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Freitag, 13. November 2015

Fremdelst du noch oder bist du schon angekommen?


Du kennst bestimmt die Erfahrung, die kleine Kinder machen. Sie fremdeln in bestimmten Lebensphasen. Sie fühlen sich nur wohl bei vertrauten Menschen. Wenn jemand Fremdes kommt suchen sie ganz schnell vor lauter Angst und Unsicherheit den Schutz und die Nähe von Mama und Papa. Irgendwann geht diese Phase vorbei und sie öffnen sich den fremden Welten. Die Neugier siegt!
Hast du gedacht, ist aber nicht so! Ich glaube, dass "Fremdeln" zu uns dazugehört. Wir müssen als kleine Kinder die Symbiose mit der Mutter verlassen und die "böse" Welt entdecken. Wir wenden uns von der Mutter ab und entdecken die vielen neuen Dinge. Sie faszinieren uns. Dann kommt der Schreck: "Halt Stopp! Wo ist denn Mama geblieben! Hilfe! Ich gehe verloren! Ich brauche dich! Wo bist du? Ich will zurück!" Wenn Mama dann in der Nähe ist wächst das Gefühl der Sicherheit. Wir gehen zurück zum Schoß und betrachten von da aus die unbekannte und fremde Welt.
Wenn wir erwachsen sind können wir uns den Besuch auf dem Mutterschoß nicht mehr leisten. Er ist uns entzogen bis in alle Ewigkeit. Wir müssen mit uns selber klarkommen. Wir kommen ja auch klar! Aber das Fremdeln bleibt! Nicht wahr?
Du bist eingeladen. Du kennst den einen oder anderen Gast. Aber du kennst nich alle Gäste. Wirst du sie mögen? Werden sie dich mögen? Wirst du überhaupt mit ihnen ins Gespräch kommen? Worüber sprichst du? Fängst du an oder wartest du erst einmal ab, wie es sich so entwickelt? Dann stehst du vor der Haustür und drückst den Klingeknopf. Da ist das Fremdeln schon voll entbrannt. Was vorher noch mögliche Gedanken waren, breitet sich mit dem Klingeln im ganzen Körper aus. Du atmest nicht mehr tief durch. Deine Augen irren unsicher hin und her. Du zupfst nervös an deiner Kleidung herum. Du musst vor allem erst einmal dringend auf die Toilette - Stress abbauen.
Du wirst im Leben ständig pendeln. Mal bist du Gast und mal bist du Fremder. Und manchmal gibt es in dir auch ein großes Selbstverständnis deiner selbst. Du bist weder Gast noch Fremder, sondern "Einwohner". Du wohnst in dir und im anderen ein. Ganz selbstverständlich, ganz natürlich, ganz ungezwungen - wie damals - bei Mama auf dem Schoß.
www.matthias-koenning.de

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