Das
höre ich häufig bei der Arbeit: "Dafür werde ich nicht bezahlt!" Du
wirst nicht dafür bezahlt, jemanden freundlich zu grüßen. Du hältst die
Tür auf für den Nachfolgenden. Du fragst, ob dein Gegenüber auch eine
Tasse Kaffee möchte. Du erkundigst dich nach dem Gesundheitszustand
einer kranken Mutter. Du gibst einen positiven Kommentar ab zu dem, was
dir gerade gefällt. Du nimmst etwas auf, was ein anderer fallengelassen
hat.
Für all das wirst du nicht bezahlt! Das steht nicht in deinem
Arbeitsvertrag! Du hast völlig Recht, wenn du solche Aufgaben
verweigerst! Nichts davon musst du tun! Jetzt stell dir einmal einen
großen Produktionsbetrieb vor, in dem genau nach Arbeitsvertrag
gearbeitet wird. Dem Recht wird völlig Genüge getan. Kein Grund zur
Klage darum keine Gefahr für eine Abmahnung. Jetzt stell dir vor, ein
solcher Betrieb macht das ein Jahr. Wie wird es dort nach dieser Zeit
aussehen?
Scheinbar lebt ein Produktionsbetrieb vom Verkauf seiner
Produkte. Aber nur scheinbar! Eigentlich lebt er von den Dingen, wofür
niemand bezahlt wird und wofür niemand bezahlt werden kann. In einem
guten Betriebsklima kann etwas wachsen und gedeihen. Ein freundliches
Klima drückt sich darin aus, wo Menschen aufmerksam sind füreinander,
sich gegenseitig wohlwollend begegnen und wo auf die Bedürfnisse der
Einzelnen geachtet wird.
Für bestimmte Dinge wirst du nicht
bezahlt, aber wenn du sie nicht tust, gräbst du dir auf die Dauer selber
die Lebensqualität ab. Dahinter steckt das Gesetz der Resonanz. Wenn du
der Welt freundlich begegnest kommt Freundlichkeit zu dir zurück. Wenn
du die Umwelt als deinen Feind ansiehst, kommt Misstrauen zu dir zurück.
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Samstag, 30. April 2022
Freitag, 29. April 2022
Wenn du strauchelst, weil dir die Arbeit zu schwer wird, möge die Erde tanzen, um dir das Gleichgewicht wiederzugeben. (irischer Segensspruch)
Ich erinnere mich an meine ersten
Erfahrungen mit der Telefonseelsorge. Ich saß am Telefon und war ganz
aufgeregt. Hoffentlich war ich eine gute Hilfe für einen Menschen in Not. Dann
kam die Katastrophe: Es rief ein Mann aus Bayern an und ich verstand kein Wort.
Ich verlor den Kopf und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich versuchte, mir
beim Hören einen Sinnzusammenhang zu erschließen. Dann traute ich mich, ihm zu
sagen, dass ich ihn nicht verstehe. Daraufhin erklärte er mir sein Problem noch
einmal, wieder in tiefstem bayrisch. In meiner Not kam ich auf die Idee, ihn zu
bitten, für einen Norddeutschen etwas hochdeutscher zu reden. Da verstand er
mein Problem und bemühte sich auf bayrisch-hochdeutsch. Ich verstand wieder
nichts.
Während des Anrufs gingen mir tausend
Gedanken durch den Kopf. Du bist nicht geeignet für die Telefonseelsorge! Was
ist, wenn er sich beschwert. Du kannst mit niemandem darüber reden. Du hast
Vorurteile gegen Bayern. Was ist, wenn jetzt alle Anrufer aus Dialektgegenden
anrufen. Was mach ich nur! Gebe ich diese Aufgabe auf?
Ich hatte wirklich den Eindruck zu
straucheln. Diese Erfahrung wird sicher der Eine oder die Andere mit mir
teilen. Auch im Beruf kommt es vor, dass du dich überfordert fühlst. Irgendwann
kommt es zum Blackout. Schüler kennen das von einem Test und Trainer vor einem
hochwichtigen Vortrag.
Es kommt dabei zu bestimmten
Körperphänomenen. Du erstarrst, du wirst steif und du hörst auf zu atmen.
Wenn du strauchelst, weil dir die
Arbeit zu schwer wird, möge die Erde tanzen. Mir gefällt das Bild. Wenn ich
mich versteife könnte die Erde sich bewegen, damit ich wieder in meinen
Rhythmus zurückfinde.
Wenn ich mich schon nicht mehr bewegen
kann, dann bewegt sich die Welt um mich herum dennoch weiter. Die Erde hat
ihren eigenen Tanz, das Leben pulsiert.
Wenn ich demnächst bei einer
Überforderung kopflos werde gehe ich in die Achtsamkeit. Ich spüre den Boden,
der mich trägt. Ich atme tief durch und lasse mich von den Geräuschen und
Stimmen der Umgebung wieder einladen, am Spiel des Lebens teilzunehmen. Die
Erde ist groß genug, für ein ständiges und zuverlässiges Gleichgewicht zu
sorgen.
Donnerstag, 28. April 2022
Entdecke deine Signaturstärken!
Wenn ich berufliche Mails verschicke fügt mein Programm automatisch meine Signatur hinzu. Name, Anschrift, Firma und Kontaktdaten. So weiß mein Gegenüber wer ich bin und kann sich entscheiden, die Mail zu öffnen oder sie zu löschen. Eine Unterschrift ist auch eine Signatur. „Hiermit bestätige ich, dass ich das aufgeschrieben habe und auch so meine und dafür die Verantwortung übernehme.“ Oder: „Ich stehe dafür mit meinem guten Namen.“ Eine Bestätigung hat etwas Kräftiges und Bejahendes. Das bin ich. Das gehört zu mir. Dazu stehe ich!
Martin Seligmann
prägt in seinem Buch über positive Psychologie das Wort „Signaturstärke“. Mir
gefällt dieses Wort und der dazugehörige Gedanke und das möchte ich in diesem
Brief gerne mit dir teilen. Signaturstärken, die ein Mensch verwirklicht nach
Seligmann, müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Ich muss spüren, dass das
wirklich ich bin und zu meiner Persönlichkeit gehört. Dass ich beim Ausüben ein
Gefühl von Freude und Stärke entwickle. Und dass es nicht von außen kommt
sondern aus meinem Inneren erwächst. Im Kontext geht es darum, wie Glück funktioniert.
Ich kann mein Belohnungssystem aktivieren, indem ich etwas konsumiere. Das
verschafft leider nur ein kurzweiliges Glück. Nach dem Essen der Schokolade
gibt es bald den nächsten Wunsch nach Befriedigung. Oder ich kann eben meine
Signaturstärken entwickeln und habe damit ein tieferes und dauerhafteres
Glücksgefühl.
Kennst du deine
persönlichen Signaturstärken? Etwas, was zu dir gehört, was du mit großer
Freude machst und ganz aus deinem Inneren kommt? Je mehr Signaturstärken du bei
dir findest, desto stabiler entwickelt sich deine Zufriedenheit mit dir und mit
deinem Leben.
Wie könnte das im
Alltag aussehen? Wie kannst du dir das Leben mit deinen Signaturstärken
vorstellen? Ich glaube zum Beispiel, dass ich ein passabler Fahrradfahrer bin.
Ich halte das Gleichgewicht, ich kann treten, die Spur halten und schaffe ein
Tagespensum von 60 Kilometern. Ich kann die Gangschaltung bedienen, das Licht
an und ausmachen und bremsen. Aber Radfahren ist nicht meine Signaturstärke.
Aber vielleicht bei dir!
Ich habe einen
Freund, der geht nahezu ehrfürchtig mit seinen Fahrrädern um. Er besitzt Räder
für unterschiedliche Zwecke. Er pflegt sie und kann alles reparieren. Zu jedem
Rad kann er eine Geschichte erzählen. Und wenn er leidenschaftlich erzählt
bekomme ich die Vorstellung davon, als ob er über seine Kinder spricht. Man
merkt: Er liebt seine Räder und hat eine tiefe Freude daran.
Du kannst also
Radfahrer sehen, die einfach nur Rad fahren, oder welche, die das als ihre
Signaturstärke herausgefunden haben. Dabei geht es nicht darum, ob das auch
eine objektiv messbare Qualität oder Stärke ist. Es geht nicht um
Perfektionismus. Es geht um die persönliche Signatur.
Eine meiner
Signaturstärken besteht in der Zubereitung von Bratkartoffeln. Sei es aus rohen
oder gekochten, in Scheiben oder in Würfeln geschnitten oder auch gerieben.
Wenn ich die Kartoffeln schäle fühlt sich das schon wie eine Andacht an. Jedes
Detail bekommt eine besondere Aufmerksamkeit. Wie viel Fett in der Pfanne? Welches
und mit welcher Temperatur? Wie lange müssen sie braten? Wie bekomme ich die
für mich richtige Bräune und wie verhindere ich das Kleben am Pfannenboden? Ich
stehe im Bratkartoffelduft und die Küche und Kleidung werden immer mehr zu
einem Meer von Bratkartoffelgerüchen. Stehen und zuschauen, Zeit zum rösten lassen
und zum richtigen Zeitpunkt wenden. Den Inhalt ab und zu hochwirbeln lassen und
wieder auffangen. Und während der ganzen Zeit nichts anderes nebenbei machen.
Keine Ablenkungen! Einfach da stehen und Bratkartoffeln produzieren. Und sich
dabei tief entspannen!
Es gibt viele
Menschen, die ordentliche und gute Bratkartoffeln hinbekommen, sogar restauranttauglich.
Die es aber nicht als Signaturstärke erleben. Von außen ist diese Qualität also
nicht so leicht erkennbar. Jemand kann auch eine Signaturstärke in etwas haben,
das von außen betrachtet eher nur so ungefähr klappt. Es geht um den Ausdruck und
das Ausleben von Lebensqualität und Freude.
Die Frage nach
dem Verwirklichen der eigenen Signaturstärken spiegelt zwei uralte Fragen
wieder, die mir aus der Theologie vertraut sind. Es handelt sich dabei um lebenswichtige
Grundfragen, die jeder Mensch für sich beantworten sollte. Die erste Frage
heißt: „Wer darf ich sein?“ Und die zweite Lebensfrage lautet: „Was muss ich
tun?“ Und es gibt eine Rangfolge der Wichtigkeit.
„Wer darf ich
sein?“ Da geht es darum herauszubekommen, wer ich als Mensch bin aufgrund
meiner Existenz. Ich darf ein Mensch sein. Ich bin äußerst liebenswert. Ich bin
ein Geschenk auf dieser Welt. Ich darf lieben und werde geliebt. Dafür muss ich
überhaupt nichts machen. Wer einen guten Zugang zu dieser Frage hat und darum
im Sein ist, lebt auf der Sonnenseite des Lebens – ein paradiesischer Zustand.
„Was muss ich
tun?“ Da geht es um die Fragen der Moral. Was muss ich tun, um richtig zu sein.
Wie hätten mich gerne die Menschen. So, wie ich bin, bin ich erst einmal nicht
so richtig in Ordnung. Ich muss etwas Bestimmtes tun um liebenswert zu sein, also
bescheiden, zurückhaltend oder fleißig. Ich soll oder muss immer irgendetwas,
um vor mir und meinen Menschen bestehen zu können.
Dabei leben wir
als Menschen ja durchaus in diesen zwei Dimensionen. Ich bin da und es ist gut,
dass ich mich in meinem Dasein einfach annehmen und lieben kann. Zugleich bin
ich in die Welt gestellt und darf mich in meinem Tun verwirklichen. Ich bin so
etwas wie ein Schöpfer und eine Schöpferin. Schwierig wird es nur, wenn ich an
dem „Tun“ eine Bewertung klebe. Wenn ich höflich bin, dann werde ich geliebt.
Wenn ich fleißig bin, finden mich meine Eltern in Ordnung. Wenn ich mich
vierundzwanzig Stunden am Tag um meine Kinder kümmere, werde ich als Mutter
oder Vater bestehen können.
Der erlösende und
auflösende Satz könnte heißen: So, wie ich bin, bin ich total in Ordnung.
Völlig richtig und sehr liebenswert. Zugleich darf ich mein Leben anpacken und
etwas ins Leben bringen. Aus purer Freude am Dasein. Die Entwicklung der
Signaturstärken geht in diese Richtung, diese beiden Dimensionen miteinander zu
verbinden. Ich mache etwas, bei dem ich ganz im Sein bin. Ganz in Übereinstimmung
mit mir und mit meiner Persönlichkeit.
In diesem Sinne
kann sich Radfahren oder Bratkartoffeln letztlich wie ein heiliges Spiel entfalten.
Möglichkeiten zur Entwicklung der eigenen Signaturstärken gibt es unendlich
viele. Du kannst etwas wissen über einen bestimmten Vogel. Du kannst tolle
Gedichte schreiben. Oder unglaublich intensiv lachen oder mit dem Kaffeelöffel
einen Wirbel im Kaffee erzeugen oder küssen oder leidenschaftlich Eiscafés
weltweit ausprobieren, oder...oder...
Für irgendetwas
bist du wichtig auf dieser Welt. Irgendetwas kannst du, was dich unterscheidet
von allen anderen Menschen. Und es reicht aus, wenn du es nur für dich selber
machst. Auch wenn es Ähnlichkeiten gibt zu anderen Menschen so bist du in
deinem Eigenen dennoch einmalig und unverwechselbar.
