Als Erwachsene versuchen wir das Ausmaß der Krise zu verstehen. Wir informieren uns auf allen Kanälen, suchen nach Antworten und Strategien, um gut zu überleben. Dabei denken wir, dass unsere Kinder genauso gestrickt sind und dass wir vor allem kluge und sinnvolle Antworten für ihre Fragen parat haben müssen. Hilfreicher für Kinder sind aber andere Dinge.
Sei präsent
Kinder verlassen sich
darauf, dass sie bei ihren Eltern geborgen sind. Dazu reicht die Anwesenheit.
Wenn die Eltern da sind, ist alles gut. Darum nimm immer wieder mal
Kontakt auf. Kind: „Bist du da?“ – Eltern: „Ja,
bin ich!“ Dann ist alles klar und die Kinder können weitermachen mit dem, was
sie gerade tun. Es hilft, wenn du dich innerlich mit den Gefühlsanteilenteilen verbindest, die sicher sind.
Damit strahlst du Zuversicht aus. Mach dir klar, worauf du dich immer noch verlassen kannst. Du hast ein Dach
über dem Kopf, ausreichend Nahrung. Du liebst deine Kinder und die Kinder
lieben dich. Das ist eine wichtige Basis.
Angst darf sein
Wenn etwas nicht so ist
wie gewohnt, entsteht das Gefühl der Angst. Es sagt uns: „Pass auf!“ und lässt
uns überlegen, was zu tun ist. Angst hat ihre Berechtigung. Sag deinem
Kind nicht: „Hab keine Angst“ oder „Ist nicht so schlimm“, sondern vermittel ihm, dass Angst ganz normal ist und uns immer wieder einmal besucht.
Sprich darüber, wie sie sich anfühlt: Ist sie nur unangenehm oder gibt es
noch andere Empfindungen? Wo macht sie sich im Körper bemerkbar? Hat das Gefühl
eine Form oder Farbe? Zeige Interesse, ganz nach dem Motto: „Wir laufen
nicht vor der Angst weg, sondern schauen mal, was sie so macht.“ Gemeinsam
werdet ihr feststellen, dass die Angst, so wie sie gekommen ist, auch wieder
vergeht.
Jetzt ist die Zeit der Rituale
Kinder lieben und brauchen
klare und geregelte Abläufe. Besonders jetzt, wo nichts mehr ist, wie gewohnt. Wenn
alle immer zu Hause sind, wird der Tag lang, schnell ödet man sich an und wird
empfindlicher. Hier bringt es Stabilität und Entlastung, wenn du Rituale
einführst, die immer zur selben Zeit stattfinden. Das kann eine Kuschelrunde
sein, eine Vorlesezeit oder Mahlzeiten, für
die alle mithelfen und sie besonders schön gestalten.
Tipp: Abendritual
Setzt euch zusammen
und zündet eine Kerze an. Dann sagt jedes Familienmitglied, wie es ihm
gerade geht, was ihm heute gelungen ist und Freude gemacht hat. Denkt dann
an die Menschen, die jetzt nicht da sind und nennt alle beim Namen. So
wird der Familienkreis größer. Zum Schluss überlegt, wie der nächste Tag
aussehen könnte und ob es eine schöne Aktivität gibt, auf die alle Lust haben.
Nur beantworten, was gefragt wird
Kinder haben jetzt viele
Fragen, die euch als Eltern vielleicht überfordert. Das macht nichts. Du musst
nicht alles wissen, und ein Thema auch nicht erschöpfend beantworten: Wenn ein
Kind mit der Antwort zufrieden ist und nicht nachfragt, braucht es keine
weiteren Erklärungen. Knüpf an frühere Erfahrungen an, wenn du mit deinen
Kindern über Angst sprichst. Frag beispielsweise: „Hast du schon einmal Angst gehabt? Was hast du da gemacht? Was
hat geholfen, was hat dir nicht gut getan? Was könnte dir jetzt helfen?“ Mit
solchen Fragen machst du die Kinder zu kompetenten Gesprächspartnern.
Mehr Kontakt und weniger Kopf
Körperkontakt ist die beste
Form, Sicherheit zu schenken. Wenn der Körper sich anlehnen kann, bekommt er
Schutz und Geborgenheit. Das ist auch einfacher als die Suche nach Antworten,
die noch nicht einmal Experten haben. Kinder haben drei Grundbedürfnisse: Sie
brauchen gefühlte Nähe (Verbundenheit), körperliche Sicherheit und Freiraum, um
sich im Spiel ausdrücken zu können (Autonomie). Schau, welches dieser
Bedürfnisse sich bei deinem Kind gerade meldet und was du dafür tun kannst. Will
es spielen, gib ihm Freiraum. Wenn es Liebe sucht, schenken Zuwendung. Hat es Angst, spende Geborgenheit.
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