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Mittwoch, 19. Juli 2017

Pipi und AA

In Oberhausen sah ich dieses Hinweisschild: "PiPi und AA"! Da geht es zur Toilette. Ich musste lachen und fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit. "Mama ich muss AA!" Wenn ich das Thema google bekomme ich Hinweise zu Lautmalerei oder Kindersprache. Ich lasse von Mama die beiden "m" weg und es bleiben zwei "A" übrig.
Irgendwann fängt es an, dass wir für die komplette Verrichtung unserer Notdurft niemanden mehr brauchen. Wir können es ganz eigenständig. Ich weiß gar nicht mehr wie lange es gedauert hat, bis ich es ganz ohne Hilfe konnte. Vor einigen Jahren war ich im Porzellanwarengeschäft meines Dorfes. Die Verkäuferin an der Kasse sah mich und strahlte mich an. "Weißt du noch, wie ich dir im Kindergarten den Hintern abgeputzt habe? Ich war die Einzige, die das durfte. Nicht einmal die Erzieherinnen!" Und das rief sie laut vor allen anderen Kunden im Laden. Ich hatte keine Erinnerung und ich erkannte die Verkäuferin nicht einmal wieder.
Diese Begegnung löste in mir ein Gefühlsgemisch aus von Scham, Neugier und Hilflosigkeit. Das ist doch intim! Das sagt man doch nicht laut in der Öffentlichkeit! Aber so ist das! Wir sprechen nicht über die Geschichte, wie wir trocken wurden. Mit welchen Etappen und mit welchen Gefühlen. Ab wann fand ich es unerträglich, dass meine Eltern sich einmischten in mein intimes Leben?
In Oberhausen sah ich dieses Hinweisschild: "Pipi und AA!" Kein WC oder Toilette. Da stehen die Kindheitsworte laut und öffentlich. Die Erinnerungen werden wach und mein Herz klopft. Dann beruhige ich mich aber ganz schnell wieder. Alles ist gut!
www.matthias-koenning.de

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