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Dienstag, 31. März 2020
Die Angesteckten sind schneller als der Anstecker
In einem Bericht über die Hamsterkäufe der Menschen in diesen Corona Virus Tagen sagte ein Wirtschaftspsychologe: "Die Angesteckten sind schneller als der Anstecker." Der Virus ist also im Verhältnis zu unserer Angst sehr viel langsamer. Eine gute Beobachtung. Da kann der Virus noch ein paar Städte entfernt liegen. Ich habe den Gedanken, dass ich angesteckt werden könnte, und schon ist die Angst da und breitet sich aus. Die Angst kommt in Bruchteilen einer Sekunde und nimmt uns völlig in Beschlag. Der Puls und Herzschlag schnellen nach oben. Wir bekommen Schweißausbrüche und den Drang, dass wir uns schnell bewegen möchten. Weglaufen oder kompensieren durch den Kauf von Toilettenpapier. Wer Schiss hat, kauft Klopapier.
Da treffen sich in unserem Inneren zwei gegensätzliche Typen. Der Teil, der alles klug bedenkt und einen sinnvollen Plan macht. Und der andere Teil, der sich in irrationaler Angst auflöst. Wenn es um das pure Leben geht gewinnt die Angst. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist sie der Vernunft nicht mehr zugänglich. Was tun?
In einem kleinen ruhigen Moment wirst du dir deiner beiden Anteile in deinem Inneren bewusst. Beide Teile gehören zu dir und beide Teile kannst du gut gebrauchen. Wer jedoch macht aus beiden Teilen ein Team, das zusammenarbeitet?
Der Teil, der diesen Text jetzt liest und dem vielleicht zustimmt, was ich schreibe.
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Freitag, 27. März 2020
Hilfe, ich ertrinke!
Bei
der Wanderung kommen wir an einen kleinen Fluss wo man gut baden
könnte. Aber ein Schild warnt uns. "Vorsicht, hier kannst ertrinken!"
Ich weiß nicht warum, aber das Schild wirkt ein wenig wie ein Comic und
löst bei uns Heiterkeit aus. Da lauert eine Gefahr, wir könnten
ertrinken, und wir stehen da, lachen und fotografieren. Verbinde ich das
Comic mit meiner angstbesetzten Phantasie bleibt mir das Lachen im Hals
stecken.
Das erinnert mich an so manche Beratungssituation. Wenn ein Mensch noch schwimmen kann, dann bekommt er sein Leben selbst geregelt. Wenn jemand droht zu ertrinken, kommt er zu mir. Krisen sind wirklich bedrohlich. Wenn ich den Überblick verliere. Handlungsunfähig werde. Meine Ohnmacht spüre. Nicht mehr weiter weiß. Einen solchen Zustand kann ich nur schwer ertragen.
Und was, wenn ich auch keine Lösung weiß? Wenn ich keinen Rettungsring zur Hand habe? Wenn mir auch nichts mehr einfällt, weil man es irgendwie nur aushalten muss? Manchmal hilft dann doch ein wenig Galgenhumor. Aber nicht zu früh! Erst nach der Ohnmacht! Erst dann, wenn klar ist, dass es keinen Ausweg gibt. Wenn es ein Einverständnis gibt, ertrinken zu dürfen.
www.matthias-koenning.de
Das erinnert mich an so manche Beratungssituation. Wenn ein Mensch noch schwimmen kann, dann bekommt er sein Leben selbst geregelt. Wenn jemand droht zu ertrinken, kommt er zu mir. Krisen sind wirklich bedrohlich. Wenn ich den Überblick verliere. Handlungsunfähig werde. Meine Ohnmacht spüre. Nicht mehr weiter weiß. Einen solchen Zustand kann ich nur schwer ertragen.
Und was, wenn ich auch keine Lösung weiß? Wenn ich keinen Rettungsring zur Hand habe? Wenn mir auch nichts mehr einfällt, weil man es irgendwie nur aushalten muss? Manchmal hilft dann doch ein wenig Galgenhumor. Aber nicht zu früh! Erst nach der Ohnmacht! Erst dann, wenn klar ist, dass es keinen Ausweg gibt. Wenn es ein Einverständnis gibt, ertrinken zu dürfen.
