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Montag, 4. September 2023

Entleere mich, bitte. (Leonard Cohen)

Kennst du folgendes? Du hast viele Termine. Viele Begegnungen. Du hast viel gearbeitet und noch viele Pläne. Es kommt immer wieder etwas hinzu. Wenn du gefragt wirst sagst du: Ich bin ganz voll und es passt nichts mehr hinein. Eigentlich bräuchte ich eine ganz lange Pause. Aber es geht nicht. Ich muss da jetzt wohl durch und hoffe, dass es in ein paar Wochen besser wird.
Aber es wird nicht besser. Du hast weiterhin viele Begegnungen. Nimmst viele Termine wahr. Arbeitest noch mehr und es kommt noch mehr dazu. Dein Gefäß kann das alles schon lange nicht mehr halten. Du fühlst dich schon so schwer an, dass du gar nicht mehr die Kraft hast, deine Lebensschale zu erleichtern. Du kennst nur noch das Füllen aber nicht mehr das Entleeren.

Aber vielleicht hast du noch eine Bitte in dir. Ein letzter Satz, bevor du im übertragenen Sinne stirbst. "Entleere mich, bitte." Es ist egal, an wen du diese Bitte richtest. Ans Universum, an deine Geliebte, an dein Mutter oder an einen weisen Menschen. Das Geheimnis der Rettung liegt darin, die Bitte zu äußern. Es zu sagen. Die Ohnmacht einzugestehen und aufzugeben. Der Gedanke, dass ein anderer dich beim Entleeren unterstützt verschafft dir die Erleichterung, die du jetzt unbedingt brauchst. Die Bitte verschafft dir den ersten Freiraum. "Entleere mich, bitte." entspricht dem Seufzer deiner Seele, wenn es einfach zu viel geworden ist. Dann musst du nicht einmal selber loslassen, was dir ja schwer fällt. Du erteilst die Erlaubnis, dass ein anderer das für dich macht. Probier es mal aus: "Entleere mich, bitte."
www.matthias-koenning.de

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