Translate

Freitag, 22. Dezember 2023

22. Impuls im Advent: Wer sein Kind liebt, braucht es nicht zu erziehen. (indisches Sprichwort)

Im Advent möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das Ziel in Bethlehem. Ich möchte dem Kind begegnen und wahrnehmen, was dann geschieht. Die Hinweise dafür geben die "Kinder" auf der Straße, das "Kind" in dir, das "Kind" in mir und  "Kinderweisheiten" von Menschen in der ganzen Welt.

Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, dann komme ich mir sehr erzogen vor. "Was sagt man, wenn man etwas geschenkt bekommt?" "Mach einen Diener!" "Sag guten Tag!" "Komm ja pünktlich!" "Setz dich zur Strafe auf die Bank!" "Setz dich auf den Topf!" "Geh dich waschen und Zähneputzen!" Ich könnte die Sätze endlos fortsetzen. Ich bin gut erzogen. Wenn ich es nicht war, war ich ungezogen. Ungezogen sein ist auf jeden Fall ganz schlecht! Geht überhaupt nicht! Ungezogen sein verdirbt komplett das familiäre Klima. Du wirst gemieden, ausgeschlossen und isoliert bis du deine erzogenen Seite wieder zeigst und um Entschuldigung bittest.
Da gibt es doch die Geschichte von dem Bauern, der ständig an seinen Pflanzen zieht um das Wachstum zu beschleunigen. Das Ergebnis ist klar: Die Pflanzen gehen ein! Wir Menschen sind Gott sei Dank robuster. Wenn die Eltern an uns ziehen gehen wir nicht so schnell ein. Wir haben viele "Erziehungen" überlebt. So manche felsenfeste "Erziehungsgrundsätze" von gestern gelten heute nicht mehr. "Grundsätze" sind eben nur "Sätze" - mehr nicht. Hinter der Erziehung steckt für mich in der Regel die Angst und die Überforderung der Eltern. "Aus meinem Kind soll doch etwas werden!" "Ich möchte mich nicht blamieren!" "Was denken die Leute nur über mich!"
"Wer sein Kind liebt, braucht es nicht zu erziehen." An erster Stelle also steht die Liebe. Das ist nicht einfach ein Gefühl. Es beinhaltet Respekt, Würde, Achtung, Zuwendung, Wohlwollen, Vertrauen, Zutrauen, Freiraum, Hoffnung und vieles andere mehr. Wenn du den "Motor" Liebe mal ordentlich ankurbelst kommst du ganz schön voran. Mindestens 95 % der Strecke. Die Erziehung kommt dann, wenn du den "Erzieher" in dir benötigst, weil die Liebe nicht mehr ausreicht.
Wenn du schon hin und wieder erziehen musst, dann beschäftige dich einmal mit dem Modell der gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg. Bei ihm habe ich gelesen, dass du als Erwachsener am Ende einen Preis dafür zahlen musst, wenn du deinen Kindern Gewalt antust. Sie werden sich im Alter z.B von dir abwenden. Als Kind konnten sie das nicht, weil sie von dir dem Erwachsenen abhängig waren. Wenn die Kinder erwachsen sind können sie zu ihren Eltern sagen: "Als Kind konnte ich mich nicht wehren gegen deine Ungerechtigkeit. Aber heute kann ich dir aus dem Weg gehen."
Das Prinzip "Liebe" statt Erziehung im Bezug auf die Kinder gilt auch für die "Kinder" in dir. Wir oft gehst du ungnädig um mit deinen so genannten Fehlern und Schwächen. Wie viele Gefühle in dir lehnst du ab, weil sie nicht so funktionieren wie du als Erwachsener es gedacht hast. Darum mein Impuls für heute: Welche inneren Kinder müssen gerade unter deiner Erziehung "leiden"? Was würde sich ändern, wenn du sie lieben würdest? Was würden dann die Menschen um dich herum an dir bemerken, wenn du deine "ungezogenen inneren Kinder" liebst?
www.matthias-koenning.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen