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Freitag, 20. Februar 2015

Was kannst du von Programmierern lernen?


Bei meinen Recherchen zum Thema "Grübeln" stieß ich auf die interessante Internetseite von Friedrike Löwe. Auf happyhacker.de schreibt sie unter anderem über das Thema Verantwortung und beschäftigt sich mit Fragen, die ich auch spannend und wichtig finde. Heute schreibt sie einen Gastbeitrag für meine Seite und ich für sie.

Programmierer entwickeln bekanntlich Software. Kann man sich die Techniken der Software-Entwicklung auch für die innere Entwicklung eines Menschen zu Nutze machen? Kann man sich selbst wie Software entwickeln?

Es gibt durchaus einige Parallelen zwischen diesen beiden Arten der Entwicklung. Drei davon möchte ich dir vorstellen:

1. Beteiligte identifizieren
Zu Beginn eines Software-Projekts werden die sogenannten Stakeholder identifiziert. Das sind verschiedene Gruppen von Menschen, die irgendein Interesse an dem Projekt haben. Also z.B. die späteren Anwender der Software, die Support-Abteilung, die Entwickler, das Management...

Eine sehr hilfreiche Frage für die Persönlichkeitsentwicklung ist: Wer ist daran beteiligt? Friedemann Schulz von Thun schreibt über ein „inneres Team“ und meint damit die unterschiedlichen Impulse innerhalb deines Bewusstseins. Besonders deutlich kann man die Existenz des inneren Teams wahrnehmen, wenn man etwas tut und sich dabei über sich selbst ärgert. Dann gibt es also mindestens zwei Teammitglieder, die unterschiedlicher Meinung sind. Einer ist dafür, dass ich das tue (und hat sich offensichtlich gerade durchgesetzt), einer ist dagegen und macht mir nun ein schlechtes Gewissen. An so einer inneren Diskussion können aber auch mehr als zwei Teammitglieder beteiligt sein. Hast du mal darauf geachtet, welche Meinungen, Impulse oder Tendenzen es in dir regelmäßig gibt? Möglicherweise gibt es da ja den inneren Schweinehund, das moralische Gewissen und jemanden, der gerne akzeptiert werden möchte? Nimm dir mal Zeit und schreibe auf, wer sich da regelmäßig zu Wort meldet. Wer bevölkert dein inneres Team?

Eine weiteres Modell, dass dir beim Finden von Beteiligten hilft, sind die Lebensrollen oder auch Lebenshüte. Frage dich, welche Rollen du in deinem Leben aktuell spielst. Bist du Elternteil, Partner in einer Beziehung, Kind, Freund, Schatzmeister, Chef, Klarinettist? Schreibe auch deine Rollen mit auf.

Auch sehr wichtige Personen in deinem Leben könnten deine Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen dürfen, wenn du das erlaubst. Gibt es Personen, die dir so viel bedeuten, dass du für sie bestimmte Entwicklungsschritte machen möchtest? Möchtest du zum Beispiel geduldiger mit deinen Kindern umgehen?

2. Ziele formulieren
Wenn die Interessensgruppen für ein Software-Projekt feststehen, ist die große Frage: Was wollen die Beteiligten? Welche Interessen haben die denn am Projekt? Und welche Interessen haben die höchste Priorität? Aus den Antworten auf diese Fragen werden die sogenannten Anforderungen formuliert, die beschreiben, welche Kriterien die Software später einmal erfüllen soll.

Jetzt könntest du daran gehen und dich fragen, welche Anforderungen die Beteiligten in deinem Leben haben. Welche Anforderungen haben die Mitglieder deines inneren Teams? Welche Anforderungen entstehen aus den Rollen, die du spielst? Welche Anforderungen haben deine Liebsten an dich?

Das kann eine ganz schön lange Liste werden. Deshalb frage dich: Welche dieser Anforderungen möchtest du erfüllen? Welche Wünsche und Träume hast du? Hast du eine Lebensvision? Worauf möchtest du an deinem 80. Geburtstag zurückblicken? Was soll auf deiner Beerdigung mal über dich gesagt werden?

Wenn du die Anforderungen kennst, kennst du deine Ziele und kannst daraus die nächsten Schritte ableiten, die du auf dem Weg dorthin gehen kannst.

3. Regelmäßig Rückschau halten und Anpassungen vornehmen
Wenn es mit der Programmierung dann endlich losgehen kann, wird seit einigen Jahren oft auf einen sogenannten iterativen Prozess zurückgegriffen. Das bedeutet unter anderem, dass die Entwickler in regelmäßigen Abständen einen Schritt zurück treten und sich ansehen, wo sie jetzt stehen. Ist alles gut gelaufen? Gab es Schwierigkeiten? Wollen wir in Zukunft etwas anders machen? Und: Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Und vor allem: Ist das Ziel, das wir mal festgelegt haben, immer noch sinnvoll – oder haben wir vielleicht etwas gelernt, das erfordert, dass wir den Weg oder sogar das Ziel anpassen?

Diese Fragen sollte man sich auch im Laufe seines Lebens regelmäßig stellen. Ein guter Moment dafür ist z.B. der Jahreswechsel. Wie war das letzte Jahr? Bin ich meinen Zielen näher gekommen? Wie ist es gelaufen? Haben sich meine Ziele verändert? Wie will ich von hier aus weiter machen?

Das ist ja alles ganz schön viel Planerei...
Das liest sich so, stimmt's? Ich denke, wem die strategische und voll-organisierte Art der Programmierer nicht so liegt, kann diese Ideen auch spaßiger nutzen: Ich denke da an bunte Mindmaps oder Collagen von den „Stimmen in meinem Kopf“, an Steckbriefen von meinen Lebensrollen, an unverblümte Anforderungssätze, an eine bewegende Grabrede und an eine epische Formulierung und Gestaltung deiner Herzensziele. Worauf wartest du?


Autorin: Friederike Löwe ist Software-Entwicklerin und schreibt auf happyhacker.de darüber, wie du dein Leben in die Hand nehmen kannst, um etwas Großartiges daraus zu machen.

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