendwann leer werden. Die inneren Werte sind eben doch "Werte". Wertvoll! Doch über welche inneren Werte sprechen wir hier?
Gerechtigkeit? Nachhaltigkeit? Fairness? Menschlichkeit? Tierliebe? Verlässlichkeit? Hat das etwas mit Moral zu tun? Die moralischen Werte? Was findest du wertvoll, wenn du in dir selbst hineinschaust? Was findest du beschützenswert? Was möchtest du hegen und pflegen, weil es für dich wertvoll ist? Für mich ist der innere Wert keine Konserve! Alles, was ich fühle und denke! Alles, was ich erlebe und erfahre! Alles, was ich geschenkt bekomme und in mich hineinfließt sind Teile meiner inneren Werte. Ich stelle es mir eher vor wie die Schatzkammer meines Herzens. Jenseits von Moral! Aber nicht ohne! Tiefer und lebendiger.
Der Blick auf meine inneren Werte macht mir deutlich, dass ich reich gesegnet bin. Ich bin nicht arm und ich muss nichts von außen hinzufügen um reicher zu werden! Wenn du dir deines inneren Reichtums bewusst wirst, brauchst du nur noch wenig von außen. Vor allem machst du dich unabhängig von all den Produkten, die dir das Glück versprechen.
Was immer auch diese Firma an guten Produkten dir verkaufen möchte - auf einer bestimmten Ebene hast du es schon!
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Montag, 21. November 2022

Schritt zurück oder Anlauf nehmen?

Als Kind konnte ich nicht über einen Bock springen. Mein Turntrainer meinte, dass ich mehr Anlauf nehmen müsste. Ich schaute den anderen Kindern zu. Sie standen an ihrem Ausgangspunkt. Gingen in Schrittstellung. Bewegten sie vor und zurück. Aus der Rückwärtsbewegung in den Anlauf. So habe ich das wahrgenommen.
So machte ich das auch. Ich ging in Schrittstellung. Schaukelte vor und zurück. Dann ganz richtig zurück um in den Anlauf zu finden und rannte los... und stoppte vor diesem Block abrupt ab. Ich hatte wieder was falsch gemacht. Worauf kommt es an? Auf den Schritt zurück? Ordentlich Anlauf nehmen? Kann man auf eines verzichten? Bedeutet der Schritt zurück nicht eine Art Selbstausbremsung? Oder verlängere ich den Anlauf und bekomme mehr Speed? Ich habe es nicht herausbekommen. Aber etwas anders fand ich heraus.
Ich stoppte vor diesem Bock weil ich Angst hatte. Ich wollte mir nicht weh tun. Wie kommt man über den Bock ohne sich anzustoßen oder am Ende hinzufallen? Die Frage nach dem Anlauf stellt sich überhaupt nicht. Die Angst ist das große Thema. Mit vierzig Jahren bin ich das erste mal über einen Bock gesprungen. Mit Eleganz und völlig angstfrei! Wow! Was lerne ich daraus fürs Leben?
1. Manchmal lohnt es sich, nach ein paar Jahrzehnten einen neuen Anfang zu machen. Es ist nie zu spät!
2. Wenn ich am falschen Ende anfange, mein Problem anzupacken, wird es dafür keine Lösung geben. Ich kaufe ja auch keinen Hammer beim Bäcker.
3. Angst ist manchmal ein echt lebenseinschränkendes Gefühl. Ganz oft hilfreich um vor Gefahren zu warnen. Und oft auch eine Behinderung.
4. Der Bock war die Chance für mich, mich meiner Angst zu stellen. Mein Job bestand nicht darin, über den Bock zu springen, sondern die Angst zu bewältigen. Wofür Böcke gut sein können!
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Samstag, 19. November 2022

Darf ich Ihnen das "Tschüss" anbieten?

Da gibt es in den Tagen von herbstlichen Viren diese innere Unruhe. Jeder Mensch, dem ich begegne, steht erst einmal im Verdacht. Ein Virusträger? Jemand, der mich potentiell infizieren und gefährden könnte? Da kann der beste Freund zum Feind werden. Familien könnten sich spalten.
Die Angst könnte bewirken, dass wir uns vereinzeln. Sich bloß nicht anstecken lassen. Den Virus aufhalten. Verlangsamen. Von uns Menschen wird im Moment viel verlangt. Den Alltag meistern, einfach weitermachen und zugleich diesen Virus im Auge haben. Dabei ist der ja unsichtbar.
Das ist kein Löwe, der brüllt! Vielleicht reibt sich der Virus in meinem Körper schon die Hände und flüstert mir zu: "Na, spürst du schon das Kratzen im Hals? Weißt du, wer da jetzt bei dir eingezogen ist?"
Die Realität braucht Sorgfalt, kluge Köpfe und sinnvolle Strategien. Aber wir Menschen sind nicht alle so analytisch. Wir sind eben auch gefühlsgesteuert. Da gibt es die Angst vor dem unsichtbaren Feind. Und ganz schnell wittere ich überall nur noch Gefahren. Ich lade dich ein, wieder Ruhe in dein System zu bringen. Du bist nicht allein! Die Welt besteht aus vielen Freunden und ist dir wohlgesonnen.
Zugleich gibt es Menschen, Dinge und Viren, die ich nicht in meiner Nähe haben möchte. Sehr verständlich. Gibt es einen Weg, das ein weniger leichter zu nehmen? Wie wäre es mit dem Spruch, den ich gelesen habe: "Darf ich Ihnen das "Tschüss" anbieten?" Dann weiß mein Gegenüber zumindest, dass ich keinen weiteren Wert auf Nähe lege. Ich mache das höflich, bestimmt und mit einer Prise Humor. "Hallo Virus, darf ich dir auch schon einmal das "Tschüss" anbieten?"

Freitag, 18. November 2022

Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt.

Ein afrikanischer Spruch aus meinem Kalender.
Ich kenne viele Menschen, die das Gefühl haben, nicht bei sich angekommen zu sein. Immer gibt es einen Mangel. Nie ist etwas so ganz richtig. "Jetzt mache ich mehr Sport, das hat mir früher schon gut getan, aber irgendwann habe ich damit aufgehört. Vielleicht hilft es mir ja weiter." Dann kommt der Sport und es fühlt sich wieder nicht so ganz richtig an.
Manche Menschen sagen von sich, dass sie viele Umwege machen. Da ist die erste Liebe, die nicht funktioniert, dann kommt die zweite Liebe und manchmal ist die dritte Liebe dann die richtige.
Manche erlernen einen Beruf und stellen schnell fest, dass er nicht den eigenen Fähigkeiten und dem Herzenswunsch entspricht. Aber sie üben ihn aus über viele Jahre bis hin zur großen Sinnkrise.
Bei all diesen Geschichten und Erfahrungen kommt dann vielleicht der Gedanke: Wozu das alles? Warum diese ständigen Umwege? Wann komme ich endlich an mein Ziel? Wann wird alles so sein, dass ich rundum zufrieden bin?

Da sagt das afrikanische Sprichwort: Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt. Das ist doch beruhigend, nicht wahr? Ich darf Umwege machen, so viele ich will. Es ist nicht einmal ein Umweg. Das Wort "Umweg" ist nur meine persönliche Deutung. Es ist halt mein Weg, der Weg, den ich gerade gehe. Ich kann mehrmals um die ganze Erde reisen und innerlich durch tausend Welten wandern, es geht gar nicht anders, als das ich ans Ziel gelange. Ein Misslingen ist damit quasi ausgeschlossen. Egal wie lange du unterwegs bist und wohin du dich auch wendest: Du kommst irgendwann nach Hause, entweder am Ende deines Lebens, zwischendurch oder auch heute. Diese Erkenntnis schenkt dir eine unmittelbare Gelassenheit und klare Gewissheit. Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt.   
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Donnerstag, 17. November 2022

Ich dachte ich wäre verliebt, aber ich hatte nur Hunger

Eine mutige Erkenntnis!
Du siehst einen Menschen, den du nett findest.
Es zieht dich hin zu diesem Menschen.
Du möchtest die Nähe.
Du wünschst dir Zärtlichkeit.
Du möchtest gesehen werden.
Du bist voller Sehnsucht.

