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Freitag, 9. September 2016

Die Liebe macht den, der von ihr trunken, gleichgültig gegen Ehre und Schande. (Mohammed Ben el-Hosein Ben Musa el-Esd)

Dieses Wort stammt von einem sufischen Mystiker aus dem Mittelalter. Ich möchte den Satz einmal von hinten her aufdröseln.
Du stellst dich einer Aufgabe und hoffst, dass du sie gut erfüllen kannst. Vielleicht sagt dir jemand: "Das hast du gut gemacht!" Dann fühlst du dich bestätigt und richtest dich auf. "Ja, das bin ich! Das habe ich geschafft!" In alter Sprache formuliert vermehrst du so deine Ehre. Die Menschen ehren und achten dich für das, was du geleistet hast. Umgekehrt könnte dir auch jemand sagen: "Das war ein Satz mit X!" Dann bist du gekränkt und fühlst dich beschämt. In alter Sprache ausgedrückt hieße das, dass du Schande in deinem Leben angehäuft hast.
Ständig erfüllst du irgendwelche Aufgaben und ständig kommentieren Menschen das, was du tust. Sie bewerten: Das hast du gut gemacht oder das hast du schlecht gemacht. Oder in alter Sprache: Ehre oder Schande. Da kann es geschehen, dass deine Aufmerksamkeit häufig bei dem Gedanken oder bei der Angst ist: "Bloß keine Schande! Hoffentlich viel Ehre!" So bist du nie bei deiner Aufgabe sondern immer schon bei der Bewertung am Ende. Die Erfüllung deiner Aufgaben wird dann begleitet von deiner Angst und deiner Sorge: "Hilfe! Genüge ich?!" Dann bist du schon raus aus dem "Flow". Es fließt nicht mehr und deine Arbeit wird wirklich zur harten "Arbeit".
Der sufische Mystiker nun glaubt, dass sich mit dir etwas fundamental ändert, wenn du an einer ganz bestimmten Schraube drehst. "Sei in der Liebe!" Wenn du in der Liebe bist, dann bist du im Flow, dann fließt es und du wirst gleichgültig gegenüber den Bewertungen deiner Umgebung. Du "bist" einfach. Zugleich gibt es noch eine Steigerung: Trunken sein von der Liebe. So, wie der Alkohol deine Sinne benebelt, verändert die Liebe dein Gemüt. Die Liebe macht dich unabhängig von menschlichen Urteilen und Verurteilungen. Du kommst dir vor wie im Paradies. Die Unzulänglichkeiten und Fehler treten zurück. Daraus folgt für mich so etwas wie eine Grundhaltung: "Bevor du mit deiner Arbeit beginnst, versetze dich in den Zustand der Liebe." Geht das so einfach? Nicht immer nach meiner Erfahrung. Aber du kannst jetzt etwas dafür tun, indem du beginnst mit der Veränderung deines Bewusstseins. Sei dir ständig bewusst, dass du ein Gottesgeschenk bist, dass du dafür nichts tun musst und dass es völlig ausreicht, einfach nur dazusein.
www.matthias-koenning.de

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