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Dienstag, 18. Juli 2023

Ohne Glanz und Gloria!

Urlaubszeit! Es ist Sommer. Im Fenster hängt noch ein Stern aus der Weihnachtszeit. Ein Zacken hat sich vom Fenster gelöst. Die Farben verblassen. Der Glanz vergeht. Es ist halt Sommer und Weihnachten ist längst vorbei. Na ja, bis zum nächsten Weihnachtsfest dauert es ja auch nur noch knapp ein halbes Jahr. Jetzt könnte er auch ruhig noch hängen bleiben.
Vielleicht handelt es sich aber auch gar nicht um einen Weihnachts- sondern eher um einen Ganzjahresstern.
Jedenfalls erinnert mich der Stern am Fenster im Hochsommer an eine wichtige Erkenntnis. Die Dinge zum richtigen Zeitpunkt loszulassen und zu verabschieden. Da gibt es Hosen in meinem Schrank, die ich schon lange nicht mehr angezogen habe. Da stehen Tassen im Schrank, aus denen nie getrunken wird. Bücher, die ich nie gelesen habe und nie lesen werde. Wo siehst du die "Weihnachtssterne" im übertragenen Sinne in deiner Wohnung? Was könnte gut mal entsorgt werden?

Der Stern im Fenster macht mich aber auch aufmerksam auf die inneren Erlebnisse und Ereignisse, die noch in mir wirken und die ich nicht loslasse. Weil ich es noch nicht bewusst gemacht habe. Oder weil es mir bisher gar nicht aufgefallen ist. Oder weil ich es einfach nicht kann. Da hat mich mein Partner gekränkt und diese Kränkung bekomme ich einfach nicht aus dem Kopf und aus dem Herzen. Da klebt sie nun wie ein verblassender Weihnachtsstern in meiner Seele. Wenn ich da mal so richtig hinspüre, dann bemerke ich viel Zeug! Da könnte ich gut mal aufräumen und abhängen. Wenn das Zeug nur nicht so kleben würde!

Wie werde ich die "inneren Weihnachtssterne" los? Ich brauche sie doch gar nicht mehr. Sie passen nicht in die Zeit. Nicht in mein jetziges Leben. Sie sind Ballast. Überflüssig. Behindernd. Trotzdem werde ich sie nicht los. Ich verabschiede sie irgendwie, aber sie kommen durch die Hintertür zu mir zurück. Wie bei einem PC ziehe ich ein neues Betriebssystem auf und anschließend wirkt zugleich das alte im Hintergrund und verlangsamt meine Programme.

Es ist Sommer. Ich habe Urlaub! Ich kann mal einfach hinspüren und mit den "inneren Weihnachtssternen" ganz persönlich reden. Ein wenig verhandeln. Mit Geduld und Verständnis. Vielleicht geht ja auch schon ein wenig lockern. Manche verziehen sich auch freiwillig nach einem Gespräch. Manche bleiben auch. Aber ich gewichte sie nicht mehr so.
Ich schaue auf den Weihnachtsstern und freue mich über den Zacken, der schon das Festkleben aufgegeben hat. Ich kann auch dran vorbeischauen. Ich sehe noch genug! Den Weg, die Bäume und denjenigen, der da kommt. Es muss nicht perfekt sein. Einem Oldtimer sieht man auch die Jahre an und hat Verständnis für die eine oder andere Schramme. Gelassenheit dem "Zeug" im Inneren gegenüber ist schon ein ganz wichtiger Schritt im Prozess des  Loslassens. Damit bin ich zufrieden. Ich habe ja schließlich Urlaub!
www.matthias-koenning.de

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