Du siehst einen anderen Menschen und denkst, dass du verliebt bist.
Dabei schaust du wie in einen Spiegel.
Du siehst nicht diesen anderen Menschen.
Du siehst dich selbst.
Dein Gegenüber löst nur etwas in dir aus.
Es geht nicht um diesen Menschen.
Du denkst es nur.
Weil du so sehnsüchtig bist.
Weil du im Mangel bist.
Weil dir etwas fehlst.
Weil du hungrig bist.

Hungrig nach Liebe und Zuneigung.
Dein Hunger verhindert, dass du dein Gegenüber als eigenständigen Menschen wahrnimmst.
Du siehst ja dich selbst mit deiner Bedürftigkeit.
Wenn du Glück hast, dann wachst du rechtzeitig auf.
Bevor du dein Gegenüber zum Erfüllen deiner Bedürfnisse gebrauchst.
Du stellst fest, dass keine Liebe ist, weil du gar nicht dein Gegenüber meinst.
Du meinst dich selbst.
Du spürst deinen Hunger nach Liebe.

Und?
Kannst du den aushalten?
Wo ist der Ort, an dem du deinen Hunger stillen kannst?
Andere Menschen für deine Zwecke verwenden?
Wie gekaufte Süßigkeiten, Zigaretten oder Alkohol?

Oder bist du bereit, dich mit deinem Hunger auf die Suche zu begeben nach der Quelle, die diesen Hunger stillt. Wo darfst du nehmen ohne zu stehlen? Wo bekommst du geschenkt ohne eine Gegenleistung? Es muss eine Quelle sein, die unerschöpflich und grenzenlos ist. Eine, die genug hat für jedes Geschöpf dieser Welt. Gesegnet bist du, wenn du diese Quelle gefunden hast.
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Mittwoch, 16. November 2022

Tue erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche. (Franz von Assisi)


Das Unmögliche zu schaffen ist eine große Herausforderung. Das Unmögliche zeichnet sich darin aus, dass es halt unmöglich ist - jenseits meiner Möglichkeiten. Ich kann unmöglich Frieden in Syrien schaffen. Es ist unmöglich für mich, meinen Chef auszutauschen. Ich kann mir keine anderen Eltern aussuchen. Und ich kann das Gerät, das die Lottozahlen zaubert, nicht beeinflussen. Tausende von Dingen entziehen sich meinen Möglichkeiten. Wenn ich das Unmögliche aber unbedingt will, dann renne ich da wie gegen eine Wand. Ich frustriere mich ständig selbst und gerate schnell in eine tiefe Depression.
Franz von Assisi empfiehlt mir, erst das Notwendige zu tun. Also das, was die Not wendet. Ich kann dafür sorgen, dass ich Wasser bekomme für meinen Durst. Ein Stück Brot für meinen Hunger. Eine Umarmung von einem Menschen, der mir seine Aufmerksamkeit schenkt. Wenn ich mich um das Notwendige kümmere, dann sorge ich erst einmal gut für mich. Ich sammle im übertragenen Sinne Sonnenstrahlen. Ich bewege meine Seele im Raum von Erfüllung und nicht von Mangel.
Allein darin liegt das große Geheimnis: Ich frustriere mich nicht angesichts der Unmöglichkeiten, sondern ich beginne mit dem, wo ich beginnen kann.
Wenn ich einmal angefangen habe, mich um das Notwendige zu kümmern, sehe ich die Möglichkeiten. Wenn der erste Schritt geht, dann geht irgendwo und irgendwie auch noch ein zweiter Schritt. Eben ein möglicher Schritt. Ich gehe Schritt für Schritt und Möglichkeit für Möglichkeit. Ich bewege mich immer mehr im Bereich von Leben, Liebe und Fülle. Und ohne, dass ich dafür extra arbeite eröffnet sich der Raum der Unmöglichkeit. Die Unmöglichkeit wird dir geschenkt.
Franz von Assisi zeigt mir, wie menschliches und göttliches zusammenwirken kann. Die göttlichen Seiten in mir erschaffen das Unmögliche. Sie sind aber darauf angewiesen, dass ich mit meinen menschlichen Möglichkeiten arbeite. Ich kann mich nicht einfach resigniert hinsetzen und warten, dass das Wunder geschieht. Das Wunder zeigt sich oder auch nicht im Gehen meines Weges. Wie bei einer Wanderung gehst du um eine Biege und es öffnet sich ein neuer Blick. Wenn du das Notwendige zuerst tust, hast du schon alles gemacht. Die Not ist vorüber. Du kannst aufatmen und gelassen weitergehen. Für heute wünsche ich dir viel Wunder und die Freude und die Kraft für die notwendenden Schritte.
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Dienstag, 15. November 2022

Mögest du bei jedem Erwachen eine Stimme hören, die zu dir spricht: Heute wird dir was gutes widerfahren. (irischer Segen)


Du wachst auf und dir wird bewusst, dass heute dein Geburtstag ist. Du wirst Anrufe bekommen von Menschen, die dir Glück wünschen. Du wirst in der Post schöne Karten und Briefe finden von Menschen, die an dich gedacht haben. Es wird im Laufe des Tages mehrfach an der Tür klingeln und Freunde werden dich besuchen mit einem Geschenk in der Hand und Freude in den Augen. Du wachst also auf in dem klaren Wissen: Irgendjemand denkt heute an dich und schenkt dir seine Aufmerksamkeit und Liebe. Wenn du Geburtstag hast gehst du davon aus, dass das geschehen wird.
Es ist ein ganz normaler Tag. Du hast keinen Geburtstag und nichts Besonderes liegt an. Kein Jubiläum, kein Fest, ganz normaler Alltag. Wie viele dieser Tage gibt es in deinem Leben? Tage, an denen nichts geschieht außer eben Alltag? Du wachst am Morgen auf und gehst einfach hinein in deinen Tag ohne Wünsche oder positive Erwartungen. Du stehst auf weil der Wecker klingelt und deine Arbeit dich ruft. Die Tiere wachen auch auf, wenn der Tag beginnt und gehen schlafen, wenn er endet – je nach tierischer Eigenart.
Jetzt stell dir vor, dass du am Morgen eine Stimme hörst, die zu dir spricht: „Heute wird dir was gutes widerfahren.“  Wie wirst du aufstehen? Wie stehst du auf im Unterschied zu den anderen Morgen? Was wird dieser Satz in dir auslösen? Freudige Erwartung? Ungeahnte Kraft und Energie? Frohe Beschwingtheit? Stell dir also vor, dass du diese Stimme hörst. Du wirst die Augen aufmachen, dein Herz öffnen, hinhören und aufmerksam sein. Während des Tages geht deine Aufmerksamkeit hin zu der Erfüllung dieses Versprechens: „Ah, da widerfährt mir etwas gutes!“ Du weißt ja nicht, was geschehen wird. Alles kann für dich gut sein! Der Bus, der pünktlich kommt und der freie Sitzplatz für dich! Der geschenkte Freiraum bei der Arbeit, weil ein Termin abgesagt wurde! Das Sonderangebot in der Modeboutique oder was auch immer.
Die Stimme spricht nicht von vielleicht oder möglicherweise. Sie ist klar und präzise: „Heute wird...“
Jetzt magst du sagen: „Ich habe leider noch nie eine solche Stimme gehört am frühen Morgen.“ „Woher sollte diese Stimme kommen?“ Ich bin schon froh, wenn ich die Augen öffnen kann und alles so einigermaßen seinen geordneten Weg geht.
Wenn du auf die Stimme von außen wartest wirst du wahrscheinlich lange warten müssen. Was hindert dich daran, selber diese Stimme zu sein? Morgen also wachst du auf und sagst dir: „So schlimm kann gar kein Tag sein, als dass da nicht zwischendurch auch einmal ein kleines Wunder geschieht. Heute entscheide ich mich dafür, alle möglichen schlimmen Ereignisse zu übersehen und mich voll und ganz auf das Wunder zu konzentrieren, das heute auf mich wartet.“

