Urlaubszeit!
Es ist Sommer. Im Fenster hängt noch ein Stern aus der Weihnachtszeit.
Ein Zacken hat sich vom Fenster gelöst. Die Farben verblassen. Der Glanz
vergeht. Es ist halt Sommer und Weihnachten ist längst vorbei. Na ja,
bis zum nächsten Weihnachtsfest dauert es ja auch nur noch knapp ein
halbes Jahr. Jetzt könnte er auch ruhig noch hängen bleiben.
Vielleicht handelt es sich aber auch gar nicht um einen Weihnachts- sondern eher um einen Ganzjahresstern.
Jedenfalls
erinnert mich der Stern am Fenster im Hochsommer an eine wichtige
Erkenntnis. Die Dinge zum richtigen Zeitpunkt loszulassen und zu
verabschieden. Da gibt es Hosen in meinem Schrank, die ich schon lange
nicht mehr angezogen habe. Da stehen Tassen im Schrank, aus denen nie
getrunken wird. Bücher, die ich nie gelesen habe und nie lesen werde. Wo
siehst du die "Weihnachtssterne" im übertragenen Sinne in deiner
Wohnung? Was könnte gut mal entsorgt werden?
Der Stern
im Fenster macht mich aber auch aufmerksam auf die inneren Erlebnisse
und Ereignisse, die noch in mir wirken und die ich nicht loslasse. Weil
ich es noch nicht bewusst gemacht habe. Oder weil es mir bisher gar
nicht aufgefallen ist. Oder weil ich es einfach nicht kann. Da hat mich
mein Partner gekränkt und diese Kränkung bekomme ich einfach nicht aus
dem Kopf und aus dem Herzen. Da klebt sie nun wie ein verblassender
Weihnachtsstern in meiner Seele. Wenn ich da mal so richtig hinspüre,
dann bemerke ich viel Zeug! Da könnte ich gut mal aufräumen und
abhängen. Wenn das Zeug nur nicht so kleben würde!
Wie
werde ich die "inneren Weihnachtssterne" los? Ich brauche sie doch gar
nicht mehr. Sie passen nicht in die Zeit. Nicht in mein jetziges Leben.
Sie sind Ballast. Überflüssig. Behindernd. Trotzdem werde ich sie nicht
los. Ich verabschiede sie irgendwie, aber sie kommen durch die Hintertür
zu mir zurück. Wie bei einem PC ziehe ich ein neues Betriebssystem auf
und anschließend wirkt zugleich das alte im Hintergrund und verlangsamt
meine Programme.
Es ist Sommer. Ich habe Urlaub! Ich
kann mal einfach hinspüren und mit den "inneren Weihnachtssternen" ganz
persönlich reden. Ein wenig verhandeln. Mit Geduld und Verständnis.
Vielleicht geht ja auch schon ein wenig lockern. Manche verziehen sich
auch freiwillig nach einem Gespräch. Manche bleiben auch. Aber ich
gewichte sie nicht mehr so.
Ich schaue auf den Weihnachtsstern und
freue mich über den Zacken, der schon das Festkleben aufgegeben hat.
Ich kann auch dran vorbeischauen. Ich sehe noch genug! Den Weg, die
Bäume und denjenigen, der da kommt. Es muss nicht perfekt sein. Einem
Oldtimer sieht man auch die Jahre an und hat Verständnis für die eine
oder andere Schramme. Gelassenheit dem "Zeug" im Inneren gegenüber ist
schon ein ganz wichtiger Schritt im Prozess des Loslassens. Damit bin
ich zufrieden. Ich habe ja schließlich Urlaub!
www.matthias-koenning.de
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