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Donnerstag, 12. November 2015

Ich liebe dein Rezept - auf meine Weise!


Auf einer Internetseite lese ich ein Rezept zu einem indischen Eintopf. Er enthält Gemüse, Hühnerfleisch, Kreuzkümmel, Kokosmilch und noch ein paar andere Zutaten.
Darunter lese ich dann die Kommentare der "Nachkocher".

"Dein Rezept war wunderbar. Ich habe nur die Kokosmilch durch Sahne ersetzt, als Vegetarier das Huhn durch Linsen und den Kreuzkümmel verträgt meine Familie nicht. Ich gebe volle fünf Sterne!"

"Ein tolles Rezept. Einfach wunderbar einfach zum Nachkochen. Ich habe ein ähnliches Rezept. Da kommt nur kein Kreuzkümmel rein. Schmeckt eigentlich noch besser!"

Mich beschleicht der Verdacht, dass niemand dieses Rezept im Original kocht. Jeder hat was dran auszusetzen. Sehr freundlich zwar, aber es muss verbessert werden.

Kaum ein Thema beflügelt Menschen so in ihrer Ego-Bestätigung wie die besten Rezepte, der beste Koch, die richtigsten Kochverfahren. Immer geht es dabei um richtig und falsch oder besser und schlechter.

Mir fällt dabei auf, dass wir oft bei allem unseren Senf dazu geben. Mache ich ja auch ständig in allen Posts. Ich gebe meinen Senf dazu! Zu allem, was mir über den Weg läuft. Zu allem, was ich sehe oder erlebe. Meine Senftube habe ich immer im Gepäck. Der Senf liebt die Wertung und die Beurteilung. Der Senf möchte überall mitsprechen. Er kann nie die Klappe halten. Das fällt ihm schwer.

Und wenn wir unseren Senf nicht dazutun sagen wir: "Das lasse ich jetzt mal so stehen!" Damit deuten wir an, dass wir unseren Senf dazutun könnten wenn wir denn wollten. Aber wir sind heute gnädig oder haben keine Lust oder schon genug Senf verteilt und die Tube ist leer.

Aber so ist das nun einmal. Wir benötigen den Senf, damit wir spüren, wer wir denn selber sind. Gehört Kokos auch zu meiner Existenz? Oder eher nicht? Überall, wo wir unseren Senf verteilen, sagen wir etwas zu unseren eigenen Glaubenssätzen, markieren unser Revier, entwickeln uns weiter. Wenn wir uns fertig entwicklet haben sinkt das Bedürfnis, Senf zu veteilen. Es gibt nichts mehr zu verteilen weil alles was ist so sein darf. Es geht so und es geht auch anders. Mit Kokos ist in Ordnung und ohne auch.

Ich liebe dein Rezept! Heute total auf deine Weise! Und morgen? Da gehe ich jetzt noch nicht hin. Ich bleibe bei dir und deinem Rezept.
www.matthias-koenning.de

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