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Samstag, 31. August 2024

Wie du zum Einverständnis kommst!

Stell dir vor, jemand bittet dich um etwas und du erfüllst diese Bitte. So weit so gut. Oder auch nicht.  Ich möchte mit dir heute einmal diesen eigenartigen Zwischenraum betrachten, der zwischen dem Aussprechen der Bitte und deren Erfüllung liegt.
Also noch einmal. Ein Freund bittet dich zum Beispiel: "Kannst du mir ein Paket Kaffee mitbringen wenn du kommst?" Dann steht diese Bitte in deinem inneren Raum. Vielleicht antwortest du spontan "Ja", weil du eh noch genug Vorräte im Schrank hast oder weil du sowieso an einem entsprechenden Geschäft vorbeikommst. Es ist für dich nicht mit Umständen verbunden so dass du die Bitte einfach erfüllst. Es kann aber auch sein, dass du keine Vorräte hast, eigentlich auch keine Zeit oder keine Lust. Dennoch kaufst du den Kaffee ein, weil du diesen Freund nicht enttäuschen möchtest oder weil du nicht nein sagen kannst, oder oder oder ...
Wenn du also eigentlich diese Bitte nicht erfüllen willst und es dennoch tust übergehst du etwas in dir. Du übergehst deine innere Stimme, die protestiert und ein "Nein" erwägt. Es kann leicht geschehen, dass du dann nicht mehr mit dir selbst in Übereinstimmung lebst und fremdgesteuert wirst. Daraus folgt dann auch ein Gefühl der Unzufriedenheit. Du gehst vielleicht mit einer gequälten Freundlichkeit zu deinem Freund und lieferst dort den Kaffee ab. Du kannst die Zweisamkeit nicht genießen, weil dein Inneres mit dir im Groll liegt und schmollt.
Im Zwischenraum von Bitte und Erfüllung bist du nicht aufmerksam gewesen und musst jetzt mit den Folgen leben. Bei einem Paket Kaffee mag das nicht so tragisch sein, aber wenn es um sehr große Bitten oder andere Wünsche geht spielt das eine große Rolle. Darum glaube ich, dass es wichtig ist, diesen Zwischenraum sorgfältig zu bedenken und den inneren Prozess zu gestalten.

1. Höre die Bitte mit dem Bauch, dem Herzen und dem Verstand.
2. Bewege es in deinem Inneren. Möchte ich das? Kann ich es? Gibt es Widerstände? Für wen ist es gut?
3. Triff eine Entscheidung. Wenn du ein klares "Nein" oder "Ja" hörst und umsetzt, übernimmst du Verantwortung für dein Handeln und hast keinen Grund, weiter innerlich zu grollen.
4. Gib dein Einverständnis. Atme ein und tief aus und sage noch einmal "Ja" zu deiner Entscheidung, egal wie sie ausfällt.

Ich möchte auf diesen vierten Schritt heute mein Augenmerk legen. Sein Einverständnis geben ist mehr als sich zu entscheiden. Beim Entscheiden wählst du zwischen den Möglichkeiten und setzt dann eine Möglichkeit um. Aber ob du wirklich innerlich ein ganzes "Ja" dazu sagst ist damit noch nicht grundgelegt. Probier einmal folgendes aus. Erinnere dich an die letzte Bitte, die jemand an dich gerichtet hat. Dann atme tief ein und im Ausatmen sagst du mit der Tiefe des Herzens und des Verstandes: "Einverstanden!" Was spürst du dabei?
Nach meiner Erfahrung setzt dieser Schritt eine Energie frei, die dich mit größerer Leichtigkeit Bitten erfüllen oder nicht erfüllen lässt. Beim "Einverstehen" nimmst du das Verständnis in dich hinein. Du verstehst und stehst zu dem, was du tust. Du gibst neben dem äußeren "Ja" auch dein inneres "Ja". Du entwickelst ein Verständnis für dich, das sich wie Wärme und Wohlwollen anfühlt. Du vollziehst den inneren Weg der notwendigen Schritte, um in Übereinstimmung mit dir zu bleiben, zu kommen und zu sein.
Vielleicht denkst du, dass es nicht immer möglich ist, im Gespräch diese vier Schritte zu machen. Wenn du einmal genauer darüber nachdenkst wirst du feststellen, dass du das immer schon gemacht hast im Bruchteil einer Sekunde. Es fehlte vielleicht manchmal die Bewusstheit dafür. Sich dieser vier Schritte bewusst zu werden gleicht einer spirituellen alltäglichen Praxis. Höre, bewege, entscheide dich.. Dann atme tief ein und sage im Ausatmen "Einverstanden". Dazu gehört für mich auch, dass du zum "Nein" sagen einverstanden sagst. Es geht nicht darum, dass du einverstanden bist, die Bitte eines anderen zu erfüllen. es geht darum, dass deiner Entscheidung das Einverständnis gibst. Erst, wenn du einen Vertrag unterschreibst, bekommt er Gültigkeit und Kraft.
Warum verbinde ich es mit dem Atem? Nun, im Ausatmen lässt du ja deinen Atem wieder los. Du gehst nicht in eine Anspannung sondern in die Entspannung und in die Lösung. Die gefühlte Lösung bringt dir zugleich Erleichterung mit. Du hast dich entschieden, es muss nicht mehr in deinem Kopf herumwandern, so wird es im Loslassen leichter in deinem Kopf. Übe dich im "Einverständnis". Du kannst dich auch einfach hinsetzen und einen Baum anschauen. "Einverstanden!" Du kannst dir deine Beziehungen anschauen und sagen: "Einverstanden!" Vielleicht wirst du aber da schon einen Unterschied merken ob du zu einem Sommerbaum "Ja" sagst und ob deine "hakeligen" Beziehungen auch ein solches "Ja" bekommen. Gibt es Widerstände? Spürst du ein unangenehmes Gefühl? Kommt da ein Mangel oder ein Schmerz? Das macht nichts, wenn ein Schmerz kommt, dann kannst du mit dem Schmerz "einverstanden" sein. Und wenn du mit dem Schmerz nicht einverstanden sein kannst, dann kannst du "Einverstanden" sein mit deinem "Unverständnis". Es wird immer eine Einladung im Raum stehen, mit dem du in ein "Einverständnis" gehen kannst.
Diese "Einverständnis" - Übung, wie ich sie einmal nennen möchte könnte zu einem wichtigen Bestandteil deines inneren Friedensprozesses werden.
1. Im Einatmen nimmst du alle Anliegen in dich auf.
2. Am Ende des Einatmens hältst du für nur einen Augenblick inne und bewegst das, was da ist.
3. Im Ausatmen lässt du los und sagst: "Einverstanden."
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Freitag, 30. August 2024

Ärgere dich nicht darüber, dass der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern freue dich darüber, dass der Dornenstrauch Rosen trägt. (aus Arabien)


Dieser Satz ist die arabische Form des halb leeren oder vollen Glases. Er inspiriert mich zu einer kleinen Meditation.

Ärgere dich nicht darüber, dass die falschen Politiker an der Regierung sind, sondern freue dich darüber, dass eine Regierung auch falsche Politiker verträgt.
Ärgere dich nicht darüber, dass der "neue" Papst Franziskus bislang so wenig Reformen umgesetzt hat, sondern freue dich darüber, dass trotz der wenigen Reformansätze Papst Franziskus seine gute Laune noch nicht verloren hat.
Ärgere dich nicht über deinen Nachbarn, der mit seinem Grill die Luft in deinem Garten verpestet, sondern freue dich darüber, dass trotz des Grills dir genügend Luft zu atmen bleibt.
Ärgere dich nicht darüber, dass deine erwachsenen Kinder dich nicht mehr anrufen, sondern freue dich darüber, dass deine Kinder ein so sinnvolles Leben führen, dass für Anrufe keine Zeit bleibt.
Ärgere dich nicht über das katastrophale Fernsehprogramm, sondern freue dich darüber, dass trotz des katastrophalen Fernsehprogrammes du noch Lust auf gute Unterhaltung hast.
Ärgere dich nicht über einen schlechten Service im Lebensmittelmarkt, sondern freue dich über einen Lebensmittelmarkt, in dem du noch das eine oder andere Produkt findest, das dein Herz erfreut.
Ärgere dich nicht darüber, dass du irgendwann sterben musst, sondern freue dich darüber, dass bis zu dem Zeitpunkt noch ein paar Atemzüge machen darfst und heute dein Leben genießt.

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Donnerstag, 29. August 2024

Probleme sind verkleidete Möglichkeiten


Manche ordnen diesen Spruch Henry Ford zu und andere wiederum Henry David Thoreau. Mir gefällt die Vorstellung, dass Probleme nicht einfach Probleme sind. Ich stelle mir vor, dass jemand zu mir in die Beratung kommt mit dem Auftrag, dass er an Möglichkeiten glaubt angesichts seines Problems. Dass er sie im Augenblick nur nicht erkennen kann.
Die meisten Menschen sind ja klug genug, das eine oder andere Problem zu lösen. Seit frühester Kindheit gehört es ja zum Lebensprogramm, dass wir Aufgaben gestellt bekommen und sie in der Regel auch gut lösen. Wir lernen, wie wir wieder aufstehen können nachdem wir hingefallen sind. Wir lernen, wie wir mit einem Löffel Brei von der Schüssel in den Mund bewegen ohne zu schlabbern. Wir weiten unsere Fähigkeiten aus je nach Anforderung. Wir bauen auf auf dem Wissen, was wir in uns tragen. Wenn ich mal eine Schraube gelöst habe werde ich andere Schrauben von anderen Gegenständen auch lösen können. Erst, wenn ich mit meine Aufgaben nicht lösen kann und darunter leide, wird es zu einem Problem.
Ich habe mich mit meinem Verstand angestrengt. Ich habe alles probiert und es lässt sich nicht lösen. Dann wird es für mich zu einem Problem. Ich bin überzeugt davon, dass ich es nicht lösen kann. Weil ich es nicht kann! Ich habe ja alles probiert! Was ist, wenn mein Problem nur aus verkleideten Möglichkeiten besteht? Dann würde es ja bedeuten, dass ich es grundsätzlich lösen könnte. Wenn ich die Kleider ablege. Ich kann meine Möglichkeiten im Moment nur nicht sehen, weil sie unter den Kleidern verborgen sind.
Kann ich die Kleider selber ablegen oder brauche ich dafür Unterstützung? Vielleicht kann ich es gar nicht erkennen, dass ich gerade verkleidet bin. Es sieht nur ein Außenstehender. Der von außen sieht mehr als ich selber. Wie bei des Kaisers neuen Kleidern. Ich bin manchmal blind für meine Möglichkeiten.
Es könnte doch hilfreich sein für mein nächstes Problem, dass ich mir einfach vorstelle, dass ich gerade verkleidet bin. Benebelt! Kurzsichtig! Ich könnte einen Schritt zurücktreten und mich von außen wahrnehmen. Ich könnte mein eigener Coach sein und mit von außen mal ganz neutral betrachten. Auch wenn ich von dort mein Problem nicht lösen kann könnte ich mich dadurch von meinem Problem lösen. Ich könnte zu meinem Problem sagen: "Du bist jetzt da. Aber ich entscheide mich dafür, dich nicht zu lösen. Kann ja jemand anders machen. Kannst ja mal einfach mich in Ruhe lassen. Mir die Ruhe geben, damit da ein Impuls kommt. Nicht aus dem Kopf, vielleicht aus dem Bauch oder aus dem Herzen."
Wenn Probleme verkleidete Möglichkeiten sind, lässt sich dann vom Kleid auf die Möglichkeiten schließen. Könnte ich mir das "Kleid" anschauen und eine Idee bekommen, welche Möglichkeit sich dahinter versteckt? Ich glaube, ja! Nicht jede Möglichkeit trägt das gleiche Kleid. Bevor ich da aber weiter spekuliere müsste ich das mal ausprobieren. Bei meinem nächsten Problem achte ich auf mögliche Verkleidungen. Eine Verkleidung kann ich vielleicht schneller entdecken als die dahinter liegende Möglichkeit. Die Möglichkeit sehe ich also nicht, aber immerhin schon das Kleid. Im Wort Kleid höre ich das Wort Leid. Vielleicht ist mein Leid ein Hinweis auf diese Möglichkeit. Ich leide wenn ich ein Problem habe. Dann schaue ich mir doch mal mein Leid an. Was lässt mich genau leiden? Welches Bedürfnis kann ich im Moment nicht erfüllen? Kann ich mein Problem besser lösen, wenn ich das verk-leid-ete Bedürfnisse kenne? Ich wünsche dir viele Möglichkeiten beim entk-leid-en deiner Probleme!
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Mittwoch, 28. August 2024

Lieben mit Fehlerfreundlichkeit

Suche so oft wie möglich nach dem, was verbindet und achte darauf, nicht das Trennende wahrzunehmen.
Jeder Mensch kann sich weiter entwickeln. Du selbst und auch alle anderen.
Auch der, den du nicht liebst, ist ein Kind Gottes und wird von ihm geliebt.
Die Liebe wird dir helfen, fehlerfreundlich zu werden und "gnädiger" mit dir selbst umzugehen.

Wenn du dich nur noch auf die Liebe konzentrierst, wird sich dein Leben radikal verändern.
Entscheide dich jetzt dazu, mit aller Kraft zu lieben, dich selbst und die Menschen, mit denen du zusammenlebst, die ganze Schöpfung und vor allem diejenigen, die du eigentlich nicht magst. 

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Dienstag, 27. August 2024

Hilfe, ich ertrinke!

Bei der Wanderung kommen wir an einen kleinen Fluss wo man gut baden könnte. Aber ein Schild warnt uns. "Vorsicht, hier kannst ertrinken!" Ich weiß nicht warum, aber das Schild wirkt ein wenig wie ein Comic und löst bei uns Heiterkeit aus. Da lauert eine Gefahr, wir könnten ertrinken, und wir stehen da, lachen und fotografieren. Verbinde ich das Comic mit meiner angstbesetzten Phantasie bleibt mir das Lachen im Hals stecken.

Das erinnert mich an so manche Beratungssituation. Wenn ein Mensch noch schwimmen kann, dann bekommt er sein Leben selbst geregelt. Wenn jemand droht zu ertrinken, kommt er zu mir. Krisen sind wirklich bedrohlich. Wenn ich den Überblick verliere. Handlungsunfähig werde. Meine Ohnmacht spüre. Nicht mehr weiter weiß. Einen solchen Zustand kann ich nur schwer ertragen.

Und was, wenn ich auch keine Lösung weiß? Wenn ich keinen Rettungsring zur Hand habe? Wenn mir auch nichts mehr einfällt, weil man es irgendwie nur aushalten muss? Manchmal hilft dann doch ein wenig Galgenhumor. Aber nicht zu früh! Erst nach der Ohnmacht! Erst dann, wenn klar ist, dass es keinen Ausweg gibt. Wenn es ein Einverständnis gibt, ertrinken zu dürfen.
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Montag, 26. August 2024

Ich kann Spagat!

Kannst du Spagat?
Nicht mit dem Kopf oder dem Herzen.
Sondern so richtig mit deinen zwei Beinen und dem ganzen Körper.
Ich kann es nicht.
Bei meinen Yogaübungen bekomme ich die Beine nicht so richtig auseinander.
Ich kann V.
Schmales V und etwas breiteres V. Aber nicht bis zum Spagat.
Ich betrüge mich manchmal selbst und sehe das V größer als es in Wirklichkeit ist.
Ich visualisiere mein V bis hin zum Spagat.
Dann kann ich es doch.
Zwar nicht mit meinen Körperbeinen.
Aber mit meinen Visualisierungen.
Vusualisieren kann ich den Spagat ohne Schmerzen.
Da kann ich sogar einen dreihundertsechzig Grad Spagat!

Aber mit meinen Armen kann ich Spagat
Die breite ich aus.
Ganz weit!
Das geht total leicht!
Nicht nur visualisiert mit den inneren Bildern.
Meine Arme machen da gerne mit.
Ich breite sie ganz weit aus.
Und schon bin ich im Armspagat.
Ich glaube und bin zuversichtlich,
dass das ganz viele Menschen können.
Die Arme zum Spagat ausbreiten.

Und jetzt breite ich nach Beendigung dieser Zeile meine Arme aus zum Spagat.
SEI MIR WILLKOMMEN!

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Freitag, 23. August 2024

Dein Leben als Balanceakt!

Im Museum der Kunsthalle Emden sah ich die Plastik von Stephan Balkenhol mit der Überschrift: "Balanceakt". Tag für Tag und Nacht für Nacht steht er da auf einem Bein und hält die Balance. Kein Kunststück, oder? Die Figur ist ja nicht lebendig, auch wenn sie so wirkt.
Wir sprechen heute so oft davon, wie wichtig es ist, ein Leben in Balance zu führen. Der gute Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit, aktiv sein und ruhen, ausgewogen sich ernähren...
Wenn ich auf einem Bein stehe und versuche, die Balance zu halten, kann ich das für ein paar Momente bis hin zu ein paar Minuten. Dann verlassen mich die Kräfte. Eine Balance auf zwei Beinen geht viel leichter. Ich stehe und mein Körper findet ohne Anstrengung für viele Stunden die Balance. Ich falle nicht!
Wenn ich Rad fahre finde ich auch ganz schnell meine Balance. Ich denke gar nicht darüber nach. Ich radle und der Balanceakt macht sogar Spaß. Ich fühle mich wie im flow. Ich gleite auf meinem Rad dahin. Es kostet mich keine Anstrengung. Nebenbei kann ich noch schauen und sprechen.
Manche Menschen leben wie auf einem Bein und der Balanceakt gestaltet sich anstrengend und herausfordernd. Manche machen das mit der Balance wie nebenbei. Die Balance stellt sich einfach ein ohne Anstrengung.
Wenn ich mich im Spiel des Lebens befinde ist Balance keine Anstrengung. Balance ereignet sich einfach so als Geschenk. Und wo balancierst du, ohne dass du dir dessen bewusst bist? Du bekommst es einfach hin! Vielleicht kannst du gut lieben und dich lieben lassen. Oder geben und nehmen. Oder zuhören und sprechen. Freu dich über diese deine Fähigkeiten!
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Samstag, 17. August 2024

Sei wie du bist. Irgendwann kommt es sowieso raus.


Manchmal strenge ich mich an und zeige mich in einer neuen Gruppe von meiner Schokoladenseite her. Ich gehe auf die Menschen zu. Ich lache oder lächle zumindest. Ich nehme Augenkontakt auf. Ich spreche Komplimente aus und versuche, mich interessant zu machen.
Und das ist anstrengend. In mir gibt es einen Teil der sagt: "Was mach ich hier eigentlich. So bin ich doch gar nicht. Ich bin eher schüchtern und zurückhaltend. Ich bin eher jemand, auf den man zugehen muss und nicht jemand, der auf andere zustürmt."
Der Schüchterne in mir bekommt also gar keine Chance. Der wird plattgebügelt und übergangen. Das mag der Schüchterne in mir überhaupt nicht. Der sagt dann zu mir: "Nie wieder! Nie wieder komme ich mit in eine mir unbekannte Gruppe von Menschen!"
"Sei wie du bist. Irgendwann kommt es sowieso raus." In dir gibt es viele verschiedene Persönlichkeitsanteile, die zu dir gehören. Manche magst du und manche nicht. Und von manchen glaubst du, dass die anderen das nicht mögen werden. Wenn du bestimmte Anteile in dir nicht magst, wie sollen die anderen dann das mögen? Wird in der Regel nicht funktionieren.
Wenn ich das nächste Mal in eine Gruppe komme, wo ich niemanden kenne, werde ich es anders machen. Ich schaue, wer denn vertrauensvoll wirkt. Auf diesen Menschen gehe ich zu und sage: "Entschuldigung wenn ich Sie anspreche. Aber ich bin sehr schüchtern und fühle mich hier gerade sehr unsicher. Darf ich einen Augenblick bei Ihnen stehen? Sie wirken auf mich so vertrauenswürdig." Wenn ich mir vorstelle, dass ich das so machen werde, dann nehme ich den Schüchternen schon mal mit, so dass es leichter wird. Allein die Vorstellung, dass ich es machen könnte, reicht aus.
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Freitag, 16. August 2024

Wir haben eine Regel, nach der sich nie alle immer richten.


Vor ein paar Tagen erschien mir im Traum ein Freund. Er sprach vom Zusammenleben in seiner Familie. Mit folgendem Satz bin ich aufgewacht: "Wir haben eine Regel nach der sich nie alle immer halten."
Nie, alle und immer schwirrte in meinem Kopf herum. Im Aufwachen verstand ich den Sinn dieses Satzes überhaupt nicht. Menschen leben zusammen und entwickeln Regeln. Das gibt jedem in der Gruppe Halt und Orientierung. Regeln verhindern das Chaos. Jedes Mitglied in der Gruppe versucht so gut es geht, sich daran zu halten und dafür zu sorgen, dass alle das Bedürfnis nach Sicherheit und Zusammenhalt wahrnehmen und respektieren. Manchmal entstehen die Regeln demokratisch und manchmal auch nach der Vorstellung der Eltern oder sonstiger Autoritäten.
In meinem Traum nun gab es eine Regel nach der sie nie alle immer halten. Ging es dabei um ein bestimmtes Thema oder galt das grundsätzlich? Ich habe es so verstanden, dass es in der Familie meines Freundes die Erlaubnis gab, dass immer jemand von der Regel befreit war. Niemand erwartet, dass sich alle immer nach dieser Regel richten. In meinem Wachbewusstsein gehe ich davon aus, dass eigentlich sich alle an die Regeln halten. Wie selbstverständlich. Ausnahmen sind Ausnahmen.
Wenn eine Gruppe es sich erlauben kann, dass immer Mitglieder sich befreien dürfen dann entsteht doch ein größerer Freiraum, oder? Es bringt zum Ausdruck, dass es nicht um das Einhalten von Regeln geht sondern um einen guten sozialen Zusammenhalt.
Wir Menschen haben alle unterschiedliche Bedürfnisse zu unterschiedlichen Zeiten. Ich habe das Bedürfnis nach Gemeinschaft, aber auch nach Autonomie. Manchmal scheinen sich die Bedürfnisse zu beißen. "Wir haben eine Regel, nach der sich nie alle immer richten." Den Satz übersetze ich so: "Wir achten darauf, dass möglichst viele Bedürfnisse unserer Gruppenmitglieder erfüllt werden. Dabei stellen wir Regeln eher hinten an."
Wie streng bist du mit deinen Regeln? Am Arbeitsplatz oder in der Familie oder in deinen sonstigen sozialen Gruppen? Wer nimmt sich da mehr Freiheiten heraus und wie händelst du es? Gibt es eine Regel, die für dich absolut gilt? Ich wünsche dir ein Quäntchen mehr Freiraum.
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Donnerstag, 15. August 2024

Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt. (buddhistische Weisheit)


Manchmal klebe ich in meiner Vergangenheit fest. Ich bedaure, dass ich dieses oder jenes so und nicht anders gemacht habe. Hätte ich doch nicht... Ich kann mich in einen solchen Gedanken ganz tief eingraben und werde traurig.
Manchmal klebe ich aber auch in der Zukunft fest. Ich muss einen Vortrag halten und spüre schon Tage vorher die Angst. Es fühlt sich so an, als ob die vielen Menschen mich schon jetzt erwartungsvoll anschauen.
Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft noch nicht da. Leider sind die Ereignisse der Vergangenheit oft noch im gegenwärtigen Erleben präsent. Ich hole sie mir immer wieder herbei. Und auch, wenn die Zukunft noch nicht sattgefunden hat. Wenn ich daran denke wird sie gegenwärtig.
Das Leben ist hier und jetzt. Wenn ich mich auf das Jetzt konzentriere verschwinden vergangene Gedanken und Gefühle. Wenn ich mich auf des Jetzt fokussiere gibt es keinen Platz für die Zukunftsangst. Doch wie schnell wandert der Gedanke wieder zurück und nach vorne.
Ich lade dich ein zu einem Experiment. Denke doch einmal an ein Ereignis der Vergangenheit, das dich belastet. Warte, bis du ein Gefühl dazu bekommst. Dann springst du in die Zukunft und holst dir ein Ereignis ins Herz, das dir Angst macht. Wenn du es fühlst springst du wieder zum gleichen Ereignis zurück in die Vergangenheit. Von dort aus wieder zum gleichen Ereignis in die Zukunft. Beobachte dabei, was in dir geschieht. Verlangsame das Tempo und dann mache wieder schneller. Switche von der Zukunft in die Vergangenheit und wieder zurück.
Verwirrt es dich? Stellst du einen inneren Beobachter oder Gestalter fest, der das vollbringt? Ein "Ich", dass in die Vergangenheit gehen kann und in die Zukunft? Bemerkst du, dass du im Wechseln immer mehr die Gestaltungshoheit übernimmst? Die Vergangenheit "überfällt" dich nicht mehr? Ist die Verwirrung heilsam?
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Mittwoch, 14. August 2024

Oft nennen wir das Leben trist, doch nur wenn wir selber traurig und bitter sind. (Khalil Gibran)


Wir nennen das Leben trist, wenn wir traurig und bitter sind. Welch tiefe Wahrheit, nicht wahr? Ich stehe am Morgen auf und die Sonne lugt durch die Ritzen meiner Rolläden. Ich spüre das Licht auf der Haut und meine Gefühle werden warm und wohlig. Ich habe Lust aufzustehen und mir einen Kaffee zu kochen. Ich freue mich auf die Dusche, die mir die restliche Müdigkeit wegwäscht.

Dann stehe ich an einem anderen Morgen auf und es ist Winter. Keine Sonne, die micht begrüßt. Mein erster Gedanke geht hin zu den Aufgaben des Tages. Nicht zu denen, dir mir Lust machen sondern zu denen, vor denen es mir graust. Und schon mag ich nicht aufstehen. Ich fühle mich unverbunden und die Dusche wird zu einer Notwendigkeit, damit ich nicht allzu verschlafen aussehe. Es gibt keine Lust mehr. Es breitet sich im Inneren eine Tristess aus, eine merkwürde Nebelstimmung, die ich kaum definieren kann.

Es fühlt sich auf einmal traurig und bitter an. Dann kann ich an einem solchen Morgen aufstehen und traurig darüber sein, dass ich traurig bin. Eigentlich müsste ich doch dankbar sein! Eigentlich geht es mir doch gut! Warum kann ich es nicht empfinden? Ich schäme mich für meine Undankbarkeit und werde darüber noch trauriger. Ich fühle mich isoliert von meiner Familie, von den Freunden, vom Leben und von der Freude. Wie zurückgelassen und vergessen auf einer einsamen Insel.

Ich lese den Satz von Khalil Gibran: "Oft nennen wir das Leben trist, doch nur wenn wir selber traurig und bitter sind." Allein das Lesen löst in mir Trauer aus. Doch jetzt in diesem Augenblick stoppe ich. Da steht ein Wort, das ich überlesen habe. Wir nennen das Leben trist, "doch nur wenn". Da steht "wenn" und nicht "weil". Ich habe beim ersten Lesen "weil" gedacht. Ich nenne das Leben trist, weil ich traurig bin. Wenn ich "weil" durch "wenn" ersetze ergibt es einen anderen Sinn. Das "wenn" kann ich beeinflussen. Es ist ein zukünftiges Wort. Ich nenne das Leben nur dann trist, wenn ich ich selber traurig bin. Andere nennen das Leben nicht trist, weil sie nicht traurig sind. Ich erlebe das Leben auch nicht jeden Tag trist. Ich erlebe es wohlig, wenn die Sonne scheint. Wenn ich ein verbundenes Lebensgefühl habe. Kann ich das beeinflussen? Kann ich etwas dafür tun, dass ich mich verbunden erlebe auch wenn es gerade mal draußen trist ist. Auch wenn mal gerade die Welt nicht in Ordnung ist? Auch wenn die Beziehungen mal gerade in einer Krise sind? Auch wenn ich gerade mal erschöpft bin? Geht das? Ich werde das Leben nur dann trist nennen, wenn ich traurig bin. Ich kann für einen Moment in meiner Traurigkeit baden und dann das Bad verlassen. Ich kann die Tränen verdampfen lassen indem ich sie zulasse bis sie wie von selbst wieder sich auflösen.
Ich kann taurig sein ohne dass ich das Urteil fälle, dass das Leben an sich trist ist. Ich kann bitter sein und die Deutung dazu einfach weglassen. Das Gefühl fühlen und die Geschichte dazu weglassen. Dann kann ich den Satz noch einmal lesen von Khalil Gibran und bekomme eine neue Idee. Ich spüre die Traurigkeit und bin einverstanden. Die Vorstellung von einem tristen Leben verschwindet und der Trost breitet sich aus.
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Dienstag, 13. August 2024

Die Tiefe im Leben eines Menschen ist wichtiger als die Länge. (Swahili)



Häufig höre ich den Satz: "Er ist viel zu früh gestorben." Ich wünsche jedem Menschen ein langes Leben. Es ist furchtbar, wenn ein Kind stirbt, das noch ein so wunderbares Leben vor sich hat. Es ist fast unmöglich, Eltern in dieser Situation Trost zu spenden. Der Verlust, der Schmerz, die Trauer sind oft unerträglich. Dies gilt es wahrzunehmen an erster Stelle.

Und dennoch gibt es auch die andere Erkenntnis aus Afrika: "Die Tiefe im Leben eines Menschen ist wichtiger als die Länge." Zu dieser Weisheit gelangst du nur, wenn du mit dem Tod einigermaßen versöhnt bist. Es kommt auf die Qualität des Lebens an. Lebst du jede Minute bewusst? Bist du immer voll da im Hier und Jetzt? Freust du dich über jeden Sonnenstrahl bis in die Tiefe deines Herzens? Registrierst du die freundlichen Blicke der Menschen um dich herum? Genießt du im Augenblick deinen Kaffee, das Brot, das was du gerade siehst?

Wenn du schon nicht so lange leben kannst, wie du es eigentlich möchtest, dann tust du gut daran, die Zeit auszukosten, die dir gegeben ist. Empfange das Geschenk des Lebens - Jetzt!

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Montag, 12. August 2024

Gedanken bringen nicht so viel ein, wie Gefühle kosten. (jüdische Weisheit)


Stell dir vor, dass du einen Gedanken hast. Du hast den Gedanken, dass du ganz reich werden könntest. Du hast den Gedanken, dass du etwas erfindest. Du machst eine Erfindung, die die Welt voranbringt. Etwas, was noch nie dagewesen ist.
Dann freust du dich! Die Freude wächst mit jedem Gedanken. Du wirst reich! Du kannst dir unheimlich viel leisten! Alle Träume erfüllen! Die Menschen glücklich machen. Deren Glück würde dein Glück beflügeln. Du würdest in einem Glüchsrausch sein. Nur bei dem Gedanken an deine Erfindung. Du hast sie noch nicht gemacht, aber du bist schon im Glücksrausch!
Dann fängst du an mit der Umsetzung. Dir fällt leider nichts ein! Nichts mit Substanz. Du bist enttäuscht. Die Enttäuschung wird tiefer und tiefer. Du bist wütend und traurig. Du bekommst deine Bestätigung, dass du doch nur ein armseliges Licht bist.
Jetzt sagt dieses jüdische Sprichwort: Gedanken bringen nicht so viel ein, wie Gefühle kosten. Die Gefühle kosten unser Leben. Sie fallen ins Gewicht - wortwötlich!
Es geht um den sorgfältigen Umgang mit meinen Gedanken. Ich mache mir manchmal gedankenlos Gedanken und bin mir nicht bewusst, dass ich am Ende einen Gefühlspreis dafür zahle. Ich bereite mir selber meine Enttäuschungen. "Das hatte ich mir so schön ausgedacht!" Und dann kommt es anders. Ich habe viel investiert auf der gedanklichen Ebene. Und dann kommt es anders!
Ich finde es hilfreich, Gefühle und Gedanken gemeinsam in den Blick zu nehmen. Wie werde ich mich fühlen, wenn ich das jetzt denke. Wie wird es mir gehen, wenn ich meine Pläne umsetze? Werde ich mit einer Enttäuschung klarkommen?
Die Dinge können kommen, müssen es aber nicht. Die "müssen" - Gedanken haben oft diesen emotional so hohen Preis. Manchmal ist es weise, einen Moment eine Pause zu machen. Will ich das wirklich? Bin ich bereit für eine mögliche Enttäuschung? Wäre es besser, sich von dem Gedanken jetzt wieder zu verabschieden? Manche reiten ein totes Kamel und können nicht absteigen. Es war ja so wertvoll und teuer! Auf welchen toten Kamelen sitzt du und vergießt dort Tränen? Wo heulst du und vergisst dabei, irgendwann auch abzusteigen?
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Samstag, 10. August 2024

Zwei Taschen muß ein Mensch in seiner Jacke haben. In der einen findet man die Worte: Die Welt wurde um meinetwillen erschaffen, in der anderen: Ich bin nur Staub und Asche. (Weisheit der Sufi)



Die Welt wurde um meinetwillen erschaffen.

