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Samstag, 31. Oktober 2020
Die Kunst, die Spielregeln selber zu gestalten
Und - in dir verändern sich unbermerkt und nach und nach deine Einstellungen zum Leben, deine Leichtigkeit und Gelassenheit. Du erinnerst dich kaum noch an die Anfangsfreude, als alles so glatt lief. Längst hat die Anspannung, die Sorge und die Ahnung einer sich nähernden Katastrophe alle Energie geraubt.
Dann geschieht, was du schon vorausgeahnt oder vielleicht selber kreiert hast. Da kommt plötzlich jemand von hinten und fegt dich aus dem Weg. Es reicht ihm nicht aus, dich zu überholen und einen hämischen Blick zurückzuwerfen. Er muss dich in die Knie zwingen und dich dazu bringen, wieder von vorne zu beginnen. Und das so kurz vor dem Ziel! Der vernichtende Blick im Vorbeiziehen wäre allein schon genug gewesen. Aber das reichte dem Gegner nicht aus. Er musste dich in den Staub stoßen, hinunter in den Abgrund.
Du stehst wieder am Nullpunkt und fängst von vorne an. Dabei schaut dich die ganze Zeit über der Schriftzug auf dem Spielebrett an: "Mensch ärgere dich nicht!" Du ärgerst dich und zwar mehrfach! Über dein Pech, über das Glück des anderen, über deine scheinbar falsche Strategie, über deinen eigenen Ärger, darüber, dass du wieder von vorne beginnen musst usw.
Irgendwann wird dir jedoch bewusst: Hey, es ist ein Spiel! Es ist nur ein Spiel! Und, wenn du diese Erfahrung auf das Leben überträgst? Im Leben ist es nicht so?! Doch, wenn du ehrlich bist - im Leben ist es durchaus manchmal so. Nicht immer so krass, aber in den Grundzügen wird es dir immer wieder geschehen, dass du gut unterwegs bist und dann fällst. Dass du wieder aufstehen musst und weitergehst.
Im Vorgang des Spielens wächst deine Erfahrung und deine Kraft, das Leben besser annehmen zu können. Wenn du im Spiel öfter gefallen und wieder aufgestanden bist, hast du alle Gefahren und Hindernisse mit den damit verbundenen Gefühle schon mehrfach durchlebt. Vor allem die traurigen und ärgerlichen Gefühle konnten sich einmal richtig austoben und verloren ihre Schrecken.
Im "Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel" wird dir bewusst, dass du spielst. Jetzt denke noch einmal einen Schritt weiter. Und wenn dein Leben auch nur ein Spiel ist? Ein großes Spiel? Ein heiliges Spiel? Zwar ein ernsthaftes Lebensspiel, aber eben doch nur ein Spiel?
Wenn ich Kinder beobachte, dann stelle ich fest, dass sie im Erleben keinen Unterschied machen. Ihr "ernstes" Leben ist ein fortwährendes Spiel. Ob mit Bauklötzen oder mit dem Essen oder miteinander reden - alles im Kind spielt.
Zurück zum "Mensch ärgere dich nicht". Ist dir folgendes klar? Du kannst jederzeit aus dem Spiel aussteigen und es beenden. Das Spiel spielt nicht mit dir, DU spielst es! Du kannst jederzeit ein anderes Spiel beginnen. Du hast die Freiheit! Werde dir dieser Freiheit bewusst! Wenn du dir dieser Freiheit bewusst bist, wirst du anders spielen als bislang. Nicht mehr so verbissen, nicht mehr so auf Sieg.
An jedem Tag kannst du dich neu entscheiden. Heute ist dein Entscheidungstag. Und dein Spiel! Ein Wendepunkt! Heute bietet sich dir die Möglichkeit zum Ausstieg aus dem Spiel, aus den vielen Lebensspielen! Mach eine Pause von den vielen "Lebensspielen"! Ich sehe was, was du nicht siehst? und das... heißt Himmel!
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Freitag, 30. Oktober 2020
Schräge Gedanken von Marilyn Monroe
Auf meiner Postkarte finde ich einen Spruch von Marilyn Monroe: "Unvollkommenheit ist Schönheit. Verrücktheit ist Genialität. Und es ist besser, sich völlig lächerlich zu machen, als total langweilig zu sein."
Ich kann nachvollziehen, dass Unvollkommenes schöne Anteile hat und das Schönes unvollkommen sein darf. Aber warum eine Gleichsetzung? Schönheit ist Schönheit und Unvollkommenheit ist was anderes. Birne ist Birne und Apfel ist Apfel. Die Grenzen von Genialität und Verrücktheit sind bestimmt fließend, aber auch hier eine Gleichsetzung? Verrückte Menschen sind genial? Oder geniale Menschen sind verrückt? Marilyn erzählt uns von zwei Polen. Ich kann auf der einen Seite unvollkommen und verrückt sein und auf der anderen Seite schön und genial. Besser ist vermutlich schön und genial. Aber - nicht um den Preis, langweilig zu sein. Lieber bin ich also interessant! Immer muss ich interessant sein!
Kennst du solche Menschen, die immer interessant sein möchten? Ausgefallene Kleidung, verrückte Ideen, "besonderes" Verhalten, immer wieder Veränderungen und immer wieder im Mittelpunkt stehen?
Vielleicht ist es wirklich so: Wenn ich es schaffen möchte, im Mittelpunkt zu stehen, dann schaffe ich es nur, wenn ich auch bereit bin, unvollkommen und verrückt zu sein. Ein Aspekt daran gefällt mir. Es gibt ja Menschen die nie im Mittelpunkt stehen möchten. Sie wollen sich auf keinen Fall blamieren. Der Auftritt muss perfekt und genial sein. Aber wann ist das mal so? Manche trauen sich nur in die Öffentlichkeit, wenn sie wissen, dass ihre Gedanken super durchdacht sind. Hieb- und stichfest. Nicht hinterfragbar. Sonst schweigen sie - und wirken vielleicht dadurch langweilig oder unsichtbar.