Du bist kein
Mauerblümchen und kein vergessenes und vernachlässigtes und unglückliches Wesen
auf diesem Planeten. Wie jede Blume und jeder Baum bist du da und bereicherst
diese Schöpfung. Im Entwickeln deiner Signaturstärken wirst du dir dessen mehr
und mehr bewusst. „Ah, das gehört zu mir! Das zeichnet mich aus! Da bin ich
ganz ich und das mache ich aus mir heraus mit tiefer Freude und Zufriedenheit!“
Leider sind wir
als Kinder ja oft anders geprägt worden. Unsere Eltern haben uns gesagt, was
wir machen müssen, um richtig zu sein. Sie hatten vielleicht selber nicht
genügend Entwicklungsmöglichkeiten, und wir sollten so werden, wie sie gerne
geworden wären. Wir führen darum heute noch manchmal das Leben unserer Eltern
und nicht unser eigenes. Oder wir machen das gleiche wieder mit unseren eigenen
Kindern und denken, sie müssten unser Leben weiterleben. Beobachte einmal, wo
du Dinge machst, die eigentlich zu deinem Vater oder zu deiner Mutter gehören.
Wo du erkennst: „Das bin ja gar nicht ich! Das ist ja mein Vater!“
Oder es bleibt
als „Erbe“ so etwas wie „Großartigkeitsberufung“ in uns. Eltern sehen durchaus
berechtigt etwas Großartiges in ihren Kindern und auf der Seins-Ebene ist das
sehr förderlich und schwer in Ordnung. Manchmal sehen sie Das Großartige jedoch
in dem Potential, was die Kinder tun müssten. Unsere Eltern sehen in uns z.B.
einen großartigen Ingenieur und dann werden wir Elektriker mit dem Anspruch,
eigentlich Ingenieur sein zu müssen. So klebt an uns die elterliche „Großartigkeitsberufung“,
was bewirkt, dass wir uns immer wie im Mangel fühlen. Aus uns ist nicht das geworden,
was wir hätten sein können.
Bei den Signaturstärken
geht es um eine andere Qualität. Um das, was unmittelbar zu dir gehört. Es kann
groß, aber auch sehr klein sein. Hauptsache, du bist darin glücklich und
befindest dich im Flow. Mach doch mal eine Liste all der kleinen Dinge, die
diese Kriterien erfüllen: Es ist ein authentischer Ausdruck deiner Persönlichkeit.
Es bereitet dir Freude und es kommt von innen. In diesem Sinne wünsche ich dir
frohmachendes Forschen. Ich sehe schon, wie du wächst.
Mittwoch, 27. April 2022
Im Abgrund der Todesbedrohung und weit jenseits davon – Wege zu österlichen Befreiungen (der gesamte Text)
Manchmal wird dir das Leben schwer. Du schaust hinein in
einen Abgrund. In deinen Abgrund. Du erkennst deine Fehler, dein Versagen und
vor allem – dein Unglück. Da gibt es Momente des Erschreckens und zugleich des
Aufwachens. Die Überraschung: Ach ja, das bin ja ich. Das ist mir passiert! Das
habe ich bewirkt! Das ist geschehen mit meiner Schöpferkraft.
Wenn du in den Abgrund hineinschaust mag es sich wie ein
heilsames Erschrecken anfühlen. Ich bin noch nicht da drin. Ich kann einen
anderen Weg einschlagen. Aber wenn du im Abgrund deiner Verstrickungen hockst
und erst einmal keinen Ausweg siehst, braucht es vielleicht den einen oder
anderen Impuls. Vielleicht ist der Abgrund gar nicht so tief, wie du dachtest.
Vielleicht lösen sich von einem Rand ein paar Steine und es entsteht eine Rampe.
Oder du besitzt verborgenes Werkzeug, dass dir beim Herausklettern helfen
könnte. Nur du hast es noch nicht wahrgenommen oder kennst dich nicht aus mit
dem Gebrauch. Bestenfalls entpuppt sich der Abgrund als kleines Loch, den du
nur so „abgrundtief“ wahrnimmst. Dann musst du nur aufstehen und weitergehen.
Mehr ist nicht zu tun.
Ich möchte mit dir gerne durch den einen oder anderen
„Abgrundsatz“ gehen. Was meine ich mit Sätzen aus der Tiefe der Scham oder des
Schmerzes? „Das habe ich nicht gewollt...“ oder „Wie lange muss ich das noch
aushalten...“ sind für mich ganz typische Worte der Verzweiflung. Ich glaube,
dass es heilsam und wichtig ist, etwas Licht in diese Erlebnisse und
Erfahrungen zu bringen. Du kannst im Abgrund fest steckenbleiben oder daran wachsen
und reifen. Wachsen und reifen gefällt mir besser. Wenn es im Schmerz
Tröstendes gibt, kann sich etwas lösen und ein „österlicher“
Verwandlungsprozess kann beginnen. In diesem Sinne wünsche ich dir eine mutige
Begegnung mit dir selbst. Deinem Licht und deinem Schatten.
Das habe ich nicht
gewollt...
Stell dir vor, dass du ganz in Übereinstimmung bist mit
deinen Zielen. Du hast aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen etwas in
die Tat umgesetzt. Vielleicht hattest du bei deiner Entscheidung ein etwas
mulmiges Gefühl, aber dennoch war es abgewogen und in Ordnung.
Nach dem Tun kommt dann jemand auf dich zu und beschwert
sich über die Auswirkungen. Deine Entscheidung hat bewirkt, dass jemand anders
gekränkt ist oder sich beschädigt fühlt. Es kann sogar sein, dass du sprachlos
bist über die Auswirkungen deiner Entscheidungen. „Das habe ich nicht
gewollt...“ - magst du sagen und denken.
Du hast etwas anderes gewollt. Du musstest eine Entscheidung treffen und bist
jetzt erschrocken, dass du einem Menschen „Schaden“ zugefügt hast. Das ist
nicht nur unangenehm. Du fühlst dich im ersten Moment schuldig. Du machst dir
Vorwürfe, dass du manche Aspekte gar nicht bedacht hast. Du hättest bei etwas
längerem Nachdenken doch eine bessere Entscheidung treffen können.
Ich stelle mir da all die Politiker vor, die ständig
Entscheidungen treffen und die Auswirkungen nicht wirklich bedenken. Oder du
hast dein Kind erzogen nach bestimmten Grundsätzen. Vielleicht waren deine
Eltern total sparsam und du wolltest jetzt deinen Kindern gegenüber großzügig
sein. Du warst es und hast verschwenderische Kinder erzogen, die mit ihrem Geld
nie auskommen und dich ständig anpumpen. „Das hast du nicht gewollt...“ Du wolltest etwas Gutes! Du wolltest zu einer
besseren Welt beitragen in deinem Bereich. Du wolltest vor allem ein gutes
Gefühl haben für das, was du tust. Du wolltest „Ja“ zu deinem Leben sagen. Und
dann kommt alles anders. Es kann sogar sein, dass dein Weltbild dadurch
zusammenbricht. Auch das „hast du nicht gewollt.“
So oft geschehen Dinge, die wir eigentlich nicht wollen. Du
stößt etwas an und das „Etwas“ nimmt seinen von dir unabhängigen Verlauf. Nur
begrenzt kannst du es noch beeinflussen. Jesus hat auch nicht „gewollt“, dass
sein Weg am Kreuz endet. Das hätte auch gut eines seiner letzten Worte gewesen
sein. „Das habe ich nicht gewollt...“ Vielleicht hätte er gewollte, dass auch
seine „Gegner“ sich für einen Weg der Vergebung entschieden hätten. Haben
manche aber nicht gemacht.
Wie gehe ich aber jetzt um mit dem „Das habe ich nicht
gewollt...“?
Mir hilft die Vorstellung, dass das letzte Wort dazu noch
nicht gesprochen ist. Du weißt nicht, ob es am Ende doch zu etwas Gutem führt.
Du bist ein wichtiges Rädchen im Weltgetriebe, weil das wirkt, was du tust. Gott
sei Dank. Sonst wäre alles egal! Aber du bist nur ein relativ kleines Rädchen
in der langen Menschheitsgeschichte. Da gibt es neben dir viele andere Räder,
die auch etwas bewirken. Sie verstärken dich oder arbeiten gegen dich.
Der andere Impuls der mir kommt heißt: Dann übernimm doch
einfach die Verantwortung dafür. Steh zu deiner Entscheidung. Steh zu deinen
Fehlern. Bezahl den Preis und geh den nächsten Schritt. „Das habe ich nicht
gewollt...“ führt schnell in eine Ohnmacht. Wichtig ist es, aus dieser Ohnmacht
herauszukommen. Einen Schritt machen. Fast egal, welchen! „Entschuldigung, kann
ich nach jetzt nach dem Fehlgriff etwas für dich tun?“ „Was brauchst du jetzt,
wo das passiert ist, was ich mit verursacht habe?“ „Kann ich noch eine Korrektur
versuchen?“ Zur Übernahme der Verantwortung gehört auch, die Augen aufzumachen
und einzugestehen, dass alle meine Handlungen etwas bewirken. Wenn ich Gedanken
an den Weltfrieden hege, trage ich etwas zum Frieden bei. Wenn ich meinen Arbeitskollegen gering
schätze, dann trage ich etwas zum schlechten Betriebsklima bei. Es reicht, wenn
ich es denke. Ich muss nicht einmal etwas tun.
Der österlich verändernde Impuls zu „Das habe ich nicht
gewollt...“ heißt für mich: „Ich muss nicht stehen bleiben. Auch damit kann ich
etwas machen. Ich kann eingestehen, Verantwortung übernehmen, Korrekturen
einleiten und das Vertrauen auf einen möglichen positiven Ausweg weiter im Auge
behalten.“
Ich habe mich so
bemüht...
Ich musste einmal einen Vortrag im Kindergarten halten über
religiöse Erziehung im Kleinkindalter und habe dafür viele Bücher gelesen. Ich
habe mich hineingewühlt in Religionspädagogik und kindgerechter Gebetspraxis.
Ich habe Ideen gesammelt für einen spirituellen und zugleich modernen Weg, heute
als Familie religiös zu leben. Gemalte Folien gehörten selbstverständlich dazu
und ein Hand out für die Teilnehmer.
Nach fünf Minuten schon wurde ich unterbrochen durch einen
Vater, der endlich seine ganzen Enttäuschungen über die Kirche abladen konnte.
Das war das Einfallstor für einen Abend voller
Kirchenkritik.
Dabei hatte ich mich so bemüht, ein anderes Bild von Kirche
abzugeben. Ich hatte so viel vorbereitet und so gute Ideen. Ich hatte mich auf
alle Eltern gefreut und gehofft, ihnen hilfreiche Ideen an die Hand geben zu
können. All meine Mühe war vergebens. So lautete die Quintessenz des Abends.
„Ich habe mich so bemüht...“ Wie oft kommt es vor, dass du
dir wirklich ganz viel Mühe gegeben hast. Du hattest ein Rezept ausgesucht und
dementsprechend eingekauft. Du hattest dich hingestellt, liebevoll vorbereitet
und gekocht. Dir hatte es selbst geschmeckt und du warst stolz auf deine
Leistung. Dann sitzt deine Familie beim Essen und du tischst auf. Dein
wunderbares Gericht! Alle probieren und - verziehen die Gesichter zur
Ekelgrimmasse. Sie wollen deine Kochexperimente nicht! Lieber Pizza und Pommes.
Du hast ihnen keinen Gefallen getan. Dabei hast du dir solche Mühe gegeben!
„Ich habe mich so bemüht...“ Oft geht es darum, dass uns
eine Arbeit Zeit und Energie gekostet hat. Wir haben echt investiert, so wie es
ein gutes Unternehmen macht zur Verbesserung der Produktpalette. Und dann
dieses Enttäuschung. Es ist mir nicht gelungen oder es wird nicht gewürdigt.
Erinnerst du dich an Kommentare deiner Lehrer aus
Kindertagen? „Er hat sich sehr viel Mühe gegeben!“ Du hast nicht gehört, wie
fleißig du warst, sondern dass du es einfach nicht drauf hast. Du bist zu blöd!
„Ich habe mich so bemüht...“ das kratzt an dein Selbstwertgefühl. Da musst du
echt stark sein und zu dir stehen können.
Wie könnte da ein österlicher Impuls aussehen? Bei dem Satz
„Ich habe mich so bemüht...“ folgt ja ein gedachtes „Aber“. Das „Aber“ bringt
die Einschränkung und die Vernichtung der Bemühungen. Dieses „Aber“ denkst du
mit und machst dich damit klein. „Ich habe mich so bemüht, aber es hat nicht
geklappt. Aber ich war nicht gut genug. Aber die anderen haben mich nicht
gesehen.“ - Streiche diese
„Aber-Gedanken“ aus deinem Bewusstsein.
Vielleicht kannst du auch das Wort Mühe streichen. „Ja, ich
habe alles gegeben!“ Du hast ganz viel Energie von dir hineingegeben. Auch wenn
niemand anders das würdigt, so kannst du es selber würdigen. Du kannst dich
selbst anerkennen für deine Leistung und Hingabe. Du tust es zunächst einmal
für dich! Wenn die anderen das toll finden, auch gut! Die österliche
Umformulierung heißt für mich: „Ja, ich habe alles gegeben und freue mich über
mein Werk!“
Wie lange muss ich
das noch aushalten...
Du kannst wirklich in ausweglose Situationen geraten. Du
leidest einfach! Du musst einen Menschen ertragen, der dich ablehnt und du
kannst nicht weg von ihm. Du bist konfrontiert mit einer Erkrankung, die dich
unglaublich schmerzt. Du musst eine Arbeit verrichten, die dir gar nicht liegt
und mit der du dich überhaupt nicht identifizieren kannst. Du bist in eine
Phase gekommen, wo du es eigentlich nicht mehr ertragen kannst, aber dennoch
aushältst.
Es bleibt dir nichts anderes übrig? Du siehst keine
Alternativen? Du steckst fest? Du hast keine Kraft und Energie mehr für einen
Neubeginn? Du schleppst dich so gerade durch von Tag zu Tag?
„Wie lange muss ich das noch aushalten!“ Dieser quälende
Schrei scheint eingebrannt zu sein in deinem ganzen Körper und in deiner Seele.
