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Donnerstag, 20. August 2015
Ich habe mich entschieden und sage: vielleicht!
Es ist aber auch manchmal schwer, sich zu entscheiden! Da gibt es so viel abzuwägen! Je länger ich nachdenke, desto mehr sammeln sich im Kopf Argumente an.
Ich habe diese Hose gesehen! Ich habe sie auch anprobiert! Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht! Das ist so eine Hose für jeden Tag und zu jedem Anlasse. Geht gut für die Arbeit und auch noch für die Freizeit. Ein echter Allrounder! Ich war schon lange auf der Suche danach! Es ist auch so schwer, in meiner Größe überhaupt das Passende zu finden. Und hast du das Passende gefunden, dann gefällt dir die Farbe nicht. Oft eben nur so ungefähr! Aber kaufst du eine Hose "so ungefähr", wenn du sie jeden Tag tragen möchtest - bis auf die Waschunterbrechungen?
Da habe ich jetzt also die neue Hose anprobiert. Wirklich toll! Dann schaue ich auf den Preis! Der haut mich um! Für das Geld kaufe ich sonst zwei Hosen. Eine einzige Hose für diesen Preis? Da mag sie aussehen oder mir passen wie sie will! Das geht ja gar nicht! Beim Preis von Hosen habe ich mir irgendwann einmal ein Limit gesetzt. Da gehe ich nicht drüber! Im Leben musst du immer Grenzen setzen, sonst ist dein Geld plötzlich weg und du weißt nicht einmal, wo! Schweren Herzens lege ich die Hose wieder weg.
Denn nehme ich sie noch einmal in die Hand und streichel über den Stoff. Ist doch schön! So eine finde ich so schnell nicht wieder! Ich habe da Erfahrung mit. Wenn ich jetzt gehe und die Hose liegen lasse, dann bereue ich es, sobald ich den Laden verlassen habe. Ich ärgere mich schwarz! Ich kaufe die Hose! Basta!
Auf dem Weg zur Kasse kommen doch noch die Bedenken. Ich höre schon die Kommentare: Du leistest dir eine solche Markenhose! Du, der "Einfachmensch"? Ist ja interessant! Mir kommt in den Sinn, dass ich schon mal hin und wieder etwas verkleckere! Auf die neue Hose? Da habe ich schon so viel Geld ausgegeben und dann versaue ich sie mir in kurzer Zeit. Vielleicht bewährt sich diese Hose ja gar nicht. Das ist auch gar nicht meine Marke. Ich trage sonst immer eine andere. Leider gibt es da zur Zeit nichts Passendes. Aber wenn ich ein wenig Geduld habe und auf die nächste Kollektion warte? Ich stoppe! Ich drehe mich um und lege die Hose wieder auf den Stapel.
Wenn ich sie ganz unten in den Stapel lege, dann wird sie vielleicht übersehen. Wenn sie lange genug da liegt, dann wird sie vielleicht im Preis reduziert! Dann würde ich in ein paar Wochen wiederkommen und würde mir die Hose viel günstiger kaufen. Aber - es gibt Menschen, die greifen zielgerichtet nach ganz unten in den Stapel. Das sind die Schnäppchenjäger! Vermutlich habe ich da keine Chance! Soll ich es doch riskieren?
Da kommt mir die Erleuchtung! Virginia Satir hat ja gesagt: Zwei Wege führen in ein Dilemma. So ist es häufig bei Entscheidungen. Du befindest dich in einem Dilemma und du kannst nicht zwischen A und B entscheiden. Je länger du nachdenkst, desto schwieriger wird es. Vor allem bist du pausenlos damit beschäftigt. Das ist anstrengend und kostet Energie. Ab dem dritten Weg beginnt die Freiheit. Ich brauche also eine dritte Lösung bei meiner Entscheidungsschwierigkeit.
Die Erleuchtung heißt so! Ich habe mich entschieden und sage: vielleicht! Jetzt wirst du denken, dass ich mich ja gar nicht entschieden habe. Ich habe ledglich dieses schreckliche "vielleicht" gesagt! Das ist doch keine echte Lösung! Vielleicht kaufe ich die Hose, vielleicht aber auch nicht! Dieses "vielleicht" raubt dir die Kraft, weil du schwankst zwischen A und B.
Das andere, alternative und neue "vielleicht" hingegen ist total kraftvoll und neu. Denn du hast dich entschieden! Du hast dich positiv für das "Vielleicht" entschieden! Du bist damit einverstanden, dass du jetzt nicht zwischen A und B entscheiden wirst. Du entziehst dich dem aufreibenden Wechsel.
Wie sieht das aus in der Umsetzung? Fröhlich lege ich die Hose auf den Stapel! Ich nehme mein Smartphone und mache ein hübsches Photo davon. Ich denke an all die vielen Hosen, die es noch auf der Welt gibt und glaube fest daran, dass irgendwo noch eine auf mich wartet, die zu mir kommen möchte. Zugleich schließe ich den Kauf dieser Hose auch nicht aus. Ich halte mir einfach die Möglichkeit offen und freue mich darüber, dass ich diese Option habe. Ich könnte ja auch in einer Welt leben, wo es nur Tücher gibt, die ich mir um den Bauch legen müsste. Aber ich lebe in einer Welt voller Hosen. Diese Hose auf dem Stapel ist eine davon. Ich hatte sie sogar für einen Augenblick an und ein ganz schönes Glücksgefühl damit. Aber haben muss ich sie nicht! Ich könnte! Das wäre auch ganz schön! Aber müssen muss ich nicht!
Jetzt kann ich den Laden verlassen. Ich fühle mich frei! Ich habe mich entschieden und sage: vielleicht!
www.matthias-koenning.de
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