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Dienstag, 27. April 2021

Gärt es noch oder kompostierst du schon!


 

In der Mitte unseres Hochbeetes im Garten befindet sich unser Komposthaufen. Die Idee dabei ist die, dass die Nährstoffe so direkt ins Beet geleitet werden. Eine Art Kreislaufsystem. Im letzten Jahr führte es dazu, dass die Schnecken den Platz sehr mochten und den Wechsel zwischen Beet und Kompost. Ich weiß nicht, ob es da drin nur gärt oder ob der Bioabfall sich tatsächlich ordentlich umwandelt. Das Prinzip habe ich noch nicht ganz verstanden und bräuchte eigentlich Nachhilfeunterricht. So ein Komposthaufen kann vor sich hin trocknen, schimmeln, gären oder sich fruchtbar verwandeln. Ein wunderbares Bild und Modell für unser Leben. Und darüber möchte ich heute mit dir nachdenken.

Bei meiner letzten Supervision gab es eine interessante Idee, wie wir mit negativen Erlebnissen gesünder und angemessener umgehen können. Wir können das, was geschieht so verarbeiten, dass wir es abschließen und für die Zukunft fruchtbar machen. Ereignisse können aber auch unverarbeitet und unverdaut in uns weitergären, herumfaulen und uns schleichend vergiften, weil wir es einfach nicht loswerden.

Welche Ereignisse meine ich? Zuerst fallen mir natürlich die Kränkungen ein. Als ich noch Pfarrer war und der Bischof mich gegen meinen Willen versetzen wollte hat mich das sehr gekränkt. Nicht die Versetzung an sich. Das gehört zum Pfarrersein dazu. Man bleibt eine bestimmte Anzahl von Jahren und wechselt auch mal wieder. Gekränkt hat mich der Weg dahin und die Art und Weise. Es gab keine guten Gespräche und Dialoge. Mir fehlten die Fürsorge und die Bereitschaft, meine Anliegen wirklich zu hören. Ich fühlte mich übergangen und nicht gesehen. Die ersten Monate, nachdem ich die Gemeinde verlassen hatte, befand ich mich in einer tiefen Depression und Kränkung. Ich konnte nicht glauben, dass die Kirchenleitung so mit Menschen umgehen kann.

Nach ein paar Monaten wurde mein innerer Zustand nicht wirklich besser. Ich hatte das Gefühl, dass die Kränkung nicht weichen wollte. Insgeheim hoffte ich auf einen Brief des Bischofs mit der Bitte um Entschuldigung. Der kam natürlich nicht. Es kam nichts außer der Aufforderung, wieder in den Dienst zurückzukehren. Das hat meine Kränkung noch verstärkt und ich bin endgültig gegangen. Das war zwar eine Lösung, mit meinem Ärger umzugehen, was aber blieb war die Kränkung und das Gefühl der Ungerechtigkeit und Enttäuschung. Im Bild des Bioabfalls: Der Prozess des Gärens hörte nicht auf.

Was passierte bei meinem eigenen Gärprozess? Ich kehrte in Gedanken immer wieder zurück zu den damaligen Ereignissen und war frustriert, ärgerlich, enttäuscht. Mir kamen Freunde und Feinde in den Sinn und die Phantasiebilder, wer hätte was anders machen müssen oder sollen. Wer war schuld!  Wer hat versagt! Diese „Gärschleifen“ wurden im Laufe der Zeit weniger und auch nicht mehr so heftig, aber sie hielten sich dennoch hartnäckig über mehrere Jahre.

Ein Gärprozess bewirkt ja, dass da nicht wirklich etwas Fruchtbares passiert. Es hat so etwas Passives, Abwartendes und Ohnmächtiges. Es brodelt, ohne dass ich aktiv eingreife und vergiftet im Laufe der Zeit meinen Geist und meinen Körper.

Irgendwann las ich einem Buch den Unterschied vom Gären und vom Kompostieren und mir wurde schlagartig klar, dass ich mit dem Gären aufhören musste und wollte. Ich las nämlich von einem Psychologen in Berlin, der mit ehemaligen DDR-Bürger arbeitete, die an ihrem sozialistischen System festhalten wollten und das Verlorene sehr vermissten. Angelehnt einer posttraumatischen Belastungsstörung nannte er das Phänomen „posttraumatische Kränkungsstörung“. Damals dachte ich: „Das habe ich auch!“ Ich litt an einer posttraumatischen Kränkungsstörung. Jetzt hatte ich aber noch ein zweites Bild und einen Ansatz zur Lösung. Ich befand mich bis zu dem Zeitpunkt noch in einem Prozess der unaufhörlichen Gärung. Mir war sofort klar, dass kompostieren besser ist. Doch worin liegt der Unterschied.