Wenn das so ist, dann gebe ich dir gerne die Bestätigung und das Feed back :
„Ja, das ist einfach zu viel!“
Das Unerträgliche wird eben irgendwann „untragbar“. Du
kannst es nicht mehr tragen! Es ist zu viel geworden und du musstest es über
einen zu langen Zeitraum tragen. Vielleicht hast du bei bestimmten Dingen irgendwann
einmal eine vorläufige Erlaubnis gegeben. Du kümmerst dich zum Beispiel um
deine alten Eltern. Aber du hattest nicht daran gedacht, dass das Jahre dauern
könnte. Du hast mit ein paar Wochen gerechnet. Das wäre gegangen. Aber Monate
oder sogar Jahre? Du übernimmst vielleicht eine schwere Aufgabe für den
Augenblick aber nicht für einen unübersehbar langen Zeitraum. Dein Ja galt nur
für eine kleine Strecke, für eine kurze Zeit.
„Ich muss das alles tragen! Wer soll das sonst machen? Es
ist doch niemand da! Freiwillig mache ich das auch nicht!“ Solche Sätze höre
ich dann und das macht mich mit hilflos. Manchmal scheint es nur so etwas zu
geben wie einen Trostsatz: „Ich wünsche dir, dass es bald aufhört. Vielleicht
geschieht ja auch mal ein Wunder!“
Hinter dem „Wie lange noch“ steht es ein „Eigentlich kann
ich gar nicht mehr“. Du bist schon jenseits deiner Kräfte angekommen. Sogar so
weit, dass du nicht einmal mehr die Lasten aus deinen Händen legen kannst. Sie
kleben an dir fest!
Gibt es einen österlichen Impuls? Ich gehöre zu den
unerschütterlichen Vertretern, die trotzdem nach einer Lösung suchen jenseits
des „Wie lange noch ertragen!“ Vielleicht magst du jemanden bitten: „Hilfst du
mir beim Tragen?“ Wenn da schon eine Last ist, die zur übermäßigen Belastung
geworden ist dann gibt es doch auch oft die Bereitschaft anderer Menschen,
etwas mitzutragen. Ein wenig Entlastung! Ein wenig Freiraum! Als belasteter
Mensch musst du allerdings die Bereitschaft haben, jemanden zu fragen und das
Angebot auch zu würdigen. Du wirst nicht alles loswerden. Was du ja eigentlich
möchtest. Aber die Entlastung wäre der erste Schritt hin zu einer Veränderung. Ein
erster kleiner, aber hilfreicher Schritt. Einen kleinen Teil der Lasten jemand
anderes zu übergeben. Vielleicht trägst du ja auch Teile, die gehören dir gar
nicht. Da hat jemand dir etwas aufgeladen und du hast es einfach behalten.
Jetzt musst du es eben zurückgeben. Vielleicht kannst du auch hier und da eine
kleine Pause einlegen und dir Ruhezeiten erlauben und Abladeplätze finden. Mein
österlicher Satz heißt: „Ich trage eine Last, die mir zu groß geworden ist.
Kannst du mir helfen? Zugleich erlaube ich mir Zeiten und Orte der Entlastung!“
Wenn ich das gewusst
hätte...
„Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich völlig anders
entschieden. Ich bin von völlig anderen Tatsachen ausgegangen.“ „Wenn ich das
gewusst hätte, hätte ich nie das Haus gekauft. Jetzt hocke ich da mit den
Schulden, die ich nicht mehr bezahlen kann.“ „Wenn ich das gewusst hätte, dass
du ein so depressiv veranlagter Mensch bist, hätte ich mit dir nie eine
Beziehung aufgenommen.“ „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nie auf die Welt
gekommen. Da ist so viel Unfrieden und Zerstörung. Mehr als ich ertragen kann.“
So viel „Wenn ich das gewusst hätte...“ Gehörst du auch zu
den Menschen, die möglichst viel wissen möchten, damit sie eine Entscheidung
treffen können? Das hat ja auch eine gewisse Logik. Wenn ich viel über etwas
weiß, kann ich auch eine gute Entscheidung treffen. Ich kann abwägen und die beste
aller Möglichkeiten herausfinden.
Wenn du so denkst, dann bist du doch ein sehr
verantwortungsvoller Mensch. Dir kann man wirklich vertrauen. Du triffst keine
Entscheidungen ins Blaue hinein. Einfach so aus dem Bauch! Du überlegst
gründlich. Du beherzigst die Worte deiner Eltern und Lehrer die dir einmal
sagten: „Denk doch mal nach!“
Vielleicht hast du darum auch Angst vor einer
Fehlentscheidung. Wenn du das gewusst hättest, dann hättest du dich nicht „falsch“
entschieden. Leider können wir immer nur eine Entscheidung treffen mit dem
Wissen zu dem Zeitpunkt, wo wir uns entscheiden müssen. Wenn du es gewusst
hättest, hättest du eine noch bessere Entscheidung treffen können.
Es kann aber auch passieren, dass du gar keine Entscheidung
triffst. Du wartest und wartest und informierst dich hier und dort. Du denkst,
dass du bestimmt was übersehen hast und dass irgendjemand noch mehr weiß. Dann
geschieht es, dass du auf einmal zu spät bist. Die Zeit ist abgelaufen. Die
Geschichte hat sich ohne dich weiterentwickelt. Ein anderer Interessent hat die
Ferienwohnung gemietet auf die du spekuliert hast. Dir fehlten noch ein paar
ganz wichtige „Details“. Dinge, die
nicht in der Internetbeschreibung waren wie: Wo gibt es den nächsten Bäcker?
Wann gibt es die stärkste Sonneneinstrahlung auf der Terrasse? Wie stark ist
der Strahl, der aus der Dusche kommt? Wenn du gewusst hättest, dass jemand
anders sich auch für die Wohnung interessiert, hättest du schneller
zugegriffen.
„Wenn du das gewusst hättest“ kann auch ein Ausdruck deiner
Angst sein. Die Angst überhaupt vor Entscheidungen. Deine Überzeugung, dass du
nichts falsch machen darfst. Deine Sorge, von anderen dafür kritisiert zu
werden. Die Stimme deines inneren Kritikers der da sagt: „Mach bloß nichts
unüberlegt!“ – „Nachher wirst du es bitter bereuen!“
Die österliche Umwandlung aus meiner Sicht könnte heißen: „Du
bist begrenzt. Du wirst nie alles wissen. Du wirst nie wirklich genug wissen
und du kannst dich auch entscheiden mit einem begrenzten Wissen. Du kannst viele
Dinge im Laufe des Weges noch korrigieren. Und vielleicht entsteht aus dem
scheinbar Negativen auch etwas Positives. Das Leben hält noch Überraschungen
für dich bereit und du kannst üben nur so ungefähr perfekt zu sein.“ Der
dazugehörige Umkehrsatz heißt: „Das, was ich weiß wird ausreichen für meine
Entscheidung. Und zugleich vertraue ich auf meinen Bauch, der mehr und anders
„weiß“ als mein Kopf.“
Hätte ich doch was
gesagt...
„Ja genau! Hätte ich doch bei der letzten Dienstbesprechung
was gesagt. Ich habe genau gewusst, dass es nicht funktioniert. Aber alle
anderen haben so stark argumentiert, dass ich nichts mehr sagen mochte. Jetzt
ist es zu spät und ich muss eine Sache mit ausbaden, die ich gar nicht so
wollte.“
„Hätte ich doch was gesagt als mein Mann sich dieses Auto
gekauft hatte. Ich habe gleich gewusst, dass es für uns als Familie nicht
geeignet ist. Kein Platz für Gepäck. Das habe ich sofort gesehen. Aber mein
Mann wollte unbedingt diesen Wagen. Ich habe mich nicht getraut. Mein Mann
hätte mich bestimmt platt geredet. Jetzt ist es zu spät und wir müssen mit
diesem Wagen irgendwie klarkommen.“
Kennst du solche oder ähnliche Situationen? Eine Stimme in
dir spricht: „Sag was! Das geht so nicht!“ Aber du schweigst. Du scharrst mit
den Füßen. Du schaust unruhig hin und her und zugleich fühlst du dich gehemmt.
„Soll ich es sagen? Wie stehe ich denn da, wenn ich nicht recht habe?“ Du wirst
vielleicht wieder als Spaßbremse abgestempelt. „Schon wieder die mit ihren
ewigen Bedenken!“
Wenn du bereit wärest, die Folgen einer Fehlentscheidung zu
tragen, wäre ja alles in Ordnung. Aber du bist gar nicht bereit. Du hättest nur
etwas sagen müssen! Dann ärgerst du dich doppelt. Du findest die Entscheidung
falsch und du hast nichts gesagt. Du ärgerst dich über dich selbst. Über deine
Feigheit. Über deine Angst. Über dein mangelndes Selbstvertrauen. Und dann
klebst du am „hättest“ fest. Stundenlang zerfleischst du dich in Gedanken und
möchtest die Uhr zurückdrehen. „Hätte ich doch...“
Hast du aber nicht! Du hast nichts gesagt! Du wirst damit
leben müssen. Du kannst es dir dabei leicht machen oder schwer. Du kannst dich
tagelang geißeln und deine geschwollene Zunge pflegen auf die du gebissen hast
um nichts zu sagen. Du kannst aber auch sagen: „Nicht noch einmal! Das nächste
Mal rede ich! Ich überwinde alle Hindernisse und sage, was ich denke!“
Die österliche Umkehr heißt: „Ich spreche aus was ich denke
und bin bereit, jeden möglichen schiefen Blick zu tragen. Mein Gedanke ist
genauso wichtig wie jeder andere. Auch ich trage etwas dazu bei, dass es zu
einer gemeinsamen Entscheidung kommt, an der ich meinen Anteil haben darf.“
Jetzt ist es zu
spät...
Eigentlich wolltest du dich entschuldigen bei deiner
Freundin, bei deinem Freund. Dir war klar, dass du dich nicht richtig verhalten
hast. Dein enttäuschtes Gegenüber wartet und du bekommst die Kurve nicht. Du
schämst dich. Du findest scheinbar nie den richtigen Zeitpunkt. Bis du es doch
mal eines Tages hinbekommst. Du hast dich überwunden. Deine eigenen Kränkungen
aus dem Weg geräumt. Du stammelst deine Entschuldigung und bekommst die
Antwort: „Jetzt ist es zu spät...“ Du hast zu lange gewartet und den Zeitpunkt
verpasst wo noch etwas möglich gewesen wäre.
Da gibt es so ein merkwürdiges Ziehen im Bauch und/oder im
Brustraum. Ein Teil von dir weiß es. Ein Teil weiß, dass du handeln musst. Ein
anderer Teil in dir ist rebellisch. Der Verstand gibt dir klare Botschaften und
der Bauch leistet rebellischen Widerstand. Du spürst das Ringen und du spürst
den Druck. Eigentlich müsstest du jetzt aktiv werden. Aber es geht nicht. Du magst es mit Angst bezeichnen oder mit
Unsicherheit. Oder mit Widerwillen oder Rebellion. Am Ende zählt das Ergebnis.
„Jetzt ist es zu spät...“ Dein innerer Kampf hat zu lange gedauert. Du hast
verloren! Wirklich?
Vielleicht hat dein Bauch sich am Ende einfach nur
durchgesetzt. Er wollte nicht. Er hat sich stur geweigert und erst nachgegeben,
als es eh zu spät war. Der Kopf hatte vielleicht gute Argumente, aber die
Gefühle wollten das nicht akzeptieren.
Wann ist etwas zu spät? Manchmal geschieht es einfach durch
Zufall. Dann kannst du eh nichts dafür. Es kommt wie es kommt. Du bist ein
Spielball der Kräfte. Manchmal jedoch liegt es nur daran, dass du mit dir nicht
in Übereinstimmung bist. Kopf und Herz schwingen nicht synchron. Dann ist es
deine Aufgabe, wieder mit dir selbst in Übereinstimmung zu kommen.
Wie könnte eine österliche Umkehrung aussehen? Für diese
konkrete Situation ist es zu spät. Aber es ist nicht zu spät mit dem was jetzt
da ist, etwas zu machen. Du kannst beschließen, demnächst nicht so lange zu
warten. Du ziehst die Konsequenzen. Du kannst trotz der verpassten
Möglichkeiten mit deinen Freunden und Freundinnen in Verbindung bleiben. Wenn
durch das „Zu spät“ sich ein Mensch von dir trennt kannst du von deiner Seite
her die Verbindung aufrecht halten so gut es geht. Auch wenn es einseitig ist.
Vielleicht folgst du auch nur einem alten Glaubenssatz, den
du über Bord werfen darfst. Der „Jetzt ist es zu spät...“ kann leicht in eine
Depression führen. „Es ist nie zu
spät...“ Das gilt genauso. Du bist zu
spät dran für einen bestimmten Zug, der jetzt weg ist. Dafür ist es noch Zeit
für einen Kaffee am Bahnhof und ein Schwätzchen mit einem anderen Reisenden am
Bahnsteig. Vielleicht findest du da die Grundlage für eine neue
Lebensfreundschaft. Außerdem glaube ich, dass du auf jeden Fall rechtzeitig in
der jenseitigen Welt ankommen wirst. „Zeit“ ist lediglich eine irdische
Erscheinung.
Der österliche Umkehrsatz könnte heißen: „Es ist weder zu
spät noch zu früh. Es ist Jetzt! Und da bin ich – im Jetzt!“
Nie wieder...
Du hast dir die Finger verbrannt? Du bist tief enttäuscht?
Du bist so enttäuscht, dass das „Nie wieder...“ auf die Welt kam? Es kam in
deine Welt. Nie wieder möchtest du dir die Finger verbrennen. Nie wieder darf
dich jemand so verletzen! Nie wieder wirst du vertrauen! Nie wieder wirst du
dein Herz öffnen!
