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Donnerstag, 31. Oktober 2024

Dein alltägliches Wunder - heute!

Wartest du auf ein Wunder? Das Wunder, dass du einmal ganz reich und einmal ganz glücklich sein wirst? Eines Tages? Wartest du auf das Wunder, dass dein Traumprinz vor dir steht und schon eine Ewigkeit auf dich gewartet hat? Wartest du auf das Wunder, dem du nachspürst, wenn du du dich in einen Roman vertiefst und verlierst?
Pearl S. Buck sagt: "Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen." Wenn du die Erfüllung eines Wunders in der Zukunft siehst, dann bist du nicht mehr da in deinem Körper und deinem Geist. Dann bist du schon aus dir ausgewandert in das Land deiner Phantasie. So kann es geschehen, dass das kleine Wunder im Hier und Jetzt gar keine Chance hat, dich zu erreichen. Da gibt es den Vogel draußen auf dem Baum, der dich mit seiner Lebensfreude anstecken kann. Da gibt es den Sonnenstrahl, der deine Haut gerade jetzt erwärmt. Da genießt du die erste Tasse heißen Kaffee am frühen Morgen. Dir wird bewusst, dass du ein Dach über dem Kopf und eine warme Stube hast. Es gibt so viele Alltäglichkeiten, die das Wunder bergen. Wohin lenkst du deine Aufmerksamkeit? In die ferne Zukunft oder in die Gegenwart? Bist du noch da? Wo bist du gerade? Was nimmst du jetzt in diesem Augenblick wahr, wo du diese Zeilen liest.
Ich gestehe dir, manchmal versinke ich auch in meine großen Zukunftswunder. Doch jetzt, in diesem Augenblick bin ich bei dir. Du liest meine Zeilen und mein Herz wird weit.

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Mittwoch, 30. Oktober 2024

Man hört immer von Leuten, die vor lauter Liebe den Verstand verloren haben. Aber es gibt auch viele, die vor lauter Verstand die Liebe verloren haben. (Jean Paul)


Vielleicht bist du am Anfang deiner Beziehung so verliebt, dass du den Verstand verlierst. Du siehst mit deiner rosaroten Brille eine Prinzessin. Eine Königin. Einen Menschen ohne Schwächen. Oder wenn, dann mit äußerst liebevollen Schwächen. Der Schatten ist weit weggerückt. Wenn schon nicht mit dem Kopf, dann doch im Gefühl. Und das ist am Anfang einer Beziehung auch ganz normal.

Jean Paul kehrt diesen Satz mit Bedacht um. Es gibt auch viele, die vor lauter Verstand die Liebe verloren haben. Ich kenne solche, die von der Liebe enttäuscht sind. Sie prüfen jeden Menschen jetzt kritisch. Welche Fehler kann ich entdecken? Ist dieser neue Mensch kompatibel mit meinen Erwartungen und Werten? Wird dieser Mensch mich auch verlassen? Der Verstand bekommt eine Menge Aufgaben. Er soll prüfen, ob sich die Liebe lohnt.

Oder du lebst schon lange mit deinem geliebten Menschen zusammen. Dein Blick und deine Gedanken werden von Jahr zu Jahr kritischer. Lohnt es sich noch? Ist das Leben nicht doch zu anstrengend. Wirst du genug gesehen mit deinen Bedürfnissen? Bekommst du genug oder gibst du nur? Auch da bist du im Verstand. Du denkst ständig nach. Darüber kann das Fühlen verloren gehen. Das Fühlen der Verbundenheit. Dieser Prozess kann schleichend sein. Du denkst ständig kritisch über diesen Menschen, mit dem du zusammenlebst und irgendwann ist die Liebe weg. Du wachst auf und stellst dir plötzlich die Frage, wer denn dieser Mensch ist, mit dem du da zusammenlebst. Was findest du noch liebenswert? Und du fragst wieder mit dem Verstand und fühlst nicht.

Gibt es eine Lösung? Wünsche dir einfach, wieder in Verbindung zu kommen. Sieh diesen Menschen an deiner Seite an und lass das Herz sprechen. Da sitzt jemand, der auf jeden Fall liebenswert ist. Ohne jeden Zweifel. Es liegt nicht an diesen Menschen an deiner Seite. Es liegt an deiner Sichtweise und deinen verqueren Gedanken.

www.matthias-koenning.de

Dienstag, 29. Oktober 2024

Bist du schon wach oder noch in einer Hypnose?



Ich hatte einen eigenartigen Tagtraum. Ich stellte mir vor, dass ich sterbe. Im Augenblick des Sterbens war ich jedoch nicht tot, sondern äußerst wach. Es kam  mir so vor, dass ich nie zuvor wacher war. Eine intensive Form von Bewusstheit, wie ich sie nie kannte. Ich blickte zurück auf mein körperliches und irdisches Leben und staunte über mich. Ich staunte darüber, dass ich den ganzen Weg wie in Trance gegangen sein musste. So im nach hinein merkwürdige und überflüssige Dinge habe ich gemacht! Eigenartige Gedanken hatte ich. Das hattee ich gefühlt? Das war mir wichtig? Dann schüttelte ich den Kopf und lachte bis mir schwindelig wurde. Ich war froh über mein Aufwachen nach dem Tod und diesen neuen und zugleich vertrauten Zustand von körperloser Lebendigkeit.
Jetzt kehre ich mit diesem Gedanken zurück in das Hier und Jetzt. Zurück zu mir und verbunden mit dir. Und ich stelle mir die Frage, wie wach bin ich denn wirklich in diesem Augenblick? Oder wie stark stehe ich unter Hypnose ohne dass ich es merke.
In den ersten Monaten meines Lebens habe ich als Baby geschlafen. Ich bekam nichts mit von der Außenwelt. Ich hatte Hunger und das Bedürfnis nach Nähe wenn ich wach war. Aber den größten Teil des Tages und der Nacht schlief ich. Ein quasi dauerhypnotischer Zustand. Irgendwann bekam ich mehr mit. Ich erkannte das Gesicht meiner Mutter wieder. Ich habe geschrien und gemerkt, dass jemand da drauf reagierte. Von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr wurde ich wacher und bekam mehr mit. Ich entwickelte eigene Fähigkeiten und  beschränkte meinen Schlaf auf ein paar Stunden in der Nacht und einige Momente des Tagträumens. Auch bei automatisierten Arbeitsabläufen konnte ich parallel dösen. Aber ich fühlte mich jenseits hypnotischer Zustände.
Ich werde also immer wacher, je erwachsener ich werde, oder? Aber auch da gibt es Unterschiede. Ich erinnere mich noch daran, wie ich das erste Buch von Eugen Drewermann las. Nach drei Jahren Theologiestudium das erste Fachbuch, in das ich völlig abtauchen konnte. Dann las ich C.G Jung und hatte den Eindruck von Tiefseetauchen in Erkenntnis. Ich bekam Heißhunger darauf, die Welt, das Leben, mich selbst intensiver zu erleben und zu verstehen. Da gab es sehr wache Phasen. Und dazwischen natürlich die Routinen des Alltags.
Ich wünsche mir mehr von diesen wachen Zuständen. Sich selbst spüren. Das Leben erkennen und verstehen. Verbunden sein. Schöpferisch tätig werden. Ein intensives Ja zu allen Gedanken und Gefühlen. Den Eindruck von Weiterentwicklung.
Das ist mein erster Blick auf das eine Ende eines mir vorgestellten Pendels. Ein erweiterter Zustand von Bewusstheit und wachem Zustand. Daneben erlebe ich auch das andere Ende des Pendels. Da gibt es den natürlichen Tiefschlaf, die Tagträumereien in einer Art Trance. Entspanntes dösen und alle damit verbundenen Phasen, die der Erholung dienen.
Ich möchte mit dir aber den Blick richten auf die hypnotischen Zustände. Sie befinden sich eigentlich nicht mehr im gesunden Wechsel von Wachen und Schlafen. Ich spreche von Zuständen, die mich mit Besorgnis erfüllen.
Ich gehe durch die Stadt und sehe draußen im Café eine Familie mit zwei Kindern. Alle sind in ihr Smartphone vertieft und bekommen im Außen nichts mehr mit. Sie sind abgetaucht in eine virtuelle Welt und kommunizieren nicht mehr miteinander. Wenn es nur das Café wäre. Im Auto setzt sich die gespenstische Szene fort und im Haus wird nur noch das Nötigste gesprochen. Niemand leidet unter dem Verlust von Beziehung. Die Aufmerksamkeit auf das Smartphone absorbiert alles. Alle Gedanken und Gefühle. Alle Aufmerksamkeit. Wenn es sprechen könnte, was würde es sagen? „Ich bin dein neuer Gott! Ohne mich kannst du nicht leben! Du brauchst mich. Zu jeder Sekunde deines Lebens. Weißt du, wie oft du mich öffnest? Ich habe unendlich viele Möglichkeiten für dich bereit. Ich bin dein Gott!“
Ich sehe ein Ehepaar vor einem Restaurant stehen. Der Mann schaut in sein Smartphone und liest dort etwas. „Ich schaue mal eben, ob ich was über das Restaurant finde.“ Es dauert und die Frau setzt sich auf die nächste Bank. Ich schaue auf die Uhr und nach fünf Minuten beschäftigt sich der Mann immer noch mit dem, was er dort liest. Manchmal tippt er. Dann runzelt er die Stirn. Dann lächelt er wieder. Und er blickt nicht mehr auf. Seine Frau hat er vergessen.
Je länger wir mit dem Smartphone leben, desto mehr geraten wir in eine Art Hypnose. Wir merken den unglaublichen Sog gar nicht mehr. Ich erinnere mich noch an die Anfangszeit dieses Gerätes. Ich saß mit zwei Kollegen in einem Restaurant und ein Kollege schaute alle fünf Minuten auf sein Smartphone. Er war irgendwie nicht da. Er konnte sich nicht wirklich an unserem Gespräch beteiligen. Damals ärgerte ich mich noch riesig darüber. Heute resigniere ich. Bin dem sogar selbst erlegen wenn ich nicht aufpasse. Ich gehe zurück zu meinem Traumbild am Anfang und schüttle den Kopf nach meinem Tod. „In der ersten Hälfte meines Lebens war ich noch lebendig. In der zweiten war ich hypnotisiert vom Smartphone. Da habe ich nichts mehr mitbekommen.“
Es wird Zeit, dass wir aufhören, Onlinesklaven zu sein. Es gilt, wieder aufzuwachen und sich die Frage zu stellen. „Was möchte ich jetzt wirklich mit mir und von diesem Leben.“
Wenn ich aufmerksam durch das Leben gehe, dann stelle ich fest, wie stark wir hypnotisiert werden ohne dass wir es so richtig merken.
Ich gehe in den Supermarkt und schiebe wie in Trance meinen Einkaufswagen zu den vertrauten Produkten. Die Musik, die Farben, die Gerüche erzeugen in mir einen Nebel. Ich passe nicht mehr so richtig auf, was ich kaufe. Die Fülle erschlägt mich und versetzt mich zugleich in einen gedämpften Zustand. Sonst wäre ich völlig überfordert.
Ich gehe durch die Fußgängerzone einer Stadt und denke, die kenne ich doch. In jeder Stadt finde ich die gleichen Geschäfte. Und täglich grüßt das Murmeltier! Nach wenigen Augenblicken schalte ich ab und fühle mich wie ein Schlafwandler.
Ich habe vor sieben Jahren mit dem Fernsehen radikal aufgehört. Da gab es die ewig gleichen Nachrichten mit Skandalen, Unfällen und Wetterprognosen. Ich hätte um 20.20 Uhr schon nicht mehr sagen können, was heute in der Welt passiert ist. Ich muss während der Nachrichten lebendig geschlafen haben. Die Werbung zwingt mich dazu, dass ich mich mit ihr beschäftige, wenn ich ihren Spot sehe. Ich sehe die Bilder und höre den lauten Klang. Und wieder fühle ich mich überfordert und schalte ab. Ständig muss ich abschalten und mich selbst hypnotisieren um mich zusammenhalten zu können. Werde ich vielleicht fremdgesteuert?
Wir werden ständig unterhalten und beschäftigt. Hier eine Nachricht. Da eine Information. Nie eine Pause! Was ist von all dem wirklich wichtig und von Bedeutung für mich? Wenn ich alles Überflüssige streichen würde, was bliebe noch übrig und wie würde es mir gehen?
Wenn ich mein Leben radikal vereinfache, könnte das Wunder geschehen, dass ich aus den hypnotischen Zuständen aufwache. Ich würde das Überflüssige einfach abschütteln und mich fragen: „Wer ist das, der sich da gerade schüttelt?“
Es geht mir nicht darum, sich gegen die Moderne zu stellen. Ich bin voll und ganz ein Teil davon. Mir geht es um das, was es manchmal bewirkt. Zugleich brauche ich für hypnotische Zustände kein Internet. Ich erlebe Paare in ihren Beziehungen, Menschen am Arbeitsplatz, und letztlich mich selber im Alltagsablauf mit all den scheinbaren Verpflichtungen nicht immer ganz bei mir selbst.
Mir erzählt ein Paar, wie so ein typischer Konflikt abläuft. Die ersten Sätze haben mit einer realen Situation zu tun. Aber nach ein paar Sätzen wiederholen sich bestimmte Gesprächsmuster. Am Anfang scheint es noch ein waches Gespräch zu geben und irgendwann ergibt sich eine Art Automatisierung von immer gleichen Sätzen. Da wäre es doch gut, wenn so ein Paar für einen Moment innehält und einer sagt: „Will ich das jetzt? Will ich so weitermachen? Kann ich da aussteigen?“ Wenn ein Paar lernt, an einer bestimmten Stelle auszusteigen, wird es wach.
Wenn ich durch die Fußgängerzone gehe dann kann ich das im hypnotischen Trott machen oder mit einer kleinen inneren Distanz in der Beobachterposition. Ich lenke meine Aufmerksamkeit gezielt irgendwohin. Ich beschließe, jetzt nichts im Außen an mich dringen zu lassen. Ich beobachte gezielt eine ganz bestimmte Situation. Ich wähle aus. Und es gibt ein ICH, das auswählt. Die Werbung, das Internet, das Smartphone und ähnliche Aufdringlichkeiten möchten, dass wir damit verschmelzen. So geben wir uns auf und werden den Dingen gefügig.  
Für das Fernsehen bin ich nicht mehr  verführbar. Für einen Buchladen schon. Da könnte ich mich hingeben und würde nicht wieder auftauchen. Weißt du, wo du verführbar bist und ab wann du in einen hypnotischen Zustand gerätst? Beobachte dich einmal und staune, wie oft am Tag und bei welchen Anlässen das geschieht.
Beim Anblick eines Blumenmeeres. In einer Bäckerei. Beim Liebe machen. Beim Joggen. Beim Erzählen. Da gibt es auch einen Punkt der wunderbar ist. Das Erleben in der absoluten Hingabe. Da finde ich dann den Punkt der eigenen Weiterentwicklung. Sich hingeben und es zugleich wach und bewusst erleben.
Das berührt auch eine zutiefst spirituelle Frage. Es gibt ein Ich, das sich seiner selbst immer mehr bewusst werden kann. Es wacht auf aus der kindlichen Hypnose und stellt fest, dass es in Gott ist. Da gibt es ein Erstaunen. „Ach, ich bin ja grenzenlos. Ich bin ewig. Ich bin in Gott. Gott ist in mir. Das um mich herum kann ich nutzen, aber ich brauche es nicht.“ Und? Bist du schon wach oder noch in einer Hypnose?