Kompostieren ist in meiner Vorstellung ein aktiver Vorgang. Es findet ein Zersetzungsvorgang statt durch Bakterien und nach und nach geschieht eine Umwandlung. Ich musste also nur aktiv werden. Lösungsorientierte Gedanken entwickeln. Dankbare Gefühle bekommen. In die Handlung gehen. Zeigen, dass ich das Heft des Lebens selber in die Hand nehmen kann. Ich muss nicht auf ein Wunder warten. Ich kann für die kleinen Wunder selber sorgen.

Wie habe ich das für mich jetzt umgesetzt? Meine Gewänder, die immer noch im Schrank lagen, habe ich einem indischen Priester geschenkt. Dem Bischof habe ich geschrieben und noch einmal mit ihm gesprochen. Das Gespräch war versöhnlich und fruchtbar. Der Bischof konnte durchaus Fehler in seinem Handeln einräumen und ich habe auf eine Entschuldigung verzichtet. Es gab und gibt noch ein paar weitere kleine Schritte, aus dem wertvollen Bioabfall Kompost zu produzieren. Aber die wichtigste Erkenntnis für mich bestand darin, den Prozess selber in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Das „Was!“ ist dabei nicht entscheidend, sondern das „Das!“

Ich habe etwas ausführlicher heute von meinem Prozess erzählt, damit du ein besseres Bild davon bekommst, wie ich das mit dem Gären und Kompostieren meine. Wenn ich noch einmal Bezug nehmen darf auf die Corona Krise, so denke ich, dass wir da auch eher in einem Gärprozess uns befinden als dass wir kompostieren.

Im letzten Jahr dachte ich, dass wir im Sommer mit dem Thema durch sind. Wir reflektieren die Pandemie, betrauern die Verluste, richten uns auf die Zukunft aus und lernen für einen besseren Umgang für die nächste Krise. So hätte sich kompostieren angefühlt. Durch die ständigen Verlängerungen des Lock Down sind wir in eine Art Dauerkrise geraten. Der Prozess zermürbt. Er macht müde und es bleiben ständige Unsicherheiten. Bevor eine Nachricht verdaut ist, gibt es schon die nächste. Die Regeln von heute sind nicht die Regeln von morgen. Ständig gibt es Ungereimtheiten und unlogische Schritte. Was bewirkt dieser Gärprozess in unserem Land? Wie wirkt sich das dauerhaft auf unsere Kinder aus? Wie vor allem erlebst du das heute und in diesem Augenblick. Hast du einen Weg gefunden, damit umzugehen? Gibt es Konstanten, die trotz allem bleiben und dir Halt und Sicherheit geben? Hast du noch die Bewusstheit genügend handlungsfähig zu sein?

Es scheint ein wenig so zu sein wie bei der Geschichte mit den beiden Fröschen, die in einen Kontakt kommen mit zu heißem Wasser. Wirfst du einen Frosch ins kochend heiße Wasser springt er sofort heraus. Wenn du einen Frosch ins warme Wasser setzt und die Temperatur nach und nach erhöhst verpasst er den Zeitpunkt des Herausspringens und stirbt.

Haben wir uns so an Corona gewöhnt, dass wir unsere Handlungsspielräume nicht mehr wahrnehmen? Dass es so irgendwie von selber herumgärt und wir verlernen, ordentlich zu verdauen und zu kompostieren?

Stell dir zunächst vor, du würdest Corona gären lassen und im Anschluss stell dir vor, du würdest ab sofort kompostieren. Worin läge da der Unterschied. Was würdest du ab sofort anders machen? Was würdest du weiterhin den Behörden überlassen? Welche Regeln würdest du befolgen und wo würdest du aber auch etwas riskieren? Welche Räume könntest du dir trotz aller Einschränkungen erobern, die du bislang nicht wahrgenommen hast?  

Wir waren über Ostern auf Teneriffa. Der Urlaub war schon vor dem letzten Lock Down geplant und wir haben die Chancen einfach wahrgenommen. Die Lücke gesucht und gefunden. Wenn ich davon erzähle fragen die Menschen zuerst: „Geht denn das?“

Das scheint mir im Moment eine Hauptfrage zu sein: „Was geht denn noch?“ Und die Schlussfolgerung: „Fast nichts mehr!“ Das dürfen wir einmal prüfen.

„Geht denn das?“ Darf der Frosch aus dem Wasser springen? Musst du deine Dinge gären lassen? Darfst du etwas machen? Kannst du etwas machen?

Was du machst, ist nicht so wichtig. Es geht mehr und mehr darum, überhaupt wieder ins Handeln zu kommen. Sich Freiräume zu erobern und das Leben selber in die Hand zu nehmen. Es wird nicht sein wie vor der Krise. Da gibt es eindeutige Wegversperrungen. Es geht darum, sich vom Problemraum zu verabschieden und sich in den Lösungsraum zu begeben.

Wenn ich verreisen möchte und in die Verordnungen der Bundesregierung schaue dann steht dort als erster Satz, dass ich grundsätzlich reisen darf. Das gehört zu den bürgerlichen Freiheiten. Dann kommt eine lange Liste der Einschränkungen, so dass ich nach und nach den ersten Satz aus meinem Gedächtnis streiche. „Ach, es geht ja doch nicht!“

Ich möchte dich einladen, die Möglichkeiten wieder ins Auge zu fassen. Vielleicht findest du nicht sofort eine Lösung. Aber lass doch mal den Satz auf dich wirken: „Ich lebe in einem freien Land.“

Wenn du diesen Satz auf dich wirken lässt dann kannst du dir die Frage stellen: „Welche Freiräume kann ich für mich nutzen? Woran habe ich bislang noch gar nicht gedacht? Welche Menschen möchte ich wieder treffen und wie kann das mit diesen Bedingungen gut gelingen?“

Zugleich könntest du dir die Zeit nehmen, überhaupt einmal Bilanz zu ziehen über dein Leben. Wenn du eh schon viele stille Zeiten hast, dann fühlt sich das an wie „große Exerzitien“. Eine Sabbatzeit. Spirituelle Menschen sollten das alle paar Jahre machen. Sich eine größere Auszeit gönnen und die Weichen neu stellen. Wie würde das gehen?

Wenn du deine letzten Monate und Jahre betrachtest, könntest du eine Liste anfertigen von Kompost und Gärung? Was konntest du gut verdauen und verarbeiten und woran knabberst du bis heute? Denke an ein Ereignis, das schon lange zurückliegt. Was spürst du dann? Kommt Ärger auf oder Traurigkeit? Wie stark empfindest du das Gefühl? Liegt noch Ladung und Energie drauf? Fängt der Gärungsprozess gleich wieder an? Oder kannst du neutral bleiben. Vielleicht sogar dankbar? Dann ist es Kompost. Überall jedoch, wo du eine starke Emotion bekommst legt sich der Verdacht nahe, dass da immer noch was gärt.

Schau dir zuerst die Kompostliste an. Da hat ein Ereignis dich weiter gebracht in deiner Entwicklung. Da hast du etwas wunderbar bewältigt. Du hast es für dich fruchtbar gemacht. Fühle tiefe Dankbarkeit in dir. Klopf dir auf die Schulter und sei stolz.

Mit dieser Energie nimmst du die Gärungsliste. Lass nicht zu, dass du sofort ohnmächtig wirst oder anfängst zu grollen. Ignoriere dein Kränkungsgefühl und frage dich nach dem ersten kleinen, aber wichtigen Schritt. Welchen kleinen Schritt kannst du jetzt machen. Könntest du diesem Menschen einen Brief schreiben? Wäre es möglich, die positiven Seiten zu sehen von dem, was du bislang nur negativ wahrnehmen konntest? Gibt es etwas zu Vergeben und zu Verzeihen? Kannst du in diesen Prozess Liebe hineinschicken nach so vielen Jahren? Magst du die eigenen Anteile neu in den Blick nehmen und bewerten? Was ist dein eigener Anteil am Zustand der Gärung?

Wenn ich an den Frühling denke geht es darum, den Garten zu bestellen. Kompost ist dabei sehr förderlich. Ich kann für mein Leben in den Blick nehmen, was wachsen will. Es ist immer noch möglich, etwas zu säen und am Ende zu ernten. Vielleicht muss ich die Anbaumethoden anpassen, aber das kann ich ja mal beschließen und probieren. Ich wünsche dir ein erfolgreiches und fröhliches Kompostieren deiner inneren Bioabfälle.

 

Samstag, 24. April 2021

Wer teilt mit mir?

Als Kind musste ich teilen. Teilen war negativ besetzt. Ich wollte mehr, durfte aber nicht. Bei anderen Kindern blutete das Herz. Sagte meine Mutter: "Du machst bei Stefan das Herz an'bluten." Ich konnte mir das an'bluten nicht vorstellen. Mir wurde es rot vor Augen. Ich bekam einen Schwächeanfall und - ich teilte. Lieber teilen als durch Missfallen bestraft werden. "Wenn du nicht teilst, bekommst du nie wieder etwas." "Außerdem beleidigst du Gott!" Ich wollte Gott nicht beleidigen und auch weiterhin etwas bekommen. Also teilte ich - widerwillig! Beim Teilen bleibt ja nur ein Teil übrig.
Ich durfte nicht etwas abgeben! Nein, teilen hieß 'gerecht teilen'. Für jeden die Hälfte. Noch besser war es, wenn die Hälfte des anderen Kindes größer war. Dann hat mich meine Mutter geliebt! Erst dann. Alles vorher war selbstverständlich.
Nicht teilen - geht gar nicht! Entzug von Liebe und materiellen Zuwendung
Etwas teilen - noch schlimmer! Das zeigt, wie geizig ich bin. Folge: Auch Mutter geizt - als Strafe.
Gerecht teilen - immerhin! Die Welt bleibt so gerade in Ordnung. Folgen: Waffenstillstand
Wenig für mich - das ist der eigentliche Maßstab! Folge: Frieden in der Familie verbunden mit ein wenig Stolz.

Und heute? Wie schön, wenn ich teilen darf. Teilen verbindet! Es gibt eine andere Art des Teilen, die nichts mit Zwang zu tun hat. Teilst du mit mir eine Pizza? Für mich allein ist sie zu groß! Teilst du mit mir meine Freude? Ich habe eine Gehaltserhöhung bekommen! Teilst du mit mir die Zeit? Ich habe gerade so viel davon und bin gerne mit dir zusammen. Teilen ohne Hintergedanken. Teilen ohne Wertung. Teilen ohne Folgegeschäfte. Teilen, weil es verbindet und Freude macht.

Manchmal kommt mir der Weg meiner menschlichen Entwicklung steinig vor. Wie eine lebenslange Selbsttherapie mit freundlicher Außenunterstützung! Wege aus traumatischen Erlebnissen teilen zu dürfen ist übrigens auch ein Geschenk. Verbindet und heilt!
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Mittwoch, 21. April 2021

Erst zentrieren und durchatmen, dann loslegen!



Hast du schon einmal bemerkt, dass du die gleiche Tätigkeit mal mit Energie und Kraft locker bewältigst und ein andermal nur mit großer Mühe und Anstrengung?
Also, du stehst in der Küche und bereitest das Essen zu. Voller Freude liest du dein Rezept. Du schaust in den Kühlschrank, ob alle Zutaten da sind. In deiner Phantasie entsteht das Bild eines wunderbaren Gerichtes auf einem schön gedeckten Tisch. Deine Familie oder die Gäste schauen erwartungsvoll auf das Wunder, das du gewirkt hast. Nach den ersten Gabeln vernimmst du ein Ah! und Oh! Mit diesem inneren Bild und dem beglückenden Gefühl stellst du dich an den Herd und zauberst fast ohne jede Anstrengung dein Essen.
Ein paar Tage später stehst du wieder in der Küche. Du liest dein Rezept, du schaust in den Kühlschrank ... und du merkst: Etwas fehlt! Du freust dich nicht. Du bekommst kein Bild vom Ergebnis. Die Familie erscheint dir als undankbar. Die Zutaten erfüllen nicht deine Erwartungen. Du kochst und hoffst, du bekommst alles noch irgendwie fertig. Mühselig und angestrengt vollziehst du jeden Arbeitsschritt. Das Essen kommt auf den Tisch und du bist nur froh, wenn du anschließend deine Ruhe hast.
Der Zuschauer deines Filmes sieht zwei fast identische Szenen. Aber wenn der Zuschauer in dein Inneres hineinblicken könnte, würde er einen großen Unterschied wahrnehmen. Die erste Szene wäre gefüllt von Leben und Freude und die zweite Szene trist und grau.
Mich erinnert das an die erste Geschichte in der Bibel. Die Menschen leben im Paradies und arbeiten in diesem Garten voller Liebe und in Verbundenheit mit dem Schöpfer. Nach dem Essen von der verbotenen Frucht verwandelt sich das Paradies in einen Ackerboden, der kaum zu bewältigen ist. Die hilfreichen Engel verschwinden und sie fühlen sich ausgestoßen und verloren in einer kalten Welt.
Manchmal sagst du vielleicht selber: „Ich bin nicht im Vollbesitz meiner Kräfte.“ Wenn dir die Kraft fehlt, wird das Leben zu einer Anstrengung. Wenn du in der Freude bist, wird jede Arbeit zum Spiel und du erlebst dich wie im Flow. Wenn die Anforderungen jedoch anwachsen kann es sein, dass du mehr und mehr den Bezug zu deiner Mitte verlierst.
Wenn dir das Kartoffelschälen keine Freude mehr bereitet und du lustlos mit dem Löffel in der Sauce rührst, wird es Zeit, dass du eine Pause einlegst. Tank erst mal wieder auf! Stell dich in deinen Sonnenraum! Suche einen Wohlfühlort auf und tu erst einmal – nichts! Dein Sonnenraum kann ein äußerer Ort sein wie die Bank vor der Tür, ein Sessel im Wohnzimmer oder ein Platz  unter einem Baum. Dein Sonnenraum braucht jedoch zugleich eine innere Entsprechung. Im Sessel deines Wohnzimmers schließt du die Augen und wendest dich nach innen. Du visualisierst Licht und Wärme. Die angestrengte und überforderte Person in dir bittest du, für einen Moment zur Seite zu treten. Du könntest sie in die Küche schicken und von deinem Sessel aus betrachten. Von deinem Sessel aus schaust du wohlwollend auf die Person in der Küche, die sich gerade abmüht und keine Kraft hat. Dieser Person in der Küche schickst du Aufmerksamkeit und Anerkennung. Du selbst in deinem Sessel weißt, dass alles sich zum Guten wenden wird, denn du bist ja weise. Wenn du die Mitte wieder gefunden hast in deinem Sonnenraum kannst du diesen Menschen in der Küche ja ein wenig unterstützen. 
Wie oft höre ich: „Das muss ich erst noch fertig machen, dann gönne ich mir eine Pause!“ Im Hintergrund klingt bei mir: „Ich muss mich erst noch fertigmachen, dann kann ich eh nicht mehr!“ Arbeiten bis zum Anschlag. Die Pause musst du dir verdienen. Dann kann ich nur sagen: Umgekehrt! Umgekehrt! Nur mit der Pausenstimmung kommst du gut in deine Arbeit. Ohne innere Anbindung an deinen Sonnenraum wird das Leben zum Krampf. Dann höre ich: „Aber ich muss doch ...“ Überprüf einmal deine Glaubenssätze. Von wem stammen diese Aussagen? Spricht da deine Mutter oder dein Vater?
In der Mitte deines Sonnenraumes bist du unangreifbar für das schlechte Gewissen und die ständige Pflichterfüllung. Da ist Platz für dich. Da tankst du auf. Da bist du einfach da!