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Dienstag, 24. März 2020
Corona und der Weg durch die Angst mit Kindern
Als Erwachsene versuchen wir das Ausmaß der Krise zu verstehen. Wir informieren uns auf allen Kanälen, suchen nach Antworten und Strategien, um gut zu überleben. Dabei denken wir, dass unsere Kinder genauso gestrickt sind und dass wir vor allem kluge und sinnvolle Antworten für ihre Fragen parat haben müssen. Hilfreicher für Kinder sind aber andere Dinge.
Sei präsent
Kinder verlassen sich
darauf, dass sie bei ihren Eltern geborgen sind. Dazu reicht die Anwesenheit.
Wenn die Eltern da sind, ist alles gut. Darum nimm immer wieder mal
Kontakt auf. Kind: „Bist du da?“ – Eltern: „Ja,
bin ich!“ Dann ist alles klar und die Kinder können weitermachen mit dem, was
sie gerade tun. Es hilft, wenn du dich innerlich mit den Gefühlsanteilenteilen verbindest, die sicher sind.
Damit strahlst du Zuversicht aus. Mach dir klar, worauf du dich immer noch verlassen kannst. Du hast ein Dach
über dem Kopf, ausreichend Nahrung. Du liebst deine Kinder und die Kinder
lieben dich. Das ist eine wichtige Basis.
Angst darf sein
Wenn etwas nicht so ist
wie gewohnt, entsteht das Gefühl der Angst. Es sagt uns: „Pass auf!“ und lässt
uns überlegen, was zu tun ist. Angst hat ihre Berechtigung. Sag deinem
Kind nicht: „Hab keine Angst“ oder „Ist nicht so schlimm“, sondern vermittel ihm, dass Angst ganz normal ist und uns immer wieder einmal besucht.
Sprich darüber, wie sie sich anfühlt: Ist sie nur unangenehm oder gibt es
noch andere Empfindungen? Wo macht sie sich im Körper bemerkbar? Hat das Gefühl
eine Form oder Farbe? Zeige Interesse, ganz nach dem Motto: „Wir laufen
nicht vor der Angst weg, sondern schauen mal, was sie so macht.“ Gemeinsam
werdet ihr feststellen, dass die Angst, so wie sie gekommen ist, auch wieder
vergeht.
Jetzt ist die Zeit der Rituale
Kinder lieben und brauchen
klare und geregelte Abläufe. Besonders jetzt, wo nichts mehr ist, wie gewohnt. Wenn
alle immer zu Hause sind, wird der Tag lang, schnell ödet man sich an und wird
empfindlicher. Hier bringt es Stabilität und Entlastung, wenn du Rituale
einführst, die immer zur selben Zeit stattfinden. Das kann eine Kuschelrunde
sein, eine Vorlesezeit oder Mahlzeiten, für
die alle mithelfen und sie besonders schön gestalten.
Tipp: Abendritual
Setzt euch zusammen
und zündet eine Kerze an. Dann sagt jedes Familienmitglied, wie es ihm
gerade geht, was ihm heute gelungen ist und Freude gemacht hat. Denkt dann
an die Menschen, die jetzt nicht da sind und nennt alle beim Namen. So
wird der Familienkreis größer. Zum Schluss überlegt, wie der nächste Tag
aussehen könnte und ob es eine schöne Aktivität gibt, auf die alle Lust haben.
Nur beantworten, was gefragt wird
Kinder haben jetzt viele
Fragen, die euch als Eltern vielleicht überfordert. Das macht nichts. Du musst
nicht alles wissen, und ein Thema auch nicht erschöpfend beantworten: Wenn ein
Kind mit der Antwort zufrieden ist und nicht nachfragt, braucht es keine
weiteren Erklärungen. Knüpf an frühere Erfahrungen an, wenn du mit deinen
Kindern über Angst sprichst. Frag beispielsweise: „Hast du schon einmal Angst gehabt? Was hast du da gemacht? Was
hat geholfen, was hat dir nicht gut getan? Was könnte dir jetzt helfen?“ Mit
solchen Fragen machst du die Kinder zu kompetenten Gesprächspartnern.