Montag, 14. November 2022

Das Leben ist nicht das, was es sein sollte. Es ist, was es ist. Die Art und Weise, damit umzugehen, macht den Unterschied. (Virginia Satir)

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann kann ich vieles entdecken, das mich an meiner Entwicklung gehindert hat. Viel Leid, körperliche Beeinträchtigungen, Konflikte, Anspannungen und Mangel. Aber das Leben ist nicht das, was es sein sollte.
Eigentlich sollte das Leben sein, dass ich genug zu essen habe und ein Dach über dem Kopf. Dass ich Fürsorge und Liebe als Kind empfange und einen Platz habe, an dem ich sicher bin und wo ich mich in meiner Freiheit entfalten kann. Eigentlich sollte das Leben ein Paradies sein. Eigentlich!
Vielleicht gibt es Menschen, die optimale Bedingungen hatten. Die Beste aller möglichen Welten. Aber das ist nicht die Regel! Wenn ich mich umschaue dann sehe ich immer wieder, dass das Leben nicht das ist, was es sein sollte. Immer fehlt etwas. Nie ist es genug.
Es ist, was es ist. Wenn ich einverstanden bin mit mir und meiner Biographie, kann sich etwas lösen, kann sich ein neuer Weg auftun. Ich könnte auf mein Recht nach heiler Kindheit beharren. Es einfordern - beim Arzt, bei der Regierung, bei den Eltern oder bei Gott. Und wenn die nicht reagieren? Wenn ich nichts bekomme? Dann sitze ich da wie ein Bettler und warte auf ein Almosen. Ich kann das machen!
Ich kann mich aber auch daran erinnern, dass ich ein Mensch bin, der zur Freiheit berufen ist. Ich kann mich dafür entscheiden, aus meiner Hypothek etwas zu machen. Ich kann etwas verwandeln, ich kann etwas befrieden, ich kann mich auf Neues einlassen. Das meint Virginia Satir, wenn sie von der Art und Weise des Umgangs mit meinen Lebensereignissen spricht. Trotz allem, was da nicht in Ordnung ist, gibt es noch Möglichkeiten, die ich ergreifen kann. Und sogar mit dem, was scheinbar nicht in Ordnung ist, kann ich noch etwas machen. Wo liegt das Geschenk in dem, was eigentlich anders sein sollte? Wo hast du dich entwickelt, obwohl die Voraussetzungen nicht optimal waren? Wenn du aufmerksam hinschaust wirst du das Wunder entdecken, was aus dir geworden ist. Auch, wenn das Leben nicht das ist, was es sein sollte. Du  hast immer eine Chance, damit umzugehen.
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Samstag, 12. November 2022

Jede Krise birgt auch eine Chance!

                                                                                              
Das Kind bekommt ein schlechtes Zeugnis und wird nicht versetzt in die nächste Klasse. Da kann man nichts machen!
Das Paar hat sich heillos zerstritten und reicht die Scheidung ein. Da kann man nichts machen.
Der Kranke liegt im Sterben und der Tod wartet vor der Tür. Da kann man nichts machen.

Klingt wie Resignation, nicht wahr. Manchmal müssen wir uns dem "Schicksal" ergeben. Das Kind hat sich alle Mühe gegeben und dennoch die erforderlichen Noten nicht geschafft. Das Ehepaar war sogar in einer Beratung und der Kranke hat lange gekämpft. Da kann man nichts machen. Es mag sein, dass das Kind nicht versetzt wird, das Paar sich trennt und der Kranke stirbt. In jeder Situation "kann man dann dennoch etwas machen".
Das Kind kann daraus eine Lektion für die Zukunft lernen und andere Wege gehen. Das Paar findet in der Krise vielleicht einen neuen Anfang. Der Kranke kann noch vor dem Tod seinen Angehörigen seine Liebe zeigen.
Die Situationen können wir manchmal nicht verändern, aber unsere innere Einstellungen. Jedes Ereignis, das uns herausfordert, gibt uns die Gelegenheit zum inneren Wachsen.

Du kannst dein Leben bejahen mit allen Facetten. Es gibt nichts zu tun.
Du kannst Ja sagen auch  zu deinen Fehlern. Dann gibt es nichts zu tun.
Du kannst dich mit dir selber aussöhnen. Dann gibt es nichts zu tun.

Da kann man nichts machen - Resignation.
Es gibt nichts zu tun - einfach im Sein sein!

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Freitag, 11. November 2022

Nimm deinen Platz ein und dehne dich aus!



