Translate
Donnerstag, 31. März 2022
Kein Lob, aber dafür Wertschätzung!
Wir sollten öfter loben. Das wird so leicht dahin gesagt. Manche mögen kein Lob und auch kein Lob erteilen. Im Lob steckt eine Wertung: "Das hast du gut gemacht." Welch eine Anmaßung. Als ob ich bewerten könnte, ob jemand etwas gut gemacht hat. Wenn ich werte, werde ich zum Maßstab. Beim Loben gibt es einen Lobenden und einen Gelobten, bzw. einen getadelten, wenn die Leistung nicht gut ist. Es gibt eben kein "Gut" ohne "Schlecht". Loben schafft ein Oben und Unten. Oben ist der Lobende und unten befindet sich der Gelobte. Lob schafft einen Rangunterschied. Darin liegt ein Stück Entwürdigung.
Wertschätzung dagegen beinhaltet ähnliches aber zugleich völlig verschiedenes. Wertschätzung geschieht auf Augenhöhe. Da heißt es auch nicht mehr: "Das hast du gut gemacht." Sondern: "Das, was du gemacht hast, findet meine Anerkennung." "Du hast dich eingebracht." "Das gefällt mir." "Das mag ich!" "Hast du das für mich gemacht?" "Da hast du ganz schön viel Arbeit drin gesteckt." Wertschätzung hat etwas zu tun mit Würdigung, mit Respekt. Sogar, wenn etwas in meinen Augen nicht gelungen ist, kann ich es wertschätzen. Ich mag die Entschlüsse der Regierung nicht gut heißen, aber ich kann würdigen, dass sie sich intensiv mit den Fragen auseinandergesetzt haben. Ich kann mit den Zeugnisses meines Kindes nicht einverstanden sein, aber ich kann wertschätzen, wie viel Arbeit und Mühe dahinter steckte. Die Wertschätzung gibt uns einen inneren Anschub, mehr von dem zu zeigen, was gewürdigt wird. So wünsche ich dir ein waches Herz für jedes Engagement.
www.matthias-koenning.de
Mittwoch, 30. März 2022
Den Alltag unterbrechen
Wenn du am Morgen deine Beine aus dem Bett hebst bleib für einen Moment auf der Bettkante sitzen und besinne dich: Was wünsche ich mir für den heutigen Tag?
Wenn du beim Frühstück in dein Brot beißt, mach eine kurze Pause. Was esse ich hier eigentlich?
Wenn du unterwegs bist, mach eine kurze Pause. Lass die Welt für einen Augenblick still stehen. Wenn du die Zeitung liest, mache beim Lesen eine kurze Pause. "Was habe ich da gerade gelesen?" Wenn du mit jemanden sprichst unterbrich deine eigene Rede und mache eine kurze Pause.
Mit jeder Unterbrechung wirst du dir deiner selbst gewahr. Du steigst aus aus dem Alltagsgeschäft und spürst dich selbst.
Wenn du anfängst wahrzunehmen kommst du in den Genuss des Hier und Jetzt
Ich wünsche dir den Genuss des Augenblicks, wo du dich unterbrichst um dir zu begegnen.
www.matthias-koenning.de
Dienstag, 29. März 2022
Im Dazwischen
In einem Liedtext von Ludger Edelkötter las ich die Zeilen:
„Zwischen Angst und Hoffnung leben wir und möchten doch gern glücklich sein und
Sinn erfahren.“ Heute möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das
„Dazwischen“.
Selten sind wir voller Angst und selten befinden wir uns im
absoluten Glückszustand. Oft befinden wir uns im Dazwischen – nicht mehr ganz
ängstlich und doch ein wenig glücklich. Wenn wir gehen, trägt zunächst der
rechte Fuß unser Gewicht und wird abgelöst durch den linken. Auch dort gibt es
ein Dazwischen, wo sich die Kräfte nach und nach neu verteilen. Wenn ein
Familienmitglied im Krankenhaus operiert
wir und auf der Intensivstation liegt leben alle manchmal in einem Zustand
zwischen Leben und Tod. Je länger dieser Zustand dauert, desto zermürbender wird es. Irgendwann sehnen sich
alle nach einem erlösten Zustand. Manchmal ist sogar der Tod akzeptabler als
der Schwebezustand.
Was kennzeichnet dieses „Dazwischen“ aus? Es wirkt
unentschieden, schwebend, instabil, übergangsartig und drängt nach Auflösung.
Wie viele Minuten oder Stunden am Tag, in der Woche oder im Leben befinden wir
uns im „Dazwischen?“ Ich vermute, dass diese Zeiträume länger sind als wir
ahnen.
Für manche Menschen existiert nur schwarz oder weiß. Das
Grau ist unerträglich. Ich möchte dich dennoch einladen, das „Dazwischen“ zu
gestalten. Im „Dazwischen“ entscheidest du wohin du den nächsten Schritt
lenkst. Im „Dazwischen“ finden alle Entscheidungsschritte statt. Oft sind wir
eher auf das Ziel ausgerichtet und weniger auf den Vorgang des Gehens. Wenn du
deine Aufmerksamkeit auf das „Dazwischen“ richtest bist du auf einmal ganz im
Hier und Jetzt. So wünsche ich dir segensreiche Zwischenräume.
