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Montag, 3. März 2014

Karneval ohne größere Zwischenfälle





Einen Tag nach Altweiberkarneval höre ich in den Nachrichten am Morgen: Der Karneval verlief ohne größere Zwischenfälle. Ein merkwürdiger Satz. In der Regel bestehen Nachrichten doch aus einem positiven Inhalt. Irgendetwas ist geschehen und nicht: Irgendetwas ist nicht geschehen. Man stelle sich vor, in den Nachrichten hieße es: Angela Merkel ist heute nicht ins Kanzleramt gekommen. Oder: In Norwegen ist heut nichts nennenswertes passiert. Na und? 
Wenn ich Nachrichten höre möchte ich doch wissen, was geschehen ist und nicht, was nicht geschehen ist. Außerdem, woher weiß die Nachrichtenredaktion, dass der Karnevall ohne größere Zwischenfälle abgelaufen ist. Und wenn, ist das dann positiv und sollen wir alle erleichtert sein? Gott sei Dank, es ist niemand gestorben! Man hört doch immer wieder, dass neun Monate nach Karneval die Anzahl der Geburten sprunghaft ansteigt. Dann kommt eine echte Nachricht in den Medien: "Im Oktober sind die Geburten sprunghaft angestiegen". Die Zeugung an Karneval schätze ich als größeren Zwischenfall ein, mit Sicherheit vor allem für die unmittelbar Betroffenen. 
Sucht der Karnevalist nicht geradezu den Zwischenfall? Man stelle sich den Straßenkarneval ganz ohne Zwischenfälle vor. Du begegnest niemanden! Dir fallen keine Kamelle vor die Füße! Dir wird kein Schnaps angeboten! Du schreist dir kein Helau aus der Seele! Dir fällt kein Hut vom Kopf und kein Knopf reißt von den schlecht zusammengenähten Kostümhosen ab! Der Karneval lebt vom Zwischenfall. Du hättest ja sonst nichts zu erzählen am nächsten Tag, am Aschermittwoch, wenn alles vorbei ist. 
Ich wünsche dir einen Karneval mit vielen schönen und humorvollen Zwischenfällen. Mögest du genug Erzählstoff sammeln für die Tage der Fastenzeit. Helau!

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