Montag, 28. Oktober 2024

Was wirklich zählt!



Hast du auch manchmal das Gefühl und den Eindruck, dass du dich wie in einem Dschungel befindest? Was meine ich damit? Ständig bin ich umgeben von vielen Menschen. Ich werde konfrontiert mit tausenden von Produkten im Supermarkt und ich muss mich jeden Tag und immer wieder für irgendetwas entscheiden. Ich werde gefragt, ob ich mitmache bei Facebook, WhatsApp oder sonst einer Plattform und stündlich soll ich etwas hoch Wichtiges oder Interessantes lesen oder bewerten. Im beruflichen Alltag sprechen alle vom Wandel und von Veränderungen und von der Bedeutung der digitalen Welt und der Aufforderung, entweder dabei zu sein oder gleich in Rente zu gehen.

Es bleibt immer weniger Zeit für Muße, für das stille Nachdenken und für die Langeweile. Ständig möchte jemand etwas von dir und darum fühlst du dich wie in einem Dschungel. Du stehst da mit deinen „Waffen“ und bist umgeben von einem unübersichtlichen und undurchdringlichen Wald von Einladungen, Verführungen, Manipulationen, Aufforderungen und Appellen. Es gibt keine Nische oder Höhle mehr, wo du dich zurückziehen kannst. Durch das ständige Beschallen verlierst du mehr und mehr den Kontakt zu dir selbst. Wer bist du jenseits des Dschungels? Was zählt wirklich? Was zählt vor allem für dich! Wenn du so etwas hättest wie einen inneren Leitfaden oder Wegweiser, wie sähe dein Leben dann aus? Was würde sich dann verändern.
Vielleicht könntest du dich im Dschungel heiter und gelassen bewegen, weil du einen besseren Zugang hast zu deinen Ressourcen. Dass alle Einladungen und Verführungen dich gar nicht mehr tangieren oder in Unruhe versetzen. Du bist nicht gemeint. Oder du schaffst es sogar, wie auf einer Welle zu surfen. Der Ozean kann dich nicht mehr verschlingen. Schleichst du angespannt und ängstlich durch die Dschungelwelt oder bist du Tarzan oder Jane? Wenn du für dich definieren kannst, was wirklich zählt, kannst du alles andere Überflüssige hinter dir lassen.
Mir sind ein paar Aspekte eingefallen, dir mir selber helfen, im Meer der Möglichkeiten nicht unterzugehen, sondern darauf zu surfen. Ich lade dich ein, diesen Gedanken zu folgen und zu überprüfen, ob das auch für dich hilfreich ist. Möchtest du einen Rettungsring oder lieber ein Surfbrett? Der Rettungsring ist das Werkzeug der Angst vor dem Untergang. Das Surfbrett das Werkzeug, sich in das Abenteuer Leben zu stürzen.

Wenn dein Leben als kleines Kind sehr bedroht war, wirst du dich eher für Rettungsringe interessieren. Es sei denn, du hast einen Teil der Ängste schon bewältigt. Oder du bist als Kind auf die Welt gekommen mit einem absoluten Willkommen. Dann interessierst du dich vielleicht eher für das Surfbrett. Für mich kommt es nicht darauf an, ob du schon ein Meister bist. Es reicht aus, wenn du dich entscheidest, dich weiterzuentwickeln. Zu wachsen und dein Leben zu entfalten mit allem, was in dir ist. Du bist ja nicht nur ein sterbliches und abhängiges Geschöpf sondern zugleich göttliche Schöpferin und Schöpfer. Verlasse für einen Moment den Dschungel oder das tosende Meer und suche dir einen sicheren und neutralen Platz, an dem du dich zurückziehen kannst. Wenn du deine Augen schließt bist du schon bei dir. Dann verschwindet die Welt um dich herum und so nach und nach wird es auch still in deinem Verstand. In der Dunkelheit hat er erst einmal nichts zu tun.
Vorher liest du die Überschrift des Kapitels und dann schließt du deine Augen. Welche Resonanz löst die Überschrift in dir aus? Welche Gedanken tauchen auf? Was fühlst und spürst du? Verweile eine Zeit mit dir selbst und dann öffnest du die Augen wieder und liest.  Vielleicht wirst du überrascht sein, dass du zu ähnlichen Ergebnissen kommst. Vielleicht entsteht aber aus deinen ursprünglichen Gedanken und meinen Überlegungen ein innerer Dialog. Dein innerer Dialog ist die eigentliche Basis deiner Entwicklung. Nur,  das, was du durchdenkst, durchfühlst oder durchkaust kann zur Nahrung für dich werden. Sonst liest du nur einen Gedanken und er wirkt wie ein Duft. Ein intensiver Moment, der sich schnell verflüchtigt und es bleibt nur eine Erinnerung ob es angenehm oder unangenehm war.