Ich war vor vielen Jahren in Indien und habe dort meinen
Urlaub verbracht. In der letzten Woche bekam ich eine starke Infektion und verbrachte
nach der Reise drei Wochen in einer Klinik. Meine Haut bestand nur noch auch
schmerzenden Eiterblasen. Nie wieder wollte ich nach Indien reisen. Allein der
Gedanke daran verursachte mir Ekel,
Angst und Abwehr. Viele Jahre konnte ich auch hier kein indisches Restaurant
besuchen. Nie wieder wollte ich etwas mit diesem Land zu tun haben, das mich
gefühlt an den Rand des Todes gebracht hatte.
Darum kann ich das „nie wieder...“ gut nachvollziehen. Der
Schmerz muss nur tief genug sitzen. Das „Nie wieder...“ folgt einem tiefen und
eindrucksvollen Erlebnis. Bei mir führte es zu der Folge, dass ich nie wieder
nach Indien wollte. Ich war auch nie wieder in Indien. Aber immerhin habe ich
meine Phobie bezüglich eines indischen Restaurants überwunden. Manchmal lasse
ich mich überreden und kann dort sitzen und essen. Der Ekel, die Angst und die
Abwehr machen sich bemerkbar und behindern mich, aber nicht mehr so, dass ich völlig
blockiert werde. Ich kann mich begrenzt auf Indien einlassen. Mein „Nie
wieder...“ bröckelt seit einiger Zeit.
Nie wieder lieben? Nie wieder eine Freundschaft? Nie wieder
einem Menschen vertrauen? Dann kannst du gleich mit dem Leben aufhören, oder? Wenn
du für alle Lebensbereiche ein „Nie wieder...“ aussprichst kannst du dir gleich
einen Sarg bestellen. Nie wieder leben!
Wie könnte eine österliche Umkehrung aussehen? Vielleicht
musst du nur ein wenig von dem „Nie“ zurücknehmen. Etwa so: „Im Augenblick, zur
Zeit kann ich nicht vertrauen. Ich trage noch die schlechten Erfahrungen in
mir. Vielleicht sieht meine Welt morgen aber schon ein wenig heller aus. Jetzt
gerade mag ich nicht mehr.“ Wenn du so denkst machst du deutlich, dass du
gerade ein schlimmes Erlebnis hattest, aber du machst daraus kein Drama oder
sprichst ein Todesurteil. Du behältst dir selber die Freiheit vor, morgen
anders zu denken. Heute nicht mehr aber morgen vielleicht!
Du weichst dein „Nie wieder...“ auf, weil es für dich einen
höheren Wert gibt. Die Liebe darf noch eine Chance bekommen. Das Vertrauen ist
auf die Dauer heilsamer für dich und führt dich in eine höhere Kohärenz als die
Enttäuschung und das Misstrauen. Anderenfalls müsstest du ständig dein „Nie
wieder...“ bedienen. Deine Körperhaltung wäre voller Abwehr und Widerstand.
Deine Umwelt würde denken: „Mit diesem Menschen ist es echt schwer auszuhalten.
Ständig diese negativen Sätze, diese feindliche Ausstrahlung.“ Und du bekämest
daraufhin deine fortwährende Bestätigung: „Habe ich doch gewusst, dass ich
nicht vertrauen oder lieben darf. Ich werde nur enttäuscht.“
Der österliche Gedanke lautet also: „Immer wieder gebe ich
der Liebe und dem Leben eine Chance. Niemand wird es schaffen, mich ganz aus
dem Vertrauen herauszuwerfen. Ich komme wieder, auch wenn ich enttäuscht bin.
Ich gönne mir eine Auszeit und pflege meine Wunden. Und dann bin ich wieder da!
So oft ich kann...“
Warum immer ich...
Mir kommen Menschen in den Sinn, die sich scheinbar in einer
lebenslangen Pechschleife befinden. Wenn sich sonst niemand ansteckt mit einer
Grippe, dieser eine Mensch schafft das ganz bestimmt. Wenn alle das Ziel
finden, diese Person wird sich verlaufen. Allen im Restaurant schmeckt das
Essen und dieser „Pechvogel“ bekommt nicht, was er bestellt hat. Hat vielleicht
auch noch die Geldbörse vergessen. Den Bus verpasst. Auf der Autobahn mit einer
Panne liegengeblieben usw.
„Warum immer ich...“ höre ich dann als Kommentar. Damit
schwingt so eine gewisse Hilflosigkeit und Resignation. Da gibt es zwar so ein
Bemühen, ja auch alles richtig zu machen. Diese Menschen sind oft sehr
sorgfältig und umsichtig in ihren Planungen. Aber zugleich wirken sie so, als
hätten sie einen Aufkleber auf dem steht: „Schicksal, schlage mich! Etwas geht
noch!“ Diese Menschen legen schon bei der Planung ihrer Aktionen einen Keim von
Misslingen und Unglück mit hinein. Fast automatisch kommt das herbeigefürchtete
Pech und sagt wie selbstverständlich: „Da bin ich! Du hast mich gerufen!“
Warum immer ich? Weil du es auf der unbewussten Ebene bestellt
hast? Vielleicht nicht auf dem Bestellzettel, aber auf dem heimlichen
Wunschzettel. Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit bekommt jeder Mensch mal
einen Schlag ab. Irgendwann und irgendwo. Es ist einfach wahrscheinlich, mehr aber
nicht!
Geh doch mal zurück, wann dieser Glaubenssatz entstanden ist
in deiner Biografie. Denn ich halte diesen Satz „Warum immer ich...“ eher für
einen Glaubenssatz als für eine Erfahrung. Du bekommst lediglich die
Bestätigung für deinen Glauben. Und der scheint sehr stark zu sein.
„Warum immer ich...“ – Fragst du wirklich nach dem „Warum“?
Gehst du dem „Warum“ wirklich nach, mit aller Konsequenz? Welche „Weil“ -
Antworten würdest du bekommen? Weil du es verdient hast? Weil du schlecht bist?
Weil du zu dumm bist? Wenn du solche „Weil“ – Antworten in deinem Inneren wahrnimmst,
dann hörst du die Stimme deiner Eltern. Sie haben dich vielleicht nicht wachsen
lassen. Und sie haben dir wenig zugetraut.
„Warum immer ich...?“
Weil es Zeit wird, diese Frage einfach über Bord zu werfen.
Keines dieser drei Wörter stimmt! Weder „warum“ noch „immer“ noch „ich“. Es
wird Zeit, diese alten Klebezettel von der Stirn zu entfernen.
Wie könnte die österliche Umkehrung aussehen? Du beginnst
mit dem Weichspülen. Du hast sehr viel Glück im Leben gehabt. Sonst wärest du
in deiner Pechsträhne bestimmt schon gestorben. Du hattest total viele
glückliche und gelungene Situationen. Wenn du eine Liste machst mit zwei
Rubriken von Glück und Pech und du ganz ehrlich mit dir bist. Wo wirst du mehr
hin schreiben? Du wirst dich an dein Pech besser erinnern, darum wirst du da
mehr finden. Es liegt aber nur an dein Erinnerungsvermögen. Die Tatsache, dass
du lebst, ist ein Hinweis dafür, dass es genug gab, damit du dich am Leben
halten konntest. Das nenne ich doch mal echtes Glück!
Vielleicht magst du diesen Satz mal österlich erweitern:
„Warum nur komme ich aus jeder Krise wieder hervor?!“ „Wie schaffe ich es nur,
in dieser „Charly Chaplin Qualität“ zu leben! Immer zu fallen ist nicht die
Kunst, sondern dieses Aufstehen! Wie habe ich das nur hinbekommen? Jeder andere
wäre längst am Boden liegengeblieben. Aber ich nicht! Ich bin ein „wieder
Aufsteher!“ Das nenne ich mal wirklich eine österliche Qualität.
Wenn ich nur
könnte...
Wenn ich nur könnte, dann würde ich es ja tun. Aber die
Umstände verhindern es. „Wenn ich nur könnte...“ lebt von dem Nachsatz „...dann
würde ich.“ Ich will ja wohl, aber ich kann doch nicht.
Mach doch einmal eine Liste all der Dinge, die du tun
willst, aber nicht zu können glaubst. Du merkst schon hier meine
Umformulierung. Die erste Unterscheidung. Es gibt Dinge, die ich nicht kann und
Dinge ich glaube nicht zu können. Ich kann definitiv kein Flugzeug fliegen und
Kinder gebären. Fliegen habe ich nicht gelernt und für eine Schwangerschaft
fehlt mir die anatomische Voraussetzung. Ein Haus bauen habe ich auch nicht
gelernt und kann es nicht. Da vermute ich aber eher einen Glaubenssatz. Ich
glaube, dass ich es nicht kann. Wenn ich da genauer nachforsche dann stimmt es
so nicht. Als Kind habe ich regelmäßig Hütten im Wald gebaut. Zwischen Hütten
und Häusern gibt es keinen so großen Unterschied. Du brauchst Wände, ein Dach
und einen Eingang. Es scheint also vom Grundprinzip her kinderleicht.
Jetzt nimmst du an einer Weiterbildung teil und der Trainer
fordert dich zu einer Übung auf. Was ist dein erster Impuls? „Das kann ich
nicht!“ Natürlich kannst du es nicht im Sinne von Könnerschaft und Perfektion!
Wie denn auch? Aber du kannst jetzt diese Übung machen. Es geht um eine Übung
und nicht um die Demonstration deines Könnens. Da läuft also ein unbewusster
Mechanismus ab. Ich soll üben? Ich mache das bestimmt nicht perfekt. Ich werde
mich bestimmt blamieren. Alle werden auf mich schauen und denken, wie schlecht
ich bin. Wie unfähig! Warum ich mich überhaupt hier angemeldet habe! Du
katapultierst dich in Windeseile in dein „Unfähigkeitsprogramm.“ Der Trainer
muss nur sagen: „So, jetzt habe ich es euch gezeigt und jetzt dürft ihr einmal
üben.“ Bei welchen Worten wirst du gleich emotional hochgehen? „Ja, gezeigt
hast du es. Aber noch nicht ganz genau erklärt!“ – „Dürfen? Dass ich nicht
lache! Ich muss ja wohl!“ – „Üben? Meint der wirklich üben? Wenigstens den
Hauch einer Ahnung sollte ich zeigen.“ Dein unbewusstes Unfähigkeitsprogramm
katapultiert dich in Windeseile in die absolute Hilflosigkeit.
Dann läuft das nächste Programm ab das da heißt: „Wie komme
ich da wieder raus!“ Wenn du dich weigerst, stehst du auch schlecht da. Du
blamierst dich wenn du dich verweigerst und du blamierst dich, wenn du es tust.
Du hast die Wahl zwischen Cholera und Pest. Wie rettest du dich vor dir selbst?
„Ich will ja wohl! Wenn ich nur könnte...“ Du machst wenigstens das Angebot
deines guten Willens. Deinen guten Willen wird der Trainer bestimmt positiv
konnotieren. Und du wirst nicht in einem
allzu schlechten Licht dastehen vor allen anderen Kursteilnehmern. Denn
immerhin willst du ja!
Nun mag so eine Weiterbildung eine Ausnahme sein. Gott sei
Dank kommst du dich nicht zu oft in eine solche Situation und meldest dich
darum auch lieber nicht zu diesen Veranstaltungen an.
Vielleicht jedoch gehörst du zu den Menschen, die mit diesem
Glaubenssatz in einem Abgrund hocken. „Wenn ich nur könnte...“ ist zu deinem
Lebensthema geworden. Immer und ständig zweifelst du an deinen Fähigkeiten.
Ständig bewertest du deine Stagnationen und fehlenden Fortschritte. Du leidest
darunter und du kommst nicht so richtig voran. Gefühlt wirft dich jede
Herausforderung eher zurück. Auf den Stuhlgang übertragen hieße dein Motto:
„Ich drücke, aber es kommt nichts!“
Wo könnte da eine österliche Umkehrung ansetzen? Meine erste
Idee lautet: „Du willst zwar, aber du willst zu sehr wollen. Dein starkes
„Wollen“ führt zu einem verminderten „Können“. Du hast zu viel Druck! Du hörst
womöglich die inneren Elternstimmen, die da sagen: „Streng dich mal an!“ „Der
Wille allein genügt nicht!“ „Üb mal eifrig, dann kannst du das auch!“ „Du bist
halt nicht so intelligent wie dein Bruder, wie deine Schwester!“ „Schon dein
Opa konnte nicht ordentlich sprechen. Du hast das von ihm!“
Deine Eltern haben dir ein genmanipuliertes Samenkorn
eingepflanzt. Identifiziere es und gib es deinen Eltern zurück. Es gehört ihnen
und zu ihrem Leben und nicht zu dir.
Wenn du das zu starke „Wollen“ loslassen kannst, kann sich
dein eigenes Potential erst entfalten. Es ist in Ordnung, dass du dich
blamieren könntest. Ja steh zu deiner Scham! Werde dir bewusst, dass da ein
uraltes Programm in dir abläuft. Schreibe dir ein lustvolles neues Programm.
Werde zu einer Entdeckerin und einem Entdecker. Sei dir bewusst, dass du noch
gar nicht weißt, was du alles so kannst. Du kannst mit Sicherheit viel mehr.
Vielleicht kannst du bei dem Lehrgang gerade nicht diese Übung. Dafür kannst du
eine andere Übung. Du kannst den Trainer beeindrucken mit deiner
Schlagfertigkeit, deinem Blick, deinem Scharm, deiner Wissbegier, deinen Fragen
oder was auch immer.
In deinem Inneren blickst du auf eine Messlatte, die
unheimlich hoch gelegt ist. Eine Messlatte, über die du nie springen wirst. Leg
sie auf dem Boden und schlendere mal so gerade drüber. Oder geh unter deine hohe
Messlatte hindurch. Auch das ist möglich! Du musst nicht springen!
Ich habe beschlossen, dass ich nie einen Flugschein machen
werde. Da gehe ich voll unter meine Anspruchslatte hindurch. Ich werde immer in
einem Flieger mitfliegen – als Passagier. Da schlendere ich über diese
Messlatte.
„Wenn ich nur könnte...“ Formulieren wir den Satz österlich
um. „Ich befreie mich von diesem Gedanken. Vor allem von dem Aspekt des
Selbstmitleides. Von meinem Betteln um Anerkennung! Das brauche ich nicht. Ich
finde meinen Selbstwert in mir selbst. Ich kann genug, um das Leben zu
bestehen. Ich kann genug, um mich des Lebens zu erfreuen. Und zu dem, was ich
nicht kann, stehe ich.“
Wege aus dem Abgrund
Ich habe exemplarisch lediglich ein paar Sätze aus dem
Abgrund ausgewählt. Ich vermute, dass jeder einen anderen „lebensbedrohlichen“
Satz kennt. Deiner war möglicherweise gar nicht dabei. Es geht auch nicht so
sehr um den Satz, sondern um das damit verbundene Gefühl der Ohnmacht, der
Angst und der Hilflosigkeit.
Niemand hält sich gerne in diesen schrecklichen Feldern auf.
Du fühlst dich abgeschnitten vom Leben und von der Liebe. Du hast den Eindruck,
dass du da auch so schnell nicht wieder herauskommst. Die Abgrunderfahrungen
erscheinen zugleich so absolut und so bodenlos. Ein Abgrund kann zwei Meter oder
schnell auch zwanzig Meter tief sein. Bei zwei Metern funktionieren noch die eingeübten
Überlebensstrategien. Du denkst zuerst nach. Du suchst dann nach Lösungen. Du
erinnerst dich an deine Fähigkeiten. Du findest Lösungsstrategien. Du bist noch
nicht am Nullpunkt.
Wenn du jedoch tiefer rutscht, weil das Ohnmachtsgefühl
stetig zunimmt, näherst du dich einem Zustand, in dem die Resignation überhand
nimmt bis du dich ihr ergibst.
Bis dahin leistest du Widerstand.
Jetzt stell dir einmal vor, dass du ab einem gewissen
Zeitpunkt den Widerstand aufgibst. Du rutscht wirklich hinein bis in die
tiefste Tiefe. Normalerweise wehrst du dich. Jetzt lass mal einfach die Frage
zu, die da heißt: Was kommt nach dem Abrutschen? Was liegt unter dem Abgrund? Wer
bin ich jetzt, wenn ich da so liege? Welche „Ich-Anteile“ liegen da in der
Tiefe des Abgrundes? Alle? Wirklich alle? Vielleicht gibt es noch ein anderes
„Ich“, das nicht da liegt? Nach diesem „Ich“ könnte ich jetzt fragen. Diesem
Teil könnte ich mich jetzt zuwenden.
Und der Teil, der im Abgrund liegt, muss vielleicht dort
liegen, weil dieser Teil nicht mehr gebraucht wird. Weil dieser Teil sterben
muss. Weil dieser Teil begraben werden möchte. Totes stößt du in den Abgrund
und überlässt es der Erde für den Kompostierungsprozess.
Vielleicht sind alle deine Notschreie am Rande des
Abgrundes: „Wie lange muss ich das noch aushalten!“ „Warum immer ich!“ „Hätte
ich doch was gesagt!“ lediglich das Material, das du zum Kompostieren abgeben
möchtest. Es geht ja um deine Weiterentwicklung. Die Glaubenssätze, die dich
hindern, kannst du der Erde übergeben. Du hast sie für ein paar Jahre deines
Lebens gebraucht und ordentlich gefüttert! Mit allen dazugehörigen Erfahrungen,
die dein Leben so ohnmächtig hat werden lassen. Weg mit dem ganzen Müll! Nur
ein Teil von dir liegt im Abgrund. Ein anderer Teil ruft dich zum Aufstehen und
zur Auferstehung. Der göttliche Teil in dir möchte solche lebensfeindlichen
Sätze abstreifen. Sie sind vergleichbar mit einem Computerprogramm aus längst
vergangenen Tagen.
Somit musst du nicht nach Wegen aus dem Abgrund suchen. Dort
landet das, was dort irgendwann landen muss. Aber du kannst nach den Anteilen
schauen, die dich leben lassen und die eine andere Sprache sprechen. Eine
Sprache der Liebe und eine Sprache des kraftvollen „Ja“. Der Teil im Abgrund
darf ruhig ohnmächtig werden - genauer
betrachtet heißt es ja „ohne Macht“. Du entziehst den tödlichen Sätzen die
todbringende Macht. Das ist eine Kernidee von Ostern. Keine Flucht vor dem Abgrund.
Keine Angst vor dem Tod. Eine Entscheidung für das Leben und für die Liebe.
Dienstag, 26. April 2022
Lehne dich zufrieden zurück, wenn du eine gelungene Arbeit vor Augen hast, aber nicht zu weit, dass du deiner Arbeit zu Füßen liegst. (irischer Segensspruch)
Ich musste lachen als ich diesen Vers
las. Ich sah mich zu Füßen meiner Arbeit liegen. Ich klopfte mir auf die
Schulter und sagte zu mir: Das hast du gut gemacht! Das hast du wirklich toll
hinbekommen! Dafür darfst du dir ein dickes Lob aussprechen! Ich steigerte mich
so herein in das Klopfen auf die Schulter, dass mich mein Lob selber umhaute.
Jetzt wache ich auf aus diesem Bild und
ergründe noch einmal den Sinn dieses irischen Segensverses.
Ich gehöre eher zu den Menschen, die
kritisch mit der eigenen Arbeit sind. Ich sehe oft, was ich noch besser hätte
machen können und reagiere allergisch, wenn mich jemand auf meine Defizite
hinweist.
Dabei weiß ich aus langjähriger
Erfahrung wie wichtig ein gesundes Selbstbewusstsein und Vertrauen ist. Ich
sage es mir jedes Mal neu: „Lehne dich doch zufrieden zurück. Deine Arbeit ist dir gut gelungen!“
Der irische Vers spricht von
„Zufriedenheit“. Sei zufrieden mit dem, was du getan hast. Sei dabei zugleich
nicht überheblich. Vielleicht liegt die Wahrheit wie so oft zwischen zwei
Polen. Zwischen Überheblichkeit und zerfleischender Selbstkritik gibt es viele
Möglichkeiten der Anerkennung. Nutze diese Spielräume einfach mehr aus!
Montag, 25. April 2022
Freunde, die wie Sterne sind!
Freunde sind wie Sterne; du kannst sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da.
Das erinnert mich an die Sprüche im Poesiealbum aus Kinderzeiten und die Bedeutung von Freundschaften.
Meine Erfahrung: Freunde sind wichtig! Sie sind oft für mich da und ich für sie. Das tut mir gut und das tut meinen Freunden gut. Freunde sind eine echte Bereicherung im Leben. Eine wichtige Ergänzung zu Familie. Und für Menschen ohne Familie stehen Freundschaften vielleicht an erster Stelle.
Spürst du schon meine kleinen Bauchschmerzen? Ich klebe an dem Teilsatz: "Aber sie sind immer da." Das gehört nicht zu meinen Erfahrungen: Freunde, die immer da sind. Ich bin auch nicht immer für alle meine Freunde da. Oft und gerne, ja! Immer? Nein, das würde mich überfordern. Das schaffe ich gar nicht. Das würde ich von einem Freund auch gar nicht erwarten.
Dann wäre der Freund ja eher so etwas wie der "liebe Gott". Von Freundschaften kann manchmal auch zu viel erwartet werden. Auf einmal ist der Freund nicht mehr so wunderbar zugewandt. Er kümmert sich um seine eigenen Sorgen und Probleme. Er hat genug mit sich selber zu tun. Er ist in einer Phase, wo es ihm schwer fällt, diese Freundschaft zu leben. Freundschaften können durchaus gefährdet sein.
Wie gesagt: Freunde sind toll. Ich wünsche mir und dir genügend Freundschaften für eine sattes Beziehungsleben. Ich wünsche dir und mir aber auch, dass es nicht zu einer Überforderung kommt. Keine Freundschaft wie ewige Sterne am Himmel sondern eher wie etwas Brüchiges und Menschliches auf der Erde - mit Macken und Einschränkungen; mit Pausen und Enttäuschungen; mit Höhen und auch mit echten Tiefen. Und mit einem gelassenen und großen Einverständnis
www.matthias-koenning.de
Das erinnert mich an die Sprüche im Poesiealbum aus Kinderzeiten und die Bedeutung von Freundschaften.
Meine Erfahrung: Freunde sind wichtig! Sie sind oft für mich da und ich für sie. Das tut mir gut und das tut meinen Freunden gut. Freunde sind eine echte Bereicherung im Leben. Eine wichtige Ergänzung zu Familie. Und für Menschen ohne Familie stehen Freundschaften vielleicht an erster Stelle.
Spürst du schon meine kleinen Bauchschmerzen? Ich klebe an dem Teilsatz: "Aber sie sind immer da." Das gehört nicht zu meinen Erfahrungen: Freunde, die immer da sind. Ich bin auch nicht immer für alle meine Freunde da. Oft und gerne, ja! Immer? Nein, das würde mich überfordern. Das schaffe ich gar nicht. Das würde ich von einem Freund auch gar nicht erwarten.
Dann wäre der Freund ja eher so etwas wie der "liebe Gott". Von Freundschaften kann manchmal auch zu viel erwartet werden. Auf einmal ist der Freund nicht mehr so wunderbar zugewandt. Er kümmert sich um seine eigenen Sorgen und Probleme. Er hat genug mit sich selber zu tun. Er ist in einer Phase, wo es ihm schwer fällt, diese Freundschaft zu leben. Freundschaften können durchaus gefährdet sein.
Wie gesagt: Freunde sind toll. Ich wünsche mir und dir genügend Freundschaften für eine sattes Beziehungsleben. Ich wünsche dir und mir aber auch, dass es nicht zu einer Überforderung kommt. Keine Freundschaft wie ewige Sterne am Himmel sondern eher wie etwas Brüchiges und Menschliches auf der Erde - mit Macken und Einschränkungen; mit Pausen und Enttäuschungen; mit Höhen und auch mit echten Tiefen. Und mit einem gelassenen und großen Einverständnis
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Jedes Versprechen ist ein Geschenk im Voraus. (Ägypten)
Versprochen
ist versprochen und wird nicht gebrochen. Bei Versprechungen denke ich oft an
die Verpflichtung, die ich damit eingehe. Irgendwie ordne ich diesen Gedanken
dem Bereich der Erziehung zu. „Du hast es mir versprochen!“ „Jetzt musst du das
Versprechen auch einhalten.“ Wir sehen das Versprechen oft im Zusammenhang mit
dem Thema Vertrauen. Wenn du dich nicht daran hältst, dann kann ich dir nicht
mehr vertrauen. Dahinter steckt ein ziemlich hoher ethischer Anspruch.
Politiker werden gemessen an die Erfüllung ihrer Versprechen, Kinder an ihrem
Gehorsam und jeder im Beruf an die eigene Glaubwürdigkeit.
Der
Vers aus Ägypten weckt in mir einen kostbaren Gedanken. Jedes Versprechen ist
ein Geschenk im Voraus. Da geht es nicht um Verpflichtung, um das unbedingte
Einhalten oder Vertrauen. Es geht um ein Geschenk. Wenn ich etwas verspreche,
dann mache ich dir ein Geschenk. Du solltest also nicht zuerst auf die
Einlösung achten, sondern auf den Geschenkcharakter. Ein Geschenk verbinde ich
mit Freude, Wohlwollen und Wertschätzung.
Das
Versprechen an sich ist es schon wert, gewürdigt zu werden.
Samstag, 23. April 2022
Je stiller man ist, desto mehr kann man hören. (China)
Wenn du laut sprichst, dann hörst du nur deine eigenen Laute
im Ohr und die Umgebungsgeräusche treten zurück. Wenn du schreist, kannst du
alle anderen übertönen. Wenn du dich auf einen Wettkampf einlassen würdest,
wärest du wahrscheinlich dennoch häufig der Verlierer. Der Presslufthammer, das
Flugzeug, Sirenengeheul...
Was geschieht jedoch, wenn du nicht sprichst, wenn du
schweigst. Dann nimmst du die Geräusche um dich herum viel deutlicher wahr. Und
jetzt kannst du eine interessante Beobachtung machen. Wenn du in Gedanken
versunken bist, also „laut“ denkst, kannst du auch nicht viel vom Außen her
mitbekommen. Es gibt zwar Geräusche, aber die rauschen an dir vorbei. Jemand
spricht dich an und erlebt dich abwesend wie in Trance. Dann gibt es noch einen
weiteren qualitativen Schritt. Auch die Gedanken können aufhören. Und erst,
wenn die Gedanken still werden, hörst du plötzlich etwas ganz unerwartet und
ungewohnt Neues.
Es gibt die äußere Stille und das Erleben der inneren
Stille. Die innere Stille hat eine besondere Qualität. Diese innere Stille ist
die Quelle der Intuition. Da werden die neuen und unverbrauchten Ideen geboren.
Im „Nichts“ ist das „Alles“ enthalten. Um in diese Erfahrung zu kommen musst du
einen wichtigen Schritt machen: Halt an! Geh von der Aufmerksamkeit des Außen
in die Aufmerksamkeit nach Innen. Geh heraus aus all deinen Gedanken und
erlerne die Kunst des „Nichtdenkens“, „der Achtsamkeit“ und des „nichts
Erwarten.“ Und- je stiller du innerlich wirst, desto mehr wirst du hören.
