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Mittwoch, 19. November 2014

Nein, ich habe keinen Besuch. Das sind alles meine Schuhe.

Ich blieb an diesem Postkartenspruch kleben. Eigentlich bedient es ja nur irgendwelche typischen Frauenklischees bezüglich des Themas "Schuhe". Das ist mir eigentlich ziemlich egal, wer wie viele Schuhe besitzt. Möge jede und jeder mit seinen und ihren Schuhen glücklich werden. Es gibt zahleiche unsinnigere Arten, sein Geld auszugeben.
Ich persönlich gehöre eher zu den Minimalistenin Sachen Schuhe. Ich benötige keinen Schuhschrank, weil ich mich auf ein oder zwei Paar konzentriere und erst dann neue kaufe, wenn die Schuhe quasi von den Füßen fallen.
Kommen wir zurück zum Postkartenspruch. Ich blieb schon bei dem ersten Teil des Satzes hängen. "Ich habe keinen Besuch." Bei mir entstand eine merkwürdige Verknüpfung, die so aussieht: "Leider habe ich keinen Besuch. Ich hätte aber gerne welchen. Und weil ich keinen Besuch bekomme gebe ich mich der Illusion hin und kaufe mir Schuhe. Wenn ich die dann am Eingang hinstelle sieht es so aus, als hätte ich Besuch." Zugegeben! Das ist sehr verquer gedacht. Nach diesem Verständnis geht es also gar nicht um den Besitz von Schuhen sondern um Bewältigung von Einsamkeit.
Das fühlt sich dann an wie "Diner for One". Miss Sophie gibt sich auch der Illusion hin, dass ihre verstorbenen Freunde noch leben indem sie mit ihnen virtuell zu Abend isst.
Wir umgeben uns mit Gegenständen, die eine Illusion oder Scheinwelt erzeugen. Die Tapete beim Griechen suggeriert, wir säßen an der Akropolis. Ein Fest mit Lederhosen und Dirndl in einer  münsterländischen Schützenhalle weckt die Illusion von bayrischer Gemütlichkeit. Die Hunderte von Büchern in meinem Schrank erwecken den Eindruck ich wäre belesen.
Warum also sollte sich nicht jemand Schuhe kaufen und in den Flur stellen damit man denkt, die hat viele nette Kontakte und ständig Besuch?
www.matthias-koenning.de

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