„Als
ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer recht haben zu
wollen,
so
habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt: Das nennt man DEMUT.“
Ich
gebe es nicht gerne zu. Ich habe gerne recht. Es fuchst mich, wenn ich einmal
nicht recht habe. Dann werde ich entlarvt als dummer Junge. Als Unwissender!
Ich hätte doch besser recherchieren können! Ich hätte das Gelesene besser
behalten können! Wer recht hat, besitzt die Macht und steht höher, oder?
Ich
habe festgestellt, dass recht haben isoliert. Es macht einsam. Warum? Wenn ich
anderen Menschen zuhöre dann höre ich mit einem bestimmten Ohr. Ich kann
zuhören mit anteilnehmender Offenheit und mit wohlwollendem Interesse. Ich kann
aber auch zuhören mit der Fehlersuche: „Das ist falsch und ich weiß es
richtig!“ Das Aufdecken der Fehler macht mich selbst stark und den anderen
schwach. Wenn ich das mache und ständig mache, dann trenne ich mich vom
anderen. Ich stelle ihn hin als Dummkopf. Am Ende ist die ganze Welt dumm und
ich bin der einzige Mensch mit Durchblick. Ich werde zum Gott und zum einzigen
Gott! Du bemerkst die Hybris?
Wenn
ich mich selbst liebe dann entscheide ich mich für ein anderes Lebensprinzip.
Ich verzichte auf das Recht. Das Rechtsprinzip wird benötigt, wenn die Liebe
nicht mehr fließt oder solange man noch Angst vor dem Egoismus der Menschen
haben muss. Das Recht lebt davon, dass wir uns ohne dieses die Köpfe
einschlagen würden. Es verhindert den Krieg.
Wenn
ich mich selbst liebe, dann verzichte ich erst einmal auf das Recht. Ich
verzichte darauf, alles zu überprüfen nach Richtigkeit. Ich überprüfe also
nicht mehr. Ich höre zu, wenn jemand etwas sagt und nehme seine Wahrheit mit
Dankbarkeit an. Wenn ich nicht mehr recht haben möchte, dann irre ich mich
selbst auch weniger. Ich bestehe ja nicht mehr auf etwas. Manchmal sage ich
etwas und jemand anders korrigiert mich. Manchmal gehe ich nicht in den
Widerspruch, sondern ich sage: „Danke, du hast recht!“ Wenn ich das mache entsteht
ein eigenartiges Loch. Mein Gegenüber befindet sich inzwischen in einer
ordentlichen Kampfstimmung und hat sich schon ein neues Argument zurechtgelegt.
Wenn ich meinem Gegenüber recht gebe, gibt es keine Nahrung mehr für den Kampf
und es entsteht eine Pause. Es kann sich ein neuer Raum öffnen, ein Freiraum,
in dem neues geschehen kann. Die Haltung dazu könnte ich mit Demut bezeichnen.
Den Mut, den Kampf zu beenden. Die tiefe Erkenntnis zu bekommen, dass ich „nur“
meine eigene Wahrheit sehe und leben kann. Und dass die göttliche allertiefste
Wahrheit mir entzogen ist. Ich verlasse also meine falsche Göttlichkeit im recht
haben wollen hin zu einer dienmütigen Haltung des Nichtwissens dem absolut
Göttlichen gegenüber. Mehr davon – das wünsche ich dir und mir.
www.matthias-koenning.de
www.matthias-koenning.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen