Ich
hänge an meinen Töpfen, an meinem Geschirr, an meinem Besteck. Ich
brauche nicht alle Jahre davon etwas Neues. Neues Geschirr im Laden
lacht mich nicht an. Ich gehe gleichgültig daran vorbei. Mit meinen
Tellern und Tassen bin ich sehr zufrieden. Die Tassen sind schlicht, sie
sind rundum dicht und halten jede Flüssigkeit. Auf den Tellern passt so
viel, dass ich locker davon satt werden kann. Mein Geschirr lässt sich
gut spülen und ist äußerst pflegeleicht. Auch die Jahre im
Geschirrspüler haben sie schadlos überstanden. Die Teller haben noch
keine einzige Macke, denn ich bin sorgfältig damit umgegangen. Nach so
vielen Jahren mute ich dieses Geschirr auch meinen Besuchern zu. Bislang
hat sich noch niemand darüber beschwert und alle essen brav von diesem
Geschirr ohne Anzeichen von Ekel oder Ablehnung.
Zugegeben, die
eine oder andere Tasse ist nicht mehr ganz heile. Von zwölf Tassen sind
drei angeschlagen, wie man so schön sagt. Ich habe sie nicht nach hinten
gestellt. Ich entscheide nach dem Zufallsprinzip. So müssen auch Gäste
aus diesen Tassen trinken. Mir fällt das nicht einmal mehr auf. All
dieses Geschirr gehört zu mir und ich habe mir fest vorgenommen, sie bis
zum letzten Tag meines Lebens zu benutzen. Meine Möbel halten nicht so
lange aus. Stoffe verschleißen sichtbarer als Porzellan.
Wir
werfen viel zu früh viel zu viel weg. Trödelmärkte machen mich traurig.
Da stehen all die Dinge, die angeschlagen und aussortiert sind. Ich will
sie nicht haben, denn ich bin mit meinen Dingen ganz zufrieden. Ich
möchte sie auch nicht zum Trödel bringen. Wenn ich diese Welt verlasse
mögen meine Erben entscheiden, ob mein Geschirr noch taugt für ein
weiteres Menschenalter.
Mein Geschirr ist zuverlässiger als meine
Berufslaufbahn und meine Beziehungen. Sie sind treuer als das Geld auf
meinem Konto und meine zunehmenden Alterskennzeichen. Sie stehen
gleichmütig und treu in ihrem Schrank und warten auf den nächsten
Einsatz, ohne Klage und ohne sich über das Alter zu beschweren.
Sie
sind es sogar wert, darüber zu meditieren und darüber in eine
Meditationshaltung zu kommen. Das ist ein wichtiger Aspekt: Es geht mir
um das Würdigen, Werschätzen und Anerkennen. Wer dem angeschlagenen
Geschirr noch zwei Menschenalter schenkt, dem kann man sich gut mit
seinen Sorgen anvertrauen. Der wird sorgsam und liebevoll damit umgehen.
www.matthias-koenning.de
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