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Montag, 17. Juli 2023
... und in der schwärzesten Nacht meines Lebens sah ich Sterne. Carlos Ruiz Zafon
Wenn die Nacht der Seele schwarz ist, dann fühlt sie sich schwarz an. Um mich herum gehen die Lichter aus. Alle Freundlichkeit verschwindet. Die Liebe schleicht sich davon. Die bisher sinnvollen Dinge entleeren sich des Sinnes. Der Prozess erscheint unaufhaltsam, wenn er einmal begonnen hat. Die Dunkelheit wird unaufhaltsam dunkler und die Nacht breitet sich aus.
Was ist, wenn dann der Zeitpunkt kommt, wo nichts mehr ist? Ich erinnere mich an eine Wanderung auf Madeira in einen der dunklen Tunnel. Da gab es einen Tunnel, wo man nach einigen Metern nichts mehr sehen konnte. Der Weg ging ein wenig krumm, so dass der Anfangspunkt nicht mehr sichtbar war und der Endpunkt auch nicht. Kein Lichtstrahl kam an. Ein Moment, wo die Angst sich einschlich und unaufhaltsam durch die Knochen kroch.
... und in der schwärzesten Nacht meines Lebens sah ich Sterne. Das klingt wie eine Verheißung. Wie ein Geschenk. Und bei Zafon war es einfach so. Kein Ratschlag, dass du es auch so erfahren könntest. Er sah Sterne in der schwärzesten Nacht. Manche Sterne kann ich erst sehen, wenn die Nacht schwarz genug ist. Je schwärzer die Nacht auf der Erde, desto leuchtender erscheinen mir die Sterne. Manchmal gibt es keine Rettung aus der unmittelbaren Umgebung. Aus dem gewohnten Feld. Manchmal gerate ich ja in die Dunkelheit, weil das Feld dunkel ist, in dem ich mich bewege. Wie tröstlich, wenn aus der Ferne etwas auf mich zukommt. Etwas, das weit genug entfernt ist von der Dunkelheit.
Stell dir vor, dass du dich in einer emotional schwarzen Nacht befindest. Deine unmittelbare Umgebung bewirkt oder verstärkt sogar diese Nacht. Und du stellst dir vor, dass es einen Stern in der Ferne gibt. Du siehst ihn noch nicht. Du stellst dir nur vor, dass es einen gibt. Halte diese Vorstellung fest. Du magst nicht die gleiche Erfahrung gemacht haben wie Zafon. Aber du darfst dich von seiner Erfahrung mit nähren. Wenn nur ein Mensch in der Schwärze die Sterne sieht reicht es für alle!
www.matthias-koenning.de
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