Mehr Kontakt und weniger Kopf
Körperkontakt ist die beste
Form, Sicherheit zu schenken. Wenn der Körper sich anlehnen kann, bekommt er
Schutz und Geborgenheit. Das ist auch einfacher als die Suche nach Antworten,
die noch nicht einmal Experten haben. Kinder haben drei Grundbedürfnisse: Sie
brauchen gefühlte Nähe (Verbundenheit), körperliche Sicherheit und Freiraum, um
sich im Spiel ausdrücken zu können (Autonomie). Schau, welches dieser
Bedürfnisse sich bei deinem Kind gerade meldet und was du dafür tun kannst. Will
es spielen, gib ihm Freiraum. Wenn es Liebe sucht, schenken Zuwendung. Hat es Angst, spende Geborgenheit.
Montag, 23. März 2020
Von der Körperhygiene zur Psychohygiene angesichts des Coronavirus
Ein paar hygienische Grundregeln zu beachten ist im Augenblick für alle Menschen enorm wichtig. Wir alle können etwas aktiv dafür tun, dass der Virus sich nicht so schnell weiter verbreitet. Wer etwas machen kann, fühlt sich nicht mehr hilflos.
Wie wäre es, die Vorschriften und Vorschläge zur Körperhygiene
auszuweiten auf eine gut Psychohygiene. Viele vergessen, dass neben der
Sorgfalt im Umgang mit dem Körper auch unsere Seele etwas braucht, damit wir
heil durch diese Krise kommen.
Die Hände waschen
Du kannst dir für einen Augenblick bewusst werden, was du
jeden Tag mit deinen Händen machst. Dass deine Hände dir so viele treue Dienste
leisten. Ohne sie wärest du völlig ohnmächtig und vom Morgen bis zum Abend auf
fremde Hilfe angewiesen. Wenn du dir die Hände wäschst, dann kannst du deinen
Händen dankbar sein, dass sie dich unterstützen bei allem, was du machst.
Gedanklich kannst du ja einmal so einen Tag durchgehen, wofür du deine Hände so
verwendest.
Mit deinen Händen empfängst du und gibst etwas weiter. Du
kannst Lebensförderndes entgegennehmen und Feindliches weiterreichen. Wo im
Leben unterstützt du und wo verbreitest du schlechte Laune und Feindseligkeit.
Du reduzierst jetzt die Begrüßung mit einem Händedruck. Aber du kannst
freundliche Gedanken empfangen und weiterschenken.
Und du kannst dir bewusst machen, wie du sonst mit deinem
Körper umgehst. Was nimmst du an Nahrung zu dir? Bewegst du dich zu wenig oder
zu viel? Was würde dir jetzt gut tun? Die Hände können im Moment für das Ganze
stehen. Behandle deine Hände mit Sorgfalt und den Rest von dir auch.
Abstand halten
Wie nimmst du die Nähe und die Distanz zu den Menschen wahr?
Manche Menschen kommen dir auch sonst zu nahe und du fühlst dich unwohl.
Manchen Menschen rückst du auf die Pelle und sorgst selber für Unbehagen. Jeder
Mensch braucht einen Raum um sich herum, der für Sicherheit und Wohlbefinden
sorgt.
Wie oft überschreiten wir im Alltag solche unsichtbaren
Grenzen. Da gibt es ein Gedrängel an der Supermarktkasse. Da wollen alle
gleichzeitig die Veranstaltung verlassen und es kommt manchmal zu sehr
unangenehmen Körperkontakten mit völlig fremden Menschen.
Auf der anderen Seite gibt es aber vielleicht auch das
Bedürfnis nach mehr Nähe. Nähe zu den Lieblingsmenschen. Wenn es körperlich im
Moment nicht so gut geht – vielleicht aber geht es gut emotional. Du kannst an
die Menschen denken, die du liebst und ihnen gute Gedanken schicken.
In den Tagen von Corona kannst du dir Zeit nehmen für die
Menschen, die du verloren hast. Die so weit auf Abstand sind, dass du lange
nicht mehr an sie gedacht hast.
Wie nahe dürfen Menschen dir überhaupt kommen? Magst du
Distanz und bist froh, dass das jetzt endlich mal geht. Dass dir niemand zu
nahe kommt? In den nächsten Tagen und Wochen hast du die Möglichkeit, darüber
einmal intensiver nachzudenken und dich neu zu finden in den Fragen von guter
Nähe und Distanz.
Beim Husten und Niesen schleudern wir ja alle Viren und
Bakterien in die Umwelt. Das kommt in der Regel sehr eruptiv. Die Armbeuge ist
ein guter Ort, das schädliche Material aufzusammeln.
Manchmal sammelt sich in unserem Inneren Ärger und Wut an.
