Translate

Montag, 18. April 2016

Eine Welt für Kinder - Imaginarium


Ein Shopping - Center auf Fuerteventura. Auf jeder Ebene Fahrgeschäfte und Attraktionen für Kinder. Wie geschickt, dachte ich. Ein Kaufhaus, das ganz auf Kinder ausgerichtet ist. Vater und Kinder vergnügen sich mit den Spielwaren, damit Mama ungestört shoppen kann.
Wir blieben stehen vor einem Spielwarengeschäft mit zwei Eingängen. Der ein hoch, der andere für mich zu niedrig. Imaginarium stand über den Eingangstüren. Ein Eingang für Erwachsene und ein Eingang für Kinder.
Imaginieren heißt ja "sich vorstellen" - "einbilden". Wenn ich imaginiere, dann stelle ich mir Bilder vor meinem inneren Auge vor. Ein Imaginarium müsste dann eine Welt voller Bilder sein. Eine Fantasiewelt oder eine Welt, in der die Traumilder der Kinder Wirklichkeit werden. Die "eingebildeten" Puppen und Dreiräder werden im Imaginarium zur anfassbaren Raliät. Die Erwachsenen betreten durch ihren Eingang den Laden und wissen, es handelt sich um ein Kaufhaus, in dem sie die Waren mit Geld bezahlen müssen. Eine Welt von Plastik und Täuschungen. Die Kinder betreten durch "ihren" Eingang den gleichen Raum und kommen in das Land ihrer Träume. Erwachsene und Kinder befinden sich jenseits des Tores am gleichen Ort und nehmen dennoch etwas unterschiedliches wahr.
Da wird die Imagination wirklich zur Imagination. Der Erwachsene sieht beim Roboter auf den Preis und schätzt ab, ob es sich lohnt, auch noch dieses Spielzeug zu kaufen. In drei Tagen hat das Kind es zerlegt und landet in der Spielzeugkiste der abgelegten und unbrauchbar gewordenen Traumobjekte. Der kurzweilige Spaß für ein horrendes Vermögen. Das Kind sieht im Roboter die Erfüllung der Spielträume. Es reist mit ihm auf den Mond, den Mars und in ferne Galaxien. Der Roboter räumt das Kinderzimmer auf und ist ein Superkamerad, immer stark und ein toller neuer Freund. Willkommen im Imaginarium!
Und jetzt zu dir und mir. Wir stehen zur gleichen Zeit und nebeneinander auf dem Marktplatz irgendeiner Stadt in Deutschland. Nach einer halben Stunde gehen wir gemeinsam in ein Café um die Ecke und erzählen uns, was wir gesehen, gehört, gerochen und sonst wahrgenommen haben. Werden wir die gleiche Geschichte erzählen? Mit Sicherheit nicht! Auch wir leben in einem Imaginarium. In einem scheinbar erwachsenen Imaginarium. Der Unterschied vom Erwachsenen zum Kind ist nur graduell.
Wann wachen wir auf aus unsereren Bildern? Und was bleibt? Was geschieht, wenn wir den "Spielzeugladen Welt" wieder verlassen und feststellen, wir waren nur in einer Imagination. Wir waren Besucher eines Traumes. Wir wachen auf und was stellen wir fest?
Wer bin ich ohne mein erwachsenes Imaginarium? Zur Zeit kann ich es nicht verlassen. Ich bin darin wie gefangen, weil ich zu dieser Welt gehöre. Aber ich kann mein Bewusstsein davon lösen und ahne, dass ich noch zu einer anderen Wirklichkeit gehöre. Denn gedanklich kann ich aus dem Imaginarium aussteigen und aufwachen. Ich stelle mich an den Rand des Spielplatzes und gehe in die Beobachterposition. Interessant, was sich dort so tut! Wer ist das "Ich", das diese Beobachtung macht? Ich weiß nur: Es ist!
www.matthias-koenning.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen