Ein
Mann kommt zu mir in die Beratung. Seit vielen Jahren hat er Ärger mit
seinem Nachbarn. Mal geht es um einen Ast, der über das Grundstück
reicht, mal geht es um Bälle, die in seinem Garten landen. Verwandte
parken an einer verbotenen und falschen Stelle. Der Nachbar hat
irgendwann einmal böse geschaut. Und oft gibt es Streit und - es geht um
gar nichts. Anwälte wurden schon zu Rate gezogen und die Polizei wurde
auch schon bemüht. Selbst der Mediator konnte nichts ausrichten.
Ich
frage ihn, ob das immer schon so war oder ob es auch bessere Zeiten
gab. Da konnte sich der Mann daran erinnern, dass es wirklich mal ganz
unproblematisch war. Beim näheren Untersuchen stellte sich heraus, dass
er seinen Nachbarn zur Silberhochzeit vergessen hatte, einzuladen und es
mündlich zwei Tage vor dem Fest nachholte. Zwar spät, aber nicht zu
spät, dachte er. Meine Vermutung war: Die Kränkung war tiefer als er
ahnte. Bis heute zahlt er den Preis der Kränkung. Nie gab es eine
Entschuldigung, nie wurde der Vorfall nachbesprochen.
Wenn du
einmal zurückgehst in dein eigenes Leben: Erinnerst du dich an Worte
oder Sätze deiner Eltern, die dir durch Mark und Bein gingen? Worte, die
du bis heute nicht vergessen hast? Sätze, die wie ein Stachel in deinem
Fleisch sitzen? "Nie machst du was richtig!" "Immer kommst du zu spät!"
"Aus dir wird nichts werden!"
"Das Unheil, das die Zunge
verschafft, verjähret nicht!" sagt das persische Sprichwort. Manche
Sätze in deinem Herzen benötigen wirklich einen Friedensprozess. Ich
wünsche dir einen guten Heilungsweg!
www.matthias-koenning.de
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