Nur für mich wurde diese Welt erschaffen. Meine Eltern haben sich miteinander verbunden, damit sie mich in die Welt setzen konnten. Für mich haben sie ihr Haus gebaut und für mich wurde der Kindergarten in meinem Heimatdorf ins Leben gerufen. Die Erschaffung der Welt vom Anfang an hatte nur ein einziges Ziel. Mir einen Platz vorzubereiten damit ich da leben kann. Und weil der Schöpfer unendlich großzügig war erschuf er für mich persönlich nicht nur eine Möglichkeit sondern gleich unendlich viele. Ich hätte nach Indien oder nach Afrika gehen können. Abermillionen Plätze wurden nur für mich vorbereitet. Die Welt liegt mir zu Füßen und ich bin unendlich reich!


Ich bin nur Staub und Asche.

Ständig plagt mich ein Schnupfen. Ich verstehe keine Gebrauchsanweisungen und ich kann bis heute kein Fußball spielen. Ich werde eines Tages meine Augen schließen und diese Welt verlassen. Nichts wird mir mehr gehören. Schon morgen könnte ich meine Arbeit verlieren, mein Geld, meine Gesundheit, alles....  Und ich werde mit tötlicher Sicherheit alles verlieren. Der Staub in meiner Tasche sammelt sich an. Der Haufen wird größer. Als ich auf diese Welt kam legte der Schöpfer gleich am ersten Tag die Asche mit in meine Windel. Sie wächst Tag für Tag und ich werde daran ersticken. Ich kann sie wegfegen aber sie kommt wieder.

Welche Wahrheit stimmt nun? Beide Wahrheiten und eine dritte. Ich lebe den einen Standpunkt und den anderen Standpunkt und die Standpunkte dazwischen. Mein Leben speist sich aus dem sicheren Wissen um meine Endlichkeit und dem sicheren Wissen um meine Ewigkeit. Das ist der Brennstoff in den Taschen meiner Jacke. In dieser Welt lässt sich das nicht auflösen. Ich kann mich aber in diese Spannung hinein ausdehnen. So ist es! Das alles gehört zu mir. Ich nehme es an!
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Freitag, 9. August 2024

Findest du eine Regel, kommt die Ausnahme von selbst dazu. (jüdische Weisheit)


Regeln regeln unser Zusammenleben. Ich habe Regeln für mich selbst. Wann stehe ich auf. Was sind die Grundbestandteile meiner Ernährung. Wie verhalte ich mich im Verkehr. Wie gehe ich um mit der Pünktlichkeit.
Wie lebe ich mit anderen Menschen zusammen. Viele Dinge in meinem Leben sind ganz schön geregelt. Und wenn etwas offen ist, dann sagt irgendjemand bestimmt: "Das müssen wir noch regeln!" Wenn Paare sich trennen müssen sie viele Dinge wieder neu regeln. Wenn jemand seinen Arbeitsplatz wechselt oder jemand stirbt. Ganz schnell muss etwas geregelt werden.
"Darf ich dich heute einladen?" "Gerne!" sage ich, "ich muss nur noch schnell regeln, wer auf die Kinder aufpasst."
Dann gibt es diese wunderbare Beobachtung, dass bei jeder Regel die Ausnahme von selbst dazu kommt. Keine Regel ohne Ausnahme. Manche machen lieber eiserne Regeln. Sie hassen die Ausnahme! Andere sind da eher großzügig. Interessant finde ich die Idee, dass die Ausnahme wie von selbst dazu kommt. Wenn ich höre, dass jemand Regeln aufstellen möchte, regt sich bei mir "in der Regel" sofort der Widerstand. "Aber bitte nicht für mich!" Ich bin der geborene Ausnahmenfinder. Wenn ich in einer Besprechungsrunde sitze, dann stelle ich schnell fest, dass es zwei Gruppen gibt. Die Regelaufsteller und die Ausnahmenfinder. Die Regelaufsteller brauchen die Kontrolle, die Sicherheit und die Zuverlässigkeit, damit es ihnen gut geht. Die Ausnahmefinder brauchen die Freiheit, Autonomie und Individualität, damit es ihnen auch gut geht. Manchmal beißen sich diese unterschiedlichen Grundbedürfnisse.
Aber jetzt wird es auch klar, warum die Ausnahmen von selbst kommen. Da, wo einer kontrollieren möchte, fühlt sich ein anderer bedroht in seiner Freiheit. Wenn du selbst in deiner Familie, einem Verein oder an deiner Arbeitsstelle in einer Besprechung sitzt - wohin tendierst du? Plädierst du für Regeln und findest sie hilfreich? Oder wirst du erst lebendig, wenn du Ausnahmen finden kannst? Und wie gelingt es dir, dass deine und die scheinbar entgegengesetzten Bedürfnisse erfüllt werden?
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Donnerstag, 8. August 2024

Einmal eine Null sein und den Freiraum entdecken!

Wer ist nicht gerne ein Etwas? Vielleicht nicht nur ein "Etwas" sondern ein: "Ich bin Jemand!" "Ich bin Wer!" Ich bin vielleicht ein guter Koch oder ein bewanderter Geschichtenerzähler. Als Kind bin ich vielleicht ein phantastischer Stürmer oder brauchbarer Torhüter. Und wenn ich das bin, dann habe ich eine große Aufgabe. Es gilt, den Ruf zu wahren. Bloß niemanden enttäuschen! Sei eine perfekte Mutter, ein perfekter Vater! Sei wenigstens in einem Bereich deines Lebens so richtig gut!
Vielleicht bist du aber nirgendwo wirklich gut. Du strengst dich zwar an und du gibst dein Bestes. Aber du stößt immer wieder auf Grenzen. Du kannst zwar kochen, aber es gelingt dir nur so ungefähr. Du bist ganz mütterlich oder väterlich zu deinen Kindern aber leider nicht immer so, dass du rundum zufrieden mit dir bist. Vielleicht bist du kein Genie. Vielleicht bist du nicht einmal Mittelmaß. Oder du bist es nur mit großer Anstrengung.
Jetzt stell dir einmal etwas ganz Ungewöhnliches vor. Stell dir etwas vor, wovor alle Psychotherapeuten warnen, das nicht zu tun. Stell dir vor, du hättest ein total niedriges Selbstwertgefühls. Stell dir für einen Moment vor, du wärest eine "Null". Du kannst einfach nichts und du erwartest auch nichts von dir. "Das geht aber nicht!" wirst du denken. "Etwas Ehrgeiz braucht es doch im Leben! Sonst erreichst du nichts!"
Aber du könntest dir für einen Moment einfach nur mal vorstellen du seist eine "Null". Du sitzt auf deinem Sofa und lässt zu, dass du einfach nichts bist. Was wird geschehen? Du musst keine Erwartungen mehr erfüllen! Die Ansprüche verschwinden! Die übersteigerten Wünsche lösen sich auf in Wohlgefallen!
Für einen Moment kannst du dich fallen lassen und einfach nur Sein! Dann wirst du merken, dass sich da so ein kleiner Raum auftut, den du Freiraum nennen kannst. Den hin und wieder zu spüren wird dich entlasten von all den Anforderungen und Überlastungen.
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Mittwoch, 7. August 2024

