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Dienstag, 6. Dezember 2022

Wenn das Leben eine Tür schließt, dann öffne sie wieder. Es ist eine Tür. Türen kann man öffnen.

Stell dir vor, dass du dich beworben hast. Du bist eingeladen zu einem Vorstellungsgespräch und bekommst hinterher eine Absage. Dann schließt sich in diesem Augenblick eine Tür für dich. Diese Stelle hat jetzt jemand anders bekommen und du nicht. Mein Postkartenspruch sagt jetzt: "Wenn das Leben eine Tür schließt, dann öffne sie wieder. Es ist eine Tür. Türen kann man öffnen."
Kann ich jetzt einfach die Stelle antreten, obwohl ich abgelehnt wurde? Ich kann die Tür ja einfach öffnen. Ist ja nur eine Tür! Ich denke, so ist das nicht gemeint. Wenn ich eine Möglichkeit verpasst habe, dann kann sich schnell Resignation in mir ausbreiten. Ich kann so hoffnungslos werden, dass ich nicht einmal mehr eine Türklinke drücke nach dem Motto: Ist eh verschlossen! Für mich! Keine Chance!
Wie könnte der Umgang mit einer Absage anders ausgehen? Wie kann ich die Chance für mich nutzen und die Türklinke drücken, so dass sich etwas für mich öffnet? Ich kann aus der Absage lernen. Ich kann schauen, was war denn der genaue Grund. Wo kann ich mich verbessern. Die Absage kann meine Widerstandskraft stärken nach dem Motto: Jetzt erst recht! Ich kann trotzdem mit dem Arbeitgeber in Verbindung bleiben und mich für das nette Vorstellungsgespräch bedanken.
Es geht also darum, dass ich die Türen nicht als etwas Absolutes betrachte. Türen sind nur relativ verschlossen. Wenn sie sich absolut verschließen, dann muss man sie zumauern.
Solange eine Tür eine Tür ist, kann ich sie öffnen. Wenn ich in Möglichkeiten denke, öffnet sich ein Weg. Sonst gibt es eine Sackgasse. Der Spruch möchte dir helfen, aus einem Sackgassendenken auszusteigen.
Und das erlebe ich in meinem Umfeld häufig: So eine Art Sackgassenbewusstsein. "Da ist nichts mehr zu machen!" "Da geht nichts mehr!" Ja, das stimmt, manche Türen kann ich nicht mehr öffnen, wenn sie sich schließen, aber ich finde trotzdem noch eine Möglichkeit, so lange ich lebe. Es geht schließlich auch nicht um die Tür, sondern um den Raum hinter der Tür und meine Absicht, irgendwo hin zu gelangen. Der nächste kleine Schritt, der mir einfällt, ist die nächste Tür, die ich öffne.
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Montag, 5. Dezember 2022

Gestern war hier noch aufgeräumt. Schade, dass du es verpasst hast.

Das Leben besteht darin, ständig das Chaos zu bändigen und zu sortieren. Ich putze und räume auf und beschaue mir die wunderbare Ordnung. Nur einen winzigen Augenblick später brauche ich ein Küchenmesser und lege es mal eben ab. Später werde ich es wieder einräumen. Dann kommt noch eine Tasse dazu und ein Schneidebrett. Nur noch ein paar kleine Krümel von dem Brot und schon sehe ich den Anfang vom neuen Chaos.
Der Zustand völliger Aufräumung hält nur kurz an. Ich könnte ja mal so ein Zimmer total aufräumen und dann abschließen. Nichts wieder anrühren. Nur ab und zu aufschließen und die Aufräumung genießen. Es würde sich zwar der Staub sammeln. Aber Staub macht keine Unordnung. Es senkt sich Schicht um Schicht auf die Ruhe. Ich könnte wegen der wunderbaren Ordnung noch ein zweites Zimmer so aufräumen und ein drittes und das ganze Haus. Ich würde das Haus nicht mehr benutzen. Ich könnte in ein Zelt ziehen. Da gibt es wenig Platz und weniger Möglichkeiten für Chaos. Ich würde dann ab und zu in mein Haus gehen, dort vorsichtig herumschleichen und nichts anrühren. Ich hätte auf ewig und überall alles aufgeräumt. Niemand, der mich besucht, würde es verpassen. Gestern war ich schon aufgeräumt und heute ist es noch immer so. Leider ist mein Zelt zu klein und darum kann ich dich hier ins Haus nicht einladen. Es würde doch schnell wieder unaufgeräumt sein.
Ich kann auch sagen: Das Haus wäre tot. Das Leben verschwunden. Wer lebt, macht Unordnung. Grundsätzlich. Geht gar nicht anders.
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Samstag, 3. Dezember 2022

Man bringe mir eine Tür. Ich möchte gehen.


Manchmal sitze ich fest. Eine Konferenz oder Besprechung wird einfach nicht fertig. Noch ein Gedanke. Noch ein Tagesordnungspunkt. Noch jemand will etwas sagen.
Oder ich bin Gast bei einer Veranstaltung: Es ist langweilig. Es gibt nichts zu essen, was mich verlockt. Ich habe keine Lust oder bin sonst wie schräg drauf.
Oder ich sitze und habe keine Kraft mehr. Der Akku ist leer. Oder ich bin satt und zufrieden. Ich könnte mich jetzt zurücklegen und einschlafen. Ich bin so müde, dass ich eigentlich nicht mehr aufstehen möchte.
Also, manchmal nehme ich einfach ein Ende wahr und ich bekomme nicht die Kurve. Aus welchen Gründen auch immer. Dann wünsche ich mir einfach eine Tür, die für mich das Aufstehen und Gehen erleichtert. Dann muss ich einfach nichts mehr tun. Leider funktioniert das Leben so nicht. Dir Türen öffnen sich. Aber ich muss da durchlaufen. Ich muss aufstehen und ich muss eine Entscheidung treffen. Ich kann warten bis die Tür kommt, aber sie wird nicht kommen.
Ich kann warten, bis die langweilige Veranstaltung vorbei ist. Ich kann aushalten, mich in Geduld üben und voll passiv sein. Ich kann aber auch einfach aufstehen und gehen. Genug ist genug!
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Freitag, 2. Dezember 2022

Bist du depressiv oder umgeben von Menschen, die dir nicht gut tun?

Wenn du dir selbst Depressionen oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist.

Zu mir kam eine Frau mit der ärztlichen Diagnose einer Depression.
Sie war ratlos. Sie kam sich so ohnmächtig und hilflos vor.
Dann haben wir uns unterhalten über das Leben und die Arbeit und die Familie.
Sie erzählte von ihrem Mann.
Der war auch nicht zufrieden mit ihr. Sie würde nichts für sich tun. Sich nicht mehr schick machen. Die Figur vernachlässigen. So schlecht gelaunt sein.
Ihr Mann würde ständig Vorschläge machen und Veränderungen einfordern. Und es sei so schwer, ihn zufriedenzustellen.
Aber jetzt hatte sie ja eine Diagnose: Depression! Ich kam wirklich auf eine völlig andere Idee. Wenn ich einen Mann an meiner Seite hätte, der mich ständig kritisieren würde und das über Jahre. Wie würde es mir dann gehen?
Ich habe nicht gefragt, aber ich hätte fragen sollen: "Leben Sie mit einem Arschloch zusammen?" Gedacht hatte ich es.
Allein die Vorstellung, dass ich von lauter Arschlöchern umgeben bin befreit mich schlagartig von jeder Depression. Bei einer Depression bestrafe ich mich letztlich selbst und hocke da in meinem Abgrund. Wenn ich sauer bin auf die Welt um mich herum, dann komme ich in die Tat.
Wenn du also so einen Anflug von Depression hast, dann schau doch mal, ob da nicht gerade ein kleines Arschloch in der Nähe ist. ;-)
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Donnerstag, 1. Dezember 2022

Sich selbst neu erleben!