1. Verbinde dich lieber anstatt dich zu trennen

Du lebst in einer Welt in der alles voneinander getrennt ist. Zumindest kann ein solcher Eindruck entstehen. Du trennst Arbeit von Freizeit und hast für jeden Bereich unterschiedliche Ansprüche. Du möchtest in deiner Freizeit nicht gestört werden und in deiner Arbeit achtet dein Arbeitgeber darauf, dass du nichts Privates machst. Kinder werden von Erwachsenen getrennt. Die Welt von Kita und Schule für die Kinder, die Arbeitswelt für die Erwachsenen. Wir trennen die Grundstücke und errichten Grenzen. Hier wohne ich und dort wohnst du.
Deine Freundin macht dir einen Vorwurf, dass du ihr nicht zuhörst und du fühlst dich abgetrennt. Manche trennen sich von ihren Gefühlen und bleiben lieber im Kopf. Mit dem Kopf kannst du planen und kontrollieren. Deine Gefühle machen, was sie wollen. Sogar in deinem Verstand gibt es Trennung. Ein Teil von dir möchte sich ausruhen und ein anderer Teil möchte etwas erleben. Wieder ein anderer Teil möchte anerkannt werden und fühlt sich dennoch verurteilt.
Neben dir im Zug sitzt ein Mensch aus einem fremden Kulturkreis und du findest nichts, was dich mit ihm verbindet. Du kannst eine Brille aufsetzen mit der du alles was du siehst, trennst. Sogar bei einer Tasse mit Blumenmuster siehst du die Farben und Formen und denkst, dass rot ganz anders wirkt als blau. Beim Betrachten von blau bekommst du andere Gefühle als beim Betrachten von Rot. Die Tasse gefällt dir nicht und schon bist du von der Tasse getrennt. Außerdem besteht ihr Material aus Steingut und du bist aus Fleisch und Blut.
Du sitzt mit anderen Menschen zusammen und denkst, wie verschieden sie von dir sind. Deinen Nachbarn findest du zu leise, den nächsten zu laut, wieder jemand ist vom anderen Geschlecht, das du sowieso nie richtig verstehst. Einer hat die Macht und andere sind ohnmächtig.
Wenn du die Brille der Trennung aufsetzt kannst du dich in Trennungsgedanken hineinsteigern. Der Abstand zwischen dir und den Anderen wird immer größer und größer und plötzlich fühlst du dich allein. Du bist wie unter einer Glasglocke und du hast mit allem, was du siehst, nichts mehr zu tun. Wenn du es aushältst gibt es nichts zu tun. Es ist ja ein Teil der Wirklichkeit. Oder? Da bist du und da ist das Fremde gegenüber und du bist nicht das Fremde und das Fremde ist nicht du. Wahrscheinlich kannst du dich nicht mehr daran erinnern, wie du als Baby geschrien hast und niemand gekommen ist. Du warst allein mit deinem Bedürfnis und mit deinem Schmerz. Dabei lebte in dir noch die glasklare Gewissheit, dass du tief mit der Mutter verbunden bist. Du kamst doch aus ihrem Bauch. Du warst ein Teil von ihr. Nichts deutete darauf hin, dass du allein bist in dieser Welt. Du lagst dort in deinem Bettchen und konntest dir nicht helfen. Du konntest ja noch nicht aufstehen und deine Mutter suchen. Du musstest es aushalten und schreien und warten. Diese Erfahrung hat sich in dir eingebrannt. Die Mutter ist nicht zuverlässig da. Sie mutet dir den Schmerz der Trennung zu.
Wie mag sich das auf dich ausgewirkt haben. Hast du alles dafür getan, dass das nie wieder passierte? Hast du so lange geschrien, bis deine Mutter verstand, dass du immer bei ihr sein wolltest? Und heute klammerst du immer noch? An Menschen oder Dingen? Dein Klammern diente ja nur dem Ziel, bloß nicht getrennt zu werden. Aber eigentlich warst du da gefühlt schon getrennt. Verbunden mit der Mutter, aber in tiefer Angst vor Trennung.
Oder du hast schicksalsergeben geschwiegen und resigniert. Du schreist und niemand kommt und du musst das Schicksal annehmen. Ja, du bist getrennt und niemals wieder wird jemand kommen und dir etwas vormachen können. Wenn deine Mutter jetzt kommt wirst du denken, dass sie sowieso gleich wieder geht. Freude und Wohlbefinden lohnen sich nicht. Halte dich zurück, damit du nicht gleich wieder enttäuscht wirst. Und so wächst du auf mit der Idee, dass eigentlich alles von dir getrennt ist. Die andere Wirklichkeit möchtest du nicht mehr sehen und wahrnehmen.
Die andere Wirklichkeit darfst du wieder entdecken. Die Wirklichkeit, dass du mit allem was ist, verbunden bist. Im Bettchen als kleines Baby musstest du das Unerträgliche ertragen. Aber jetzt als Erwachsener kannst du laufen. Du kannst dich bewegen. Mit deinem Körper, mit deinen Gedanken und mit deinem Herzen. Du kannst dich zu jedem Zeitpunkt deines Lebens dafür entscheiden, dich wieder zu verbinden. Der Verbindungsfaden ist vorhanden. Du kannst im Kreis deiner Menschen sitzen und das Verbindende sehen. Da sitzen lauter Menschen so wie du. Da schaut dich jemand an und du schaust zurück und im Augenblick gibt es eine Verbindung über den Blick. Ist dir schon einmal bewusst geworden, welche Energie im gegenseitigen Anschauen liegt.
Du schaust jemanden an und dieser Mensch schaut zurück und ihr trefft euch mit den Augen. In diesem „Augenblick“ steht die Welt still und es gibt keine belastete Vergangenheit und keine beängstigende Zukunft. Nur du bist da und dein Gegenüber. Du kannst mit vielen Menschen zusammensitzen und lauter überflüssiges Zeug sprechen. Allein dieser „Augenblick“ löscht alles Widrige aus. Du lebst im Geschenk. Und davon gibt es unendlich viele. Jemand berührt dich mit der Hand. Ganz sanft und nur so eben und scheinbar so nebenbei. Spürst du die Elektrizität, die durch deinen Körper geht? Du bist gemeint! Da nimmt dich jemand wahr. Über diesen Hautkontakt gibt es eine Verbindung. Ganz kurz flammt im Unterbewusstsein die Erinnerung auf, dass es eine Nabelschnur gab. Darüber wurdest du versorgt. Neun Monate und ohne Unterbrechung. Dann berührt dich jemand und das ganze Programm der Versorgung wird wieder aktiv. Wow, du bist verbunden!
Im Mutterleib gab es zwar eine Verbindung ohne Unterbrechung. Aber es hatte auch ein „aber“. Aber du konntest nicht unabhängig dein Eigenes machen. Um dein Eigenes machen zu können, was ja sehr befriedigend ist, musst du dich kurzfristig trennen. Du trennst dich und verbindest dich mit etwas anderem. So ist das Spiel: sich trennen und verbinden. Um sich wieder zu trennen und wieder zu verbinden. Du wanderst quasi von Verbindung zu Verbindung und bist eigentlich nie wirklich getrennt. Es sei denn, du nimmst es so wahr. Trennung über Trennung! Niemand mag mich und bei niemandem halte ich es aus.
In deinem Geist und in deiner Seele kannst du eine bewusste Entscheidung treffen. Du spielst mit allen Menschen ein schöpferisches Spiel. Die ständig sich wiederholende Freude, in immer wieder neue Verbindungen zu gehen. Oder du bewegst dich in der ständigen Angst, alles zu verlieren. Dann lebst du in dieser Angst wie in einem Dauerzustand. Mal gefühlt, oft aber auch verdrängt. Im Bewusstsein der Trennung bist du auch abgeschnitten von allen Quellen, die dich speisen können. Umgekehrt leidest du keinen Mangel, wenn du Teil eines wundererfüllten Netzwerkes bist. Du empfängst und du gibst weiter.
Stell dir die Beziehung zu einem guten Freund oder einer guten Freundin vor. Es beglückt dich, dass jemand für dich da ist und auch umgekehrt. Jetzt sagt dieser Mensch etwas zu dir, das dich kränkt. Für einen Moment fühlst du dich verraten und zurückgestoßen. Wie kann dieser Mensch diese  Freundschaft so verraten und mit Füßen treten. Du steigerst dich herein und deine Phantasie geht mit dir durch. Dein Freund war immer schon unehrlich und du hast dich ausnutzen lassen. Du wurdest belogen und betrogen und dieser Mensch hat deine  Freundschaft nicht verdient. Du selbst merkst nicht, wie du immer mehr in einen abgetrennten Zustand gerätst. Du kannst gar nicht mehr überprüfen, ob deine Gedanken wirklich wahr sind oder nur Produkte deiner Phantasie. In dieser Abtrennung fühlst du dich verraten und zugleich immer trauriger wütender und ängstlicher. Du bestrafst dich damit selbst, indem du dich in diesen schrecklichen Zustand hineinversetzt. Du erlebst den Kern dessen, was die christliche Höllenvorstellung ausmacht. Scheinbar angestoßen durch den Verrat des Freundes katapultierst du dich in deinen inneren Höllenzustand. Je öfter du das erlebst, desto schneller funktioniert dieser Mechanismus.
Was setzt du dieser zerstörerischen Energie entgegen? Wir Menschen haben einen starken Geist. Du kannst diese Gedanken stoppen und dich daran erinnern, dass es diese wunderbare Freundschaft gab. Du kannst die Frage in dir zulassen, ob es möglich ist, dass diese Freundschaft auch jetzt noch besteht. Eher im Pausenmodus, aber latent vorhanden. Du kannst dich an alle freundschaftlichen Begegnungen und Ereignisse erinnern und diesen Bedeutung und Kraft geben. Du kannst die Augen schließen, dich in dein Herz hineinbewegen und das Gefühl der Trennung fühlen und zugleich zulassen, dass dieser Zustand gefüllt wird mit Erinnerungen an diese Liebe. Je mehr dieses Bewusstsein von Liebe in dein Herz strömt, desto mehr besänftigt sich der innere Aufruhr. Ja, du spürst die Kränkung und ja, du spürst auch die Liebe. Indem du dich dafür entscheidest, die Verbundenheitsgefühle und Gedanken zuzulassen verändert sich deine innere Landschaft. Und du kannst dich dafür entscheiden, das fortlaufend zu trainieren. Die Welt mit all den Trennungsmöglichkeiten ist dein Sparringspartner deiner persönlichen Entwicklung. Jedes Auto, das dir entgegenkommt, jeder Regentropfen und jede Begegnung mit einem Menschen können in dir Höllenzustände oder himmlische Gefühle auslösen. Du selbst sitzt in deinem Herzen an der Weichenstellung und entscheidest, wohin es geht.
Ohne Zweifel magst du denken, dass es Menschen gibt, die es leichter haben. Sie haben mehr Verbundenheitsanteile geschenkt bekommen als Trennungsmöglichkeiten. Sie sind scheinbar vom Glück geküsst worden. Das ist bestimmt so. Aber du hast dein eigenes Leben und deine eigenen Herausforderungen. Und wenn du dich mit anderen Menschen vergleichst, bist du gleich wieder in der Hölle. „Die anderen haben Glück und ich? Ich muss im Elend aushalten.“ Nicht das Glück der anderen macht dich elendig, sondern der Vergleich, den du anstellst und bewertest.
Bleibe lieber bei deiner inneren Herzensweiche und entscheide dich für dein eigenes Leben. Du kannst die Hölle verstärken oder den Himmel. Es gibt keinen Tag, wo du nicht diese Herausforderung hast. Darin liegt zugleich das Geschenk. Du hast jeden Tag die Möglichkeiten zu wählen. Verbindest du dich oder trennst du?  

