Wie weit ist eigentlich
die gefühlte Strecke zwischen Verstand und Herz? Manchmal unendlich? Die körperliche
Strecke lässt sich leicht messen. Bei mir sind das ca. 35 Zentimeter. Dieses
kurze Distanz ließe sich doch leicht überwinden, oder? Andersherum. Es müsste
doch ein Leichtes sein, den Verstand und das Herz miteinander zu verbinden und
in Einklang zu bringen. Leider ist es oft so, dass Verstand und Herz nicht gut
miteinander kooperieren. Die Folge ist: wir fühlen uns nicht in Übereinstimmung
mit uns selbst. Was will das Herz und was will der Verstand? Manchmal wohnen da
zwei Personen in unserem Inneren und kennen sich nicht einmal gegenseitig. Geschweige
denn, sie vertrauten sich!
Stell dir doch einmal
Folgendes vor: du gehst in den Supermarkt und stehst vor dem Regal mit den
Chips. (Wenn du solche nicht magst, kannst du dich auch woanders hinstellen.)
Diese Chips lachen dich jetzt an. Dein Herz hüpft vor Freude und in dir
entsteht ein Bild. Es ist Abend, die Arbeit ist erledigt. Im Fernsehen kommt
ein Film, den du schon immer sehen wolltest. Im Keller wartet ein leckerer
Rotwein auf dich und du siehst dich entspannt auf der Couch mit der Tüte Chips
und einem Glas Rotwein vor dem Fernseher. Dein Herz sagt voller Freude: JA!
EINE WUNDERBARE IDEE!
Es geht wohlgemerkt nur um
das Prinzip. Das Herz jauchzt also vor Freude auf. Du stehst vor dem Regal.
Wenn du jetzt noch eine Sekunde zögerst, dann ist auf einmal alles aus und
vorbei. Wohlgemerkt, es reicht eine Sekunde! Es kommt schleichend, aber mit
großer Macht. Es ist ein winzig kleiner Gedanke, der sich bemerkbar macht. Etwa
so: Ob die Chips gut sind für deine Gesundheit? Was sagt der Rest der Familie,
wenn sie dich so sehen, vor dem Fernseher? Füße hoch, hingefläzt mit dem
Rotwein? „Hast du nichts Besseres zu tun? Der Spielfilm ist doch nichts! Eine
Schnulze! Nichts für die Weiterbildung!“ Dann schaust du auf das Preisschild
der Chips Tüte und auf die Mengenangabe. Aha, viel zu teuer und viel zu wenig drin. Es lohnt sich nicht,
diese Tüte zu kaufen. Wenn der Rest der Familie davon auch noch etwas will,
dann bleibt kaum noch was für dich übrig. Zwei Tüten kaufen? Das geht überhaupt
nicht! Die Kommentare zu Hause: „Planst du ein Frustessen? Denk an dein Gewicht!
Willst du uns auch noch mästen?“
Und stell dir vor: du
stehst immer noch vor dem Regal und weißt: es sind nur deine Gedanken, nur
deine Vorstellungen, nur deine Bilder. Es sind nicht die Bilder und
Vorstellungen deiner Familie! Es sind deine Bilder, die sich da im Kopf
ausbreiten, was deine Liebsten so über dich denken könnten. Und? Merkst du, was
da gerade geschehen ist und was jetzt geschehen wird?
Geschehen ist folgendes:
dein Verstand hat dir einen üblen Streich gespielt. Er hat dein Herz einfach
plattgemacht. Und dein Herz? Es zieht sich bekümmert zurück, die Stimme wird
immer leiser und zaghafter: ich wollte doch nur… Ich
wollte doch nur… Und ich hier der Schreiber bin mir relativ sicher: die Chips Tüte
bleibt im Regal, der Wein im Keller und der Spielfilm ungesehen. Das ist ja
auch vernünftig so. Im wortwörtlichen Sinne: es entspricht der Vernunft. Aber
entspricht es auch dem Herzen?
Jetzt stell dir einmal
vor, du handelst nicht nur so bei der Chips Tüte. Dahinter offenbart sich ein
verborgenes und zugleich unbewusstes Prinzip in deinem Leben. Handel vernünftig!