Du kannst jetzt sehr wütend und ärgerlich werden, weil dein Alltag für Tage und
Wochen unterbrochen wird. Freiwillig möchtest du nicht zu Hause bleiben. Du
hättest gerne deine gewohnten Abläufe wieder. Da kann es passieren, dass du
schon mal aus der Haut fahren möchtest. Du wirst immer dünnhäutiger und lässt
diesen Ärger heraus an deine Partnerin, deinen Partner oder deine Kinder. Es entsteht
eine aggressive Stimmung, die immer mehr zu eskalieren droht. Der Ärger und die
Wut sind ja durchaus berechtigt. So, wie du hustest oder niest, kann der Ärger
sich seinen Weg suchen. Du kannst dir aber überlegen, wo ein guter Ort für
deine Wut wäre. „Rotzt“ du die Menschen an, die du eigentlich liebst? Oder gibt
es eine andere Möglichkeit für dich, dir Luft zu verschaffen. Power dich lieber
aus beim Jogging. Hau auf einen Sandsack oder ins Kissen. Schrei im Wald die
Bäume an. Bewege deinen Körper mit anderen kräftezehrenden Übungen.
Samstag, 21. März 2020
Eigentlich würde ich lieber Ja sagen.
Ich habe Nein gesagt.
Ich werde nicht zur Geburtstagsfeier gehen.
Ich bin sauer auf meinen Gastgeber.
Der hat mir nicht einmal zu meinem Geburtstag gratuliert.
Der hat mich nur eingeladen, weil er ein Selbstdarsteller ist.
Er umgibt sich gerne mit vielen Menschen weil er zeigen will, wie beliebt er ist.
Ich wollte kein schmückendes Beiwerk sein.
Ich wollte mich nicht missbrauchen lassen.
Der hat sich bisher noch nie bei mir entschuldigt.
Im letzten Jahr war ich noch dort.
Und alle haben ihn bewundert.
Das tolle Haus, die tolle Familie, der tolle Hund, das tolle Essen. Toll!
Er hatte nicht mal mein Geschenk ausgepackt.
Kurz gratuliert und schon wieder weg!
Ich hätte im letzten Jahr schon Nein sagen sollen.
Aber mein Nein musste wohl noch wachsen und klarer werden.
In diesem Jahr habe ich Nein gesagt.
Ich habe Nein gesagt ohne eine Begründung.
Damit es ordentlich weh tut.
Darf ich dich einladen?
Nein!
Aber eigentlich...
Eigentlich würde ich lieber Ja sagen.
In dem Nein steckt so viel Kränkung.
Die ist nicht weggegangen.
Ich habe Nein gesagt und die Kränkung ist geblieben.
Daraus habe ich gelernt.
Ich sage weiterhin Nein. Das fühlt sich richtig an.
Aber wenn ich eigentlich lieber Ja sagen würde,
sage ich nicht mehr Nein.
Ich arbeite dann an dem "eigentlich" bis es klar wird.
Bis Kopf, Herz und Bauch übereinstimmen.
Dann gibt es manchmal interessante Lösungen.
Ich sage Ja aber mit Vorbehalt.
Ich sage Nein aber mit Möglichkeit, dass es noch Ja werden kann.
Ich sage Nein und springe trotzdem über meinen Schatten.
Ich sage Ja und mache dennoch Nein.
Ich befreie mich vom Diktat von Ja oder Nein und frage nach meinen Bedürfnissen.
Wenn ich da angekommen bin, lässt sich vieles leicher klären.
www.matthias-koenning.de
Ich werde nicht zur Geburtstagsfeier gehen.
Ich bin sauer auf meinen Gastgeber.
Der hat mir nicht einmal zu meinem Geburtstag gratuliert.
Der hat mich nur eingeladen, weil er ein Selbstdarsteller ist.
Er umgibt sich gerne mit vielen Menschen weil er zeigen will, wie beliebt er ist.
Ich wollte kein schmückendes Beiwerk sein.
Ich wollte mich nicht missbrauchen lassen.
Der hat sich bisher noch nie bei mir entschuldigt.
Im letzten Jahr war ich noch dort.
Und alle haben ihn bewundert.
Das tolle Haus, die tolle Familie, der tolle Hund, das tolle Essen. Toll!
Er hatte nicht mal mein Geschenk ausgepackt.
Kurz gratuliert und schon wieder weg!