2. Nimm wahr, dass du äußerst liebenswert bist

Du kannst es nicht leugnen. Du bist da auf dieser Welt. Du kannst es befühlen und du kannst dich im Spiegel anschauen. Du existierst! Und du bist dir dessen bewusst. Doch wie bist du dir deiner selbst bewusst?
Du warst einmal ein wunderbar süßes kleines Baby. Deine Mutter und dein Vater haben dich angestrahlt und ihr Herz für dich geöffnet. Und wenn der Vater fehlte und die Mutter nicht so herzlich war, dann gab es einen anderen Menschen. Am Anfang stand ein großes Willkommen über deinem Leben. Du hast als ein äußerst liebenswertes Wesen das Licht der Welt erblickt. Niemand hat etwas von dir erwartet. Du musstest nichts dafür leisten und du konntest es nicht bezahlen. „Sei bitte freundlich zu mir Mama, dann bekommst du einen Euro von mir.“ Allein eine solche Vorstellung wäre völlig absurd. Ohne dein Zutun wurdest du geliebt.
Irgendwann gab es den Augenblick, wo du nicht mehr ganz so hilflos warst. Du konntest etwas. Greifen, dich umdrehen, krabbeln, lächeln. Deine Eltern sahen, dass du dich entwickelst und freuten sich mit dir. Und sie freuten sich, dass sie nicht mehr alles für dich tun mussten. Dass wieder etwas Energie und Zeit für sie selber blieb. Nur ein paar Minuten zwar, aber immerhin. Etwas später, als du sprechen konntest, und deine Eltern etwas für dich tun wollten, hast du so einen Wiederstand entwickelt. Mit allem Zorn hast du deutlich gemacht: „Alleine!“ Ah, du wolltest es alleine machen. Ohne fremde Hilfe! Da wurde in dir das Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie wach. Die befriedigende Erfahrung, nicht abhängig zu sein. Nicht warten zu müssen. Nicht mehr diese entwürdigende und hilflose Erfahrung machen zu müssen, auf jemanden angewiesen zu sein.
Und deine Eltern? Sie erlebten vielleicht so eine ambivalente Mischung von Stolz und Furcht. „Ich werde nicht mehr gebraucht? Ich bin überflüssig? Ich werde zurückgestoßen?“ Die erste echte Kränkung deiner Eltern. Und diese Geschichte wird sich fortsetzen. „Kind, können wir etwas für dich tun?“ „Nein, vielen Dank, das schaffe ich selbst.“ Auch deine Reaktion war ambivalent. „Darf ich das alleine? Kränke ich nicht jetzt meine Eltern?“ Und schon sehr früh in der Interaktion zwischen dir und deinen Eltern taucht irgendwann der Gedanke auf, dass du nicht in Ordnung bist. Du kannst immer noch nicht laufen, nicht richtig sprechen, haust andere Kinder, quengelst, willst Sachen, die aus der Sicht des Erwachsenen völlig daneben sind, und, und, und...
Diese Erfahrungen kannst du sammeln und zu einem erschreckenden Ergebnis kommen. Du bist überhaupt nicht in Ordnung. Du bist ein Monster! Du machst viel falsch und nur wenig richtig und du nimmst es sehr persönlich. Du kommst zu dem Ergebnis, nicht, dass du etwas falsch machst, sondern dass du völlig falsch bist.
Du wirst älter und älter und vergisst den Anfang deiner Lebensgeschichte: Dass du ein äußerst liebenswerter Mensch bist. Du triffst andere Menschen und wirst vorsichtig. Werden sie dich mögen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen? Wird sich das Drama im Elternhaus fortsetzen? Der Kampf um Anerkennung und Liebe?
Bitte keinen Vorwurf an deine Eltern! Sie sind wie sie sind und sie tragen nur einen kleinen Teil zu deiner Misere bei. Selbst, wenn sie dir alle ihre Liebe schenken, wirst du dahin kommen, wo alle Menschen heute sind. Im Zweifel, wirklich liebenswert zu sein. Einfacher ist es natürlich, wenn du einen Schuldigen findest. Weil meine Mutter mich nicht genug gestreichelt hat, bin ich jetzt so kühl. Weil mein  Vater mir nichts zugetraut hat, habe ich jetzt kein Selbstvertrauen. Ich kenne solche Schuldzuweisungen und sie stimmen auch. Aber es nutzt dir nichts. Du bist jetzt auf dieser Welt und darfst mit dem Erbe deiner Eltern leben. Ich kenne keinen Menschen, bei dem nicht ab und zu die Frage auftaucht, ob er liebenswert genug ist. Vielleicht war Jesus davon befreit oder der Dalai Lama. Aber sicher bin ich mir da nicht.
Fühlst du dich als ohnmächtiges Produkt deiner Lebensgeschichte? Nicht genug geliebt und unfähig zu lieben? Du bist äußerst liebenswert, weißt du das? Du bist so was von wunderbar und es ist toll, dass du mit mir auf dieser Welt bist. Ich meine das so und ich fühle das mit allen Fasern meines Körpers. Selbst, wenn ich dich gar nicht persönlich kenne. Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, dass du da bist. Mein Herz geht auf und ich spüre die Liebe zu dir. Wow, welch ein wunderbares Wesen du bist!
Jetzt könnte ich von dir schwärmen und viele Worte für meine Freude finden. Aber was ist, wenn du mir nicht glaubst? Wenn du mich abweist. Wenn meine Worte dein Herz nicht erreichen können.
Viel entscheidender wäre es, wenn du selbst auf diese Idee kämest. Wenn du die Augen schließt und in dein Herz gehst und anfängst, über dich zu staunen. Wenn du sagen könntest: „Ja, ich bin total liebenswert! Wie wunderbar, dass ich da bin. Und dass ich da bin, genauso wie ich da bin!“ Dass du das zu dir selber sagst. Du könntest gedanklich zurückgehen zu deiner Geburt und noch weiter zurück zu deinem Dasein in der Höhle deiner Mutter, noch weiter zurückgehen zu dem Zeitpunkt, wo du gezeugt wurdest und noch weiter zurück, wo die Bausteine von Same und Zelle entstanden und noch weiter zurück zum Ursprung deines Bewusstseins. So weit zurück, bis du dich deiner göttlichen Quelle erinnerst und sie wieder verinnerlichst. Werde dir deines göttlichen Ursprunges bewusst. Trage es wie ein Siegel auf deinem Herzen. „Ich bin äußerst liebenswert.“
Dieses Bewusstsein will gepflegt werden, weil die Gefahr besteht, dass du es schnell wieder verlierst. Da nimmt dir jemand die Vorfahrt. Da übersieht dich jemand bei einer Begrüßung. Da bricht jemand den Kontakt zu dir ab. Mehrmals am Tag kannst du die Erfahrung machen, die dich abrutschen lässt in eine tiefe Verlorenheit. Erinnerst du dich daran? „Du bist äußerst liebenswert!“ Mach doch mal die Übung und zähle auf, was genau du an dir liebenswert findest. Insgesamt bist du liebenswert. Ja? Aber du kannst auch ins Detail gehen. Du bist ja eine Komposition aus vielen Elementen, ein buntes Mosaik von Liebenswertigkeit. Niemand kennt diese Zusammensetzung so wie du.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass Menschen von außen dich ganz anders wahrnehmen als du dich selbst. Ich bin manchmal total erstaunt, was Menschen an mir liebenswert finden. So genau habe ich für mich noch gar nicht hingeschaut. Ich schaue, was andere Menschen als liebenswerte Wesen ausmacht und kann das schnell herausfinden. Warum gelingt mir das nicht mit mir selbst?
Fühlt sich das dann sofort an wie Eigenlob? Eigenlob stinkt? Bin ich ein Narzisst, wenn ich so denke und verführe ich dich zu einer sehr unchristlichen Haltung? Im Laufe des Lebens haben wir ja das Bewusstsein dafür verloren, wie kostbar und wertvoll wir sind. Wir haben uns daran gewöhnt, wie mangelhafte Wesen herumzulaufen. Ständig bewertet und kritisiert. Wir sind unser größter Feind und Kritiker. Wir erkennen unsere Fehler und Schwächen und schämen uns dafür und sind damit beschäftigt, sie zu vermeiden, unsichtbar zu machen, auszumerzen. Immer mit der Absicht, dadurch liebenswerter zu sein. Dabei wächst der Schmerz, weil es uns eigentlich gar nicht gelingt. Jedes Scheitern bestätigt unser chronisches Versagen.
Wie würde sich dein Leben anfühlen, wenn du diesen ablehnenden Teil deines Lebens einmal ruhen lassen würdest. Und stattdessen dich so anschaust, wie andere liebevolle Menschen dich anschauen. Sieh dich an mit dem Blick deiner Eltern und wenn du gläubig bist mit dem Blick Gottes. Erinnerst du dich daran? Du bist äußerst liebenswert! Ich erinnere dich und mich ständig daran. Sobald ich dich frage, was dich in deiner Kindheit traumatisiert, dich eingeschränkt oder gekränkt hat, werden die entsprechenden Bilder, Gefühle und Bewertungen wach. Schon hast du wieder vergessen, dass du äußerst liebenswert bist. Kränkungsbilder sind unglaublich mächtig. Du glaubst ihnen lieber als der anderen Wirklichkeit. Das geht sehr schnell: „Ach, ich bin ja doch nicht liebenswert. Ich habe es immer schon gewusst. Mein Gefühl täuscht mich nicht.“ Du musst um diese Wirkmechanismen wissen. Die Wirkmächtigkeit deiner lebenslangen Glaubenssätze.
Als kluger Mensch wirst du vielleicht denken, dass es stimmt, dass du äußerst liebenswert bist. Aber dieser Gedanke ist oft nicht stark genug. Da sagt dir ein Mensch: „Du hast mich total enttäuscht!“ Und schon fällt deine Selbstliebe wie ein Kartenhaus zusammen. Kannst du dir vorstellen, dass die Vorstellung, dass du äußerst liebenswert bist, zu einem neuen Leitwert in deinem Leben wird. Du kannst dich dafür entscheiden. Du gibst immer wieder dein Ja dort hinein. Wenn dieser Mensch dir sagt, wie sehr er enttäuscht ist, wirst du vielleicht für einen kurzen Moment diese Trauer oder den Ärger spüren und zugleich den Lichtschalter anmachen: „Auch wenn ich jetzt diesen Kloß im Hals habe, bin ich total liebenswert.“ Du trainierst es und die „böse Welt“ und die „ablehnenden Menschen“ werden zu deinen effektivsten Sparringspartnern. Übe an deinen „Feinden“, dass du ein äußerst liebenswerter Mensch bist. Jetzt schließ die Augen und lass in dir das Bild entstehen wie du selber als Baby in der Wiege lagst. Was für ein liebenswertes Wesen!   