Der Hastige überspringt seine Gelegenheiten (aus Albanien)


Manchmal bin ich einfach zu schnell. Brauchen wir noch Mehl? Schon springe ich los und laufe zum Supermarkt. Dann komme ich wieder und stelle fest, dass ich auch noch Zitronen gebraucht hätte.
Die Albaner sagen: "Der Hastige überspringt seine Gelegenheiten."
Mir gefällt dieses Bild. Als Hastiger springe ich. Ich mache große Sprünge. Zu große Sprünge. Ich springe so groß und weit, dass ich bestimmte Gelegenheiten verpasse. Die Gelegenheiten zwischen den hastigen Sprüngen.
Gilt auch das Gegenteil? Etwa so? "Der Langsame verliert sich in seine Gelegenheiten?" Das kenne ich auch. Ich verliere mich so in die Details, dass ich von meinem Umfeld fast nichts mehr mitbekomme. Ich schaffe nur einen Bruchteil von dem, was ich mir vorgenommen habe.
Ich kann also die Gelegenheiten überspringen oder mich darin verlieren. Wohin tendierst du? Bist du eher hastig oder langsam? Wie siehst du dich selbst und wie sehen dich andere? Kommt es vielleicht auch auf das Thema an?
Ich bin eher hastig. Ich wusel mich quasi durch den Tag. Manchmal jedoch verlangsame ich meine Schritte und mein Denken. Ich werde langsamer und langsamer und entdecke wirklich Gelegenheiten. Ich sehe in einem Schaufenster einen Buchtitel, der mich anspricht. Oder ich sehe einen Menschen, den ich schon länger nicht mehr getroffen habe. Kann es sein, dass ich ganz bestimmte Menschen nur deshalb nicht sehe, weil ich zu hastig bin? Ich wundere mich nämlich, dass ich manche Freunde so selten auf der Straße treffe.
Ich stelle mir vor, wie mein Leben ausgesehen hätte, wenn ich nicht so hastig gewesen wäre. Ich hätte andere Leute getroffen. Hätte andere Ideen gehabt und würde heute vielleicht ganz anders leben?!
Und wenn ich hastig alle meine Gelegenheiten überspringe, dann komme ich viel schneller ans Ende meines Lebens an, oder? Das glaube ich jetzt mal nicht. Es wird noch viele Gelegenheiten für irgendetwas geben.
Es ist gut, manchmal einfach anzuhalten. Sich zu verlangsamen. Aufmerksam zu werden. Sich über diese besondere Gelegenheit zu freuen. Schade, wenn ich die wirklichen Geschenke meines Lebens verpassen würde!
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Dienstag, 6. August 2024

Der Himmel ist sichtbar für jeden. (aus Lettland)

Ich sitze in meinem Büro und schaue aus dem Fenster. Ich sehe die Straße und in der Ferne den Supermarkt. Und über mir sehe ich den Himmel. Am anderen Ende der Stadt sitzt ein Freund in seinem Büro und sieht eine andere Straße und wenn er nach oben schaut sieht er auch den Himmel. Wir beide sehen den Himmel. Nur wenn ich in den Keller gehe sehe ich ihn nicht.
Der Himmel scheint noch demokratisiert zu sein. Alle dürfen da hinschauen! Beim Urlaub am Meer gibt es schon Unterschiede. Mit Meerblick, seitlich und ohne. Den Blick in den Himmel muss ich nicht bezahlen. Ich kann da hinschauen von jedem Ort der Welt. Frei zugänglich und sichtbar für jeden. Es gibt immer eine Perspektive! Immer eine Öffnung! Immer noch eine Möglichkeit!
Der Blick in den Himmel kann auch mein Herz öffnen wenn es einmal eng wird. In der Trauer halte ich den Kopf nach unten, den Blick gesenkt. Vielleicht will ich dann auch nichts weiter wahrnehmen. Möchte mich einigeln und verschließen. Ich kann aber auch die Augen erheben und den Himmel erblicken.
Für manche Menschen ist der Himmel im übertragenen Sinne unsichtbar. Weil die Trauer die Augen verdunkelt hat. Vieleicht hilft da die Verheißung im Hintergrund und aus der Ferne. Hörst du es? Der Himmel ist sichtbar für jeden. Prinzipiell! Grundsätzlich! Als natürliche Voraussetzung! Bist du bereit?
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Montag, 5. August 2024

Es ist besser das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wachhalten zu lassen, was du getan hast. (Igbo)




Bevor du eine Entscheidung triffst, von der Glück oder Unglück anderer Menschen abhängt, schlaf mal eine Nacht drüber. Nicht alles muss sofort entschieden werden. Bedenke alles, wiege es hin und her und dann lass es wieder los. Schiebe es in den kosmischen Brutkasten und belass es dort für eine Weile.
Wenn du zu schnell handelst und dabei Menschen verletzt oder kränkst, nur weil du es zu eilig hattest, musst du den Preis der schlaflosen Nächte zahlen.
Die Art deiner Nächte kann ein wichtiger Hinweis sein, wie gelassen du mit deinem Leben umgehst. Kannst du gut loslassen? Deine Gedanken, deine Pläne, dein möglicherweise schlechtes Gewissen?

Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wachhalten zu lassen, was du getan hast.

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Samstag, 3. August 2024

Ich werde Schattenküsser!