Montag, 28. März 2022
Schick deinen inneren Kritiker in die Wüste
Fastenzeiten werden oft zum Anlass genommen, seine eigene Einstellung zum Leben zu überdenken. Häufig geht es dabei um nach außen gerichtete Defizite. Wir wollen für eine Zeit unsere Nahrungsaufnahme verändern, weil wir mit dem Körper unzufrieden sind, verzichten auf Alkohol oder Fernsehen, weil wir uns davon abhängig glauben oder finden etwas Ähnliches. Im Hintergrund steht oftmals der Gedanke: ich bin nicht richtig, ich sollte anders sein! Dir fallen die vielen Defizite ein und der Mangel, in dem du dich befindest. Du gelangst zu der Erkenntnis: ich müsste so vieles in meinem Leben verändern! Es fällt mir schwer, so zu sein, wie ich bin! Je nachdem, könnte da eine lange Liste der Unzulänglichkeiten zusammenkommen. Ich bin zu dick, ich bin zu gierig, ich denke zu schlecht über andere, ich bin nörgelig und unzufrieden, ich bin zu perfektionistisch, ich bin zu überpünktlich, ich komme immer zu spät, ich kann dieses nicht richtig und jenes nicht richtig. Aber der Andere kann es auch nicht richtig und ich schäme mich dafür, dass ich den Anderen dafür kritisiere. Wenn ich diese Liste jetzt noch länger fortsetze, wirst du diesen Newsletter schnell zur Seite legen, oder?
Da
lebt jemand in uns, den wir alle gut kennen. Es ist ein Er oder eine Sie.
Dieses Wesen ist immer auf dem Sprung. Es ist immer in „Hab Acht Stellung“. Es
ruht sich so gut wie nie aus und beobachtet uns mit Argusaugen. Es beobachtet,
was wir sagen, was wir tun, ja sogar, was wir denken und fühlen. Die erste
Reaktion dieses Wesens ist unübersehbar: du bist nicht richtig! Wenn dieser
Gedanke auftaucht, war mit Sicherheit dieses Wesen am Werke. Ich möchte nicht
länger drum herum reden und ihn oder sie an das Licht der Öffentlichkeit
bringen. Das gefällt ihr oder ihm nicht, muss aber sein. Ich rede vom Kritiker,
dem inneren Kritiker oder der Kritikerin. Dieses Wesen kann uns das Leben zur
Hölle machen. Erinnerst du dich noch an die Dame aus der Lenorwerbung? Es ist
schon lange her, aber sie war die Perfektion der kritischen Hausfrau und wusste
genau, was der Wäsche fehlte und was die Frau falsch machte.
Bei
meiner letzten Weiterbildung saß ich mittags an einem Tisch, vor mir einen
Teller mit Kartoffeln und Gemüse. Eine andere Teilnehmerin lud ihren Teller am
Buffet voll und setzte sich zu mir. Ich sagte zu ihr: „Ah, du lässt es dir ja
gut gehen!“ Daraufhin schaute sie mich entgeistert
an: „Wieso? Ist das zu viel? Habe ich jemandem etwas weggenommen? Oder meinst
du, ich bin eh schon zu dick?“ Ich sah die vielen zusätzlichen
unausgesprochenen Sätze wie: „Du Idiot, schau dir doch deinen eigenen Teller
an, der ist mindestens ebenso voll…“ Dabei wollte ich mit ihr nur in einen
Kontakt kommen, mehr nicht. Ich hatte gar keine Wertung im Kopf, eher die
Freude, dass es ihr so schmeckt.
Aber
so ist das. Die Kritikerin oder der Kritiker springt unglaublich schnell in uns
an. Wenn du ihn einmal loslässt, rotiert er in deinem Kopf bis er sich
erschöpft hat. Ein Teller mit Gemüse reicht völlig aus.
Auf
der anderen Seite brauchen wir auch unseren inneren Kritiker. Er will uns
helfen, dass wir uns weiterentwickeln und dass wir unseren Platz im Leben
finden. Oftmals jedoch schränkt er unser Leben arg ein.
Kommen
wir zur Fastenzeit. Der Kritiker und die Kritikerin liebt diese Zeit. Da kann
er oder sie nach Herzenslust die Fehler und Schwächen gnadenlos anschauen. Es
sei denn… du fastest. Verzichte doch mal auf deinen inneren Kritiker und schick
ihn für ein paar Wochen in die Wüste. Auch der Kritiker muss sich mal erholen.
Warum nicht gleich jetzt. Stell dir also vor, du sitzt vor einem großen Stück
Kuchen und dein Kritiker meldet sich: „na, denkst du an die Pfunde? Verlierst
du nicht an Attraktivität?“ und so weiter. Dann machst du es dieses Mal anders.
