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Freitag, 13. Dezember 2019

Bloß keine Räumungsklage - die 13. Tür im Advent





An Weihnachten erinnern wir uns, dass das göttliche Kind in den Raum eintritt, den wir Menschen bewohnen. Es beginnt im Bauchraum der Mutter und wird angebetet im zugigen Stall von Bethlehem. Ich möchte mit dir in der Zeit des Adventes Räume durchwandern. Was kann ich dort finden? Welche Qualität kommt dort zum Ausdruck? Wo möchte ich weiter und wo darf ich verweilen.  

Da bist du angekommen. Du hast einen Raum besetzt. Da stehen deine Möbel. Da hängen deine Bilder an der Wand. Du hast dich eingerichtet und du fühlst dich wohl. Dein Wohnraum ist dir zur zweiten Haut geworden. Leider wohnst du zur Miete.
Da kommt der Besitzer und will dich heraus haben. Du möchtest nicht gehen und es kommt zu einer Räumungsklage. Da will jemand, dass du gehst. Das Gericht entscheidet sich gegen dich. Dein „Wohlbefinden“ zählt dort nicht. Die Wohnung gehört dir nicht und du bist lediglich ein „Gast“ auf Zeit.
Du könntest jetzt sagen: „Das ist das Schicksal eines Mieters. Du bist nie wirklich sicher. Wenn du gehen musst dann musst du gehen. Freiwillig oder mit Klage!“ Dennoch möchte ich gerne für einen Moment bei dem Gefühl verweilen wenn ich das Wort Räumungsklage höre.
Da nimmt dir jemand etwas weg. Du hast es geliebt. Dein Herz hängt daran. Du gehst nicht freiwillig. Der Gedanke allein schmerzt dich. Du fühlst dich heimatlos. Der Boden wird dir unter den Füßen entzogen. Du musst! Wenn du nicht dein inneres Einverständnis gibst bekommst du neben der Klage auch noch Depressionen. Du zahlst einen doppelten Preis. Du verlierst deine Heimat und hast zusätzlich ein Gefühl von tiefer Trauer.
Die Menschen im Stall von Bethlehem sind zwar nicht aufgrund einer Räumungsklage dort gelandet. Sie wirken aber wie Menschen, die unter den Folgen einer Räumungsklage litten. Der Abrutsch in die Obdachlosigkeit. Aber sie haben sich nicht beklagt, keine Klagen eingereicht. Vielleicht konnte sich die göttliche Familie ja woanders beheimaten.
Wer in Gott Heimat findet bekommt lebenslanges Wohnrecht. Es ist gut zu wissen, dass Räumungsklagen sich nur auf diese eine irdische Wohnung beziehen und nicht auf die innere Verankerung.
Zugleich bringt mich das auf den adventlichen Gedanken, wem du mal eine Räumungsklage ins Haus schicken möchtest. Welche Anteile in dir besetzen dich, gehören da gar nicht hin. Ich denke da vor allem an „Mama“ und „Papa“ Sätze aus der Kindheit, die immer noch sehr wirksam sind. „Wenn du nicht...!“  Schick diese alten Glaubenssätze zurück, wo sie herkommen. Steck sie in einen virtuellen Briefumschlag mit der Anschrift: „An meine Eltern! Ich schicke euch alle „Müssen“ und „Sollen“ - Aufforderungen zurück. Ich brauche meinen Wohnraum für mich und stelle einen Antrag auf Eigenbedarf.“ 

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