Montag, 19. April 2021

Halb voll oder halb leer?

Ärgere dich nicht darüber, dass der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern freue dich darüber, dass der Dornenstrauch Rosen trägt. (aus Arabien)


Ärgere dich nicht darüber, dass die falschen Politiker an der Regierung sind, sondern freue dich darüber, dass eine Regierung auch falsche Politiker verträgt.
Ärgere dich nicht darüber, dass Papst Franziskus bislang so wenig Reformen umgesetzt hat, sondern freue dich darüber, dass trotz der wenigen Reformansätze Papst Franziskus seine gute Laune noch nicht verloren hat.
Ärgere dich nicht über deinen Nachbarn, der mit seinem Grill die Luft in deinem Garten verpestet, sondern freue dich darüber, dass trotz des Grills dir genügend Luft zu atmen bleibt.
Ärgere dich nicht darüber, dass deine erwachsenen Kinder dich nicht mehr anrufen, sondern freue dich darüber, dass deine Kinder ein so sinnvolles Leben führen, dass für Anrufe keine Zeit bleibt.
Ärgere dich nicht über das katastrophale Fernsehprogramm, sondern freue dich darüber, dass trotz des katastrophalen Fernsehprogrammes du noch Lust auf gute Unterhaltung hast.
Ärgere dich nicht über einen schlechten Service im Lebensmittelmarkt, sondern freue dich über einen Lebensmittelmarkt, in dem du noch das eine oder andere Produkt findest, das dein Herz erfreut.
Ärgere dich nicht darüber, dass du irgendwann sterben musst, sondern freue dich darüber, dass bis zu dem Zeitpunkt noch ein paar Atemzüge machen darfst und heute dein Leben genießt.

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Samstag, 17. April 2021

Dein innerer Schatzhüter!