Ich hätte im letzten Jahr schon Nein sagen sollen.
Aber mein Nein musste wohl noch wachsen und klarer werden.
In diesem Jahr habe ich Nein gesagt.
Ich habe Nein gesagt ohne eine Begründung.
Damit es ordentlich weh tut.
Darf ich dich einladen?
Nein!
Aber eigentlich...
Eigentlich würde ich lieber Ja sagen.
In dem Nein steckt so viel Kränkung.
Die ist nicht weggegangen.
Ich habe Nein gesagt und die Kränkung ist geblieben.
Daraus habe ich gelernt.
Ich sage weiterhin Nein. Das fühlt sich richtig an.
Aber wenn ich eigentlich lieber Ja sagen würde,
sage ich nicht mehr Nein.
Ich arbeite dann an dem "eigentlich" bis es klar wird.
Bis Kopf, Herz und Bauch übereinstimmen.
Dann gibt es manchmal interessante Lösungen.
Ich sage Ja aber mit Vorbehalt.
Ich sage Nein aber mit Möglichkeit, dass es noch Ja werden kann.
Ich sage Nein und springe trotzdem über meinen Schatten.
Ich sage Ja und mache dennoch Nein.
Ich befreie mich vom Diktat von Ja oder Nein und frage nach meinen Bedürfnissen.
Wenn ich da angekommen bin, lässt sich vieles leicher klären.
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Mittwoch, 18. März 2020
Mehr Freiraum angesichts des Coronavirus
Wenn du Angst spürst, dann wird es eng im Inneren. Die Enge bewirkt, dass du nicht mehr klar denken kannst. Du landest im Stressmuster und machst Dinge, die du nicht machst, wenn du klar bist. Die Lösung heißt: Sorge dafür, dass die Enge etwas weniger bedrückend wird. Schaffe dir einen Freiraum, der die Enge weniger bedrohlich macht. Das Schaffen von kleinen Freiräumen heißt also das Zauberwort. Wie könntest du es umsetzen? Hier drei Hinweise.
1. Durchatmen
Hilfreich ist, es für einen Moment innezuhalten und tief
durchzuatmen. Wer Angst hat vergisst oft das Atmen. Überprüfe, ob du deinen
Körper mit genug Sauerstoff versorgst und atme bewusst ein paar Mal tief ein und
aus.
2. Der erste kleine Schritt
Eine weitere Möglichkeit wäre es, an den nächsten kleinen
Schritt zu denken. Was wäre jetzt für dich in diesem Augenblick der erste
kleine, aber hilfreiche Schritt. Er muss nur klein sein. Wer noch einen Schritt
machen kann, landet nicht in der Ohnmacht. Du könntest jetzt mal eben jemanden
anrufen. Dir ein Glas Wasser einschenken. Eine Tasse Tee oder Kaffee trinken
und Kraft sammeln. Der erste kleine, aber hilfreiche Schritt.
3. Akzeptieren, was ist
Die dritte Möglichkeit heißt: Ich akzeptiere, was jetzt
gerade ist. Eine Situation kannst du manchmal nicht ändern. Der Virus ist da
und verbreitet sich hoffentlich nur langsam. Du bist eingeschränkt in deinen
Bewegungsmöglichkeiten. Du musst Dinge tun, die dir im Augenblick nicht
gefallen. Wenn du es für einen Moment akzeptierst verschwendest du nicht Zeit
und Energie für den Kampf gegen etwas, das du jetzt nicht ändern kannst. Wenn
du akzeptierst kannst du dich für einen Moment entspannen, loslassen und
Freiraum gewinnen.
Dienstag, 10. März 2020
Vertrauen angsichts der Angst vor dem Virus
Wir denken, dass das Leben sicher ist. Wir sorgen für gut funktionierende Autos, schließen Versicherungen ab gegen Arbeitslosigkeit; Unfälle und Katastrophen. Wir zahlen in die Krankenversicherung ein, damit die Ärzte uns helfen, wenn wir nicht mehr gesund sind.
Dabei übersehen wir, dass das Leben nicht wirklich so sicher ist, wie wir es uns vormachen. In der Partnerschaft kann die Liebe verloren gehen. Wir können unheilbar krank werden oder mit dem Auto verunglücken. Am Ende sterben wir sowieso alle. Wenn wir alles absichern können geben wir uns der Illusion hin, die Angst auf diese Weise in den Griff zu bekommen und händelbar zu machen.