Ich glaube schon, dass es gut ist, sichtbar zu sein. Sich auszudrücken. Seine Meinung zu sagen. In den Kontakt zu gehen. Auch wenn die Gefahr droht, sich mal zu blamieren. So schräg ist der Gedanke von Marilyn also nicht. Und? Wo traust du dich? Und wann bleibst du unsichtbar?
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Donnerstag, 29. Oktober 2020
Über die Kunst, eine Treppe anzuheben
Wir wohnen in einem Haus mit einer alten Holztreppe. Zwischen den Stufen gibt es Ritzen und es zieht vom Keller her in die ganze Wohnung. Im Laufe der Jahre hat sich die ganze Konstruktion wohl abgesenkt. Um ein paar Zentimeter.
Ich dachte immer, dass ich damit wohl leben muss. Mit den Ritzen und dem Knarren und dem Luftzug. Jetzt hat uns ein Handwerker gesagt, dass man eine Treppe anheben kann. So, dass sie wieder in ihre alte Position kommt. Die Vorstellung finde ich genial und zugleich will sie nicht in meinen Kopf.
Treppen sind starr und fest. Die kann man nicht bewegen. Die muss man abreißen und neu konstruieren. Einfach mal so anheben - das ganze Element? Wirklich verwegen! Mir kommen die Menschen in den Sinn, die mich aufsuchen mit ihrem dicken Paket von Problemen. "Da kann man nichts machen! Das ist ein unlösbares, dickes und fettes Problem." Sie wollen an einer Stelle etwas machen und stoßen auf Widerstand. Egal, was sie tun, es ist aussichtslos. Wo ist die Idee jenseits der üblichen Ideen und Vorstellungen. Wie komme ich an eine Lösung, an die mein Verstand nicht denken kann, weil er nur das Bekannte denkt? Dass ich eine ganze Treppe bewegen kann verblüfft mich. Ich weiß nicht, ob es einfach ist, aber man hat mir gesagt dass es möglich ist.
Wenn du mal ein Problem hast, das du nicht lösen kannst, dann könntest du daran denken, dass es an deinem Verstand liegt, der keine Lösung weiß. Er denkt nur in bekannte Bahnen. Er kann nicht das "ganz Andere" denken. Die Lösung liegt nicht auf der Ebene, auf der dein Verstand denkt und zu Hause ist. Manchmal hilft ein Anstoß von außen. Manchmal hilft es, einen Schritt zurückzutreten. Und manchmal hilft es auch, nicht das Problem zu lösen, sondern sich von dem Gedanken zu lösen, dass man ein Problem hätte.Vielleicht ist es leichter, einfach nur den problematischen Gedanken loszulassen.
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Mittwoch, 28. Oktober 2020
Über die Kunst, eine Ablehnung zu vermeiden...
Probier es doch einmal aus!
"Ich traue mich nicht, dir zu sagen, dass ich dich liebe, weil ich nicht weiß, wie du darauf reagieren wirst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du einfach Nein zu mir sagst!" statt: "Ich liebe dich."
"Ich traue mich nicht, Ihrer geschickten Verkaufsstrategie jetzt am Telefon zu widerstehen. Sie könnten mir böse sein und mich beim nächsten Anruf über den Tisch ziehen." statt. "Ich möchte nichts!"
"Ich traue mich nicht, von Ihnen eine kostenloses Angebot für eine Heizung machen zu lassen, weil ich mein schlechtes Gewissen fürchte, wenn ich das Angebot nicht annehme und Sie umsonst gekommen sind." statt "Machen Sie mir ein kostenloses Angebot!"
Manche Dinge lassen sich nicht einfach direkt sagen, aber indirekt geht es leichter. Es ist wie mit den dicken Pillen. Schluckst du sie pur hinunter, könnten sie dir im Hals steckenbleiben. Legst du sie auf einen Löffel mit Joghurt rutscht es wie von selbst.
Überlege einmal, wie oft du am Tag indirekte Fragen stellst oder Wünsche äußerst und hoffst, der andere versteht dich. Direkte Fragen und Wünsche vermeidest du, damit du dir keine Abfuhr holst. Du sagst: "Kommt morgen nicht die Müllabfuhr?" statt: "Stell doch bitte den Müll raus!" "Ist noch Tee im Schrank?" statt: "Kochst du mir einen Tee?" "Bis zum Fußballplatz ist es ziemlich weit!" statt: "Könntest du mich dahinfahren?"
Niemand mag so gerne eine Zurückweisung im Nein. Oftmals hören wir im "Nein" zu einer ganz bestimmten einzelnen Frage gleich eine grundsätzliche Ablehnung. Indirektes Fragen verkompliziert leider das Leben ein wenig es sei denn, du machst das so geschickt wie mein Freund.
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Dienstag, 27. Oktober 2020
Aufwachen. Kaffee. Job rocken.
Dann gibst du dir selber einen Ruck und wachst aus deiner Lethargie auf. Aufwachen. Kaffee. Job rocken. Drei Dinge gehen immer! Auffachen und der Sonne am Morgen zuwinken. Einen wunderbaren Kaffee trinken und sich beleben lassen und dann einfach anpacken. Drei knackige Bilder, drei Worte, drei Anweisungen. Was fehlt? Die Grübelgedanken, die normalerweise dazwischen liegen. Aufwachen. (Muss das sein? Ich bin noch so müde! Ich kann eigentlich noch gar nicht. Nur noch eine kleine Minute. Einmal noch den Wecker verlängern...? Kaffee. (Muss ich schon aufstehen und etwas machen? Kaffee bedeutet ja anschließend arbeiten. Ohne Kaffee keine Arbeit. Also besser keinen Kaffee trinken. Noch ein wenig verschlafen durch die Wohnung laufen dürfen.) Job rocken. (Oh Gott, diese dynamischen Weltverbesserer! Wie kann man am Morgen nur schon so drauf sein! Wo der Job so langweilig ist!)