Geht es dir auch so eigenartig in diesen Tagen? Über den Corona Virus möchte ich mir keine Gedanken machen, aber über die Begleitumstände und was das so mit mir macht. Dabei kommt mir das alles noch so unwirklich vor. Plötzlich haben sich die gewohnten Strukturen aufgelöst. Nichts mehr läuft wie bisher. Ein ganzes Land in der Krise.
Ich kenne solche Phasen aus dem eigenen engen ganz persönlichen Leben. Da gibt es diese Ungleichzeitigkeit. Die Welt um mich herum dreht sich mit großer Normalität weiter. Sie unterstützen mich in meiner Krise, befinden sich selber aber nicht darin. Mein eigenes Leben stockt und ich muss schauen, wie es für mich weitergeht. Und jetzt befinden sich fast über Nacht alle Menschen weltweit in der Krise. Alles verändert sich vorübergehend für alle. Eigentlich sind die meisten von uns noch in Sicherheit. Wir haben ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Aber es fühlt sich trotzdem ungemütlich und ungesichert an. Niemand weiß, was noch kommt und ob sich alles verschlimmern wird.
Ich bin noch dabei, mich innerlich und äußerlich zu sortieren. Dass ich nicht mehr jeden Tag mit dem Zug oder Auto zur Arbeit fahre. Dass es jeden Tag neue Regeln beim Einkaufen gibt. Dass ich bestimmte Produkte nicht mehr bekomme und dass wir uns alle auf Abstand begegnen und nicht mehr umarmen. Ich berate am Telefon oder per Skype und sitze viele Stunden vor dem Rechner und erlebe, wie die Technik mal funktioniert und mal auch nicht. Alle wollen auf einmal in diese Onlinetools hinein und verlangsamen den Datenverkehr.
Und dann dieser Abstand. Nur noch die wenigen ganz engen Familienmitglieder bleiben nahe. Der Körperkontakt reduziert sich auf ganz wenige Menschen. Das gab es noch nie. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Erwachsene Großmütter winken ihren erwachsenen Kindern und Enkelkindern zu und fallen sich nicht vor Freude in die Arme.
Wir sind andere Zustände gewohnt. Es gibt ja diese Grippetage, dann fühlt es sich ähnlich an. Jetzt sind wir wie in einer Grippe aber ohne Symptome. Mit der Perspektive von ein paar Wochen oder auf unbestimmte Zeit.
Können wir das überhaupt gut verkraften? Wo wir Menschen doch soziale Wesen sind? Uns gegenseitig brauchen? Wir sind doch eine weltweite Familie und können ohne einander gar nicht überleben. Allein auf uns gestellt würden wir vor Einsamkeit und Kummer sterben.
Klar, wir sehen uns auf der Straße und beim Einkaufen und winken uns zu. Halten einen Abstand von zwei Metern und machen so möglich, was noch möglich ist. Während es aber bis vor zwei Wochen noch eine wichtige Lebenserkenntnis von mir war, dass wir einander brauchen, wird es jetzt auf einmal hautnah spürbar. Es wandert vom Kopf in den Körper.
Ich nehme auch die Menschen wahr, die als Single alleine leben. Bislang konnten sie sich regulieren über viele Außenkontakte. Die sich jetzt anstrengen müssen über Telefon im Kontakt zu bleiben. Noch sind wir alle damit beschäftigt, uns zu organisieren. Wie mache ich die Einkäufe. Gehe ich zur Arbeit und wenn ja, wie erledige ich meinen Job. Das kostet Zeit und Energie. Dann aber ist irgendwann alles erledigt und es gibt eine Art Krisenalltag. Ich gehe einkaufen und weiß, dass es länger dauert. Dass ich Menschen mit Mundschutz begegne und mir selber anschließend die Hände wasche, weil ich den Einkaufswagen geschoben habe. Das wird nach und nach selbstverständlich und manches werde ich vielleicht auch nach der Corona Virus Krise beibehalten, weil es so besser ist.
Was jedoch, wenn ich mich organsiert habe und wieder so eine Art Sicherheitsgefühl bekomme. Ich behalte mein Dach über dem Kopf. Ich kann noch genug Nahrungsmittel einkaufen und werde somit nicht verhungern. Alles ist provisorisch organsiert und es gibt halbwegs akzeptable Alltagslösungen. Was dann?
