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Mittwoch, 30. Dezember 2020
Sei einfach du selbst!
Sei einfach du selbst! Die Einladung klingt verlockend. Alle anderen gibt es schon. Da schwimmt ein Fisch gegen den Strom um deutlich zu machen, dass er sich unterscheidet. Dieser Fisch ist rot und die anderen Fische sind alle blau. Die anderen sind gleichförmig und schwimmen alle in eine Richtung. Sei einfach du selbst! In rot und die eigene unabhängige Richtung einnehmen.
Wie gesagt, die Einladung klingt verlockend. Doch wer ist dieses "du selbst"? Macht es meine Kleidung aus, mein Verhalten, mein Besitz, meine Art und Weise, da zu sein? Meine eigenen Meinungen, die auch mal gegen den Strom gehen dürfen? Bin das ich selbst?
Ich schaue in mich hinein und stelle fest, dass es unglaublich viele Glaubenssätze meiner Eltern in mir gibt. "Das kannst du nicht!" - "Du musst perfekt sein!" - "Du bist ein Pechvogel" - "Das geht so nicht!" Und immer wieder habe ich versucht, da etwas zu korrigieren. Meine Eltern waren ja viel klüger als ich. Ich wollte ja auch, dass sie mich lieb haben. Und ich hatte geglaubt, wenn ich alles so mache, wie meine Eltern es sich vorstellen, dann werde ich sehr geliebt. Erst als Erwachsener habe ich gemerkt, vie viele Anteile meiner Eltern in mir sind und wie wenig ich weiß, wer ich denn selber bin. Die Rechung heißt: "Ich selbst" - "Anteil der frühkindlichen Autoritäten" = ?
Sei einfach du selbst! Jeder Mensch auf dieser Welt steht in der Verantwortung der "Selbstwerdung". Auch die anderen sind nicht einfach einheitsblaue Fische. Sie alle sind sie selbst! Es stimmt, dass wir von unserem Elternhaus, der Schule und der Kirche geprägt sind. Geschenk und Hypothek zugleich. Dennoch bleibt die Verantwortung und Aufgabe bei dir, daraus etwas zu machen. Du kannst alte Glaubensmuster hinterfragen, verändern und sogar auflösen. Du bist wie ein Rohdiamant, der immer wieder an sich arbeitet, bis er sich von allen Seiten her in Vollkommenheit zeigt. Und diese Vollkommenheit gab es schon von Anfang an. Du musst nur wiederherstellen, wie du vom Ursprung her gedacht warst. Werde also die und der, die und der du bist und immer schon warst!
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Montag, 28. Dezember 2020
Orientierung am Ende des Jahres
Das ist jedoch die Realität des Alltags: Nachholen, was liegen geblieben ist; den Großeinkauf machen; Verwandte besuchen; den Garten bearbeiten und vieles mehr. Eigentlich wie immer: ein voller Terminkalender.
Ein ägyptisches Wort sagt: Wer sich abhetzt, wird nie Vollkommenheit erlangen. Dazu gehören Ruhe und Stille.
Die meisten Menschen werden es nicht verhindern können, den einen oder anderen auch schönen Termin zusätzlich zu haben. Aber du kannst alle Dinge etwas gelassener angehen und entgegennehmen. Du lässt dich in deiner Arbeit nicht antreiben vom inneren Unruhestifter. Du nimmst dir vor, vollkommener zu werden in einer ganz speziellen Weise. Vollkommener zu sein in deiner Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst. Vollkommener zu werden, barmherzig mit deiner Unfähigkeit umzugehen, deine Termine gut zu koordinieren. Vollkommener zu werden, all deine Unzulänglichkeiten zu akzeptieren und dabei der glücklichste Mensch der Welt zu sein. Ich wünsche dir einen gesegneten Tag.
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Sonntag, 27. Dezember 2020
Das Januarbuch - Ein Geschenk fürs neue Jahr
Bewahre die Ruhe! Mache Atempausen! Koste die Zeit aus! Wie setze ich die guten Vorsätze des neuen Jahres in die Tat um. Veränderungen beginnen im Kopf und im Herzen.
Das Januarbuch schenkt Impulse und Anregungen für eine positive und gelassene Lebenseinstellung. Die beschriebenen Weisheiten behalten ihre Gültigkeit auch über den Januar hinaus unter anderem mit den Erkenntnissen aus dem "Dinner for one" und der Weitergabe des "Geheimnis des Lebens".
Der Autor geht in seinen Kalendereinträgen im Monat Januar häufig von eigenen Lebenserfahrungen aus. Die kleinen und häufig banalen Dinge und Erlebnisse des Alltags schärfen und erhellen das Bewusstsein. Manchmal erfindet er neue Wörter oder geht irreführenden Sprachregelungen inhaltlich auf den Grund.
Wer ein spirituelles Leben sucht braucht dafür nicht ins Kloster gehen. Das ganz normale und einfache Leben reicht völlig aus zur persönlichen Weiterentwicklung. So bietet der Sketch „Dinner for one“ Stoff für den Umgang mit Stolperfallen im Leben und überholten Gewohnheiten. Mensch-ärgere-dich-nicht erweist sich als ein echtes Lebensspiel und der Leser erfährt, wie man sich dem Glück hingeben kann. Die 31 Januarsteinchen des Buches ergeben ein buntes Zeitmosaik.
Alle weiteren Infos findest du unter folgendem Link: Das Januarbuch
Donnerstag, 24. Dezember 2020
Frohe Weihnachten!
In den Tagen des Adventes bin ich mit dir den Weg der Kinder gegangen. Es war ein Weg jenseits von Sternen, Engeln und anderen typischen Symbolen dieser Zeit. Mir ging es um das Kind. Das Kind, das du siehst, das Kind in dir, das göttlich Kind damals in Bethlehem und in deiner Krippe heute.
Im Geiste stehe ich nun mit dir vor der Krippe und nehme wahr, was geschieht. Wenn wir aufbrechen und losgehen sind wir selber aktiv. Wir bewegen unseren Körper und kommen Schritt für Schritt voran. Auch in unseren Gedanken und in unserem Herzen waren wir unterwegs. Da gab es die Einladungen, mal sein Denken und Handeln zu überprüfen. Der Adventsweg hat etwas vom Pilgern. Immer wieder sammelst du Erfahrungen, die sich setzen. Du ruhst aus und brichst wieder auf. Du bist zwischendurch erschöpft und müde und bekommst von irgendwo her wieder Energie zum Weiterlaufen.
Jetzt schaust du auf die Krippe und bist am Ziel angekommen. Jetzt gibt es nichts mehr zu tun. Du kannst von dir aus nichts mehr selber machen. Deine Hände sind noch unruhig und wollen arbeiten. Dein Herz ist aufgeregt und wartet auf das Spannende, das jetzt geschieht.
Und dann? Es geschieht nichts! Du stehst und schaust und lässt geschehen. Das Kind schaut dich an und erwärmt dein Herz. Es sagt zu dir ohne Worte: "Komm zur Ruhe. Sei einfach da!" So wünsche ich dir, dass das Geheimnis des Lebens sich dir mitteilt und zeigt und dass du gestärkt deinen Weg weitergehen kannst.
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Mittwoch, 23. Dezember 2020
Der Weg in die Nacht
Wir sprechen von Weihnachten in dem Sinne, dass diese "Nacht" geweiht und gesegnet ist. Das Fest beginnt mit dem Heiligen Abend als dem Beginn der Nacht. Vielleicht hast du schon einmal ganz allein und für dich einen Nachtspaziergang gemacht jenseits der Lichter der Stadt. Auf einmal bist du mit dir selbst da und deine Ängste kriechen hoch. Möglicherweise fühlt es sich auch ganz friedlich an. Die außergewöhnliche Zeit, der Ort und das fehlende Licht kann die Sehnsucht in dir wecken nach Verwandlung von Dunkel in Licht, und von Angst in den Frieden. Immerhin geht Gott auch in die Nacht und "weiht" sie. Ich wünsche dir den Frieden und das Licht für deine inneren Dunkelheiten und Nächte.
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Dienstag, 22. Dezember 2020
24. Impuls im Advent: Eure Kinder sind nicht eure Kinder - Khalil Gibran
Der Advent erreicht heute sein Ziel. Wir kommen an! Wir dürfen schauen! Was siehst du? Was hörst du? Was fühlst du? Du darfst heute in Bethlehem sein. Du bist willkommen!
Du bist ein Besucher. Irgendwann musst du gehen. Die Begegnung wird dich verändern. Du darfst das Kind nicht mitnehmen. Das Bild ja, die Erinnerung auch und die Erfahrung. Aber das Kind lässt du zurück. Es geht seinen eigenen Weg. Du darfst wiederkommen. Aber du musst dann auch wieder gehen. In diesem Spannungsfeld bewegt sich der Text von Khalil Gibran.
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931
Das sagen Eltern so leichthin: "Mein Kind" oder "unsere Kinder". Die Gefahr besteht, dass Eltern ihre Kinder wie einen Besitz ansehen. Die Kinder kommen durch die Eltern, aber nicht von ihnen. Menschlich denken wir ja häufig, dass wir unseren Eltern das Leben verdanken. Wir kommen aus dem Bauch der Mutter. Wir denken, dass unser Ursprung in der Verbindung von Eizelle und Sperma liegt. Diese Deutung ist sehr biologistisch.
Khalil Gibran macht deutlich: Wir geben dem Körper der Kinder ein Haus, aber nicht ihren Seelen. Die kommen woanders her. Der Ursprung unseres Wesenskernes liegt tiefer. Er wurzelt in Gott.
Somit kommen wir auch zum göttlichen Kind in der Krippe. Scheinbar liegen die Wurzeln von Jesus bei Maria und Josef. Die geheimnisvolle Geschichte drumherum weist aber auf Tieferes hin. Der Stern, die Engel, die Weisen, die Tiere ... sie alle sagen dir: Dieses Kind kommt von Gott! Die Biologie sagt, das kann nicht sein. Der Blick des Glaubens sagt, das ist doch ganz einfach. Alles Leben hat seine Wurzeln in Gott. Lass dich nicht beschränken durch deine familiäre oder soziale Herkunft. Du bist ein Geschenk Gottes. In der Begegnung mit dem Kind im Stall soll diese Erkenntnis in dir aufleuchten wie ein Blitz. Wenn du von Gott kommst kannst du nicht verloren gehen.
Der Prophet sagt: Deine Kinder gehören dir nicht. Du als Kind von Eltern gehörst auch nicht deinen Eltern. Du gehörst niemandem. Du bist frei. Du kannst immer neu entscheiden wohin und wozu du gehören möchtest. Du bist der Besitz von niemandem. Es mag sein, dass deine alten Eltern dich bis heute festhalten oder binden durch Ansprüche oder Vorwürfe. Der Besuch an der Krippe flüstert dir die andere Botschaft ein. Das Kind sagt dir: "Du gehörst zu Gott wie ich auch."
Im Bild des Gedichtes von Pfeil und Bogen bist du als Kind der Pfeil, deine Eltern sind der Bogen und der Schütze ist Gott. Eltern halten sich oft für den Schützen, der die Kinder auf den Weg bringt. Die Eltern stellen nur ihre Kraft und Ressourcen zur Verfügung wie ein Bogen sich dem Pfeil zur Verfügung stellt. Der Pfeil fühlt sich geführt vom Schützen und schätzt die Qualität des Bogens. Weinachten rückt die Perspektiven wieder zurecht und ordnet die elterlichen Verwechslungen neu. Die Eltern sind nicht der Schütze lediglich der Bogen. Das ist ganz gut so und reicht auch aus. Im Kind in der Krippe zeigt sich der zukünftige Schütze, der dich ins Leben hinausschießt, damit du es lebst. In diesem Sinne wünsche ich dir einen gesegneten Neuanfang.
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Montag, 21. Dezember 2020
23. Impuls im Advent: Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt. (Martin Luther)
Wie herrlich! Es geschieht nicht so häufig, dass wir Gott auf frischer Tat ertappen. Er verhält sich wie ein geschickter Dieb. Er bleibt im Hintergrund, er verbirgt sich, er entzieht sich. Schon der Prophet Elija macht die Erfahrung, dass Gott sich nicht im Sturm zeigt, sondern im leisen Säuseln des Windes. Wir können ganz leicht an Gott vorbeileben. Er ist da und wir merken es nicht. Unsere Antennen sind nicht auf ihn ausgerichtet.
Du fährst mit der Bahn durch die Schweiz und staunst über die großartigen Berge. Da kann es geschehen, dass du Gott quasi ertappst in seiner Schöpferqualität, es kann aber auch sein, dass die Berge für dich einfach nur Berge sind. Beim Betrachten eines Kinderphotos mag es ähnlich sein. Du siehst halt ein Kind unter vielen Kindern. Nun, zu Martin Luthers Zeiten gab es noch keine Photos.
Worin liegt der Unterschied, wenn du ein Kind siehst oder wenn du es vielleicht sogar ansiehst? Ich glaube, dass es da zu einer Veränderung im Zeitempfinden kommt. Die Zeit ist aufgehoben. Sie existiert nicht mehr.
Im Anblicken des Kindes verschwinden die Gedanken im Kopf. Für einen Moment hören die Sorgen auf zu existieren. Es gibt nichts zu tun, keine Aufgabe, die nach Erledigung schreit. Du bist raus aus der Vergangenheit und raus aus der Zukunft. Du kannst diesen Moment als "Ahnung des Ewigen" ins Wort bringen. Aber eigentlich ist es "wortlos". Es "IST". "Wenn du eine Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt." "Ach, du bist es Gott!" könntest du dann sagen. "Schön, dich mal wiederzusehen!" "Ich hab dich ganz aus den Augen verloren!" "Gut, dass du dich mal wieder gemeldet hast!"
Ich glaube, dass wir mit dem Blick auf die Krippe in so eine ähnliche Richtung etwas sagen können. Gott drängt sich nicht auf. Er ist einfach da und wenn du mit ihm da sein möchtest, dann kann etwas geschehen. Mit dem "Kind" geht das leichter als mit dem "Ganz Großen und Ganz Anderen". Für mich bekommt die göttliche Krippe eine "Flüsterqualität".
Neben dem "Pferdeflüsterer" entwickelt Gott an Weihnachten seine ganz speziellen "Flüsterqualitäten". Mein Impuls für heute: Hörst du die leise Stimme in dir? Wenn ja, was sagt sie? Wenn nein, wo könntest du noch mal suchen? In welchem "Stilleraum" hast du noch nicht nachgeschaut?
Wenn das Kind schläft und du näherst dich, sagt die Mutter ja auch oft: "Pst, leise, das Kind schläft!" Wenn du zu laut bist, kannst du leicht Gott verscheuchen. Das wäre schade, so kurz vor Weihnachten, so nah am Stall!
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Sonntag, 20. Dezember 2020
22. Impuls im Advent: Wer sein Kind liebt, braucht es nicht zu erziehen. (indisches Sprichwort)
Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, dann komme ich mir sehr erzogen vor. "Was sagt man, wenn man etwas geschenkt bekommt?" "Mach einen Diener!" "Sag guten Tag!" "Komm ja pünktlich!" "Setz dich zur Strafe auf die Bank!" "Setz dich auf den Topf!" "Geh dich waschen und Zähneputzen!" Ich könnte die Sätze endlos fortsetzen. Ich bin gut erzogen. Wenn ich es nicht war, war ich ungezogen. Ungezogen sein ist auf jeden Fall ganz schlecht! Geht überhaupt nicht! Ungezogen sein verdirbt komplett das familiäre Klima. Du wirst gemieden, ausgeschlossen und isoliert bis du deine erzogenen Seite wieder zeigst und um Entschuldigung bittest.
Da gibt es doch die Geschichte von dem Bauern, der ständig an seinen Pflanzen zieht um das Wachstum zu beschleunigen. Das Ergebnis ist klar: Die Pflanzen gehen ein! Wir Menschen sind Gott sei Dank robuster. Wenn die Eltern an uns ziehen gehen wir nicht so schnell ein. Wir haben viele "Erziehungen" überlebt. So manche felsenfeste "Erziehungsgrundsätze" von gestern gelten heute nicht mehr. "Grundsätze" sind eben nur "Sätze" - mehr nicht. Hinter der Erziehung steckt für mich in der Regel die Angst und die Überforderung der Eltern. "Aus meinem Kind soll doch etwas werden!" "Ich möchte mich nicht blamieren!" "Was denken die Leute nur über mich!"
"Wer sein Kind liebt, braucht es nicht zu erziehen." An erster Stelle also steht die Liebe. Das ist nicht einfach ein Gefühl. Es beinhaltet Respekt, Würde, Achtung, Zuwendung, Wohlwollen, Vertrauen, Zutrauen, Freiraum, Hoffnung und vieles andere mehr. Wenn du den "Motor" Liebe mal ordentlich ankurbelst kommst du ganz schön voran. Mindestens 95 % der Strecke. Die Erziehung kommt dann, wenn du den "Erzieher" in dir benötigst, weil die Liebe nicht mehr ausreicht.
Wenn du schon hin und wieder erziehen musst, dann beschäftige dich einmal mit dem Modell der gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg. Bei ihm habe ich gelesen, dass du als Erwachsener am Ende einen Preis dafür zahlen musst, wenn du deinen Kindern Gewalt antust. Sie werden sich im Alter z.B von dir abwenden. Als Kind konnten sie das nicht, weil sie von dir dem Erwachsenen abhängig waren. Wenn die Kinder erwachsen sind können sie zu ihren Eltern sagen: "Als Kind konnte ich mich nicht wehren gegen deine Ungerechtigkeit. Aber heute kann ich dir aus dem Weg gehen."
Das Prinzip "Liebe" statt Erziehung im Bezug auf die Kinder gilt auch für die "Kinder" in dir. Wir oft gehst du ungnädig um mit deinen so genannten Fehlern und Schwächen. Wie viele Gefühle in dir lehnst du ab, weil sie nicht so funktionieren wie du als Erwachsener es gedacht hast. Darum mein Impuls für heute: Welche inneren Kinder müssen gerade unter deiner Erziehung "leiden"? Was würde sich ändern, wenn du sie lieben würdest? Was würden dann die Menschen um dich herum an dir bemerken, wenn du deine "ungezogenen inneren Kinder" liebst?
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Samstag, 19. Dezember 2020
21. Impuls im Advent: Mit Kindern vergehen die Jahre wie im Flug. Doch Augenblicke werden zu Ewigkeiten. (Jochen Mariss)
Das höre ich von ganz vielen Eltern. Wenn sie auf ihre Kinder schauen und zurückblicken, dann kommt ihnen die Zeit unglaublich kurz vor. "Meine Tochter war doch noch gerade im Kindergarten und jetzt heiratet sie schon." "Ich sehe meinen Sohn noch in der Grundschule und wie schwer er sich tat. Jetzt ist er Lehrer am Gymnasium und unterrichtet kleine Kinder. Wie schnell doch die Jahre vergangen sind."
So ganz stimmt dieser Satz allerdings auch nicht. Ich erlebe auch das Umgekehrte. Eine Mutter erzählt mir, wie schwer es dem Sohn im Kindergarten fällt, Freunde zu finden. "Wie soll das noch werden, der hat ja noch ein ganzes Leben vor sich. Wird er jemals leicht Freunde finden?"
Beim Rückblick können wir den Zeitraffer einbauen und alle Ereignisse fliegen im Sekundentakt vorüber. Beim Ausblick in die Zukunft können wir uns leicht quälen, wenn die Sorgen sich in uns festsetzen.
Doch manchmal werden die Augenblicke zur Ewigkeit. Mir erscheint es so, als ob wir Menschen nur dafür auf die Welt gekommen sind. Wir warten auf den Augenblick, der uns so innerlich erfüllt, dass die Zeit aufhört zu existieren. Wie mag es den Hirten damals am Stall ergangen sein? War das für sie so ein Augenblick der Freude und des innigen Einssein mit allem was ist?
Ich höre sehr gerne zu, wenn Paare mir erzählen von dem Augenblick "als sie es wussten". "Es ging ein Schauer durch mich hindurch. Ich bekam eine Gänsehaut. Mir wurde ganz anders. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen. Noch heute kann ich es kaum beschreiben aber intensiv fühlen." Wirklich ein Augenblick für die Ewigkeit.
Mein Impuls heute für dich: Öffne doch einmal dein gedachtes "Schatzkästchen" mit den kostbaren Perlen der "Augenblicksewigkeiten". Waren das Begegnungen mit Menschen oder mit der Natur? Gab es da besondere Ereignisse? Und wenn du dir diese Perlen in diesem Moment anschaust, was geschieht da?
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Freitag, 18. Dezember 2020
20. Impuls im Advent: Mit einer Kindheit voller Liebe kann man ein halbes Leben hindurch die kalte Welt aushalten. (Jean Paul)
Oft erzählen mir Menschen in der Beratung von ihrer unglücklichen Kindheit. Da gab es Gewalt, Missachtung, Isolation und Alkohol. Manchmal vom Vater, manchmal von der Mutter und manchmal auch von der ganzen Familie. Oft wird es mir da schwer ums Herz und ich fühle tief mit. Die Leiderfahrungen wirken sich aus bis hinein in das Erwachsenenleben. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo der Schmerz erwacht und die Vergangenheit dich einholt.
Ich frage dann oft an einer bestimmten Stelle: "Wie hast du das überlebt?" "Wie hast du es geschafft, trotzdem ein so liebevoller Mensch zu werden? Es hätte auch alles anders kommen können! Du bist nicht untergegangen obwohl alle Zeichen darauf hin deuteten!"
Manchmal kommen dann die auch die versteckten und verborgenen Liebeserfahrungen ans Tageslicht. Da gab es die Oma, die Nähe schenkte. Da hatten die Eltern doch ein paar zugewandte Seiten, die sie hin und wieder zeigten. Da gab es Ruhe und Frieden beim Angeln.
Ein wenig Liebe reicht manchmal schon aus, dass wir Menschen überleben können. Wenn du in deiner Kindheit viel Liebe bekommen hast, dann hast du ein gutes Rüstzeug bekommen, die kalte Welt um dich herum auszuhalten. Schon im Alltag kannst du spüren: Wenn es in dir warm ist, macht dir die äußere Kälte wenig aus. Du hast in dir ein Feuer, das brennt. Du kannst dabei an einen wärmenden Kamin denken oder besser noch an all die Menschen, die du liebst und die dich lieben.
Wenn dich die unglücklichen Gefühle über eine verkorkste Kindheit überfluten ist das wirklich schrecklich. Ich bin mir aber sicher, dass es die anderen Erfahrungen auch gab. Sonst wärst du gestorben an innerer Kälte.
Manchmal experimentiere ich. Ich habe einen Tag voller Blues. Hier stimmt es nicht und da stimmt es nicht und der Tag holpert so vor sich hin. Es gibt solche Tage, da kannst du dich mitten in dein Unglück hineinsetzen. Ist in Ordnung so! Irgendwann kommt für mich jedoch der Zeitpunkt, da werfe ich innen einen Schalter um. Ich sage mir: "Auch wenn heute ein kalter und unglücklicher Tag ist treffe ich die Entscheidung, meine Wahrnehmung für die Liebe zu öffnen!" Ich setze bewusst den Schritt, vor meinem inneren Auge alle Menschen auftauchen zu lassen, die mir wohlgesonnen sind. Die ersten Schritte sind mühsam, aber so nach und nach verliert sich das Gefühl von Verlorenheit und ein zaghaftes Liebespflänzchen zeigt sich.
Mein Impuls für den Tag: Welche Menschen haben dir Liebe geschenkt? In welchen Situationen? Wie haben sie das ausgedrückt? Wie ist das bei dir angekommen? Kannst du das reaktivieren?
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Donnerstag, 17. Dezember 2020
19. Impuls im Advent. Die Kinder finden im Nichts das Gesamte, die Erwachsenen im Gesamten das Nichts. (Giacomo Leopardi)
Stell dir doch einmal ein Kind in einem Sandkasten vor. Mit Schaufel, Sieb und Eimer erschafft es eine Welt. Es baut Häuser, Tiere, Pflanzen und Menschen. Es erzählt damit Geschichten und erweckt den toten Sand zum Leben. Aus dem Nichts erschafft es die Welt. Jedes Kind kann das, wovon in der Bibel auch über den Schöpfergott erzählt wird. Ein Kind kann komplett in dieses scheinbare "Nichts" abtauchen. Die Menschen aus Sand sind für Kinder so real wie für uns Erwachsene die Menschen aus echtem Fleisch und Blut. Im scheinbar kleinen und begrenzten Sandkasten gibt es reichlich Platz für das gesamte Universum. Welch ein Wunder!
Bei Erwachsenen höre ich oft das Wort: "Ach ja, das kenne ich schon! Ich habe davon gehört! Ich habe es schon ausprobiert! Ist auch nicht das Wahre! Alles hat seine Fehler und Macken!" Daraus kann schnell eine negative Grundhaltung werden: Beim gesunden Obst siehst du die hohen Preise. Beim Buch entdeckst du den geknickten Umschlag. Bei deiner Wohnung den schwarzen Streifen an der weißen Wand. Beim Urlaub den lauwarmen Kaffee am Frühstücksbüffet. Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen. Wenn du diese Haltung intensivierst kommt schnell dabei heraus: Die Welt ist schlecht! Die Politiker sind unmöglich! Alle wollen nur das Eine! Das Gesamte zu entwerten ist ein schleichender Prozess und am Ende gibt es Enttäuschung und Resignation.
Die Krippe von Bethlehem enthält eine verborgene Botschaft: Für die enttäuschten Menschen zeigt sich im "Nichts" das "Gesamte" für alle, die im "Gesamten" das "Nichts" sehen! Es geht um eine Veränderung in der Wahrnehmung. Öffne dein Herz, deine Augen und sieh die Wunder, die ständig um dich herum geschehn. Darum mein Impuls für heute: Welche Wunder um dich herum kannst du heute entdecken? Wo findest du im "scheinbaren Nichts" das Gesamte?
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Mittwoch, 16. Dezember 2020
18. Impuls im Advent: Ein Kind ist eine sichtbargewordene Liebe (Novalis)
Ein immer wieder berührender Gedanke. Zwei Menschen lieben sich, verbinden sich und in der Geburt eines Kind wird dann die Liebe sichtbar. Ein Paar wird zur Familie.