Kindern sagt man es auch: sei doch vernünftig! Du bist doch schon groß!
So wird das Herz
kleingemacht, die Gefühle kleingeredet und in die Bedeutungslosigkeit
geschickt. Dabei wollte das Herz doch nur ein wenig beachtet werden. Bei der
Tüte Chips kann man ja noch schmunzeln, aber wenn es um wichtigere Lebensthemen
geht oder gar um die eigene große Lebensgeschichte, sieht das schon anders aus.
Stell dir vor, du
begegnest der Liebe deines Lebens! Dein Herz sagt: JA! Wie wunderbar! Und
wenige Augenblicke später meldet sich dein Verstand nur mit einer kleinen Anmerkung,
so ganz nebenbei und eigentlich gar nicht
wichtig: jetzt ist es doch noch zu früh! Du kennst diese Person ja gar nicht.
Sei vorsichtig! Du warst noch nicht beim Friseur. Du hast doch eigentlich gar
keine Zeit… Merkst du, wie der Verstand, die Vernunft arbeitet?
Oder du bist unglücklich
an deiner Arbeitsstelle und ergehst dich in Tagträumereien: irgendwo gibt es
eine Stelle, an der du glücklicher sein könntest. Dann auf einmal kommt die
Stelle, an der du glücklich sein kannst. Dein Herz sagt wieder: JA! Und wenige
Augenblicke später meldet sich die bekannte Instanz am oberen Ende des Kopfes.
„Du kommst vom Regen in die Traufe! Pass ja auf! Es ist nicht alles Gold, was
glänzt!“
Wenn du dieses Spiel
zwischen Verstand und Herz zu oft spielst, und auf diese Weise spielst, wird
sich dein Herz zurückziehen. Es bekommt ja nicht den Raum, den es braucht. Das
Praktische siegt. Der Verstand behält die Kontrolle. Doch was tun?
Wenn
es dir gut damit
geht, brauchst du nichts zu tun! Es ist ja gut so, wie es ist. Aber wenn
es dir
nicht damit gutgeht und du etwas anders machen möchtest – wegen deines
Herzens
und der damit verbundenen Herzensenergie, dann begib dich in das
folgende Bild: Die Uhr geht zu auf Mitternacht und gleich schlägt die
Uhr zwölf Mal. Du gibst deinem Herzen die Erlaubnis, zuerst durch die
Tür in den neuen Tag zu gehen. Ein wenig vor Mitternacht. Den Verstand
bittest du, noch
ein wenig zu warten und vielleicht über den vergangenen Tag zu
reflektieren.
Das macht er gerne für dich. Dem Herzen gibst du dadurch einen kleinen
Vorsprung.
Es darf einfach mal so fühlen und Dasein. Staunen über den Anfang des
neuen
Tages! Freude wachsen lassen! Für einen Moment innehalten und nur Dasein
– das
ist wie das Staunen über den Sternenhimmel und dabei die Zeit vergessen.
Dieses
Gefühl, was sich dann einstellt, dehnst du zeitlich aus, so oft es geht.
Schwierig? Eigenartig? Es geht dabei nur
darum, dem Herzen ein wenig mehr Raum zur Entfaltung zu geben, damit der
Verstand nicht sofort deckelt. Das heißt für mich: Folge deinen Impulsen! Gib
der Herzensenergie Raum, lass es sich entfalten. Gehe in Übereinstimmung von Herz und Verstand. Bitte
deinen Verstand, deinem Herzen zu dienen und nicht zu widersprechen, zu kontrollieren
oder Vorschriften zu machen. „Den Impulsen zu folgen“ – wofür lohnt sich ein
solcher Weg? Es könnte sein, dass du einfach glücklicher und zufriedener bist
mit dir. Probier es mal aus! Das wünsche ich dir: in Balance zu sein zwischen Himmel und Erde, in Übereinstimmung
sich zu befinden von Verstand und Herz und ein großes JA! zum eigenen Leben auszusprechen.
www.matthias-koenning.de
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Danke, ein toller Text zum Einklang von Herz und Verstand! Genau darüber bin ich grad erst vor kurzem gestolpert und dieser Einklang wird immer mehr wahrgenommen ....
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