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Donnerstag, 23. April 2015

Die vierte der fünf Freiheiten nach Virginia Satir: Bitte um das was du brauchst!


Virginia Satir war eine wichtige systemische Familientherapeutin und lebte von 1916 - 1988. Sie hat wertvolle Impulse gesetzt für familäre Strukturen und sehr wertschätzend und ressourcenorientiert gedacht und gehandelt. Sehr bekannt geworden sind ihre "fünf Freiheiten", die ich gerne nach und nach erschließen möchte.

Die vierte Freiheit lautet:

Die Freiheit um das zu bitten, was ich brauche, anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.

Manchmal muss man Sätze von Virginia Satir quer lesen. Ich habe die Freiheit um das zu bitten, was ich brauche. Moment einmal! Im Allgemeinen finde ich das Bitten sehr unangenehm und vermeide es wenn möglich.
Stell dir vor, du siehst eine Galerie und dort findet gerade eine Ausstellungseröffnung statt. Du stehst vor der Tür und möchtest da herein. Du bist neugierig auf die Bilder, auf die Künstlerin und auf die Gäste. Aber du du bist nicht eingeladen. Jetzt stehst du vor der Tür und hoffst. Du hoffst, dass dich jemand sieht und hereinbittet. Du wünschst dir, dass dir jemand die Erlaubnis gibt, dies Eröffnung zu besuchen. Jetzt stell dir vor: Niemand kommt! Niemand erteilt die Erlaubnis! Niemand bittet dich herein!
Jetzt könntest du fortgehen oder dich überwinden und nachfragen. Du könntest die Galeristen bitten, dabeisein zu dürfen. In deinem gängigen Verhaltensmuster würdest du dich dazu überwinden. Dur würdest dich durchringen. Es wäre dir peinlich und unangenehm. Du würdest es vielleicht nur im Notfall machen. Du würdest nur fragen, wenn es dir ganz wichtig wäre.
Jetzt kommt dieser so nenne ich ihn "Quersatz" von Virginia. Du hast die Freiheit um das zu bitten, was du brauchst. Zugegeben, der Besuch einer Ausstellung ist vielleicht nicht nötig. Aber vielleicht brauchst du ja jetzt diesen Input und diese Erfahrung. Du hast die Freiheit zu bitten. Es gibt keine Notwendigkeit, keinen Zwang, keine Scham und keine Peinlichkeit. Du hast die Freiheit!
Um in Freiheit fragen zu können ist es wichtig, dass du ein Bewusstsein davon erlangst. Du musst dir bewusst werden in jeder Situation deines Lebens, dass du frei bist. Du kannst fragen und bitten, aber du musst nicht.
Wo kommt es in deinem Leben vor, dass du etwas brauchst. Dein Gegenüber sieht es nicht und du denkst, er müsste es aber doch sehen! Du brauchst Zuwendung, Trost, ein offenes Ohr, Zeit, Verständnis oder sonst etwas wichtiges. Da geht es um mehr als um eine Bilderausstellung. Da geht es um ganz fundamental menschliche "Notwendigkeiten". Du kannst leer ausgehen, weil dich niemand beachtet. Da bleibst du am Ende frustriert stehen! Niemand hat dich gesehen! Niemand gibt dir eine Erlaubnis! Und warum? Weil du nicht fragst! Weil du dich nicht getraut hast! Weil es dir peinlich ist! Weil du dich schämst! Weil du schon groß bist! Weil es eine Bedürftigkeit offenbart?
Es kann geschehen, dass du dir selber eine so hohe Hürde aufbaust, dass du lieber verzichtest, anstatt zu fragen. Stell dir vor, du hast Durst. Du möchtest einen Becher Wasser. Dein Gegenüber sieht nicht, dass du Durst hast. Wärst du bereit zum Sterben? Würdest du verdursten oder doch irgendwann fragen?
Du könntest eine Grundsatzentscheidung treffen um ein für alle mal dieses "Spiel" zu beenden. Du gibst dir die Freiheit, immer zu fragen. Du fragst halt einfach. Du fragst und fragst. Irgendwann wird es zu einer Selbstverständlichkeit und du wunderst dich, warum du nicht schon viel früher damit angefangen hast. Bitte doch um das, was du brauchst! Nur du kennst deine Bedürfnisse! Niemand sonst, und an deiner Nasenspitze kann man sie nicht ablesen!
www.matthias-koenning.de
 

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