Ich glaube, dass es wichtig ist, die Liebe sichtbar zu machen. Wenn zwei Menschen sich lieben, dann meinen sie damit, dass sie ein starkes Gefühl füreinander haben. Sie schwingen auf einer Wellenlinie, sie verstehen sich gut. Sie empfinden etwas für einander. Sie fühlen sich verbunden. Sie lieben sich.
Zugleich sind wir Menschen darauf angewiesen, dass wir uns ausdrücken. Dass das Gefühl hörbar, sichtbar, sprechbar und riechbar wird. Wir sind Körper, Geist und Seele.
Das alleinige Wissen um die Liebe reicht leider nicht immer aus. Die Liebe muss sich ausdrücken. Und weil die Liebe so groß, bunt und vielfältig ist, ist sie auch so kreativ im Ausdruck. Und sie vermehrt sich. Sie bleibt nicht für sich. Sie ist nicht sparsam und abgezählt. Sie hat keine Angst davor, zu kurz zu kommen und etwas zu verlieren.
Ein Kind ist also eine geballte Ansammlung von Liebe. Es kann dich umhauen und überwältigen. Es macht dich staunend, schauend, schweigend und hingebend. Im Anschauen und Verbinden kannst du spüren: Du bist ganz nah dran an der Quelle. Mein Impuls für heute: Öffne deine Augen und dein Herz für die sichtbargewordene Liebe des Tages. Was kannst du hören, sehen, fühlen oder spüren?
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Dienstag, 15. Dezember 2020
17. Impuls im Advent: Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. (Dante Alighieri)
Dante erinnert mit seinem Vers an einen himmlischen Urzustand. Wir kommen alle aus dem Paradies. Dort sind unsere Wurzeln, dort ist unsere Heimat. Vielleicht ist es auch nur ein Wort der Sehnsucht. Wir werden erinnert an die ersten Menschen, die nach dem Essen vom Baum von Gott vertrieben wurden aus dem Paradies.
Im übertragenen Sinne gleicht unsere erste Bewusstseinsstufe als Embryo im Bauch unserer Mutter diesem paradiesischen Urzustand. Du bist eins mit der Mutter, eins mit der Göttlichkeit. Es gibt kein Du im gegenüber und kein Ichbewusstsein. Du schwimmst in der Einheitssuppe und dir geht es einfach nur gut.
Dann wächst du im Bauch deiner Mutter heran und irgendwann wird dein Paradies getrübt. Deine Mutter erschrickt sich. Sie hat Angst vor irgendetwas. Sie isst etwas, was ihr nicht bekommt. Und du - du bekommst immer etwas davon ab. Dein Paradiesgefühl geht schneller verloren als du denkst.
Du kommst auf die Welt und die erweist sich als hell, grell und laut.
Aber dir bleibt die Erinnerung an einen heilen Anfangszustand. Den möchtest du wiederhaben. Dieses Urgefühl, dass du mit Allem verbunden bist. Dein Leben gleicht mit der Geburt einem Abenteuer, das du bestehen musst. Du läufst und fällst. Du lallst bis du sprichst. Du machst in die Hose bis du Kontrolle über deine Körperfunktionen erlangst. Du wirst irgendwann erwachsen.
Die Sehnsucht nach dem heilen Urgefühlszustand bleibt. Zwischen den mühseligen Schritten, dein Leben zu bewältigen weht das Paradies wie ein Geschenk manchmal zu dir herüber. Du siehst den phantastischen Sternenhimmel über dir und du bekommst eine Ahnung von der Größe Gottes und der Großartigkeit deines Lebens. Du atmest den Duft der Blumen ein und das Leben erscheint dir göttlich.
Oder du blickst in die Augen der Kinder. Auf einmal gibt es Frieden im Herzen. Du musst dich nicht mehr anstrengen. Es geht alles ohne Mühe. Deine Augen treffen die Augen des Kindes und in dir wird es ruhig. Du kommst zu der Erkenntnis: Das Paradies gab es, gibt es aktuell und du gehst zugleich darauf zu, bist manchmal mitten drinnen und weißt, dass deine Sehnsucht nicht vergeblich ist.
Mein Impuls für den Tag: Sterne, Blumen und die Augen der Kinder waren die drei Elemente aus Dantes Paradies. Was ist dir geblieben aus deinem Paradies? Wo geht dein Herz auf?
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Montag, 14. Dezember 2020
Dein Herz hat tausend Fenster - Ein Buch zu Weihnachten
Magst du es auch, im Advent mit deiner Familie gemütlich
zusammenzusitzen bei Keksen, Kakao und Tee? Du zündest eine Kerze an und
du fühlst dich mit deinen Lieblingsmenschen wohl und geborgen. Dann
fragen die Kinder: „Erzählst du uns eine Geschichte?“ Und du holst
dieses Buch hervor, das du in deinen Händen hältst und sagst: „Ja, das
mache ich doch gerne!“
Was wirst du finden? Menschen auf abenteuerlichen Herzenswegen. Viele
weise und kluge Kinder. Unbekannte und zugleich vertraute
Adventsgeschichten. Auf jeden Fall etwas mit Herz und einem glücklichen
Ausgang.
16. Impuls im Advent: Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind den Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist. (Aus China)
Folgende Situation erlebe ich häufiger in meinen Beratungen. Da kommt ein Vater zu mir und erzählt, dass er früher nie genug Zeit für seinen Sohn hatte. Die Arbeit und das Geldverdienen ging vor. Die Familie brauchte ja schließlich Geld. Jetzt ist der Sohn schon lange erwachsen geworden und hat kaum noch Kontakt zum Vater. Nach diesen Erfahrungen sieht der Vater, was er in früheren Jahren versäumt hat und trauert den verpassten Möglichkeiten hinterher.
Den Regenbogen kannst du deinen Kindern nur zeigen, wenn er da ist. Der Regenbogen richtet sich nicht nach deinen Zeitabläufen. Er kommt und ist da und verschwindet wieder. Der Regenbogen existiert nur im Hier und Jetzt. Du kannst sein Erscheinen nicht vorplanen.
Dies ist nur ein Beispiel. Aber es soll zeigen, dass dein erwachsenes Leben oft sehr strukturiert ist. Du hast deinen Rahmen bei den Arbeitszeiten, folgst deinen Gewohnheiten und deinen Glaubenssätzen. Du trägst große Verantwortung und möchtest zuverlässig und glaubwürdig sein.
Aber dein Kind folgt da ganz anderen Regeln. Die sind nicht so kontinuierlich und zuverlässig wie ein Uhrwerk. Da kommt etwas spontan und unerwartet. Es wird im Hier und Jetzt geboren wie ein Regenbogen. Es kann so schnell vergehen wie es gekommen ist. Da gibt es die Lust auf ein Eis und die tausend Spiele, die ein Kind so spielt.
Du musst dein erwachsenes und strukturiertes Leben unterbrechen, wenn du dabeisein willst. Deinem Kind tut es gut, wenn du sein Leben teilst. Kinder mögen Gemeinschaft in jeder Form. Der chinesische Spruch hält dir die verpassten Möglichkeiten vor Augen und den Schmerz, der entsteht, weil du die Gelegenheiten nicht ergriffen hast.
Mein Impuls für heute: Welcher "Regenbogen" zeigt sich dir heute? Welchen hast du in den vergangenen Wochen verpasst? Welche Erfahrungen hast du mit deinen Eltern gemacht? Der Regenbogen schenkt dir die Freude und die Lust am Leben. Von der Pflichtenseite bekommst du ja eh schon genug!
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Sonntag, 13. Dezember 2020
15. Impuls im Advent: Wo die Kinder eines Volkes nicht mehr lachen, nicht mehr spielen und singen, da hat das Land seinen Frühling verloren. (Kardinal Michael Faulhaber)
Wo die Kinder nicht mehr lachen, spielen oder singen gibt es kein "Leben im Frühling" mehr. Kardinal Faulhaber, der diesen Satz prägte, erlebte zwei Weltkriege und konnte darum aus sehr persönlichen Leiderfahrungen erzählen.
Der Frühling in der Natur symbolisiert ia den Anfang des Lebens. Nach dem langen Winter bringt der Frühling das Erwachen der Natur hervor. Der Frühling steht auch für die erste Phase unseres menschlichen Lebens. Kinder sind unverbraucht, voller Energie und Hoffnung. Es gibt noch keine belastenden Erlebnisse. Alles ist neu und im Aufbruch. Kinder können unbeschwert spielen voller Freude und grenzenloser Neugier. Wie der Kardinal sagt: Die Kinder lachen, spielen und singen - ein paradiesischer Zustand.