Freitag, 22. April 2022
Kennt man die Bäume nicht, behandelt man sie alle wie Feuerholz. (Uganda)
Bis vor
einigen Monaten konnte ich zwar so einige heimische Vögel erkennen und
unterscheiden. Aber erst, seit wir im Garten eine alte Auflaufform als Vogelbad
aufgestellt haben, lerne ich die Vogelarten richtig kennen. Meisen, Amseln und
Rotkehlchen sind völlig verschieden in ihrem Charakter. Vogel war für mich
bislang Vogel. Da war ich wohl lange Zeit im Irrtum. Da gibt es scheue und
zutrauliche Vögel, verspielte und verschlafene. Jede Vogelart ist anders. Dem
einen Vogel darfst du näher kommen, der andere verschwindet sofort, wenn du
dich auch nur ein wenig bewegst.
In der
Geschichte vom Kleinen Prinzen spricht der Fuchs davon, sich auf dem Weg des
„Zähmens“ vertraut zu machen. Wenn du jemanden oder etwas kennenlernen
möchtest, dann musst du dich vertraut machen. Willst du wissen, welche
Qualitäten in einem Baum stecken, musst du dich vertraut machen. Du
begutachtest die Blätter, umfasst den Stamm und schaust, auf welchem Boden er
bevorzugt steht. Du ahnst, wie tief die Wurzeln reichen und prüfst die Härte
des Holzes. Nicht jeder Baum ist für Feuerholz geeignet oder gedacht. Jeder
Baum hat seine eigene Qualität. Die findest du nur heraus, wenn du dich mit ihm
vertraut machst.
Was für
Vögel und Bäume gilt, gilt noch viel mehr für Menschen. Schon der Kölner sagt:
„Jeder Jeck ist anders.“ Manche Menschen wirken auf dem ersten Blick abweisend,
reserviert, unsympathisch, unzugänglich und/oder fremd. Erst wenn du dich
vertraut gemacht hast, entdeckst du die Qualitäten. Hinter der Abweisung
versteckt sich manchmal eine kleine verletzte Seele. Beim näheren Kennenlernen
entpuppt sich das unsympathische Gegenüber als ein wirklicher Goldschatz.
„Kennt
man die Bäume nicht, behandelt man sie alle wie Feuerholz.“ Ich kenne genügend
Politiker, Lehrer und Seelsorger, die Menschen wie Feuerholz behandeln. Und
Gott sei Dank gibt es von der anderen Sorte Mensch sehr viel mehr. Diejenigen,
die das Wort aus der Bibel leben: „Du bist kostbar in meinen Augen und ich
liebe dich!“ (Jesaja 53,4)
Donnerstag, 21. April 2022
Ich gehe gerne neben dir!
Aus Südafrika kommt folgender Vers:
Gehe ich vor dir, dann weiß ich nicht, ob ich dich auf den richtigen Weg bringe.
Gehst du vor mir, dann weiß ich nicht, ob du mich auf den richtigen Weg bringst.
Gehe ich neben dir, werden wir gemeinsam den richtigen Weg finden.
"Können Sie mir sagen, wo ich hin will?" fragte Karl Valentin in einem Sketch. Manchmal suchen wir im Leben einen "Meister", der uns sagt, wohin es geht. Für eine Zeit mag das auch gehen, wenn wir innerlich sehr unsicher sind. Aber du wirst dir nie sicher sein, ob der "Meister" wirklich den Weg kennt. Vielleicht führt er dich ungewollt oder unbewusst in die Irre. Der indische Philosoph und Gelehrte Krishnamurti pflegte in seinen Vorträgen immer zu sagen: "Glauben Sie nicht, was ich sage. Überprüfen Sie es selbst!"
Wenn du vorangehst und die Rolle des Meisters übernimmst, dann sei vorsichtig. Auf einmal vertrauen sich dir Menschen an und geben ihre Verantwortung bei dir ab. "Du weißt das doch besser als ich! Du bist doch so erfahren!" Das mag zwar schmeicheln, so auf den Podest gehoben zu werden. Aber weißt du wirklich, wohin der Weg geht für einen anderen Menschen? Weißt du um deinen eigenen Weg?
Nebeneinander zu gehen gefällt mir. Auf gleicher Augenhöhe. Mit der eigenen Weisheit und der Weisheit deines neben dir Gehenden. Das fühlt sich eigenverantwortlich und selbstbestimmt an. Als Kind bist du an die Hand deiner Mutter oder deines Vaters gegangen. Er oder sie vorweg und du mit kleinen Schritten ein wenig hinterher.
So bist du ins Leben gekommen. Daran hast du dich gewöhnt. Es ist nicht immer leicht, in die erwachsene Art des Gehens zu wechseln. "Ich bin so erschöpft!" "Das ist so anstrengend!" Vielleicht gibt es da noch eine weitere Lektion zu lernen. Geh in das erwachsene und selbstbestimmte Nebeneinander, und gehe zugleich in die Leichtigkeit wie ein Kind.
www.matthias-koenning.de
Gehe ich vor dir, dann weiß ich nicht, ob ich dich auf den richtigen Weg bringe.
Gehst du vor mir, dann weiß ich nicht, ob du mich auf den richtigen Weg bringst.
Gehe ich neben dir, werden wir gemeinsam den richtigen Weg finden.
"Können Sie mir sagen, wo ich hin will?" fragte Karl Valentin in einem Sketch. Manchmal suchen wir im Leben einen "Meister", der uns sagt, wohin es geht. Für eine Zeit mag das auch gehen, wenn wir innerlich sehr unsicher sind. Aber du wirst dir nie sicher sein, ob der "Meister" wirklich den Weg kennt. Vielleicht führt er dich ungewollt oder unbewusst in die Irre. Der indische Philosoph und Gelehrte Krishnamurti pflegte in seinen Vorträgen immer zu sagen: "Glauben Sie nicht, was ich sage. Überprüfen Sie es selbst!"
Wenn du vorangehst und die Rolle des Meisters übernimmst, dann sei vorsichtig. Auf einmal vertrauen sich dir Menschen an und geben ihre Verantwortung bei dir ab. "Du weißt das doch besser als ich! Du bist doch so erfahren!" Das mag zwar schmeicheln, so auf den Podest gehoben zu werden. Aber weißt du wirklich, wohin der Weg geht für einen anderen Menschen? Weißt du um deinen eigenen Weg?
Nebeneinander zu gehen gefällt mir. Auf gleicher Augenhöhe. Mit der eigenen Weisheit und der Weisheit deines neben dir Gehenden. Das fühlt sich eigenverantwortlich und selbstbestimmt an. Als Kind bist du an die Hand deiner Mutter oder deines Vaters gegangen. Er oder sie vorweg und du mit kleinen Schritten ein wenig hinterher.
So bist du ins Leben gekommen. Daran hast du dich gewöhnt. Es ist nicht immer leicht, in die erwachsene Art des Gehens zu wechseln. "Ich bin so erschöpft!" "Das ist so anstrengend!" Vielleicht gibt es da noch eine weitere Lektion zu lernen. Geh in das erwachsene und selbstbestimmte Nebeneinander, und gehe zugleich in die Leichtigkeit wie ein Kind.
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Mittwoch, 20. April 2022
Das Wunderbare sehen!
Wartest
du auf ein Wunder? Das Wunder, dass du einmal ganz reich und einmal
ganz glücklich sein wirst? Eines Tages? Wartest du auf das Wunder, dass
dein Traumprinz vor dir steht und schon eine Ewigkeit auf dich gewartet
hat? Wartest du auf das Wunder, dem du nachspürst, wenn du du dich in
einen Roman vertiefst und verlierst?
Pearl S. Buck meint sagt: "Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen." Wenn du die Erfüllung eines Wunders in der Zukunft siehst, dann bist du nicht mehr da in deinem Körper und deinem Geist. Dann bist du schon aus dir ausgewandert in das Land deiner Phantasie. So kann es geschehen, dass das kleine Wunder um Hier und Jetzt gar keine Chance hat, dich zu erreichen. Da gibt es den Vogel draußen auf dem Baum, der dich mit seiner Lebensfreude anstecken kann. Da gibt es den Sonnenstrahl, der deine Haut gerade jetzt erwärmt. Da genießt du die erste Tasse heißen Kaffee am frühen Morgen. Dir wird bewusst, dass du ein Dach über dem Kopf und eine warme Stube hast. Es gibt so viele Alltäglichkeiten, die das Wunder bergen. Wohin lenkst du deine Aufmerksamkeit? In die ferne Zukunft oder in die Gegenwart? Bist du noch da? Wo bist du gerade? Was nimmst du jetzt in diesem Augenblick wahr, wo du diese Zeilen liest.
Ich gestehe dir, manchmal versinke ich auch in meine großen Zukunftswunder. Doch jetzt, in diesem Augenblick bin ich bei dir. Du liest meine Zeilen und mein Herz wird weit.
www.matthias-koenning.de
Pearl S. Buck meint sagt: "Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen." Wenn du die Erfüllung eines Wunders in der Zukunft siehst, dann bist du nicht mehr da in deinem Körper und deinem Geist. Dann bist du schon aus dir ausgewandert in das Land deiner Phantasie. So kann es geschehen, dass das kleine Wunder um Hier und Jetzt gar keine Chance hat, dich zu erreichen. Da gibt es den Vogel draußen auf dem Baum, der dich mit seiner Lebensfreude anstecken kann. Da gibt es den Sonnenstrahl, der deine Haut gerade jetzt erwärmt. Da genießt du die erste Tasse heißen Kaffee am frühen Morgen. Dir wird bewusst, dass du ein Dach über dem Kopf und eine warme Stube hast. Es gibt so viele Alltäglichkeiten, die das Wunder bergen. Wohin lenkst du deine Aufmerksamkeit? In die ferne Zukunft oder in die Gegenwart? Bist du noch da? Wo bist du gerade? Was nimmst du jetzt in diesem Augenblick wahr, wo du diese Zeilen liest.
Ich gestehe dir, manchmal versinke ich auch in meine großen Zukunftswunder. Doch jetzt, in diesem Augenblick bin ich bei dir. Du liest meine Zeilen und mein Herz wird weit.
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Dienstag, 19. April 2022
Am frühen österlichen Morgen
Sicherlich hörst du manchmal den wohlmeinenden Rat in
einer Krise: „Schlaf mal eine Nacht drüber, dann sieht alles schon anders
aus.“
Die Tage um
Ostern laden dich ein, angesichts der Erfahrung von Kreuz und Tod im Leben von
Jesus zugleich in deinen eigenen inneren Karfreitag zu gehen. Wie beruhigend
und wohltuend, wenn alles glatt läuft! Keine Probleme am Arbeitsplatz, Friede
in den Beziehungen, genug Geld auf dem Konto zum Erfüllen von allen
Bedürfnissen. Du wünschst dir, dass diese Zufriedenheit anhält bis zum Abschied
auf deinem Totenbett. Du gibst sogar viel Geld für Versicherungen aus, damit
dir diese Sicherheiten lange gewährt werden.
Leider gibt es
neben Sicherheit und Zufriedenheit auch eine andere mitunter bittere Realität.
Ich kenne viele Menschen, die wenigstens einen großen Karfreitag im Leben
erfahren haben. Das fängt manchmal ganz harmlos an. Da gibt es ein scheinbar
nebensächliches Problem in der Ehe, hier und da ein kleiner Streit. Die
Unstimmigkeiten werden überspielt, abgetan und nehmen unerklärlicherweise zu.
Die Schwierigkeiten häufen sich, schwelende Konflikte werden nicht angesprochen
aus Angst vor Kränkung und Verletzungen. Irgendwann bricht entweder der Vulkan
aus und die Konflikte liegen offen auf dem Tisch. Oder eine tiefe lähmende
Leere der Sprachlosigkeit macht sich breit.
Und wenn es
„zufällig“ an einer Stelle brennt entsteht allzu leicht ein Flächenbrand. Die
Probleme am Arbeitsplatz zeigen sich gleichzeitig, beängstigende
Krankheitssymptome machen sich bemerkbar und du siehst ohnmächtig zu, wie sich
zu dem dicken und unlösbaren Paket noch etwas dazugesellt. Zum Glück ist ein
solches Bündel von Einbrüchen eher selten. Dennoch kenne ich von vielen
Menschen solche oder ähnliche Gedanken und Sorgen als Befürchtung im
Hinterkopf. „Möge Gott mich vor solchem Unglück verschonen!“
Mit solchen
Erfahrungen sind wir Gott sei Dank nicht allein. Ähnlich wird es Jesus auch
ergangen sein. Konfliktgespräche im eigenen Freundeskreis während der
Wandertätigkeit durch Galiläa über seine Person und sein öffentliches Wirken,
Auseinandersetzungen mit den verschiedenen religiösen Gruppierungen in
Jerusalem, die aufgeheizte Stimmung vor einem großen Fest, die übergroßen
Erwartungen an einen messianischen Heilsbringer... Irgendwann spitzte sich die
Situation zu und es endete in einer tiefen Krise.
So kann es
manchmal kommen, bei Jesus, bei dir, bei mir und bei jedem anderen Menschen.
Das Fass läuft über, das System bricht zusammen. Der Ofen ist aus. Nichts geht
mehr. Aus und vorbei.
Wenn du dich in
der äußeren oder inneren Dunkelheit befindest, siehst du kaum noch etwas. Du
verlierst die Orientierung. Auswege sind versperrt, die üblichen
Lösungsstrategien greifen nicht mehr. Hinzu kommt manchmal eine namenlose Angst
und eine drohende Panik, die dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Vielleicht
denkst du jetzt: „Muss der das Leben denn so schwarz malen? Karfreitage sind
schlimm genug, die muss man nicht auch noch bewusst in sich wachrufen!“ Ja,
genau so ist der Karfreitag: Nicht zum Aushalten und zum Davonlaufen.
Und dann gibt
es noch die Phase nach den Krisenhäufungen, der Angst, der Panik, dem
Davonlaufen, dem Kampf und dem Suchen nach Lösungen. Ich spreche von dem Moment
des Loslassens, der Resignation, des Aufhörens mit allem Kampf. Es taucht der
Gedanke auf, das Scheitern einzugestehen und die Stille zu empfangen, die dann
entsteht. Es gibt nichts mehr zu tun. Du legst die Hände in den Schoß und
überlässt dich dem Augenblick und dem Hier und Jetzt.