Wenn die Sätze in den Klammern fehlen, bekommt der Tag Schwung. Aufwachen. Kaffee. Job rocken. Mehr gibt es nicht zu sagen!
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Montag, 26. Oktober 2020
Verabrede dich mit dem Leben!
Es könnte ja sein, dass du auf deinem Sofa sitzt und denkst, dass das Leben an dir vorüberzieht und du nicht dabei bist. Dein Freundeskreis trifft sich ohne dich. Deine Familie ignoriert dich. Über deinem Haus regnet es, während deine Nachbarn im Sonnenlicht eintauchen. Überall brummt das Leben. Nur nicht auf deinem Sofa. Dann fragst du dich, wie das sein kann! Hat man dich übersehen? Hast du dich versteckt?
Du könntest jetzt Ursachenforschung betreiben. Dich verurteilen. In die Depression abrutschen. Oder? Du könntest dich einfach mit dem Leben verabreden! "Hallo Leben. Ich bin hier und sitze gerade auf dem Sofa. Magst du dich mit mir verabreden? Ich würde dich gerne treffen und etwas mit dir unternehmen." Was würde das Leben dann sagen? "Herzlich willkommen! Ich bin hier draußen! Komm zu mir. Auf die Straße. Auf den Berg. In die Volkshochschule. Ich bin überall!" Du müsstest auf jeden Fall dein Sofa verlassen. Als ersten Schritt! Egal, wohin du gehst. Auch, wenn du noch kein Ziel hast. Du stehst auf und verlässt dein Sofa. Du machst dich auf den Weg und musst das Ziel noch gar nicht wissen. Das Leben findet ja überall statt. Du stehst also auf und triffst eine Verabredung. Du sagst zum Beispiel: "Hallo Leben. Ich gehe jetzt in die Sauna. Kann ich dich da treffen?""Komm vorbei! Ich bin schon da!" Wenn du dich mit dem Leben verabredest kannst du dich darauf verlassen, dass es auch da ist!
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Samstag, 17. Oktober 2020
Warum immer ich?
Mir kommen Menschen in den Sinn, die sich scheinbar in einer lebenslangen Pechschleife befinden. Wenn sich sonst niemand ansteckt mit einer Grippe, dieser eine Mensch schafft das ganz bestimmt. Wenn alle das Ziel finden, diese Person wird sich verlaufen. Allen im Restaurant schmeckt das Essen und dieser „Pechvogel“ bekommt nicht, was er bestellt hat. Hat vielleicht auch noch die Geldbörse vergessen. Den Bus verpasst. Auf der Autobahn mit einer Panne liegengeblieben usw.
Freitag, 16. Oktober 2020
Schätze in meinem Abstellraum
Es gibt Räume, da stelle ich etwas ab. Ich kann es nicht wegwerfen. Aber jetzt brauche ich es nicht. Dort stelle ich ab, was ich zeitweise benötige. Saisonartikel! Dort stelle ich auch Dinge ab, die nicht schön sind für den Wohnbereich wie Putzeimer und Leiter.
Donnerstag, 15. Oktober 2020
Wenn wir keinen Feind in uns tragen, dann kann uns der Feind draußen nichts anhaben.
Ein interessanter Gedanke und eine weise Erfahrung. Die Gedanken und Gefühle von Feindschaft entstehen in unseren Herzen.
Du bist gekränkt, weil dir jemand weh getan hat. Du bist enttäuscht, weil dich jemand übersehen hat. Deine Bedürfnisse wurden übersehen und nicht ernst genommen. Du sammelst im Inneren deines Herzens alle Enttäschungen, Kränkungen, die Wut und den Ärger an. Da entsteht eine brodelnde Masse, die Energie eines Vulkanes. Eine Zeitbombe, die irgendwann ausbricht.
Da begegnest du mit der Energie deines Grolles einen Menschen, der ähnlich ist wie du. Du schaust wie in in einen Spiegel und erkennst es doch nicht. Du siehst den Feind in deinem Spiegel und merkst nicht, dass du dich nur selber siehst in einer Art Verkleidung. Aber du bist es selbst. Ohne den Groll in deinem Herzen wäre dein Gegenüber ein harmloser Vorübergehender, der dir nichts getan hat.
Was ist daraus zu schließen? Geh den Weg nach innen und lerne deine Abgründe kennen, die Dämonen, die in dir wohnen, die Ärgergeister und Kränkungsgespenster. Da ist eine ganze Gemeinschaft versammelt, die gefüttert werden will. Begegne deinen inneren Feinden mit Wohlwollen und Verständnis und du erlebst das Wunder, dass die Feinde im Außen plötzlich nicht mehr da sind.
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Mittwoch, 14. Oktober 2020
Du, meine Königin!
Die Königin von England - für mich unerreichbar!
Die Königin aus dem Märchen - weit weg!
Die Königinnen aus vergangenen Zeiten - längst gestorben!
Echten Königinnen kann ich mir nur virtuell nähern oder auf dem Papier.
Im Märchenbuch, in einer Zeitschrift, im Traum und im Internet!
Was nützt mir eine solche Königin?
Eine, die nur die Sehnsucht entfacht und mich hungrig stehen lässt!
Eine, die mir das Gefühl vermittelt, dass ich nur ein Bettler bin!
Eine, die in ihren Kreisen verkehrt ohne Kontaktmöglichkeiten zu den meinen!
Wozu brauche ich eine solche Königin?
Wenn ich mich von den Traumwelten verabschiede und aufwache...
Wenn ich den Alltag wirklich wahrnehmen mag...