Im Frühling sammeln wir ein Depot an, das uns in das Alter hineinträgt und bis ins Alter trägt. Ein verkorkster Frühling wirkt sich auf das ganze Jahr und übertragen auf das ganze Menschenleben aus. Wenn der Beginn nicht gelingt wird der Rest schnell zum Kampf.
"Anfänge" haben es in sich. Wenn dein erster Arbeitstag an deiner neuen Stelle nicht gelingt, dann folgen Tage, an denen du ganz schön kämpfen musst. Der erste Eindruck bei einem neuen Kontakt mit einem fremden Menschen entscheidet über Wohlwollen oder Ablehnung.
Wie im Kleinen so im Großen. Du kannst einem ganzen Land ansehen, ob es den Frühling verloren hat. Die Bilder aus Kriegsgebieten gleichen sich alle. Ohne Frühling wird das Land grau. Es verliert seine bunten Farben. Dort, wo die Kinder lachen ist die Welt in Ordnung. Wenn du in ein Dorf kommst und entdeckst lachende und spielende Kinder kannst du dich beruhigt zurücklehnen. Im Frühling kann das Leben wachsen und gedeihen.
Der Advent findet ja mitten im Winter statt. In der toten Jahreszeit begehen wir einen spirituellen Frühling. Wir bereiten uns auf den Krippengang vor. Wir wünschen uns den Kontakt mit einem lachenden und spielenden Kind. Das belebt unseren eigenen Frühling. Lachen ist ansteckend! Dem kindlichen Frühling kannst du nur schwer widerstehen.
Mein Impuls für den Tag: Wann hast du zuletzt gelacht aus purer Freude? Magst du heute ab und zu eine Zeile singen aus einem dir vertrauten Lied? Wo entdeckst du schon den Frühling um dich herum bei den Menschen, in der Natur und auch in dir?
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Samstag, 12. Dezember 2020
14. Impuls im Advent: Kinder hören mit den Augen und sehen mit dem Herzen. (Albert Herold)
Bei uns Erwachsenen sind die Zuordnungen immer klar. Mit den Ohren hören wir. Mit den Augen sehen wir und mit den Händen tasten wir. Unsere Welt ist geordnet und sortiert. Wir nutzen ja schließlich unseren Verstand. Das hat man uns in unserer Kindheit beigebracht. "Kind, nutz deine Augen. Mach sie auf, dann siehst du auch!" "Hast du Schmalz in den Ohren?! Hörst du nicht, was ich sage?!"
Im Erwachsenenleben angekommen bist du gerüstet. Du kannst deinen Verstand nutzen, der logisch funktioniert. Du kennst die Gesetze der Natur und alles lässt sich ordentlich erklären. Alle diese Strategien helfen dir, im "Überlebenskampf" gut klarzukommen. Dennoch rumort da etwas im Inneren, das dir sagt: So funktioniert die Welt dann doch nicht immer! Da stimmt etwas nicht! Die Welt und das Leben besteht doch aus mehr, oder?
Was ist dieses "Mehr"? Du bist KünsterlIn, PhilosophIn, DenkerIn und SchöpferIn. In welchen Dimensionen des Daseins werden dir diese Kräfte jedoch bewusst? Wie kann man mit den Augen hören und mit dem Herzen sehen? Bestimmt nicht mit der Logik des Verstandes. Ganz leicht geht es mit der Phantasie des Herzens. In einer Welt voller Feen und Elfen, von Heiligen und Helden, von Gnomen, Zwergen und verborgenen Phantasieländern scheint das nahezu selbstverständlich zu sein, dass man mit den eignen Sinnesorganen mehr anstellen kann, als die Logik einflüstert.
Hast du schon einmal mit den Augen gehört? Was geschieht, wenn du das machst? Mit dem Herzen sehen können ja inzwischen viele Menschen seit dem Kontakt mit dem "Kleinen Prinzen". Mit den Augen zu hören ist so etwas wie eine Verstärkung der Sehwahrnehmung. Es geht darum, die Dinge tiefer zu erfassen, das Leben auf der Seelenebene wahrzunehmen, in die Zwischenräume abzutauchen, sich jenseits von verbaler Sprache zu bewegen und auszudrücken.
Mein Impuls für den heutigen Tag: Höre mit deinen Augen, schau mit deinen Ohren, schmecke mit deiner Nase, rieche mit deiner Haut und denke, dass das Unmögliche für den Verstand für das Herz ganz leicht geht.
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Freitag, 11. Dezember 2020
13. Impuls im Advent: Vor Gott muss man sich beugen, weil er so groß ist; vor dem Kinde, weil es so klein ist. (Peter Rosegger)
Warum muss man sich überhaupt beugen? Es gibt für mich nur einen guten Grund, sich vor dem Kind zu beugen. Ich möchte auf gleicher Augenhöhe sein! Nicht von oben nach unten und nicht von unten nach oben! Auf gleicher Augenhöhe! Es geht also auch nicht um das beugen an sich, sondern um das, was ich tun muss, um auf Augenhöhe zu kommen.
Und wie ist das mit dem Beugen vor Gott und seiner Größe? Geht es darum anzuerkennen, dass ich so klein bin und Gott so groß ist? Ich verbeuge mich vor dem "Allmächtigen" und sage ihm mit meiner Verbeugung, dass ich ihm diene? Geht es darum? Oder geht es nur um eine Respektbezeugung?
Ich finde das mit dem "Verbeugen" nicht so leicht. Wenn dadurch ein Oben und Unten entsteht bewegen wir uns in ein hierarchisches Denken hinein. Da gibt es Herren und Sklaven. Da gibt es Vorgesetzte und Untergebene. Wenn das " sich Beugen" lediglich bedeutet, dass ich dich respektiere, dann mag es angehen.
Es stimmt zugleich auch das Gegenteil. Vor Gott musst du dich nicht beugen, weil er in dir wohnt. Da macht das Beugen gar keinen Sinn. Vor dem Kind musst du dich auch nicht beugen. Du kannst auch daneben liegen oder es zu dir emporheben. Eigentlich geht es wie immer um eine gute Kommunikation.
Wenn du dich erniedrigst vor wem auch immer kannst du nicht gut kommunizieren. Du machst dich klein, abhängig, bedürftig und ohnmächtig. Eine Position auf Augenhöhe in einer wohlwollenden Atmosphäre von Freiheit erscheint mir hilfreicher als diese "Beugerei".
Wer sich zu viel beugt bekommt einen krummen Buckel und verliert den aufrechten Gang. Gott hat uns geradezu so erschaffen, dass wir aufrecht gehen. Wir bekamen von ihm die Freiheit, die Würde und den aufrechten Gang.
Im Bezug auf das Kind heißt das für mich: Den Kindern den aufrechten Gang zu lehren wäre für mich das erste Ziel. Und der Impuls für heute: Vor wem beugst du dich? Und was drückst du damit aus? Ist es ein "Liebebeugen" oder eine "Sklavenbeuge"?
Beim Kind in Stall von Bethlehem kannst du dir so eine Art Selbstbeugung Gottes vorstellen. Er macht sich klein, damit wir aufhören, uns vor ihm zu verbeugen. Der Weg ins Herz benötigt kein Verbeugen mehr. Sind die Wörter "verbeugen" und "verbiegen" verwandt?
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Donnerstag, 10. Dezember 2020
12. Impuls im Advent: Kinder sind Menschen wie alle, sie sind nur noch ungeschickt im Verbergen ihrer Gedanken. (Gabriel Laub)
Als die ersten Menschen im Paradies von der verbotenen Frucht aßen versteckten sie sich. Sie dachten sich, dass man ihnen den Fehltritt im Gesicht ablesen könnte. Die Schuld stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Auch wir, so glaube ich, möchten gerne manchmal unsere Gedanken verbergen. Du denkst gerade nicht freundlich über deinen Nachbarn, deinen Ehemann, deine Arbeitskollegin oder deinen Arbeitgeber. Irgendetwas stört oder nervt dich. Oder du hast eine Aufgabe nicht ordentlich erfüllt und du weißt es. Du hast ein schlechtes Gewissen und hoffst, dass niemand dich sieht. Und wenn dich jemand sieht, dann glaubst du, dass man dir die "schlechten" Gedanken im Gesicht ablesen kann.
Du wirst möglicherweise rot und weichst den Blicken aus. Du fühlst dich unsicher.
Wann und wie erlernen wir das Verbergen unserer Gedanken? Gabriel Laub meint, dass Kinder wie alle Menschen sind. Sie sind nur ungeschickt im Verbergen ihrer Gedanken. Kindern kannst du es wirklich im Gesicht ablesen, wenn sie etwas angestellt haben. Sie können noch nicht so lange dem fragenden Blick standhalten. Sie weichen schneller aus oder werden stumm, wenn man sie fragt. Sie lernen im Laufe des Lebens dazu, vor allem von den Erwachsenen.