Es wäre ja seltsam, wenn wir jeden Augenblick an den Tod denken und Dauerangst uns überfluten würde. Wir sind Menschen und bekommen ganz natürlicherweise Angst, wenn unsere Sicherheit gefährdet ist. Das ist einfach nur menschlich – seit Jahrtausenden. Der neue Virus ist fremd und unbekannt. Wir können es nicht genau einschätzen und wissen nicht, wie nahe der „Feind“ uns schon nahegekommen ist. Obwohl die Gefahr nicht so übergroß ist, fühlen wir uns wie in den mittelalterlichen Pestzeiten. Nüchtern und bei Verstand betrachtet fordert der jährliche Grippevirus viel mehr Tote in unserem Land. Da gab es doch auch schon BSE, Ebola, Sars und sonstige virale Bedrohungen. Wir könnten doch nüchtern bleiben und sagen: Bei der Panikwelle mache ich nicht mit.
Ich mache keine Hamsterkäufe. Ich verkrieche mich nicht in meiner Wohnung. Ich lasse die Bilder von furchtbaren Viren keine Macht über mich gewinnen. Leider überfällt uns dann doch mal diese Angst, die uns zu irrationalen Handlungen verleitet.
Gibt es etwas, was hilft?
1. Das Naheliegende: Bewusst atmen
Wenn es zu einer plötzlichen besorgniserregenden Überraschung kommt neigen wir Menschen zu Panikreaktionen. Unmittelbar und direkt möchten wir uns retten. Da kommen die tierischen Instinkte durch und wir haben das Gefühl, wir müssen sofort handeln. Aber müssen wir das wirklich? Es steht kein Löwe vor uns, der uns auffrisst. Es überfährt und gerade in diesem Augenblick kein Auto. Es besteht keine unmittelbare Todesgefahr. Aber unser Körper gibt diese Signale ab. Was tun stattdessen?
Einen Augenblick innehalten. Einen Atemzug nehmen und das ganz bewusst! Eine Verzögerung einbauen. Es geht darum, diesem Panikmoment für einen Augenblick zu widerstehen. Nach dem Innehalten und dem bewussten Atemzug gibt es die Möglichkeit, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Was macht jetzt Sinn. Was kann ich beeinflussen. Wo könnte ich gelassen sein. Ich werde mir bewusst, dass ich gerade einfach Angst habe. Das ist sehr menschlich und wird auch wieder vergehen.
2. Vom Seiltänzer lernen
Von einem Seiltänzer hörte ich die Worte, die er Kindern beibringt, wenn sie auf das Seil wollen. "Schau dahin wo du hin willst! Wenn du auf den Boden schaust - willst du da hin!"
Den Gedanken fand ich interessant. Wenn ich mich auf das Seil stelle, dann muss ich das Ziel vor mir ins Auge fassen und mich darauf konzentrieren. Dann jedoch schleicht die Angst hoch und die Phantasie kommt: "Ich könnte fallen!" Ich schaue nach unten. Ich sehe den Abgrund und - ich falle. Ich lenke also meine Gedanken vom Ziel vor mir hin zum Ziel unter mir.
Der Seiltänzer ist also mit seiner ganzen Aufmerksamkeit auf das Ziel ausgerichtet, das vor ihm liegt. Angesichts des Virus kann ich Absturzgedanken entwickeln oder mich auf ein Ziel ausrichten. Was kann ich für meine Gesundheit tun? Wie kann ich das Vertrauen bewahren. Die Nähe von welchen Menschen tut mir gut? Die nötige Gelassenheit hilft, nicht zu verkrampfen.
Das Leben gleicht eh einem ständigen Tanz. Du tanzt und unter dir lauert der Abgrund. Der Abgrund ist da, auch wenn du kein professioneller Seiltänzer bist. Du setzt dich ins Auto und fährst los. Du bewegst dich unter den vielen Autos auf der Autobahn. Kommt dir der Gedanke, dass du sterben könntest? Dass Autofahren total gefährlich ist? Dass du ein unglaubliches Risiko eingehst?
Und wenn du dein Gemüse isst? Weißt du zu hundert Prozent, dass es keine Pestizide enthält? Und wenn du liebst oder in einer Beziehung lebst. Kannst du dich wirklich und total darauf verlassen, dass deine Liebe erwidert wird?
Du tanzt und unter deinen Füßen lauert der Abgrund der Angst. Die Angst sagt dir ständig, dass das Leben nicht sicher ist. Der Virus kann dir das einfach noch einmal bewusst machen. So ist das im Leben. Nichts ist sicher, aber ich konzentriere mich auf das Ziel und laufe und tanze im Vertrauen einfach los.
3. Die elegante Lösung: Mit der Angst im Spagat
In einer Boutique sehe ich zwischen Shirts und Schals eine füllige aus
Holz geschnitzte Frau im eleganten Spagat. Die Hände hält sie über den Kopf
zusammen und unterstreicht damit ihre aufrechte Haltung. Sie nutzt den Freiraum
und den Platz, den sie zur Verfügung hat. Da steht viel um sie herum - und sie
macht ihren Spagat. Sie macht einfach ihr Ding. Die Frau im Spagat begeistert
mich. Ich kann mir von ihr etwas abschauen.Inmitten von Trubel, Widrigkeiten, Menschenansammlungen, Stresszuständen, Überforderungen, Sinnlosigkeiten, Abgründen, Angst- und Panikzuständen, medialen Hypes und engen Zeitfenstern einfach nicht mitmachen. Nichts von alledem! Sich nicht ablenken lassen. Gut bei sich selbst sein. Die eigenen Bedürfnisse spüren und gut für sich sorgen. Die Lust am Leben behalten. Lachen über das, was die Welt so wichtig findet. Es machen wie Kinder, die ein kleines Kunststück vorführen und nach den Eltern schauen: "Mama, schau mal, was ich kann!" Wie herrlich! Das Leben ein Geschenk!
Angesichts eines angstmachenden Virus braucht es das Vertrauen und die Gelassenheit. Durchaus das tun, was vernünftig und sinnvoll ist. Ein gutes Hygienekonzept und einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Körper und mit den Übertragungswegen, die ein Virus so einschlagen kann. Ein arabisches Sprichwort sagt: „Glaube an Gott und binde dein Kamel fest.“ Auf die Mischung kommt es an. Das Nötige tun und im gelassenen Vertrauen bleiben.
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Mittwoch, 4. März 2020
Coronavirus und der Weg durch die Angst
Angst, aus welchen Gründen auch immer ist das Gefühl, das
sich einstellt, wenn etwas unsicher wird. Unser Körpersystem reagiert da quasi
automatisch und unbewusst. Es schleicht sich etwas ein das danach ruft, geklärt
zu werden. Es geht darum, wieder für mehr Sicherheit zu sorgen. Dabei ist es
nicht wichtig, ob es sich um einen Virus dreht, das Ende einer Partnerschaft
oder um den Verlust eines Arbeitsplatzes.
Folgende fünf Hinweise können dabei helfen, sich wieder
sicherer zu fühlen.
1. Überprüfe die Informationen, die du bekommst.
Die reinen Fakten, die auftauchen bei Gefahr, werden oft
angereichert durch Gerüchte, Übertreibungen, scheinbar machtvolles Mehrwissen
oder Halbwissen. Darum ein Nachrichtenvergleich. Wer ist auch sonst zuverlässig
in der Berichterstattung ist, und wem geht es eher um Verkauf von Infos durch
das Schüren der Angst. Zuverlässige Informationen beruhigen das System.
2. Vergleiche mit Ähnlichem.
Wenn der Virus als absolute Wahrheit da steht wirkt er wie
ein großes Gespenst. Die einzige Gefahr, die existiert. Wenn ich aber
vergleiche ziehe mit Grippe, Krebs, Tote durch Verkehrsunfälle und sonstige
Katastrophen, dann relativiert sich das Thema. Dann gibt es die Sicherheit für
unser System, dass es nicht so gefährlich ist, wie es auf den ersten Blick
erscheint
3. Mache das Thema kleiner.
Wenn die Angst vor dem neuen Virus auftaucht kann es gleich
das ganze Gefühlssystem überschwemmen. Da ist dann nur noch das Virus. Nur noch
die Angst. Überall sehen wir die Gefahr. Im Supermarkt die leeren Regale. Dann
hustet jemand und schon wird eine große Angst ausgelöst. Wenn du jedoch sagst:
Ein Teil von mir hat gerade Angst oder etwas in mir reagiert gerade ängstlich,
dann ist nicht das komplette System blockiert. Das „Etwas“ macht das Gefühl
händelbarer. Denn es gibt ja auch den Teil in uns, der noch funktioniert und
nicht ängstlich ist.