3. Du darfst dich angstfrei weiterentwickeln

„Ich tue das nie, nie wieder!“ In mir entsteht das Bild von mir als ich ein kleiner Junge war. Ich möchte einmal diese wunderbare bunte chinesische Tasse in der Hand halten und befühlen. Dabei werde ich erwischt und lasse vor Schreck die Tasse fallen. Mutter steht zornig und enttäuscht vor mir. Ich bekomme ihre ganze Wut und den Ärger ab. Die schöne chinesische Tasse von meiner Tante liegt nun in tausend Scherben da.
Ich bin ein Verbrecher. Man wird mich von meinen Eltern entfernen und ich lande im Heim. Unter lauter fremden Kindern. Ich werde alles verlieren. Meine Mutter wird mich nie wieder lieben und bei Vater werde ich auch keinen Trost finden. Ich bin schuldig. Die Scherben liegen da. Das Bild prägt sich ein wie das Brandmal bei einem Kalb. Die zerbrochene Tasse, die wütende und aufgelöste Mutter und ich hilflos und voller Angst. Nichts kann mich trösten oder beruhigen. Unauslöschlich gräbt sich das Erlebnis ein in jede Zelle meiner Haut.
Ich übertreibe? Ja, aus der Perspektive eines Erwachsenen. Du würdest es nivellieren. Es war schlimm und so schlimm auch wieder nicht. War ja nur ein Tasse. Die kann man ersetzen. In der Erwachsenenhaut gibt es das Erschrecken und das Beruhigen. Die Einsicht, dass ein Schaden entstanden ist. Ich entschuldige mich und bezahle die Rechnung. Ich vergewissere mich, dass die Beziehung nicht gelitten hat und dass wir uns wieder gut sind. Das Ganze dauert zehn Minuten.
Aber aus der Perspektive eines Kindes? Du hast keine Vorstellungen von Zeit, Kosten, Folgen oder Bewertungen. Du erschrickst, erstarrst und fühlst dich dem Tode nahe. Du bist nicht in der Lage, damit umzugehen. Du musst es erst noch lernen. Wenn du als Kind so hilflos und ohnmächtig dastehst wirst du alles dafür tun, dass dir das nie wieder geschieht.
„Ich tu das nie, nie wieder!“ So schnell wirst du keine Porzellantasse mehr in die Hand nehmen. Die Angst wird dich hindern. „Lass es stehen! Sonst lässt du es fallen und du weißt genau, was passieren wird. Willst du, dass die Welt zusammenbricht und alle geliebten Menschen sich von dir entfernen?“ Das willst du nicht, weil du ja alleingelassen sterben müsstest. Du bist angewiesen auf deine Eltern und auf ihr Wohlwollen!
Dabei fing alles so verheißungsvoll an. Du kommst als Schöpfer, als Erfinder und Entdecker auf die Welt. Voller Lust und positiver Energie drückst du dich aus. Das Wort Angst kennst du nicht im Zusammenhang mit Menschen. Höchstens mit normalen Abläufen des Alltags wie bei den Tieren. Da kommt plötzlich und unerwartet etwas auf dich zu, das dich erschreckt. Die Nacht bricht herein und du siehst nichts mehr. Geräusche dringen an dein Ohr, die du nicht deuten kannst.
Direkt bei dir jedoch hast du Kontakt zu deinen Eltern. In ihrer Nähe fühlst du dich sicher und geborgen. So lernst du eine gesunde Mischung aus Vertrauen und den Umgang mit unbekannten Situationen. Die Nähe deiner Eltern verleiht dir den Mut, deine Komfortzone zu verlassen und Neues zu wagen.
Wie jedoch entwickelst du dich, wenn deine Eltern unsicher sind? Wenn Vater und Mutter in einer angespannten Beziehung leben? Wenn deine Mutter Angst um dich hat und dir nichts zutraut? Wenn sie dich permanent beschimpft und überfordert? Wenn du in einem Umfeld von Angst aufwachsen musst? Die ersten Jahre deines Lebens prägen dich. Und als Erwachsener musst du mit deiner Prägung das Leben bestehen.
Vielleicht erinnerst du dich gar nicht mehr an die einzelnen Ereignisse aus deiner Kindheit. Aber du wirst ein Grundgefühl entwickelt haben. Du wirst eher vertrauen und dir kraftvoll das Leben erobern oder dich zögerlich zurückhalten und dich eher verweigern.
Wenn du angstvoll aufgewachsen bist bleibt dir nichts anderes übrig, als damit zu leben. Du wirst in der Regel sehr vorsichtig sein. Du wirst dazu neigen, viele Versicherungen abzuschließen, Türen und Fenster in deiner Wohnung zu verriegeln und ständig zu überprüfen. Dir unbekannte Menschen werden erst einmal beweisen müssen, dass sie vertrauenswürdig sind. Dein Immunsystem wird stark herausgefordert sein und du wirst stärker zu Allergien neigen als andere. Du wirst oft das Für und Wider abwägen und dich nicht gut entscheiden können. Du wirst dazu neigen, die Schuld auf dich zu nehmen und lieber kein Nein zu riskieren. Du wirst Lebensmittel nicht essen wenn sie nicht absolut sicher sind. Du wirst das Gefühl haben als ob um dich herum eine Mauer aufgebaut ist, die du nur angestrengt überwinden kannst. Je größer die Angst, desto höher und dicker die Mauern und das Bemühen, dir Sicherheit zu verschaffen.
Und du machst die Erfahrung, dass es nie genug ist. Noch eine Versicherung zusätzlich, noch vorsichtiger sein, noch weniger wagen. Die Angst und die Angst vor der Angst lauern dir ständig auf.
Wenn du dich weiterentwickeln möchtest bleibt dir nichts anderes übrig, als zu lernen, mit der Angst umzugehen. Menschen, die relativ angstfrei aufwachsen können sich da nicht wirklich gut einfühlen. Welche Möglichkeiten hast du? Du kannst weitermachen und alles, was Angst macht, vermeiden. Du flüchtest! Oder du stellst dich mutig den Herausforderungen. Du durchlebst die Angst. Du lässt dich von ihr überfluten. Du setzt dich daneben. Du lernst, trotzdem zu atmen. Du entschließt dich dazu, der Angst nicht mehr so viel Raum zu geben, dass sie dein Leben verhindert. Du entschließt dich zu einer neuen Lebensphilosophie: „Ich habe Angst davor, also mache ich es.“ Mach dir keine Sorgen. Es wird noch genug Angst übrig bleiben. Aber du wirst dich weiterentwickeln.
Stell dir aber vor, dass es den großen Tag geben wird, wo du dich weiterentwickelst jenseits der Angst. Einfach nur weil du Freude hast. Tiefe Freude an dir, an den Menschen um dich herum und an den Dingen. Du kehrst zum Anfang deines Daseins zurück. Du erinnerst dich daran, dass du mit voller Energie und grenzenlosem Vertrauen ausprobieren und gestalten darfst. Du darfst wie ein Baby die Welt erobern und machst das mit einer Bewusstheit von absoluter Sicherheit.
Du kannst es lernen, den Raum der Angst zu überwinden und zu ersetzen durch das Wissen, dass du Teil eines göttlichen Ursprunges bist. Deine Angst verzerrt dir den Blick auf die Wirklichkeit. Mit deiner Angst wirst du in vielen Menschen einen Feind sehen, der dich ausbeuten, betrügen und übervorteilen wird. Jenseits der Angst jedoch wirst du in jedem Menschen einen Bruder oder eine Schwester sehen. Einen Spielkameraden, mit dem du die Welt erkunden darfst.
Wo befindest du dich gerade in deiner persönlichen Entwicklung? Hast du schon alle Urängste kennengelernt und überwunden? Lebst du schon in der Freiheit der Kinder Gottes? Ich merke immer wieder, dass meine Vergangenheit ihren Schatten über mich legt, aber die Macht verschwindet mehr und mehr und das fühlt sich gut an. Stell dir vor, dass du dich angstfrei weiterentwickelst. Stell dir vor, dass du das kannst und dass das ganz selbstverständlich ist. Lerne solche Menschen kennen und lass dich von ihnen anstecken. Spüre den Unterschied, der einen Unterschied macht. Du kannst lustvoll und neugierig die neuen Räume betreten oder vorsichtig und zurückhaltend. Sterben musst du sowieso. Aber es reicht, dass am letzten Tag deines Lebens zu machen. Sonst stirbst du jeden Tag und hast gar nicht gelebt. 
Und hier der Text zum downloaden!


Samstag, 26. Oktober 2024

Wieso positives Denken so nicht funktioniert!


Positives Denken funktioniert nicht wirklich. Das behaupte ich mal einfach. Die Bücher darüber verkaufen sich zwar toll. Allein die Vorstellung, dass das Lesen eines solchen Buches über positives Denken dir hilft, beflügelt dich.
Aber mal ehrlich. Hilft positives Denken wirklich? Ich erlebe eher, dass die Menschen, die es versucht haben, daran scheiterten und am Ende noch enttäuschter waren.
Positives Denken kann auch nicht helfen, weil es die Programme im Unterbewusstsein nicht berücksichtigt. Wenn du kein grundsätzliches Vertrauen ins Leben hast vom Bauch und vom Herzen her, dann helfen keine noch so klugen Sprüche. Deine einschränkenden und negativen Glaubenssätze machen dir das alles in Windeseile kaputt.
Da lese ich diese Spruchkarte und empfange eine interessante Botschaft. Positives Denken ist nutzlos. Und "immer" ist sowieso eine Überforderung. Wenn da in diesem O auf der Spruchkarte nicht ein Smiley wäre. Da grinst mich in diesem Buchstaben das Gesicht an und löst ein Gefühl aus. Das trifft mich ins Herz. Das freundliche Gesicht erweitert die Perspektive über das Kopfspektrum hinaus auf den Herzensbereich. Alles wird gut!
Es kommt also nicht auf das positive Denken an sonder auf die "Arbeit" mit den tieferliegenden Schichten in dir. Wenn du entspannt und gelöst bist brauchst du nicht mehr positiv Denken. Du bist ja im Vertrauen. Du bist! Mehr braucht es nicht!
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Freitag, 25. Oktober 2024

Nimm es leicht!


Stell dir eine Situation vor, die dich belastet. Du hast einen Fehler gemacht. Du hast dich blamiert. Du fühlst dich nicht wohl damit. Du möchtest es verdrängen, leugnen, zur Seite schieben. Aber es lastet auf dich. Wie fühlt es sich an?
Wenn das Ereignis frisch ist, kann ich diese Reaktion gut verstehen. Aber wenn diese Geschichte schon lange zurückliegt? Wenn es sich in deiner Kindheit abgespielt hat? Und wenn du daran denkst und es fühlt sich wieder so schwer an, macht das noch Sinn? Diesen alten Teebeutel wieder in die Tasse zu hängen und alte Gefühle wiederzubeleben? Es ist ein altes Gefühl! Es ist nicht aktuell!
Jetzt magst du denken: Aber ich kann mich nicht dagegen wehren. Es kommt einfach immer wieder. Ich hatte mich damals so blamiert! Es belastet mich immer noch! Dann belastet dich nicht das vergangene Ereignis sondern es belastet dich das aktuelle Gefühl, dass du dir selber gemacht hast. Die Erinnerung erschafft das Gefühl. Du bist der Schöpfer dieses Gefühls. Du hast es selber erschaffen!
Wenn du mal in die Jauchegrube gefallen bist und es dir nicht gefallen hat. Würdest du freiwillig wieder hineinspringen? Würdest du noch einmal eine heiße Herdplatte anfassen um das Gefühl von Verbrennung wiederzubeleben? Würdest du doch nicht. Das macht keinen Sinn! Aber deine alten Ereignisse kramst du dein ganzes Leben lang wieder hervor und erneuerst deine schlechten Gefühle.
O.k. Wenn du es nicht lassen kannst, weil du ein Erinnerungsjunkie bist dann mache es doch einmal ganz richtig. Das geht so!
Stell dir eine Situation vor, die dich belastet. Schließe dazu die Augen und lass sich das Bild in dir entfalten. Nimm wahr, wie deine Mutter dich auslacht und wie du reagierst. Wende dich aber dieses mal auf keinen Fall ab wie sonst! Bleib bei dem Bild! Bleib noch weiter bei dem Bild! Schau dir deine Mutter an und schaue dich selber an. Lass alles zu, was auftaucht. Es ist wie bei einem Eiterpickel: Alles muss raus! Also schau das Bild an. Übernimm die Verantwortung dafür. Es ist deine Situation, deine Geschichte, deine Erinnerung. Sie gehört dir! Egal was du erlebt hast. Schau dir die Situation an und laufe nicht weg! Halte es länger aus als sonst. Schau dich daran satt! Ich habe einmal Sahne sehr gerne gemocht. Dann habe ich einen ganzen Becher Sahne getrunken und mir wurde schlecht. Lange Zeit konnte ich dann keine Sahne mehr essen. Ich hatte die Nase voll davon. Schau dir also mal als Experiment deine schwere Geschichte an bis du satt bist.
Wenn du es lange genug gemacht hast wird etwas sehr Unerwartetes und Ungewöhnliches geschehen. Davon kann ich dir hier nichts erzählen, denn dann würde dein Geist ganz schnell dahin flüchten. Das möchte ich vermeiden.
Wenn du dir dein Bild anschaust dann machst du etwas anderes gleichzeitig. Du sagst dir: Jetzt bin ich hier. Mein Leben ist weitergelaufen! Ich bin die von damals und zugleich jemand anderes. Zum Abschluss der Übung schaust du auf das Mädchen im Foto: Es bläst eine Pusteblume. Die Geschichte ist abgeschlossen. Der Same darf sich verteilen. Die Geschichte war schwer und der Same ist leicht. Wie bei einer Pusteblume puste ich den Samen meiner Geschichte in die Welt und habe Anteil an meiner Weiterentwicklung und der Entwicklung der Welt.
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Donnerstag, 24. Oktober 2024

Ich kann. Ich will. Ich werde.