Wenn ich mein Herz öffne für das, was ist...
Wenn ich nicht mehr die Taube auf dem Dach ganz besonders hoch einschätze...
Wenn ich die Wärme des Spatzes in meiner Hand voller Freude spüre...
Dann bin ich bereit für die Königin des Alltags!
Die Königin für jeden Tag!
Die Königin für die Stunde, wo ich sie brauche!
Die Königin in ihrem inneren Reichtum und in ihrer Armut zugleich!
Die Königin für das Teilen einer Tasse Kaffee!
Und die Königin für einen Spaziergang Hand in Hand...
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Dienstag, 13. Oktober 2020
Ich bin ein Teil der Ewigkeit
Montag, 12. Oktober 2020
Oh, wie schön!
Ich war eingeladen zu einer Tagung. Auf einem Tisch gab es Saft, Wasser, Kaffee, Kuchen und diverse Kleinigkeiten. Und es lagen dort Servietten mit der Aufschrift: "Oh, wie schön, dass ihr alle hier seid!"
Die Servietten ohne alle die köstlichen Kleinigkeiten wäre nur ein Blatt Papier gewesen mit einer Aufschrift. Aber an den vielen köstlichen Kleinigkeiten konnte ich erkennen: Ich hatte einen Gastgeber mit Herz. Ich war willkommen und ich fühlte mich willkommen.
Auf dem Tisch gab es auch etwas für mich. Ich mochte das frische Obst und den kleingeschnittenen Kuchen. Halt so kleine Häppchen. Köstliche kleine Häppchen. Ich las den Spruch auf der Serviette und sah vor meinem geistigen Auge das Gesicht der Gastgeberin. Ich sah, wie sie in ihrer Küche alle diese Dinge zauberte und dabei an mich dachte. Das hat mir Freude bereitet. Es macht mir Freude wenn ich daran denke, wie andere mir Freude bereiten. Und es macht mir Freude, meine Gastgeber dabei zu beobachten, wie sie sich freuen, wenn sie mir Freude bereiten.
Wie ansteckend doch Freude ist. Da lass ich mich doch lieber anstecken von Einladungen zu köstlichen Kleinigkeiten als von Grippeviren. Oh, wie schön, wenn du meinen Blog liest! Oh, wie schön, dass ich meine Gedanken mit dir teilen darf. Oh, wie schön, dass du hier bist! Oh, wie schön!
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Samstag, 10. Oktober 2020
Wir lästern nicht, wir beobachten, analysieren und bewerten
Es verbessert nicht die Situation. Ich komme in eine negative Idee. Ich mache jemanden fertig, der sich nicht verteidigen kann. Irgendwann kommt die Selbsterkenntnis: So viel besser bin ich auch nicht. Ich könnte jetzt das Lästern schönreden. So wie auf der Spruchkarte. Ich beobachte ja nur, ich analysiere und gebe eine Wertung ab. Wenn ich das mache, dann nehme ich die Gefühle heraus und tue so, als bewege ich mich auf eine sachliche Ebene. Ich glaube nicht, dass das funktioniert.
Wenn ich lästere, dann bin ich wahrscheinlich in einem Gefühl der Kränkung. Meine Bedürfnisse wurden nicht gesehen oder ich habe nicht gut für mich gesorgt. Ich finde es hilfreicher, die eigenen Bedürfnisse wieder in den Blick zu nehmen und besser für sich zu sorgen. Du änderst nichts, wenn du lästerst. Du schaffst aber eine Grundlage für die nächsten Lästerungen. Wenn du gut für dich sorgst wird es keinen Grund mehr dafür geben.
Das Lästern funktioniert ja übrigens nur dort, wo mindestens zwei Personen da sind. Für sich selbst lästern macht keinen Sinn. Lästern geschieht im "wir". Es braucht einen Raum der Resonanz. Du bist gekränkt und suchst eine Bestätigung. Du bekommst eine für dich positive Rückmeldung und du fühlst dich besser. Und darum geht es dir ja eigentlich. Du möchtest dich besser fühlen. Probier es mal mit dem Einstehen für deine eigenen Bedürfnisse!
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Freitag, 9. Oktober 2020
Wie ein Kamel durch das Nadelöhr kommt
So gibt es im Leben Probleme, für die es keine Lösung gibt. Manchmal kommen Menschen zu mir in die Beratung nach dem Motto: "Ich habe schon alles ausprobiert. Es gibt für mich keine Lösung. Jetzt lasse ich mir dieses noch durch einen Experten bestätigen damit ich endlich aufhören kann mit meiner aussichtslosen Suche." Wenn ich dann frage ob sie schon dieses oder jenes probiert haben dann sehe ich manchmal den Triumph in den Augen. "Habe ich auch schon probiert. Hat nicht funktioniert."
Wenn etwas nicht funktioniert dann würde es auf jeden Fall Sinn machen, es nicht ständig neu zu probieren. Ich kann ein Nadelöhr nehmen und ein Kamel einladen, durch das Loch zu kriechen. Das Kamel wird es nicht schaffen. Auf keinen Fall! Oder?
Wenn etwas nicht geht, dann macht es Sinn, die Augen und das Herz zu öffnen für Lösungen jenseits aller üblichen Lösungen. Suchen wir doch mal nach ungewöhnlichen Lösungen und verstören das Kamelsystem.
- Das Kamel wendet sich von der Nadel ab und entscheidet sich für sinnvollere Wege.
- Das Kamel zupft sich ein Haar aus und führt es vorsichtig durch das Öhr. Das eine Haar steht symbolisch für das ganze Kamel. Wenn es das eine Haar schafft, wird es irgendwann auch das ganze Kamel schaffen. Es ist nur eine Frage der Zeit.
- Gedanklich ist es ganz leicht. Ich schrumpfe das Kamel oder dehne das Loch und schon passt es.
