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Montag, 16. November 2015

Jammern auf hohem Niveau


Ich weiß, ich jammer auf hohem Niveau. Schon mal gehört? Schon mal öfters gehört? Ich stutze manchmal, wenn ich diese oder eine andere Redewendung höre. Was zeigen solche Sätze und was verbergen sie? Zerpflücken wir mal diesen Satz: Jammern auf hohem Niveau.
Niemand liebt ewige Jammerer. Sie sorgen für schlechte Laune und ihre Lamentieren wirkt bisweilen ansteckend. Man geht ihnen nach gewisser Zeit lieber aus dem Weg. Jammern bedeutet laut Duden ein lautes Klagen oder unter Seufzen und Stöhnen seinen Kummer zeigen. Wer jammert, möchte gesehen und gehört werden und dabei vielleicht eine Portion Mitleid abholen. Jammern ist auf jeden Fall nicht an jedem Ort und zu jeder Zeit erwünscht.
Auf hohem Niveau begeben wir uns jedoch gerne. Ein Kinofilm mit hohem Niveau! Ein niveauvoller Mensch, ein niveauvolles Essen oder eine ebensolche Party zu erleben erfüllt uns mit Freude und lässt uns innerlich wachsen und größer werden. Ein Leben mit Niveau stärkt das Selbstwertgefühl.
"Jammern auf hohem Niveau" ist eine seltsame und ambivalente Kombination. Da paart sich ein eher negativer Selbstausdruck (Ich jammer) mit einer positiven Qualität (auf hohem Niveau). Und was ist beabsichtigt damit?
Meine Vermutung geht dahin, dass es darum geht, das Jammern hoffähig zu machen. Jemand der ständig jammert, weiß um seine Wirkung auf andere Menschen. Doch das Jammern auf hohem Niveau sorgt für eine Entschärfung und eine Abmilderung. Für mich ist jammern gleich jammern, egal welches Niveau man dabei anstrebt!


www.matthias-koenning.de

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