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Donnerstag, 19. Mai 2016

Im Untergrundmuseum

In Berlin gibt es ein Untergrundmuseum. Das weckt Bilder in mir. Hohlräume unter der Erde, Schätze von Gold, Silber und alten Geldmünzen, alte Kulturen, Ruinen, Ratten in Kanalsystemen, Höhlen und Umgrabeaktionen im Garten.
Wenn ich die Augen schließe dann gehe ich nach innen und sehe dort meinen eigenen Untergrund. Leider ist es dort oft sehr nebelig und ich kann wenig erkennen. Ich spreche von meinem Unterbewusstsein. Im Untergrundmuseum findest du Exponate hinter Glasscheiben. Sie werden ans Licht geholt und liegen friedlich auf ihrem Platz. Sie haben Staub angesetzt und sind "nur noch" museal! In meinem inneren Untergrundmuseum fühlt es sich hoch aktiv an. Teile wollen nicht entdeckt werden und haben sich tief vergraben. Aber von dort aus agieren und agitieren sie eifrig nach oben. Wenn diese Teile sich bemerkbar machen durchzuckt es meinen ganzen Körper. Ich erschrecke. "Hilfe! Was war denn das?!"
In meinem "Untergrundmuseum" liegen aber auch Exponate, die ich ans Licht geholt habe. Ich kann sie mir anschauen und es bleibt ganz friedlich. Ich behalte diese Teile gut im Blick und spreche mit ihnen. Wer weiß was geschieht, wenn ich nicht mehr aufmerksam bin.
Ich vermute, dass ganz tief unten, noch tiefer unten Teile existieren, an die ich nie herankommen werde. So sehr ich auch buddel und wühle. Mit Arbeit erreiche ich nichts! Diese Teile schlafen und schlummern. Sie warten auf den Tag, an dem sie dran sind. Dann werden sie auftauchen und ich weiß nicht von woher und wie sie das geschafft haben, an die Oberfläche zu kommen. Ich weiß auch nicht, ob sie hilfreich oder eher feindlich oder behindernd sind.
In meinem inneren Untergrundmuseum gibt es viele, sehr viele und sehr unterschiedliche Anteile. Und diese gehören zum Teil mir und zum Teil haben auch andere mir etwas dahin gelegt. Meine Eltern und meine Großeltern. Und vielleicht auch noch ein paar Generationen vor mir. Da liegt also viel in meinem Museum. Ich heiße diese Teile mal einfach willkommen und sehe sie als Reichtum meiner Persönlichkeit an.
Das ist mein Material, mit dem ich arbeite. Bewusst und zum großen Teil unbewusst. Aber das ist mein Material. Das ist meine Werkstatt. Das sind meine Werkzeuge und das Material, mit dem ich meine Wirklichkeit gestalte. Was wäre, wenn da nichts wäre? Wie sähe mein Leben aus? Wäre da nur "guter Mutterboden"? Wüste und Leere? Wer wäre ich ohne mein "Untergrundmuseuem"?
www.matthias-koenning.de

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