Das Volk
der Kanuri lebt in der zentralen Zone des Sudan und am Tschadsee. Ich habe
keine Ahnung, warum sie der Geduld eine solche Aufmerksamkeit schenken. In
einer Wüstenzone braucht es aber sicherlich Geduld, die nächste Oase zu erreichen.
Der Weisheitsspruch der Kanuri hat es in sich: „In der Tiefe der Geduld ist der
Himmel.“
In der
Regel möchte ich in kurzer Zeit meine Ziele erreichen. Ich bin ein flotter und
effektiver Arbeiter in allen Bereichen des Lebens, in der Küche, beim Einkaufen,
im Garten ja, und leider auch manchmal in der Beratung von Menschen. Die Sache
ist doch klar, schon auf den ersten Blick. Mach zuerst A, dann B und zum
Schluss mach C.
Wenn ich
mir die Pflanzen im Garten betrachte, dann brauchen sie die Zeit, die sie
brauchen zum Wachsen. Sie wachsen so wie sie wachsen. Sie wachsen so, wie es
ihnen entspricht, ihrem Wesen nach.
Wenn ich
Geduld habe, „dulde“ ich, gestehe ich zu, dass alles den Raum braucht, den es
braucht. Auf einmal hört der Druck auf, dass etwas geschehen muss. Der Stress
löst sich auf. Alles darf und nichts muss sein. Ich überlasse mich dem Lauf der
Dinge, dem Gang des Lebens.
Im großen
Bogen der Evolution ist meine momentane Sorge, dass sich etwas weiterentwickelt
schier unbedeutend. Wenn mein Freund heute nicht kommt, kommt er vielleicht
morgen, vielleicht sehe ich ihn auch erst im nächsten Jahre und vielleicht auch
in einer veränderten atomaren Zusammensetzung in der Ewigkeit.
„In der
Tiefe der Geduld ist der Himmel.“ Jetzt gehe ich doch einfach mal in meine
eigene innere Tiefe, in die Mitte meines Herzens und sage Ja zu dem, was ist.
Was will ich mehr? Das Ja zu allem was ist, ist doch Himmel, oder?
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