Der Held eines Märchens macht sich auf den Weg, um einen Schatz zu finden. Nach der Bewältigung zahlreicher Aufgaben stößt er irgendwann auf den Schatzhüter. Außermenschliche Wesenheiten wie Drachen, Zwerge, Gnome oder Feen sind in der Regel für diese Aufgabe zuständig. Sie halten die kostbaren Dinge zusammen und passen auf, dass kein Unberechtigter sich diese Schätze aneignet.
Welche Qualitäten braucht ein Schatzhüter? Nun, er kennt sich bestimmt aus mit den menschlichen Schwächen wie Gier und Neid. Er ist mutig und stellt sich entschlossen jedem Eindring entgegen. Auch sein Leben setzt er dabei aufs Spiel. Er weiß um die Qualität und Bedeutung seines Schatzes und kennt hoffentlich jedes noch so kleine Teil. Er weiß von zahlreichen Sicherungstechniken und ist immer wachsam.
So weit zum Schatzhüter im Märchen und jetzt zu dir und mir. Auch du trägst einen Schatz in dir. Du bist so kostbar und wertvoll. Du bist so liebenswert! So einmalig! Kannst du vor dem Spiegel stehen und dich anschauen und alle Qualitäten sehen, die in dir schlummern? Oder findest du das peinlich? Du siehst eher deine Defizite? Die Körperteile, die du nicht magst? Du denkst oft, dass du etwas nicht richtig gemacht hast? Es hat nicht ausgereicht?
Manchmal bewegst du dich im Bewertungsmaßstab der Schulnoten von befriedigend über ausreichend bis mangelhaft und ungenügend. Leider sind wir von diesem Notensystem sehr geprägt. Solche Noten findest du nie: hervorragend, super, toll, klasse, außerirdisch. Da fehlt außerdem ein Satz, der vor und über allen Bewertungssätzen steht. „Bevor ich dir eine Note gebe sage ich dir, dass ich dich liebe! Und das ist mir wichtiger als jede Bewertung.“ Stell dir doch einmal vor, dass als erster Satz auf jedem deiner Schulzeugnisse stehen würde: „Du bist ein wertvoller Schatz unserer Schulgemeinschaft. Wir freuen uns, dass du da bist und wünschen uns, dass du dich hier bei uns wohlfühlst. Was wir dafür tun können, wollen wir dir gerne anbieten. Und wenn du etwas vermisst, dann sprich uns gerne an. Es ist uns eine Ehre, dass du diese Schule ausgewählt hast.“
Stell dir vor, dass du einen solchen Satz auf deinem Zeugnis lesen würdest. Welche Bedeutung hätten dann noch die klassischen Noten? So sehen unsere Zeugnisse leider bis heute noch nicht aus. Dein Leben wurde geprägt von Noten sehr gut bis ungenügend - ohne den wertschätzenden Vorsatz.
Im Wort Wertschätzung verbergen sich „Wert“ und „Schatz“. Kannst du dich selber gut wertschätzen? Wenn ja, dann bist du in deiner Kindheit gut genährt worden oder du hast dich prächtig entwickelt trotz schlechter Noten. Herzlichen Glückwunsch!
Vielleicht gehst du aber eher kritisch mit dir um. Ständig finden in dir Gerichtsverhandlungen statt mit dem Urteil: „Schuldig!“ Ich lade dich ein, dass du dich von diesem selbstzerstörerischen Spiel verabschiedest. Es hat genug Schaden angerichtet. Und es ist ungesund für Körper, Geist und Seele und hilft dir nicht bei deiner Weiterentwicklung.
Ich lade dich ein, dass du jetzt einmal Kontakt aufnimmst mit deinem Schatzhüter, deiner Schatzhüterin in dir. In dir gibt es eine Instanz, die genau weiß, worin deine Qualitäten bestehen. Sie passt auf dich auf, dass dich niemand kränkt oder verletzt. Sie verhindert aber auch manchmal, dass du auf deine Schätze zugreifen kannst. Du brauchst eine gute Verbindung zu ihr, damit du nicht ständig vor verschlossenen Türen stehst.
Bist du schon mal einem Schatzmeister oder Kassierer in einem Verein begegnet oder sogar selber einer gewesen? Wie gehen diese mit dem Geld um? Verteilen sie großzügig den Bestand bis nichts mehr da ist? Oder halten sie alles zusammen und feilschen um jeden Euro, den sie herausrücken sollen?
Ihr Job besteht darin, das Eigentum eines Vereins zu verwalten und zu beschützen. Aufpassen, dass nichts einfach so wegkommt. Nicht ohne Erlaubnis, ohne Sinn oder ohne Erklärung. Dabei kann ein Schatzmeister übertreiben in die eine oder andere Richtung. Er muss ja schließlich am Ende der Periode dafür Rechenschaft ablegen.
In dir gibt es auch so einen Schatzhüter, einen Schatzmeister, der aufpasst und abwägt. Ich möchte dir empfehlen, dass du dich mit ihm gut stellst. Wenn er dich mag, dann kann er sehr großzügig sein. In den Märchen werden Schatzhüter manchmal mit Brot oder Schmeicheleien gefüttert, damit sie ihre Achtsamkeit verlieren. Ein Schatzhüter kann zum Türöffner werden, wenn du ihn freundlich behandelst. Du möchtest ja schließlich einen Zugang erhalten zu deinen inneren Schätzen, oder?
