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Montag, 21. September 2015

Stille duldet keine Lüge!


Dieser Satz kommt von dem Musiker und Komponisten Arvo Pärt. Er äußerte diesen Gedanken bei einem Interview im Radio. "Stille duldet keine Lüge." Welch ein eindrucksvolles Wort. In der Musik gibt es ja nicht nur die gespielten Noten, die laut erklingen. Es existieren auch die stillen Zwischenräume. In der Popmusik leider nicht. Da wirst du vom ersten bis zum letzten Ton pausenlos "zugetönt".
Aber in der klassischen und der modernen Musik gibt es das. Da "hörst" du auf einmal Stille. Zwischen zwei Tönen geschieht - nichts. Musik und Stille! Scheinbar ein Widerspruch. Doch auch Stille kann tönen!
Was geschieht, wenn du sprichst? Deine Worte, deine Sätze! Sagst du die Wahrheit? Immer? Oder beschönigst du? Du besänftigst vielleicht. Du verharmlost. Du verschweigst. Du übertreibst. Du erzählst aus deiner Sicht mit deinen Worten. Es ist deine Wahrheit oder Unwahrheit, die du aussprichst. Doch was geschieht in der Stille?
Du bist eigentlich voller Worte. Du möchtest etwas sagen. Aber du merkst, dass deine Worte nicht angebracht sind. Keines deiner Worte ist angebracht. Keines fühlt sich richtig an. Du ringst mit den Worten. Du fuchtelst vielleicht mit den Armen. Du resiginierst. Du gehst ins Schweigen. Dann sprichst du zumindest keine unüberlegten Worte aus.
Was geschieht, wenn du schweigst? Arvo Pärt sagt, dass die Stille keine Lüge duldet. Wenn du in deiner eigenen Stille dich anlügst, hast du ja nur dich als Zuhörer. Also, wenn du keinen Zuhörer im Außen hast, warum solltest du dich selber anlügen. Lügst du dich an in deiner Stille dann entsteht richtiger Lärm. Dein Inneres schreit dich an und ruft laut: "Lüge!" Damit zerstörst du die Stille und auch den inneren Frieden. Also ist es besser, in der Stille zu schweigen und keine Gedanken zu denken! Du kannst davon ausgehen, dass die Gedanken nicht stimmen. Sie lösen ein schales Gefühl aus. Im Reden kannst du die Dinge einfach wegmachen. Deinen Unfrieden, deinen Zorn, deine Kränkung und deine Enttäuschungen. Du "belügst" den anderen und glaubst dir selbst. Ein wunderbarerer Selbstbetrug. Aber in der Stille?
Stell dir vor, du liegst mit einem Menschen im Streit. Du verständigst dich mit ihm für einen Moment und bittest um ein gemeinsames Schweigen. Was wird geschehen? Kannst du es aushalten? Möchtest du am liebsten weiterschreien? Wenn du in die Stille gehst kann etwas ganz Schönes passieren. Du spürst den Schmerz, die Trennung, das Unmenschliche in dir. Vielleicht willst du genau das nicht und hörst auf zu schweigen und zu "stillen". Du nimmst die Stille als das, was sie dir anbietet. Einen Raum, in dem du einfach bist und nichts geschieht. Frieden kann kommen!
www.matthias-koenning.de

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