Sie sehen mit Staunen, wie die Eltern dreist lügen ohne mit der Wimper zu zucken. Und irgendwann schaffen sie es auch. Dabei wäre es doch schön, wenn wir alle unsere Gedanken nicht verbergen müssten. Wir würden stehen zu dem, was wir denken, was wir tun und wer wir sind. Irgendwann kommen die Dinge doch ans Licht. Auswirken werden sich die verborgenen Gedanken sowieso.
Wir Menschen tun uns schwer damit uns so anzunehmen wie wir sind. Nach außen möchten wir doch immer ein wenig besser erscheinen. Wir verkaufen nicht uns selbst sondern ein Bild von uns, weil wir unsere eigene Wirklichkeit für unzumutbar halten.
Was war wohl schlimmer für Gott: Dass die ersten Menschen von der verbotenen Frucht aßen oder dass sie sich vor ihm versteckten? Mein Impuls für heute: Beobachte einmal, wie häufig du deine Gedanken verbirgst. Was darf der andere nicht wissen? Wo könntest du mehr offenbaren von dem, was in dir ist?
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Mittwoch, 9. Dezember 2020
11. Impuls im Advent: Wohl denen, die ihren Kindern den Sinn bewahren, dass kleine Dinge sie freuen. (Jeremias Gotthelf)
Manchmal erschrecke ich mich über Geburtstagsgeschenke für die Kinder: Die Eltern schenken, Oma und Opa schenken, Patenonkel und Tante schenken. Alle wollen ihre große Liebe zum Ausdruck bringen mit großen Geschenken, mit teuren Geschenken. Das Kind sitzt hilflos zwischen all den so "großen" und teuren Dingen und weiß nicht, welchen es sich jetzt zuwenden soll. Das Gleiche wiederholt sich dann an Weihnachten und zu anderen Festen.
"Großartig", wie wir unsere Kinder lieben. Wir überfordern sie ständig mit unserer Großzügigkeit. Wovon spricht der Jeremias Gotthelf da eigentlich in dem Spruch, den ich für heute ausgesucht habe? Ach ja, jetzt sehe ich, dass das ein Schriftsteller und Pfarrer war, der von 1797 - 1854 gelebt hat. Hatten die damals auch schon das Problem mit dem Beschenken von Kindern?
Oder schenkte man früher kleinen Kindern kleine Dinge und großen Kindern große Dinge. Sei es wie es sei. Für mich sehr wertvoll ist der Aspekt der "kleinen Dinge". In meiner Onkelbiographie habe ich festgestellt, dass die kleinen Dinge immer die schönsten waren. Das Spielzeug für einen Tag! Ein paar Seifenblasen, eine kleine Tröte, ein Gummiball, ein Riesenlutscher... etwas für den Augenblick und etwas fürs Herz.
Als Erwachsener hast du oft die großen Dinge im Visier: Auto, Haus, Urlaub oder irgendwelche teuren Geräte. In der Regel kaufst du dir solche Sachen vom eigenen Geld. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt da fängt es wieder an, die Freude über die "kleinen" Dinge! Du freust dich über einen Sonnenstrahl, eine Scheibe Brot, ein freundliches Lächeln....
Mein Impuls für heute: "Der Lob der kleinen Dinge!" Über welche kleinen Dinge freust du dich und wirst wieder wie ein Kind? Vielleicht beobachtest du dabei, dass es mehr Dinge sind als du bislang dachtest.
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Dienstag, 8. Dezember 2020
10. Impuls im Advent: Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch. (Erich Kästner)
Erwachsen werden und Kind bleiben? Wie kann das gehen? Eine spannende Frage immer wieder neu.
Als Kind denkst du: "Wenn ich einmal groß bin dann..." Die Vorstellung ist verbunden mit Vorfreude und Freiheit. Du freust dich, weil du dann größer bist und alles kannst. Du musst niemanden mehr fragen oder um Hilfe bitten.
Du wirst Jugendlicher und der Freiheitsdrang verstärkt sich. Du möchtest keine Erlaubnis deiner Eltern mehr einholen. Du willst dir nichts mehr vorschreiben lassen. Du möchtest dir auch keine so "wertvollen" und gut gemeinten Tipps anhören. Du willst nicht mehr gezwungen werden, ständig Rede und Antwort zu stehen für das was du denkst und tust. Es spitzt sich mehr und mehr zu bis zu dem Tag wo du aufatmest und sagst: "Endlich! Ich bin erwachsen! Ich bin frei!"
Dann bist du Erwachsen und entscheidest selbst. Ja wohl! Und dann? Es tauchen aus der Ecke des Herzens oder des Bauches manchmal so kleine Ängste und Unsicherheiten auf. Dein große Klappe wird etwas leiser. Du bist ratlos, dass du dich einfach nicht entscheiden kannst. Du hast Angst vor dem Weg in deine Freiheit und die erwachsene Wirklichkeit fühlt sich so verantwortungsvoll an. Auf der anderen Seite entdeckst du hin und wieder deine kindliche Freude. Du siehst Kinder beim Ballspielen und kickst mit wie früher. Du kaufst dir eine riesige Pizza und haust rein wie ein kleines Mädchen oder kleiner Junge. Du entdeckst etwas ganz Wertvolles: Sowohl das kleine übermütige Kind als auch die ängstliche Variante ist nicht verschwunden. Du bist zwar kein Kind mehr, aber das Kindliche bleibt dir erhalten. Das Kind in dir meldet sich von Zeit zu Zeit: Wenn du dich tierisch freust, wenn du auf einmal in Panik gerätst, wenn du überreagierst in manchen Situationen, wenn es nicht "erwachsen" wirkt, was du tust, dann ist das der "Kleine" oder die "Kleine" in dir.
Mein Impuls für heute: Kennst du schon deine innere Familie? Welche Kinder hast du? Wie heißen sie? Wie alt sind sie? Wann melden die sich zu welchen Themen? Du wirst überrascht sein, wie voll die Bude auf einmal wird!
Du kannst dich gar nicht dagegen wehren, du bist Erwachsen und Kind zugleich. Du kannst allerdings im Laufe deines Lebens das Bewusstsein für die inneren Kinder verlieren. Das Leben wird farbenfroher und verständlicher, wenn du sie wieder entdeckst. Viel Freude damit!
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Montag, 7. Dezember 2020
9. Impuls im Advent: Der Mensch ist kein Findelkind - Gott ist sein Vater. (Giovanni Papini)
Hast du das auch einmal gedacht: Ich bin ein Findelkind? Ich bin gar nicht der Sohn oder die Tochter meiner Eltern! Ich bin so anders als die! Ich bin bestimmt adoptiert. Das kann gar nicht anders sein. Solche Gedanken tauchen vor allem dann auf, wenn du dich so unverstanden fühlst. Du hast einen Wunsch oder ein Bedürfnis. Du möchtest länger aufbleiben, später nach Hause kommen, ein zusätzliches Eis oder irgendeinen anderen Wunsch. Deine Eltern wehren deine Wünsche unfreundlich ab: "Das geht so nicht!" "Was stellst du dir vor?" "Wer soll das alles bezahlen!" "Werde erst einmal groß!" Sie sagen lauter Dinge, die du als Kind überhaupt nicht verstehst.
Vielleicht lachen deine Eltern dich sogar aus. "Du bist doch schon groß!" "Du bist noch so klein!" Und wieder verstehst du nicht, was deine Eltern damit meinen. Du fühlst nur die Ablehnung und es kommen Ärger, Wut und Trauer hoch. Du möchtest weinen aber es lohnt sich nicht, weil es keine Schulter gibt an der du dich ausweinen kannst. Was machst du? Du kriechst unter deine Bettdecke und weinst still deine einsamen Tränen. Die Folgen? Du denkst, du seist ein Findelkind.
Echte Eltern würden nicht solche Sachen sagen und so schreckliche Dinge von dir erwarten. Das machen Fremde. Echte Eltern lieben dich ohne wenn und aber! In dir wächst die Überzeugung: Deine echten Eltern sind ganz andere Menschen. Du flüchtest dich in einen Traum von ganz lieben Eltern, die ganz viel Verständnis für dich haben. Das ist dann dein Trost!
Aber du wachst auf und das Leben geht weiter. Du siehst deine Eltern und sie sind wieder gut zu dir. Die Geschichte von gestern ist vergessen. Vergessen? Mitnichten! Bei deinen Eltern bestimmt! Aber bei dir nicht. Diese Erfahrung von Zurückweisung und Ablehnung brennt sich in deine Seele ein. Und du fasst einen Entschluss: "Wenn ich einmal erwachsen bin, dann werde ich meine Kinder lieben so wie sie sind." Oh je! Aus Erfahrung weiß ich, dass das auch nicht gut geht. Was kann da entlasten?
Giovanni Papini meint, dass wir Menschen keine Findelkinder sind, sondern einen Vater haben, der sich Gott nennt. Wir könnten genausogut oder besser auch Mutter sagen. Es existiert also eine "göttliche Elternschaft". Und das ist gut so!
