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Samstag, 21. Mai 2016

Beobachten

Ich stehe im Inneren des Bikini Berlin und schaue durch das Fenster nach draußen und zugleich hinein auf einen Affenfelsen im Berliner Zoo. Dort hocken zahlreiche Paviane und betrachten die Besucher jenseits des Grabens. Das ergibt eine Kette.
Besucher beobachten die Paviane. Die Paviane beobachten die Besucher. Die Besucher des Einkaufszentrums Bikini Berlin beobachten die Zoobesucher und die Paviane. Und ich beobachte, wie alle sich gegenseitig beobachten. Und wer beobachtet mich bei meiner Beobachtungskette? Ich scheine der einzige heimliche Beobachter zu sein. Ich schaue auf einen der Paviane, die auf dem Felsen sitzen und überlege, was der wohl denken könnte. "Wie schön, dass so viele Menschen Tag für Tag kommen und freiwillig für ein Unterhaltungsprogramm sorgen. Was da nicht für Typen vorbeikommen! Und wie die rumfeixen! Machen Menschen das immer so? Jetzt haben sie nebenan ein Gebäude hingesetzt. Hinter dem Fenster dort hocken immer Menschen, die wohl dort gefangen gehalten werden. Die schauen uns immer so neidisch an. Wir haben schließlich einen Felsen und können klettern. Da drüben ist es aber dunkel und alle sind eingesperrt. Die Menschen dort hinter dem Fenster machen auf mich einen etwas verlorenen Eindruck. Leider traut sich niemand von denen hierher. Warum eigentlich nicht?"
Ich schaue in die Gesichter der Besucher und hören ihnen zu. War das japanisch? Oder doch eher norwegisch? Beobachten geht gut, aber verstehen?! Vielleicht sind die Paviane die einzigen, die verstehen, oder?
www.matthias-koenning.de

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