- Das Kamel verschenkt die Nadel an jemanden, der diese Aufgabe leichter bewältigen kann.
- Das Kamel beschäftigt sich mit Quantenphysik und kommt zur Erkenntnis, dass zwischen den festen Materieteilchen so viel Platz ist, dass man locker hindurchspazieren kann.
- Das Kamel fragt: Wer will eigentlich, dass ich durch das Nadelöhr gehen soll. Wollen das andere oder will ich das selbst.
- Das Kamel fragt: Wozu ist es gut, durch das Nadelöhr zu gehen? Erreiche ich mein Ziel auch auf einem anderen Weg?
- Das Kamel beschäftigt sich beim Anblick des Nadelöhrs mit der grundsätzlichen Frage von Türen und Öffnungen und freut sich an der Erkenntnis von neuen Einsichten.
- Das Kamel könnte den Entschluss fassen, abzunehmen und zu hoffen, dass es durchpasst, bevor es stirbt.
- Das Kamel könnte sich entschließen einfach um das Nadelöhr herumzugehen.
- Das Kamel könnte auch so tun als ob. Es könnte einfach die Geschichte erzählen, wie es Anlauf genommen hat und voller Freude da durchgeritten ist.
Du siehst, jenseits der Unmöglichkeit durch ein Nadelöhr zu kommen gibt es noch andere unmögliche Möglichkeiten. Und? In welchen Situationen bist du selbst manchmal das Kamel und was ist dein Nadelöhr?
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Donnerstag, 8. Oktober 2020
Tu die kleinen Dinge jetzt, dann werden die großen allmählich zu dir kommen und bitten, getan zu werden. (persische Weisheit)
"Tu die kleinen Dinge jetzt,..." Während die Phantasie gerne in die Zukunft abschweift, fordert die Gegenwart die Aufmerksamkeit für das "Jetzt". Jetzt deckst du sorgfältig den Tisch. Jetzt setzt du dich hin und isst. Jetzt bist du aufmerksam im Straßenverkehr und achtest als Autofahrer auf die Fußgänger. Jetzt hörst du deinem Gegenüber aufmerksam zu.
Du wendest dich also den kleinen Dingen zu und erledigst sie gewissenhaft und voller Liebe. Damit übst du dich ein für die "großen Dinge" des Lebens. Du trainierst für die fernen Ziele.
Das persische Wort spricht im Rätsel: die großen Dinge kommen und bitten, getan zu werden. Siehst du den Unterschied? Du kannst sagen: "Ich studiere eifrig und fleißig, um Arzt zu werden". Die Alternative heißt: "Der Arztberuf kommt auf mich zu!" Wenn du unter der ersten Prämisse fleißig studierst hüpfst du von Prüfung zu Prüfung, emsig wie eine Ameise. Du siehst das, was gerade vor deiner Nase liegt. Irgendwann einmal hast du es dann geschafft. Wenn der Arztberuf jedoch auf dich zukommt, dann begegnest du vielleicht einem großen Heiler, der in dir die Sehnsucht nach Heilung weckt. Da kommt vielleicht eine Vision auf dich zu, in welcher Art und Weise du Arzt sein wirst. Im ersten Fall arbeitest du mit deinen einschränkenden Vorstellungen, im zweiten Fall arbeitest du mit der unendlichen Energie des Universums.
Im ersten Fall ergreifst du einen Beruf, im zweiten Fall ist es eine Berufung. Und jetzt kommt die Zusammenführung: Deine Berufung entdeckst du dann, wenn du treu die kleinen "beruflichen" Aufgaben erfüllst. Die großen Dinge des Leben machst du nicht selbst, sondern sie bitten, von dir getan zu werden.
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Mittwoch, 7. Oktober 2020
Streu ein wenig Freundlichkeit aus und schau, was geschieht!
Für all das wirst du nicht bezahlt! Das steht nicht in deinem Arbeitsvertrag! Du hast völlig Recht, wenn du solche Aufgaben verweigerst! Nichts davon musst du tun! Jetzt stell dir einmal einen großen Produktionsbetrieb vor, in dem genau nach Arbeitsvertrag gearbeitet wird. Dem Recht wird völlig Genüge getan. Kein Grund zur Klage darum keine Gefahr für eine Abmahnung. Jetzt stell dir vor, ein solcher Betrieb macht das ein Jahr. Wie wird es dort nach dieser Zeit aussehen?
Scheinbar lebt ein Produktionsbetrieb vom Verkauf seiner Produkte. Aber nur scheinbar! Eigentlich lebt er von den Dingen, wofür niemand bezahlt wird und wofür niemand bezahlt werden kann. In einem guten Betriebsklima kann etwas wachsen und gedeihen. Ein freundliches Klima drückt sich darin aus, wo Menschen aufmerksam sind füreinander, sich gegenseitig wohlwollend begegnen und wo auf die Bedürfnisse der Einzelnen geachtet wird.
Für bestimmte Dinge wirst du nicht bezahlt, aber wenn du sie nicht tust, gräbst du dir auf die Dauer selber die Lebensqualität ab. Dahinter steckt das Gesetz der Resonanz. Wenn du der Welt freundlich begegnest kommt Freundlichkeit zu dir zurück. Wenn du die Umwelt als deinen Feind ansiehst, kommt Misstrauen zu dir zurück.
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Dienstag, 6. Oktober 2020
Über Gefühle reden!
Im Kontakt mit den meisten Frauen erlebe ich, dass sie das echt gut können.
Hut ab!
In der Beratung erlebe ich die Männer da vor allem eher stumm.
Sie können über Ereignisse sprechen. Sie wissen Lösungen für viele Probleme.
Aber sie können in der Regel nicht so gut über ihre Gefühle sprechen.
Oft wissen sie nicht einmal, wie fühlen geht.