Es gibt Eingschaften und Fähigkeiten, die du an dir magst.  Die Seite in uns, die wir nicht anschauen mögen, die wir verleugnen, verdrängen oder bekämpfen nennen wir Schatten.
Wir schauen auf unseren dicken Bauch und mögen uns so unförmig nicht leiden. Wir wären gerne schlanker. Damit wir den dicken Bauch nicht ansehen müssen tun wir so, als sei er gar nicht vorhanden.
Du ärgerst dich über deine Unpünktlichkeit und deine Unfähigkeit, deinen Tag ordentlich zu strukturieren und zu planen. Diese Seite an deiner Persönlichkeit magst du überhaupt nicht und wenn dich jemand auf deine Unpünktlichkeit hinweist, dann gehst du hoch wie eine Rakete.
Welche deiner Schattenseiten sind dir vertraut? Wenn du Vorsätze für das neue Jahr gefasst hast, dann beschäftigst du dich gerade mit einem Teil deiner Schattenseiten. In diesem Augenblick sind sie dir schon bewusst geworden und aus dem Schatten in das Licht getreten. Sie sind dir zwar bewusst, aber du magst sie nicht. Du magst nicht deinen dicken Bauch und und magst nicht deine Unpünktlichkeit.
Aber, diese Seiten sind dir jetzt bewusst. Sie sind im Licht und nicht mehr im Schatten. Wenn du deine Vorsätze nicht erfüllst dann kann das ein Zeichen sein, dass du deinen Schatten wieder aktiviert hast. Darum meine Idee für den Umgang mit dem Schatten: Küsse ihn!
Den Schatten magst du nicht, aber er gehört zu dir. Es ist ein Teil deiner Persönlichkeit. Du wünschst dir ja auch sonst von allen deinen Freunden und Freundinnen und deiner Familie, dass sie dich so annehmen, wie du bist. "Liebe mich doch so, wie ich bin!" Die Schattenseiten gehören zu dir wie alle anderen Seiten, die du magst.
Wie wird mit den "schwarzen Schafen" in deiner Familie umgegangen? Werden sie ignoriert, ausgegrenzt oder beschimpft? So, wie du mit den "schwarzen Schafen" im Außen umgehst, wirst du vermutlich auch mit den "inneren schwarzen Schafen" umgehen. Die "inneren schwarzen Schafe" gehören zu dir, sie sind ein Teil von dir. Wenn du sie gut behandelst, behandelst du dich insgesamt gut.
Den Schatten zu küssen ist mehr, als ihn nur anzunehmen. Im "Annehmen" kommt eher zum Ausdruck, dass du mit Anstrengung und ein wenig Widerwillen dich dazu durchringst, endlich nach einem langen abwehrenden Weg anzufangen, mit dem Schatten einverstanden zu sein. Den Schatten zu küssen heißt, den Sprung ins kalte Wasser wagen, etwas völlig Ungewöhnliches zu tun, eine wirklich neue Erfahrung zu machen, den Kopf umzukrempeln und die Wirklichkeit neu zu erfinden.
Also, viel Freude beim Küssen des Schattens und der Erfindung einer neuen Wirklichkeit!

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Freitag, 2. August 2024

Ansichten eines Sinnverleihers


Darf ich dir meinen Sinn verleihen?
Ich meine nicht meine Sinne. Auch nicht die Mehrzahl.
Deine Sinne gehören dir und meine zu mir.
Ich brauche sie jede Stunde meines Lebens.
Sehen, hören, riechen, schmecken, tasten.
Mit dem sechsten und/oder siebten Sinn finde ich manchmal sogar Sinn.

Darf ich dir meinen Sinn verleihen?
Den richtigen Sinn.
Den Sinn meines Daseins auf dieser Welt.
Darf ich dir meinen Sinn verleihen oder hast du schon einen eigenen?
Herzlichen Glückwunsch!
Vielleicht besitzt du sogar viel Sinn.
Einen richtig fetten.
Vielleicht bist du Lebensretter oder Architekt.
Oder du bist Mutter und das lebenslang.

Oder lebst du den Sinn eines anderen?
Den Sinn deiner Mutter, deines Vaters.
Den Sinn deiner Ahnen.
Den Sinn eines Politikers oder Heiligen.

Hast du dir schon mal Sinn ausgeliehen?
Wenn du mal keinen Sinn im Leben siehst?
Du gehst zum Papst und fragst ihn:
"Leih mir doch mal deinen Sinn!"
Und wenn er das täte, wie würde es dir dann gehen?
Wärest du dann erleuchtet?
Du hättest ja den Sinn des Papstes!

Wenn du den Sinn des Papstes hättest, dann wäre sein Sinn immer noch nur eine Leihgabe.
Es könnte sein, dass sein Sinn bei dir gar nicht funktioniert.
Es ist halt der Sinn des Papstes!
Vielleicht gibt es aber auch eine Explosion.
Die katapultiert dich direkt in den Himmel.
Hör mal! Mit dem Sinn des Papstes?!

Möchtest du mal meinen Sinn ausprobieren?
Du fragst, was mein Sinn ist?
Ob sich das für dich lohnt?
Einer meiner Sinne heißt: Weiterentwicklung.
Ein anderer heißt: Einüben in Selbstfreundlichkeit.

Selbstfreundlichkeit macht total viel Sinn und ist ein lebenslanges Geschäft.
Möchtest du mal für einen Moment meine Selbstfreundlichkeit ausleihen?
Oder lieber doch deine eigene finden!
Vielleicht besitzt du sie schon. Aber hast sie noch nicht bewusst in den Blick genommen.
Dann mal los!
Der Sinn meines Lebens besteht zur Zeit darin, mich in Selbstfreundlichkeit einzuüben.

Die Vögel brauchen das nicht zu üben. Die können das einfach so.
Viele indigenen Völker auch.
Und du? Worin besteht dein augenblicklicher Sinn?
Vielleicht bist du einfach da - und glücklich!
Dann brauchst du keinen Sinn ausleihen.
Das wäre überflüssig wie Fußpilz!
Aber wenn du nicht weiterkommst, dann helfe ich dir gerne!
Melde dich dann mal!

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Donnerstag, 1. August 2024

Schuhe sind Rudeltiere!

Ein Schuh allein macht keinen Sinn. Ich habe zwei Füße und brauche darum auch zwei Schuhe. Einen für den linken Fuß und einen für den rechten. Klar, ist die Werbung durchschaubar. Mit einem Augenzwinkern wird die Solidarität unter den Frauen hergestellt. Das Bild von einem Schrank voller Schuhe. Ein ganzes Rudel. Nicht nur zwei oder drei überschaubare Paare. Eine ganze Herde. Je mehr, desto lebendiger. Ein lebendiges und quirliges Rudel. Eben auch sehr unterschiedliche Paare.
Vor allem hat die kaufende Besitzerin ja nichts damit zu tun. Es geht nicht um ihre mögliche "Sucht", sondern um das Bedürfnis der Schuhe. Die Schuhe selbst tragen die Schuld Schuhe sind in ihrem Wesen Rudeltiere. Ich trage die Verantwortung dafür, dass das Rudel auch ein Rudel bleibt.
Dann muss frau auch kein schlechtes Gewissen mehr haben. Für viele Männer gilt das bestimmt auch. Ich rede von "frau" wegen der Schuhe auf dem Plakat.
Aber eigentlich geht es mir gar nicht um Schuhe in diesem Beitrag. Es geht mir um die Rudelwesen. Wir Menschen sind zutiefst Rudelwesen! Ich komme ohne andere Menschen nicht aus. Wie schrecklich, wenn ich der einzige Mensch auf dieser Erde wäre. Die anderen Menschenwesen in meinem Rudel finde ich nicht immer nett. Manche davon sind nur schwer auszuhalten. Und ich mag es sehr, auch mal ganz für mich alleine zu sein. Ich weiß ja, dass ich im Hintergrund ein Rudel habe. Ich gehöre dazu! Ich reihe mich gerne ein im Rudel der Facebookfreunde, der Autofahrer, der Supermarkt-Einkaufswagenschieber, der Arbeitnehmer, der Urlauber, der Männer und Frauen, der Menschen überhaupt! Also gut: Schuhe sind Rudeltiere - Menschen noch viel mehr!
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