An Weihnachten erinnern wir uns, dass das göttliche Kind in
den Raum eintritt, den wir Menschen bewohnen. Es beginnt im Bauchraum der
Mutter und wird angebetet im zugigen Stall von Bethlehem. Ich möchte mit dir in
der Zeit des Adventes Räume durchwandern. Was kann ich dort finden? Welche
Qualität kommt dort zum Ausdruck? Wo möchte ich weiter und wo darf ich
verweilen.
Es gibt Räume, die wir ständig wie selbstverständlich
benutzen. Im Schlaf- und Wohnzimmer halten wir uns auf und sind uns dessen
nicht bewusst. Wir gehen in der Regel nicht in das Wohnzimmer und denken:
„Jetzt bin ich im Wohnzimmer. Ich spüre nach, wie sich das anfühlt. Ich setze
mich hin und entspanne.“ Wir machen es einfach ohne einen Gedanken daran zu verschwenden.
Wir atmen ohne dass wir uns des Atmens bewusst werden. Ich
kenne viele Menschen, die ganz erstaunt sind, wenn ich sie auffordere, einmal
ihren Atem zu beobachten. Sie wissen nicht, in welche Räume sie hineinatmen.
Dann sind sie erstaunt, dass sie manchmal aufhören zu atmen, vor allem dann,
wenn sie Angst haben.
In diese Kategorie gehört auch der Herzraum. Wir spüren
unser Herz pochen wenn wir darauf achten. Wir wissen, dass es dieses Organ gibt
und wir kennen die Grundfunktionen. Wir nehmen aber selten wahr, dass es dort
einen Raum gibt, in dem wir hineinspüren können. Wenn wir denken, dann verorten
wir unser Bewusstsein oft oben im Kopf. Wir denken und schauen die Welt mit
unseren Augen an. Wir hören mit den Ohren und alle diese Körperteile liegen im
Kopf. Darum sind wir mit unserer Aufmerksamkeit dann im Bereich des Kopfes. Von
dort aus nehmen wir wahr.
Du kannst jetzt einmal folgendes Experiment machen. Du
verabschiedest dich von der Kopfregion in folgender Weise. Du konzentrierst
dich mit deinen Augen nicht mehr auf ein bestimmtes Objekt. Du schaust also
nicht die Blume oder die Tasse an, sondern du schaust durch alle Dinge
hindurch. Du schaust auf einen imaginären Punkt am Horizont und nimmst alles
gleichzeitig war. So, als ob du einen glasigen Blick bekommst. Auch deine Ohren
richtest du auf alles aus. Du hörst nicht mehr ein einzelnes Geräusch und
versuchst, es zu identifizieren. Du wirst ein Gesamthörender und ein
Gesamtsehender. Wenn du das machst, dann musst du nicht mehr aufmerksam sein
für die Details in deiner Umgebung.
Dann stellst du dir vor, wie du mit Hilfe deiner
Imaginationskraft in deinen Herzraum hinunterrutschst. Setze dich neben dein
Herz und nimm wahr, was dort geschieht. Nur wahrnehmen und beobachten. Nichts
tun! Du brauchst Geduld und es ist gut, dort zu bleiben. Es wird einen Impuls
geben wieder nach oben in den Kopf zu gehen. Das ist deine gewohnte Art, da zu
sein. Du kannst dir einen Sessel neben deinem Herzen vorstellen, in dem du
platzt nimmst und es dir gemütlich machst. Nach einer Weile kannst du
versuchen, einen Weg in dein Herz hinein zu finden. Was spürst du dort? Was
nimmst du wahr? Wie unterscheidet sich deine Wahrnehmung vom Herzen her und vom
Kopf her.
Wenn du an einer Besprechung teilnimmst, dann probiere dort
einmal diesen Unterschied. Nimm die Menschen vom Herzaum her wahr und dann geh
in den Kopf. Was wirst du anders denken, fühlen, spüren oder dann sagen oder
ausdrücken. Wann ist es gut, im Kopf zu sein und wann wechselst du besser in
dein Herz?
Stell dir Bethlehem wie einen Herzraum vor oder wie einen
Kopfraum. Der Kopfraum sagt: „Dort kommt Jesus Christus zur Welt. Er ist Gottes
Sohn, geboren von der Jungfrau Maria. Er hat den Auftrag, die Menschen von
ihren Sünden zu erlösen.“ Was sagt der Herzraum, wenn du zur Krippe trittst?
Vielleicht so? „Ah, wie schön!“
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