Sie haben es nicht gelernt. Es hat ihnen niemand beigebracht.
Vielleicht haben sie als kleine Jungen mal gefühlt, aber niemand hat sich dafür interessiert.
Interessiern sich Mütter mehr für die Gefühle ihrer Töchter als für die ihrer Söhne?
Auf meiner Spruchkarte gibt es die Einladung, die gefühlt eher an die Männer geht.
"Hol den Alkohol, wir müssen über Gefühle reden!"
Der Alkohol löst die Zunge, bringt die Gefühle ins Fließen. Leider sind das dann Gefühle unter Alkoholeinfluss. "Weinseelige" Gefühle. Flüchtige Gefühle, die schnell wieder verschwinden. Hilfreich, wenn Denken und Fühlen zusammenkommen. Wenn beides möglich ist und seine Wertschätzung bekommt. Und manche Männer könnten eine Nachhilfestunde vertragen im Fühlen und Erzählen von Gefühlen. Ruhig auch im nüchternen Zustand.
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Montag, 5. Oktober 2020
Die Magie des Wimpernschlags
Ich erzähle einem Freund etwas, was ich mit einem Kunden erlebt habe und was mich immer noch beschäftigte. Kaum habe ich meinen Satz beendet bekomme ich die Antwort: „Das kenne ich. Da kann ich dir auch etwas zu sagen.“ Und dann erzählt er sofort seine Geschichte. Dabei bin ich noch bei meinen eigenen Gedanken und bei meinen Gefühlen. Mein Freund hatte bestimmt eine ganz gute Absicht. Sich mit mir solidarisch zu zeigen oder mir einen Tipp zu geben mit der Intention: „Ich fühle mit dir. Das kenne ich auch.“ Aber wenn jemand sofort mit seiner eigenen Geschichte kommt, dann fühle ich mich verlassen und nicht gehört. Es gibt keinen Moment der Pause, etwas nachwirken zu lassen. Es fehlt der Teil, für einen Augenblick miteinander in Verbindung zu gehen. Ein Nicken, dass mich jemand verstanden hat. Eine kurze Rückfrage oder einen Ausdruck der Anteilnahme. Die Gelegenheit, bei mir zu verweilen.
Samstag, 3. Oktober 2020
Einen Tag ungestört in Muße zu verleben heißt, einen Tag lang ein Unsterblicher zu sein. (Johann Albrecht Bengel 1687-1752)
Wenn du einmal das Internet durchforstest wirst du feststellen, dass viele von vielen abschreiben manchmal mit richtiger Quelle, manchmal mit falscher und oftmals auch ohne Ursprungsangaben. Meine Sätze habe ich auch schon in einem Blog wiedergefunden und gedacht: Ach wie vertraut!
Macht es einen Unterschied, ob die Würdigung der Muße chinesischen oder protestantischen Ursprungs ist? Ich glaube nicht! Wir alle haben etwas Unsterbliches in uns. Wann wird unsere Sehnsucht nach einem ewigen Leben wach? Wenn ich den ganzen Tag arbeite, dann erschließt sich mir kaum ein Ewigkeitsgedanke. Da zählt das, was jetzt in diesem Augenblick zu tun ist.
Doch wenn du für einen ganzen Tag dich der Muße hingibst und in den Himmel schaust, dann öffnest du den Raum des unendlichen Kosmos. Ich nenne es den Zustand der "Verbundenheit". Das Gegenteil wäre die "Trennung". Das theologische Wort dafür heißt "Sünde" von absondern, getrennt sein. Die Stunde ist begrenzt, der Tag mit den 24 Stunden auch. Wenn dir die Sterblichkeit in den Sinn kommt, bist du im Zustand der Trennung, der "Sünde". Der Tod trennt dich vom Leben. Wie gelangst du jedoch in einen Zustand der Verbundenheit? Wenn du dir Zeit nimmst und nichts tust, einfach da bist, verschwinden die "Zeitphänomene" wie Hektik oder Begrenzung. Die Zeit hört auf zu existieren. Es entsteht ein Zustand der Muße, in dem die Unsterblichkeit aufleuchtet. Auch, wenn du "arbeitest" kannst du in diese Bewusstheit hineingehen des "Ich Bin".
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Freitag, 2. Oktober 2020
Was uns vom Paradies geblieben ist...
Immer wieder kommt es vor, dass wir Menschen etwas oder jemanden verlieren. Manchmal macht es uns nicht so viel aus, weil wir nicht daran hängen. Aber oft fühlt es sich schmerzhaft an. Wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da ist. Wenn eine gesundheitliche Beeinträchtigung uns daran hindert, Fahrrad zu fahren. Ich vermisse immer noch einen Pullover, den ich bei einer Tagung vergessen habe. Es gibt Verluste, die mir wirklich weh tun und Verluste, die ich kaum bemerke. Und manchmal wundere ich mich, dass ich materiell wertvolle verlorene Dinge gar nicht betrauere, aber an ein paar alte Socken hänge.
Wie kommst du mit Verlusten klar? Kannst du so gut auf dich aufpassen, dass du nie etwas verlierst? Spürst du die Trauer und den Schmerz eines Verlustes oder kannst du alles erfolgreich bearbeiten oder verdrängen? Wie sicher fühlt sich im Moment dein Leben überhaupt an? Immerhin befinden wir uns seit ein paar Monaten in einem Ausnahmezustand durch die Gegenwart des Corona Virus. Wie intensiv erlebst du die Gruppen und Gemeinschaften, die dir sonst Halt gaben und die du nicht mehr triffst? Was hat sich bei dir verändert seit März? Wie gesund oder wie krank empfindest du dich?
