Translate

Sonntag, 10. Dezember 2023

10. Impuls im Advent: Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch. (Erich Kästner)

Im Advent möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das Ziel in Bethlehem. Ich möchte dem Kind begegnen und wahrnehmen, was dann geschieht. Die Hinweise dafür geben die "Kinder" auf der Straße, das "Kind" in dir, das "Kind" in mir und  "Kinderweisheiten" von Menschen in der ganzen Welt.

Erwachsen werden und Kind bleiben? Wie kann das gehen? Eine spannende Frage immer wieder neu.
Als Kind denkst du: "Wenn ich einmal groß bin dann..." Die Vorstellung ist verbunden mit Vorfreude und Freiheit. Du freust dich, weil du dann größer bist und alles kannst. Du musst niemanden mehr fragen oder um Hilfe bitten.
Du wirst Jugendlicher und der Freiheitsdrang verstärkt sich. Du möchtest keine Erlaubnis deiner Eltern mehr einholen. Du willst dir nichts mehr vorschreiben lassen. Du möchtest dir auch keine so "wertvollen" und gut gemeinten Tipps anhören. Du willst nicht mehr gezwungen werden, ständig Rede und Antwort zu stehen für das was du denkst und tust. Es spitzt sich mehr und mehr zu bis zu dem Tag wo du aufatmest und sagst: "Endlich! Ich bin erwachsen! Ich bin frei!"
Dann bist du Erwachsen und entscheidest selbst. Ja wohl! Und dann? Es tauchen aus der Ecke des Herzens oder des Bauches manchmal so kleine Ängste und Unsicherheiten auf. Dein große Klappe wird etwas leiser. Du bist ratlos, dass du dich einfach nicht entscheiden kannst. Du hast Angst vor dem Weg in deine Freiheit und die erwachsene Wirklichkeit fühlt sich so verantwortungsvoll an. Auf der anderen Seite entdeckst du hin und wieder deine kindliche Freude. Du siehst Kinder beim Ballspielen und kickst mit wie früher. Du kaufst dir eine riesige Pizza und haust rein wie ein kleines Mädchen oder kleiner Junge. Du entdeckst etwas ganz Wertvolles: Sowohl das kleine übermütige Kind als auch die ängstliche Variante ist nicht verschwunden. Du bist zwar kein Kind mehr, aber das Kindliche bleibt dir erhalten. Das Kind in dir meldet sich von Zeit zu Zeit: Wenn du dich tierisch freust, wenn du auf einmal in Panik gerätst, wenn du überreagierst in manchen Situationen, wenn es nicht "erwachsen" wirkt, was du tust, dann ist das der "Kleine" oder die "Kleine" in dir.
Mein Impuls für heute: Kennst du schon deine innere Familie? Welche Kinder hast du? Wie heißen sie? Wie alt sind sie? Wann melden die sich zu welchen Themen? Du wirst überrascht sein, wie voll die Bude auf einmal wird!
Du kannst dich gar nicht dagegen wehren, du bist Erwachsen und Kind zugleich. Du kannst allerdings im Laufe deines Lebens das Bewusstsein für die inneren Kinder verlieren. Das Leben wird farbenfroher und verständlicher, wenn du sie wieder entdeckst. Viel Freude damit!
www.matthias-koenning.de

Samstag, 9. Dezember 2023

9. Impuls im Advent: Der Mensch ist kein Findelkind - Gott ist sein Vater. (Giovanni Papini)

Im Advent möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das Ziel in Bethlehem. Ich möchte dem Kind begegnen und wahrnehmen, was dann geschieht. Die Hinweise dafür geben die "Kinder" auf der Straße, das "Kind" in dir, das "Kind" in mir und  "Kinderweisheiten" von Menschen in der ganzen Welt.