Hast du schon einmal Kontakt zu dieser inneren Instanz aufgenommen? Ist sie bei dir männlich oder weiblich? Wo wohnt sie in deinem Körper und wie fühlt sie sich an? Was mag sie und was mag sie überhaupt nicht? Mit welchen Sätzen und Angeboten könntest du einen Zugang finden? Wirst du einen Drachen treffen oder doch eher einen Gnom oder eine gute Fee?
Wenn du dich vor einen Spiegel stellst, dich anschaust und dich so überhaupt nicht magst, dann macht dein Hüter einen tollen Job. Er hält dich fern von allen inneren Schätzen der Wertschätzung deiner selbst. Möchtest du, dass es so bleibt, oder hättest du lieber eine kleine Änderung? Wenn du magst, dann spreche ich jetzt mal mit ihm.
„Hallo Schatzhüter von (hier setzt du deinen Namen ein). Du machst einen tollen Job. Danke, dass du so gut auf alle diese Schätze im Inneren deines Menschleins aufpasst. So kann nichts verlorengehen. Und du bist ein wundervolles Wesen. Wie lange schon achtest du darauf, dass nichts passiert, was deinem Menschlein schaden könnte. Ohne dich wäre es da drinnen bestimmt ganz leer. Du bist ja schließlich extra gekommen, weil dein Menschlein oft beschimpft wurde mit solchen oder ähnlichen Sätzen wie: ‚Sei vorsichtig! Mach das richtig! Kannst du nicht aufpassen!’ Solche Kränkungen kann auf die Dauer niemand ertragen. Da ist es besser, die innere Tür sicher zu verschließen.
Lieber Schatzhüter von ... Jetzt ist dein Menschlein im Laufe der Jahre ein erwachsener Mensch geworden. Kannst du wahrnehmen, wie er vor dem Spiegel steht und ständig Zweifel an sich hat und sich in Frage stellt? ‚Bin ich in Ordnung, so wie ich bin? Muss ich etwas verändern?’ Wenn du dann immer die Tür zum Schatz zuhältst kann dein Mensch wirklich verzweifeln. Er glaubt tatsächlich, dass da gar nichts vorhanden ist. Nur, weil du deinen Job so gut machst, fühlt sich dein Mensch irgendwie klein und unbedeutend. Ich möchte dich einladen, die Tür einfach mal zu öffnen. Schau, wie dein Mensch sich auf einmal freut, wenn er die vielen Schätze sieht. Hol doch mal die eine oder andere Kostbarkeit heraus!“
Und jetzt möchte ich dich einladen lieber Lesemensch, dass du die Stimme deines inneren Schatzes hörst. „Hallo du ...! Du ... bist so kostbar und wertvoll. Wie schön, dass du da bist auf dieser Welt. Du ... bist mein Baby und mein Engel. Ich bin so gerne mit dir zusammen. In deiner Nähe fühle ich mich frei und geborgen zugleich. So lange wollte ich dir das schon sagen, aber der Schatzhüter hat mich nicht gelassen. Er dachte, es sei besser, die Türe zu schließen, damit eine eventuelle Verurteilung oder Bewertung nicht so weh tut. Leider hat er damit auch verhindert, dass ich dir Liebe schenken konnte. Aber jetzt darf ich ein wenig nachholen und nachnähren. Siehst du, wie der Schatzhüter staunt! Siehst du, wie er sich mit dir freut? Er darf mal Pause machen von seinem anstrengenden Job. Du bist ja auch inzwischen erwachsen. Du kannst es verkraften, wenn dich mal jemand nicht so liebevoll ansieht. Was hältst du davon, diesen Kanal offener zu halten? Das würde mich freuen. Ich hätte es viel leichter und ich könnte dir immer wieder etwas Nettes ins Ohr flüstern. Dein Schatzhüter könnte mich dabei unterstützen. Vielleicht als Übersetzer? Oder Postbote? Du könntest dir dann sagen, wie gerne du dich selber hast. Ist das ungewöhnlich? Neu für dich? Genieße es einfach! Du mein Baby und mein Schatz und mein Engel. Schön, dass ich bei dir sein darf!“
Wenn du Zugang bekommst zu deinen inneren Schätzen, kannst du mit deinem Schatzhüter besprechen, wie er seine Aufgabe verändern kann. Eigentlich geht es mir ja um den Schatz in dir und nicht um den Hüter. So ist das auch in den Märchen. Am Ende soll der Schatz gehoben werden. Aber der Weg dahin führt über den Schatzhüter. Eigentlich bist du ja selber dieser Schatz in dir. Du kannst zu diesem Anteil sprechen und dieser Anteil kann zugleich mit dir reden. Oder du sprichst einfach mit dir selbst.
So nebenbei fällt mir ein, dass die Natur auch den Schatzhüter kennt. Die Kastanie wird beschützt durch einen stacheligen Mantel. Die Erbsen haben ihre Schoten und die Nüsse ihre Schale. Das Innere will behütet sein. Zugleich liegt es als Geschenk für dich bereit. Du musst nur den Schatzhüter beachten und es auspacken.
Jesus sagt im Thomasevangelium: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ In dir gibt es also eine ganze Welt voller Liebe und Wertschätzung. Ich wünsche mir, dass du diesen Schatz entdeckst und für dein Leben nutzt. Als kleines Baby hast du diese Wahrheit noch wie selbstverständlich verkörpert aber durch die abweisenden Erlebnisse in der Kindheit verloren. Als erwachsener Mensch darfst du nun diese wunderbare Wahrheit wieder entdecken.
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Freitag, 16. April 2021