In diesen inzwischen chronischen Tagen von Corona werden für mich die Verluste spürbarer. Im Moment kommen Menschen zu mir in die Beratung, die etwas verloren haben. Manchmal deutlich und klar, viele aber eher undefiniert und unbeschreiblich. Es fühlt sich nicht mehr an wie früher. Da gibt es ein Unwohlsein. Ein Schwinden der Arbeitsfähigkeit. Weniger Sinnhaftigkeit. Eine Art Überleben im Funktionsmodus. So etwas Gleichgültiges und Antriebsarmes. Zugleich werden die Menschen dünnhäutig und genervter. Und manchmal spüre ich eine Verwunderung und große Erleichterung, wenn etwas einfach ganz normal wie früher läuft.
Das Geld ist nicht weniger geworden und die Arbeit auch nicht. Aber Menschen im Homeoffice vermissen ihre Arbeitskollegen und Kolleginnen. Sie fühlen sich zunehmend einsam und verlassen. Nicht mehr gesehen und angebunden. Ihnen fehlen die Gespräche zwischen Tür und Angel. Der Austausch bei einer Tasse Kaffee. Sie müssen ihren Arbeitsalltag selber strukturieren und fühlen sich überfordert damit. Kompletter Rückzug ins Private. In der Küche wird gekocht und gegessen, spielen die Kinder und machen Hausaufgaben, befindet sich der eigene Arbeitsplatz, das neue und komplette Corona Leben im Küchenraum. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Menschen bemerken mehr und mehr das Schwinden von Sicherheit, spüren das Bedürfnis nach mehr Freiraum und Entfaltung. Und obwohl eigentlich alles noch läuft und funktioniert liegt über allem eine gewisse Schwere und Erschöpfung.
Irgendwie erinnert mich die jetzige Wirklichkeit an die erste Geschichte in der Bibel vom Verlust des Paradieses. Die Menschen essen vom verbotenen Baum und müssen den Hort der Geborgenheit verlassen. Statt Freude und Verbindung wird ab jetzt alles grau und tödlich. „Hätten wir doch nicht vom Baum gegessen! Was haben wir uns da eingehandelt? Werden wir je wieder glücklich werden?“
Jetzt zeigt sich zugleich, wie widerstandsfähig wir Menschen sein können. Ist alles verloren? Siegt die Depression auf ganzer Linie? Schon Dante Alighieri fand sich nicht mit dem Verlust ab. Er sagte: „Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.“
Dante erinnert mit seinem Vers an einen himmlischen Urzustand. Wir kommen alle aus dem Paradies. Dort sind unsere Wurzeln, dort finden wir unsere Heimat. Vielleicht ist es auch nur ein Wort der Sehnsucht. Wir werden erinnert an die ersten Menschen, die nach dem Essen vom verbotenen Baum von Gott aus dem Paradies vertrieben wurden. Dabei ist der Verlust des Paradieses ein ganz natürlicher Prozess und hat nichts mit Sünde oder Versagen zu tun. Als Geschöpfe in der Welt leben wir in der Polarität von Gewinn und Verlust.
Im übertragenen Sinne gleicht unsere erste Bewusstseinsstufe als Embryo im Bauch unserer Mutter diesem paradiesischen Urzustand. Ich bin eins mit der Mutter, eins mit der Göttlichkeit. Es gibt kein Du im Gegenüber und kein Ichbewusstsein. Ich schwimme in der Einheitssuppe und mir geht es einfach nur gut.
Dann wachse ich im Bauch meiner Mutter heran und irgendwann wird mein Paradies getrübt. Meine Mutter erschreckt sich. Sie hat Angst vor irgendetwas. Sie isst etwas, was ihr nicht bekommt. Und ich bekomme immer etwas davon ab. Mein Paradiesgefühl geht schneller verloren als ich denke. Ich komme auf die Welt und die erweist sich als hell, grell und laut.
Aber mir bleibt die Erinnerung an einen heilen Anfangszustand. Den möchte ich wiederhaben. Dieses Ursprungsgefühl, dass ich mit Allem verbunden bin. Mein Leben erweist sich von Geburt an als ein Abenteuer, das ich bestehen muss. Ich laufe, falle schmerzhaft und stehe wieder auf. Ich lalle bis ich spreche. Ich mache in die Hose bis ich Kontrolle über meine Körperfunktionen erlange. Ich werde mühsam nach vielen Jahren irgendwann erwachsen.
Als Erwachsener befinde ich mich ständig in diesem Wechsel von Verlusterfahrungen und himmlischen Glückszuständen. Die Sehnsucht nach dem heilen Urgefühlszustand bleibt. Zwischen den mühseligen Schritten, das Leben zu bewältigen winkt das Paradies wie ein Geschenk und eine Verheißung dir immer wieder einmal zu. Du siehst den phantastischen Sternenhimmel über dir und du bekommst eine Ahnung von der Größe Gottes und der Großartigkeit deines Lebens. Du atmest den Duft der Blumen ein und das Leben erscheint dir göttlich.
Oder du blickst in die Augen der Kinder. Auf einmal gibt es Frieden im Herzen. Du musst dich nicht mehr anstrengen. Es geht alles ohne Mühe. Deine Augen treffen die Augen des Kindes und in dir wird es ruhig. Du kommst zu der Erkenntnis: Das Paradies gab es, gibt es immer noch und du gehst zugleich darauf zu, bist manchmal mitten drinnen und weißt, dass deine Sehnsucht nicht vergeblich ist.
Sterne, Blumen und die Augen der Kinder waren die drei übrig gebliebenen Elemente aus Dantes Paradies. Wenn du jetzt einmal deine eigenen Verluste betrachtest aus den vergangenen Wochen ist dir vielleicht ein Stück Paradies verloren gegangen. Aber hast du alles verloren? Konntest du etwas retten? Was ist dir geblieben aus deinem Paradies und wo und wann geht dein Herz auf?
