Bist du dir selbst ein guter Freund/
eine gute Freundin? Ich kenne viele Menschen, mich eingeschlossen, die sich
selber oftmals sehr kritisch betrachten. Du bist nicht klug genug, du hast
diese oder jene Aufgabe nicht optimal erfüllt. Du bist keine wunderbare Ehefrau
oder kein aufmerksamer Ehemann. Du fährst mit deinem Wagen zu langsam oder zu
schnell. Du beachtest alle Verkehrsregeln supergenau und nahezu penetrant oder
du hältst die Regeln alle nur so ungefähr ein. Du schaust dir deine Schulzeugnisse
über die Jahre an und erinnerst dich an all die Fächer, in denen du besser
hättest abschneiden können, wenn du nur genug geübt hättest. Dir kommen all die
Tests vor Augen, die du nicht wichtig genommen hast und überlegst, wo du stehen
würdest, wenn du immer die optimale Lösung gefunden hättest auf deinem Weg.
Du gehst zurück in die Vergangenheit
und betrachtest deine Gegenwart. Beim Einkauf hast du das Salz vergessen. Die
Kartoffeln haben heute fünf Minuten zu lange gekocht, du hast dir beim Essen
ein paar Saucenspritzer auf dein frisch gewaschenes Hemd eingehandelt. Du hast
dem einen nicht aufmerksam zugehört und
jemand anderem bist du auf die Nerven gegangen.
Du ärgerst dich über deine
Schusseligkeit und dein Unvermögen. Kannst du dir trotzdem ein guter Freund,
eine gute Freundin sein? Wie oft erlebe ich es, dass ein Freund mir sein
Unvermögen beichtet: „Ich habe vergessen dich anzurufen.“ „Ich muss dir doch
noch dein Buch zurückgeben, das du mir geliehen hast.“ Dann antworte ich: „Ist
doch nicht so schlimm!“
Kann ich mir das auch selber sagen? Ist
doch nicht so schlimm? In wie viele Fallen musst doch noch tappen. Wie viele
Dinge müssen dir noch misslingen bis du anfängst, dich dafür zu verurteilen?
Möge das Leben dich lehren, dir selbst ein guter Freund zu sein.
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