 Hast du das auch einmal gedacht: Ich bin ein Findelkind? Ich bin gar nicht der Sohn oder die Tochter meiner Eltern! Ich bin so anders als die! Ich bin bestimmt adoptiert. Das kann gar nicht anders sein. Solche Gedanken tauchen vor allem dann auf, wenn du dich so unverstanden fühlst. Du hast einen Wunsch oder ein Bedürfnis. Du möchtest länger aufbleiben, später nach Hause kommen, ein zusätzliches Eis oder irgendeinen anderen Wunsch. Deine Eltern wehren deine Wünsche unfreundlich ab: "Das geht so nicht!" "Was stellst du dir vor?" "Wer soll das alles bezahlen!" "Werde erst einmal groß!" Sie sagen lauter Dinge, die du als Kind überhaupt nicht verstehst.
Vielleicht lachen deine Eltern dich sogar aus. "Du bist doch schon groß!" "Du bist noch so klein!" Und wieder verstehst du nicht, was deine Eltern damit meinen. Du fühlst nur die Ablehnung und es kommen Ärger, Wut und Trauer hoch. Du möchtest weinen aber es lohnt sich nicht, weil es keine Schulter gibt an der du dich ausweinen kannst. Was machst du? Du kriechst unter deine Bettdecke und weinst still deine einsamen Tränen. Die Folgen? Du denkst, du seist ein Findelkind.
Echte Eltern würden nicht solche Sachen sagen und so schreckliche Dinge von dir erwarten. Das machen Fremde. Echte Eltern lieben dich ohne wenn und aber! In dir wächst die Überzeugung: Deine echten Eltern sind ganz andere Menschen. Du flüchtest dich in einen Traum von ganz lieben Eltern, die ganz viel Verständnis für dich haben. Das ist dann dein Trost!
Aber du wachst auf und das Leben geht weiter. Du siehst deine Eltern und sie sind wieder gut zu dir. Die Geschichte von gestern ist vergessen. Vergessen? Mitnichten! Bei deinen Eltern bestimmt! Aber bei dir nicht. Diese Erfahrung von Zurückweisung und Ablehnung brennt sich in deine Seele ein. Und du fasst einen Entschluss: "Wenn ich einmal erwachsen bin, dann werde ich meine Kinder lieben so wie sie sind." Oh je! Aus Erfahrung weiß ich, dass das auch nicht gut geht. Was kann da entlasten?
Giovanni Papini meint, dass wir Menschen keine Findelkinder sind, sondern einen Vater haben, der sich Gott nennt. Wir könnten genausogut oder besser auch Mutter sagen. Es existiert also eine "göttliche Elternschaft". Und das ist gut so!
Deine leiblichen Eltern werden dadurch entlastet. Sie können und wollen nicht alles für dich sein. Sie sind Menschen mit Fehlern und Schwächen. Und sie können sehr mittelmäßige Eltern sein. Zum Glück gibt es so etwas wie eine göttliche Rückversicherung. Deine Quelle und dein Ursprung liegt in Gott. Und das ist etwas völlig Heiles und Ganzes. Wenn du dich an diesen Ursprung zurückerinnerst kannst du deine leiblichen Eltern loslassen und deinen eigenen Weg gehen.
Der Impuls für den Tag: Erinnerst du dich an solche "Findelkinderphasen" in deinem Leben? Wie sind sie noch in dir wirksam und was hast du schon überwunden und verarbeitet?
www.matthias-koenning.de

Freitag, 8. Dezember 2023

8. Impuls im Advent: Ich liebe die Kinder, sagt Gott, weil mein Bild in ihnen noch nicht getrübt ist. (Michael Quoist)

Im Advent möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das Ziel in Bethelehem. Ich möchte dem Kind begegnen und wahrnehmen, was dann geschieht. Die Hinweise dafür geben die "Kinder" auf der Straße, das "Kind" in dir, das "Kind" in mir und  "Kinderweisheiten" von Menschen in der ganzen Welt.