Ich atme ein und ich atme aus. Im Winter zieht sich die Natur zurück und im Frühling kehrt sie wieder. In der Nacht ziehe ich mich in mein Bett zurück und kuschle mich in meine Decke ein. Ich ziehe mich zusammen, damit ich mich gut geschützt fühle. Aber am Morgen, wenn ich aufwache, dann dehne und strecke ich mich. Ich kehre ins bewusste Leben zurück.
Mein ganzes Leben kann ich verstehen als einen Wechsel von Zusammenziehen und wieder Ausdehnen. So, wie das Herz pulsiert, lebe ich dabei meinen ganz eigenen Rhythmus. Ich gehe unter die Menschen als soziales Wesen und genieße den lebenswichtigen Kontakt. Ich ziehe mich wieder zurück und bin mit mir selbst allein. Sicherlich hat jeder Mensch ganz eigene Bedürfnisse und einen unterschiedlichen Rhythmus.  
Wenn alles fließt, dann empfinde ich diesen Wechsel als ganz natürlich, sinnvoll und kraftgebend. Ich befinde mich in einer Balance von selbst gewähltem Rückzug und gewünschten sozialen Kontakten. Leider befinden wir uns Menschen nicht immer in dieser Balance. Es fühlt sich immer wieder mal unausgewogen an.
Manchmal betrete ich einen Raum und es zieht sich etwas in mir zusammen. Es wird eng und ich spüre die Kontraktionen. Zu viele Menschen, dicke oder schlechte Luft, Aggressivität, fehlendes Licht. Ich fühle mich nicht gesehen und nicht willkommen. Mein Körper signalisiert: Alarm! Schnell weg von hier!
Oder ich treffe einen Menschen, der mir sehr nahe kommt. Zu nahe. So nahe, dass mir nichts anderes übrigbleibt als mich innerlich zurückzuziehen. Auch hier habe ich wieder das Bedürfnis, möglichst schnell diesen Ort der Enge zu verlassen.
Ich beobachte auch, dass ich nicht das tue was mir gut tut, sondern das, was schädlich für mich ist. Ich gehe hinein in den Raum mit der „dicken“ Luft und halte es aus. „Stell dich nicht so an!“ lautet meine Devise. Vielleicht entspannt es sich ja noch. Vielleicht geschieht ein Wunder. Zur Not kann ich immer noch wieder gehen.
Oder ich nehme wahr, dass mir ein Mensch zu nahe kommt und ich schweige wiederum. Ich möchte ihn nicht verletzen oder zurückweisen. Ich könnte ja sagen: „Bitte geh doch einen Schritt zurück. Das ist mir zu nahe.“ Ich will ja schließlich diesen netten Menschen nicht kränken. Das Ergebnis jedoch ist, dass ich diese erdrückende Nähe aushalten und ertragen muss. Ich übergehe meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Ich stelle mich hinten an.
Das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz sieht für jeden Menschen unterschiedlich aus. Wie viel Zeit hättest du gerne für dich alleine wenn du nur für dich entscheiden dürftest. Ohne mal an deine Familie zu denken.  Aber du erlaubst es dir nicht? Aus falscher Rücksicht? Ich will ein guter Ehemann sein, eine perfekte Mutter, ein...
Vielleicht hast du aber auch von dem Rückzug zu viell. Du verbringst zu wenig Zeit in der Nähe mit denen, die du magst. Möchtest du gerne mehr und intensiveren Kontakt als dein Gegenüber? Bist du dir dessen bewusst?
Oder umgekehrt drängst du dich vielleicht unbewusst auf? Hat dir schon mal jemand gesagt: „Du, du kommst mir zu nahe. Das nimmt mir echt die Luft weg.“ Du könntest dich ja mal selber beobachten bei deinen sozialen Interaktionen.
Meine Wahrnehmung geht dahin, dass sich das nicht immer von selbst reguliert. Besser ist es, seine Wünsche und Bedürfnisse zu kommunizieren. Niemand schaut in meinen Kopf und niemand kennt die Regungen meines Herzens. Ich sorge also gut für mich und übernehme die Verantwortung für mich, auch wenn ich mal zurückgewiesen werde oder ich es für andere eng mache.
Eines steht fest: Jedes Lebewesen braucht Platz und möchte sich ausdehnen. Im Garten werden sich jetzt im Frühling die Pflanzen ausdehnen. Da gibt es die Starken und Prächtigen. Sie fragen nicht einmal, ob sie dürfen und geben keinen Kommentar dazu. Sie dehnen sich einfach aus und beanspruchen ihren Raum. Und es ist ihnen völlig egal, ob die kleinen Blümchen noch Sonne und Wasser bekommen. Viele Pflanzen finden zum Glück ihre Nische und behaupten sich trotz der Großen und Starken. Oder sie hängen sich einfach dran wie es der Efeu macht.
Bei Menschen erlebe ich das auch so. Da gibt es diejenigen, die den Raum beherrschen, wo auch immer sie auftauchen. „Platz da! Hier bin ich!“ Gehörst du auch zu den Königen und Königinnen, die einen automatischen Rechtsanspruch auf ein Weltreich haben? Oder gehörst du eher zu denen, die schauen, ob es irgendwo ein kleines Plätzchen gibt, wo es sich einigermaßen ruhig überleben lässt.
Mit der Fastenzeit verbinden viele Menschen die Vorstellung, sich zurückzunehmen. Verzichten, sich klein machen und sich beschränken heißt die Devise. Asche auf dein Haupt! Entschuldigung, dass ich da bin!
Wenn du das schon viele Jahre erfolgreich gemacht hast, dann könntest du ja mal in diesen Wochen das andere Ende des Pendels ausprobieren. Das Gegenteil sozusagen. Dehne dich aus. Nimm deine Schultern zurück und hebe den Kopf an. Schaue deine Mitmenschen auf Augenhöhe an und lächle ihnen zu. Lass alle wissen: „Hier bin ich! Ich nehme diesen Raum hier ein und genieße es!“ Geh in ein Zugabteil und besetze mal einfach deinen Nachbarsitz mit oder sogar noch die Plätze gegenüber. Warum nicht vier auf einmal? Geh durch die Fußgängerzone und lass dich nicht von den Menschenmassen beeindrucken. Da, wo du stehst, steht niemand sonst. Unter Tausenden von Menschen bist du einmalig!
Besuche eine deiner sozialen Gruppen wie Familie, Freunde oder Vereine und schaue alle strahlend an. Du bist ein König und du bist eine Königin. Die Bühne gehört dir. Du musst diese Ideen nicht praktisch umsetzen, aber du kannst sie denken und fühlen. Du wirst merken, wie ein Ruck durch deinen Körper geht. Du ziehst dich nicht zusammen. Du dehnst dich aus.
Die Ausdehnung beginnt im Herzen und im Denken. Manchmal erlebe ich es bei Ehepaaren, dass sich einer aus Rücksicht immer zurückhält. „Mein Mann ist ja so krank. Er ist so beansprucht in seinem Job.“ - „Meine Frau kann ja nicht so, wie sie will. Ihr geht alles immer so zu Herzen.“ Es ist nicht nötig, so zu denken. Das macht mein Gegenüber klein. So kommt es in der Partnerschaft schnell zu einem Oben und Unten und die Liebe auf Augenhöhe geht verloren. 
Also dehne dich aus und nimm deinen Platz ein!
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Donnerstag, 10. November 2022

Denke immer nur an die Meile, die vor dir liegt. Nicht an die Meile danach. (aus Dänemark)


Ich erlebe viele Menschen, die versuchen, die Probleme von übermorgen zu lösen. Je größer die Kontrollzone, desto stärker das Gefühl von Sicherheit. Wenn ich mich jetzt schon einstelle auf übermorgen, dann habe ich morgen keine Sorgen. Klingt logisch und sehr fürsorglich mit sich selbst, oder?
Aber wenn ich das Übermorgen vorbereite, dann lauert das Unglück vielleicht in der Zeitspanne nach dem Übermorgen. Also auch diese Meile noch bedenken und die Meile danach. Ich sollte mein Leben bis zum letzten Tag bedenken, dann bin ich total sicher, oder?

Ich wäre nur noch mit Vorbereitungen für irgendein Morgen beschäftigt. Ich würde gar nicht mehr leben! Mein Leben wäre voll ohne dass ich leben würde. Denke immer nur an die Meile, die vor dir liegt. Nicht an die Meile, die danach kommt. Händel dein Leben in überschaubaren Portionen. Die Meile, die du jetzt gerade gehst. Die Aufmerksamkeit für diesen Schritt. Für diesen Augenblick. Lebe jetzt!

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Mittwoch, 9. November 2022

Denke quer, fühle bunt und handle tanzend.

Du kannst immer geradeaus denken. Also in einer logischen Kette von A nach B. Oder von oben nach unten. Auf dem kürzesten Weg. Gut durchgeplant und organsiert. Ohne Zeitverschwendung und unter bestmöglicher Ausnutzung deiner dir zur Verfügung stehenden Lebenszeit. Ich werde dich nicht daran hindern und wir sehen uns hoffentlich wieder im Himmel. Du wirst auf mich warten müssen.

Ich denke oft quer. Weil mir bei meinen Gedanken immer etwas in die Quere kommt. Ein anderer Gedanke. Ein Mensch mit Sonderwünschen. Ein schräg sitzendes Gefühl oder irgendein Impuls. Ich kann gar nicht geradeaus denken. Mein Gedankenlenkrad schwankt immer hin und her und ich habe oft Mühe, es überhaupt zu halten. Es läuft also eher quer. Seit ich das akzeptiere geht es mir gut damit. Die Strecke wird länger aber ich bekomme auch mehr zu sehen. Manchmal finde ich beim Querdenken einen Gedanken, den ich gerne festhalte. Alle meine Impulse, die ich aufschreibe hier in diesem Blog kommen von meinem Querdenken. Der Blog würde also gar nicht existieren. Ist ja nicht effektiv. Ich verdiene kein Geld damit. Ich weiß nicht mal, wer ihn liest. Aber beim Querdenken passieren die wunderbaren unvorhersehbaren Dinge, die dem Leben Farbe geben.