Manchmal habe ich ein Projekt vor der Nase oder ich bekomme eine Aufgabe gestellt. Dazu gibt es ein erstes Gefühl. Das kann positiv sein und es gibt ein klares Ja. Es kann aber auch so eine Mischung entstehen. So ein "eigentlich". Eigentlich bekomme ich es hin.
Dann stellt sich mir das erste Hindernis in den Weg. Die Zeit reicht nicht aus. Ich brauche länger. Ich habe zu viele andere Aufgaben. Na gut. Ich sortiere und schiebe und finde die Zeit. Dann taucht das nächste Hindernis auf. Ich kann das gar nicht. Nicht wirklich. Mir fehlen die Bausteine, es richtig gut zu machen. Na gut. Dann mache ich mich schlau und schiebe am Zeithindernis noch mal herum.
Dann taucht das dritte Hindernis auf. Ein Familienmitglied wird krank. Na gut. Das Projekt wird verschoben und die Zeit wird noch mal eingeteilt. Es tauchen noch mehr Hindernisse auf mit den Überschriften: "Ich kann nicht mehr - mir fehlt die Kraft!" "Ich will nicht mehr - das sind zu viele Hindernisse" "Ich werde es nicht machen - wie viele Hindernisse kommen da noch?"
Dann merke ich, dass ich in einem "Unmöglichkeitskarussell" feststecke. Da kann es helfen, sich einfach mal zu schütteln und einen "Jetzt erst recht!" oder ein "Nichts hält mich auf!" - Satz zu finden. Jetzt spüre ich meine Aufgaben und lese den Spruch: "Ich kann. Ich will. Ich werde." Ich schaue auf die Punkte am Ende der kurzen Sätze. Kein Fragezeichen. Auch kein übertriebenes Ausrufezeichen. Aber eine Klarheit. Und in einem Team, in einer Gruppe freue ich mich immer, wenn bei einer Lethargie sich ein Mitglied aufrichtet. Alle anschaut und klar sagt: "Ich mache!"
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Mittwoch, 23. Oktober 2024

Über den Umgang mit ausweglosen Geschichten!

Never Endig Story - Eine kurze Zusammenfassung für Erfahrungen, die bestimmt jeder kennt.
Da gibt es in Konferenzen die immer gleichen Themen ohne eine für befriedigende Lösung. Sie tauchen in regelmäßigen Abständen in der Tagesordnung auf und verursachen ein Aufstöhnen: "Nicht schon wieder!"
Du hast den Mitgliedern deiner Familie mühsam beigebracht, dass eine verschlossene Zahnpastatube dich sehr viel glücklicher macht. Eine Woche lang geht alles gut und du kommst ins Bad: Die Zahnpastatube ist offen und du musst dir das Scheitern deiner Erziehungsmaßnahmen eingestehen.
Deine alte Mutter ruft an und erzählt dir sehr gefühlvoll und betroffen von der neuesten Erkrankung der schrecklichen Nachbarin. Du kennst dieses Thema schon. Diese dir fremde Nachbarin ist ständig präsent mit ihrem Gesundheitszustand. "Hilfe! Nicht schon wieder! Wann stirbt sie endlich!"
Im Laufe der letzten Jahre sind mir so manche Konferenzen auf den Keks gegangen. Immer die gleichen Geschichten und Themen ohne handfeste Ergebnisse und Beschlüsse. Du kannst nicht ausweichen.
Welche Themen verfolgen dich? In welchen "Never Ending Storys" bist du verwickelt? Wo grüßt dich ständig das Murmeltier? Wie viele Lösungen hast du schon ausprobiert und wie hoch ist noch deine Fähigkeit, das ewig Gleich auszuhalten?
Manchen Storys kannst du kaum ausweichen. Wenn du Teil einer Firma mit Konferenzen bist wird erwartet, dass du teilnimmst. Die Mitglieder deiner Familie kannst du ja auch nicht erschießen, nur weil sie nicht die Zahnpastatube zudrehen. Da sind andere Lösungen gefragt. Hier kommen meine Vorschläge zum Umgang mit "Never Ending Storys":
1. Kapituliere! Füge dich in das Schicksal und ertrage es einfach! Du hörst auf zu kämpfen und kannst die freigewordene Energie gut nutzen.
2. Steige innerlich aus diese Szene aus und schalte deinen Beobachter ein: "Das kenne ich doch! Ich bin mal gespannt auf die heutige Variante! Vielleicht gibt es ja etwas Neues!"
3. Suche Lösungen auf einer völlig neuen und unerwarteten Ebene. Wie meine ich das? "Ewigkeitsthemen" bei Konferenzen dürfen nur noch im Stehen auf einem Bein verhandelt werden. Zahnpasta kaufst du als Spendenbox mit Selbstverschluss. Deine Mutter fragst du beim Erzählen ihrer Krankheitsgeschichten treu und immer, was sie sich denn nun zum Geburtstag wünscht.
4. Du wiederholst beim Auftauchen jeder Story laut den folgenden Satz: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!" Glaube mir, irgendwann geht allen das Licht auf, dass sie in einer "Murmeltiergeschichte" gefangen sind.
5. Betreibe Bewusstseinsarbeit, indem du deine "Never Ending Storys" als solche enttarnst, entlarvst, aufdeckst und benennst. Es geht dann nicht mehr um eine Zahnpastatube sondern nur eine "Never Endig Story". Du kannst dann neu entscheiden, ob du dabei mitmachst oder nicht. Du kannst dich auch entscheiden, eine Runde auszusetzen.
6. Du gestehst dir ein, dass du diese Dinge auch lieben kannst wie die tägliche Tasse Kaffee und ein frisches Brötchen. Dir wird die Möglichkeit geschenkt Dampf abzulassen und deine Aggressionen auszudrücken. Du darfst dich in Geduld üben und freust dich über die Erleichterung, wenn das Thema für einen Moment gegessen ist. Gefühle der Erleichterung sind wirklich schön!
7. Wegen der Heiligen Zahl 7 müsste ich noch eine weitere Lösung anbieten. Da fällt mir noch die spirituelle Variante ein. Ich wünsche mir auch für mein und für dein Leben ganz persönlich eine "Never Ending Story", auch über den Tod hinaus.
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Dienstag, 22. Oktober 2024

Die Stationen deiner persönlichen Heldenreise!


... und was das mit dir und deinem Leben zu tun hat!

Viele Filme, Romane und Legenden folgen einem Schema, das vielen Menschen unbekannt und verborgen ist. So folgt "Krieg der Sterne" oder "Harry Potter" auch einem solchen Schema. Der Mythenforscher Josef Campbell hat sogenannte "Heldenreisen" untersucht und herausgefunden, warum und wieso ein Heldenepos funktioniert und uns als Leser oder Hörer fasziniert.
Wenn wir Helden- oder auch Heiligengeschichten lesen kann es geschehen, dass wir uns damit identifizieren. Möchtest du dich nicht auch manchmal herausheben aus der Masse der vielen Milliarden Menschen. Möchtest du nicht in einer verborgenen Ecke deines Herzens etwas Besonderes sein? Ein wenig Harry Potter oder Pippi Langstrumpf? Oder eher Winnetou oder Luke Skywalker?
Ich möchte dich einladen, mit mir die zwölf Stationen dieser Reise zu durchwandern und zugleich fruchtbar zu machen für deinen eigenen Lebensweg. Die erste Station heißt:

1. Station: Der Ruf
Der Held lebt in einer oft eher langweiligen Umgebung. Er weiß nicht, dass in ihm schon ein Held angelegt ist. Er wohnt vielleicht bei Stiefeltern oder in einem Heim und die Laufbahn ist schon vorgezeichnet. Dann flattert plötzlich ein Brief ins Haus. Da steht drin, dass er eigentlich jemand ganz anders ist. Dass er eine Lebensaufgabe zu bewältigen hat oder dass irgendwo für ihn ein Schatz vergraben ist. Dieser "Ruf" weckt ihn auf aus dem Dornröschenschlaft. "Ah! Ich habe eine Bestimmung!" Der Held wird wach!

Der Impuls für dich:
Du hast auch einen Ruf! Du bist für etwas bestimmt. Es gibt so etwas wie einen "göttlichen" Plan. Du bist nicht zufällig da. Du bist keine graue Maus, die irgendwann kommt und irgendwann geht. Vielleicht wirst du keine tolle Erfindung machen oder Bundeskanzlerin. Dennoch existiert in dir eine Stimme, die dich ruft. Diese Stimme sagt dir: "Du! Du! Du bist gemeint! Niemand sonst!"
Und? Bist du schon einmal gerufen worden? Wartest du auf die große "literaturwürdige" Reise? Oder bist du auch bereit für dein ganz persönliches Abenteuer, das in keinem Buch aufgeschrieben wird und wo dich kein Fernsehsender begleitet.
Dieser Ruf kann auf sehr verschiedene Art und Weise erfolgen. Dir fällt etwas ins Auge! Du bekommst einen Brief. Du triffst einen Menschen, mit dem du nicht gerechnet hast. Du spürst im Herzen ein unglaubliches "Ja". Es geschieht etwas und du bist auf einmal ein "Wissender". Du weißt es. Punkt. Das ist der Ruf. Wenn du keinen Ruf hast eierst du so lange eben herum. Dann bist du noch nicht so weit oder die Aufgabe ist noch nicht dran oder vorbereitet. Vielleicht hast du ihn auch schon verpasst, sogar mehrfach?! Spür dem einmal nach. So lange du lebst bekommst du die Chance, deinen Ruf zu hören und ihm zu folgen. ...so lange du lebst!

2. Station: Die Weigerung
Der Held geht nicht sofort los und stürzt sich ins Abenteuer. Bin ich wirklich gemeint? Ich kann das doch gar nicht. Das war nur ein Spuk! Ich bin doch ganz normal! Ich habe gar nicht die Fähigkeiten und die Ausrüstung für mein Unternehmen.
Der Held spürt also einen Widerstand. Den Widerstand zu spüren ist unglaublich wichtig. An der Reibung mit dem Widerstand geschieht die innere Reifung und das Wachsen der Bereitschaft. Bei dem Begriff der Resilienz sprechen wir auch vom Wachsen trotz der Widersprüche. Da werden z.B. Kinder überlebensfähig und erwachsen obwohl sie keine behütete Kindheit hatten.
Nach dem Anruf kommt also die Weigerung. Ich nicht! Warum? In der Bibel gibt es auch solche Berufungsgeschichten mit Weigerung. Ich muss mich noch verabschieden. Ich muss noch meinen Vater begraben. Ich bin noch zu jung.
Da möchte ich noch einen Unterschied machen zwischen Ausrede und Weigerung. Bei einer Ausrede ist eigentlich schon die Entscheidung gefallen, dem Ruf nicht zu folgen. Der Mensch traut sich nur nicht, die Wahrheit zu sagen. Bei der Weigerung geht es um den Prozess der inneren Auseinandersetzung. Das Ergebnis steht also noch nicht wirklich fest. Alles ist im Prozess.

Der Impuls für dich:
Wie gehst du mit Widerständen um? Du hast eine Anfrage. Jemand richtet einen Wunsch an dich. Wie findest du heraus, ob du gar nicht willst und nur nach einer Ausrede suchst. Oder wo spürst du, dass du diese Herausforderung eigentlich annehmen möchtest. Manchmal geht es um bestimmte Ängste. Bin ich richtig? Kann ich das? Habe ich genug Zeit? Ist das nicht eine Nummer zu schwer? Wie stehe ich da wenn ich versage? Muss ich mich dann schämen?
Wenn du umgekehrt jemanden "rufst" ist es hilfreich, nicht sofort eine Antwort zu erwarten. Lass Zeit zum Nachdenken und Reifen. Spüre den Widerstand und ringe ruhig ein paar Tage mit dir. Lass die Fragen und Ängste hochkommen damit sie verarbeitet werden. Am Ende wird in dir eine Entscheidung reifen zu der du stehst und die du nicht ständig hinterfragst. Am Ende steht als Ziel der Weigerung und des Ringens eine kräftige Entscheidung.

3. Station: Der Aufbruch
Nach dem Ruf und der Weigerung erfolgt der Aufbruch zur Reise, natürlich mit der entsprechenden Vorbereitung und den notwendigen Instruktionen. Erinnerst du dich noch an Harry Potter und seine erste Zugfahrt? Irgendwann beginnt jede Reise und wir fiebern mit, ob der Held gut ausgerüstet ist. Alles ist neu. Aufregend und spannend! Das Abenteuer beginnt endlich. Je länger die Weigerung dauerte und je intensiver der Prozess der Weigerung und des Widerstandes war, desto spannender gestaltet sich die Aufbruchsituation. Manchmal wird der Held auch in sein Abenteuer gestürzt, obwohl er es gar nicht wollte. Er muss einfach dem Schicksal folgen, das für ihn vorgesehen ist. "Fremde Mächte" sorgen dafür, dass er seine Bestimmung erfüllt.

Der Impuls für dich:
Stell dir vor, dass du dich auf eine Reise begibst. Du fährst in den Urlaub und packst deinen Koffer. Was für ein Kofferpackertyp bist du? Sorgst du für alle Fälle vor? Für Kälte und Hitze? Für Trockenheit und Regen? Für die Bequemlichkeit mit möglichst vielen "elektrischen Erleichterungen"? Schreibst du einen Zettel und packst sorgfältig ein? Oder machst du alles spontan: Klamotten rein in den Koffer und zu. Maximal eine viertel Stunde!
Wenn du darüber nachdenkst, hast du einen guten Anhaltspunkt wie du mit den Aufbrüchen ins Unbekannte umgehst. Bist du ein Sicherheitstyp oder ein Abenteurer, den mögliche gefährliche Situationen nicht scheren. Oder gehörst du zu den Menschen, die eh lieber auf der Couch bleiben und keine Veränderungen zulassen. Du vermeidest Aufbrüche jeder Art, weil sie von dir etwas verlangen, was du gar nicht möchtest: Eine ungewisse Zukunft! Vielleicht musst du ja auch in dein Abenteuer geschubst werden von "fremden Mächten", die es gut mit dir meinen. Oder wäre heute gerade der richtige Tag, endlich mit etwas zu beginnen, was du dir schon lange vorgenommen hast. Du hast etwas verschoben auf den Nimmerleinstag und heute ist es dran.
Manchmal geht es bei der Heldenreise nicht darum den Drachen zu bezwingen, sondern den Kühlschrank auszuputzen oder die Garage aufzuräumen. Welche Heldenreise möchtest du jetzt beginnen?

4. Station: Die ersten Probleme
Nach dem Aufbruch tauchen die ersten Probleme auf. Die Gegner bringen sich in Position. Die Reise erweist sich von Anfang an nicht als ein lockerer Spaziergang. Der Held kommt an eine Weggabelung und muss sich entscheiden. Ein Dieb stiehlt wichtige Hilfswerkzeuge. Ein Brief wird gestohlen und der Feind macht deutlich, dass er Hindernisse aufbaut wo er nur kann. Für den Helden gibt es eine Neuauflage der Widerstände und Weigerungen. Soll er wirklich weitergehen? Noch ist es Zeit zur Umkehr. Noch ist nichts verloren und das alte Leben wartet.
Als sich das Volk Israel auf die Heldenreise in das gelobte Land machte tauchte schon bald der Hunger auf. Viele wollten zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Was nützt die Freiheit wenn der Magen leer ist.

Der Impuls für dich:
Du hattest also eine Anfrage, hast hin und her überlegt, dich durchgerungen und dich positiv entschieden. Du bist froh und hoffnungsvoll aufgebrochen. Das kann ein großes Lebensabenteuer sein oder ein simpler Wochenendeinkauf. Wie gehst du mit den ersten Problemen um?
Nehmen wir doch einfach den Einkauf. Du stellst fest, dass dein Portemonnaie leer ist. Dir steht kein Auto zur Verfügung. Außerdem fängt es noch an zu regnen. Und? Was machst du? Abwarten? Aufgeben? Wenn ja - wann?
Jetzt hast du ein Auto zur Verfügung aber du findest am Supermarkt keinen Parkplatz. Jemand schnappt dir den letzten Einkaufswagen weg. Das Gemüse ist nicht mehr ganz frisch und der Ahornsirup wird nicht mehr geführt. Fährst du entnervt nach Hause? Entfaltet sich in dir ein gewisser Widerstand nach dem Motto: Jetzt erst recht!
Wenn du das Einkaufen vergleichst mit deinen übrigen Lebenssituationen. Machst du es da ähnlich? Überwindest du die ersten Probleme mit Leichtigkeit oder gibst du eher früh auf! Wenn du ein Held, eine Heldin sein möchtest dann würdest du einfach weiterreisen. Denk an das Ende, an die Belohnung! Es wartet die Hochzeit oder der Schatz oder ... einfach nur ein leckeres Abendessen auf dich!

5. Station: Übernatürliche Hilfe - das unerwartete Auftauchen der Mentoren
Zu Beginn glaubt der Held, dass er auf sich allein gestellt ist. Es ist niemand da, der ihm hilft. Doch plötzlich taucht eine weise Gestalt auf. Dieser Mentor begleitet den Helden. Er hilft in auswegloser Situation. Er kennt die Gegner, er kann die Fähigkeiten des Helden einschätzen und zeigt neue Wege auf. Er achtet darauf, dass es für den Helden nicht zu viel wird und das Abenteuer weitergeht, wo eine Sackgasse erreicht wurde. Für Harry Potter heißt der Mentor Dumbledore. Für die zwölf Apostel im Neuen Testament hieß der Mentor Jesus. Und für Annika und Tommy war es Pippi Langstrumpf.

Der Impuls für dich:
Wer waren deine Mentorinnen und Mentoren in der Vergangenheit. Welche sind es in der Gegenwart? Hast du Mentoren in deiner eigenen Familie? Im Freundeskreis? Oder gehst du zu einem Profi?
Du kannst immer wieder einmal bei deinem Abenteuer "Leben" in Sackgassen geraten. Du kommst nicht weiter mit deinen eigenen Ideen und Gedanken. Du bist blockiert oder du willst mit dem Kopf durch die Wand. Immer wieder scheiterst du mit bestimmten Fragen. Du drehst immer wieder die gleichen Schleifen und trittst in die gleichen Fettnäpfe. Du ärgerst dich über die Fehler, die du immer wiederholst.
Ein "Mentor" kann dich dabei unterstützen, mal etwas anders zu machen als gewohnt. Einen Gedanken anders zu denken! Eine andere Brille aufzusetzen! Mal eine Pause zu machen!
Manche Mentoren hast du vielleicht bislang übersehen! Kennst du schon deinen inneren Mentoren? In dir gibt es jemanden, der schon weiß! Dein Höheres-Selbst!

6. Station: Die erste Schwelle
Machen wir uns weiter auf unsere Heldenreise. Der Aufbruch ist gewagt, ein Helfer hat sich eingestellt. Da tauchen die ersten Hürden und Hindernisse auf. Prüfungen müssen bestanden werden. Rätsel müssen gelöst werden. Der Held kommt zu einem Schloss und die Tür wird von einem Löwen bewacht. Erst, wenn der Held ihn füttert mit Brot öffnet sich das Tor. Im Grunde dienen diese Prüfungen der Vorbereitung auf die eigentliche Aufgabe. Ist der Held stressresistent genug? Scheitert er schon bei den Anfangsschwierigkeiten. Hat er auch auf den Mentor gehört und die Aufgabenstellung gut verstanden?

Der Impuls für dich:
Wenn du deine Tagesaufgabe oder deine Lebensaufgabe anpackst machst du ja auch ganz unterschiedliche Erfahrungen. Du wünschst dir, dass es leicht wird. Glatt dadurch, nicht wahr? Leider funktioniert das nicht immer so. Auch da musst du kleinere und größere Schwellen überwinden. Du willst deinen Kühlschrank ausputzen und ein undefinierbares Etwas lässt sich nicht mit dem Spülwasser entfernen. Da ist dein Wissen gefragt oder deine Fähigkeit, dich irgendwie schlau zu machen. Die Gefahr besteht wieder wie am Anfang, dass du aufgibst. "Jetzt habe ich es schon versucht. Ich habe mich doch so angestrengt. Und das ist jetzt die Strafe. Womit habe ich das nur verdient!"
Die Reaktion ist verständlich, aber führt dich nicht dem Ziel entgegen. Du kannst damit rechnen, dass Hürden in der Regel auftauchen. Früher oder später! Du kannst dann resignieren oder dir einen Ruck geben nach dem Motto: Jetzt will ich es wissen! Ich gebe nicht auf!
Du darfst darauf vertrauen, dass es in dir noch ein paar Fähigkeiten und Talente gibt, die du bislang nur noch nicht eingesetzt hast.

7. Station: Fortschreitende Probleme mit übernatürlicher Hilfe
Es gibt eine Vorstufe zum Höhepunkt. Bei einer Heldenreise müssen die Probleme steigen und größer werden. Die Helfershelfer des großen Feindes zeigen ihre Krallen. Sie zeigen, wie mächtig der Feind ist. Sie jagen dem Helden Angst ein und sagen ihm: Noch kannst du umkehren! Der Held erleidet seine ersten Blessuren. Amulette gehen verloren und wichtige magische Hilfsgeräte verlieren ihre Kraft. Der Held selbst gerät in eine Situation, die immer auswegloser erscheint. Trotz und in der Bedrohung jedoch bleibt der "Mentor" präsent oder eine andere übernatürliche Hilfsquelle taucht auf. Eine Fee, die weiterweiß. Ein Engel, der den Weg zeigt. Es gibt ein neues Tor, das sich plötzlich auftut, aber in der Logik der Geschichte liegt.

Der Impuls für dich:
Wenn du deine Reise antrittst im Großen wie im Kleinen kannst du in eine solche Situation geraten. Du hast dir das alles so gut ausgedacht. Du hast so erfolgreiche erste Schritte bewältigt und dann? Du hast den Koffer gepackt und der Flieger streikt! Du hast eine neue Stelle bekommen und musst ins Krankenhaus. Da kann etwas auftauchen, dass dir den Boden unter den  Füßen entzieht.
Das machst du nicht mal eben so. Da ist dein ganzes Können gefragt! Da bist du wirklich gefordert. Da weißt du, dass es kein Spiel mehr ist. Interessanterweise wirst du feststellen, dass da auf einmal eine ganz besondere "Krisenenergie" in dir wach wird. Zur rechten Zeit am rechten Ort geht ein Ruck durch deinen Körper und durch deinen Geist und du machst dein Ding! In dieser Situation kannst du darauf vertrauen, dass es einen inneren Schalter gibt, der fast wie automatisch umklickt. Höre dann auf die innere Stimme, die dir sagt: "Hey, du schaffst das!"