Jenseits von richtig und falsch!

Nach der Trennung von einem Lebenspartner kommt irgendwann so ein Punkt der Akzeptanz oder sogar der Versöhnung. "Es war nicht der Richtige!" Wenn ich diesen Satz höre spüre ich so einen Schauer und ein inneres "Halt! Stopp!" Stimmt das wirklich?

Ich fahre in den Urlaub und stelle fest, dass es nicht die richtige Ferienwohnung war. Es war nicht das richtige Restaurant und ich habe nicht das richtige Essen ausgewählt. Ständig kann ich etwas nicht richtig machen. Ich entscheide mich für die Straße, die in den Stau führt. Ich gehe in den Supermarkt, der ein bestimmtes Produkt, das ich möchte, nicht führt. Ich wähle ein Kleidungsstück aus, dass eine Nummer zu klein oder zu groß ist. Eine falsche Straße ist vielleicht noch zu verkraften. Aber der "falsche" Lebenspartner?
Richtig und falsch erlebe ich als Wertung. Und oft als eine Abwertung. Meine Alternative dazu heßt, dass ich lieber sage: "Ich habe mich entschieden!" Ohne eine Bewertung, ob es richtig oder falsch ist. Und auch ohne Angst vor den Kategorien richtig oder falsch. In dem Augenblick, wo ich die Entscheidung treffe, fühlt es sich stimmig an und ist einigermaßen durchdacht. Mir reicht es auch aus, wenn es so ungefähr ist.
Beobachte dich doch einmal selbst. Wann stellt sich bei dir ein Zufriedenheitsgefühl ein? Reicht es dir aus, wenn eine Ferienwohnung so ungefähr passt? Wenn zwei oder drei wichtige Kriterien erfüllt sind? Oder suchst du immer nach der perfekten Lösung und bist dann enttäuscht, wenn sich dein ganzer Aufwand nicht gelohnt hat. Wenn es noch eine bessere Lösung gegeben hätte. Wenn sich bei dir der Eindruck einschleicht: "Es war nicht der Richtige! Oder - es war nicht die richtige Entscheidung!" Wann also stellt sich bei der der Punkt ein, wo du einfach JA sagen kannst und es ist in Ordnung für dich.
Suchst du den perfekten Ehemann, die perfekte Ehefrau? Die perfekten Kinder? Das perfekte Produkt? Stehst du am Ende vor einer Alternative A oder B? Du entscheidest dich irgendwann für A und bist doch nicht so zufrieden damit. Du trauerst dem B hinterher?
Mir hilft die Vorstellung und die Absicht, immer mehr auf den Richtigen und Falschen zu verzichten. Ich entscheide mich für meine Entscheidung. Punkt! Richtig und falsch schafft im Kopf Blockaden und Hindernisse. Mir hilft die Erkenntnis: Es ist, was es ist. Alles hilft und jede Entscheidung dient meiner Weiterentwicklung. Ich achte darauf, gut mit mir und den anderen umzugehen.
Und wenn ich auf richtig und falsch noch nicht völlig verzichten kann, dann erinnere ich mich daran, dass es im Augenblick der Entscheidung für mich sich richtig angefühlt hat. Und dazu kann ich stehen
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Donnerstag, 15. April 2021

Wenn ihr mich sucht ihr findet mich im Zwiespalt

Manchmal begegne ich einer Freundin.
Ich grüße ganz freundlich und bin zugewandt.
Dann bin ich ganz da und das fühlt sich ganz schön an.

Manchmal begegne ich einer Freundin.
Ich grüße ganz freundlich und merke eine Mühe.
Ich bemühe mich, ganz da zu sein.
Und schaffe es nicht, weil ein Teil von mir woanders ist.

Ich bin bei der Arbeit, die vor mir liegt.
Ich klebe an einem Problem, das ich nicht lösen kann.
Ich bin gerade in einer Kränkung.
Ich fühle mich einfach so nicht wohl - ohne Grund.

Dann befindet sich wohl ein Teil von mir in einer Spalte.
Ich bin abgetaucht und nicht so ganz da.
Wenn ich so in einem "Zwiespalt" bin.
Dann freue ich mich, wenn mich jemand sucht und dort besucht.

Das ist dann leichter, diesen "Zwiespalt" zu verlassen.
Den Weg aus der Spalte zu finden und wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Wieder handlungsfähig zu sein und die Verantwortung zu übernehmen.

In der "Zwiespalte" stecke ich fest, wenn ich mich zwischen zwei Dingen entscheiden muss.
Mache ich A oder doch besser B.
Je länger ich dort stehe, desto mehr tut sich der Spalt auf.

Und? Wie lange brauchst du an der Stelle zwischen A und B bis sich der Spalt auftut?
Oder bekommst du immer noch früh genug die Kurve und bleibst handlungsfähig?

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Dienstag, 13. April 2021

Bald ist alles wieder gut!

Wirst du als Erwachsener noch genug getröstet? Oder hast du es dir im Laufe deiner Jahre angewöhnt, mit deinem Traurig sein alleine klarzukommen.
Als Kinder sind wir zu unseren Eltern gerannt oder zu den netten Erzieherinnen im Kindergarten. Jemand hat uns verletzt. Wir haben geweint und wurden getröstet. Einmal auf den Arm und gestreichelt werden. Tränen abtrocken und sich schneuzen in ein großes Papataschentuch und "alles ist wieder gut". Als Kinder waren wir Profis in diesem herrlichen Selbstreinigungsprozess.
Doch dann wirst du älter und du gehst nirgendwo mehr hin. Vielleicht noch zur Freundin, zum Freund und der sagt dir dann in Erwachsenensprache: "Bald ist alles wieder gut!" Manche trauen sich auch noch zu, sich dabei in den Arm zu nehmen. Aber später? Als Erwachsener? Also so richtig Erwachsener? Wo kannst du da hingehen und einfach mal so richtig losheulen, bei einem Gegenüber, der das aushält und einfach nur hält!
In jedem von uns wohnt die Seele eines Kindes mit alten und neuen Kränkungen und Verletzungen. Du schaffst es nicht, ungekränkt durchs Leben zu gehen! Ich wünsche dir und mir, dass der innere Ozean der Tränen gute Abflüsse findet sprich - die Traute und einen guten Halt!
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