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Mittwoch, 1. Juni 2016

Leihst du mir mal dein Ohr?


Ich wünsche mir gerade nicht, dass du mir zuhörst.
Natürlich wünsche ich mir, dass du diese Zeilen liest.
Damit leihst du mir quasi dein Ohr, denn ich spreche schreibend zu dir.

Also: Leihst du mir mal dein Ohr?
Ich meine das fast wörtlich.
Du sollst dir nicht dein Ohr abschneiden und mir zur Verfügung stellen.
Was sollte ich mit deinem Ohr.
Dir würde das Schmerzen bereiten und ich wüsste nicht, ob du es noch retten könntest.

Leihst du mir trotzdem mal dein Ohr?
Ich meine das so:
Wenn ich virtuell mal dein Ohr leihen würde,
dann könnte ich mit deinen Ohren hören.
Dann wüsste ich hautnah, wie meine Worte bei dir ankämen.
Was sie in dir auslösten.
Ich könnte deine Gefühle fühlen.
Du müsstest mir nichts erzählen und ich wüsste, wie es sich in dir drinnen anfühlte.

Ich würde mitverfolgen können, wie meine Worte in dir sich ihren Weg bahnten.
Vor allem könnte ich dann vergleichen.
Ich könnte vergleichen, wie ich höre und wie du hörst.
Vielleicht funktioniert deine Akustik viel besser.
Du hörst die hellen Töne präziser?
Ich die tiefen Töne tiefer?
Wenn du dich gekränkt fühltest wüsste ich, wie tief dein Schmerz reichte.

Ich könnte mich wundern, dass ich bei wenig Schmerz schon ordentlich jammern würde
und du bei ganz tiefem Schmerz noch tapfer lächeltest.
Ich würde sofort mitbekommen, wann es genug wäre und mit meinen Worten aufhören.
Ich glaube, das mache ich jetzt mal.
Danke fürs Ausleihen!

www.matthias-koenning.de

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