8. Station: Der finale Kampf und der gerechte Lohn
Wenn du Filme siehst nach dem Muster der Heldenreise weißt du, dass alles zusteuert auf das große Finale. Bisher war alles nur Vorspiel, Geplänkel, üben und sich stärken. Jetzt kommt es darauf an. Reichen seine Fähigkeiten? Reichen die Gaben aus, die der er erhalten hat. Es kommt zum großen Zusammenspiel von Kenntnissen, Mut und Entschlossenheit, und die Mithilfe der himmlischen Kräfte. Und auch da gibt es wieder einen neuen Höhepunkt. Die Frequenz steigt. Die Bilder werden dramatischer und schneller. Der Erzfeind hat noch einen Trumpf im Ärmel. Es taucht wieder etwas Unberechenbares auf. Aber die Heldenreise folgt unbarmherzig dem eigenen Muster. Der Feind wird besiegt! Der Lohn zeigt sich endlich! Die Prinzessin, der Schatz, die Erkenntnis oder etwas anders mit hohem Wert.

Der Impuls für dich:
Nicht immer gestaltet sich deine eigene Heldenreise so dramatisch wie im Roman oder im Film. Dennoch wirst du auch so etwas erleben wie ein Finale. Du kommst zum Flughafen und bist gut vorbereitet. Koffer gepackt und Flugticket in der Hand. Du bist bestens gerüstet.
Dann kommst du zur Sicherheitskontrolle und ein Warnsignal ertönt. Das Wachpersonal schaut dich kritisch an. Du fühlst dich schon wie ein Verbrecher. Du wirst beobachtet. Du bestehst und kannst am Gate noch einmal ausruhen. Dann kommt die Einladung, in den Flieger einzusteigen und du wirst konfrontiert mit deiner Flugangst. Wie eine mächtige Welle kommt es über dich. Du warst doch so gut vorbereitet. War alles vergeblich? Du bewegst dich in der Reisegruppe und wie in Trance erreichst du deinen Sitzplatz. Jetzt nicht aufgeben! Nicht aussteigen! Die Angst spüren und annehmen. Tief durchatmen! Ins Vertrauen gehen! Irgendwann weißt du, du hast es geschafft. Überleg einmal, wie viele "Abenteuer" du schon im Leben bestanden hast. Prüfungen! Reisen! Liebeskummer, Krankheiten und Operationen... Dein Leben gleicht ständig einer solchen Heldenreise. Bist du aufmerksam für das Wunder das da heißt: Du hast es jedes Mal geschafft!

9. Station: Die Verweigerung der Rückkehr
Mit dem Sieg scheint die Heldenreise zu Ende zu sein. Es gibt doch nicht mehr zu erzählen. Aber - der Held ist erschöpft. Er darf sich jedoch nur kurz ausruhen. Er möchte am Ort seiner Entlohnung bleiben. Er möchte nicht zurück in den tristen Alltag. Es gibt viele Gründe, warum der Held nicht zurückkehren möchte. Vielleicht hat er zu viel verloren auf dem Hinweg oder er verliert zu viel auf dem Rückweg. Es kann aber auch sein, dass der wirkliche und eigentliche Einsatz noch kommt. Der Einsatz, vor dem er sich drückt. Es geht um die Bewältigung des Alltags. Dort wartet ja die eigentlich Aufgabe. In den Märchen geht es ja auch immer darum, dass der Held sich einer Lebensaufgabe stellen muss. Die Prinzessin muss erwachsen werden. Der Jüngling muss seine Königsqualität finden. Die Helden machen sich also auf eine Traumreise und bewältigen dort ihre Konflikte. Sie erwachen am nächsten Morgen und erinnern sich an die Impulse, die aus dem Traum kommen.
Am Ende zeigt sich die Heldenreise wie ein Traum, der darauf hinweist, dass das eigentliche Leben noch wartet.

Der Impuls für dich:
Denke noch einmal an deine eigenen "Lebensabenteuer!" Wo wolltest du auch gerne die Ergebnisse festhalten und dich darin einrichten? Es ist nicht so leicht, nach dem Höhepunkt wieder in den Alltag zurückzukehren. Da gibt es am letzten Urlaubstag den Impuls: "Ich will hierbleiben und nicht zurück!" Da möchtest du, dass ein Fest nicht zu Ende geht, weil es so schön ist.
Und da gibt es auch die Ebenen in deinem Leben von Traum und Wirklichkeit. Wann hört der Traum auf und wann fängt die Wirklichkeit an. In deinen Tagträumen bist du eine Heldin und ein Held und im wirklichen Leben läufst du vor den Problemen davon. Du löst die Aufgaben nur im Tagtraum statt dich dem Leben zu stellen. Der Tagtraum will dir helfen, dass du deine Ressourcen und Fähigkeiten sammelst. Der zweite Schritt der Umsetzung wäre schon hilfreich. Aber wer möchte schon gerne vom bestandenen Heldentraum erwachen und sich dann dem echten Leben stellen? Die Verweigerung der Rückkehr ist verständlich, nicht wahr? Ruh also noch ein  wenig aus. Aber dann...?!

10. Station: Das Verlassen der Unterwelt
Der Held hat sein Ziel erreicht. Er möchte in der Anderswelt bleiben. Die Schatzhöhle ist doch so verlockend! Das Reich der Feen verspricht doch ewiges Glück! Aber nein! Er muss zurück in seine eigene Welt. Wenn er einen bestimmten Zeitpunkt verpasst, kann er nicht mehr in seine Ursprungswelt zurück. Aber dort hat er noch eine Aufgabe zu erfüllen. Er würde quasi zwischen den Welten kleben bleiben. Mit dem Körper und Geist im Feenreich, aber mit dem Herzen in der Ursprungswelt. Als muss der Held die Anderswelt verlassen. Das geschieht in der Regel sehr schnell. Ein magischer Flug. Ein kurzer Aufstieg. Das Ende eines Traumes und das plötzliche Aufwachen.

Der Impuls für dich:
Vielleicht möchtest du auch manchmal die Ergebnisse deiner Arbeit auskosten. Wie schön, was du da erreicht hast. Du als Heldin, als Held hast etwas Tolles vollendet. Vielleicht hast du die Erziehung deiner Kinder auch als Heldenreise erlebt. Als lange und intensive Heldenreise. Jetzt sind die Kinder erwachsen und du möchtest stolz sein auf das Ergebnis. Du möchtest es betrachten und festhalten. Da kann es sein, dass das Leben auf allen Ebenen weitergeht, aber du bist gefangen in deiner "erfolgreichen Elternfantasie". Du möchtest, dass es nahtlos wechselt in die "Großelternrealität". Vater und Mutter sein auf ewig.
Das ist gefährlich. Irgendwann hast du deine Aufgabe erfüllt und das Leben erwartet von dir, dass du dich verabschiedest und loslässt. Das Verlassen der Unterwelt bei der Heldenreise gleicht dem Prozess des Loslassens. So toll deine Ergebnisse auch sind. So groß auch der Schatz, den du gesammelt hast - all das Zeug in deiner Hand hindert dich an der Weiterreise. Du hast eine Heldenreise beendet und irgendwann wartete die nächste auf dich. Wenn du zu spät aufbrichst, dann kann es dich etwas kosten. In einem Märchen verlässt der Schatzsucher gerade noch rechtzeitig den Raum. Er rennt heraus, die Tür fällt ins Schloss und schneidet ihm ein Stück von der Ferse ab. Manche Eltern, die ich kenne, wirken auf mich auch wie Menschen, denen man die Ferse abgeschnitten hat, weil sich nicht freiwillig loslassen wollten.
Wo bist du im Augenblick? Welche Heldenreise hast du eigentlich abgeschlossen und wo verweigerst du die Rückkehr? Manchmal kommt ein magischer Augenblick und der katapultiert dich zurück ins Leben. Vielleicht wartet gerade ein "Gefährt" auf dich und du musst dich nur noch draufsetzen!

11. Station: Die Rückkehr 
Der Held kehrt von seiner Reise zurück. Er erzählt von seinen Abenteuern und muss seinen Platz wieder in der Ursprungswelt finden. Da kann inzwischen der ungeliebte Bruder seinen Platz eingenommen haben. Manche werden ihm nicht glauben. Von manchen wird er als Held empfangen. Der Held selbst hat damit zu kämpfen, wieder gut anzukommen, auch innerpsychisch. Vielleicht sehnt er sich an sein Abenteuerziel zurück. Vielleicht findet er den Alltag zunächst unerträglich. Den "Schatz" muss er in den Alltag integrieren. Die Braut, die er mitgebracht hat, muss auf der Burg eingeführt werden. Seine neuen Kompetenzen muss er unter Beweis stellen.

Mein Impuls für dich:
Wenn du als Heldin oder Held ein Abenteuer bestanden hast und zurückkehrst, hast du dich verändert. Schraube und Mutter passen nicht mehr so richtig zusammen. Wenn du von einer längeren Kur nach Hause kommst, müssen sich die Familienmitglieder wieder aneinander gewöhnen. Wenn die Kinder zum Studium aus dem Haus gehen und wiederkommen, sind das keine Kinder mehr. Sie haben gelernt, selbständig zu leben und finden es unerträglich, weiterhin die tollen elterlichen Ratschläge zu hören.
Wenn du von deiner Abenteuerreise Einkauf zurückkehrst hat sich der Inhalt deines Kühlschranks verändert. Du kannst damit jetzt etwas Frisches kochen. Das "Neue" sorgt für Veränderung. Manchmal wird sie positiv aufgenommen - wie frische Nahrung. Manchmal kann es aber auch für den Rest der Familie bedrohlich sein. Stell dir vor, dass du dich innerlich weiterentwickelt hast. Du bist nicht mehr die Gleiche wie vor dem Prozess. Aus einem verängstigten Wesen ist ein selbstbewusster Mensch geworden. Eben ein Held, eine Heldin. Das verlangt vom ganzen Umfeld eine Anpassung oder Mitveränderung. Welche Prozesse ob klein oder groß hast du gerade abgeschlossen. Fühlt es sich gut an? Was sagt dein Umfeld dazu? Musst du es noch gut kommunizieren und braucht es noch Zeit für die Integration?

12. Station: Herr der zwei Welten
Wenn der Held von seiner Reise zurückgekehrt ist und sich wieder eingewöhnt hat, integriert er die neuen Erfahrungen in sein altes Leben. Er kann das Neue nicht einfach abstreifen. Er ist gewachsen und gereift. Ein Entwicklungsschritt geht zu Ende. Der Prinz, der unreif war und den Drachen bezwungen hat, kann nun mit den Erkenntnissen seine Prinzessin heiraten und König werden. Ohne diese Heldenreise würde er ewiger Prinz bleiben. So zeigt jede Heldenreise eine innere Weiterentwicklung hin zu einer reiferen Persönlichkeit.

Der Impuls für dich:
Blick doch einmal zurück auf deine eigenen "Heldenreisen". Wie viele davon hast du schon bestanden? Welche Reisen haben dich besonders geprägt? Deine Heldenreisen durch Kindergarten, Grundschule, weiterführende Schule, Kindheit, Pubertät, Verliebtheitsphase, Lehre, Studium, Berufserfahrungen, Familiengründung, Krisen und Freundschaften. Dein Leben könntest du betrachten als ein Ineinander, Miteinander und Nacheinander von vielen Heldenreisen. Durften alle Erfahrungen Teil deiner jetzigen Persönlichkeit werden? Gibt es eine Integration? Woran würdest du das merken? Aus meiner Sicht merkst du es daran, dass du dich hinsetzt, in dich hineinschaust, hineinfühlst und ein dickes und fettes "JA" hörst zu deinem Weg.
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