4. Lebe deine sozialen Kontakte.
Wenn die Angst auftaucht, dann führt das schnell dazu, dass
ich mich verstecken möchte. Mich zurückziehe und von allem und allen isoliere
um nicht angesteckt zu werden. Isolation ist aber nicht gut für die Psyche. Wir
Menschen sind so gestrickt, dass wir Gefahren besser zusammen meistern können.
Dafür muss ich mich aber entscheiden. Ich bin nicht allein, sondern ich habe
Menschen an meiner Seite, die mich unterstützen und die umgekehrt auch für mich
da sind. Also miteinander reden und sprechen und in einen guten Kontakt kommen.
Auch das Reden über Angst hilft dabei, wieder mehr Sicherheit zu bekommen.
Wenn du auf dein Leben zurückblickst wird dir einfallen,
dass du schon so viel geschafft hast. Wie viele Krankheiten hast du schon
überwunden. Wie viele Konflikte hast du schon bewältigt. Aus wie vielen
Angstsituationen bist du schon heil wieder herausgekommen. Du bist eine
Meisterin, ein Meister in der Bewältigung von Angst. Indem du dich daran
erinnerst wird auch diese Kraft wieder lebendig, die dir sagt, dass du diese
Gefahrensituation auch überwinden wirst.
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Montag, 2. März 2020
Bei allem, was du sagst, achte auf den rechten Augenblick. Reden zur unpassenden Zeit sind nicht beliebt. (Ägypten)
Dein Sohn hat den Tisch nicht abgeräumt und als Vater oder Mutter ärgerst du dich darüber. In deinem spontanen Ärger weist du deinen Sohn zurecht, er möge doch Absprachen und Familienregeln einhalten. Der Ärger in deiner Stimme ist deutlich spürbar. Und wie reagiert dein Sohn?
Er wird bockig, er widerspricht, er legt sich mit dir an. Er spiegelt deinen Ärger zurück und dicke Luft ist im Raum.
Immer wieder erlebe ich Paare, die mit "aller Gewalt" versuchen, ihre Konflikt zu klären, wenn sie im Gefühl des Ärgers und der Wut sind. "Ich muss jetzt mit dir reden!" "Das müssen wir hier und jetzt klären!" "So geht das nicht weiter!" "Immer machst du das, nur um mich zu ärgern!" Kennst du diese oder ähnliche Sätze? In der Regel steht am Ende kein Ergebnis wo alle zufrieden sind. Am Ende resigniert einer oder beide sind erschöpft.
Der ägyptische Spruch erinnert dich an den "rechten Augenblick". Auch bei Konflikten gibt es einen rechten Augenblick. Wenn du dich mitten im Gefühl des Ärgers und der Kränkung befindest, ist es sehr schwer, mit deinem Konfliktgegner in einer guten Verbindung zu sein. Er ist eben dein Gegner und nicht mehr dein Partner. Du hast den Eindruck, du musst kämpfen. Du willst dein Recht, du willst gesehen werden, du vermisst das Verständnis und dein Gegenüber empfindet genauso wie du.
Beruhige erst einmal deinen Geist, geh auf Abstand, schlaf eine Nacht drüber, atme ein paar tiefe Atemzüger und triff eine Vereinbarung, wann du reden möchtest, eben... Suche mit deinem "Konfliktgegner" den rechten Augenblick, damit er/sie zu einem Konfliktpartner wird.
Stell dir dabei vor, dass ihr euch nicht gegenübersteht wie Kontrahenten, sondern ihr setzt euch nebeneinander auf eine Bank und schaut in die gleiche Richtung. Ihr schaut gemeinsam auf einen Baum oder eine Blume. Dieser Baum oder diese Blume steht als Symbol da für eure Partnerschaft oder eure Freundschaft. Gemeinsam schaut ihr den Baum an und fragt: "Wie geht es gerade der Ehe, der Freundschaft, der Partnerschaft? Was braucht sie von dir und dem anderen? Was hat gefehlt und wer kann was dafür tun, dass das Fehlende ergänzt wird."
Der richtige Augenblick ist dann, wenn in deinem Herzen wieder mehr Weite als Enge zu spüren ist.
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