Da lese ich im
Matthäusevangelium die Auferstehungsgeschichte. Sie fängt völlig unspektakulär
an: „Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche
Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.“ Ich halte
an bei dem Bild der Morgendämmerung. Ja, so ist das! Die Nacht geht einfach
irgendwann zu Ende, völlig ohne dein Mitwirken. Die Nacht geht vorbei und ein
neuer Morgen bricht an. Zwischen der Nacht und dem Morgen liegt die Dämmerung.
Sie verkündet ohne Worte und ohne Pathos: Die Nacht ist vorbei! Das Schlimmste
ist überstanden. Und so sicher, wie jede Nacht vorübergeht und der Morgen
anbricht, so wird es auch in deinem Leben sein. Die Nacht mag sich unendlich
lange anfühlen, aber sie findet ein Ende, immer, ohne Ausnahme. Ohne Ausnahme bricht
nach der Nacht der neue Tag an. Das Gesetz ist unumstößlich. Die
Morgendämmerung weist dich darauf hin. Du befindest dich schon im Übergang, in
der Phase der Veränderung, in die Bewegung hin zum Morgenlicht.
Ich glaube, ich
muss gar nicht den Rest der Ostergeschichte lesen. Ich wüsste, die Frauen des
Ostermorgens finden einen neuen Weg oder besser gesagt: Ihnen eröffnet sich
eine neue Perspektive wie ein Geschenk. In vielen beratenden Gesprächen geht es
für mich darum, mit den Fragenden die Morgendämmerung zu suchen. Die
Schwierigkeiten liegen oftmals nicht darin, diese zu finden, sondern sie
wahrzunehmen. Was nützt es, wenn das Licht schon scheint, aber dein inneres
Auge auf Dunkelheit ausgerichtet ist?
Mein
österlicher Wunsch für dich: Mögest du in den Nächten deiner inneren Dunkelheit
das Vertrauen bewahren, dass die Morgendämmerung für dich spürbar und sichtbar
wird und du aufatmest und tief durchatmen kannst, wenn die ersten
Sonnenstrahlen des Ostermorgens dich aufwecken.
Samstag, 16. April 2022
Sei realistisch. Plane ein Wunder!
Wunder kann man nicht planen oder? Sie kommen einem zugeflogen! Sie haben nichts mit Realismus zu tun. Wenn ich mein Problem nicht lösen kann dann sprechen die Tatsachen dagegen. Es ist halt nichts möglich trotz meines intensiven Nachdenkens.
Sei realistisch. Es ist wie es ist. Nimm die Realität an. Dann hast du es leichter mit dir. Stell dich der Wirklichkeit. Wenn du Tatsachen akzeptieren kannst, geht es dir besser mit dir selbst. Du hörst auf mit unrealistischen Wünschen, die sich doch nicht erfüllen lassen. Die Wirklichkeit spricht dagegen.
Das stimmt so! Und zugleich lebst du dann in einer Wirklichkeit, die dich einschränkt.
Der Satz auf der Spruchkarte stimmt eben auch. Sei realistisch. Plane ein Wunder! Ja, du kannst ein Wunder planen! Du kannst einplanen, dass ein Wunder passieren darf. Du kannst dem Wunder dein Herz öffnen. Du kannst es für möglich halten. Du kannst dich auf das Wunder ausrichten, damit es zu dir kommen kann. Du kannst dem Wunder eine Erlaubnis erteilen. Und das ist sehr realistisch! Wenn du das machst verändert es deine Aufmerksamkeitsrichtung. Du richtest dich nicht mehr auf das Problem aus, sondern auf die Lösung. Du wirst lösungsbewusst. Du kommst weg von einem passiven Grundgefühl hin zu einem aktiven Handlungswillen. Du verlässt die Opferrolle und wirst zum Schöpfer. Und? Welches Wunder planst du gerade?
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Freitag, 15. April 2022
Die zehn Aspekte der Achtsamkeit von Papst Johannes XXIII: "Nur heute!" - Gedanken zum Karfreitag
Papst Johannes XXIII richtet seinen achtsamen Blick auf das Heute. Auf 10 Punkte möchte er sich und uns hinweisen. Beginnen wir mit dem ersten Punkt und sehen die wertvollen Hinweise für unseren eigenen Alltag.
1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
Bist du ein Morgen- oder eher ein Abendgrübler? Kannst du nicht einschlafen, weil die vielen unerledigten Dinge in deinem Kopf schwirren? Oder wachst du am Morgen auf und überlegst, was du alles in den kommenden Tagen erledigen musst. Dabei fallen dir besonders die Hürden und Hindernisse ein. Es kommen Druckgefühle und das schlechte Gewissen.
Oder es kommt ein Familienangehöriger zu dir und beginn: "Das war ganz schrecklich mit meinem Arbeitskollegen. Der müllt mich immer zu mit seinen Themen, dass ich mich gar nicht konzentrieren kann. Ach ja, die Auffahrt zur Garage müssen wir unbedingt reinigen, weil sich der Nachbar schon beschwert hat. Der macht mir auch echt Sorgen. Ständig nörgelt er an uns herum. Wir müssen unbedingt mal mit dem reden. Jetzt gehe ich eben in den Keller und wechsle eine Dichtung aus. Oder müssen wir noch einkaufen? Da habe ich gar keine Antenne für. Aber wenn ich sehe, wie du mich anschaust, dann denke ich, das müssen wir sofort tun."
Alles auf einmal! Das wäre die Lösung, nicht wahr? Dann hättest du es hinter dir! Aber wir Menschen leben in Raum und Zeit. Wir können nicht tausend Dinge gleichzeitig machen. Das "auf einmal" überfordert uns. Es kann schnell geschehen, dass du eine völlige Blockade bekommst. Da steigt so ein fetter Nebel in deinem Inneren auf. Der bewirkt Druck und Abwehr. Du verlierst den Zugang zu deinen Fähigkeiten. Du verlierst die innere Freiheit. Das Hamsterrad fängt an sich zu drehen und du weißt, es wird nicht aufhören.
Papst Johannes empfiehlt, den Tag zu erleben, ohne das Problem seines Lebens auf einmal lösen zu wollen. Man achte auf die Details.
Der Papst spricht von sich! "Ich werde..." Er beschränkt sich auf das "Heute!" Er spricht vom Bemühen und nicht von dem Anspruch, dass es perfekt gelingen müsste. Er erkennt, dass die vielen kleinen Probleme etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun haben. Er entscheidet sich für Geduld, Beschränkung, Freiraum.
Was ist dein Zuviel? Was kannst du für heute streichen? Was müsstest du selber gar nicht tun, weil jemand anders die Verantwortung trägt? Wie geht es dir mit deiner Perfektion? Kinder wollen oft alles sofort. Geduld ist nicht leicht. Es kann aber sein, dass es Freude macht, die Aufgaben zu reduzieren und mehr Sorgfalt und Wohlwollen hineinzulegen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemanden kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur mich selbst.
Nur heute - vielleicht auch nur in diesem Augenblick! Wenn ich im Spiegel auf meine Stirn schauen könnte, dann würde da stehen: "Das finde ich nicht gut!" - "Das finde ich nicht richtig!" Hast du einmal beobachtet, wie oft am Tag du etwas an deinem Gegenüber auszusetzen hast? Ob es deine Kinder sind, deine Arbeitskollegen, die Nachbarn, die weite Verwandtschaft, die Politiker... Du könntest den ganzen Tag und den Rest deines Lebens Menschen für ihr Verhalten kritisieren. Wie leicht ist es, den anderen zu verbessern. "Mach doch mal so!" "Hast du das probiert?" "Das kannst du doch so nicht machen!" Wie geht es dir, wenn du selber kritisiert wirst?"
Wirst du dann kleinlaut und verkriechst dich in dein Schneckenhaus? Oder ruft das deinen Ärger hervor und du gehst in den Widerstand? In der Regel bekommst du irgendein scheußliches Gefühl. Es sei denn, du bist schon so erleuchtet, dass du gelassen mit jeder Form von Kritik umgehen kannst. Wenn du ein negatives Gefühl bekommst bei Kritik, wie wird deine Kritik ankommen beim Gegenüber? "Ich habe es ja nur gut gemeint!" "Ich wollte nur helfen!" Ich glaube, dass diese Form von Hilfe überflüssig ist. Bist du beauftragt worden? Hat dich jemand danach gefragt?
Papst Johannes schlägt vor, dass er große Sorgfalt in seinem Auftreten legt und vornehm sein wird in seinem Verhalten - wohlgemerkt nur heute! Mir gefällt es, dass ich zunächst einmal in eine Grundhaltung hineingehe. Ich bin sorgfältig und vornehm! Das klingt ein wenig altertümlich, hat aber einen ganz schönen Kern. Du entdeckst in dir einen aristokratischen Zug. Du gehst in deine Göttlichkeit und in deine Würde. Wenn du in dir selbst ruhst und dich wertschätzt, dann gibt es meistens gar keinen Grund zur Kritik. So großzügig, wie du dir selber gegenüber bist, wirst du auch deinem Gegenüber sein, vom Kind bis zum Greis, vom Bettler bist zum Millionär.
Ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren, nur mich selbst. Der Gedanke gefällt mir. Ich arbeite an mir selbst. Ich entwickle mich - heute. Ich bin sorgfältig in dem was ich sage und auch was ich denke.
Auch deine kritischen Gedanken erreichen dein Gegenüber. Auch deine negativen Gedanken haben ihre Auswirkungen. An sich selbst zu arbeiten ist ein Mammutunternehmen und eine Lebensaufgabe. Eigentlich hätte ich damit schon genug zu tun - heute! Wenn die anderen nur nicht immer so unmöglich wären...;-)
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die anderen, sondern auch für diese Welt.
Es gibt Tage, die echte Unglückstage sind. Warum? Warum habe ich diese unheilbare Krankheit? Warum bin ich ein Mauerblümchen? Warum werde ich immer übersehen? Du könntest dich vor den Spiegel stellen und den Hut des Leides aufsetzen. Du bist der unglücklichste Mensch der Welt. Womit hast du das verdient? Das ist auch ungerecht! Ohne Abstriche! Du hast das Unglück nicht verdient!
Angesichts all deiner leidvollen Augenblicke wäre es ermessen zu denken, du könntest immer und überall glücklich sein, oder? Papst Johannes spricht wieder vom "Heute". Nur heute werde ich... Dann kommt ein interessanter Gedanke. Er spricht von der "Gewissheit". Er wartet nicht auf einen glücklichen Augenblick und hofft, dass er kommt. Er ruft die Gewissheit in sich wach. Gewissheit meint so etwas wie ein inneres Wissen. Das innere Wissen ist unerschütterlich in der Zuversicht, eigentlich für das Glück bestimmt zu sein. Es kann sein, dass in diesem Augenblick ich mich in einer Situation befinde, dich mich nicht glücklich macht. Zugleich trage ich die Gewissheit in mir, dass ich dennoch für das Glück bestimmt bin. Die Gewissheit macht dich stark und nicht so sehr das erlebte Glück!
Du könntest schnell zu einem "Glücksjunkie" werden. Du hechelst immer und ständig danach, dass du um jeden Preis glücklich sein musst. Allein das Hecheln danach verhindert dein Glück. Gehe einmal der inneren Gewissheit nach. Die Gewissheit, dass ich für das Glück bestimmt bin, macht mich glücklich.
Zugleich gibt es da auch noch den Punkt, dass ich nicht für die anderen erschaffen bin. Ich muss nicht die anderen glücklich machen. Wenn ich heute in der Lebensbejahung bin sorge ich dafür, dass der Freudepegel in der Welt steigt. Ich bin ein Teil des Großen und Ganzen.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
In meinen Beratungen mache ich manchmal folgende Erfahrung. Ein Mitarbeiter hat Probleme mit seinem Vorgesetzten. Er findet auch, dass das Unternehmen keine so gute Firmenphilosophie hat. Es gibt Intrigen und Verfilzungen. Probleme werden auf die lange Bank geschoben und manche arbeiten nicht für ihr Geld oder nutzen andere aus. Das gibt es: Nicht so tolle Umstände!
Der Weg ist zu weit. Die Arbeit ist zu langweilig. Der Kollege ist zu umständlich! Wenn das alles nicht wäre, dann könnte ich ja so richtig loslegen. Wenn die Umstände anders wären, dann...
Leider sind die Umstände so wie sie sind. Manche Menschen versuchen als ständig, die Umstände zu verändern. Die Umstände sind leider so groß und mächtig, dass da oft nichts zu machen ist. Wenn der Chef netter wäre könnte ich eine viel bessere Arbeitsleistung bringen.
Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen. Den Gedanken mag ich. Eigentlich wünschte ich mir eine bessere Welt. Für heute entscheide ich mich dafür, mit dieser Welt zu leben, so wie ich sie vorfinde. Morgen könnte ich mich auch anders entscheiden. Heute entscheide ich mich dafür, mich mit dem schrecklichen Chef zu arrangieren. Morgen könnte ich ihn vergiften! Aber heute nicht! Heute passe ich mich den Umständen an.