Stell dir vor, dass du heute in der Nacht träumst. Im Traum begegnest du der guten Fee, die dir sagt, dass du drei Wünsche frei hast. Es können aber nur Wünsche sein, die ihren Ursprung im Paradies haben. Wünsche aus einer anderen Quelle kann die Fee dir nicht liefern. Sie wären außerdem nicht förderlich für deine Gesundheit und dein psychisches Wohlergehen. Du hast jetzt nicht einfach wie üblich drei Wünsche frei, sondern drei Dinge, die du aus dem Paradies mit in dein verlustreiches Leben nehmen darfst. Magst du dich verständigen auf die gleichen Dinge wie Dante? Sterne, Blumen und Kinder? Du darfst Dantes Anregungen übernehmen. Oder möchtest du dein Eigenes finden? Wie könntest du das anstellen?
Jetzt wird es interessant. Wenn du anfängst nachzudenken, dann kommt etwas aus dem Verstand. Genug Geld, mehr Sicherheit, eine größere Freiheit, eine Umgebung von gesunden Bäumen, liebevolle Menschen. Es kommt das, was du dir jetzt überlegst. Du bist jetzt auch schon voreingenommen durch Dante. Dein Verstand kann sich aber an das Paradies nicht erinnern. Er erinnert sich nur an das, was er schon kennt. Dein Verstand kennt dich gut und macht dir ein paar Vorschläge aus seiner „Bibliothek der erinnerten Erlebnisse oder Bücher“. Du überlegst dir etwas und stimmst zu oder lehnst ab.
Wie wäre es, wenn du nicht nachdenken würdest über die drei Dinge aus deinem Paradies. Wie wäre es, wenn du auf einen entsprechenden Traum wartest. Dann hast du Ergebnisse aus deinem Unterbewusstsein oder dem kollektiven Unbewussten. Oder du gehst in die Stille und meditierst. Das habe ich gemacht und war überrascht. Oder du bittest die drei Dinge aus dem Paradies, dass sie sich in den nächsten Wochen in deinem Alltag einfach zeigen.
Die letzte Idee gefällt mir besonders gut. Ich werde in den kommenden Tagen neben den Meditationserfahrungen aufmerksam sein für das, was mir entgegenkommt. Es wird etwas sein, bei dem mein Herz eine zustimmende Bewegung macht. Es wird sich anfühlen wie Ankommen und es wird sich jeder Bewertung entziehen. Es kann ein Blick in den Sternenhimmel sein, muss es aber nicht. Aber es mag sich so ähnlich anfühlen.
Dir wird also in den nächsten Wochen etwas begegnen das sich anfühlt wie ein Gruß und Entgegenkommen aus dem Paradies. Du wirst es dir nicht erdacht oder ausgesucht haben. Es kann sogar sein, dass es dir sehr vertraut ist, weil es schon immer bei dir war. Dir ist es nur nie aufgefallen, weil du deine Aufmerksamkeit nicht dahin gelenkt hast.
Corona und andere Viren werden uns vermutlich noch lange begleiten. Sie werden unser Leben einschränken und verändern. Wir werden manches als Verlust empfinden und darunter leiden. Das mag so kommen, aber es muss dich nicht beeindrucken. Richtest du deinen Blick auf die Verluste oder auf das, was dir aus dem Paradies geblieben ist?
Vielleicht ist es für dich auch schon zu spät und du hast dich der Erschöpfung und der Resignation hingegeben. Das fände ich bedauerlich. In jedem Menschen gibt es einen verborgenen Schalter, den er betätigen kann. Die ständigen Verluste betrauern oder sich dem Leben wieder zuwenden. Den Schalter betätigen und dich entscheiden kannst du nur selbst. Das kann dir niemand abnehmen. Für beide Richtungen gibt es genügend berechtigte Gründe.
Ich möchte nicht dauerhaft in einer maskierten Welt leben. Ich möchte in das unverhüllte Angesicht der Menschen sehen dürfen und darin die Ebenbildlichkeit Gottes erkennen. Weil mich das stärkt und weil es für mich ein bleibender Teil aus dem Paradies ist.
Donnerstag, 1. Oktober 2020
Sei Du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. (Mahatma Gandhi)
Ja, ich wünsche mir Veränderungen. Wenn ich die Augen öffne, dann sehe ich genug Möglichkeiten, diese Welt zu verbessern, indem sie verändert wird. In meiner Wohnung sehe ich die Spinnweben und Staubflächen. Im Garten das Unkraut. In der Stadt die Häuser, die mal gestrichen werden könnten. In der Stadtverwaltung die Pleiten und Pannen. Beim Bürgermeister die Defizite. Bei den Häusermaklern die hohen Kosten. Und überhaupt die Ungerechtigkeit im Land und die Parteien, die man auf keinen Fall wählen darf. Ich sehe viele Möglichkeiten, die Welt zum Besseren zu verändern.
Die Spinnen in meiner Wohnung werden wiederkommen. Der Bürgermeister ist so wie er ist. Die Makler werden für mich nicht ihre Gebühren verändern. Ich stelle fest, dass ich im Außen nur wenig Möglichkeiten habe. Da bin ich immer auf Zustimmung und Mitarbeit der anderen angewiesen. Immer wieder springt zwar mein Herz an und schreit: "Ungerechtigkeit!" Und ich wünsche mir wirklich die eine oder andere Verbesserung. Aber ich bleibe da schnell in der Ohnmacht.
Mahatma Gandhi gibt mir einen wichtigen Hinweis: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt." Ich selbst kann die Veränderung sein! Es geht nicht einmal so sehr um ein Tun. Wenn ich anders denke und fühle trage ich schon zur Veränderung bei. So gehe ich in die Haltung der Dankbarkeit und der tiefen Verbundenheit. Ich wünsche mir und der Welt Frieden und Liebe. Das kann ich immer machen. Zu jeder Stunde des Tages. Auch jetzt. Ich wünsche dir Frieden und Licht!
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