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Montag, 10. Januar 2022

Die siebte Auswirkung wenn ich mich selbst liebe: Ich werde demütiger


 
„Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt: Das nennt man DEMUT.“

Ich gebe es nicht gerne zu. Ich habe gerne recht. Es fuchst mich, wenn ich einmal nicht recht habe. Dann werde ich entlarvt als dummer Junge. Als Unwissender! Ich hätte doch besser recherchieren können! Ich hätte das Gelesene besser behalten können! Wer recht hat, besitzt die Macht und steht höher, oder?
Ich habe festgestellt, dass recht haben isoliert. Es macht einsam. Warum? Wenn ich anderen Menschen zuhöre dann höre ich mit einem bestimmten Ohr. Ich kann zuhören mit anteilnehmender Offenheit und mit wohlwollendem Interesse. Ich kann aber auch zuhören mit der Fehlersuche: „Das ist falsch und ich weiß es richtig!“ Das Aufdecken der Fehler macht mich selbst stark und den anderen schwach. Wenn ich das mache und ständig mache, dann trenne ich mich vom anderen. Ich stelle ihn hin als Dummkopf. Am Ende ist die ganze Welt dumm und ich bin der einzige Mensch mit Durchblick. Ich werde zum Gott und zum einzigen Gott! Du bemerkst die Hybris?
Wenn ich mich selbst liebe dann entscheide ich mich für ein anderes Lebensprinzip. Ich verzichte auf das Recht. Das Rechtsprinzip wird benötigt, wenn die Liebe nicht mehr fließt oder solange man noch Angst vor dem Egoismus der Menschen haben muss. Das Recht lebt davon, dass wir uns ohne dieses die Köpfe einschlagen würden. Es verhindert den Krieg.
Wenn ich mich selbst liebe, dann verzichte ich erst einmal auf das Recht. Ich verzichte darauf, alles zu überprüfen nach Richtigkeit. Ich überprüfe also nicht mehr. Ich höre zu, wenn jemand etwas sagt und nehme seine Wahrheit mit Dankbarkeit an. Wenn ich nicht mehr recht haben möchte, dann irre ich mich selbst auch weniger. Ich bestehe ja nicht mehr auf etwas. Manchmal sage ich etwas und jemand anders korrigiert mich. Manchmal gehe ich nicht in den Widerspruch, sondern ich sage: „Danke, du hast recht!“ Wenn ich das mache entsteht ein eigenartiges Loch. Mein Gegenüber befindet sich inzwischen in einer ordentlichen Kampfstimmung und hat sich schon ein neues Argument zurechtgelegt. Wenn ich meinem Gegenüber recht gebe, gibt es keine Nahrung mehr für den Kampf und es entsteht eine Pause. Es kann sich ein neuer Raum öffnen, ein Freiraum, in dem neues geschehen kann. Die Haltung dazu könnte ich mit Demut bezeichnen. Den Mut, den Kampf zu beenden. Die tiefe Erkenntnis zu bekommen, dass ich „nur“ meine eigene Wahrheit sehe und leben kann. Und dass die göttliche allertiefste Wahrheit mir entzogen ist. Ich verlasse also meine falsche Göttlichkeit im recht haben wollen hin zu einer dienmütigen Haltung des Nichtwissens dem absolut Göttlichen gegenüber. Mehr davon – das wünsche ich dir und mir.
www.matthias-koenning.de 

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