Deine leiblichen Eltern werden dadurch entlastet. Sie können und wollen nicht alles für dich sein. Sie sind Menschen mit Fehlern und Schwächen. Und sie können sehr mittelmäßige Eltern sein. Zum Glück gibt es so etwas wie eine göttliche Rückversicherung. Deine Quelle und dein Ursprung liegt in Gott. Und das ist etwas völlig Heiles und Ganzes. Wenn du dich an diesen Ursprung zurückerinnerst kannst du deine leiblichen Eltern loslassen und deinen eigenen Weg gehen.
Der Impuls für den Tag: Erinnerst du dich an solche "Findelkinderphasen" in deinem Leben? Wie sind sie noch in dir wirksam und was hast du schon überwunden und verarbeitet?
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Sonntag, 6. Dezember 2020
8. Impuls im Advent: Ich liebe die Kinder, sagt Gott, weil mein Bild in ihnen noch nicht getrübt ist. (Michael Quoist)
Die Frage finde ich spannend: Wie denkt Gott über uns? Macht er einen Unterschied wenn er einen Erwachsenen sieht oder ein Kind? Michael Quoist glaubt, dass Kinder noch ein ungetrübtes Bild von Gott haben.
Ich stelle mir vor, dass ich vor einem Spiegel stehe und das Glas ist getrübt. Ich kann mich nur noch so ungefähr erkennen. Je trüber das Glas, desto weniger wird von mir sichtbar. Die Augen verschwinden, der Blickkontakt geht verloren und irgendwann gibt es nur noch Schemen, die alles und nichts sein können. Irgendwann stehst du vor deinem trüben Spiegel und in dir taucht die Idee auf, dass du gar nicht existierst, denn du siehst dich ja nicht mehr.
Als Kinder hatten wir alle sozusagen einen direkten Draht zu Gott. Vielleicht war es nicht einmal ein Bild, sondern eher ein Lebensgefühl. Das ließ sich nicht sprachlich ausdrücken sondern eher umschreiben. Es fühlte sich sicher an, großartig, voll, geborgen, wie eine Kuscheldecke und wie die Sonne; vielleicht wie ein überraschend auftauchender Regenbogen oder wie Hineinbeißen in ein frisches Marmeladenbrot. Du kanntest das Wort "Gott" nicht, aber du wusstest genau, worum es ging.
Dann kamen die Erwachsenen und erzählten etwas von einem Wesen, das sie auch "Gott" nannten. Es war ein für dich unbekannter Gott. Sie erzählten von einem Wesen, das alles sieht und auch überall genau hinschaut. Dieses Wesen freut sich, wenn du gut bist und ist traurig, wenn du böse bist. Dieses Wesen mag nicht, wenn du nascht oder dich zankst. Und dieses Wesen fordert ein, dass du es regelmäßig in einem großen Haus besuchst. Dort versteckt es sich dann und die Erwachsenen behaupten einfach, es sei doch da. Du findest dieses Wesen der Erwachsenen seltsam, aber mit großer Ernsthaftigkeit machen sie dir klar, dass dein Leben davon abhängt, sich damit gut zu stellen und nichts falsch zu machen.
Dann merkst du, wie nach und nach deine erste Liebe zu dem "Gott ohne Namen" verlorengeht. Er verschwindet unbemerkt wie das trübe Glas in deinem Spiegel und wird ersetzt durch einen "Gott mit Namen", der aber nicht mehr dem Lebensgefühl entspricht, was du einmal hattest.
Und dann? Du wirst erwachsen und irgendwann sagst du dir: Das kann nicht sein, was die Erwachsenen da so behaupten. Du schüttelst dich und entfernst dich mehr und mehr von dem trüb gewordenen Spiegelbild. Und dann fängt deine Lebensreise erst so richtig an. Du denkst nach, ob etwas von dem, was die Erwachsenen sagten, stimmt. Du erinnerst dich an den "Gott ohne Namen" und machst dich vielleicht auf die Suche. Du machst aber vielleicht auch Pause weil du zu verwirrt oder ärgerlich bist.
Michael Quoist meint, dass Gott die Kinder liebt, weil das Bild noch ungetrübt ist. Es geht um den Fluss der Liebe. Die Liebe kann nur fließen, wenn es ein Gefühl von Verbundenheit gibt. Enttäuschungen und Irritationen führen zur Trennung.
Weihnachten ist von daher ein tolles Angebot. Geh zurück zu den Wurzeln, zurück zum Kontakt mit dem Kind, zurück zum ersten Fließen der Liebe. Es ist nur ein Angebot und eine Einladung. Einfach mal schauen was geschieht, wenn du zugleich ein Erwachsener bist und ein Kind.
Mein Impuls für heute: Erinnerst du dich an deinen "Gott ohne Namen"? Welches Lebensgefühl hat er in dir geweckt? Und welche Vorstellungen haben dir dann die Erwachsenen gegeben? Wo bist du jetzt bei deiner Suche?
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Samstag, 5. Dezember 2020
Einladung an Heiligabend zur Online-Begegnung von Wohnzimmer zu Wohnzimmer
Wie den Heiligabend begehen?
Ich möchte dich einladen zur gottesdienstlichen Feier der besonderen Art. Angesichts der einschränkenden Corona Maßnahmen möchte ich auf ein körperlich gemeinsames Feiern verzichten.
Darum werden wir es Online machen mit der Überschrift: „Wenn es in dir weihnachtet!” – Spirituelle Impulse für Herz und Seele.
Wir teilen mit allen Gästen Anregungen, Geschichten und Impulse zum Thema: “Zauberhafte Anfänge!” Es darf dabei zu Herzen gehen und behaglich sein. Und gesungen wird auch.
Möchtest du dabei sein? Dann schicke mir eine kurze Mail an mk@matthias-koenning.de
Ein paar Tage vor Weihnachten schicke ich dir einen „Zoom-Link“, mit dem du in den Weihnachtsraum kommen kannst. Werbe- und kostenfrei!
Heiligabend: 24.12. um 16.00 Uhr
7. Impuls im Advent: Kinder sind wie eine Brücke zum Himmel. (Aus Persien)
Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir Erwachsene den Zugang zum Himmel verloren haben. Wir kommen daher, aber wir kennen nicht den Weg zurück. Du sammelst im Laufe deines Lebens viele Enttäuschungen und Kränkungen ein und versuchst, einigermaßen damit klarzukommen. All das, was dich gestärkt hat und was dich mit Dankbarkeit erfüllt gerät schnell aus dem Bewusstsein. "Ach ja, wir hatten es manchmal ganz schön schwer!" Die Eltern haben uns nicht verstanden. Sie hatten keine Zeit für unsere Geschichten. Sie haben uns oft nicht ernst genommen. Als Erwachsene haben wir uns dann geschworen, dass wir es anders machen. Wir öffnen unser Herz für Kinder! Wir hören zu! Wir haben Zeit!
In der Beratung von Menschen habe ich manchmal das Gefühl, als ob die Brücke zum Himmel abgebrochen oder verschwunden ist. Da gibt es dann viele Klagen und viele Enttäuschungen und den Himmel in den Blick zu nehmen ist bisweilen ein ganz schön mühsames Geschäft. Den Himmel musst du dir da mühsam zurückholen, wieder erarbeiten! Das ist der schwere Weg. Das ist der Weg der Arbeit, Stufe um Stufe, Schicht um Schicht.
Kennst du den leichten Weg? Wenn du einem Kind einfach nur zuschaust geht es viel leichter. Du vergisst dein eigenes Leiden und die Brücke zum Himmel erscheint wie von Zauberhand. Nicht umsonst schauen wir das Kind in der Krippe an. Die Propheten haben den schweren Weg der harten Arbeit aufgezeigt. Gott zeigt im Kind den einfachen Weg. Genial!
Der Impuls für den heutigen Tag: Wie sieht deine Brücke zum Himmel aus? Machst du es dir schwer oder wann geht es für dich ganz leicht? Wie viele Teile von dir sind schon angekommen und was möchte noch erlöst werden? Auf zum nächsten Kind! Einfach mal gucken!
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Freitag, 4. Dezember 2020
6. Impuls im Advent: Die großen Leute verstehen nie etwas von selbst, und für die Kinder ist es zu anstrengend, ihnen immer und immer wieder erklären zu müssen. (Der kleine Prinz)
Etwas von selbst verstehen! Ich kenne das gut, dass ich häufig sage: "Jetzt erkläre mir das doch mal. Ich kann das überhaupt nicht verstehen!" "Ich habe da mal eine Verständnisfrage:" Wir verstehen als Erwachsene selten etwas von selbst. Wir schauen uns etwas an und benötigen dafür eine Erklärung von außen. Mir wird das deutlich beim Betrachten von Bildern. Wie häufig suchen wir da irgendeine Erklärung. Wir sind dankbar, wenn der Künstler uns etwas zu seinen Bildern sagt oder der Kunsthistoriker die Zusammenhänge erklären kann. Wir können auch zufrieden sein mit dem "Unerklärbaren" und hantieren mit "vielleicht" und "möglicherweise". Dann entfernen wir uns von dem Bild und der Verstand arbeitet weiter. Er versucht es wieder und wieder ein bekanntes Schema zu finden und in ein Korsett einzufügen.