Wenn du erst loslegen kannst mit deinem Leben wenn die Umstände passen, befindest du dich in Abhängigkeit. Du bist der Sklave der Umstände. Du hast deine Freiheit verloren. Du wartest ab, was die Umstände machen und du bist ihnen ohnmächtig und hilflos ausgeliefert. Wenn du dich "anpasst", bist du handlungsfähig. Du musst nicht mit den Umständen einverstanden sein. Du musst nicht kuschen, das ist damit nicht gemeint. Die Umstände sind oft einfach wie sie sind. Verschwende daran nicht deine Energie. Nur heute machst du einfach das Beste daraus. Dann hast du für heute schon einmal etwas geschafft und deine Freiheit bewiesen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
Zehn Minuten für eine gute Lektüre! Das ist nicht viel Zeit! Wenn ein Mensch einen guten Gedanken hat und ich darf ihn lesen empfinde ich das als ein sehr kostbares Geschenk. Die Menschen im Mittelalter waren darauf angewiesen, dass ein kluger Mensch in ihrer Umgebung wohnte. Sie konnten keine tollen Bücher lesen. Als Kind hatte ich kein Geld dafür, mir Bücher zu kaufen. Aber es gab die Leihbücherei. Ich habe sie geliebt und im Laufe der Jahre Regal um Regal verschlungen.
Ich bin immer noch auf der Suche nach Büchern, die meinen Horizont erweitern. Und es gibt so viele Menschen, die so tolle Dinge geschrieben haben. Romane für das Herz, Sachbücher für die Weiterbildung, psychologische Bücher für die innere Weiterentwicklung.
Papst Johannes gibt einen wertvollen Impuls, warum die Lektüre so wichtig ist. Es geht um das Leben der Seele. Deine Seele benötigt also Nahrung. Wir denken an unseren Körper und geben ihm drei Mal am Tag, was er braucht. Doch die Seele? Was gibst du deiner Seele als Nahrung? Manchmal liest du Sätze und in dir schwingt etwas mit. Die Seele ruft laut: "Juhu!" Das liebe ich! Wenn die Seele keine Nahrung bekommt zieht sie sich zurück. Sie fühlt sich überflüssig und wird nicht gebraucht. Aber sie kommt sofort, wenn du sie ansprichst. Hast du Lust zu einem Experiment?
Geh einmal in einen Buchladen und überlasse der Intuition die Entscheidung, wo sie hinmöchte. Zu den Romanen oder Ratgebern? Einfach nach dem Bauch entscheiden. Dann stehst du vor einem Regal und greifst nach dem Buch, wo du spontan hingreifen möchtest. Das ist dann dein Seelenbuch! Der Kopf sucht das Bekannte und Vertraute. Die Seele sucht das Neue!
6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich werde es niemandem erzählen.
Ein Papst und nur eine gute Tat? Und nicht mal drüber sprechen. Tu Gutes und rede darüber heißt es doch in der Geschäftswelt.
Mir gefällt die Idee trotzdem. Nicht jeden Tag eine gute Tat, sondern wiederum nur heute! Es ist wichtig, diesen Gedanken immer zu wiederholen. Nur heute... Viele Menschen haben in sich den Gedanken: "Wenn ich dir einen Finger hinstrecke nimmst du die ganze Hand." Heute darfst du deinen Finger anbieten. Du bietest deinen Finger an und nicht deine Hand. Was morgen ist, wird erst morgen entschieden und nicht heute. Heute den Finger und eher heimlich und verborgen.
Wenn du über deine Taten sprichst, ist das bestimmt gut für deine Selbstbestätigung. Du bekommst Zuwendung und Anerkennung von deiner Umwelt. Wenn du es niemandem erzählst, wird es keiner so leicht bemerken und du verzichtest auf Lob und Wertschätzung. Was ist gut daran, es niemandem zu erzählen?
Zunächst einmal gibt es so etwas wie eine stille, heimliche und kindliche Freude. Das Kind, das heimlich der Mutter ein Bild auf den Tisch legt und sich darüber freut, wie sie reagieren wird. Wann erlebst du als Erwachsener die kindliche Freude des "Nikolauseffektes". Still, leise, heimlich, verborgen, tief...
Wenn du es niemandem erzählst bekommt dein Ego keinen Stoff. Du kannst dich beobachten ob es dir um die gute Tat geht oder doch eher um die gute Anerkennung für deine Tat? Eine gute Tat heute macht dir deutlich, dass du ein Tel des großen Ganzen bist. Du darfst mitgestalten, mitschöpfen und in der Freude sein. Welche gute Tat würde dich heute reizen?
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es niemand merkt.
Kennst du das? Du stehst am Morgen auf und schaust auf die Arbeit, die vor dir liegt. Sie kommt dir eintönig vor. Jeden Tag kochen? Jeden Tag aufräumen? Jeden Tag spülen? Du hast keine Lust. Du findest das Leben in diesem Augenblick weder lustig noch lustvoll. Ja, du kannst dir einreden, dass du ja mal etwas anders machen kannst. Du probierst ein neues Rezept aus. Du verlängerst heimlich deine Pause am Arbeitsplatz um ein paar Minuten und schwätzt mit einem netten Kollegen.
Das wird aber wenig daran ändern, dass es immer wieder solche Augenblicke und Tage der Lustlosigkeit gibt. Wenn du wenigstens eine ordentliche Depression hättest! Du würdest eine Diagnose vom Arzt erhalten, das Mitgefühl deiner Familie, eine tolle Therapie und hilfreiche Tabletten. Aber Lustlosigkeit?
Ich erinnere mich an Ferienzeiten als Kind. Da gingen wir zu unserer Mutter und fragten sie: "Was sollen wir machen?" - "Spielt doch verstecken!" - "Nö, keine Lust!" Gestehe es dir einfach ein: Es gibt Tage ohne Lust. Keine Depression. Einfach keine Lust. Ich habe manchmal auch keine Lust, etwas zu schreiben. Leider gibt es in mir eine Stimme die sagt: "Mache es trotzdem! Du kannst auch ohne Lust schreiben, ist nicht so schwer. Fang einfach an und es wird." Diese Stimme ist ziemlich mächtig.
Papst Johannes macht uns auf eine interessante Beobachtung aufmerksam. Du entscheidest dich also, trotz deiner Unlust etwas zu tun. Das beleidigt deine Gedanken! "Ich habe doch gesagt, dass ich keine Lust habe. Warum machst du trotzdem diese Aufgabe. Willst du, dass ich streike! Soll ich dir sagen, was ich jetzt mache! Ich zeige ein beleidigtes Gesicht. Ich werde so griesgrämig ausschauen, dass jeder Mensch zu dir auf Abstand geht. Hör also lieber auf zu arbeiten, sonst ziehe ich ein Gesicht." So ähnlich kommen die Gedanken, wenn du ohne Lust etwas tust. Der Papst macht daraus einfach einen Sport. Du darfst dich ruhig beleidigt fühlen. Das ist in Ordnung. Aber muss das jemand merken? Kannst du es nicht einfach erwachsen, stolz und selbstbewusst ganz für dich fühlen? Probiere doch einmal aus - nur heute - in einer Situation beleidigt zu sein und es niemanden merken lassen. Das Gefühl gehört dir. Du fühlst es und fertig!
8. Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: der Hetze und der Unentschlossenheit.
Nur für heute ein genaues Programm. Ich kenne Menschen, die vor lauter Arbeit nicht anfangen können. Ihnen fehlt ein Plan. Sie besitzen keine Struktur. Sie fangen etwas an und wenden sich ganz schnell dem nächsten zu. Oder sie fangen gar nicht erst an, nehmen aber alles in die Hand. Sie sind erfüllt von Gedanken wie: "Ich müsste...", "ich sollte...", "ich könnte..." ergänzt durch unbedingt, dringend und auf jeden Fall.
Nur heute machst du ein genaues Programm.
1. Du setzt dich hin und schreibst auf, was du erledigen möchtest.
2. Dann gibst du jeder Aufgabe Punkte. Drei Punkte bedeutet "total wichtig". Zwei Punkte ist wünschenswert und ein Punkt ist kann muss aber nicht.
3. Dann schreibst du die "Dreipunkteaufgaben" untereinander in der Reihenfolge der Dringlichkeit. Vergiss nicht die "Freudefaktoren" wie lustvolle Aufgaben oder Pausen oder kreative kleine Unterbrechungen. Dann folgen die Zweipunkter und dann die Einpunkter.
4. Dann schreibst du hinter jeder Aufgabe wie viel Zeit du dafür verwenden möchtest.
5. Du wirfst einen Blick darauf, ob deine Liste realistisch ist. Du kannst ja jetzt die Zeiten zusammenrechnen. Wenn dein Arbeitszeitpensum ausgeschöpft ist streichst du alles von deiner Liste, was darüber hinausgeht.
Der Papst gibt den Hinweis auf zwei Fallen. Achte darauf, dass du dich nicht abhetzt. Ein Programm bewirkt oft dies. Du fühlst dich wie ein Sklave und arbeitest das Programm ab. Du vergisst, dass das Programm lediglich eine Strukturhilfe ist und nicht dein Sklaventreiber. Wenn dein Zeitplan nicht gut berechnet ist oder Unvorhergesehenes geschieht, dann streiche wieder etwas vom Ende deiner Liste.
Der zweite Hinweis dreht sich um die Unentschlossenheit. Manchmal gehen deine Projekte deswegen nicht voran, weil du dich nicht entscheiden kannst. Mache ich A oder B oder lieber C oder rufe ich an und frage den oder die. Rechne einmal die Zeiten zusammen, in denen du unentschlossen bist. Deine Lebenszeit ist kostbar. Manchmal ist es besser, sich für das Falsche oder Zweitbeste zu entscheiden. Das ist besser als in der Unentschlossenheit zu verharren. Die Unentschlossenheit an sich ist ein unglaublicher Energieräuber. Sie führt dich in die Passivität und du bekommst nichts mehr von deiner Liste gebacken. Du gibst einfach auf!
Also, ein Programm. Nur für heute! In der Freude bleiben und es als Experiment sehen. Entscheide dich - ruhig auch einmal falsch - und vertraue, dass aus deiner falschen Entscheidung auch etwas Gutes wachsen kann. Aber die Gefahr wird geringer, wenn du dein Werk nicht in Hetze abarbeitest. Vergiss nicht, regelmäßig und tief dabei zu atmen.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte glauben.
Nur für heute werde ich keine Angst haben? Wenn ich darüber mal Einfluss hätte! Bei mir kommt die Angst einfach. Ich rufe sie nicht herbei. Ich will sie nicht einmal haben. In bestimmten Situationen kommt sie. Es kann sein, dass heute nichts geschieht, was die Angst auf den Plan ruft. Aber in der Hand habe ich das nicht. Ich kann leider einfach nicht beschließen, heute keine Angst zu haben. Ich kann Papst Johannes auch nicht fragen, ob er das in seinem Leben konnte. Nach meiner Erfahrung gibt es keinen Menschen ohne Angst. Jeden Menschen treibt irgendeine Angst im Leben an. Es gibt einigermaßen angstfreie Tage oder Zeiten. Vielleicht kannst du die Angst ausblenden, kleinreden, verdrängen... Da gibt es viele erfolgreiche Wege.
Vielleicht geht es dem Papst auch nicht um die Angst an sich sondern um die Kehrseite. Ich kann das Positive sehen und bejahen und mich darüber freuen. Es gibt ja Menschen, die sich konsequent weigern, in die Güte zu gehen. Wer weiß, was danach kommt. Wenn ich mich jetzt freue, falle ich hinterher um so tiefer. Wenn ich jetzt Angst vor der Freude habe und sie verhindere, kann ich auch nicht mehr fallen. Ich bin ja schon am Boden. Eine fatale Logik.
Ich möchte nicht enttäuscht werden, darum verhindere ich die Freude. Du kannst dich auf die Angst fixieren oder die Entscheidung treffen dich zu freuen über alles, was schön ist. Wenn dich auch viele Ängste plagen kannst du dich zugleich über die Blumen auf deinem Tisch freuen, das Lächeln eines Menschen, ein süßer Vogel im Baum. Stoff zum Freuen findest du genug!
10. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten - ,dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
Erst in dem zehnten und letzten Gedanken spricht der Papst über Gott. Alle anderen "nur heute" Gedanken beinhalten das Wort Gott nicht. Nur für heute werde ich "glauben".
Die Idee ist, dass Gott sich so um mich kümmert als gäbe es sonst niemanden auf der Welt. Wenn ich mir all die Menschen anschaue, die das Gegenteil zeigen... Die Menschen auf der Flucht. Die arbeitslos sind. Die unglücklich Verheirateten. Diejenigen, die Gewalt erfahren sei es physisch oder psychisch. Ich könnte eine ganze Litanei aufzählen von Menschen die das Gegenteil erleben von der gütigen Vorsehung Gottes. Ein großer Teil der Menschheit lebt ein Leben, das so nicht sein müsste, wenn wir alle gerechter und liebender wären. Aber der Kern dieses Papstgedankens ist wohl ein anderer.
Es geht ja um mich und um meine Grundhaltung. Nur für heute! Ich!
Ich werde also nicht über die Ungerechtigkeit der Welt nachdenken sondern darüber, wie es mir geht, wenn ich unglückliche Situationen erlebe. Verliere ich dauerhaft den Boden unter den Füßen, wenn ich in meinem Leben Leid erfahre? Kratzt das mein Gottesbild an? Erwarte ich tatsächlich, dass Gott mir jeden Tag paradiesische Umstände schenkt? Dann wäre er ja mein Sklave oder Diener. Zugleich finde ich den Gedanken und die Idee hilfreich. Wenn ich mein ganzes Leben anschaue weiß ich, dass ich einem Lebens- oder Seelenplan folge. Ich entwickle mich. In Zeiten von Entwicklung geht es rauf und runter. In meiner Entwicklung gibt es die Erlaubnis und das Einverständnis, dass kommen kann was kommen will.
Ich bin nicht wie ein Kind, das ständig etwas von Gott einfordert und erwartet. Gott, tu dies und bewahre mich vor jenem! Gott ist in mir und ich bin in ihm! Wir kümmern uns gemeinsam. Vielleicht müssen wir uns bis an das Ende des Lebens kümmern und über den Tod hinaus, dass alles vollendet und gut wird. Der Satz des Papstes für mich in Kurzform: "Es ist wie es ist und ich sage Ja dazu!"
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