Was dann, wenn ich am Abend auf meinem Sofa sitze und mir dieses neue Leben mit Corona vor Augen halte und vergleiche mit dem Leben davor. Ich glaube, dass ich da ans Nachdenken komme und dass sich plötzlich ohne große Anstrengung die Wichtigkeiten verschieben. Das Hamsterrad kommt einfach zum Erliegen. Alles, was vorher so viel Bedeutung hatte, versinkt in die Bedeutungslosigkeit. Vielleicht bin ich Mitglied in einem Verein und habe Verantwortung übernommen. Plötzlich fallen alle Treffen weg und ich habe sehr viel Zeit. Und ich komme auf den Gedanken, dass dieser Freiraum auch seine guten Seiten hat. Viele Aufgaben im Verein waren nur zeitraubend und wurden im Laufe der Jahre immer weniger sinnvoll.
Bei der Arbeit bin ich davon ausgegangen, dass ich unbedingt zu meiner Arbeitsstelle fahren muss. Dort befindet sich doch mein Arbeitsplatz und ich gehöre zu einem Kreis von Kolleginnen und Kollegen. Plötzlich höre ich sie nur noch per Telefon und merke, wie viel Zeit ich mit kleinen Schwätzchen am Tag verbracht habe. Und wie ich diese Gespräche auch vermisse. Ich komme vielleicht zu der Erkenntnis, dass ich die Arbeit eigentlich langweilig finde, aber den Kontakt mit den Kollegen besonders mag. Dass ich nur deshalb arbeite, um mit netten Menschen zusammen zu sein.
Auf einmal verbringe ich viel mehr Zeit mit meiner Familie. Manche finden das wunderbar. Mit den liebsten Menschen mehr Zeit zu verbringen. Nach wenigen Tagen fangen die Beziehungen an zu kriseln. Zu viel Nähe ist auch nicht gut. Es fehlen die autonomen Freiräume.
Und Rollen verändern sich. Ich kenne einige Mütter, die inzwischen zur Lehrerin geworden sind. Mutter und Lehrerin in einer Person. Für die Kinder ist das manchmal eine echte Katastrophe. Für die Mütter auch. Alle könnten sich entspannen und mal ein paar Wochen alles schleifen lassen. Wenn da nicht der Druck wäre. Die Schulpläne müssen eingehalten werden. Wenn da nicht die Angst vor der Zeit nach der Krise wäre. „Mein Kind verliert den Anschluss.“  Dabei könnten unsere Kinder etwas anderes lernen. Etwas, was die Schule nicht bietet. Sie können lernen, Krisen zu meistern. Den Wert von Geborgenheit und Sicherheit spüren. Kreativität entdecken, wenn die Räume im Außen sich reduzieren.
Es gibt neue Möglichkeiten als Familie zusammen zu sein. Heute leben wir ja so getrennt voneinander. Schon die Kinder lernen, dass jeder in seinem eigenen Raum lebt. Die Eltern am Arbeitsplatz, die Kinder in Kita und Schule. Wie war das wohl früher, als alle alles gemeinsam machten. Oder jeder machte etwas anderes aber alle in räumlicher Nähe. Wenn jeder Tag wie Samstag oder Sonntag wird. Der Alltag und der Sonntag verschwimmen ineinander. Arbeit und Freizeit verlieren auch ihre klaren Konturen. In der letzten Woche wusste ich nicht mehr, wie viele Stunden ich genau für meine Firma gearbeitet habe. Wie schreibe ich das eigentlich auf?
Jeder von uns macht im Augenblick neue Erfahrungen. Das führt zu neuen Gedanken und vielleicht auch Veränderungen für die Zeit nach der Corona Krise. Das ist mal eine echte Fastenzeit. Keine, die wir künstlich herbeiführen müssen. Die äußerlichen Veränderungen bieten genug Stoff, das eigene Leben zu bedenken und zu überprüfen, wie ich es gestalten möchte. Plötzlich gehen Dinge ganz leicht, die vorher unmöglich waren.
Eigentlich wollten wir über Ostern auf die Kanaren verreisen. Alles haben wir storniert oder wurde gestrichen. Unter „normalen“ Umständen hätte ich das nicht akzeptiert. Ich wäre ärgerlich und würde darauf bestehen, verreisen zu wollen. Ich brauche doch die Erholung, die Sonne und die Wärme. Jetzt werden wie uns zwei Wochen anders erholen. Das wird auch gehen. Ganz leicht. Ich spüre keinen Ärger. Ich bin dankbar, dass ich leben darf und dass ich nicht allein auf dieser Welt bin. Ich bin mir bewusst, dass wir als Menschen alle zusammengehören. Und dass wir die Krise viel leichter hinbekommen, wenn wir zusammenhalten und uns verbinden. Das gibt auch ein besseres Lebensgefühl. Du bist da und ich auch und wir können teilen. Gedanken, Gefühle, Erlebnisse und Dinge des täglichen Bedarfes. Ich wünsche dir, dass du diese Zeit gut für dich nutzen kannst und dich in allem reich gesegnet fühlst.