Du kannst die Option in dich haben, dass du dich ab jetzt nur noch freuen möchtest. Du bestellst dir die sonnige Seite des Lebens. Deine Arbeit findest du Klasse. Fährst zu äußerst begehrenswerten Urlaubszielen. Du arbeitest daraufhin dass du mit deinem Körper rundum und total zufrieden bist. Du pflegst dich super. Du isst total gesund und befolgst alle Ratschläge, die dich gesund und glücklich machen. Freude und Glück über alles.

Das kannst du machen, wird aber nicht umsetztbar sein. Nach meiner langjährigen Erfahrung gibt es Phasen, wo ich etwas verliere und traurig bin. Wo die Dinge einfach nicht so laufen. Ich erlebe Gefühle von Ärger, Trauer, Wut, Schmerz, Ekel. Das ganze Paket von unangenehmen Gefühlen. Wenn dich den Anspruch hätte, nur noch Freude erleben zu wollen, dann wäre mein Leben arm. Ich verzichte darauf. Ich bin für Abwechslung. Ich möchte bunt fühlen. Das ganze Paket von menschlichen Möglichkeiten. Ich möchte es der Werbung unmöglich machen, dass sie mich glücklicher machen könnte. Das brauche ich nicht! Mein Leben ist mit dem Auf und Ab von Gefühlen, Ergeinissen und Gedanken ganz in Ordnung. Einverstanden: Wenn es zu unangenehm wird, muss ich es ja nicht unbedingt aushalten und kann schauen, wie ich mich entlasten kann.

Du kannst ein Werkzeug in die Hand nehmen und deine Dinge einfach machen. Anpacken, erledigen und fertig. Nicht drumherumreden und die Zeit verplempern. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Ich muss sie nur finden und umsetzen. Man kann immer an irgendeiner Stelle etwas machen. Das ist die Einstellung und das Brot von Handwerkern und sonstigen Fachmenschen.

Ich schaue mich in meinem Haus und in meinem Garten um und betrachte mein Fahrrad und sehe die vielen Aufgaben, die eine klare Umsetzung bräuchten. Ich bin nicht der, der anpackt. Ich packe an und lasse dann wieder los. Weil es nicht funktioniert. Weil ich es nicht verstehe. Weil mir etwas anderes einfällt. Weil ich mich nicht interessiere. Weil mir die Kraft fehlt. Für die Handlung fehlt es bei mir oft an den Umsetzungsmöglichkeiten. Was mache ich jetzt? Resignieren? Ich habe mich dafür entschieden, tanzend zu handeln. Das fühlt sich anders an. Einen Schritt vor und zwei zurück und dann mal zur linken Seite und dann zur rechten Seite. Und auch einmal rundherum. Durch das Tanzen bekommt meine Handlung automatisch eine gewisse Leichtigkeit. Aufgaben werden zum Spiel. Ich spiele jeden Tag an meinem Haus und am Garten und im Laufe der Jahre verwandelt sich mein Umfeld in einen lebendigen Reigen. Nichts ist perfekt! Alle Schrauben lösen sich hin und wieder einmal. Alle Dinge brauchen immer mal wieder Aufmerksamkeit. Keine Handlung hat Bestand für Jahrzehnte. Wenn ich sterbe, hinterlasse ich tausende von Provisorien. Das geht nicht anders, wenn man tanzend handelt. Da fehlt dann doch die Präzision. Aber ich bin einverstanden damit. Und das zählt.

Dienstag, 8. November 2022

"Kommst du mit?" - "Wohin?" - "Auf dumme Gedanken."

Wie geht es dir mit dem Gedanken, wenn dich jemand für dumm hält? Ich erinnere mich an die vielen schrecklichen Jahre in der Schule, wo ich Angst hatte, dem Lehrer zu antworten. Da ging es ja immer darum, wie klug oder wie dumm du als Schüler bist. Entweder liegst du bei deinen Antworten ungefähr richtig oder eher falsch. Das Damoklesschwert der Dummheit schwebte ständig über den Häuptern der Klasse. Meistens versuchte ich, mich in der Menge zu verstecken. Ging es dir ähnlich? Was meinst du, wie dich das geprägt hat! Ich kenne einige, die im Laufe der Jahre still geworden sind. Sie möchten sich nicht outen als Dummköpfe.
Noch heute merke ich bei Teamsitzungen, in Webinaren oder sonstigen Weiterbildungen die Hemmung, dass die Teilnehmenden etwas sagen. Sie könnten bewertet werden. Einen schlechten Eindruck machen. Als Dummköpfe erkannt werden. Allein, wenn man eine Frage stellt, kann man sich schon als Dummkopf zeigen. "Was für eine dumme Frage!" Manche fangen direkt auch so an: "Ich muss da mal eine dumme Frage stellen." Im Hintergrund höre ich ein jahrelanges Leiden unter einem arroganten Lehrer in der Schule.
Stell dir vor, dass der Lehrer, die Lehrerin vorne in der Klasse steht am frühen Morgen und sagt: "Kommt ihr mit?" Die Klasse reibt sich die Hände. Es gibt einen Ausflug. "Wohin?" fragen sie. Und bekommen die Antwort: "Auf dumme Gedanken." Wie wunderbar, wenn ein Raum entsteht, wo sich total dumme Gedanken entfalten können. Ein Aufatmen und ein tiefes und erlöstes Seufzen geht durch die Klasse. Niemand muss mehr klug sein. Klug sein ist sogar verboten. Die Klugheit verhindert ja schließlich die dummen Gedanken.
Dumme Gedanken könnten ja ganz herlich sein. Ausgelassene Gedanken. Gedanken, wo alle anfangen zu lachen und wo sich eine tief Entspannung ausbreitet. Es könnten absurde Bilder entsthehen, die lauter "Ahs" und "Ohs" hervorriefen. Schließlich wären alle gemeinsam auf einer Reise unterwegs. Es wäre nur ein Ausflug. Ausflüge sind erlebnisreich und führen zu neuen Erkenntnissen.
Du könntest auch für dich selbst auf die Reise gehen. Du schließt deine Augen und gehst mit dir selber mit - in das Reich der dummen Gedanken. Es könnte sein, dass du Spaß daran hast. Im Reich der dummen Gedanken wohnen die Harlekine und Clowns, Till Eulenspiegel, Münchhausen und Hans im Glück. Keine schlechte Quelle, mal auszsteigen. Im Reich der dummen Gedanken bekommst du keinen Burnout, da bin ich mir sicher. Mach also mal ein wenig Burnout Prophylaxe mit ein paar dummen Gedanken ;-).
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Montag, 7. November 2022

Verbinde dich mehr!



Wie schnell kann es geschehen, dass ich mich getrennt fühle. Dazu reicht schon ein kleiner Anlass mit großen Auswirkungen. Ich stehe zum Beispiel am Morgen auf und möchte mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren. Mein Hinterrad ist platt und ich kann nicht fahren. Und schon gibt es „trennende“ Gedankenketten. Ich mag mein Fahrrad eh nicht mehr, weil es alt ist und schwerfällig läuft. Ich verliere Zeit und muss nun ganz schnell laufen wenn ich den Zug noch bekommen möchte. Ich fühle mich unwohl in meiner Kleidung, weil ich verschwitzt im Zug sitzen werde. Ich bedaure mich jetzt schon am frühen Morgen, weil ich am Ende ja auch wieder zurücklaufen muss. Dann stellt sich mehr und mehr ein Gefühl von Trennung ein.
Ich fühle mich getrennt von meinem Fahrrad, getrennt von meinem Körper, getrennt von der Tagesenergie und getrennt von einem Wohlgefühl. Zum Glück erlebe ich solche Zustände nicht jeden Tag. Aber sie passieren immer wieder und kommen in der Regel ganz plötzlich. Da gibt es ein Ereignis, ein Gefühl oder einen Gedanken und schon befinde ich mich in einem abgetrennten Zustand.
In welchen Situationen erlebst du ähnliches? Du fühlst dich wohl und dann geschieht etwas, das dich aus deiner Mitte bringt. Ein bestimmter Tonfall deines Partners. Ein Vorwurf. Ein Missgeschick. Die Erinnerung an eine Kränkung. Du kommst mehr und mehr in ein isolierendes Gefühl. Da drüben ist die Welt und hier bin ich. Dazwischen ist ein Abgrund und eine Brücke kann ich nicht wahrnehmen. 
Zugleich ist das aber auch ein Teil unserer ganz normalen Wirklichkeit. Wir sind nun einmal kein Einheitsbrei. Eine große menschliche Masse von einem einzigen Körper. Wir sind nicht die Erde, aber ein Teil davon. Sobald das Bewusstsein meiner selbst in mir da ist, bemerke ich den Unterschied. Da gibt es das Gegenüber mehr oder weniger entfernt und das unterscheidet sich von mir.
Diese Feststellung hat noch keine Bewertung. Da bin zunächst einmal ich und dort gegenüber bist du. Wir sind zwei verschiedene Menschen, die unterschiedlich denken und fühlen. Du könntest auch nicht in mich hineinkriechen und fühlen wie sich meine Gefühle anfühlen. Ich kann das auch nicht bei dir. Ich kann mir vorstellen wie es sich anfühlt, wenn du dich freust. Weil ich ähnliche Gefühle kenne und vergleichen kann. Aber wie tief deine Freude ist wüsste ich nicht.
Ein Chinese könnte mir etwas von China erzählen und ich bekomme Bilder im Kopf von Häusern, Bergen und Bäumen. Meine Bilder werden aber nur ähnlich sein wie die Bilder meines chinesischen Freundes. Und meine Bilder werden sich eher fremd anfühlen und die inneren Bilder des Chinesen wie Heimat.
Sich von den Menschen und Dingen getrennt zu wissen ist also zunächst einmal natürlich. Die Welt besteht aus Milliarden von einzelnen Wesen. Ich bin nicht mein Fahrrad, wenn ich morgens losfahren möchte. Ich bin ich und ich besteige mein Fahrrad, das von mir ganz verschieden ist. Das Fahrrad lebt in der Fahrradwelt und ich in der Menschenwelt. Und zwischen uns gibt es einen Schnittpunkt wenn wir Zeit miteinander verbringen.
Aber was geschieht, wenn ich am Morgen vor meinem platten Reifen stehe? Dann löst das in mir ein Gefühl und einen Gedanken aus. Ich fühle mich unwohl. Ich spüre etwas, das sich wie Ärger anfühlt. Ich bedenke die Konsequenzen und den Zeitverlust und die Arbeit und die Kosten, die auf mich zukommen. Zwischen meinem Fahrrad und mir entwickelt sich ein Konglomerat von Fragen, Befürchtungen und Ärger. Es entsteht mehr und mehr ein Raum der Trennung. Das Fahrrad entfernt sich zwar nicht räumlich von mir, aber gedanklich und gefühlt.
Je weiter sich das Fahrrad entfernt, desto entfremdender können auch meine Impulse werden. Was habe ich falsch gemacht? Habe ich nicht aufgepasst? Bin ich über eine Glasscherbe gefahren? Habe ich mein Fahrrad nicht genug gepflegt? Bin ich vom Pech verfolgt? Womit habe ich das verdient!
Durch solche oder ähnliche Gedanken vergrößere ich die Entfernung zum Fahrrad immer mehr. Der Kreis der Entfremdung wird noch größer, wenn ich das platte Fahrrad als Symbol für mein ganzes Leben sehe.
Was habe ich in den letzten Wochen alles platt gemacht? Bin ich vom Wesen her unaufmerksam oder zerstörerisch? Wo verfolgt mich das Pech denn noch? Warum muss ich immer über Glasscherben fahren? Das wird ein teures Jahr! Die anderen Menschen haben viel mehr Glück und sind bevorzugt. Womit habe ich das verdient!
Auf einmal bin ich voller Fragen, die in die tiefere Trennung führen und die Antworten, die ich erhalte, lassen mich wiederum tiefer sinken in die Traurigkeit. Das nennt man dann wohl Depression.
Vielleicht denkst du, dass das mit dem Fahrrad übertrieben ist. Du machst dir da keine Gedanken oder Gefühle zu. Du reparierst einfach und dann ist alles wieder gut. So mache ich das auch - normalerweise. Aber nicht unbedingt am frühen Morgen, wenn ich losfahren möchte.
Das Fahrrad ist auch nur ein Beispiel. Schlimmer wird es ja dann, wenn es um konkrete Menschen geht, die ich mag. Du sitzt am Sonntag mit deiner Familie am Frühstückstisch und alle wollen einen Ausflug machen. Du aber nicht. Du hast eigentlich etwas vor, worauf du dich die ganze Woche schon gefreut hast. Deine Familie strahlt dich an und möchte mit dir den Ausflug machen. Was machst du? Spürst du den Stich in deinem Herzen? Oder kannst du deine Pläne sofort über den Haufen werfen und dich mitfreuen? Oder kommen dir Trennungsgedanken wie: „Schon wieder werde ich nicht gesehen mit meinen Bedürfnissen. Eigentlich möchte ich heute lieber etwas für mich machen. Ich verderbe sowieso allen die Laune wenn ich so missmutig mitfahre.“
Wenn du ehrlich bist wirst du feststellen, dass ein Tag nie so genau verläuft wie du es dir ausgedacht hast. Es kommt immer etwas dazwischen. Selten läuft es völlig reibungslos und nur zu deiner Zufriedenheit ab. Ständig ist deine Fähigkeit gefragt, spontan umzudenken. Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die das sogar mögen und für die das kein Problem ist. 
Leider bewerten wir oft die Ereignisse und machen uns das Leben dadurch schwerer als wir müssten. Außerdem befinden wir uns in einer Welt, die Trennung über alles liebt. Beim Fußball braucht es zwei Mannschaften, die gegeneinander kämpfen. Wenn du die Nachrichten anschaust hörst du nur von Skandalen, Intrigen, Verlusten und Katastrophen. Du wirst förmlich überschüttet mit Negativität. Die Welt ist korrupt und schlecht. Die Feinde lauern überall – in Russland, Syrien und in den USA. Die eigenartigen Präsidenten bekommen mehr Aufmerksamkeit als sie verdienen.
Was geschieht aber mit dir und deinem Geist, wenn du diese Negativität ungefiltert zulässt? Du wirst überschüttet mit Adrenalin und Kortisol. Lauter Hormone, die dich in einen Stresszustand versetzen. Du kommst in so eine Art Überlebensmodus. „Wie schaffe ich es, bis morgen nicht unterzugehen!“ Du kommst aus deiner Mitte und aus deinem Gleichgewicht. Du wirst anfällig für falsche Heilsversprechen, für die Werbung, die dir ein besseres Leben verspricht und für Versicherungen, die du eigentlich nicht brauchst. Du erlebst dich wie eine ängstliche Maus in einem gefährlichen Dschungel. Morgen schon bist du tot. Dir bleiben noch wenige Stunden.
Das Leben kann immer einmal wieder gefährlich werden. Ganz normal. Ich kann etwas essen, das ich nicht vertrage. Ich kann einen Verkehrsunfall haben. Ich kann arbeitslos werden oder schwer erkranken. Ich muss es mir aber nicht ständig herbeidenken. Die Welt ist voller Möglichkeiten, trennende Gefühle und Gedanken zu produzieren. Die Wirtschaft liebt das, weil sie damit ihr Geld verdient. Entweder durch Verlockungen oder durch Angst.
Sind wir Menschen also hilflos und dem Schicksal ausgeliefert? Wir befinden uns im Frieden und leben im Geiste so, als hätten wir Krieg!
Wenn wir Menschen bewusste Wesen sind, dann können wir uns entscheiden. Wir können uns dafür entscheiden, dass wir uns lieber verbinden. Ich kann in jeder noch so lebensfeindlichen Situation einen verbindenden Gedanken entwickeln oder ein verbundenes Gefühl. Das ist auf jeden Fall heilsamer für meine Seele.
Ich kann also am Morgen vor meinem platten Fahrrad stehen und mich freuen über die vielen Fahrten mit einem heilen Reifen. Ich kann planen, wie ich es lustvoll wieder ans Laufen bekomme. Ich kann überall hin einen liebenden Gedanken schicken. Wenn mein Arbeitgeber mit mir unzufrieden ist kann ich ihm dennoch einen lichtvollen Tag wünschen. Wenn ich die innere Freiheit habe!
Dazu braucht es so etwas wie eine Grundsatzentscheidung, die ich jeden Tag erneut treffe. Egal, wie viel Trennendes ich erlebe und mir begegnet – ich entscheide mich für die Verbindung. Ich kann mich sogar mit meinem „Trennungsgefühl“ verbinden. Ich spüre zum Beispiel einen inneren Ärger und habe Verständnis für mich. Es macht Sinn, ärgerlich zu sein und ich bin mit mir ganz einverstanden.
Wenn ich mich verbinde, dann sehe ich mehr die Möglichkeiten als den Mangel und die Einschränkungen. Wenn ich aber in meiner Kränkung bleibe, dann bekomme ich nichts. Ich bin gekränkt und enttäuscht und habe zusätzlich jetzt die Isolierung und Einsamkeit. Erst, wenn der andere auf mich zukommt und sein Unrecht einsieht, komme ich heraus aus meinem Schneckenhaus. Das kann ich so machen, aber währenddessen sitze ich dort in meiner einsamen Ecke und habe Trennungsgefühle.
Wie kann es uns gelingen, dass die Trennungen nicht mehr so viel Macht über uns haben? Dass wir uns nicht mehr so schnell hinreißen lassen von den negativen Einflüssen? Wenn ich mich erinnere an meine mir innewohnenden göttlichen Qualitäten, wächst die Bereitschaft, damit auch zu arbeiten. Das braucht Lust, Bewusstsein, Entscheidung und Training.
Wenn ich mein Leben als ein Geschenk betrachte dann befinde ich mich in einem Gefühl der Verbundenheit. Ich kann dieses Geschenk behüten, pflegen und es wertschätzen. Ich kann jeden Tag etwas dafür tun, dass ich den Blick dafür nicht verliere, sondern das „geschenkte Feld“ vergrößere.
Die schöpferische Qualität, mit der wir Menschen das machen, nennen wir Liebe. Lieben ist also die einfachste Art und Weise, sich immer wieder zu verbinden wenn etwas Trennendes auftaucht.
Wenn ich liebe dann spürt das mein ganzer Körper. Er wird überflutet von Dopamin und Serotonin. Von den Hormonen also, aus denen der Glücksfaktor zusammengesetzt ist. Der Kern der christlichen Botschaft ist nicht eine Kirchenverfassung sondern die Frage nach dem Gelingen der Liebe. Wie sähe eine Kirche aus, die wirklich liebt? Was wäre da anders? Wie sieht dein eigenes Leben aus, wenn du ganz in der Liebe bist? Bist du es womöglich schon? Das wäre fantastisch! Auf jeden Fall wünsche ich dir noch mehr davon. Mögest du in der Liebe und im Bewusstsein der Verbundenheit reich gesegnet sein.

Samstag, 5. November 2022

Wer anderen eine Blume sät blüht selbst auf.

Das gefällt mir. Ich möchte dir gerne eine Blume säen. Ich freue mich, wenn ich etwas Licht in dein Leben bringen darf. Wenn ich dir sagen darf, ein wie wundervoller Mensch du bist. Wenn ich wahrnehmen darf, was du alles für Fähigkeiten und Begabungen hast. Und wie du das so hinbekommst mit dem Leben. Ich sehe, wie du jonglierst mit den vielen Bällen von Beruf, Beziehungen, Hobbys, Selbstfürsorge und Reisen. Wenn ich mitbekomme, wie du jedes Jahr reifer und prächtiger geworden bist. Wie deine Blüten aufgegangen sind und sich enfaltet haben. Und wie geschickt du Sonne tankst und dem Boden die Nahrung entziehst, die du brauchst.
Dir eine Freude zu bereiten bereitet mir selber auch Freude. Es geht gar nicht anders. Wenn ich schreibe, dann merke ich, wie sich so freudvolle Gedanken und Gefühle in mir ausbreiten. Wenn ich Blumen säe, dann wächst eine doppelte Freude. Die Blumen existieren in sich und ich darf mich daran erfreuen. Und wenn ich dir Blumen säe, dann werde ich nicht ärmer. Ich gebe nichts von mir, dass dann komplett bei dir wäre und nicht mehr bei mir. Ich blühe wirklich mit auf. Eine sehr schöne Motivation, großzügig zu sein.
An Karneval werfen die Jecken Kamelle. Immer aus dem Vollen. Irgendwann sind die Töpfe leer. Aber es gab eine geheimnisvolle Verwandlung. Die Töpfe leer, die Herzen voll. Wer anderen eine Blume sät büht selber auf.
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Freitag, 4. November 2022

An etwas Gutes erinnert man sich, das Böse geht einem nicht mehr aus dem Sinn. (aus Finnland)


Worüber hast du dich heute gefreut? Fällt dir etwas ein? Worüber hast du dich vor zwei Wochen gefreut? Was ist dir in den letzten Wochen Gutes passiert? Jetzt denkst du vielleicht nach und dann bekommst du eine Idee! Ja! Ich war doch eingeladen zum Geburtstag. Es war nett! Ich habe da diese interessante Frau kennengelernt. Das war ein sehr schöner Abend. Jetzt, wo du danach fragst, fällt es mir auch wieder ein.
Das Gute gerät aber so nach und nach in Vergessenheit. Es taucht nur wieder auf, wenn ich mich bemühe. Wenn ich nachdenke. Wenn ich mich erinnere. Die Aktivierung des schönen Ereignisses wird für mein System nicht mehr gebraucht.
Wenn mich etwas schockiert, dann bleibt das im Körper hängen. Sofort bekomme ich einen Adrenalinschub. Bloß nicht weiter da dran denken. Das Ereignis geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Wenn ich mich selber frage, wann ich denn mal etwas Schreckliches erlebt habe, dann reihen sich die Ereignisse wie Perlen an einer Schnur. Es läuft ab wie ein Film.
An das Gute kann ich mich durch nachdenken aktiv erinnern und mich freuen. Das Böse steckt noch in den Knochen. Was mache ich mit dieser finnischen Weisheit? Wenn ich möchte, dass ich entspannt und ausgeglichen bin dann arbeite ich lieber an meinen positiven Erinnerungen. Ich lasse das Gute in mir groß werden. Ich tue aktive etwas dafür. Und ich passe auf mich auf, dass ich mich nicht suhle in den negativen Ereignissen. Nicht ständig erinnern! Nicht immer wieder sich selbst quälen. Es zumindest nicht auch noch forcieren. Und zugleich eine innere Friedensarbeit mit sich machen. "Auch, wenn mir dieses Ereignis in den Knochen steckt, darf ich weiterleben. Danke!"
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Donnerstag, 3. November 2022

Das Blöde am faul sein ist, du weißt nicht, wann du fertig bist.