Ich kann keine Telefonanlage von selbst verstehen und auch keinen Automotor. Ich benötige dazu eine Anleitung und eine persönliche Unterstützung. Ich freue mich über verständliche Erklärungen, die meine visuelle Art der Wahrnehmung mit einbeziehen.
Etwas von selbst verstehen? Wenn ich Kinder frage, dann bekomme ich häufig die Antwort: "Ist doch ganz einfach!" "Kann man doch auf dem ersten Blick sehen!" "Das ist doch nicht schwer!" Kinder können offenbar noch etwas von selbst verstehen. Sie brauchen keine Erklärungen. Alles erklärt sich von selbst. Das bezieht sich vor allem auf die großen philosophischen und theologischen Fragen. Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Kinder finden da schnell eine Antwort und dann ist es erledigt. Das fühlt sich dann für uns Erwachsene so leicht und unbeschwert an!
Mehr Leichtigkeit, weniger Anstrengung, etwas von selbst! Wie klingt das in deinen Ohren? Kannst du trotz so mancher schmerzhafter Lebenserfahrungen über viele Jahre hinweg noch Leichtigkeit in dein Leben hineinbringen? Wann gelingt dir das gut und in welchen Situationen eher weniger? Im Evangelium erzählt Jesus von der Art und Weisheit der Samenkörner. Du säst sie und am Ende gibt es einen großen Strauch. Das Wachsen geschieht automatisch, wie von selbst. Wenn wir uns dem Fluss des Lebens hingeben bekommen wir am Ende und erst am End schon unsere Antwort und nicht vorher. Wir sollten nicht ständig bei den Zwischenstationen anhalten, jedes mal dort bis in die Tiefe bohren und alles in Frage stellen. Ich wünsche dir heute ganz viel von dem "wie von selbst"!
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Donnerstag, 3. Dezember 2020
5. Impuls im Advent: Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen. (Mahatma Gandhi)
Wie wahr! Ein Kind wird bedroht von den Eltern. Es wird ständig ermahnt und beschimpft. Es bekommt zu hören: Du bist nicht richtig! Du solltest dies! Du müsstest das! Die Palette der Gewalt reicht weit, von körperlicher Züchtigung, hin und wieder einen Klaps, ständigen Beschimpfungen und psychischer Erpressung.
Wenn die Welt heute im Unfrieden ist, dann sehen wir letztlich ein Ergebnis der Erwachsenen von früher. Gewaltfreie Erziehung ist mit Sicherheit nicht leicht und fordert viel Bewusstheit und Entwicklung. Aber wenn das manchmal auch schwer ist so ist eine friedfertige Erziehung doch ein wichtiges Ziel und Ideal.
Um Kindern den Weg des Friedens zu zeigen musst du selber befriedet sein. Wenn du dich den Ereignissen der Verletzungen deiner eigenen Kindheit nicht stellst, wirst du immer mit diesem brodelnden Vulkan in dir herumlaufen. Du magst den Wunsch haben, mit deinen Kindern freundlicher umzugehen als deine Eltern mit dir. Das Grummeln in deinem Inneren wird dich dennoch begleiten und deine Erziehung beeinflussen.
Mein Impuls für heute: An welchen Stellen merkst du, dass du schon innere Friedensarbeit geleistet hast? Wo spürst du so etwas wie Versöhnung mit deiner Vergangenheit? Wie hat sich das ausgewirkt in deinem Umgang mit deinen inneren und äußeren Kindern?
Mit diesem Prozess wirst nie fertig. Das ist eine Lebensaufgabe. An deiner Art, wie du mit Kindern umgehst wirst du merken, wie weit du schon für dich selbst auf dem Weg bist.
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Mittwoch, 2. Dezember 2020
4. Advent: Begrenze dein Kind nicht auf das, was du gelernt hast, denn es ist zu einer anderen Zeit geboren. (Rabbinische Weisheit)
Bestimmte Sprüche meiner Eltern liegen mir noch bis heute in den Ohren. "Das hat uns nicht geschadet und euch wird es auch nicht schaden." "Mach eine Verbeugung wenn du guten Tag sagst." "Du hast den Knicks vergessen!" Sie konnten uns das weitergeben, was sie selber als Kinder gelernt hatten. Manchmal fiel es ihnen schwer, die Veränderungen der neuen Zeit mitzugehen. Manches ging gut und manches sahen und sehen sie bis heute kritisch.
Ich schaue heute auf meine Eltern und denke, sie kommen aus einer anderen Welt mit einem ganz anderen Horizont. Das ist in der Kommunikation nicht immer leicht. Zugleich schaue ich auf mein Leben jetzt und blicke auf die nächste Generation "unter" mir. Wie denken die jungen Menschen heute über uns. Halten sie uns auch von "gestern"? Sehen wir unsere eigene "Gestrigkeit"? Oder halten wir wie unsere Eltern an bestimmten Idealen und Werten fest, die wir um keinen Preis aufgeben wollen?
Unsere Kinder sind zu einer anderen Zeit geboren. Das macht einen Unterschied. Die Kinder heute sind mit dem Smartphone und dem Computer geboren. Facebook und whatsapp sind selbstverständliche Bestandteile ihres Lebens. Ich höre häufig von jetzigen "jungen" Eltern, dass ihre Kinder den ganzen Tag vor dem Rechner verbringen. Sie machen sich Sorgen und fragen sich, ob das wohl gut sei.
Ein Gedanke ist mir dabei wichtig. Als junger Mensch hatte ich mir gewünscht, dass meine Eltern mir vertrauen. Dass ich schon selber ein gutes Gespür habe für das, was gut für mich ist. Auch wenn die äußeren Umstände und Themen sich verändern, die jungen Menschen von heute wünschen sich von ihren Eltern bestimmt auch das Vertrauen wie wir damals.
Begrenze dein Kind nicht! so lädt der Weisheitsspruch ein. Mein Impuls: Schau doch mal auf dein inneres Kind: Wo begrenzt du es? Wo fällt es dir schwer, dich der jetzt neu anbrechenden Zeit zu öffnen? Wo kannst du mit den Kindern von heute in deinem Herzen auch neu geboren werden? Magst du dir von den Kindern heute etwas sagen lassen und bist noch neugierig, was in denen vorgeht?
Vielleicht wirst du feststellen, dass die Kinder aus der "anderen Zeit" interessante Lösungen im Herzen tragen für die Probleme von morgen.
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Dienstag, 1. Dezember 2020
3. Impuls im Advent: Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben. (Pablo Picasso)
"Schau mal, was ich gemalt habe!" "Das habe ich ganz allein gebaut!" "Hör mal meine Geschichte!" "Das Lied ist mir eingefallen!" Jedes Kind ist ein Künstler! Was hast du als Kind gemalt, gedichtet oder gebaut? Hattest du auch Freude dabei? Wird es dir warm ums Herz wenn du an deine ersten selbstgemalten Bilder denkst?
Wann hast du aufgehört, ein Künstler oder eine Künstlerin zu sein? Im Kindergarten, als man dir sagte, dass Menschen einen Kopf haben mit zwei Augen, einer Nase und einem Mund, alles an seinem Platz? Und die Beine und Arme haben so oder so lang zu sein? Oder war es erst in der Schule im Kunstunterricht, wo du gelernt hast, "richtig" zu malen?
Hast du mal ein Gedicht aufgeschrieben in dein Tagebuch und nie jemandem vorgetragen, weil du dich geschämt hast? Traust du dich, als Erwachsener ein Lied zu singen in aller Öffentlichkeit, vielleicht in der Fußgängerzone oder im Wald ohne Rücksicht auf ein Publikum? Bewertest du deine Kunst als schlecht oder mittelmäßig?
Der Satz von Picasso gibt mir zu denken. Als Kinder waren wir alle Künstler mit ganz vielen Begabungen in ganz vielen Feldern. Wir hatten Lust, uns auszudrücken und darzustellen. Wer hat nur dafür gesorgt, dass diese Fähigkeiten untergegangen sind?
Die Gesellschaft braucht Denker, Handwerker, Beamte und Arbeiter. Wir sollen als Menschen brauchbare Glieder der Gesellschaft sein und es gilt, mit der Arbeit sein Leben bestreiten zu können.
Mein Impuls für heute: Mach dich mal wieder auf die Suche nach dem verschütteten Künstler, der vergessenen Künstlerin in dir! Was entdeckst du da? Was kannst du wiederbeleben? Und wenn du das wiederbelebst, wie verändert dich das?
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