Die Frage finde ich spannend: Wie denkt Gott über uns? Macht er einen Unterschied wenn er einen Erwachsenen sieht oder ein Kind? Michael Quoist glaubt, dass Kinder noch ein ungetrübtes Bild von Gott haben.
Ich stelle mir vor, dass ich vor einem Spiegel stehe und das Glas ist getrübt. Ich kann mich nur noch so ungefähr erkennen. Je trüber das Glas, desto weniger wird von mir sichtbar. Die Augen verschwinden, der Blickkontakt geht verloren und irgendwann gibt es nur noch Schemen, die alles und nichts sein können. Irgendwann stehst du vor deinem trüben Spiegel und in dir taucht die Idee auf, dass du gar nicht existierst, denn du siehst dich ja nicht mehr.
Als Kinder hatten wir alle sozusagen einen direkten Draht zu Gott. Vielleicht war es nicht einmal ein Bild, sondern eher ein Lebensgefühl. Das ließ sich nicht sprachlich ausdrücken sondern eher umschreiben. Es fühlte sich sicher an, großartig, voll, geborgen, wie eine Kuscheldecke und wie die Sonne; vielleicht wie ein überraschend auftauchender Regenbogen oder wie Hineinbeißen in ein frisches Marmeladenbrot. Du kanntest das Wort "Gott" nicht, aber du wusstest genau, worum es ging.
Dann kamen die Erwachsenen und erzählten etwas von einem Wesen, das sie auch "Gott" nannten. Es war ein für dich unbekannter Gott. Sie erzählten von einem Wesen, das alles sieht und auch überall genau hinschaut. Dieses Wesen freut sich, wenn du gut bist und ist traurig, wenn du böse bist. Dieses Wesen mag nicht, wenn du nascht oder dich zankst. Und dieses Wesen fordert ein, dass du es regelmäßig in einem großen Haus besuchst. Dort versteckt es sich dann und die Erwachsenen behaupten einfach, es sei doch da. Du findest dieses Wesen der Erwachsenen seltsam, aber mit großer Ernsthaftigkeit machen sie dir klar, dass dein Leben davon abhängt, sich damit gut zu stellen und nichts falsch zu machen.
Dann merkst du, wie nach und nach deine erste Liebe zu dem "Gott ohne Namen" verlorengeht. Er verschwindet unbemerkt wie das trübe Glas in deinem Spiegel und wird ersetzt durch einen "Gott mit Namen", der aber nicht mehr dem Lebensgefühl entspricht, was du einmal hattest.
Und dann? Du wirst erwachsen und irgendwann sagst du dir: Das kann nicht sein, was die Erwachsenen da so behaupten. Du schüttelst dich und entfernst dich mehr und mehr von dem trüb gewordenen Spiegelbild. Und dann fängt deine Lebensreise erst so richtig an. Du denkst nach, ob etwas von dem, was die Erwachsenen sagten, stimmt. Du erinnerst dich an den "Gott ohne Namen" und machst dich vielleicht auf die Suche. Du machst aber vielleicht auch Pause weil du zu verwirrt oder ärgerlich bist.
Michael Quoist meint, dass Gott die Kinder liebt, weil das Bild noch ungetrübt ist. Es geht um den Fluss der Liebe. Die Liebe kann nur fließen, wenn es ein Gefühl von Verbundenheit gibt. Enttäuschungen und Irritationen führen zur Trennung.
Weihnachten ist von daher ein tolles Angebot. Geh zurück zu den Wurzeln, zurück zum Kontakt mit dem Kind, zurück zum ersten Fließen der Liebe. Es ist nur ein Angebot und eine Einladung. Einfach mal schauen was geschieht, wenn du zugleich ein Erwachsener bist und ein Kind.
Mein Impuls für heute: Erinnerst du dich an deinen "Gott ohne Namen"? Welches Lebensgefühl hat er in dir geweckt? Und welche Vorstellungen haben dir dann die Erwachsenen gegeben? Wo bist du jetzt bei deiner Suche?
www.matthias-koenning.de