Rede mit ihm oder ihr etwa in folgender (männlicher oder weiblicher) Weise.
„Hallo,
lieber Kritiker. Danke für deinen Besuch. Aber heute habe ich dich nicht
eingeladen. Bis gerade war ich ganz im Frieden mit mir selbst und möchte es
noch ein Weilchen bleiben. Tu mir den Gefallen und mache für eine kleine Zeit
Urlaub. Jesus war übrigens vierzig Tage
in der Wüste und das hat ihm gut getan. Du musst es nicht genauso machen wie er,
aber such dir doch einen Ort aus, wo du mal ausspannen kannst. Ich gebe dir
sofort und augenblicklich Urlaub. Jetzt genieße ich dieses Stückchen Kuchen und
sage mir selbst diesen Satz: auch wenn ich jetzt ein Stückchen Kuchen esse
liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin. Und auch wenn das Stückchen
Kuchen heute etwas größer ausgefallen ist als sonst, bin ich ganz in Ordnung,
so wie ich bin. Und auch wenn ich dieses große Stück Kuchen mitten in der
Fastenzeit esse, bin ich immer und ewig von Gott geliebt und nehme mich von ganzem
Herzen an, so wie ich bin.“
Meine
Anregung für die Fastenzeit ist einfach und schwer zugleich. Verzichte auf
deinen inneren Kritiker. Geh einfach in die Liebe zu dir selbst und sei mit dir
gnädig und barmherzig. Schau nicht darauf, was du tust, sondern frage dich, wer
du bist. Wenn du entdeckst, wer du bist, dann kann es Ostern für dich werden.
Einfach ist es, weil du nichts machen musst, nur in der Liebe sein. Schwer ist
es, weil der Kritiker so hartnäckig ist. Seit deiner Kindheit läufst du mit ihm
herum und er kennt dich durch und durch. Es könnte eine schöne tägliche
Fastenübung sein, sich immer wieder neu anzunehmen und Ja zu sich zu sagen,
ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung. Für diesen Weg wünsche ich dir den Segen von Gott.
www.matthias-koenning.de
www.matthias-koenning.de
Montag, 7. März 2022
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. (Dante Alighieri)
Dante erinnert mit seinem Vers an einen himmlischen Urzustand. Wir kommen alle aus dem Paradies. Dort sind unsere Wurzeln, dort ist unsere Heimat. Vielleicht ist es auch nur ein Wort der Sehnsucht. Wir werden erinnert an die ersten Menschen, die nach dem Essen vom Baum von Gott vertrieben wurden aus dem Paradies.
Im übertragenen Sinne gleicht unsere erste Bewusstseinsstufe als Embryo im Bauch unserer Mutter diesem paradiesischen Urzustand. Du bist eins mit der Mutter, eins mit der Göttlichkeit. Es gibt kein Du im gegenüber und kein Ichbewusstsein. Du schwimmst in der Einheitssuppe und dir geht es einfach nur gut.
Dann wächst du im Bauch deiner Mutter heran und irgendwann wird dein Paradies getrübt. Deine Mutter erschrickt sich. Sie hat Angst vor irgendetwas. Sie isst etwas, was ihr nicht bekommt. Und du - du bekommst immer etwas davon ab. Dein Paradiesgefühl geht schneller verloren als du denkst.
Du kommst auf die Welt und die erweist sich als hell, grell und laut.
Aber dir bleibt die Erinnerung an einen heilen Anfangszustand. Den möchtest du wiederhaben. Dieses Urgefühl, dass du mit Allem verbunden bist. Dein Leben gleicht mit der Geburt einem Abenteuer, das du bestehen musst. Du läufst und fällst. Du lallst bis du sprichst. Du machst in die Hose bis du Kontrolle über deine Körperfunktionen erlangst. Du wirst irgendwann erwachsen.
Die Sehnsucht nach dem heilen Urgefühlszustand bleibt. Zwischen den mühseligen Schritten, dein Leben zu bewältigen weht das Paradies wie ein Geschenk manchmal zu dir herüber. Du siehst den phantastischen Sternenhimmel über dir und du bekommst eine Ahnung von der Größe Gottes und der Großartigkeit deines Lebens. Du atmest den Duft der Blumen ein und das Leben erscheint dir göttlich.
Oder du blickst in die Augen der Kinder. Auf einmal gibt es Frieden im Herzen. Du musst dich nicht mehr anstrengen. Es geht alles ohne Mühe. Deine Augen treffen die Augen des Kindes und in dir wird es ruhig. Du kommst zu der Erkenntnis: Das Paradies gab es, gibt es aktuell und du gehst zugleich darauf zu, bist manchmal mitten drinnen und weißt, dass deine Sehnsucht nicht vergeblich ist.
Mein Impuls für den Tag: Sterne, Blumen und die Augen der Kinder waren die drei Elemente aus Dantes Paradies. Was ist dir geblieben aus deinem Paradies? Wo geht dein Herz auf?
www.matthias-koenning.de
Abonnieren
Posts (Atom)