Eigentlich leben wir in zwei Welten, die sich prinzipiell voneinander unterscheiden. Die Welt der Aktivität, des Fleißes und des Tages und die Welt der Passivität, der Faulheit und der Nacht. Beide Welten existieren nebeneinander, berühren sich ein wenig und fordern von mir ständig einen kompletten Wechsel in meiner Art, da zu sein auf dieser Welt. Wir machen das zum Glück automatisiert. So kostet es uns nicht so viel Kraft.
Wenn ich eine Aufgabe habe und sie erledige, dann weiß ich am Ende, wann ich fertig bin. Ich sehe das Ergebnis. Wenn ich im Wachbewusstsein einen Plan entwerfe dann kann ich einschätzen, wie weit ich bin in der Umsetzung und wie lange ich noch brauche. Was die Hindernisse sind und wie ich sie überwinden kann. Das alles läuft mehr oder weniger strukturiert ab. Dieser Teil meiner Welt hat ein eigenes Wording: Adrenalin und Kortisol, Stress, Tatendrang, Umsetzungsenergie, Power, Kraft und Energie, Fleiß.
Wenn ich mich zurückgelehne in meinem Sessel und anfange, mit dem Denken aufzuhören schaltet mein System um auf Entspannung. Das Gehirn wechselt in den Alpha Zustand. Die Aufmerksamkeit geht in den Körper und ich kann mehr spüren wie er sich anfühlt. Da verlangsamt sich etwas. Die Zeit hört auf zu existieren. Im Zustand der Entpannung gibt es ja nichts zu tun. Ich brauche einen Wecker am Morgen, der mir hilft, mich wieder in den anderen Modus einzufühlen. Auch diese Welt hat ein eigenes Wording: Serotonin, Oxytocin, ausruhen, entspannen, loslassen, Stille, Passivität, Kontemplation, Faulheit.
So wird es klar, warum Fleiß zeitorientiert ist und faul sein sich der Zeit entzieht. Mit der Passivität bin ich fertig, wenn ich fertig bin. Wenn es sich so anfühlt, als sei es jetzt gut. Das kann fünf Minuten dauern oder auch drei Stunden. Wenn du sehr entspannt bist, wirst du den Zeitraum gar nicht wissen. Wenn du also so richtig faul bist könnte es peinlich werden, wenn du dabei erwischt wirst von der anderen Seite des Lebens. Der Fleiß hat für das entspannte Dasein kein Verständnis. Er versteht es nicht und hat kein Verständnis. Er tickt ja völlig anders. Die Faulheit ist für ihn eine fremde Welt. Der Fleiß vergleicht ja auch. Im Verhältnis zu ihm ist die Faulheit der Gegenpol. Faulheit ist auch das Wording für das Nichts tun aus der Sicht von Fleiß. Wenn ich Faulheit fragen würde nach der Selbstbezeichnung dann würde sie vielleicht sagen: Ich gebe mich der Muße hin. Sie würde Fleiß auch eher sehen als Unfähigkeit müßig zu sein. Die Muße hat ja nicht einmal ein Verb für das eigene Tun, weil es nicht in diese Kategorie gehört. Müßen? Muße ist ein Seinszustand - etwas jenseits von Raum und Zeit und Tun.
"Das Blöde am faul sein ist, du weißt nicht, wann du fertig bist."- mischt zwei Welten, die nicht zusammenpassen. Darum kommt dir der Satz auch komisch oder sperrig vor.
Wie erlebst du diese beiden Welten? Welche ist dir vertrauter? Welche magst du mehr? Wo fühlst du dich eher wohl? Was ist dir angenehm oder unangenehm? Und vielleicht gibt es ja eine Neugier, die unbekanntere oder beängstigendere Welt zu besuchen und sich mit ihr vertrauter zu machen.
Jede Welt birgt eine eigene und besondere Qualität. Mein Verdacht geht da hin, dass wir die "Faulheit" noch nicht wirklich entdeckt haben in ihrer Ressource. Da gibt es noch ein paar Geheimniss, die wir Menschen lüften dürfen. Sie zeigen sich leider nicht mit den Mitteln der aktiven Welt. Sie zeigen sich eher, wenn du still wirst. Wenn du länger still wirst und wenn es dir gelingt, der aktiven Welt zu enfliehen. Dann zeigt sich etwas. Das, was sich zeigt, ist eher wortlos. Es lässt sich eher umschreiben in Bildern oder Vergleichen. Das Schöne am faul sein ist, dass nicht fertig werden musst.
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Mittwoch, 2. November 2022

Auch wenn es blöd ist, ich bleibe!

Ich bin eingeladen zu einem Geburtstag. Viele Gäste sind da und viele finde ich nett. Es könnte ein netter Abend werden. Da gibt es einen Gast, der wohl gerne im Mittelpunkt steht. Er kommentiert alles, weiß zu jedem Thema etwas zu sagen. Hat einen leicht schrägen Humor. All die netten anderen Gäste werden stiller und stiller. Und irgendwann ist es wirklich blöd. Soll ich gehen? Es macht ja schließlich überhaupt keinen Spaß mehr. Auch wenn es blöd ist, ich bleibe!

Ich gehe ins Kino weil mir der Film eine gute Unterhaltung verspricht. Die ersten Minuten langweilen mich. Es wird nicht besser. Hier und da ein Lichtblick. Aber nur unwesentlich. Ich könnte jetzt einfach aufstehen und gehen. Neun Euro für nichts! Auch wenn es blöd ist, ich bleibe!

Ich war mal mit einer Gruppe in der Oper in Barcelona. Eine lyrische Oper wurde gespielt. Wir saßen auf Plätzen, wo wir die Bühne nicht sehen konnten. Oper auf dem Bildschirm vor der Nase. Lyrische Oper? Keine emotionalen Höhen und Tiefen. Für meine Ohren Sprechgesang. Zwei Stunden aushalten bis zur ersten Pause. Ein kurzes verständnisvolles Nicken. Wir gehen! Es ist uns zu blöd!

Was ist gut daran zu bleiben, auch wenn es blöd ist? Alles im Leben muss ständig toll sein. Toller Urlaub! Wunderbarer Arbeitsplatz! Klasse Auto! Alles immer wunderbar! Wer kann diesen Leistungsdruck nur aushalten? Wenn ich immer nur auf der Sonnenseite des Lebens sein muss komme ich ganz schön ins Schwitzen!
Langeweile ist auch mal gut. Es muss nicht immer alles toll laufen. So ungefähr ist auch in Ordnung. Es darf auch mal blöd sein. Auch mal ganz blöd. Dann ist es eben blöd. Wenn es blöd ist kann ich auch mal Blödsinn machen. Blödsinn kann ganz schön sinnig sein!
Ich sitze also beim Geburtstag diesem Menschen gegenüber, der das ganze Feld beherrscht. Es ist ziemlich blöd! Blödem begegne ich mit Blödsinn! Dann mache ich doch mal Blödsinn! Ich übertreibe. Ich stelle absurde Behauptungen auf. Ich verteile Komplimente an die Gastgeberin. Ich lade ein, mal die Plätze zu tauschen. Ich fasse den Entschluss, den nervtötenden Redner durch ständiges Nachschenken zum Schweigen zu bringen. Gerade wenn es blöd ist bleibe ich! Gute Laune kann ja jeder! Endlich mal eine blöde Situation. Ich nehme die Herausforderung an!
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