Donnerstag, 7. Dezember 2023

7. Impuls im Advent: Kinder sind wie eine Brücke zum Himmel. (Aus Persien)

Im Advent möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das Ziel in Bethlehem. Ich möchte dem Kind begegnen und wahrnehmen, was dann geschieht. Die Hinweise dafür geben die "Kinder" auf der Straße, das "Kind" in dir, das "Kind" in mir und  "Kinderweisheiten" von Menschen in der ganzen Welt.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir Erwachsene den Zugang zum Himmel verloren haben. Wir kommen daher, aber wir kennen nicht den Weg zurück. Du sammelst im Laufe deines Lebens viele Enttäuschungen und Kränkungen ein und versuchst, einigermaßen damit klarzukommen. All das, was dich gestärkt hat und was dich mit Dankbarkeit erfüllt gerät schnell aus dem Bewusstsein. "Ach ja, wir hatten es manchmal ganz schön schwer!" Die Eltern haben uns nicht verstanden. Sie hatten keine Zeit für unsere Geschichten. Sie haben uns oft nicht ernst genommen. Als Erwachsene haben wir uns dann geschworen, dass wir es anders machen. Wir öffnen unser Herz für Kinder! Wir hören zu! Wir haben Zeit!
In der Beratung von Menschen habe ich manchmal das Gefühl, als ob die Brücke zum Himmel abgebrochen oder verschwunden ist. Da gibt es dann viele Klagen und viele Enttäuschungen und den Himmel in den Blick zu nehmen ist bisweilen ein ganz schön mühsames Geschäft. Den Himmel musst du dir da mühsam zurückholen, wieder erarbeiten! Das ist der schwere Weg. Das ist der Weg der Arbeit, Stufe um Stufe, Schicht um Schicht.
Kennst du den leichten Weg? Wenn du einem Kind einfach nur zuschaust geht es viel leichter. Du vergisst dein eigenes Leiden und die Brücke zum Himmel erscheint wie von Zauberhand. Nicht umsonst schauen wir das Kind in der Krippe an. Die Propheten haben den schweren Weg der harten Arbeit aufgezeigt. Gott zeigt im Kind den einfachen Weg. Genial!
Der Impuls für den heutigen Tag: Wie sieht deine Brücke zum Himmel aus? Machst du es dir schwer oder wann geht es für dich ganz leicht? Wie viele Teile von dir sind schon angekommen und was möchte noch erlöst werden? Auf zum nächsten Kind! Einfach mal gucken!
www.matthias-koenning.de

Dienstag, 5. Dezember 2023

5. Impuls im Advent: Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen. (Mahatma Gandhi)

Im Advent möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das Ziel in Bethlehem. Ich möchte dem Kind begegnen und wahrnehmen, was dann geschieht. Die Hinweise dafür geben die "Kinder" auf der Straße, das "Kind" in dir, das "Kind" in mir und  "Kinderweisheiten" von Menschen in der ganzen Welt.

Wie wahr! Ein Kind wird bedroht von den Eltern. Es wird ständig ermahnt und beschimpft. Es bekommt zu hören: Du bist nicht richtig! Du solltest dies! Du müsstest das! Die Palette der Gewalt reicht weit, von körperlicher Züchtigung, hin und wieder einen Klaps, ständigen Beschimpfungen und psychischer Erpressung.
Wenn die Welt heute im Unfrieden ist, dann sehen wir letztlich ein Ergebnis der Erwachsenen von früher. Gewaltfreie Erziehung ist mit Sicherheit nicht leicht und fordert viel Bewusstheit und Entwicklung. Aber wenn das manchmal auch schwer ist so ist eine friedfertige Erziehung doch ein wichtiges Ziel und Ideal.
Um Kindern den Weg des Friedens zu zeigen musst du selber befriedet sein. Wenn du dich den Ereignissen der Verletzungen deiner eigenen Kindheit nicht stellst, wirst du immer mit diesem brodelnden Vulkan in dir herumlaufen. Du magst den Wunsch haben, mit deinen Kindern freundlicher umzugehen als deine Eltern mit dir. Das Grummeln in deinem Inneren wird dich dennoch begleiten und deine Erziehung beeinflussen.
Mein Impuls für heute: An welchen Stellen merkst du, dass du schon innere Friedensarbeit geleistet hast? Wo spürst du so etwas wie Versöhnung mit deiner Vergangenheit? Wie hat sich das ausgewirkt in deinem Umgang mit deinen inneren und äußeren Kindern?
Mit diesem Prozess wirst nie fertig. Das ist eine Lebensaufgabe. An deiner Art, wie du mit Kindern umgehst wirst du merken, wie weit du schon für dich selbst auf dem Weg bist.
www.matthias-koenning.de